| Titel: | Die Fortschritte der Zuckerindustrie in dem ersten Viertel 1897. | 
| Fundstelle: | Band 306, Jahrgang 1897, S. 257 | 
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                        Die Fortschritte der Zuckerindustrie in dem ersten Viertel 1897.
                        (Schluss des Berichtes S. 236 d. Bd.)
                        Die Fortschritte der Zuckerindustrie in dem ersten Viertel 1897.
                        
                     
                        
                           
                              
                                 III. Zuckerfabrikation.
                                 
                              Ueber den fabrikativen Werth der Rübenköpfe kommt M. HollrungZeitschrift des Vereins für die Rübenzuckerindustrie des Deutschen Reichs, 1897 XXXXVII S.
                                       												57. nach seinen Untersuchungen zu folgenden Schlüssen: 1) Die Köpfe der Rübenwurzel betrugen durchschnittlich
                                 										12,8 Proc. des Gesammtgewichtes. 2) Sie enthalten im Saft 2,20 Proc. in der Rübe 2,63 Proc. Zucker weniger als die
                                 eigentliche
                                 										Wurzel. 3) Der Nichtzuckergehalt war um 1,09 Proc. in den Köpfen höher als in der Wurzel. 4) Die Köpfe sind um 7,7
                                 Proc. saftärmer
                                 										als die Wurzel. 5) Der Saft der Rübenköpfe ist wesentlich dunkler gefärbt als der der Wurzel.
                              Hiernach bilden die Rübenköpfe einen minderwerthigen Theil der Zuckerrübe und müssen bei dem heutigen Stand der Zuckerindustrie
                                 die
                                 										Köpfe von Rüben, welche unter 16,5 Proc. Zucker enthalten, als ein fabrikativ mit Nutzen nicht mehr zu verarbeitendes
                                 Material
                                 										bezeichnet werden.
                              H. ClaassenZeitschrift des Vereins für die Rübenzuckerindustrie des Deutschen
                                          													Reichs, 1897 XXXXVII S. 122. hat Versuche über die durch die Verschlechterung
                                    											der Säfte gebotenen Grenzen der Auslaugung in der Diffusion angestellt und kommt zu dem Resultat, dass es nicht richtig
                                 										ist, in allen Fällen von einer weitgehenden Auslaugung der Schnitzel abzurathen, da es meistens vortheilhaft ist,
                                 eine Auslaugung
                                 										der Schnitzel bis auf 0,2 bis 0,3 Proc. Polarisation anzustreben. Lieber sollte man durch Abänderung der Diffusionsarbeit
                                 oder der
                                 										Diffusionsanlagen dahin zu gelangen suchen, möglichst reine und verarbeitungswürdige Kochsäfte bei weitgehender
                                 Auslaugung der
                                 										Schnitzel ohne Erhöhung des Saftabzuges zu erhalten.
                              Nach den Untersuchungen von L. JesserDie deutsche Zuckerindustrie, 1897
                                       												XXII S. 22. über die Inversionsbedingungen der Diffusionssäfte sind in diesen
                                 										Säften thatsächlich die Bedingungen, die zu einer Inversion nöthig sind, vorhanden. Aus diesen Untersuchungen darf
                                 aber nur der
                                 										Schluss gezogen werden, dass Zuckerzersetzungen beim Erwärmen des fertigen Saftes vorkommen können; auf das Verhalten
                                 desselben in
                                 										der Diffusionsbatterie selbst geben diese Versuche keinen Aufschluss. Weitere Versuche haben aber ergeben, dass
                                 thatsächlich
                                 										Inversionen sowohl während des Diffusionsprocesses, als auch nach demselben vorkommen können.
