| Titel: | Ernst Porak's Saug-, Wasch- und Druckapparat für Schwefeldioxyd. Verwendung desselben in Sulfitstoff- und Zuckerfabriken, sowie auf Hüttenwerken. | 
| Autor: | August Harpf | 
| Fundstelle: | Band 304, Jahrgang 1897, S. 165 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Ernst Porak's Saug-, Wasch- und Druckapparat für Schwefeldioxyd. Verwendung desselben in
                           								Sulfitstoff- und Zuckerfabriken, sowie auf Hüttenwerken.
                        Von Docent Dr. August Harpf in Przibram.
                        Mit Abbildungen.
                        Porak's Saug-, Wasch- und Druckapparat für Schwefeldioxyd.
                        
                     
                        
                           Im Sommer des verflossenen Jahres (1896) wurde mir die Aufgabe zu Theil, einen neuen, von der Firma Brüder
                                 										Porak in ihrer bei Kienberg nächst Hohenfurt in Böhmen gelegenen Sulfitcellulose- und Papierfabrik „Moldaumühl“
                              									aufgestellten Apparat zur Erzeugung von doppeltschwefligsaurem Kalk zu begutachten. Dieser in allen Industriestaaten
                              zum Patent
                              									angemeldete, in einzelnen bereits patentirte Apparat, von Ernst Porak, dem Besitzer der Fabrik, selbst
                              									erfunden, dient, wie schon erwähnt, zur Darstellung der für die Sulfitcellulosekochungen nöthigen
                              									Calciumbisulfitlauge, kann aber, da er ein gleichmässig reines und gewaschenes Schwefeldioxyd von hoher Concentration
                              liefert, auch
                              									von Zuckerfabriken, welche das Steffen'sche Saturationsverfahren mit
                              									schwefliger Säure anwenden wollen, gleichfalls sehr gut benutzt werden. Weil es ferner möglich ist, verdünnte (SO2-arme) Gase damit zu reinigen und gleichzeitig zu concentriren, ist der
                              									Apparat auch zur Verwerthung des Schwefeldioxyds auf Hüttenwerken geeignet. Auf diese beiden letzteren
                              									Anwendungen komme ich übrigens im dritten und vierten Theile dieser Abhandlung noch zurück und werde mir jetzt erlauben,
                              im ersten
                              									Theil derselben eine Beschreibung der Einrichtung des erwähnten Apparates zu geben und im zweiten Theil die Art seines
                              Betriebes in
                              									der Sulfitstoff-Industrie näher zu erläutern.
                           
                        
                           1) Einrichtung des Apparates.
                           Fig. 1 gibt ein vollständiges Bild eines senkrechten Durchschnittes der ganzen Vorrichtung und zwar im Maassstabe 1 : 200.
                           A ist ein eiserner Schwefelbrenner; das dort sich entwickelnde Schwefeldioxydgas entweicht durch das
                              									eiserne Rohr B, durchströmt den Kühler C, steigt dann im Hartbleirohr
                              										D, durch das Wasserstrahlgebläse S kräftig angesaugt, aufwärts und gelangt zugleich mit dem ansaugenden Wasser in den Bottich G. Das
                              									Wasser wird aus diesem Bottich durch die Schleuderpumpe E fortwährend angesaugt und durch das
                              									Hartbleirohr F1 zu der etwa 10 m über dem Druckbottich G befindlichen Düse S getrieben. Diesen in Fig.
                                 										1 dem Maasstab entsprechend dargestellten Abstand der Düse von dem Druckbottich (10 m) hatten
                              									die von mir im Sommer 1896 im Betrieb, beobachteten Apparate.
                           Während vorliegende Abhandlung aber im Druck sich befand, erhielt ich vom Erfinder die Nachricht, dass er in Folge verschiedener
                              									Verbesserungen im Bau des Injectors u.s.w. die Entfernung zwischen diese und Druckbottich jetzt nur mehr zu 7 m nehme
                              und damit den
                              									gleichen Erfolg wie früher billiger erziele.
                           Die schweflige Säure löst sich allerdings anfangs zum geringen Theile in der kleinen Wassermenge in G, bis
                              									diese damit gesättigt ist, sammelt sich dann aber unter Druck im oberen Theil des genannten Bottichs an,
                              									strömt dann, durch diesen Druck getrieben, durch die Bleileitung H und den Kühler J in die mit Kalkmilch gefüllten und mit Rührwerk versehenen grossen Sulfitlaugenbottiche K und
                              										L und wird in denselben absorbirt. Der nicht absorbirbare Theil des Gasgemenges: Stickstoff und
                              									überschüssiger Sauerstoff, entweicht durch das Rohr M.
                           Mit diesen wenigen Worten ist die Vorrichtung in grossen Zügen beschrieben und die Art des Betriebes zu gleicher Zeit
                              									gekennzeichnet.
                           Die Einzelheiten des Apparates sind folgende:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 304, S. 165
                              Fig. 1.Schwefelofen.
                              
