| Titel: | Kugelmühlen mit wagerechter Mahltrommel. | 
| Fundstelle: | Band 306, Jahrgang 1897, S. 59 | 
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                        Kugelmühlen mit wagerechter Mahltrommel.
                        Von Dr. L. Sell in Charlottenburg.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 38 d. Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Kugelmühlen mit wagerechter Mahltrommel.
                        
                     
                        
                           Lagerung. Die ursprünglich von Sachsenberg-Brückner gewählte Lagerung der
                              									Mühle auf hohlen Zapfen bietet den Vortheil, dass das Mahlgut ohne Widerstand in das Innere der Mahltrommel hineingelangen
                              kann.
                              									Andererseits sind die hohlen Zapfen für die Construction nicht besonders bequem und beeinträchtigen überdies, zumal
                              bei grossen
                              									Mühlen, die Haltbarkeit. Die alten Kugelmühlen waren auf einer durchgehenden Welle gelagert, welche Art der Lagerung
                              hinsichtlich der
                              									Bequemlichkeit der Herstellung, des Betriebes und der Dauerhaftigkeit den Vorzug verdient. Wenn es sich auch bei
                              den alten Mühlen, wie
                              									früher erwähnt, um discontinuirlichen Betrieb handelt, so ist diese Art der Lagerung auf durchgehender Welle doch
                              auch ohne weiteres
                              									für Mühlen mit continuirlichem Betrieb anwendbar. Es ist nämlich nur erforderlich, die Stirnseiten oder Naben der
                              Mahltrommel mit
                              									Durchbrechungen in der Nähe der Achse zu versehen und durch diese
                              									Durchbrechungen das Mahlgut, etwa aus einem davor angeordneten festen Fülltrichter, eintreten zu lassen. Dabei ergibt
                              sich aber der
                              									Uebelstand, dass die Nabenspeichen den Einlauf des Mahlgutes hemmen. Dieser Uebelstand ist von dem Grusonwerk in Magdeburg-Buckau in sehr glücklicher Weise dadurch vermieden worden (D. R. P. Nr. 47477 vom 31. Juli 1888, in
                              									Geltung), dass den Nabenspeichen, deren Zahl dabei auf zwei reducirt ist, die Form von Schraubenflügeln gegeben ist,
                              welche das
                              									Material in die Mahltrommel hineinschrauben (Fig. 2). Gleichzeitig verhindert diese Anordnung ein
                              									Herausspringen der Mahlkugeln, da dieselben, falls sie in den Schraubengang gerathen, wieder selbsthätig in die Trommel
                              zurückgeführt
                              									werden. Bei dieser Mühle hat der über dem Staubgehäuseobertheil vorgesehene Luftschacht y den Zweck,
                              									einen Luftstrom zu erzeugen, durch welchen einestheils das Stäuben aus dem Einlauftrichter verhütet, anderntheils
                              die beim Feinmahlen
                              									entstehenden feuchten Dünste abgeführt werden, welche ein Zusetzen der Siebe verursachen würden. Diese Luftschachtanordnung
                              ist
                              									zweckmässig bei Kugelmühlen der verschiedensten Art zu treffen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 306, S. 60
                              Fig. 2.Kugelmühle des Grusonwerkes.
                              
                           Auch von Gebrüder Sachsenberg ist die Lagerung der Mahltrommel auf Hohlzapfen aufgegeben worden und durch
                              									eine Lagerung auf durchgehender Welle ersetzt. Andere Fabrikanten, wie z.B. Max Friedrich und Co. in
                              									Leipzig-Plagwitz und Brinck und Hübner in Mannheim, wenden theils durchgehende Wellen, theils hohle
                              									Lagerzapfen an.
                           Bei Mühlen mit Trommeln von grosser Länge, sogen. Rohrmühlen, umgibt man die Mahltrommeln wohl auch mit Rollkränzen und lässt
                              sie mit
                              									den letzteren auf darunter angeordneten Stütz- und Antriebsrollen ruhen, wie es z.B. bei der später zu besprechenden
                              Neuerburg'schen Cylinderkugelmühle nach dem noch bestehenden Patent Nr. 84325 vom 28. April 1895 der Fall
                              									ist.