                              Ueber eine Neuerung beim Diffusionsverfahren berichtet W. EngstZeitschrift für Zuckerindustrie in Böhmen, 1897 XXI S. 364. mit dem Hinweis
                                 										darauf, dass man bis jetzt zur raschen Entfernung des gewonnenen Rohsaftes aus den Diffusionsgefässen ausschliesslich
                                 Wasserdruck
                                 										verwendet, wobei sich aber oft der Uebelstand ergab, dass durch Circulationsstörungen in der Batterie das Fliessen
                                 beim Abziehen
                                 										des Rübenrohsaftes in die Messgefässe oder Rohsaftvorwärmer oder Saturateure nur äusserst langsam erfolgt und bei
                                 grösserem
                                 										Saftabzug die Diffusionsarbeit nur langsam ging. Die vorliegende Erfindung bezweckt, diese Betriebsschwierigkeiten,
                                 wenn nicht
                                 										ganz aufzuheben, so doch bedeutend zu verringern, und geschieht dies dadurch, dass man die Circulation in der Batterie,
                                 ohne
                                 										irgend welche nachtheilige Beeinflussung des Rübenrohsaftes besorgen zu müssen, beschleunigt, indem man die Druckwirkung des
                                 										zur Diffusion auf die Rübenschnitte zufliessenden Wassers durch die Saugwirkung eines sich an die Rohrleitung der
                                 										Diffusionsbatterie anschliessenden Saugapparates unterstützt. Dieser Saugapparat (am einfachsten eine Pumpe) kann
                                 auch zwischen
                                 										der Abdruckstelle der Batterie und der Messgefässe oder Vorwärmer oder Saturateure eingeschaltet werden. Dieselbe
                                 wird entweder
                                 										continuirlich bei der Diffusionsbatterie im Betrieb erhalten oder bloss in dem Moment des Abtreibens des eingemaischten
                                 Diffuseurs
                                 										in Bewegung gebracht. Nach den bisherigen praktischen Erfahrungen hat sich mit diesem Verfahren die Leistungsfähigkeit
                                 einer und
                                 										derselben Diffusionsbatterie für die Tagesleistung unter sonst gleichen Betriebsverhältnissen um 20 bis 25 Proc.
                                 der
                                 										Rübenverarbeitung gesteigert.
                              Ueber die Bedeutung der Amidosäureamide für die Saftgewinnung. P. DegenerDie
                                          													deutsche Zuckerindustrie, 1897 XXII S. 66. hat seinerzeit darauf hingewiesen, dass unreife bezieh.
                                 										überdüngte Rüben stets einen hohen Amidostickstoff zu haben pflegen, sowie dass die in denselben enthaltenen Amide,
                                 also in erster
                                 										Linie Asparagin und Glutamin, weiter auch Betaïn, sich in der Fabrikation bezüglich ihrer Ausscheidbarkeit anders
                                 verhalten als
                                 										Proteïnsubstanzen. Degener hat damals vermuthet, aber noch nicht ausgesprochen, dass die genannten
                                 										Stoffe, mit vermuthlicher Ausnahme des Betaïns, auch nach einer anderen Richtung schädlich wirken können, nämlich
                                 durch Zerstörung
                                 										von Zucker, durch Lösen von metallischem Eisen und durch Aufschliessen von Rübenmark. Zur näheren Klarlegung dieser
                                 Frage wurde
                                 										nun Asparagin in den Kreis der Untersuchung gezogen und hierbei die Acidität des Asparagins, dessen Inversionsvermögen
                                 und dessen
                                 										Einwirkung auf metallisches Eisen und auf Pectine näher studirt, wobei folgende Resultate gefunden wurden: 1) Asparagin
                                 und
                                 										verwandte Stoffe, wie Glutamin, haben deutlich saure Eigenschaften, welche mit steigender Temperatur an Stärke zu-,
                                 mit sinkender
                                 										wieder abnehmen. 2) Die Inversionsgefahr durch Asparagin ist schon bei 62° C. bemerkbar, wenn auch noch unerheblich,
                                 darüber
                                 										hinaus wird sie aber schon bei 74° C. eine sehr deutliche, um bei 100° C. geradezu äusserst bedenklich zu werden.
                                 Bei
                                 										Vorhandensein grösserer Mengen Asparagin, welche man am raschesten dadurch erkennen wird, dass die Titration des
                                 Diffusionssaftes
                                 										bei gewöhnlicher Temperatur und in der Siedehitze erhebliche Differenzen zeigt, hat man einerseits die Diffusionstemperatur
                                 zu
                                 										erniedrigen und andererseits den Inhalt der Vorwärmer zu neutralisiren. Ob eine Neutralisation der Diffuseure angängig
                                 ist, dürfte
                                 										noch nicht spruchreif sein. 3) Das Asparagin vermag auch die Eisenwandungen der Diffuseure, Rohre und Vorwärmer
                                 anzugreifen. Gegen
                                 										diese Calamität, welche vom Auftreten brennbarer Gase und schwerem Drücken begleitet sein kann, sind auch die erwähnten
                                 										Maassregeln angezeigt. 4) Asparagin vermag auch anscheinend die Zellsubstanz der Rübe in löslichem Zustande überzuführen.