                           Der Schwefelofen A besteht aus einem schmiedeeisernen Haupttheil, welcher eine Luftzuführungsklappe, die
                              									durch Schrauben 1 verstellbar ist, besitzt. Durch diese Oeffnung wird der mittels eines Holzhammers grob
                              									zerschlagene Schwefel von Zeit zu Zeit eingeworfen. Durch ein Ventil 2 kann der Ofen nach Belieben
                              									abgesperrt und zum Verlöschen gebracht werden. Um denselben ferner gegen Durchbrennen zu schützen, ist er mit einem
                              Einsatz aus 8 mm
                              									starkem Eisenblech versehen und der Zwischenraum zwischen diesem Einsatz and dem Ofen selbst mit Sand ausgefüllt.
                              Man ist jederzeit im
                              									Stande, durch Abschrauben des Deckels den Einsatz herauszunehmen und auszuwechseln. Die Brennfläche beträgt 1,84
                              qm; diese genügt bei
                              									richtigem Zuge, um in 24 Stunden 1000 k Schwefel verbrennen zu können. Um die sich entwickelnden Gase bereits im
                              Ofen zu kühlen,
                              									befindet sich auf dem wagerecht montirten Deckel desselben ein schmiedeeiserner Kasten 5, der mit fortwährend erneuertem
                              kalten Wasser
                              									gefüllt ist. Eine derartige im Ofen schon stattfindende Kühlung der
                              									Gase ist aus zwei Gründen sehr empfehlenswerth: Der Schwefel schmilzt bekanntlich nach Brodie bei 114,5° C., entzündet sich nach Dalton bei 260° C. und siedet nach
                              										Regnault bei 448,4° C., aber verflüchtigt sich schon vorher bei viel
                                 										niedrigerer Temperatur. Es ist daher gut, durch Kühlung des Schwefelbrenners dafür zu sorgen, dass der Inhalt desselben sich
                              									nicht wesentlich über den Entzündungspunkt des Schwefels erhitzt, um Sublimation möglichst zu vermeiden. Andererseits
                              ist bekannt,
                              									dass beim Verbrennen von Schwefel (oder Rösten von Kies) neben SO2 als Hauptproduct immer geringe
                              									Mengen SO3 entstehen; nach Berthelot's „Princip der grössten Arbeit“, dessen früher angenommene allgemeine Gültigkeit nach den neueren Forschungen heute
                              									allerdings nicht mehr anerkannt werden kann, sollte zwar beim Erhitzen von Schwefel an der Luft nur
                              									Schwefeltrioxyd entstehen, da die Oxydation von SO2 zu gasförmigem SO3
                              									mit einer Wärmeentwickelung von 22600 Cal. verknüpft ist. Dass aber dennoch im Wesentlichen nur Schwefeldioxyd entsteht,
                              erklärt man
                              									sich dadurch, dass man annimmt, es würde durch die Oxydation von SO2 zu SO3
                              									so viel Wärme frei, dass bereits entstandenes SO3 wieder zurück in SO2 + O zerfällt. Eine kleine Menge Schwefeltrioxyd aber bildet sich, wie bekannt, immer neben
                              									Schwefeldioxyd und man führt deren Bildung auf Contactwirkung durch erhitzte
                                 										Ofenwände zurück. Es dürfte also, ob sich letztere Ansicht nun bestätigt oder nicht, eine Kühlung der Ofenwände in allen
                              									Fällen empfehlenswerth sein.
                           Uebrigens kann auch jeder andere beliebige Schwefelbrenner an Stelle des hier beschriebenen, dessen Bauart nicht vollständig
                              									einwandfrei ist, benutzt werden. So z.B. baut bekanntlich die Firma Paschke und Kästner zu Freiberg in
                              									Sachsen recht gute Schwefelöfen mit zweckentsprechender Kühlung und regulirbarer Zuführung des vorgeschmolzenen Schwefels.
                              Eine
