| Titel: | Ueber Gasgebläse für Glüh- und Schmelzzwecke. | 
| Autor: | R. Schwirkus | 
| Fundstelle: | Band 304, Jahrgang 1897, S. 201 | 
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                        Ueber Gasgebläse für Glüh- und Schmelzzwecke.
                        Von R. Schwirkus in Charlottenburg.
                        Mit Abbildungen.
                        Ueber Gasgebläse für Glüh- und Schmelzzwecke.
                        
                     
                        
                           Das Bestreben, das Leuchtgas für die Technik in noch höherem Grade als bisher nutzbar zu machen, findet seine Berechtigung
                              in dem hohen
                              									Nutzeffect, der Zeitersparniss und Bequemlichkeit, welche die Anwendung von Gas an Stelle der Kohle bietet. In Uebereinstimmung
                              damit
                              									sind nicht bloss in hüttenmännischen Betrieben, sondern auch in vielen Werkstätten und besonders in Waffen- und Werkzeugfabriken
                              									kleine Gasgebläseöfen zum Härten von Stahl und zu ähnlichen Processen eingeführt, die meist mit Leuchtgas, seltener
                              mit Benzin- oder
                              									Erdöldampf gespeist werden, sich einer grossen Beliebtheit erfreuen und ihrem Zweck vollständig entsprechen. Ihre
                              Einführung bedeutet
                              									einen grossen Fortschritt in der Metallindustrie, und speciell die Härtetechnik des Stahls ist dadurch zu grosser
                              Vollkommenheit
                              									gelangt. Es erscheint daher wohl angezeigt, weitere Kreise auf Neuerungen und Verbesserungen in diesem Gebiete aufmerksam
                              zu
                              									machen.
                           Während bei den Regenerativöfen wegen der unter Atmosphären druck erfolgenden Verbrennung des Gases und der erst hinter dem
                              Regenerator
                              									stattfindenden Zuführung der Verbrennungsluft Raum für freie Flammenentfaltung gegeben sein muss, ist es beim Gasgebläseofen
                              von
                              									höchster Wichtigkeit, den Verbrennungsraum bis zur äussersten Grenze zusammenzudrängen. Hieraus ergibt sich, dass
                              solche Oefen an
                              									kleine Abmessungen gebunden sind. Dies ist für die Raum frage von Bedeutung, da die Gebläseöfen auch für grosse Muffeln
                              oder
                              									Schmelztiegel verhältnissmässig klein sein müssen. Sie können deshalb in jeder kleinen Werkstatt aufgestellt werden
                              und brauchen nicht
                              									unbedingt an einen Schornstein angeschlossen zu sein. Es genügt, wenn die Abgase mittels eines Blechtrichters aufgefangen
                              und durch
                              									ein Abzugsrohr ins Freie geleitet werden.
                           Die Gasgebläseflammen können dabei in zweierlei Art erzeugt werden. In der Regel wird die zur Verbrennung nöthige Luft den
                              Flammen so
                              									zugeführt, dass sich das Zuleitungsrohr im Inneren des Gasrohres befindet und in der Ausblasöffnung oder
                              									kurz vorher endigt. Das Gas umspült den Luftstrom, von dessen grösserer oder geringerer Geschwindigkeit die Höhe
                              der Temperatur in der
                              									Flamme abhängt. Die Mischung von Gas und Luft geschieht hierbei erst in der Flamme selbst. Dieses Princip ist allbekannt.
                              Es findet
                              									Anwendung unter anderem bei dem Löthrohr des Goldarbeiters und Mineralogen, der Lampe des Glasbläsers, der Löthpistole
                              des
                              									Kupferschmiedes und dem Fletcher'schen Schmelzofen der chemischen Laboratorien. – Eine vollkommenere
                              									Verbrennung bezieh. eine höhere Temperatur wird aber dadurch erzielt, wenn Leuchtgas und Luft bereits innig gemischt
                              zur Verbrennung
                              									gelangen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 304, S. 201
                              Fig. 1 und 2: Ventilator-Gasgebläse älterer Construction von MunscheidFig. 3 und 4: Anordnung der Ausblasrohre am
                                 										Schober'schen Gasgebläse.