                                 5) Eine
                                 										Anhäufung von Asparagin und Glutamin ist die Folge von zu starker Stickstoffdüngung, sowie sehr feuchter Vegetationsperiode
                                 und
                                 										geht überhaupt mit mangelnder Reife Hand in Hand. Soweit man daher die Erzielung der letzteren beeinflussen kann, soll dies der Fabrikant thun, also sich gegen die Abnahme aller
                                 										amidereichen Rüben, falls unrationelle Düngung daran schuld ist, verwahren.
                              Hat man viel Amide in den Säften, was auch der Fall sein wird, wenn man alle erwähnten Vorsichtsmaassregeln ausübt, welche
                                 ja nicht
                                 										auf die Entfernung jener Körper hinwirken, so muss man die späte Scheidung danach gestalten. Hier wird nur ein Mittel
                                 helfen: in
                                 										der zweiten Saturation mindestens 0,5 Proc. Kalk 10 Minuten lang kochend einwirken lassen, dann erst saturiren,
                                 aber nicht zu
                                 										niedrig, höchstens 0,05; besser wäre Einwirkung unter Druck. Am besten ist es allerdings, den Dicksaft nochmals
                                 energisch, also
                                 										bei mindestens 100°, mit Kalk zu behandeln.
                              Nach einer Mittheilung von J. MatoušZeitschrift für Zuckerindustrie in
                                          													Böhmen, 1897 XXI S. 252. hat sich das mechanische Filter für
                                    											Diffusions-Rohsaft, System der Maschinenbau-Actiengesellschaft vorm. Breitfeld, Daněk und
                                    											Comp., Prag-Karolinenthal, zur Filtration des rohen Diffusionssaftes sehr gut bewährt. Der Saft fliesst aus den
                                 										Messgefässen in die Rohsaftfilter durch ein Ventil, passirt die Filtereinlagen, welche aus messingenem Wellblech,
                                 mit feinem
                                 										Messingsieb (auf 1 qdm kommen 4634 Oeffnungen von 0,5 mm Durchmesser) überzogen, hergestellt sind, gelangt in eine
                                 hermetisch
                                 										geschlossene Rinne und von hier in die Vorwärmer der ersten Saturation. Die aufgefangenen Schnitzel, Pülpe und schmierigen
                                 Stoffe
                                 										sammeln sich während der Arbeit in dem geräumigen konischen Untertheil des Filters und werden von hier zeitweise
                                 mittels einer
                                 										Schnecke in einen Ablasstutzen befördert. Zuvor wird aber der Saft über ein Sieb unterhalb der Schnecke durch ein
                                 Ventil in den
                                 										Diffuseur oder in einen mit einem Sieb versehenen Behälter abgelassen und gelangt von hier mittels Injectoren in
                                 die
                                 										Calorisatoren. Die Einrichtung der Filter ist einfach und die Leistungsfähigkeit eine sehr grosse. Aehnliche günstige
                                 Erfahrungen
                                 										hat man in diesem Filter in der Zuckerfabrik Brüx gemacht.
                              Nachdem bei den elektrischen Verfahren giftige Metalle, z.B. Blei, als Elektroden eingeführt wurden, so empfiehlt V. SokolČasopis pro průmysl chemický, 1897 7 S. 13. Chemiker-Zeitung, Repertorium, 1897 XXI S. 68. zur Reinigung der Rübensäfte den chemischen Reinigungsverfahren mehr Aufmerksamkeit zu schenken und bestätigt, dass man mit
                                 										Kieselfluorblei bei Melassen den Quotienten um 15,8 und auf 82 heben und dadurch lichte, gut krystallisirende Säfte
                                 erhalten
                                 										kann.
                              W. BerschOesterreichisch-ungarische Zeitschrift für Zuckerindustrie und
                                          													Landwirthschaft, 1897 XXVI S. 41. berichtet über die Erfahrungen, welche in der Saftreinigung mittels Elektrolyse in der Campagne 1896/97 in Oesterreich gemacht wurden.
                              Ueber das Wasserstoffsuperoxyd, welches bis jetzt als Bleichmittel in die verschiedenen Zweige der modernen Technik eingeführt
                                 										wurde, liegen Beobachtungen auf zuckerenthaltende Säfte vor. Aus den Untersuchungen folgt, dass die
                                 										Verwendung von Wasserstoffsuperoxyd auch im Fabrikbetriebe lohnend erscheint, wenn Mittel und Wege gefunden sind,
                                 dieses
                                 										Bleichmittel zu billigeren Preisen in den Handel zu bringen.