                              									Beschreibung und Zeichnung dieser letzteren Oefen habe ich in D. p. J. 1896 301 23 gegeben.
                           Die Fabrik in Moldaumühl benutzt theils regenerirten Sodafabrikschwefel von Aussig, theils sicilianischen IIa vantaggiata
                              Rohschwefel;
                              									ich verbrannte je ein ausgesuchtes reines Stück dieser beiden Sorten und fand in der ersteren 0,023, in
                              									der letzteren 0,021 Proc. Asche.
                           Das vom Ofen nach der ersten Kühlung C führende Rohr B kann aus Schmiedeeisen
                              									oder Gusseisen angefertigt werden; hier sind schmiedeeiserne Röhren von 150 mm lichter Weite und 2 mm Wandstärke
                              in Verwendung.
                           Der Kühler C besteht aus einem 4000 mm langen, 1600 mm breiten und 720 mm hohen Holzkasten, in welchem
                              									neun Bleirohre von 150 mm lichter Weite und 5 mm Wandstärke in zwei Lagen so über einander angebracht sind, dass
                              sie in fortlaufender
                              									Verbindung mit einander stehen. Der Kasten ist mit stets sich erneuerndem kaltem Wasser gefüllt. Die Temperatur des
                              auffliessenden
                              									Wassers war gelegentlich einer von mir vorgenommenen Messung 14° C., die des abfliessenden Wassers 17° C. Eine bequeme
                              Reinigung der
                              									einzelnen Rohrstränge dieser Kühlung wird dadurch ermöglicht, dass dieselben rechts und links durch die Wand des
                              Holzkastens
                              									hindurchgehen und von aussen mit hölzernen Spunden 4, welche leicht herausgezogen und wieder hineingeschlagen werden
                              können,
                              									verschlossen sind. Die gesammte vom Wasser gekühlte Fläche der Röhren beträgt 20 qm.
                           Das Wasserstrahlgebläse S ist in Fig. 2 in grösserem Maasstabe
                              									herausgezeichnet. Der Mantel m desselben besteht aus 5 mm starkem Bleiblech, die Düse d reicht 300 bis 400 mm weit unter den Wassereintritt und kann aus beliebigem Material: entweder 3 mm
                              									starkem Kupferblech, oder 2 mm dickem Hartgummi oder wie hier aus 4 mm starkem Hartblei, aber auch aus Glas oder
                              Porzellan hergestellt
                              									werden; dieselbe ist mittels des Flansches f luftdicht in den Mantel eingesetzt. Alles weitere ergibt die
                              									Zeichnung.
                           Der Druckbottich G ist in Fig. 3 besonders dargestellt; derselbe ist aus 50
                              									mm starken gesunden Pfosten gebaut, zu welchem Zwecke man Kernkiefer oder auch Lärchenholz mit Vortheil verwendet.
                              Der Deckel, sowie
                              									der Boden desselben erhalten ausserdem noch Versteifungen aus besonders starken Pfosten, damit der Bottich den in
                              ihm entstehenden
                              									Ueberdruck sicher aushält. Die eisernen Reifen r, welche ihn zusammenhalten, sind mit Schrauben zum
                              									Anziehen eingerichtet. Der Wasserstandszeiger w gestattet eine Controle des Inhaltes des Bottichs. Das
                              									Gaszuleitungsrohr F2, auch Fallrohr genannt,
                              									weil das Wasser mit dem Gase drinnen niederfällt, mündet ziemlich tief unter dem Wasserspiegel und steht auf drei
                              eisernen, verbleiten
                              									Füssen oder Bügeln b, an welche das Rohr angelöthet ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 304, S. 166
                              Fig. 2.Wasserstrahlgebläse.
                              