                              
                           Die ältere, von dem früheren königl. Münzinspector P. Munscheid herrührende Einrichtung der letzteren
                              									Verbrennungsart (vgl. Fig. 1 und 2) besteht in dem eigentlichen Ofen und einem Mischventilator, der durch
                              									Schnurlauf oder Druckwasser angetrieben wird. Für das letztere sitzt dann auf der Welle des Flügelrades ein Stossrädchen
                              in einem
                              									besonderen Gehäuse. Ein dünner Wasserstrahl trifft auf die Schaufeln des Rädchens unter einem Druck von etwa 3 at,
                              wodurch das
                              									Flügelrad des Ventilators in schnelle Rotation versetzt wird. Der letztere ist wegen seiner nothwendigen hohen Geschwindigkeit
                              nur
                              									klein und in seiner Grösse dem jeweiligen Zweck des Ofens angepasst. Das Flügelrad hat sechs Flügel, welche bei grösseren
                              Ventilatoren
                              									der besseren Durchmischung halber siebartig durchbohrt, oder bei kleineren aus Drahtgaze angefertigt sind. In letzterem
                              Fall trägt
                              									jeder Flügel an seinem Ende einen kleinen Blechstreifen zur Erhöhung der Blaswirkung. Der Ventilator saugt Gas und Luft zugleich an, die durch das Flügelrad mit einander innig gemischt dem
                              									Brenner zugeführt werden.
                           Diese Anordnung ermöglicht, der Flamme zweckentsprechende Formen zu geben. Bei den Muffelöfen, die durch eine lange, schmale
                              Flamme
                              									erwärmt werden, hat der Brenner eine beilförmige Gestalt (Fig. 1); seine
                              									schmale Seite endigt in einem der Länge der Muffel entsprechenden langen Schlitz und ist dem Boden der letzteren
                              zugekehrt. Die
                              									Flamme, für deren Durchtritt sich eine Oeffnung im Mantel des Ofens befindet, trifft die Muffel direct. Die Verbrennungsgase
                              									entweichen über derselben durch ein Loch in der Ofendecke.
                           Bei den Schmelzöfen (Fig. 2) besteht der Brenner aus einem um den
                              									cylindrischen Ofen gelagerten Ring aus Gasrohr, von welchem drei wagerecht angebrachte Ausblasrohre von entsprechend
                              kleinerem
                              									Querschnitt radial in viereckige, in dem Ofenmantel vorgesehene Oeffnungen hineinreichen. Die Flammen treffen den
                              Tiegel gleichfalls
                              									direct.
                           Wenn die Ausblasrohre ohne genügenden Spielraum in der Ofenwand angebracht werden, erlöschen die Flammen, weil bei richtigem
                              									Functioniren des Brenners die von dem Ventilator dem Gas beigemengte Luft zu dessen vollständiger Verbrennung nicht genügt. Es muss also neben den Ausblasrohren so viel Raum vorhanden sein, dass von aussen her eine ausreichende Menge
                              									Luft in den Ofen nachströmen kann. Dies wird durch die Oeffnungen im Ofenmantel erreicht, führt aber zu einem höheren
                              Gasverbrauch, da
                              									die in den Ofen stetig mitgerissene Luft mit erwärmt werden muss. Der letztere Umstand ist auch ein Grund, weshalb
                              die Temperatur in
                              									den Schmelzöfen die theoretisch mögliche Grenze nicht erreichen kann. Führt man aber mittels des Ventilators die
                              zur vollständigen Verbrennung nothwendige Luft zu, so reissen die Flammen von den Ausblasöffnungen ab und
                              									brennen, durch den nachströmenden, sehr luftreichen Gas-Luftstrom stark abgekühlt, im Innern des Ofens weiter, unter
                              Umständen
                              									erlöschen sie auch sofort.