                           Mahlflächen. Wenn das Material, nach hinreichender Zerkleinerung, selbsthätig aus der Mahltrommel
                              									herausgelangen soll, so ist das nächste Mittel zur Erreichung dieses Zweckes, dass man den Trommelmantel in seiner
                              ganzen Ausdehnung
                              									oder in einzelnen Theilen mit Durchbrechungen versieht. Diese Durchbrechungen bestanden bei der alten Sachsenberg-Brückner'schen Mühle aus über den ganzen Trommelumfang gleichmässig vertheilten Schlitzen, die durch ein System
                              									von Roststäben gebildet wurden, während der Trommelmantel bei der neuen Sachsenberg'schen Mühle aus
                              									durchlochten Stahlplatten hergestellt ist. Beide Herstellungsweisen ergeben im Wesentlichen glatte Mahlflächen, auf
                              welchen die
                              									Mahlkugeln und das zu zerkleinernde Material gleichmässig gleiten.
                           In derselben Weise vollzieht sich der Mahlprocess auch in dem Falle, dass die Rostspalten nicht geradlinig in der Längsrichtung
                              									der Mahltrommel, sondern kreisförmig, rings um die Trommel herum, event. mit Unterbrechungen verlaufen. Im letzteren
                              Falle können die
                              									die Mahltrommel zusammensetzenden Mahlringe entweder fest oder gegen einander verschiebbar sein.
                           Unverschiebbar gegen einander angeordnete Mahlringe weist eine Mühle von Brandes in Wolfenbüttel auf (D.
                              									R. P. Nr. 55335, erloschen), zugleich besitzen bei derselben die Mahlringe innen wellenförmige Gestalt, um auf diese
                              Weise die
                              									Mahlfläche zu vergrössern und dadurch die Leistungsfähigkeit zu erhöhen. Die einzelnen Wellen der Mahlringe sollen
                              dem Durchmesser der
                              									Mahlkugeln angepasst sein.
                           Es steht zu vermuthen, dass die erhoffte erhöhte Mahlwirkung nur in dem Falle – und zwar auch nur in geringem Grade – eintreten
                              wird,
                              									dass man die Mühle mit wenigen grossen Mahlkugeln arbeiten lässt, die das Material in ähnlicher Weise zertrümmern,
                              wie die
                              									Kollersteine bei den Kollergängen.
                           Die Verschiebbarkeit der Mahlringe gegen einander, wie sie sich bei einer Mühle von Paul Ehmke findet (D.
                              									R. P. Nr. 56103, erloschen), hat den Zweck, den Feinheitsgrad des aus der Mahltrommel austretenden zerkleinerten
                              Gutes zu reguliren.
                              									Die Einrichtung hat natürlich nur dann Werth, wenn auf eine weitere Sichtung des aus der Mahltrommel austretenden
                              Mahlgutes verzichtet
                              									wird bezieh. wenn es sich nicht um die Erzeugung von feinem Mehl, sondern von Schrot handelt. Die Ehmke'sche Mühle ist denn auch in der That lediglich als eine Kugelschrotmühle gedacht.
                           Die einzelnen Mahlringe derselben sowie auch die eine Stirnwand sind auf eine Reihe von Bolzen aufgeschoben und können mit
                              Hilfe von
                              									Kniehebeln, welche mit Stiften an jeden Mahlring angreifen, einander genähert oder von einander entfernt werden,
                              was gleichbedeutend
                              									mit einer Verengung oder Verbreiterung der Ringschlitze ist.
                           Dass die Verstellung der Mahlringe immer glatt von Statten gehen wird, darf wohl billig bezweifelt werden. Es könnte also
                              leicht sein,
                              									dass die Verstellbarkeit der Mahlringe ein rein theoretischer Vorzug ist, dem praktisch keine Bedeutung zukommt.
