| Titel: | Bericht über die Thätigkeit der königl. technischen Versuchsanstalten im Etatsjahr 1895/96. | 
| Fundstelle: | Band 304, Jahrgang 1897, S. 281 | 
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                        Bericht über die Thätigkeit der königl. technischen Versuchsanstalten im Etatsjahr
                           								1895/96.
                        Bericht über die Thätigkeit der königl. technischen Versuchsanstalten im Etatsjahr 1895/96.
                        
                     
                        
                           A. Mechanisch-technische Versuchsanstalt.
                           Die gesteigerten Anforderungen an die Versuchsanstalt bedingten eine Vermehrung des Personals, welches jetzt aus dem Director,
                              4
                              									Abtheilungsvorstehern, 15 Assistenten, 12 technischen Hilfsarbeitern, Bureau- und Kanzleibeamten, 4 Gehilfen, 19
                              Arbeitern, 1
                              									Bureaudiener und 1 Laboratoriumsburschen besteht.
                           Zur Durchführung des erweiterten Betriebes der Abtheilung für Baumaterialprüfung mussten bauliche Aenderungen und Vermehrungen
                              der
                              									Ausrüstung dieser Abtheilung mit Maschinen und Apparaten stattfinden. Beschafft wurden:
                           Ein 6pferdiger Gasmotor; zwei Sägen zum Schneiden von Steinen; eine Linde'sche Kühlmaschine mit
                              									Kühlschrank für Gefrierversuche; verschiedene Apparate für die Bestimmung des specifischen und des Raumgewichtes.
                           Eine Presse nach Amsler-Laffon; eine Turbine zum Betriebe von fünf Hammerwerken; eine Ausrückvorrichtung
                              									für drei Hammerwerke; zwei neue mit einander verkuppelte Hämmer nebst Ausrückvorrichtung; Zug- und Druckformen nach
                              Martens; ein Klebe'scher Rammapparat; ein Rüttelwerk, ein Rührwerk, beide
                              									nach Tetmajer; ein Abbindeprüfer nach Amsler-Laffon; ein Abbindeprüfer nach
                              										Goodman; ein Entformer nach Michaelis; ein Volumenometer nach Mann und Dr. Erdmenger; ein Volumenometer nach Meyer; ein Heisswasserapparat nach Maclay; zwei Darrapparate; ein Kochapparat; kleinere Geräthe
                              									und Hilfsmittel.
                           Die 150 t-Presse wurde mit der Druckwasserleitung verbunden. Neu beschafft wurde: ein Deville-Ofen, Tafelwagen und kleinere
                              Apparate.
                              									Hierzu wurden noch die erforderlichen Bauten aufgeführt.
                           In der Abtheilung für Metallprüfung wurden insgesammt 227 Anträge erledigt, umfassend 2932 Versuche, und zwar: Zugversuche
                              mit Stahl,
                              									Eisen, Kupfer, Legirungen, Treibriemen, Drahtseilen, Drähten, Hanfseilen, Ketten, Rohren, Sandsteinen, Lapidont,
                              mit
                              									Constructionstheilen; Druck- und Knickversuche mit verschiedenen Stoffen; Biegeversuche; Versuche auf Verdrehen mit
                              Drähten;
                              									Schlagversuche; Kalt- und Warmbiegeproben; Schmiedeproben mit Stahl und Eisen.
                           Ferner Härtebestimmungen, Versuche auf inneren Druck, Bestimmungen des specifischen Gewichtes, Farbenuntersuchungen, Versuche
                              auf
                              									Wärmeleitungsvermögen, Untersuchung von Dachpappe auf Wasserdurchlässigkeit, Untersuchung von Zahnradkittglätte,
                              Aetzversuche,
                              									Mikroskopische Untersuchung, Untersuchungen von Materialprüfungsmaschinen, Versuche mit Kiessorten und verschiedene
                              Untersuchungen
                              									anderer Art. Auch wurden drei Gutachten abgegeben.