                           Es ist erfahrungsgemäss als Maximalleistung für gewöhnlichen Betrieb mit dieser älteren Einrichtung eine
                              									Temperatur von 1200 bis 1250° C. anzusehen. Allerdings ist es bei sehr hohem Gasconsum und grosser Geschwindigkeit
                              des Ventilators
                              									möglich, die Temperatur in den Schmelzöfen unter Umständen bis 1500° C. zu steigern, aber es gelingt dies nur dann,
                              wenn der
                              									Verbrennungsraum klein ist und wenn man auf Oekonomie beim Betriebe nicht zu achten hat.
                           Bei Glühöfen überschreitet die Temperatur in der Muffel im Allgemeinen nicht 1000° C. Beim Härten von Stahl z.B. darf sie
                              nur 750 bis
                              									850° C. betragen. Solche Temperaturen werden mit der älteren Einrichtung zweckmässig mit Hilfe theilweise leuchtender
                              Flammen erzeugt,
                              									weil die durch Zuführung einer grösseren Menge Luft mittels des Ventilators erreichte energischere Verbrennung höhere
                              Temperaturen
                              									ergibt. Werden solche Flammen verkleinert, um mit der Abnahme des Gas-Luftquantums auch die Temperatur im Ofen zu
                              erniedrigen, so
                              									erfolgt häufig unter Detonation ein Zurückschlagen der Flamme in den Ventilator hinein. Die Wahrscheinlichkeit dieses
                              Vorkommens hängt
                              									von der Explosionsfähigkeit des Gasgemisches ab. Bei den Schmelzöfen wird dieser Uebelstand besonders dadurch begünstigt, dass
                              									die Enden der Ausblasrohre theils durch Strahlung, theils durch die aus den Oeffnungen entweichenden Abgase erwärmt
                              und die
                              									hindurchgehenden Gase nicht kühl genug gehalten werden. Dieser letztere Umstand ist deshalb auch der Erreichung hoher
                              Temperaturen in
                              									den genannten Oefen hinderlich, weil sich das Gasgemisch, welches bei sehr heiss eingestellten Flammen immer mehr
                              oder weniger
                              									explosiv ist, im Innern der ins Glühen gerathenden Ausblasrohre entzündet und so von einem gewissen Punkt an durch
                              fortgesetzte
                              									heftige Explosionen der Steigerung der Temperatur ein Ziel setzt. In solchem Fall kann das Gasgemisch im Innern des
                              Brenners, diesen
                              									ins Glühen bringend, weiter brennen oder, wie dies häufiger vorkommt, es erlischt mit der Explosion, entzündet sich
                              wieder am
                              									glühenden Tiegel und explodirt aufs Neue. Dieser Vorgang wiederholt sich mehrere Male hinter einander, und zwar so
                              lange, bis sich die
                              									Ausblasrohre unter die Entzündungstemperatur des Gasgemisches abgekühlt haben. In beiden Fällen ist ein rasches Sinken
                              der Temperatur
                              									im Ofen die Folge. – Bei den beilförmigen Brennern ist die Explosionsgefahr geringer, weil hohe Temperaturen in den
                              Muffelöfen wegen
                              									der Grösse des Verbrennungsraumes überhaupt nicht erreicht werden und die grossen Seitenflächen, sowie die senkrechte
                              Lage des
                              									Brenners die Abkühlung des letzteren begünstigen.
                           Bei regelrechtem Betrieb beginnen die Störungen durch Zurückschlagen bei einer Ofentemperatur von etwa 1300° C. Man begegnet
                              ihnen
                              									durch Erhöhung der Ventilatorgeschwindigkeit oder Veränderung der Zusammensetzung des Gasgemisches. Von 1500° C.
                              an hört jedoch die
                              									regelmässige Function des Gasgebläses der älteren Construction auch unter den günstigsten Verhältnissen auf.
                           Das Ventilator-Gasgebläse reicht im Allgemeinen für die kleinen Oefen der Technik aus. Aber es gibt doch viele Fälle, bei
                              denen die
                              									Erzeugung höherer Temperaturen nothwendig ist, z.B. beim Schmieden und Schweissen von Platin, Schmelzen von Stahl
                              und Nickel oder
                              									Versuchsglassätzen, Herstellung von Legirungen aus schwer schmelzbarem Material, zur Untersuchung von Erzen im Bergbau
                              und
                              									Hüttenbetrieb u.a.m. Die angeführten Verrichtungen erfordern aber so hohe Temperaturen, wie sie mittels des Ventilator-Gasgebläses
                              									kaum erreichbar sind.