                           An dieser Stelle mag endlich noch eine sogen. Tellermühle neuesten Datums von Hermann Löhnert in Bromberg
                              									(D. R. P. Nr. 80411, erloschen) erwähnt werden, bei welcher die Abführung des zerkleinerten Gutes aus der Mahltrommel
                              gleichfalls
                              									durch Ringschlitze erfolgt. Das Mahlgehäuse wird zweckmässig aus zwei Theilen gebildet, die entweder beide in derselben
                              Richtung oder
                              									in entgegengesetzter Richtung rotiren, oder von welchen der eine still steht. Da bei feinerem Mehl die Abführung
                              des Mahlgutes durch
                              									einen einzigen Spalt zwischen den beiden Gehäusetheilen nicht schnell genug von Statten geht, wird zweckmässig zwischen
                              die beiden
                              									Gehäusehälften ein festes Mittelstück mit Auslasspalten zwischen geschaltet.
                           Es ist leicht zu sehen, dass eine grosse Leistungsfähigkeit von dieser Mühle nicht erwartet werden kann. Um eine Erhöhung
                              der
                              									Mahlwirkung zu erzielen, könnte man die glatten Mahlflächen ganz oder theilweise durch unebene ersetzen. So schaltet
                              Otto Hentschel in Grimma i. S. zwischen glatten Mahlflächen noch besondere Zerkleinerungsflächen ein (D.
                              									R. P. Nr. 69376 vom 12. November 1892, in Geltung), Fig. 3. Diese Zerkleinerungsflächen Z bestehen aus Platten F mit Spitzen oder mit in beliebiger Richtung verlaufenden rippenförmigen Erhöhungen E. Die Oeffnungen L zur Abführung des zerkleinerten Gutes sind zweckmässig
                              									in den Platten F, zwischen den Rippen oder Spitzen E angeordnet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 306, S. 61
                              Fig. 3.Kugelmühle von Hentschel.
                              
                           Doch auch bei dieser Anordnung bleibt es wesentlich die durch die unebenen Mahlflächen verstärkte Reibung, welche die Zerkleinerung
                              des
                              									Materials bewirkt. Um die Zerkleinerungsarbeit der Kugeln durch Schlagwirkung zu erhöhen, müssen die Abstände der
                              einzelnen
                              									Unebenheiten des Mantels von einander wenigstens so gross sein, dass die Kugeln in die Lücken einfallen können und
                              nicht einfach über
                              									die Erhöhungen hinweggleiten. Kugelmühlen mit Mahlflächen dieser Art finden sich bereits in der oben angeführten
                              Publication industrielle von Armangaud erwähnt (Bd. 12 S. 269). Im
                              									Besonderen lässt sich der Zweck, neben der Reibungswirkung die Schlagwirkung der Mahlkugeln nutzbar zu machen, durch
                              wellenförmige
                              									Gestaltung des Mantels erreichen. Das älteste Beispiel einer solchen wellenförmigen Mantelform dürfte wohl die Finkelin'sche Indigomühle bieten (D. p. J., 1874 214 24/25), bei
                              									welcher übrigens nach Anweisung des Erfinders statt der Kugeln eiserne Würfel Anwendung finden sollten.
                           Die wellenförmige Gestaltung des Trommelmantels ist später noch verschiedentlich in Anwendung gekommen, so z.B. bei der Bittinger-Hörmann'schen Kammerkugelmühle nach D. R. P. Nr. 39066, welche von der Firma G. Luther in Braunschweig und Darmstadt gebaut wird.