                           Bei den Untersuchungen mit cylindrischen Gefässen und Röhren auf inneren Druck handelte es sich zum Theil darum, die Uebereinstimmung
                              									der Lieferung mit den vorgeschriebenen Bedingungen nach der Bruchdehnung der Gefässwandungen im Umfange zu beurtheilen.
                              Aus den
                              									letzteren möge kurz hervorgehoben sein, dass die Umfangsdehnungen bei den Rohren mit festen Böden und bei den verschiedenen
                              									Materialien nur 16 bis 88 Proc. der Dehnung bei Rohren mit losen Böden betrugen. Die Belastungen an der Proportionalitätsgrenze
                              und an
                              									der Streckgrenze lagen für das gleiche Material bei den Röhren mit festen Böden durchweg und zwar zum Theil erheblich
                              höher als bei
                              									den Röhren mit losen Böden, während die Bruchfestigkeit keinen bestimmten Einfluss der Art der Bodenbefestigung erkennen
                              liess.
                           Bei den Versuchen mit Thonröhren auf inneren Druck werden meistens die Rohre zur Abdichtung der offenen Enden zwischen zwei
                              mit Gummi
                              									belegte starke gusseiserne Scheiben eingespannt. Hierbei erleiden die Rohre schädliche Inanspruchnahme durch Längsdruck.
                              Um letzteren
                              									zu vermeiden, wurde das in der Abtheilung bisher für Metallröhren gebräuchliche Verfahren der Abdichtung mit Hilfe
                              von eingelegten
                              									U-förmigen Manschetten, wie es in den Mittheilungen, 1892 S. 101, beschrieben ist, auch auf die Thonrohre
                              									angewendet und weiter derart durchgebildet, dass es gelang, Rohre bis zu über 1 m Durchmesser ohne Nebenspannungen
                              durch inneren Druck
                              									zum Bruch zu bringen.
                           Im Auftrage der deutschen Landwirthschaftsgesellschaft zu Berlin wurden vergleichende Versuche auf Wärmeleitungsfähigkeit
                              mit drei
                              									Sorten Pflaster für Ställe angestellt. Die eingelieferten plattenförmigen Pflastermodelle aus Ziegel, Hartklinker
                              und Holz wurden als
                              									Scheidewand in einen Holzkasten eingebaut und derjenige Abtheil des Kastens, dem die obere Fläche des Pflasters zugewendet
                              lag, mit
                              									warmem Wasser angefüllt, welches ständig auf nahezu 50° C. Wärme
                              									gehalten wurde. Hierbei wurde am Thermometer beobachtet, welchen Verlauf die Fortpflanzung der Wärme durch das Pflaster
                              nahm. Die
                              									erzielten Versuchsergebnisse liessen Unterschiede im Wärmeleitungsvermögen der drei Pflasterarten deutlich erkennen.
                           Im Auftrage eines Hüttenwerkes wurden Festigkeitsuntersuchungen mit Stahl zur Erzeugung von Gasflaschen angestellt. Sie erstreckten
                              									sich auf die rohen Blöcke, auf Rohre, die als Zwischenstufe der Flaschenerzeugung aus letzteren hergestellt waren,
                              sowie auf die
                              									fertigen Flaschen. Sie sollten darthun, in welchem Grade die Eigenschaften des Materials im rohen Block durch die
                              mechanische
                              									Bearbeitung bei Herstellung der Flaschen sich verändern und welchen Einfluss nachheriges Ausglühen besitzt.
                           Ein Auftrag der königl. Eisenbahndirection Cassel betraf eine Untersuchung von zwei Sorten Kies und Steinschlag. Es handelte
                              sich
                              									hierbei darum, festzustellen, welche der drei Steinsorten sich am besten zur Verwendung als Stopfmaterial beim Eisenbahnbau
                              eignet.