                           Schon die Wirkungsweise des vorher erwähnten Fletcher'schen Ofens lässt erkennen, dass nur durch höheren
                              									Druck der Verbrennungsluft alle Fehler des Ventilator-Gasgebläses beseitigt werden. Bei diesem kleinen Ofen deckt
                              der Brenner das
                              									Einströmungsloch in der Ofenwand fast ganz zu, es kann deshalb nur eine ganz geringe Menge der äusseren Luft nachströmen.
                              Das Oefchen
                              									ist bis auf eine Oeffnung im Deckel für die Abgase allseitig geschlossen. Trotzdem erlischt die Flamme nicht und
                              man erreicht wegen
                              									der Kleinheit des Verbrennungsraumes die überhaupt erreichbaren höchsten Temperaturen in verhältnissmässigkurzer
                              Zeit.
                           Dieses Princip hat Otto Schober in Berlin neuerdings sowohl bei Muffel- als auch bei Schmelzöfen (Fig. 3 bis 5) erfolgreich angewandt. Zu
                              									diesem neueren System gehört ein rotirendes Schiebergebläse, welches Pressluft mit etwa 0,5 at Ueberdruck in ausreichender
                              Menge
                              									erzeugt. Dasselbe wird durch Riemen angetrieben und läuft mit einer Geschwindigkeit von 400 Touren in der Minute.
                              Die
                              									zusammengepresste Luft strömt zunächst in einen wagerecht in dem eisernen Untergestell des Ofens gelagerten Windkessel (Fig. 5), von welchem sie durch ein
                              									aufsteigendes Rohr zum Brenner geleitet wird. Auf dem Windkessel sitzt ein Ventil, welches dem sich bei der Regulirung
                              ergebenden
                              									Luftüberschuss den Austritt ohne Druckverlust gestattet. Der Brenner (Fig.
                                 										3) hat bei den Muffel- und bei den Schmelzöfen die gleiche Form; seine Grösse bestimmt der Zweck. Er besteht aus einem
                              									wagerecht um den unteren cylindrischen Theil des Ofens liegenden Ring, welcher durch ein tangentiales Ansatzrohr
                              mit dem Luftrohr
                              									verbunden ist. Die Verbindungsstelle, in welcher die Vermischung beider Stoffe vor sich geht, hat einen etwas grösseren
                              Querschnitt
                              									als der Brennerring selbst. Kurz davor sitzen in den Zuführungsleitungen die Hähne zur Regulirung (Fig. 3 und 4).
                              									Das Gasgemisch strömt unter kräftigem Druck durch das tangentiale Ansatzrohr und entweicht durch drei wagerecht und
                              dichtschliessend in den Ofen eingeführte Ausblasrohre, die aber nicht radial, sondern schräg in den
                              									Verbrennungsraum hineinreichen und an der inneren Ofenwand endigen (Fig.
                                 									4).
                           Durch diese Anordnung der Ausblasrohre wird erreicht, dass das brennende Gasgemisch mit grosser Geschwindigkeit im Kreise
                              wirbelt.
                              									Hierdurch wird eine nochmalige Vermischung der Heizgase und ein Ausgleich der Temperatur in denselben herbeigeführt.
