| Titel: | Neue Apparate zur magnetischen Untersuchung von Bohrlöchern. | 
| Autor: | Leo | 
| Fundstelle: | Band 304, Jahrgang 1897, S. 235 | 
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                        Neue Apparate zur magnetischen Untersuchung von Bohrlöchern.Blad für Bergshaudterings l'änner
                                          											inom Oerebrolän, 1897 I.
                        Neue Apparate zur magnetischen Untersuchung von Bohrlöchern.
                        
                     
                        
                           Zur Verhandlung stand bei der am 26. Januar d. J. in Oerebro (Schweden) stattgehabten Versammlung der Bergbaufreunde die Frage:
                              „Hat
                                 										das Bohren mit Diamant (Kernbohrung) durch neue Apparate zur magnetischen Untersuchung von Bohrlöchern grössere
                                 Bedeutung
                                 										gewonnen?“ Die Frage wurde vom Bergingenieur Norelius nach dem Protokoll in folgender Weise
                              									behandelt:
                           Seit Einführung der Diamantbohrung in die schwedischen Gruben sind damit viele gute Ergebnisse erzielt worden. Hierbei sind
                              jedoch auch
                              									die erfolglosen zu berücksichtigen, d.h. diejenigen, welche Sicherheit geben, dass Erze nicht anzutreffen seien,
                              und damit die
                              									Fruchtlosigkeit erneuter Versuche nachwiesen. Es ist bekannt, dass das Bohren mit Diamant beim Treiben von Ort und
                              beim
                              									Schachtabsinken, weil billiger und schneller zum Ziele führend, den Vorzug vor anderen Arbeitsmethoden verdient.
                              Indessen fehlt es
                              									auch nicht an Klagen, dass man wenig damit erreicht hat – begründet waren diese Misserfolge durch Anwendung an unrichtiger
                              Stelle.
                           Seit langer Zeit waren magnetische Beobachtungen im schwedischen Bergbau die besten Führer; sie sind noch werthvoller geworden
                              durch
                              									Vervollkommnung der Apparate und durch erweiterte Kenntniss der Bedeutung der magnetischen Beobachtungen. Wenn zwecks
                              der Untersuchung
                              									ein Ort getrieben oder ein Schacht abgesunken wird, hat man jederzeit Veranlassung zu magnetischen Beobachtungen,
                              man muss sogar durch
                              									Messungen die Lage nahe dabei aufsetzender Erze möglichst genau feststellen. Beim Bohren mit Diamant leiteten dabei
                              bis jetzt
                              									lediglich die gewonnenen Bohrkerne, d.h. die Beschaffenheit der durchörterten Bergarten.
                           Selbstverständlich musste das Bohren mit Diamant wesentlich an Bedeutung gewinnen, sobald die Möglichkeit feststand, im Bohrloch
                              									magnetische Beobachtungen durchzuführen. Ingenieur P. A. Craelius in Smedjgebacken hat dazu ein
                              									Instrument construirt, womit bereits solche Beobachtungen ausgeführt werden. Das Instrument muss natürlich einen
                              Durchmesser haben,
                              									der gestattet, es in dem Bohrloch niederzusenken; letzteres ist etwa 35 mm weit und dementsprechend der Durchmesser
                              des Instruments zu
                              									bestimmen. Schwierigkeiten bereiteten die Arretirung der Magnetnadel, nachdem das Instrument sich unten im Bohrloch
                              befand, und die
                              									Feststellung, dass es sich in der richtigen Lage befindet, wenn es in der gewünschten Teufe angelangt ist.
                           Zur Arretirung der Nadel bedient man sich einer bei höherer Temperatur leichtflüssigen Flüssigkeit, die beim Sinken derselben
                              nicht zu
                              									schnell erstarrt, ausserdem aber so durchscheinend ist, dass sie die Ablesung gestattet.
                           Die ersten Versuche wurden im Sommer 1894 ausgeführt. Es gelang, eine Gelatinelösung herzustellen, indem man 3 g Gelatine in 100 g Wasser löste; sie genügte diesen Anforderungen.
                              									Wird die Lösung sammt dem Instrument auf 50° erwärmt und darauf an eine Stelle mit nur 7° gebracht, so bleibt sie
                              während 3 bis 4
                              									Minuten völlig flüssig und erstarrt alsdann so weit, dass die beweglichen Theile im Instrument (Nadel und ein Pendel)
                              ihre Lage auch
                              									dann nicht ändern, wenn das Instrument erschüttert oder umgewendet wird.