                              									Die angewendeten Prüfungsverfahren wurden so gewählt, dass in ihnen die beim Eisenbahnbetriebe auftretenden Einflüsse
                              des Schlagens
                              									mit der Stopfhacke, des Abschleifens durch die schwingenden Bewegungen der Schwellen beim Ueberfahren eines Zuges,
                              des Druckes durch
                              									die Belastung der Fahrzeuge und der Witterung, sowie des Frostes durch den Versuch nachgeahmt wurden. Die Ergebnisse
                              zeigten deutlich
                              									das verschiedenartige Verhalten der untersuchten Materialien.
                           Unter den ausgefertigten Gutachten erstreckt sich eines auf die Ausführung von Festigkeitsversuchen bei Materialabnahmen.
                              Dem
                              									Antragsteller war eine Lieferung Bleche von einem ausländischen Abnehmer zur Verfügung gestellt, weil das Material
                              den vereinbarten
                              									Bedingungen nicht entsprechen sollte. Zur Entscheidung wurde die Anstalt angerufen, welche ihr Gutachten dahin abgab,
                              dass die Proben
                              									von dem Abnehmer in unsachgemässer Weise durchgeführt waren, so dass deren Ergebnisse als nicht zuverlässig zu bezeichnen
                              seien. Hier
                              									sei erwähnt, dass die Abnahme des Materials auf Grund des Gutachtens der Anstalt nachträglich noch erfolgt sein soll.
                           Versuche mit Farben. Zu den Verfahren für Farbenuntersuchungen sind neu hinzugetreten diejenigen zur Prüfung auf Entmischung
                              bei
                              									längerem Stehen sowie zur Prüfung von Emaillefarben.
                           Von den Untersuchungen im Auftrage der Ministerien wurden fortgeführt: die Dauerversuche mit Eisenbahnmaterialien, die Untersuchungen
                              									über den Einfluss der Standortsverhältnisse auf die Festigkeitseigenschaften von Tannen- und Kiefernholz und die
                              Untersuchungen über
                              									die Festigkeit von Kupfer bei verschiedenen Wärmegraden. Zum Abschluss gebracht sind die Untersuchungen über die
                              									Festigkeitseigenschaften von Nickel-Eisen-Legirungen im gegossenen Zustande. Neu eingeleitet sind Untersuchungen
                              über den Einflnss des
                              									Blauwerdens auf die Festigkeit von Kiefernsplintholz und im Auftrage des Vereins für Gewerbefleiss Untersuchungen
                              zur Ausbildung von
                              									Prüfungsverfahren, um Stahl auf seine Verwendbarkeit zu Schneidwerkzeugen zu prüfen, sowie Untersuchungen von Eisen-Nickel-Legirungen
                              									im geschmiedeten und gewalzten Zustande.
                           Die Untersuchungen über 1) den Einfluss der Wärme auf die Festigkeitseigenschaften von Manganbronze; 2) von Verbundblechen
                              aus Kupfer
                              									und Blei; 3) den Einfluss der Versuchslänge auf die Festigkeit von Hanfseilen und die Nothwendigkeit, ihn bei Feststellung
                              									einheitlicher Prüfungsverfahren zu berücksichtigen; 4) Versuche mit afrikanischen Hölzern; 5) Untersuchungen über
                              den Einfluss der
                              									Kälte auf die Festigkeitseigenschaften von Eisen und Stahl und 6) Versuche mit Metallcement erstrecken sich meistens
                              auf
                              									Untersuchungen zu Prüfungsanträgen aus dem Vorjahre.
                           Die Abtheilung für Baumaterialprüfung bearbeitete 341 Aufträge mit 14334 Versuchen. Hiervon entfallen 81 Anträge auf Behörden,
                              260 auf
                              									Private. Die Zählung der Prüfungsanträge erfolgte in der Weise, dass jedem Antrage nur eine Nummer gegeben wurde,
                              auch wenn er sich
                              									auf mehrere Materialien und auf die Ermittelung verschiedener Eigenschaften erstreckte.