                              Ausführliche Versuche liegen von PokornyZeitschrift für Zuckerindustrie in
                                          													Böhmen, 1897 XXI S. 219. zur Frage vor: Wie lange verweilt der zur
                                    											Verdampfstation gelangende Dünnsaft in den einzelnen Apparaten des Tripleeffets und mit welcher Geschwindigkeit
                                    strömen die
                                    											verschiedenen Dämpfe durch die Heizsysteme und Rohrleitungen der Verdampf-Station? Die Angaben beziehen sich auf eine
                                 										Verdampfstation von fehlerhafter Anlage und auf Apparate, welche durch lange Zeit nicht gereinigt wurden und in
                                 Folge dessen stark
                                 										inkrustirt waren.
                              Vor kurzem hat E. Scott in England und Deutschland Privilegiumsrechte auf einen Verdampfkörper ohne Heiz-System erworben, wonach das Heizen derart geschieht, dass in den
                                 										Verdampfkörper, und zwar unter die Oberfläche des darin befindlichen Saftes, überhitzte Flüssigkeit eingeführt wird.
                                 J. CuřinZeitschrift für Zuckerindustrie in Böhmen, 1897 XXI S.
                                       											298. weist nun zur Wahrung seiner Priorität nach, dass ein ebensolcher Verdampfkörper in der Zuckerfabrik Auschitz bereits seit 3 Jahren im Betrieb steht und zwar seit der Zeit, wo der Vorwärmer
                                 										nach der dritten Saturation nach Cuřin's System in einen Verdampf- oder sogen. Anwärmkörper
                                 										umgewandelt worden ist.
                              Das neue Verfahren von SachsAnmerkungszeichen zu dieser Fußnote fehlt im Text.Centralblatt für die Zuckerindustrie der Welt, 1897 V S. 374.
                                 										(D. p. J. 1897 303 238), welches auf einem eigenartigen Kochen des
                                 										Ablaufes vom ersten Product, einer höheren Ausnutzung des Kochproductenapparates und dementsprechender Verarbeitung
                                 der erhaltenen
                                 										Füllmasse zweiten Products in dem Malaxeur besteht, wurde in der verflossenen Campagne in einigen Zuckerfabriken
                                 in Böhmen
                                 										versucht und lauten die Nachrichten in Bezug auf die erhöhte Ausbeute sehr günstig.
                              Für den Zuckertechniker sind neu ausgeführte Zuckerfabrikanlagen von grossem Interesse, da dieselben
                                 										die Fortschritte der Zuckerfabriktechnik in deutlicher Weise illustriren. Unter den Neuanlagen der letzten Zeit
                                 ist die Zuckerfabrik Tessin, erbaut von der Halle'schen Maschinenfabrik, zu
                                 										erwähnen. Sie ist auf eine tägliche Verarbeitung von 12000 bis 15000 Centner Rüben berechnet, kann jedoch leicht
                                 auf 20000 Centner
                                 										vergrössert werden. Die für eine Zuckerfabrik wichtigsten Fragen der Wasserversorgung und der Transportwege sind
                                 hier gelöst. Das
                                 										geräumige Kesselhaus befindet sich auf der Rückseite der Fabrik und die von hier ausgehenden Arterien der Dampfspeisung
                                 theilen
                                 										sich beim Eintritt in das Hauptgebäude nach links und nach rechts und gelangen auf dem kürzesten Wege zu den Verbrauchsstätten.