                           Das Instrument selbst besteht aus einem in einem rechtwinkligen Bügel befestigten drehbaren Ring, in dessen Centrum sich eine
                              									Magnetnadel in der Ebene des Ringes bewegen kann, und aus einem am Rahmen angebrachten Quadranten mit Pendel zur
                              Controlirung der Lage
                              									des Instruments, sobald dasselbe im Bohrloch niedergelassen wurde; es wird nach seiner Einstellung in einen mit der
                              erwähnten
                              									Flüssigkeit gefüllten Glascylinder eingeführt und im Bohrloch niedergelassen.
                           Mit diesem Instrument bestimmt man die Declination und, wie mit Tiberg's Instrument, die senkrechte
                              									Intensität des Erzes. Es sind also zwei Beobachtungen, welche an jeder Stelle des Bohrlochs gemacht werden.
                           Zu den Messungen sind verschiedene Geräthe erforderlich: Stangen, die natürlich nicht eiserne sein dürfen, zum Niederlassen
                              des
                              									Instruments im Bohrloch, ein Zeiger, welcher die Stellung der Stangen angibt, ein gewöhnliches Messinstrument zur
                              Feststellung und
                              									Messung der Neigung des Bohrlochs und des Magnetometerbügels, ein Einstellungsinstrument für den Nadelring, eine
                              Blechflasche für die
                              									Gelatinelösung, Wasserkessel, Stangenzirkel u.s.w.
                           Das Einstellungsinstrument besteht aus einem Stativ, welches eine runde, in Grade getheilte Scheibe trägt, um deren Kante
                              sich ein Arm
                              									mit zwei Dioptern bewegt. Auf der Scheibe ist ein drehbarer Halter angebracht, in welchem der Magnetometerbügel zwecks
                              Einstellung
                              									befestigt wird. Dieser Halter ist um eine Achse drehbar, die genau mit der der Magnetnadel zusammenfällt.
                           Man misst die Neigung des Bohrlochs, indem man das Instrument genau conform derselben mit Hilfe des Einstellungsinstruments
                              einstellt.
                              									Der Ring der Magnetnadel wird wagerecht, der Pendelquadrant aber so eingestellt, dass die Spitze des Pendels mit
                              einem Punkt auf dem
                              									Umkreis des Quadranten zusammenfällt. Das Instrument wird in den Glascylinder, welcher Gelatinelösung enthält, eingesteckt
                              und der
                              									Apparat in das Bohrloch eingeführt, in dem es 8 bis 10 Minuten belassen wird. Hierauf wird das Instrument aus dem
                              Bohrloch genommen
                              									und das Pendel beobachtet; hatte das Instrument im Bohrloch die richtige Lage eingenommen, so wird der Declinationswinkel
                              abgelesen –
                              									war dies nicht der Fall, so ist die Observation zu wiederholen.
                           Alsdann wird das Instrument auf das Einstellungsstativ gegeben und so gedreht, dass es eine winkelrechte Lage zu dem im Bohrloch
                              									beobachteten magnetischen Meridian einnimmt und zum Ring der Magnetnadel senkrecht steht. Hierauf wird es nochmals
                              in den Glascylinder
                              									gebracht, unter Einhaltung der vorher angegebenen Vorsichtsmaassregeln wieder in das Bohrloch eingeführt und nach
                              erfolgter
                              									abermaliger Herausnahme wird die senkrechte Intensität abgelesen.
                           Durch Aufzeichnung deren Werthes gewinnt man ein bestimmtes Urtheil über die magnetischen Verhältnisse, gleich werthvoll mit
                              den
                              									Observationen mittels des Tiberg'schen Inclinators, oder etwas werthvoller, als wenn man ein Ort
                              									oder ein Absinken in der Richtung des Bohrlochs trieb und darin Compassbeobachtungen anstellte.
                           In einem Orte kann man allerdings auch die Ablenkung (Deviation) der Magnetnadel mit dem Magnet beobachten, eine Untersuchung
                              von
                              									grossem Werth, welche häufig zu guten Erfolgen führt; würde das Instrument in dieser Richtung vervollständigt, so
                              würde sein Werth
                              									bedeutend vergrössert. Man darf jedoch unbestritten zugeben, dass das Kernbohren durch die Möglichkeit, in vorstehend
                              angegebener
                              									Weise im Bohrloch magnetische Beobachtungen anstellen zu können, an Werth und Anwendbarkeit erheblich gewonnen hat.
                           Dr. Leo.