                           Von den ausgeführten Versuchen entfallen
                           
                              
                                 8395
                                 auf
                                 Bindemittel,
                                 
                              
                                 5939
                                 „
                                 Steine aller Art und Verschiedenes.
                                 
                              
                           Bei den Baustoffen kamen noch eine Reihe besonderer Versuche zur Ausführung, für welche die Verfahren erst neu ausgebildet
                              werden
                              									mussten.
                           So wurden mehrere Deckenconstructionen in grossen Stücken auf Tragfähigkeit bei gleichmässig vertheilter Last geprüft. Die
                              betreffenden
                              									Decken wurden zwischen beiderseitig verschraubten I-Eisen auf dem Grundstück der Versuchsanstalt von den Leuten der
                              Antragsteller, der
                              									Eigenart der Decken entsprechend, errichtet und mit Sand, Ziegelsteinen und Schienenstücken bis zum Bruch gleichmässig belastet.
                              									Die Durchbiegungen wurden dabei in gewissen Abschnitten beobachtet.
                           Auf diese Weise wurden gerade und gewölbte Decken aus Forscher Masse (Gyps, Kohlenasche und Aloefaser), gerade Decken aus
                              Anton Wingen's Patentsteinen (poröse Hohlsteine), Schweitzer's
                              									Patentgitterdecken (Cementbeton mit Bandeiseneinlage) und ebene Ziegelsteindecken nach Kopp erprobt.
                           Die Voltz'sche Masse wurde auch zum Bau eines Versuchshäuschens verwendet, welches einer Feuerprobe
                              									unterworfen wurde. Eine zweite Feuerprobe wurde auf Antrag des Gerichts zur Entscheidung einer Streitfrage mit einem
                              aus Bauplatten
                              									besonderer Construction errichteten Häuschen vorgenommen. Die Platten, welche auch auf Tragfähigkeit in Decken geprüft
                              wurden, tragen
                              									den Namen des Erfinders de Bruyn und bestehen im Wesentlichen aus Gyps mit Schlackenstücken oder
                              									Ziegelbrocken. Beide Brandproben, bei denen die Wärme stellenweise bis auf etwa 1000° stieg, zeigten, dass die geprüften
                              Stoffe sehr
                              									wohl zur Isolirung von brennbaren Bautheilen Verwendung finden können.
                           Ein für das Ausland bestimmtes Gutachten wurde auf Grund der Prüfung eines Cementes dahin abgegeben, dass der geprüfte Cement
                              als ein
                              									guter, den Anforderungen der preussischen Normen durchaus entsprechender Portlandcement bezeichnet werden kann.
                           Andere Versuche dienten neben dem praktischen Zwecke gleichzeitig wissenschaftlichen Interessen. Von ihnen mögen die folgenden
                              									hervorgehoben sein.
                           An Sandstein- und an Ziegelproben wurde der Einfluss eines Oberflächenhärtungsmittels auf die Festigkeit und die
                              									Wasseraufnahmefähigkeit der Steine festgestellt, wobei sich ergab, dass ein begünstigender Einfluss allerdings vorhanden,
                              aber nur
                              									sehr gering ist. Auch der Einfluss eines Härtungsmittels auf die Oberflächenhärtung und -dichtung von Betonkörpern
                              wurde durch
                              									besondere Versuchsreihen nur gering befunden.
                           Für den Bau einer Thalsperre wurden die an der Baustelle anstehenden Thonschiefer und der dort gebräuchliche schwarze vulcanische
                              Sand,
                              									sowie Bimssand, in Verbindung mit Trierer Kalk und Trass geprüft. Es handelte sich um Feststellung der Verwendbarkeit
                              dieser Baustoffe
                              									und namentlich darum, ob der vulcanische Sand den sonst im Rheinlande gebrauchten Rheinsand ersetzen kann, und ob
                              eine bestimmte
                              									Kalkart sich bewährte.
