| Titel: | Ueber Putz- und Gasiermaschinen für Gespinnste. | 
| Fundstelle: | Band 306, Jahrgang 1897, S. 206 | 
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                        Ueber Putz- und Gasiermaschinen für Gespinnste.
                        Von E. Pfyffer, Civilingenieur in Zürich.
                        Mit Abbildungen.
                        Ueber Putz- und Gasiermaschinen für Gespinnste.
                        
                     
                        
                           Die mechanische Reinigung und Egalisirung der Gespinnste findet in neuerer Zeit eine immer mehr ausgedehnte Anwendung und
                              									Vervollkommnung.
                           Es lohnt sich daher wohl der Mühe, diesen höchst wichtigen Theil der Textilindustrie etwas näher zu beleuchten und die in
                              Anwendung
                              									kommenden Apparate und Maschinen neuerer Ausführung in systematischer Reihenfolge vorzuführen und zu besprechen,
                              dieses um so mehr, da
                              									über diesen Theil der Textilindustrie noch sehr wenig veröffentlicht worden ist.
                           Zur Reinigung und Egalisirung der Gespinnste sind mehrere Vorgänge erforderlich. Zunächst gehört dazu das eigentliche Putzen
                              der
                              									Fadenoberfläche, d.h. das Entfernen aller auf der Fadenoberfläche vorhandenen Unreinigkeiten. Diese sind je nach
                              der Natur und dem
                              									Ursprung des betreffenden Garnes oder Gespinnstes verschieden und werden verschiedenartig bezeichnet. Gries z.B.
                              sind winzige Knötchen
                              									von Fadenstaub, die ziemlich fest auf der Oberfläche des Fadens haften und nur durch energisches Putzen weggebracht
                              werden können.
                              									Noppen nennt man eine Ansammlung von kurzen Fasern, welche als kleine Bündel mit dem Faden versponnen oder verzwirnt
                              sind.
                           Zu den Verunreinigungen zählt man ferner die stellenweise Anschwellung der Fäden, deren Entstehung verschiedene Ursachen haben
                              									kann.
                           Dann gibt es noch eine Menge anderer Verunreinigungen, die, um einen glatten und egalen Faden zu erzielen, entfernt werden
                              müssen.
                           Ein gründliches Putzen der Gespinnste und Zwirne muss durch Sengen unterstützt werden, da durch das Putzen der Faden wegen
                              der
                              									mechanischen Einwirkung auf seine Oberfläche immer etwas rauh wird. Das Sengen hat somit den Zweck, die vorstehenden
                              Faserspitzen
                              									abzubrennen und grössere Verunreinigungen, wie die genannten, durch Anbrennen mürber zu machen, so dass eine Entfernung
                              derselben
                              									erleichtert wird.
                           Die Garnputzmaschinen zerfallen in drei Gruppen:
                           1) Putzmaschinen, bei welchen der zu putzende Faden um leicht bewegliche Rollen, die auf feststehendem Rollenlager senkrecht oder
                              									wagerecht drehbar gelagert sind, geschlungen werden und den Rollen eine gewisse Schnelligkeit ertheilt wird.
                           2) Putzmaschinen, ebenfalls mit leicht beweglichen Rollen, welche sich dadurch kennzeichnen, dass dem Rollenlager eine hin
                              und her
                              									gehende (oscillirende) Bewegung ertheilt wird, während der Faden über die Rollen gezogen wird.
                           3) Putzmaschinen ohne Rollenorgane, die aus Schlitzen, kleinen Oeffnungen oder kantigen Vorsprüngen bestehen, zwischen welche
                              der Faden
                              									durchgeführt wird.
                           Es findet hierbei gewissermaassen ein Abstreifen der Unreinigkeiten statt im Gegensatz zu den Rollenputzmaschinen, wo mehr
                              ein
                              									Abscheren der Unreinigkeiten stattfindet.
                           Die Rollen und die Stifte, um welche sich dieselben drehen, bestehen grösstentheils aus gehärtetem Stahl. Die Vereinigung
                              einer Anzahl
                              									solcher Rollen heisst Putzzeug. Der Abstand der einzelnen Rollen von einander wird so gross genommen, dass ein Umschlingen
                              des zu
                              									putzenden Fadens um die Rollen leicht mit der Hand vorgenommen werden kann.
                           Die Rollen haben eine cylindrische oder konische Gestalt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 306, S. 206
                              Putzrollen.
                              
