| Titel: | Mittheilungen über „basisches Material zur Ausfütterung von (Martin-)Oefen und (Herstellung) deren Herde“, auf Grund von in Amerika gesammelten Erfahrungen. | 
| Autor: | Leo | 
| Fundstelle: | Band 304, Jahrgang 1897, S. 279 | 
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                        Mittheilungen über „basisches Material zur Ausfütterung von (Martin-)Oefen und (Herstellung)
                              									deren Herde“, auf Grund von in Amerika gesammelten Erfahrungen.
                        Basisches Material zur Ausfütterung von (Martin-)Oefen und (Herstellung) deren Herde.
                        
                     
                        
                           Magnesitherde haben in technischer, wie in ökonomischer Beziehung den Vorzug. Bei Anwendung eines solchen
                              									Herdes müssen Vorder- und Rückwand des Ofens aus Magnesitziegeln bis zum Widerlager des Gewölbes aufgemauert werden,
                              wodurch die
                              									Aufnahme von Kieselsäure in die Schlacke aus den Ofenwänden ausgeschlossen bleibt, die ihre Basicität beeinträchtigen
                              würde, falls ein
                              									starkes Fressen derselben eintritt. Der angewendete Magnesit ist von Carl Spaeter in Coblenz
                              									geliefert.
                           Man brennt die Herde jetzt auf, eine Methode; die dem früheren Aufstampfen derselben vorzuziehen ist.
                           Die betriebsfähige Erhaltung eines solchen Herdes erfordert bei einem 20-t-Ofen 300 bis 400 Pfund Magnesit pro Hitze.
                           Der gewöhnliche Wochenbetrieb basischer Martin-Oefen umfasst 12 und erreicht zuweilen 14 Hitzen.
                           Der gelieferte Spaeter'sche Magnesit enthält:
                           
                              
                                 SiO2
                                 3,40
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Al2O3
                                 0,82
                                 „
                                 
                              
                                 Fe2O3
                                 7,79
                                 „
                                 
                              
                                 CaO
                                 1,75
                                 „
                                 
                              
                                 MgO
                                 85,30
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 Sa. 99,06
                                 Proc.
                                 
                              
                           Die Basicität der Schlacke. Nur eine dreibasische Schlacke mit einem Ueberschuss
                                 										an CaO vermag aus dem Bade Phosphor aufzunehmen und den einmal ausreducirten auch als phosphorsauren Kalk festzuhalten.
                           In einer solchen drei basischen Schlacke muss der gesammte Sauerstoff der verschiedenen darin enthaltenen Basen zum Sauerstoffe
                              der
                              									Kieselsäure im Verhältnisse von 3 : 1 stehen; sie kann sich nicht mehr bilden, wenn ihr SiO2 16 Proc.
                              									übersteigt.
                           Zeigt sich die Schlacke kurz vor dem Abstechen zu dick, so wird sie mit Flusspat – CaFl2 – in kleinen
                              									Quantitäten verdünnt; dieser Zusatz wirkt unmittelbar. Nachfolgende Analyse bezieht sich auf eine dreibasische Martin-Ofenschlacke
                              von
                              										The Pennsylvania Steel Co.:
                           
                              
                                 P2O5
                                 2,96
                                 Proc.
                                 
                              
                                 CaO
                                 40,05
                                 „
                                 
                              
                                 MgO
                                 10,10
                                 „
                                 
                              
                                 FeO
                                 16,65
                                 „
                                 
                              
                                 MnO
                                 14,11
                                 „
                                 
                              
                                 SiO2
                                 15,75
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 Sa. 99,62 
                                 Proc.
                                 