                           Die Abdichtung bei der Durchgangsstelle des Rohres F2 durch den Deckel des
                              									Bottichs wird durch ein angelöthetes Bleibördel mit übergeworfenem eisernem Flanschring und untergelegtem Kautschukring
                              bewirkt; in
                              									derselben Weise wird das Gasausströmungsrohr H, sowie das zur Pumpe führende Saugrohr s auf dem Deckel bezieh. an der Seitenwand befestigt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 304, S. 166
                              Fig. 3.Druckbottich.
                              
                           Man hat stets dafür zu sorgen, dass so viel Wasser im Druckbottich sich befindet, dass die Pumpe niemals Luft oder Gas zu ziehen bekommt. Zum Einlassen von Wasser, sowie auch zum
                              									Ablassen desselben, behufs Reinigung dient ein in der Nähe des Bodens angebrachtes Reinigungsventil v. Im
                              									Saugrohr s, welches vom Bottich G zur Pumpe E
                              									führt, ist ein Hartbleiwasserschieber v1 eingeschaltet, welcher
                              									abgesperrt wird, sobald die Pumpe steht oder irgend eine Arbeit an derselben vorzunehmen ist. Es ist empfehlenswerth,
                              den Bottich G 300 bis 500 mm höher aufzustellen, als die Pumpe steht, und als in der Zeichnung angegeben ist.
                           Von besonderem Interesse war für mich die Flüssigkeit, welche in diesem Bottich enthalten ist und welche drei Zwecken dient:
                              erstens,
                              									das Gas mit Hilfe des Injectors S aus dem Ofen anzusaugen, zweitens, dasselbe mit Hilfe der Pumpe weiter
                              									zu drücken, und drittens, es zu waschen. Ich untersuchte zwei Proben dieses Waschwassers und fand in je
                              									100 cc desselben:
                           
                              
                                 Bei Probe
                                 I
                                 II
                                 
                              
                                 
                                 g
                                 g
                                 
                              
                                 SO2
                                 1,344
                                 0,704
                                 
                              
                                 SO3
                                 0,100
                                 0,098
                                 
                              
                                 Flugasche
                                   0,0154
                                    0,00075
                                 