                           Ein bedeutendes Schieferwerk beantragte die ausführliche Prüfung seiner Schiefer. Die Versuche wurden seitens der Versuchsanstalt
                              noch
                              									durch Herstellung von Festigkeitskörpern verschiedener Form erweitert, deren Ergebnisse in den „Mittheilungen“ veröffentlicht
                              									werden sollen.
                           Ueber die Verwendbarkeit mehrerer Hochofenschlacken verschiedenen Ursprungs, sowie eines verwitterten Granits und zweier
                              									Kunststeinsorten wurden Versuche angestellt. In dem letzten Falle ergab sich, dass der eine Kunststein vom Frost
                              sehr schnell zerstört
                              									wurde.
                           Ausser den auf Antrag ausgeführten Prüfungen beschäftigte sich die Abtheilung noch mit Arbeiten von allgemeinem Interesse.
                           In der Abtheilung für Papierprüfung wurden 687 Anträge erledigt, umfassend Prüfung von Papiersorten,
                              									Stoffproben, Kanevas, Photographiecartons, Cellulosesorten, Halbstoffen für die Papierfabrikation, Rohstoffen.
                           Von den oben erwähnten 687 Anträgen gingen 31 aus dem Auslande ein.
                           Die Untersuchung der Papiere -erstreckte sich in den meisten Fällen auf die Feststellung der Stoff- und Festigkeitsklassen
                              behufs
                              									Einreihung in eine der Verwendungsklassen.
                           Von den ausgeführten Untersuchungen seien noch folgende erwähnt:
                           1) Ueber die Widerstandsfähigkeit von Ramié-, Flachs- und Hanfgeweben gegen Verstockung.
                           2) Vergleichende Untersuchungen zweier Packpapiere auf Wasserdurchlässigkeit.
                           3) Prüfung von 72 Zeltstoffen auf Wasserdichtigkeit.
                           4) Ueber die Ursache von schwarzen Flecken auf einem Papier.
                           5) Prüfung von 32 Papieren auf Leimfestigkeit.
                           Die Papiere wurden nach verschiedenen Methoden auf ihre Leimfestigkeit untersucht, wobei sich herausstellte, dass die einzelnen
                              Papiere
                              									je nach der Art des angewendeten Prüfungsverfahrens sich verschieden verhielten. Als ausschlaggebend wurden schliesslich
                              die
                              									Schreibversuche angesehen.
                           6) Untersuchung mehrerer Copirseidenpapiere auf Saugfähigkeit.
                           In der Abtheilung für Oelprüfung wurden im verflossenen Etatsjahr zu 117 Anträgen 250 Materialien
                              									untersucht. Die Prüfungen betrafen Mineralöle und vegetabilische und animalische Fette.
                           
                           Der grösste Theil dieser Oele wurde in Rücksicht auf die Abnahmefähigkeit des Materials nach vorgeschriebenen
                              									Lieferungsbedingungen geprüft. Die Thatsache, dass die nicht bedingungsgemässe Beschaffenheit von Mineralölen in
                              den meisten Fällen
                              									auf ungenügenden Kältepunkt zurückzuführen war, macht es nothwendig, dass die Veränderungen, welche der Erstarrungspunkt
                              von
                              									Mineralölen auf dem Transport, durch Wärmeschwankungen beim Lagern erleiden kann, beachtet werden.
                           Ausser den genannten Materialien wurden untersucht:
                           Ceresin; Walkfett, zum grössten Theil aus unverseifbarem Oel bestehend; Gemische von fetten Oelen und Mineralölen; gefirnisste
                              Proben
                              									von Pappe und Holz; Zahnradkittglätten, welche auf Säuregehalt, Oelfarben, welche auf Homogenität zu untersuchen
                              waren; Theile zu
                              									Oelprüfungsapparaten (Thermometer und Viscosimeter); Wasserproben zur Prüfung auf Erdöl; Prüfung von Kupferrohrtheilen
                              auf Gegenwart
                              									von Fettseifen.