                           Der Verbrennungsraum bildet bei den Muffelöfen (Fig. 3) einen kurzen, unten
                              									geschlossenen runden Schacht, über dessen Boden die Ausblasrohre einmünden. Die stark rotirenden Heizgase breiten
                              sich vermöge der
                              									ihnen ertheilten Geschwindigkeit beim Austritt aus dem Schacht flach trichterförmig aus und umspülen in heftiger
                              Bewegung die darüber
                              									befindliche Muffel von allen Seiten gleichmässig. Ein Springen derselben gehört daher zu den Seltenheiten. Am Anfang
                              der Erhitzung
                              									glüht die Stelle des Muffelbodens, die über dem Schacht liegt, etwas mehr. Aber bald gleicht sich die Temperatur
                              so aus, dass ein
                              									Unterschied derselben an den glühenden Muffel wänden nicht mehr wahrzunehmen ist. – In einer Seite des Ofenmantels
                              befindet sich eine
                              									mit einem Chamottekörper verschliessbare Oeffnung, welche zum Entzünden des Gasgemisches dient und während des Betriebes
                              geschlossen
                              									gehalten werden rnuss. – Bei den Härteöfen ist der Brenner so klein eingerichtet, dass die Härtetemperatur des Stahls
                              nicht
                              									überschritten wird.
                           Bei den Schmelzöfen (Fig. 5) ist die Gebläseeinrichtung etwas grösser. Der Verbrennungsraum setzt sich
                              									hierbei in den cylindrischen Schmelzraum fort. Die Flammen befinden sich in gleicher Höhe wie der Boden des Tiegels
                              und streifen
                              									letzteren von der Seite. Liesse man die Flammen direct einwirken, so müsste der Tiegel aus sehr feuerfestem Material
                              hergestellt sein,
                              									da alle bekannteren Thonarten, wie hessischer, Chamotte- oder Graphitthon, stark angegriffen werden, während bei
                              der schrägen
                              									Anordnung der Ausblasrohre Tiegel aus diesen Thonen mehrere Schmelzen aushalten. Der Schmelzraum ist nur wenig grösser
                              als der Tiegel
                              									selbst. Der Raum zwischen dem letzteren und der inneren Ofenwand beträgt bei einem Ofen für 5 k Schmelzgut nur 3
                              bis 5 cm. Durch
                              									diesen engen Raum bewegen sich die herum wirbelnden Heizgase aufwärts, geben dabei den grössten Theil ihrer Wärme
                              an den Tiegel ab und
                              									entweichen durch ein Loch im Deckel des Ofens, welches für hohe Temperaturen durch eine besondere Auflage verkleinert
                              werden kann.
                           Der Tiegel steht auf einem feuerfesten Untersatz, der sich vom Boden des Verbrennungsraumes erhebt. In letzterem befinden
                              sich
                              									drei Löcher, durch welche das flüssige Metall abfliessen kann, wenn der Tiegel etwa springen oder beim Herausheben
                              zerbrechen sollte.
                              									Das Metall fliesst in diesem Fall in einen zweiten Tiegel, der durch Strahlung durch die Löcher etwas vorgewärmt
                              wird. Derselbe wird
                              									mittels einer in einem Hängebock gehenden Schraube von aussen an die Unterseite des Bodens angedrückt und schliesst
                              somit ziemlich
                              									dicht an. Der Zutritt kalter Luft zum Verbrennungsraum ist bei beiden Oefen so gut wie ganz ausgeschlossen. Zurückschlagen
                              der Flammen
                              									oder Explosionen kommen wegen des starken Druckes in den Ausblasöffnungen niemals vor.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 304, S. 203
                              Fig. 5.Schmelzofen von Schober.
                              
                           Der mit diesem System dem älteren Verfahren gegenüber erreichte Vortheil besteht vor allem darin, dass durch Zuführung von
                              Pressluft eine energischere Verbrennung des Leuchtgases in einem kleinen Feuerraum stattfindet. Man ist
                              									in der Lage, Flammen verschiedener Grösse erzeugen zu können, bei denen jedesmal das Gas ganz verbrennt, ohne Explosionen
                              befürchten
                              									zu müssen. Der Verbrennungsraum ist so angeordnet, dass nur die sehr gemischten Heizgase von annähernd gleicher Temperatur
                              zur Wirkung
                              									gelangen. Grössere Räume wird man daher mit den Heizgasen kleiner Flammen auf mittlere oder niedrige Temperatur bringen
                              können,
                              									während man bei dem älteren Verfahren gezwungen war, für den gleichen Zweck gerade sehr gasreiche Gemische anzuwenden.