                              
                           Beide Proben enthielten ferner auch Schwefelblumen, welche ich aber nicht quantitativ bestimmte.
                           Man sieht, das Waschwasser hält nicht nur Schwefel, welcher verdampft war und sich condensirt hatte, sondern auch Flugasche
                              aus dem
                              									Schwefel und ferner auch Schwefeltrioxyd zurück. Wegen der darin befindlichen schwefligen Säure kann es in Cellulosefabriken,
                              in
                              									welchen man keinen hohen Werth auf chemische Reinheit der Kochlauge legt, dieser beigemischt werden; in Zuckerfabriken
                              wird man dieses
                              									Waschwasser selbstverständlich laufen lassen, wobei es ja keiner besonderen Erwähnung bedarf, dass dasselbe durch
                              Ueberleiten über
                              									Kalksteine leicht unschädlich gemacht werden kann.
                           Die Centrifugal- oder Kreiselpumpe E (Fig. 1) besteht in ihren wesentlichen
                              									Theilen:
                           Gehäuse und Schaufelrad, ebenso wie die übrigen Bleitheile des ganzen Apparates: Röhren, Injector u.s.w., aus einer Antimonbleilegirung
                              									von verhältnissmässig geringem Antimongehalt. Nur die Welle, welche durch die Pumpe hindurchgeht und das Schaufelrad
                              trägt, ist aus
                              									Stahl, jedoch in einer Länge von 625 mm (soweit sie im Pumpengehäuse liegt) 5 mm tief ausgespart oder abgeschwächt.
                              Diese Aussparung
                              									ist mit Bronze umgössen, kann aber auch mit Hartgummi umkleidet sein und wird nach der Umkleidung auf die richtige
                              Stärke der Welle
                              									(40 mm) abgedreht. Dadurch ist die letztere vollkommen gegen die Angriffe der sauren Flüssigkeit geschützt.
                           Die Pumpe soll bei einer Förderhöhe von 10 m mit 700 Umdrehungen in der Minute laufen und dabei 1200 l Flüssigkeit in der
                              Minute heben;
                              									nehmen wir das Verhältniss zwischen Nutzeffect und Kraftbedarf niedrig an (mit 0,5 : 1), so verlangt die Pumpe für
                              diese Leistung 5,3
                              									. Bei dem neuen Apparat, wo das Wasser nur 7 m gehoben wird, ist der Kraftbedarf selbstverständlich noch geringer und beträgt
                              									unter sonst gleichen Umständen nur 3,7 .
                           Der Kühler J (siehe Fig. 1) entspricht in seiner Anordnung vollständig dem
                              									Kühler C, nur mit dem Unterschiede, dass in J eine einfache Lage von hin und
                              									her laufenden Röhren sich befindet und die wirksame Kühlfläche in Folge dessen nur halb so gross ist als in C. Der Verschluss durch Spunde wurde hier, weil Druck vorhanden, nicht angebracht, sondern es wurden aus
                              									Blei verfertigte Krümmlinge 5 ausserhalb des Holzkastens mittels eiserner Flanschenringe angeschraubt.
                              									Bei Bedarf kann man diese Krümmlinge entfernen; ein Reinigen der Rohre, wie in der Saugkühlleitung C, ist
                              									jedoch nicht nöthig, da die gesammten Verunreinigungen des Gases sich bereits in C selbst, sowie im
                              									Druckbottich G abgesetzt haben.
                           Die zweite Kühlung hat sich als nothwendig herausgestellt, weil das Gas beim Hindurchströmen durch den Druckbottich theils
                              durch die
                              									dabei stattfindende Comprimirung, sowie auch, weil ein kleiner Theil des Gases sich löstDie Lösungswärme der gasförmigen schwefligen Säure ist
                                    											bekanntlich: (SO2, aq) = 7700 Cal., wieder etwas erwärmt wird; da die Erwärmung
                              									aber nur gering ist, so genügt, wie bemerkt, ein kleinerer Kühler. Sowohl bei der Erzeugung der Sulfitlaugen, als
                              auch beim Saturiren
                              									von Zuckerlösungen wird kaltes Schwefeldioxyd verlangt und es wird sich daher empfehlen, diese zweite
                              									Kühlung in allen Fällen beizubehalten.
                           Die Wirkung der beiden Kühlungen kann man aus folgenden von mir vorgenommenen Temperaturmessungen ersehen:
                           
                              
                                 Gas im Rohr B knapp über der Kühlung C:
                                 über 360° C.Bei diesen im Juli 1896 vorgenommenen Messungen war der Schwefelofen nicht gekühlt. Als dann auf meine Veranlassung eine Kühlung desselben eingeführt wurde,
                                          													war die Wirkung der ganzen Kühlung bedeutend intensiver. Dieselbe ist natürlich auch von
                                          													der Temperatur des benutzten Kühlwassers sehr abhängig; so zeigten z.B. im März 1897 vorgenommene
                                          													Temperaturmessungen:BeiPunktI(RohrDnachderKühlungC)+  10° C.„„II(    „N„„„J)+ 5,5° C.
                                 
                              
                                   „     „     „    D    „         „     „        „      C:
                                 23,5° C.
                                 