                           Von wissenschaftlichen Arbeiten sind folgende ausgeführt worden:
                           1) In Folge von Bedenken, die gegen die Anwendung des Ringbrenners beim Engler'schen Apparat erhoben
                              									worden waren, wurde eine Untersuchung dieser Frage vorgenommen; es wurde festgestellt, dass bei massig hohen Wärmegraden
                              (20 bis 50°
                              									C.) durch Anwendung des Ringbrenners die Ergebnisse nicht beeinflusst werden. Bei sehr hohen Wärmegraden findet in
                              Folge geringer
                              									Ueberhitzung des Viscosimeterbodens eine geringe Beeinflussung der Ergebnisse statt, ohne dass indessen deren Vergleichbarkeit
                              									beeinträchtigt wird.
                           2) Die Untersuchung über die Zuverlässigkeit der von Henriques vorgeschlagenen Methode der kalten
                              									Verseifung ergab, dass das Verfahren brauchbare Resultate liefert. Die Erwartung, dass die Methode eine wesentlich
                              grössere
                              									Genauigkeit gegenüber der sonst üblichen warmen Verseifung zur Bestimmung der Verseifungszahl darbieten würde, konnte
                              nicht bestätigt
                              									werden.
                           3) Die früher in Angriff genommenen Untersuchungen über die Aenderung der Gefriergrenze von Mineralölen und den Einfluss der
                              Zeitdauer
                              									der Abkühlung auf den Erstarrungspunkt der fetten Oele wurden weitergeführt und hatten folgendes Ergebniss: Nicht
                              nur bei dunklen,
                              									residuenhaltigen, sondern auch bei hellen Destillatmineralölen können in einzelnen Fällen durch schwaches Erhitzen
                              Verschiebungen der
                              									Gefriergrenze um mehrere Grade stattfinden. Die meisten Rüböle können durch 10 stündiges bis 1 tägiges Abkühlen auf
                              0° unter
                              									zeitweiser Bewegung zum Erstarren gebracht werden, während bisher – 2 bis – 3° als gewöhnliche Erstarrungsgrenze
                              des Rüböls angesehen
                              									wurde.
                           4) Versuche über die qualitative Unterscheidung von Erdölbenzin und Steinkohlenbenzin (Benzol) ergaben, dass das verschiedene
                              									Lösungsvermögen beider Benzine für Asphalt ein gutes Erkennungsmittel für Benzol in Erdölbenzin darbietet. Dagegen
                              lassen die
                              									verschiedenen Färbungen, mit denen sich Jod in dem einen oder anderen Benzin löst, nur grobe Zusätze (wenigstens
                              50 Proc.)
                              									erkennen.
                           5) Durch neue Untersuchungen über den qualitativen Nachweis unverseifbarer Oele in fetten Oelen wurde festgestellt, dass sich
                              mittels
                              									der für diesen Zweck in der Anstalt benutzten Vorprobe Zusätze von Mineralöl bis zu 1,25 Proc. Harzöl bis zu 12 Proc.
                              									Braunkohlentheeröl bis zu 3 Proc. herab verrathen.
                           6) Bei Untersuchungen über den Chlorgehalt einer Probe Adeps Lanae N. W. K. zeigte sich, dass der Gehalt des zur Prüfung benutzten,
                              als
                              									angeblich chlorfrei gelieferten Kalisalpeters an Chlorat bezieh. Perchlorat eine Hauptfehlerquelle bei dieser Prüfung
                              bildet. In der
                              									untersuchten Adeps Lanae-Probe konnten nur Spuren Chlor nachgewiesen werden, welche sich der quantitativen Bestimmung
                              bei Anwendung
                              									von 2,3 g Fett entzogen.