                              
                           Wird diese Schlacke genügend manganhaltig geführt, so können mit Leichtigkeit auch 30 bis 50 Proc. des in der Charge enthaltenen
                              									Schwefels beseitigt werden. Um den erforderlichen Mangangehalt in der Schlacke zu erreichen, kann mit Vortheil Braunstein,
                              auch
                              									Spiegeleisen angewendet werden. Die Chargen zu weichem Stahl mit 0,1 bis 0,2 Kohlegehalt bestehen
                              									gewöhnlich aus 60 Proc. Roheisen und 40 Proc. Schrott.
                           Der Phosphorgehalt solcher Chargen darf etwa 0,50 Proc. erreichen und kann, sofern guter Kalkstein zur
                              									Anwendung kommt, bis auf etwa 0,005 Proc. im fertigen Producte
                              									herabgebracht werden. Zur Bildung der Schlacke sind 8 bis 10 Proc. Kalkstein erforderlich.
                           Es wird allgemein in der Pfanne mit Kohlen- oder Kokspulver zurückgekohlt und man erreicht damit
                              									zuverlässigere Resultate als durch Unterbrechung des Processes und Abstechen bei einem gewissen Kohlegehalte; letzteres
                              ist begründet
                              									durch die rasche Oxydation der Kohle in Folge der Menge des überschüssigen Sauerstoffs beim basischen Martin-Processe,
                              der dem Bade
                              									durch den zur Schlackenbildung erforderlichen Kalkstein zugeführt wird.
                           Das zur Anwendung kommende Roheisen stammt gewöhnlich von Birmingham (Alabama, Nordamerika); ein solches basisches Roheisen
                              hält:
                           
                              
                                 Si
                                 0,50–0,75
                                 Proc.
                                 
                              
                                 C
                                 0,03–0,05
                                 „
                                 
                              
                                 Mn
                                 0,14–0,16
                                 „
                                 
                              
                                 P
                                 0,75–1,00
                                 „
                                 
                              
                           Saure Gewölbe basischer Martin-Oefen überdauern gewöhnlich nicht mehr als 200 Hitzen in Folge der hohen Temperatur, welche
                              der Process
                              									erfordert; man kennt jedoch auch Werke, bei denen bis 400 Hitzen unter demselben Gewölbe abgeführt wurden, vermuthlich
                              in Folge
                              									besserer Gewölbeconstruction und sorgfältigerer Betriebsführung.
                           Wo natürliches Gas sich nicht findet, vergast man Steinkohlen; ersteres Gas ist das beste und gibt bei geringstem Gasverbrauch
                              die
                              									grösste Hitze.
                           Naturgas aus Pennsylvanien hat folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 H
                                 Spur
                                 
                                 
                              
                                 CH4
                                 92,50
                                 Proc.
                                 
                              
                                 C2H4
                                 2,75
                                 „
                                 
                              
                                 CO2
                                 1,50
                                 „
                                 
                              
                                 CO
                                 Spur
                                 „
                                 
                              
                                 N
                                 3,25
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 Sa. 100,00
                                 Proc.
                                 
                              
                           Generatorgas aus Steinkohlen dagegen ist zusammengesetzt wie folgt:
                           
                              
                                 CO2
                                 2,80
                                 Proc.
                                 
                              
                                 C2H4
                                 0,80
                                 „
                                 
                              
                                 CH4
                                 4,00
                                 „
                                 
                              
                                 CO
                                 24,80
                                 „
                                 
                              
                                 H
                                 9,34
                                 „
                                 
                              
                                 N
                                 58,26
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 Sa. 100,00
                                 Proc.
                                 
                              
                           Schmiedeproben macht man nicht; man bestimmt den Kohlegehalt colorimetrisch an einer Probe, die mit der Kelle aus dem Ofen
                              genommen
                              									wird. Eine solche Probe lässt sich in weniger als 8 Minuten fertigstellen.
                           Das gesammte Ferromangan wird in der Pfanne zugesetzt; um blasenfreie Blöcke zu erzeugen, wird gleichzeitig eine bestimmte
                              Menge sehr
                              									kieselreiches – Si = 15 bis 20 Proc. – Roheisen zugesetzt, so dass der Kieselgehalt im Fertigproduct etwa 0,02 Proc.
                              erreicht.
                              									Einzelne Werke werfen Aluminiumstücke in die Coquillen beim Abstiche des Stahls, um Blasenfreiheit der Blöcke zu
                              erreichen.
                           Auch der steigende Guss liefert sicher blasenfreie Blöcke; 12 bis 16 Coquillen können dabei gleichzeitig gegossen werden.
                           Der basische Martin-Process hat während der letzten Jahre eine grosse Ausbreitung in den Vereinigten Staaten gewonnen und
                              seine
                              									Anwendung ist in jeder Beziehung vortheilhaft und ökonomisch, wenn ein Fertigproduct mit geringem Phosphorgehalt
                              beabsichtigt
                              										wird.Blad für Bergshandt. Vänner inom Oerebrolän, 1896 I.
                           Dr. Leo.