                           Fig. 1 und 2 zeigen eine einfache cylindrische Putzrolle a mit Lagerung b.
                              									Fig. 3 bis 5 zeigen die Construction und Lagerung einer leichten, hohlen, konischen,
                              									aus Stahlblech hergestellten Putzrolle, deren Konusse gegen einander gerichtet sind, um ein strammes Zusammenlaufen
                              der Fäden zu
                              									bezwecken. Als Lagerung dieser Rollen verwendet man jetzt fast ausschliesslich sogen. Hornleder. Fig. 6 zeigt eine wagerechte Anordnung der Putzwalzen, welche auf einen
                              									festen Stift a aufgesteckt sind und zwecks Schmierung dieser Stifte die angedeutete Verschiebung
                              									gestatten.
                           Fig. 7 zeigt eine senkrechte oder hängende Putzrolle mit
                              									feststehendem Stifte; bei dieser Anordnung wird aber die Oelung der Stifte sehr erschwert. Diesem Umstände begegnet
                              die von Karl Wütig in Zell, Baden, patentirte senkrechte Putzwalze.
                           In der Mitte der hohlen Walze a (Fig.
                                 										8) ist der Stift b befestigt. Derselbe wird von dem Lager c, in
                              										welchem die Oelkammer d ausgespart
                              									ist, dicht umschlossen. Die Walze selbst umschliesst den Lagerkörper und bietet dadurch einen vollkommenen Schutz
                              gegen
                              									Verunreinigung. Jeweilen vor Beginn des Betriebes erfolgt die Schmierung, wobei die Walze aus dem Lager herausgehoben
                              wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 306, S. 207
                              Putzwalzen.
                              
                           Eine andere Anordnung zeigt die von C. Neumann-Schellenberg in Basel patentirte Putzwalze (Fig. 9). In der Putzwalze a ist die
                              									Stahlspindel b fest eingeschlagen. Die untere Hälfte dieser Spindel steckt lose in der Lagerung oder dem
                              									Spindelhalter c, welcher durch Mutter e an der Garnputzmaschine befestigt
                              									wird, d ist die Oelkammer. Die Spindel b läuft hier fast ohne Reibung in
                              									Oel, wodurch die Geschwindigkeit des an den Wälzchen vorbei geführten Fadens bedeutend gesteigert werden kann, somit
                              die
                              									Leistungsfähigkeit der betreffenden Putzmaschine erhöht wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 306, S. 207
                              Fig. 10.Putzwälzchen mit Windflügeln von Veillon.
                              
                           Es ist vortheilhaft, um ein besseres Putzen zu erzielen, dass die Wälzchen der Fadenbewegung einen gewissen Widerstand entgegensetzen.
                              									Aus diesem Grunde hat sich August Veillon in Basel Putzwälzchen mit Windflügeln patentiren lassen. Diese
                              									Anordnung ist in Fig. 10 dargestellt. An einem oder mehreren der in dem Walzensupport a gelagerten Wälzchen b werden kleine Flügel b1 angebracht, welche durch Erzeugung eines Luftwiderstandes die Spannung des Garnes
                              									vergrössern. Es empfiehlt sich hierbei, nur die hinteren Wälzchen, also dort, wo der Faden einläuft, mit Flügeln
                              zu versehen.
                           Um die Wirkungsweise dieser genannten Putzwalzen näher kennen zu lernen, ebenso das Verhältniss ihrer Schnelligkeit, Gewicht und
                              									Durchmesser, müssen wir noch Folgendes einschalten.
                           Das Putzen geschieht entweder auf die Weise, dass die Unreinigkeit mittels des Fadens und der Rolle aus ersterem herausgezogen
                              wird
                              									oder durch Anstossen eines beliebigen Punktes auf der Fadenoberfläche auf einem anderen Punkt derselben. Diese zwei
                              Punkte müssen sich
                              									in einem gewissen Winkel treffen, wenn eine Wirkung erzielt werden soll. Hieraus resultirt der Walzendurchmesser.
                           Die Praxis hat gezeigt, dass die Wahl des Rollendurchmessers oder der Angriffwinkel sich in gewissen Grenzen bewegt. Bei zu
                              grossem
                              									Rollendurchmesser wird der Garnfaden zu wenig angegriffen, in Folge dessen die Abtrennung der unreinen Punkte, überhaupt
                              die
                              									Schlichtung der Fadenoberfläche zu mangelhaft ausfällt, wogegen bei zu kleinem Rollendurchmesser der Faden zu stark
                              angegriffen,
                              									wodurch ein Materialverlust herbeigeführt wird, der selbstverständlich aus ökonomischen Gründen vermieden werden
                              muss.
                           Der Rollendurchmesser schwankt heute je nach Qualität und Stoff von 8 bis 25 mm.
                           Es ist einleuchtend, dass durch einmaliges Passiren des Fadens um eine oder mehrere hinter einander angebrachte Rollen der
                              Garnfaden
                              									noch nicht vollkommen gereinigt werden kann. Es befinden sich auf der Oberfläche des Fadens noch verschiedene Punkte,
                              die nicht mit
                              									einander in Berührung gekommen sind, und ist man daher in der Praxis zu der naheliegenden Einsicht gekommen, dass
                              der Faden je nach
                              									Reinheit mehrere Mal die Rollen zu passiren habe, wenn eine gründliche Reinigung der Fadenoberfläche stattfinden
                              soll.
                           Aus einer Vermehrung der Rollenanzahl resultirt selbstverständlich auch eine Vermehrung der Putzpunkte und somit eine erhöhte
                              Wirkung
                              									des ganzen Putzzeuges.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 306, S. 207
                              Fig. 11.Putzmaschine mit feststehendem Putzzeug.
                              