                                 										Sind schon durch diese empfehlenswerthe Anordnung die Dampfleitungen von geringer Ausdehnung, so macht der Umstand,
                                 dass auf den
                                 										fernsten Punkten, wo im linken Flügel die Rüben- und Tücherwäschen, Schnitzelpressen und Schneidmaschinen, im rechten
                                 die
                                 										Centrifugen und Zuckerelevatoren laufen, überhaupt keine Dampfleitung nöthig war, die Anlage zu einer idealen und
                                 einzig
                                 										dastehenden. Die Anwendung der elektrischen Kraftübertragung, wie sie ausser für die ebengenannten
                                 										Stationen noch für den Kalkofen- und Trockenscheidungsbetrieb stattfindet, ist auch noch in keiner anderen Rohzuckerfabrik
                                 										Deutschlands in gleichem Maasse durchgeführt worden. Die Anwendung der elektrischen Kraftvertheilung hat sich in
                                 vorzüglicher
                                 										Weise bewährt, nachdem die Motoren ohne die geringste Unterbrechung gearbeitet haben, ohne dass die aufgestellten
                                 Hilfsmotoren
                                 										nothwendig gewesen wären. Zu der durch eine Zwillingshauptmaschine getriebenen Primärmaschine von 120  gehören elf einzelne Elektromotoren: ein Drehstrommotor für Rübenhaus und
                                 										Schnitzelstation zu 30 bis 35 ; sieben Elektromotoren, bis zu 12  leistend, für die Centrifugen; je ein
                                 										Drehstrommotor von 7,5  zum Antrieb der Arbeitsmaschinen auf dem Zuckerboden, für die Trockenscheidung und Zubehör und
                                 										endlich für den Kalkofenbetrieb. Zur gesammten Beleuchtung der Fabrik, des Wohnhauses u.s.w. sind über 400 Glühlampen
                                 und ein
                                 										Dutzend Bogenlampen in Betrieb. Die innere Einrichtung der Fabrik ist eine imponirende in Folge der zweckmässigen
                                 Anordnung der
                                 										Apparate und des weiteren Umstandes, dass man von den Vacuen aus, mit Ausnahme des Kesselhauses und des Kalkofens
                                 mit der
                                 										Trockenscheidung, sämmtliche Stationen der Fabrikation übersieht. Bei der Verdampfstation ist ein ingeniöses Rieselverfahren
                                 mit
                                 										ganz niedrigem Saftstande in Anwendung. Die Leistungsfähigkeit der Diffusionsbatterie ist schon für die jetzige
                                 Verarbeitung
                                 										reichlich und kann leicht durch Hinzufügen einiger Diffusionsgefässe und Theilung in zwei Batterien bedeutend vergrössert
                                 werden.
                                 										Im Kesselhaus liegen sieben grosse Galloway-Kessel, deren Gang durch Zugmesser, Rauchgaswage, Wassermesser, Temperaturregistrirung
                                 										u.s.w. controlirt wird. Der Kalkofen ist ein moderner Khern'scher Ofen mit elektrisch betriebenem
                                 										Aufzug.
                              Nicht von minderem Interesse ist die Einrichtung der Centralzuckerfabrik von Meaux. Dieselbe verarbeitet täglich im Mittel 2000 t (40000 Centner) Rüben und kann es bis auf 2300 t bringen.
                              Einen Besuch in der Zuckerfabrik Souppes beschreibt P. DureauJournal des fabricants de sucre, 1896 XXXVII Nr. 51., nachdem in
                                 										derselben ein neues Verkochverfahren von J. Delavierre ausgeübt wird. Das Verfahren besteht in der
                                 										gewöhnlichen Durchführung zum Verkochen der Säfte behufs Ueberführung derselben in Füllmassen und geschieht die
                                 Zuführung der
                                 										Dicksäfte in den Verkochapparat durch ein Centralrohr und unter Einwirkung der Luftleere.
                              Ueber die Fortschritte in dem Verfahren zur Gewinnung und Trennung von Rohrzucker und anderen Zuckerarten
                                    											aus unreinen, fremde Stoffe enthaltenden Zuckerlösungen, wie z.B. aus Melasse, Pflanzensäften u. dgl., hat der Erfinder
                                 											G. Kassner in dieser Zeitschrift selbst berichtet (D. p. J. 1897 303 19), was der Vollständigkeit halber hier hervorgehoben werden soll.
                              Zur Frage seines Bleisaccharatverfahrens hat A. WohlNeue
                                          													Zeitschrift f. Rübenzuckerindustrie, 1897 XXXVIII S. 8. im April 1894 dem deutschen Patentamte und
                                 										später den Patentämtern des Auslandes (siehe zu dieser Frage D. p. J. 1896 299 116. 300 296) ein Gutachten von Kayser eingereicht, nachdem
                                 										eine grundlegende Bedingung für die Anwendung des Bleisaccharatverfahrens im Betrieb die Möglichkeit ist, auf einem
                                 einfachen und
                                 										ganz sicheren Wege jede Spur von Blei aus zuckerhaltigen Lösungen zu entfernen. Aus dem Gutachten von Kayser ergibt sich Folgendes: 1) In wenig gefärbten Zuckerlösungen lässt sich ein Bleigehalt noch in Spuren, welche weit
                                 										über die Grenze hinausgehen, die aus hygienischen Rücksichten irgendwie gesetzt werden könne, einfach calorimetrisch
                                 nachweisen.