                           7) Die Prüfung des im vorjährigen Bericht erwähnten wasserlöslichen Vaselinöls, welches sich in Folge seiner leichten Emulgirbarkeit
                              									mit Wasser, sowie wegen seines Rostschutzvermögens in dieser Mischung und der leichten Herstellbarkeit der letzteren
                              als geeignetes
                              									Schmiermittel für Werkstattsmaschinen erwies, hatte das folgende interessante Ergebniss: Das leichte Emulgirungsvermögen
                              des Oeles
                              									wird durch seinen Gehalt an Ammoniakseife verursacht; da letztere sich allmählich in freies Ammoniak und freie Fettsäure
                              von selbst
                              									zersetzt, so hat das Oel die Eigenschaft, gleichzeitig freie Fettsäure zu enthalten und Ammoniakdämpfe an die Luft
                              abzugeben.
                           Die Veröffentlichungen der Abtheilung betrafen, ausser den vorgenannten Untersuchungen, die bereits im vorjährigen Bericht
                              besprochenen
                              									Versuche über den Harzgehalt und die Verharzungsfähigkeit der Mineralschmieröle, ferner die Ergebnisse der vergleichenden
                              									Schmieröluntersuchungen, welche in den Jahren 1889 bis 1894 im Auftrage des Ministers für Handel und Gewerbe ausgeführt worden
                              									waren. Aus dem über diese Untersuchungen vom Abtheilungsvorsteher Dr. Holde erstatteten Bericht ist
                              									Folgendes hervorzuheben:
                           Die vergleichende Untersuchung der einzelnen Oele und Mischungen konnte manche unbestimmten und widersprechenden Anschauungen
                              über den
                              									Werth des einen oder anderen Schmiermittels in der Praxis aufklären und hatte zum Ergebniss, dass die Mineralöle
                              den handelsüblichen
                              									pflanzlichen und thierischen Oelen wesentlich überlegen sind:
                           1) in Folge ihrer geringen Veränderlichkeit beim Stehen in dicken und dünnen Schichten,
                           2) in Folge ihres tiefliegenden Gefrierpunktes, wenigstens soweit russische Oele in Betracht kommen,
                           3) in Folge ihrer Unzersetzlichkeit bei Einwirkung gespannten Wasserdampfes.
                           Von den pflanzlichen Oelen verhielten sich die Rüböle und zwar in erster Linie die raffinirten Oele erheblich ungünstiger
                              als die
                              									Olivenöle, Spermacetiöle, Ricinusöle. Die letzteren nähern sich bezüglich ihrer geringen Veränderlichkeit den Mineralölen.
                              Durch
                              									Beimischung von Mineralölen zu Rübölen werden die ungenügenden Eigenschaften der letzteren in sehr günstiger Weise
                              beeinflusst;
                              									hieraus erklärt sich die weitverbreitete Anwendung, welche diese Mischungen zum Theil noch besitzen. Der Zusatz des
                              Rüböls kann aber
                              									auch auf gewisse ungünstige Eigenschaften, z.B. leichtere Entflammbarkeit, des Mineralöls verbessernd wirken. Die
                              Gegenwart von
                              									Asphalt, Kautschuk und Paraffin in den flüssigen Mineralölen gibt zu Beanstandungen keinen Anlass, wenn diese Stoffe
                              völlig gelöst
                              									sind und sich bei den in Frage kommenden Gebrauchswärmen der Oele nicht abscheiden. Bedingung ist, dass diese Oele
                              den in
                              									verschiedenen Betrieben gestellten besonderen Anforderungen genügen.
                           Andererseits ergibt sich aus den Versuchen mit jenen Mischungen, dass das Vorhandensein beträchtlicher Mengen jener Zusätze
                              zu
                              									Unzuträglichkeiten Veranlassung geben kann.