                           Der Faden muss unbedingt mit einer gewissen Spannung über die Rollen laufen; dadurch wird der Faden gezwungen, sich mehr an
                              einander zu
                              									schmiegen, wodurch dann eine gründliche Reinigung eher zu Stande kommen kann.
                           Es ergeben sich somit die Hauptfactoren, nämlich der Rollendurchmesser, die Spannung und die Anzahl der auf ein Putzzeug kommenden
                              									Rollen; diese Factoren stehen in einem gewissen Verhältniss zu einander.
                           Die Spannung des Fadens ist umgekehrt proportional dem Rollendurchmesser. Durch die grössere Wirkung der kleinen Rollen wird
                              natürlich
                              									auch die Reibung erhöht; durch dieses und die stärkere Biegung um die Rollen wird eben die Spannung gesteigert.
                           Ferner ist die Spannung des Fadens direct proportional dem Gewicht und der Anzahl der Rollen und ebenfalls direct proportional
                              der
                              									Schnelligkeit, mit welcher die Gegenstände um die Rollen laufen. Es sind also Mittel und Wege genug geboten, um eine beliebige Spannung zu erhalten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 306, S. 208
                              Fig. 12.Putzmaschine mit beweglichem Putzzeug.
                              
                           Die Maximalspannung nimmt man gewöhnlich 30 Proc. unter der Bruchfestigkeit des betreffenden Garnfadens. Es soll eben das
                              Garn ohne
                              									viel zu brechen über die Rollen laufen.
                           Verminderung des Rollengewichtes erlaubt bei gleicher Spannung die Anzahl der Rollen zu erhöhen, wodurch die Gesammtwirkung
                              sich
                              									steigert.
                           Da die Schnelligkeit des Fadens ebenfalls einen bedeutenden Einfluss auf die Reinigung desselben ausübt, so wird immer die
                              äusserste
                              									unter den bestehenden Verhältnissen zulässige Schnelligkeit angenommen. Mit der erhöhten Schnelligkeit steigert sich
                              auch die
                              									angesammelte Arbeit, daher wird die Wirkung auf ein im Wege stehendes Hinderniss nur um so grösser.
                           Leichte, hohle Stahlrollen erlauben eine grössere Schnelligkeit, wenn die Spannung eine regelmässige sein soll. Geht nun die
                              Drehung
                              									des Fadens oder Zwirns über eine gewisse Grenze hinaus oder vergrössert sich der Durchmesser des Fadens, so muss
                              unbedingt, wenn der
                              									Faden rein werden soll, dem Putzzeuge eine hin und her gehende oder oscillirende Bewegung ertheilt werden, wobei
                              die Schnelligkeit des
                              									Fadens reducirt werden muss.
                           Die Putzmaschine Fig. 11 kennzeichnet eine Putzmaschine mit feststehendem Putzzeug und Fig. 12 eine solche mit beweglichem, senkrecht hin und her gehendem Putzzeug.
                           In Fig. 11 ist a die abzuziehende, mit unreinem Garne gefüllte Spule, b das feststehende Putzzeug und c die aufwindende Spule; d ist ein Kanal zur pneumatischen Abführung der beim Putzen sich ergebenden Abfälle, e Fadenführung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 306, S. 208
                              Putzmaschinen mit oscillirenden Putzzeugen.
                              
                           Fig. 12 zeigt eine Putzmaschine mit beweglichem Putzzeug mit gleicher Bezeichnung der einzelnen Theile
                              									wie bei der obigen Maschine.
                           Die Putzzeuge b werden hier durch die Excenter e und Stangen f in eine rasche auf- und abwärts gehende Bewegung versetzt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 306, S. 208
                              Putzmaschine mit bewegtem Putzzeug von Neumann-Schellenberg.
                              