                              – Die
                              									Temperatur kann dadurch gemässigt werden, dass den klein eingestellten Flammen Luftüberschuss zugeführt wird, welcher
                              dieselben bis
                              									auf einen gewissen Grad abkühlt. Hierbei reissen dieselben zwar auch von den Ausblasöffnungen ab, aber ehe sie erlöschen,
                              trifft jede
                              									auf die ihr gegenüberliegende Oeffnung (Fig. 4), den dort austretenden
                              									Gas-Luftstrom fortwährend in Brand haltend; ein Verlöschen kann daher nur dann eintreten, wenn die Gasmischung so
                              luftreich wird, dass
                              									sie an und für sich nicht brennt. Für das Anwärmen der Tiegel ist die oben erwähnte Einstellung der Flammen erforderlich.
                              Das
                              									brennende Gasgemisch erfüllt dabei den Schmelzraum als blauer Nebel, in welchem der Tiegel nach und nach tief dunkelroth
                              erglüht. –
                              									Werden die Flammen aber gasreich eingestellt, so erlöschen sie im Ofen und brennen aus der Oeffnung im Deckel weiter.
                              Erst die normale
                              									Zufuhr von Luft bedingt das Brennen des Gasgemisches im Innern des Verbrennungsraumes.
                           Während mit dem Ventilator-Gasgebläse die Erzielung hoher Temperaturen schwierig ist, gelingt diese bei der mit Pressluft
                              betriebenen
                              									Verbrennung sehr leicht. In einem Schober'schen Schmelzofen für 3 k Schmelzgut schmelzen bei richtiger
                              									Flammeneinstellung 3 k Kupfer in 13 Minuten, vom Anzünden an gerechnet; eine Leistung, die man mit dem Gasgebläse
                              älterer Construction
                              									unter gleichen Verhältnissen nicht erreichen würde, Gusstahl (1350° C.) Atlasstahl (1400° C.), Nickel (1484° C.), rheinisches Stabeisen (etwa 1550° C.) schmelzen in verhältnissmässig kurzer Zeit.
                              Nur
                              									ist bei diesen hohen Temperaturen der Ofen fast ganz zu bedecken und die Regulirung der Flammen sehr sorgsam auszuführen,
                              namentlich
                              									ist der geringste Luftüberschuss zu vermeiden. Als Maximaltemperatur der Flammen darf 1570° C. angenommen werden
                              und es ist noch nicht
                              									geglückt, höhere Temperaturen durch die Verbrennung von Leuchtgas mit Anwendung kalter Gebläseluft zu
                              									erzeugen.
                           Die rotirenden Schiebergebläse arbeiten wegen ihrer geringen Tourenzahl sehr ruhig, und es ist schon als ein Gewinn zu betrachten,
                              dass
                              									das lästige, weithin vernehmbare Geräusch eines schnell laufenden Ventilators beseitigt wird. Sie eignen sich für
                              den experimentellen
                              									Gebrauch in Laboratorien vorzüglich und werden für diesen Zweck so klein angefertigt, dass ein 1/10- bis ⅕pferdiger Elektromotor zu ihrem Betrieb ausreicht.
                           Es erübrigt nur noch, die grosse Ueberlegenheit des mit Pressluft betriebenen Gasgebläses den bisher gebräuchlichen
                              									Ventilator-Gasgebläsen gegenüber durch ein Beispiel aus der Technik zu illustriren.
                           Im letzten Herbst wurde in Berlin eine Anlage zur Herstellung von farbigen Glassätzen errichtet. Der Schmelzraum des Ofens
                              hatte bei
                              									einer Höhe von 1 m etwa 1,5 m Durchmesser. Die Decke bestand aus einem Gewölbe ohne Oeffnung. Im Innern des Ofens
                              waren mit grosser
                              									Raumverschwendung vier Tiegel mit je etwa 25 k Schmelzgut aufgestellt. Jedes der vier Gaszuführungsrohre vereinigte
                              sich etwa 0,75 in
                              									vor der inneren Ofen wand mit dem dazugehörigen Luftrohr. An den Verbindungsstellen waren in geeigneter Weise die
                              Ventile angebracht.