                           Um die Construction derartiger wellenförmiger Mäntel möglichst dauerhaft zu gestalten, empfiehlt Hugo
                                 										Gräpel in Budapest (D. R. P. Nr. 76031 vom 30. September 1891, in Geltung), Fig. 4, dieselben
                              									aus muldenförmigen Stäben t1t2 herzustellen, welche an ihren Enden Flanschen von solcher Gestalt besitzen, dass dieselben bei der
                              									Befestigung an den Auflagerflächen der Trommelböden innen glatte Flächen ergeben, auf denen die Kugeln nur rollen
                              können. Diese
                              									muldenförmigen Stäbe kehren dem Trommelinnern abwechselnd die convexe und die concave Seite zu und setzen einer Durchbiegung
                              									erheblichen Widerstand entgegen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 306, S. 61
                              Fig. 4.Kugelmühle von Gräpel.
                              
                           Eine noch wirksamere Schlagwirkung wie durch wellenförmige Gestaltung der Mahltrommel wird durch eine Anordnung von Hermann Gruson in Magdeburg-Buckau erreicht (D. R. P. Nr. 10700, erloschen), die insbesondere für
                              									Kugelmühlen zur Herstellung von Kohlenpulver für Schiesspulverfabriken bestimmt war.
                           Der Trommelmantel wird in diesem Falle (Fig. 5) auf der Innenseite mit einzelnen gerundeten
                              									Hervorragungen oder Rippen a versehen, denen gegenüber sich Stege b, die an
                              									den Seiten wänden der Trommel befestigt sind, befinden. Die Kugeln, welche das Zerkleinern des Materials bewirken,
                              sind von zweierlei
                              									Grösse. Die kleineren haben einen solchen Durchmesser, dass sie leicht zwischen den Rippen a und den
                              									Stegen b hindurchgleiten können, während diese Zwischenräume für die grösseren Kugeln zu eng sind. Die
                              									letzteren werden daher bei der Rotation der Trommel mitgenommen und fallen schliesslich aus ansehnlicher Höhe auf
                              das
                              									Zerkleinerungsgut herab. Durch die Schlagwirkung der herabfallenden Kugeln werden die grösseren Stücke rasch in Bruchstücke
                              zerlegt,
                              									die ihrerseits in wirksamer Weise von den kleineren Kugeln bearbeitet werden können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 306, S. 61
                              Fig. 5.Kugelmühle von Gruson.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 306, S. 61
                              Fig. 6.Kugelmühle von Jenisch.
                              
                           Mit grossem Erfolge ist das Princip, die Schlagwirkung bei der Zerkleinerung zu Hilfe zu nehmen, bei der Kugelfallmühle von Waldemar Jenisch in Bromberg (D. R. P. Nr.
                              									38036 vom 14. März 1886, in Geltung; Amerikanisches Patent Nr. 367043), Fig. 6, zur Anwendung gekommen.
                              									Dieselbe enthält im Innern der cylindrischen Mahltrommel eine Anzahl Auflaufflächen, die mit einer Kante den Trommelmantel
                              berühren
                              									und sich im Uebrigen allmählich von demselben entfernen. Bei der Drehung der Trommel gleiten die Kugeln über die
                              Auflaufflächen hinweg
                              									und fallen, sobald sie an der äussersten Kante einer derselben angelangt sind, auf den glatten Trommelmantel nieder.
                           Die Auflaufflächen sind durchlöchert und lassen das bis zu einem gewissen Grade zerkleinerte Gut auf darunter befindliche,
                              in den
                              									cylindrischen Trommelmantel eingelassene Siebe fallen. Die Siebe sondern das fertige Mahlproduct von dem noch weiter
                              zu zerkleinerndem
                              									Gut ab. Die Siebgröbe gleitet unter den Auflaufflächen wieder in den Mahlraum zurück.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 306, S. 62
                              Kugelmühle von Hentschel.
                              
                           Die Mühle wird von der Firma Hermann Löhnert in Bromberg gebaut und hat sich eine bedeutende Verbreitung,
                              									insbesondere in der Cementindustrie, errungen. Sie wird vorwiegend zum Vorschroten, weniger zum Feinmahlen empfohlen.