                           Insbesondere dürfen die Zusätze nicht in solchen Mengen vorhanden sein, dass dadurch die homogenflüssige Beschaffenheit des
                              Materials
                              									Einbusse erleidet.
                           Von den bislang als minderwerthig betrachteten Oelen: Baumwollsaatöl, Erdnussöl, Sesamöl, Harzöl u.s.w., käme höchstens gut
                              raffinirte
                              									Harzöl als Zusatz zu Mineralölen in Betracht, doch ist vor Verwendung des Oeles stets eine vorangehende Untersuchung
                              seiner
                              									Veränderlichkeit erforderlich.
                           Der Besuch der Anstalt durch Interessenten, auch vom Auslande, war sehr rege. Ausserdem boten mehrere Dienstreisen den Beamten
                              der
                              									Anstalt Gelegenheit, mit den Kreisen der Industrie in persönliche Berührung zu treten. Zu nennen sind hier die Reisen
                           a) des Directors
                           nach Siegen zwecks Verhandlungen über die Einführung von einheitlichen Verfahren zur Prüfung von Hartgusswalzen;
                           nach Remscheid zum Studium der Erzeugung von stählernen Gasflaschen;
                           nach Düsseldorf zur Theilnahme an den Verhandlungen des Vereins der deutschen Eisenhüttenleute;
                           b) des Abtheilungsvorstehers Rudeloff in die fiskalischen Forsten zwischen Eberswalde
                              									und Oderberg zwecks Besichtigung der aus dem Windbruch vom Februar 1894 stammenden und für Versuchszwecke im Walde
                              gelagerten
                              									Kiefernstämme, sowie zur Auswahl von Holzproben für Untersuchungen über den Einfluss des Blauwerdens auf die Festigkeitseigenschaften
                              									von Kiefernsplintholz;
                           c) des Abtheilungsvorstehers Gary
                           nach dem Schiessplatz bei Kunersdorf zum Studium der Sprengwirkungen schwerer Geschosse auf Beton- und
                              									Mauerwerkskörper;
                           nach Freienwalde zur Besichtigung der Quarzsandgruben zur Regelung der einheitlichen Gewinnung von Normalsand.
                           
                        
                           B. Chemisch-technische Versuchsanstalt.
                           Die Thätigkeit der Chemiker wurde während des Etatsjahrs 1895/96 durch folgende umfangreiche Arbeiten in Anspruch genommen:
                           1) durch Versuche über die Bestimmung des Sauerstoffs in Stahl und über das Verhalten des Stahls beim Glühen im Vacuum;
                           2) durch Versuche über die Siedepunktsbestimmung von Erdöl;
                           3) durch Versuche über die quantitative Bestimmung von Harzen in Oelfirnissen;
                           4) durch Versuche über die Bestimmung des Destillationsrückstandes von Erdöl und Benzin;
                           
                           5) durch Prüfung der Methode der Bestimmung des Heizeffects durch Verbrennen in comprimirtem Sauerstoffgas;
                           6) durch Versuche über die Bestimmung von Tellur und Selen in metallischem Kupfer.
                           Ausser diesen Untersuchungen wurden in dem genannten Etatsjahr 549 Analysen erledigt.
                           Sie betreffen a) anorganische Materien: Baustoffe, Mineralfarben; b) organische Materien: Fette, fette Oele, Mineral- und
                              Theeröle,
                              									Kohlen, Briquettes, Koks und andere organische Stoffe; c) Tinten: Der Klasse I angehörend 24, der Klasse II angehörend
                              4, Summa
                              									28.
                           Aus dieser kurzen Uebersicht erhellt, dass die Technischen Untersuchungsanstalten ihre Aufgabe zum Segen der Industrie und
                              in
                              									lobenswerther Weise erfasst haben. In dieser Weise fortfahrend, wird sie sich das Interesse weiter Kreise sichern.