                              									Das Gasgemisch musste zunächst eine konische Erweiterung, in der die Mischung vor sich gehen sollte, passiren und
                              strömte von hier aus
                              									durch die sich wieder verengende Fortsetzung in den Ofen. Die Ausblasöffnungen befanden sich 20 cm über dem Boden
                              des Ofens und waren
                              									etwa 40 mm weit. Die Luft wurde durch einen mittels eines 1pferdigen Gasmotors betriebenen Ventilator von etwa 50
                              cm Durchmesser unter
                              									einem Ueberdruck von 20 cm Wassersäule dem Ofen zugeführt.
                           Obwohl man nun den Gasmotor mit grösstmöglichster Belastung laufen liess, um eine energische Verbrennung zu erzielen, gelang
                              es nicht,
                              									die Temperatur in 9 stündigem ununterbrochenem Betrieb über 850° C. (Kirschrothglut) hinaus zu bringen und die Glassätze
                              zu schmelzen.
                              									Die Flammen schlugen bei jedem Versuch, sie heisser einzustellen, in die Mischapparate zurück. Um den Betrieb aufrecht
                              zu erhalten,
                              									war man gezwungen, ein gasreicheres Gemisch anzuwenden, dessen Verbrennung nicht die nothwendige Temperatur erzeugte.
                              Die Menge des
                              									verbrauchten Leuchtgases war aber so unverhältnissmässig gross, dass dadurch die Lebensfähigkeit der ganzen Anlage
                              in Frage gestellt
                              									erschien.
                           Um nun vor allen Dingen den Gasverbrauch zu reduciren, wurde der Ventilator durch ein rotirendes Schiebergebläse ersetzt und
                              mittels
                              									Reductionsmuffen die Ausblasöffnungen bis auf 13 mm Durchmesser verkleinert. Die damit erhaltenen Stichflammen waren
                              zwar sehr heiss,
                              									aber für den grossen Ofen zu klein. Trotzdem wurde mit einem stündlichen Verbrauch von 33 cbm Leuchtgas die Kirschrothhitze
                              in viel
                              									kürzerer Zeit erreicht, aber es war nicht möglich, die Temperatur auf die nothwendige Höhe zu bringen.
                           Nunmehr wurden während des Betriebes drei der Mischapparate nach einander herausgenommen und die Blasöffnungen auf 19 mm Durchmesser
                              									gebracht, für die vierte fehlte die Reductionsmuffe. Diese Manipulation dauerte etwa 40 Minuten, während welcher
                              Zeit die Temperatur
                              									im Ofen erheblich sank. Nach weiterem Verlauf von 3 Stunden konnte die vorher noch fast feste Glasmasse ausgearbeitet
                              werden. Die
                              									nothwendige Temperatur betrug etwa 1200° C. (Gelbglut). Der Gasverbrauch war zwar wieder gestiegen, erreichte aber
                              nicht entfernt die
                              									anfängliche Höhe.
                           Dieser Erfolg ist um so bemerkenswerther, als der Ofen viel zu gross angelegt war, das Schiebergebläse wegen des zu schwachen
                              Motors
                              									nicht genügend Luft gab und die vierte Flamme viel kleiner brannte. Ausserdem befand sich die Oeffnung für die Abgase
                              im Boden des
                              									Ofens, unter welchem ein Kanal zu einem niedrigen, engen Schornstein führte. Letzterer ventilirte in Folge dessen
                              verkehrt, so dass
                              									eine grosse Menge kalter Luft in den Ofen strömte, welche die Temperatur wesentlich herabdrückte. Auch waren die
                              Tiegel in der
                              									ungünstigsten Weise ohne Untersätze direct auf den Boden des Ofens gestellt, so dass eine Wärmeaufnahme von unten
                              her nicht
                              									stattfinden konnte.
                           Nach dem Umbau des Ofens, welcher lediglich eine Verkleinerung des Verbrennungsraumes und das Schliessen des Loches im Boden
                              bezweckte,
                              									stellte sich der Betrieb noch viel ökonomischer, weil nunmehr die höheren Temperaturen in noch kürzerer Zeit mit
                              derselben Gasmenge
                              									erreicht wurden.