                              In der That wird
                              									die Schlagwirkung der Kugeln eine nicht bis zur völligen Auflösung gehende Zertrümmerung des aufgegebenen Materials
                              bewirken, während
                              									allerdings doch auch wieder für Feinmahlung durch die glatten Mahlflächen gesorgt ist.
                           Schon aus dem Vorhergehenden geht hervor, dass durch eigenthümliche Gestaltung der Mahlflächen die Mahlwirkung erheblich modificirt
                              									werden kann. Um eine weitere Erhöhung der Mahlwirkung zu erzielen, wird von der Firma Otto Hentschel in
                              									Grimma i. S. den Auflaufflächen eine nach den Seiten der Trommel zu ansteigende Richtung gegeben, so dass dieselben
                              zum Umfang der
                              									Trommel windschiefe Flächen bilden (D. R. P. Nr. 62757, erloschen), Fig. 7 und 8. Und zwar steigen die Auflaufflächen
                              										c abwechselnd nach der rechten und nach der linken Trommelseite an. Die Folge dieser Gestaltung des
                              									Trommelmantels ist, dass die Kugeln, bei der Drehung der Trommel, nicht in derselben Verticalebene senkrecht zur Trommelachse
                              									bleiben, sondern abwechselnd nach rechts und nach links abgelenkt werden. Aus der Patentbeschreibung ist nicht recht
                              ersichtlich, wie
                              									hierdurch eine Beschleunigung der Mahlarbeit bewirkt werden soll, indessen erscheint eine solche nicht ausgeschlossen,
                              da der von den
                              									Kugeln bei einer bestimmten Drehung der Mahltrommel zurückgelegte Weg, von dessen Länge die Mahlwirkung wesentlich
                              abhängt, durch die
                              									seitliche Verschiebung vergrössert wird.
                           Uebrigens sind die einzelnen nach entgegengesetzten Seiten geneigten Auflaufflächen nicht zu einer geschlossenen Mahltrommel
                              verbunden.
                              									Es sind vielmehr Zwischenklappen angeordnet, welche sich bei der Drehung der Trommel selbsthätig öffnen und schliessen
                              und dasjenige
                              									Gut, welches zwar fein genug ist, um durch die Oeffnungen der Mahlflächen hindurchzutreten, aber nicht fein genug,
                              um die Siebmaschen
                              									zu durchdringen, wieder in den Mahlraum zurückführen.
                           Ueber die Siebanordnung der Hentschel'schen Mühle wird weiter unten einiges zu bemerken sein.
                           Die Vergrösserung der Kugellauffläche bei bestimmter Trommeldrehung bildet auch das charakteristische Merkmal einer Kugelmühle
                              von E. Fritsch in Suhl (D. R. P. Nr. 71919 vom 2. November 1892, in Geltung; Englisches Patent Nr. 20322 vom
                              									J. 1893).
                           Bei dieser Mühle sind im Innern der Mahltrommel Zwischenaufflächen a b angebracht (Fig. 9), welche sowohl vom Umfang nach dem Mittelpunkt als auch von der Achse nach dem Mantel verlaufen
                              									und an ihren Enden so viel Raum c freilassen, als nothwendig ist, um die Kugeln und das zu verarbeitende
                              									Mahlgut von einer Lauffläche auf die darunter liegende gelangen zu lassen.
                           Die Anzahl der Zwischenlaufflächen ist beliebig, ebenso innerhalb gewisser Grenzen die Richtung derselben, insofern sie sowohl
                              									strahlenförmig wie in der Fig. 9 angegeben, als auch geneigt zum Trommelmantel angeordnet sein
                              									können.
                           Bei einer weiteren Reihe von Constructionen ist die Gestaltung der Mahltrommel wesentlich mit bestimmt durch die Rücksicht
                              auf die
                              									Rückführung des noch nicht hinreichend zerkleinerten Materials in die Mahltrommel.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 306, S. 62
                              Fig. 9.Kugelmühle von Fritsch.