                           Fig. 13 und 14 sind Putzmaschinen mit oscillirenden Putzzeugen für gröbere Garne, a ist die abzuziehende Spule, b der Putzapparat, c die aufwindende Spule. In Fig. 13 sind d0d1d2 Frictionscylinder, um die Fadenspannung zu reguliren, gleichbedeutend
                              									mit den Spannhaken f in Fig. 14,
                              										e Excenter zur Hervorbringung der oscillirenden Bewegung der Putzzeuge.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 306, S. 208
                              Bewegliches Putzzeug mit zwei Reihen Rollen von Schellenberg.
                              
                           Eine andere Anordnung einer Putzmaschine mit bewegtem Putzzeug zeigt die Maschine von Neumann-Schellenberg, Basel, deren hauptsächlichsten Theile in Fig. 15 und 16 dargestellt sind.
                           Die Putzrollen d2 sind an den schräg am Putzrollenträger d angebrachten Stiften d0 aufgesteckt zum
                              									Zwecke, dieselben jederzeit gut zum Oelen abnehmen zu können.
                           Die Antriebsvorrichtung des Putzrollenträgers oder Schlittens d besteht in einem mittels Kurbel bb2 auf fester Zahnstange c1 bewegbaren und in Eingriff mit einer Zahnstange d1 des Schlittens stehenden Zahnrades b3.
                           Fig. 17 und 18 zeigt ein anderes bewegliches Putzzeug mit zwei Reihen Rollen. Patent
                              									von Schellenberg in Basel. Hier sind die Rollen c auf den Stiften k durch die Ausschnitte l1 eines
                              									aufklappbaren Bügels l zurückgehalten, daran sich vorn am Ende der Rollen befindliche Vorsprünge c1 legen. Durch diese Anordnung wird ermöglicht, dass nach Aufheben des
                              									Bügels sämmtliche Rollen leicht von den Stiften genommen und geölt werden können.
                           An gleicher Maschine befindet sich noch eine wesentliche Verbesserung. Bei den anderen Putzmaschinen ist die Spannung des
                              von den
                              									Putzrollen ablaufenden Fadens eine sehr ungleiche, weil die vor dem Aufwickelspuler angeordnete Fadenführung sich
                              auf- und abwärts
                              									bewegt und folglich der von den Putzrollen ablaufende Faden einen
                              									stets veränderlichen Winkel mit den Putzrollen bildet. Um diesem Uebelstande abzuhelfen, fällt bei dieser Maschine
                              die Fadenführung
                              									weg und die aufwindenden Spulen erhalten eine auf und ab gehende Bewegung.
                           Albin Kientzy in Bussang, Frankreich, liess sich einen beweglichen Putzapparat patentiren, dessen
                              									Antriebsvorrichtung wesentlich von den früher angeführten abweicht. Fig. 19 zeigt diese
                              									Vorrichtung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 306, S. 209
                              Fig. 19.Beweglicher Putzapparat von Kientzy.
                              
                           Auf einer Welle a befindet sich die auf ihrem Rande mit Leder oder Kautschuk überzogene Scheibe b. Diese Scheibe verursacht durch Friction die Drehung einer Scheibe c,
                              									welche durch eine Feder oder ein Gewicht auf erstere gedrückt wird. Die Scheibe b ist auf ihrer Achse so
                              									verschiebbar, dass sie an irgend einem Punkte des Radius der Scheibe c angreifen kann und auf diese Weise
                              									der Scheibe c und Welle d, auf welcher letztere sitzt, eine Geschwindigkeit
                              									verleiht, welche je nach dem Angriffspunkte verschieden ist.
                           Am oberen Theile der Welle d befindet sich die Scheibe e mit Excenter e1. Letzteres überträgt seine Bewegung auf den Stab f, an welchem die Putzrollen i angebracht sind. Der Ausschlag, d.h. die
                              									Grösse der Hin- und Herbewegung von f, ist also nach Maassgabe des Excenters veränderlich und dessen
                              									Geschwindigkeit ist wieder verstellbar je nach der Lage der Scheibe c, die von dem Angriffspunkt der
                              									Frictionsscheibe b abhängig ist.
                           Putzapparate ohne Rollen. Thread Co. in Fall-River, Nordamerika, liess sich die in Fig. 20 bis 23 veranschaulichten Reinigungsapparate patentiren.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 306, S. 209
                              Reinigungsapparat von Thread.
                              