                              
                                 Gas in der Druckleitung H knapp vor der   Kühlung J:
                                 29° C.
                                 
                              
                                 Gas in der Druckleitung N knapp nach der   Kühlung J:
                                 21° C.
                                 
                              
                           Auch der Druckbottich G wird vortheilhaft mit möglichst kaltem Wasser beschickt; in Moldaumühl wurde das
                              									Wasser desselben nach je 3 Stunden immer wieder erneuert.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 304, S. 167
                              Fig. 4.Sulfitlaugenbottich.
                              
                           Die beiden Sulfitlaugenbottiche K und L (Fig.
                                 										1) endlich sind aus dreizölligen Kiefern- oder Lärchenbohlen hergestellt und werden von je sechs Eisenreifen von 80 mm
                              									Breite und 8 mm Stärke zusammengehalten. In Fig. 4 ist einer derselben im Durchschnitt, sowie von oben
                              									gesehen, im Maasstabe 1 : 100 dargestellt. Der Rührer R bewirkt ein fortwährendes Aufrühren des nicht
                              									gelösten Theiles des Aetzkalkes. Um ein Auspeitschen bereits gelöster schwefliger Säure zu verhindern, bewegt derselbe sich nur ganz langsam und macht 2 bis 3 Umdrehungen in der
                              									Minute. Er ist im Wesentlichen aus Holz hergestellt, läuft unten in einer Bronzespur mit Bronzezapfen b,
                              									während er oben mit einer Bronzewelle b1 durch den Deckel des Bottichs
                              									hindurchgeht und von aussen mittels eiserner Schnecke s und Schneckenrad in Umdrehung versetzt wird.
                              									Durch bronzene Stopfbüchsen, erfolgt ein sicherer Verschluss gegen das Ausströmen von Gasen. Jeder der beiden Bottiche
                              hat 80 cbm
                              									Inhalt und wird mit etwa 25 cbm Flüssigkeit beschickt. Die Bottiche sind sehr stark und mit grosser Genauigkeit gemacht,
                              damit sie den
                              									entstehenden Ueberdruck leicht aushalten und sicher dicht bleiben. Zum Zwecke der Reinigung hat jeder derselben ein
                              Mannloch, ferner
                              									zur Beobachtung der Lösung ein Wasserstandsglas, welches auch zum Probenehmen dient.
                           Die beiden Absorptionsgefässe sind derartig über einander aufgestellt, dass das Gas zunächst durch das Rohr N in den unteren oder Hauptbottich K gelangt. Die hier nicht absorbirten Antheile desselben
                              									gehen durch die Leitung O nach dem mit frischer Kalkmilch gefüllten oberen oder Vorbottich L.
                           Zum Schlusse dieser eingehenden Beschreibung des ganzen Laugenapparates habe ich noch folgende Einzelheiten der Rohrleitung zu erwähnen: Sämmtliche Leitungsröhren bestehen, wie schon bemerkt, aus der oben genannten Bleiantimonlegirung.
                              									Das Saugrohr D (Fig. 1) hat 100 mm lichte Weite und 5 mm Wandstärke; das
                              									Fallrohr F2 hat 150 mm lichte Weite und 6 mm Wandstärke; das Steigrohr
                              										F1 hat 110 mm inneren Durchmesser und 5 mm dicke Wände, und das
                              									Druckrohr H endlich hat 100 mm inneren Durchmesser bei ebenfalls 5 mm Wandstärke. Die Höhe des Injectors
                              										S über dem Druckbottich G hängt von der Druckwirkung ab, die man
                              									erzielen will, vornehmlich also von der Höhe der Flüssigkeitssäule in den Laugenbottichen K und L oder anderen ähnlichen Gefässen, deren Gegendruck zu überwinden ist. In Moldaumühl beträgt dieselbe,
                              									wie bereits erwähnt, bei den älteren Apparaten 10 m, bei den neuen 7 m, und die Höhe der beiden Flüssigkeitssäulen
                              in den
                              									Kalkmilchbottichen K und L zusammen etwa 4 m.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)