                              
                           Um den letzteren Zweck zu erreichen, bildet man die Mahlfläche, sofern nicht die Rückführung durch die Stirnflächen der Trommel
                              mittels
                              									besonderer Leitungen, wie etwa bei der Sachsenberg'schen Mühle, bewirkt werden soll, aus einer Zahl von
                              									sich nicht mit ihren Kanten berührenden festen oder drehbaren Segmenten. Im ersteren Falle sind entweder vor den
                              Spalten zwischen den
                              									Segmenten Klappen angeordnet, welche den Austritt von Mahlgut aus der Trommel durch die Spalten verhindern, die sich
                              aber oberhalb der
                              									Zerkleinerungszone selbsthätig öffnen und die Siebgröbe in die Mahltrommel zurückgleiten lassen, oder die festen
                              Segmente greifen mit
                              									ihren Kanten so über einander über, dass bei einer bestimmten Drehungsrichtung der Trommel das Mahlgut von einem
                              Segment direct auf
                              									das nächste Segment fällt, so dass ebenso wie bei der Klappenanordnung Mahlgut aus der Trommel durch die Schlitze nicht oder doch nur in verschwindendem Umfange hinausgelangen kann, während eine
                              									Rückleitung der Siebgröbe, unter Benutzung entsprechender Leitungen, leicht bewerkstelligt werden kann.
                           Ein Beispiel für eine Mahltrommel aus mehreren von einander getrennten, festen Segmenten, vor deren Zwischenräumen selbsthätig
                              wirksame
                              									Klappen angeordnet sind, bot die Hentschel'sche Mühle nach D. R. P. Nr. 62757 (Fig. 7 und 8). Als Beispiele für Mühlen mit offenen Spalten zwischen den Segmenten der Mahltrommeln mögen die Patentkugelmühle des Grusonwerkes und Jenisch's Kugelfallmühle (Fig.
                                 										2 bezieh. Fig. 6) genannt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 306, S. 63
                              Fig. 10.Kugelmühle von Simony.
                              
                           Zu den Mühlen mit aus drehbaren Segmenten gebildeter Mahltrommel gehört zunächst eine Mühle von R. Simony
                              									in Berlin (D. R. P. Nr. 192, erloschen), Fig. 10, die nur wenig jüngeren Datums ist als die Sachsenberg'sche Mühle. Die Segmente D bilden in ihrer Schlusstellung einen
                              									innen glattwandigen Mahlcylinder, der in seinem unteren Theil, in dem der Mahlprocess vor sich geht, bis auf die
                              Oeffnungen in den
                              									Segmenten vollständig geschlossen ist, während in dem jeweilig oberen Theil der Trommel die Segmente in Folge ihrer
                              Schwere sich
                              									selbsthätig öffnen und so den Eintritt der Siebgröbe in die Mahltrommel ermöglichen.
                           Die Sichtung erfolgt durch ein unter der Mahltrommel angeordnetes festes Sieb F; dasselbe wird von
                              									Schaufeln P bestrichen, welche die Siebgröbe in die Höhe nehmen und durch die geöffneten Segmente in die
                              									Mahltrommel zurückschütten. Die Schaufeln P dienen zu gleicher Zeit dazu, die Oeffnungsbewegung der
                              									Segmente zu begrenzen. Damit die Schaufeln P diese Function ausüben können, sind die Segmente mit Nasen
                              									ausgerüstet, die sich gegen die Schaufeln legen.