                           Das zu putzende Garn wird in die Nuth e der Scheibe d eingelegt und der
                              									Knotenfänger oder Reiniger g so eingestellt, dass der Faden in unmittelbarer Nähe dieser Vorrichtung
                              									läuft, jedoch nicht in Berührung mit derselben kommt (Fig. 20
                              									und 22). So lange der Faden die gewünschte Beschaffenheit und
                              									Stärke hat, bewegt er sich ungehindert von g, da schon eine sehr kleine Reibung hinreicht, das Rad d zu drehen. Bringt aber der durchlaufende Faden eine Ungleichmässigkeit irgend welcher Art, so hebt
                              									diese den Faden aus seiner normalen Lage empor und bringt ihn mit dem Knotenfänger g in Berührung, so
                              									dass ein Stillstand erfolgt (Fig. 21 und 23). Bei dieser Maschine ist noch eine selbsthätige Ausserbetriebsetzung
                              									vorgesehen. Hierfür ist der Arm f derart drehbar gelagert, dass, wenn die auf die Scheibe d ausgeübte Kraft zu stark ist, dieser Arm sich dreht, eine Fangvorrichtung in Bewegung setzt und den
                              									Aufwindeapparat ausschaltet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 306, S. 209
                              Abschervorrichtung von Platt.
                              
                           Derartige Maschinen eignen sich selbstverständlich nicht für feine Garne.
                           Der von Henry Offroy und Charles C. Pfeiffer in Malaunay, Frankreich,
                              									patentirte Reinigungsapparat für Baumwollgarne kennzeichnet sich durch Folgendes: Das zu reinigende Garn wird zwischen
                              zwei flache
                              									gegen einander liegende Backen hindurchgeführt, von denen die eine mit Hilfe eines verstellbaren Gewichtes oder einer
                              regulirbaren
                              									Feder an die andere angepresst erhalten wird, so dass der durchgehende Faden die gewünschte Spannung erhält, während
                              die zweite Backe
                              									in Bezug auf die erste Backe eine auf und ab gehende Bewegung ausführt und dadurch eine scherende Wirkung hervorbringt,
                              welche das
                              									Ablösen und Entfernen der Knötchen zur Folge hat.
                           Die Abschervorrichtung für Mule-Feinspinnmaschinen von Arthur Platt, Higgins, England, ist in Fig. 24 bis 27 dargestellt; diese Vorrichtung dient zum Abstreifen von Knötchen u.
                              									dgl. vom Garn. Die Fäden passiren beim Aufwinden auf die Spindel durch Schlitze einer mit dem Gegenwindedraht g2 oder dem Aufwindedraht verbundenen Abstreifschiene h.
                           Eine andere Vorrichtung zum Reinigen von Gespinnstfäden bei Spulmaschinen ist der Louis Drach, Gebweiler,
                              									patentirte Putzapparat. Dieser besitzt zwei gezahnte Backen a und b (Fig. 28 und 29), deren Zähne beliebig in einander greifen können, und zwischen welchen
                              									der Faden im Zickzack durchgeführt wird. Je nach Nummer, Qualität und Spannung werden die Backen einander genähert
                              bezieh. entfernt.
                              									Zur Führung des Fadens ist die Backe b mit einem Haken c versehen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 306, S. 209
                              Vorrichtung zum Reinigen von Gespinnstfäden bei Spulmaschinen von Drach.
                              