                           Der Gedanke, die Mahltrommel aus einzelnen drehbaren Sectoren herzustellen, hat bei den Friedrich'schen
                              									Kugelkippmühlen (D. R. P. Nr. 45684, erloschen) eine weitere Ausbildung erfahren. Bei diesen Kugelkippmühlen (Fig. 11), die durch die Bemühungen der Firmen Max Friedrich und Comp. in Plagwitz-Leipzig und
                              										Brinck und Hübner in Mannheim eine beträchtliche Verbreitung erlangt haben, schwingen die die
                              									Mahlfläche bildenden Rostplatten nicht um eine Kante, wie bei der Simony'schen Mühle, sondern um eine
                              									einseitig unter denselben angeordnete Drehachse. Die Folge davon ist, dass die Rostplatten, während die Kugeln darüber
                              									hinweggleiten, eine Drehbewegung innerhalb der ihnen durch feste Anschläge gesteckten Grenzen vollführen. Zunächst
                              drücken die Kugeln
                              									das kürzere Ende jeder Rostplatte nieder, gleiten dann vorwärts, bis der Schwerpunkt der auf der Rostplatte ruhenden
                              Masse jenseits
                              									der Drehachse verlegt ist. Dann erfolgt ein plötzliches Umschlagen des Kipprostes und damit eine zwangläufige schnellere
                              Bewegung der
                              									Kugeln.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 306, S. 63
                              Fig. 11.Kugelmühle von Friedrich und Comp.
                              
                           Das durch die Rostspalten hindurchtretende Gut wird durch eine rotirende Siebtrommel, die in ebenso viele Abtheilungen zerlegt
                              ist, als
                              									die Mahltrommel Kipproste besitzt, abgesiebt. Die Siebgröbe gleitet bei der Oeffnung der Rostplatten in die Mahltrommel
                              zurück, um
                              									hier weiter zerkleinert zu werden.
                           Siebanordnungen und Vorrichtungen zur Rückführung des noch nicht hinreichend zerkleinerten Materials. Wenn
                              									das Mahlgut vor seinem Austritt aus der Mühle einem Sichtprocess mit Hilfe von Sieben unterworfen werden soll, pflegt
                              man die
                              									Mahltrommel in ihrer ganzen Ausdehnung mit einem Siebmantel zu umgeben, der an der Bewegung der Mühle theil nimmt.
                           Die Anordnung eines festen Siebes unterhalb der Mahltrommel, wie bei der Simony'schen Mühle (Fig. 10), erscheint durchaus verwerflich, da die Rückschaffung der Siebgröbe in die Mahltrommel, sofern
                              									dieselbe durch die Mühle selbst bewirkt werden soll, etwa durch über das Sieb hin streichende Schaufeln, nur unter
                              starker
                              									Beanspruchung des Siebes erfolgen kann. Wollte man diese starke Siebbeanspruchung vermeiden, so müsste man besondere,
                              von der Mühle
                              									selbst unabhängige Siebvorrichtungen anwenden – Plansichter o. dgl. –, welche entbehrlich zu machen, ein besonderer
                              Vorzug der
                              									Kugelmühlen ist.
                           Der die Mahltrommel umgebende Siebmantel ist nun so einzurichten, dass die Siebgröbe selbsthätig in die Mahltrommel zurückgleitet.
                              Dies
                              									kann entweder so geschehen, dass dieselbe zunächst unter der Mahltrommel hinweggeleitet und dann durch die Stirnseiten
                              der Trommel
                              									zurückgeführt wird, oder es können für die Siebgröbe Leitungen vorgesehen sein, welche von dem Siebmantel nach in
                              der Mahltrommel
                              									vorgesehenen Spalten führen.
                           Den ersten Weg schlagen wohl nur die Gebrüder Sachsenberg bei ihrer oben beschriebenen Mühle (vgl. Fig. 1) ein. Das Verfahren der Rückführung der Siebgröbe ist in diesem Falle wohl etwas complicirter als
                              									bei den Siebanordnungen der zweiten Art. Aber diese Einrichtung besitzt auf der anderen Seite den Vorzug, dass man
                              die Länge des
                              									Weges, den das Sichtgut in der Siebtrommel zurücklegt, insbesondere durch entsprechende Wahl der Konicität der Trommel,
                              innerhalb
                              									weiter Grenzen nach Belieben regeln kann. Um zu verhüten, dass das
                              									nahe dem tiefsten Ende der Siebtrommel aus dem Mahlraum austretende Gut sofort über den Rand der Siebtrommel hinweggleitet
                              und in den
                              									Mahlraum zurückgeführt wird, ist zwischen der Mahltrommel und dem Siebmantel ein kurzer, undurchbrochener Kegelmantel
                              von
                              									entgegengesetzter Konicität wie der Siebmantel eingeschaltet, der das betreffende Gut zunächst mehr nach der Mitte
                              zu leitet und
                              									dasselbe erst dann auf den Siebmantel auffallen lässt.