                           Beim Vorbeigehen des Fadens an den geschärften Kanten der Zähne werden die Unreinigkeiten, Strohtheile, bewegliche Fasern,
                              todte
                              									Baumwolle u.s.w., herausgeschabt und schwache Stellen des Fadens zerrissen.
                           Der selbstschliessende Seidenputzstock von J. Flügli-Graf in Zürich, hat den Zweck, an einem durch
                              									denselben geleiteten Seidenfaden die vorkommenden Knoten und Unreinigkeiten aufzuhalten oder abzustreifen. Derselbe
                              besteht aus einer
                              									beweglichen und einer unbeweglichen Klinge aus Stahl.
                           Die feststehende Klinge a (Fig. 30
                              									bis 32) ist mittels Schrauben aufrecht gegen die senkrechte Aussenfläche der winkelförmigen Fusstücke c befestigt. Die bewegliche Klinge b ist in aufrechter Stellung um die
                              									Fusschraube d drehbar, so dass sie mit der Fadenführungsfläche der feststehenden Klinge a in seitliche Berührung gebracht werden kann. Sie ist als Flügel ausgebildet und besitzt auf einer Seite
                              									zwei Lager, durch welche die Schraube d geht. Zwischen beiden Lagern ist eine Spiralfeder aufgeschoben,
                              									die bestrebt ist, die Klinge b stets nach einer Richtung zu drehen. Die Stellung der beiden Klingen, ist
                              									aus Fig. 31 ersichtlich. Um eine leichte Entführung des Fadens
                              									in den Putzstock zu gestatten, sind beide Klingen oben nach auswärts abgerundet. Wird nun ein glatter Faden durchgeleitet,
                              so legt
                              									sich die bewegliche Klinge durch die Wirkung der Spiralfeder so eng an die unbewegliche, dass der Faden knapp passiren
                              kann, ob
                              									derselbe stärker oder schwächer sei. Bringt der Faden jedoch Unebenheiten, Knoten, Knäulchen u.s.w., so passiren
                              dieselben erst einen
                              									Theil der unbeweglichen Klinge und üben nun an derselben einen Zug aus nach der Richtung des Fadenlaufes, wodurch
                              sich die bewegliche
                              									Klinge b in ihrer senkrechten Achse zu drehen sucht und den Faden dadurch festklemmt. Durch
                              									Rückwärtsziehen des Fadens löst sich derselbe von selbst wieder und die Reinigung kann leicht und gründlich geschehen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 306, S. 210
                              Selbstschliessender Seidenputzstock von Flügli-Graf.
                              
                           Durch diese Einrichtung fällt das zeitraubende Weiter- und Engerstellen der Klingen mittels Schrauben weg, somit ist die Arbeit
                              									vereinfacht.
                           Putz Vorrichtung für Gespinnste von Charles Leslie Través in Minneapolis, Nordamerika. Diese Maschine, die
                              									in den Fig. 33 bis 36 dargestellt ist, dient hauptsächlich zum Reinigen von Wergfäden. Dieses
                              									Material enthält immer sehr grosse Mengen von Verunreinigungen, Schaben in Holzfasern, kurzen Fasern, welche in Form
                              von Ringen die
                              									Fäden umgeben und sogen. Nester bilden.
                           Das Gespinnst wird hier der Einwirkung von Messern oder Schneidzeugen unterworfen, welche in der Längsrichtung der Gespinnste
                              wirken
                              									und dadurch die Nester und Schaben beseitigen, ohne den eigentlichen Faden zu beschädigen. Durch diese Schneidzeuge
                              werden auch die
                              									stärker und loser gezwirnten Theile schwächer gemacht und erhalten die normale Stärke des Gespinnstes.
                           Nach dieser Manipulation wird das Gespinnst gebürstet, um die losgelösten Unreinigkeiten zu beseitigen.
                           Die Messer 4 und 6 stecken auf der Welle 3,
                              									dabei wird das Messer 4 auf der Welle durch eine Schraube 8 befestigt,
                              									während das Messer 6 sich mit der Welle dreht, aber auf der Welle verschiebbar ist. Dieses Messer ist mit
                              									einer Nuth 10 versehen, in welche ein Stift 12 auf der Welle greift. Eine
                              									Feder 14 tritt mit einem festen Bund 16 auf der Welle in Eingriff und legt
                              									sich auf den oberen Theil des Messers 6, um dasselbe gegen das Messer 4 zu
                              									drücken. Eine Platte 13, welche als Führung dazu dient, die Entfernung der Messerblätter zu bemessen,
                              									tritt um ein kurzes Stück zwischen diese Messer. Diese Platte ist in Form einer Scheibe ausgebildet, welche eine
                              Nuth 15
                              									an der Kante erhält und lose auf einen Zapfen 12 aufgesteckt ist, wie aus Fig. 35 ersichtlich ist, so dass sie sich auf diesem Zapfen drehen
                              									kann.
                           Eine Bürste 29 ist auf einer Spindel so angebracht, dass sie in die Bahn des Gespinnstes reicht, nachdem
                              									dasselbe die Messer verlassen hat. Die Bürste wird ebenfalls von der Welle 3 angetrieben. Die feste
                              									Führung 35 dient dazu, das Gespinnst dem Messer bezieh. der Bürste zuzuführen. Dieses geschieht in der
                              									Weise, dass die Bürste von dem Faden unter einem Winkel getroffen wird, wie aus Fig. 33 ersichtlich, wodurch das Gespinnst eine rollende Bewegung erhält,
                              									während es der Einwirkung der Bürste unterliegt, somit alle Materialtheile entfernt werden, die von den Messerblättern
                              lose gemacht
                              									worden sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 306, S. 210
                              Putzvorrichtung für Gespinnste von Leslie Través.
                              