                           Die Regelbarkeit der Länge des auf dem Siebmantel zurückzulegenden Weges, den ich kurz „Sichtweg“ nennen will, ist für die
                              									Sichtwirkung von erheblicher Bedeutung, insofern bei einem zu kurzen Wege keine völlige Absiebung des hinreichend
                              feinen Gutes
                              									erfolgt.
                           In der Mehrzahl der Fälle zieht man es vor, den die Mahltrommel umgebenden Siebmantel in mehrere getrennte Abtheilungen zu
                              zerlegen und
                              									das Ende jeder derselben durch eine Leitfläche mit einem Spalt in der Mahltrommel zu verbinden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 306, S. 64
                              Fig. 12.Kugelmühle von Heinen.
                              
                           Ein Beispiel für eine Einrichtung dieser Art bietet die oben wegen der besonderen Gestaltung der Mahlflächen erwähnte Mühle
                              von Otto Hentschel (D. R. P. Nr. 69376), Fig. 3. Es ist leicht zu sehen, dass
                              									bei dieser Anordnung der Sichtweg nur verhältnissmässig kurz ist, wenn auch bei der Hentschel'schen Mühle
                              									durch die undurchbrochenen glatten Mahlflächen vor den Rückführungsöffnungen dafür gesorgt ist, dass nicht ein Theil
                              des aus der
                              									Mahltrommel fallenden Gutes fast unmittelbar wieder in die Mahltrommel zurückgeführt wird.
                           Um auch bei Mühlen mit Rückführspalten im Mantel der Mahltrommel eine Verlängerung des Sichtweges und dadurch gründlichere
                              Sichtung zu
                              									erzielen, umgibt A. Heinen in Berlin (Erloschenes D. R. P. Nr. 64466), Fig.
                                 										12, die Mahltrommel anstatt mit einem mit zwei Feinsiebmänteln,
                              									deren Segmente nach einander zur Wirkung gelangen. Das aus der Mahltrommel kommende Gut fällt zunächst auf das Schutzsieb
                              S1 und gelangt durch dieses hindurch auf das innere Feinsieb S2. Am Ende eines Segmentes von S2 angelangt, wird nun die Siebgröbe nicht direct in die Mahltrommel zurück, sondern zunächst – der
                              									Richtung des Pfeiles 2 folgend – auf das folgende Segment des äusseren Siebmantels S3 geleitet und hier weiter gesiebt; erst wenn es am Ende dieses
                              									Segmentes angelangt ist, findet es den Weg nach dem Inneren der Mahltrommel – Richtung des Pfeiles 4 –
                              									offen. Das durch S2 hindurchfallende Material gelangt von dem
                              									Zwischenboden B durch eine Leitung – der Richtung des Pfeiles 3 folgend –
                              									aus der Mühle heraus.
                           Die Patentschrift leitet eine Erhöhung der Sichtwirkung von der Vergrösserung der Siebfläche ab, deren Bedeutung jedoch im
                              Wesentlichen
                              									darin zu suchen sein wird, dass sie die Verlängerung des Sichtweges ermöglicht.
                           Die ganze Siebanlage ist ziemlich complicirt, zumal die Verbindung zwischen den einzelnen Siebsegmenten u.s.w. nicht durch
                              über die
                              									ganze Siebbreite reichende Leitungen, sondern durch Kanäle, die bald an den Seiten, bald in der Mitte angeordnet
                              sind, bewirkt werden
                              									muss.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)