                           Das Sengen der Garne geschieht, um denselben ein glatteres und mehr glänzendes Aussehen zu geben. Dasselbe hat auch, wie schon
                              früher
                              									angedeutet, den Zweck, den Reinigungsprocess der Garne durch Anbrennen der Verunreinigungen zu unterstützen.
                           Zum Sengen verwendet man grösstentheils kleine Gasflammen. Die Hauptsache ist, dass das angewendete Gas rein ist, damit es
                              leicht durch
                              									die kleinen Ausströmungsöffnungen strömt und dieselben weniger verstopft. Wassergas wird mit Vortheil angewendet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 306, S. 210
                              Gassengmaschinen.
                              
                           Die Garnsengmaschinen bestehen der Hauptsache nach aus einem Gasbrenner, zwei Stahlrollen, welche, je nachdem der Faden 2-
                              bis 6mal
                              									durch die Flamme geführt werden soll, dementsprechend Einkerbungen besitzen. Zwecks Entfernung des Fadens von der
                              Flamme sind entweder
                              									die Leitrollen oder dann die Flammen ausrückbar.
                           Das Gas strömt bei d (Fig. 37)
                              									durch eine feine Oeffnung aus und mischt sich in der Röhre e mit der durch die seitliche Oeffnung f einströmenden Luft, mit welcher es in die eigentliche Mischkammer g
                              									einströmt, um schliesslich an den schief gebohrten, in 2 bis 4 Reihen angeordneten Reihen von Löchern zur Verbrennung
                              zu gelangen.
                           
                           Dieses wäre das eine System des jetzt gebräuchlichen Brennens.
                           Das andere System arbeitet mit schwach comprimirter Luft, die ausserhalb des Verbrennungsraumes geholt wird. Es ist nämlich
                              nothwendig,
                              									dass die Sengflammen stets blau oder blaugrün brennen, weil nur eine solche Flamme keine russigen oder fettigen Ablagerungen
                              auf dem
                              									Garnfaden erzeugt und der letztere seine ursprüngliche Farbe behält. Dieses ist bei dem zuerst angeführten Brennen
                              schwer auf die
                              									Dauer zu erfüllen, weil der beim Sengen und Putzen sich entwickelnde Staub eben zum Gase kommt und dort mitverbrennt.
                              So lange die
                              									feinen Oeffnungen, durch welche Gas in die Mischkammer eingeführt wird, und die Oeffnungen, aus welchen das in diesen
                              Kammern mit Luft
                              									gemischte Gas ausströmt, frei von Staub, bezieh. geputzt sind, brennt das Gas blau. Sobald jedoch Staub von der in
                              die Mischkammer
                              									eintretenden Luft mitgerissen wird, verstopfen sich die Oeffnungen mehr oder weniger; dadurch ändert sich das Mischungsverhältniss
                              									zwischen Luft und Gas, so dass die blauen Flammen sich allmählich in gelbe umwandeln. Um diesem Uebelstande zu begegnen,
                              geht man
                              									vielerorts zu den erwähnten geschlossenen Brennern über, bei welchen kein Staub in die Mischkammern eintreten kann
                              und daher die
                              									Flammen stets blaugrün brennen. In Fig. 38 ist ein solcher
                              									Brenner dargestellt, a ist die Gasausströmung, b die Luftzuführung. Beide,
                              									Luft und Gas, stossen beim Eintritt in die Kammer c gegen eine Platte d,
                              									wodurch das Mischen beider unterstützt wird, wonach dieselben vereinigt durch einen Schlitz ausströmen und verbrennen.
                              Die Luft wird
                              									durch irgend welche Saugvorrichtung unter Anwendung eines Windkessels, mitunter auch durch ein Filter aus dem Freien
                              herbeigeführt,
                              									wobei noch der Vortheil vorhanden, dass eben frische, mehr Sauerstoff enthaltende Luft zur Verbrennung gelangt. Durch
                              Hähne lässt sich
                              									das Mischungsverhältniss zwischen Gas und Luft genau reguliren. Diese Art Maschinen gewähren eine ganz bedeutende
                              Gasersparniss.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 306, S. 211
                              Fig. 39.Controlmaschine.
                              
                           Wie beim Putzen, so auch hier ist es von grosser Bedeutung, mit welcher Schnelligkeit und wie vielmal der Faden durch die
                              Flamme läuft.
                              									Mit zunehmendem Fadendurchmesser wird die Schnelligkeit reducirt und umgekehrt erhöht. Das richtige Verhältniss kann
                              nur die Praxis
                              									finden. Die dabei in Betracht kommenden Factoren sind: Material, Qualität, Fadendurchmesser, Drehung und Spannung.
                              Ein zu starkes
                              									Sengen, und noch unter hoher Spannung, schadet dem Faden ungemein, indem es ihn hart und brüchig macht und jede Elasticität
                              verloren
                              									geht.
                           Um allfällig mangelhafte Arbeit der mechanischen Putzmaschinen zu controliren, werden gegenwärtig meistens Controlmaschinen
                              angewendet.
                              									Das Princip dieser Maschine besteht darin, eine grosse Anzahl, 10 bis 30 und mehr Fäden vor dem Auge des Arbeiters
                              über eine schwarze
                              									Tafel laufen zu lassen, wobei der Arbeiter bei Auffindung von Fehlern es in der Gewalt hat, die fortschreitende Bewegung
                              der
                              									Fäden mit dem Fusse einzustellen und die Unreinigkeit zu entfernen. Oder dann wird bei einem anderen System von Controlmaschinen
                              die
                              									Bewegung desjenigen Fadens, der einen Fehler aufweist, automatisch aufgehoben und dem Arbeiter Gelegenheit gegeben,
                              den Fehler gut zu
                              									machen. Da diese Art Maschinen keine eigentlichen Putzmaschinen sind, so wollen wir hier nur kurz darauf eingehen.
                              Fig. 39 zeigt einen Controlhaspel. Von der ablaufenden oder zu putzenden Spüle a laufen die Fäden etwas zusammengedrängt über eine schwarze Fläche b vor den Augen des
                              									Arbeiters vorbei zu den Haspeln c und d. Diese schwarze Fläche ist so gross
                              									gewählt, dass das Auge sie übersehen kann. Findet sich in den Fäden eine Unregelmässigkeit, so hebt der Arbeiter
                              den auf einem
                              									Abstellhebel ruhenden Fuss etwas auf, worauf die Fäden still stehen und somit dem Arbeiter Gelegenheit geboten wird,
                              die
                              									Unregelmässigkeit zu beseitigen oder einen fehlerhaften Faden auszubrechen. Ist genug Garn mit den Haspeln aufgewunden,
                              so wird dieses
                              									durch ein Läutewerk angezeigt, das Garn abgenommen und die Manipulation beginnt von Neuem. Die Schnelligkeit, womit
                              die Fäden die
                              									Tafel passiren, richtet sich nach der Reinheit und Gleichmässigkeit derselben. Diese Vorschubgeschwindigkeit schwankt
                              zwischen 10 und
                              									50 m in der Minute.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 306, S. 211
                              Pneumatische Abführung der Abfälle.
                              
                           Die pneumatische Abführung der Abfälle. Bei der Reinigung der Garnfäden ergeben sich ziemlich viel
                              									Abfälle. Der grösste Theil hiervon ist der sogen. Putz- oder Gasierstaub, das sind winzige Fäserchen, welche sich
                              zu einer lockeren,
                              									weichen Masse zusammenhängen. Dieser Staub muss von den arbeitenden Theilen der Maschine, dem Putzzeug, fortwährend
                              entfernt werden,
                              									sonst treten sofort Störungen ein.
                           Um diese Abfälle von den Putzrollen fern zu halten, werden unterhalb der Putzzeuge Luftkanäle angelegt, in welchen ein auf
                              die
                              									Arbeitsorgane saugender Luftstrom circulirt und die leichten Abfälle von der Maschine weg an einem hierfür geeigneten
                              Orte
                              									deponirt.
                           Lucius Dimock in Leeds liess sich eine derartige Einrichtung patentiren (Fig. 40 bis 42). In den Blechröhren a und b wird die Luft mittels eines Ventilators in der Richtung der Pfeile vom Patzzeug her angesogen und hält
                              									letzteres ein. Die senkrechten Putzrollen c sind mit einem Deckel d
                              									zugedeckt, der nur geöffnet wird, wenn Fadenbruch eintritt. Um sich von der richtigen Wirkung des Luftzuges zu überzeugen,
                              und ferner
                              									um nachzusehen, ob auch die bestimmte Anzahl Rollen vom Faden umschlungen worden ist, wird jetzt der obere Theil
                              des Deckels aus Glas
                              									hergestellt.
                           Diese Luftkanäle lassen sich bei allen feststehenden Putzzeugen anbringen. Bei oscillirenden oder hin und her gehenden Putzzeugen
                              									halten sich die Rollen durch die rasche Bewegung nahezu rein. Die
                              									Staubkanäle münden gewöhnlich in eine Staubkammer, wie sie vom Verfasser in D. p. J. 1893 289 224 beschrieben worden sind.