                                 										2) Durch Dicksaftscheidung mit Kalk und Kohlensäure wird aus solchen Zuckerlösungen noch bis über diese Grenze der
                                 Nachweisbarkeit
                                 										hinaus jede Spur von Blei entfernt. Bei merklich gelben Säften ist der calorimetrische Nachweis begreiflicher Weise nicht
                                 										mehr so scharf und es bedarf dann der Abscheidung des Bleis in wägbarer Form.
                              Bezüglich eines derartigen Nachweises äussert sich A. KollreppNeue Zeitschrift für
                                          													Rübenzuckerindustrie, 1897 XXXVIII S. 126. in einer Abhandlung über Bleispuren
                                    											in Rohzuckern und Füllmassen und deren quantitative Bestimmung und gelingt dieser Nachweis nach folgender Methode: 500
                                 										bis 1000 g Zucker werden mit Wasser zu ungefähr 30 bis 40° Brix gelöst. In die Lösung wird ½ Stunde Schwefelsäure
                                 eingeleitet,
                                 										dann 3 Stunden stehen gelassen, mit Eiweisslösung versetzt und wieder stehen gelassen. Die Eiweisslösung wurde hergestellt
                                 durch
                                 										Auflösen des Weissen von einem Ei mit Wasser unter Zusatz von ein paar Tropfen Aether zu 200 cc. Von dieser Lösung
                                 braucht man für
                                 										reine Säfte für das oben vorgeschriebene Quantum 10 bis 25 cc. Bei zähen und schleimigen Massen ist unter Umständen
                                 bis zum
                                 										5fachen Quantum zu gehen. Alkalische Zuckerproducte müssen vorher mit Essigsäure neutralisirt werden. Der Zusatz
                                 von Eiweiss hat
                                 										den Zweck, die colloidal in der Zuckerlösung vertheilten Metallsulfide, welche durch jedes Filter gehen, vollständig
                                 abzuscheiden.
                                 										Die mit Eiweiss versetzte und schwefelsäurehaltige Zuckerlösung wird aufgekocht; dabei tritt eine vollkommene Scheidung
                                 nach oben
                                 										ein und sobald die Dampfblasen die Eiweissdecke durchbrechen, ist der gesammte Niederschlag in dem hauptsächlich
                                 durch Eisensulfur
                                 										tiefschwarz gefärbten Gerinnsel angesammelt. Der Niederschlag wird abgesaugt, mit schwefelsäurehaltigem Wasser ausgewaschen,
                                 										getrocknet und im Porzellantiegel verascht. Die rothgefärbte Asche besteht in der Hauptsache nach aus Eisenoxyd,
                                 Kieselsäure,
                                 										Thonerde und Kalk. Um die Schwefelsäure zu entfernen, wird die Asche mit Wasser befeuchtet, mit einer kleinen Messerspitze
                                 voll
                                 										Soda versetzt, schwach geglüht und nach dem Erkalten ausgewaschen. Das Filtrat wird durch Schwefelsäure nicht gefärbt.
                                 Das Filter
                                 										wird in den Tiegel zurückgegeben, getrocknet und verascht. Zum Ausziehen der Schwermetalle wird der Rückstand ½
                                 Stunde mit
                                 										concentrirter Salpetersäure in gelindem Sieden erhalten, um Bleispuren, die als Bleiferrit vorliegen können, vollständig
                                 zu
                                 										extrahiren. Man dampft die Salpetersäure bis fast zur Trockne ab, nimmt mit Wasser auf und filtrirt vom Unlöslichen
                                 ab. In das
                                 										deutlich saure Filtrat wird Schwefelsäure eingeleitet, der entstandene Niederschlag enthält nebst Schwefel die Gesammtmenge
                                 des
                                 										vorhandenen Kupfers und Bleis. Der Niederschlag wird in einem kleinen Porzellantiegel verbrannt, mit concentrirter
                                 Salpetersäure
                                 										oxydirt, mit Schwefelsäure versetzt und erhitzt, bis die Salpetersäure vertrieben ist und Schwefelsäuredämpfe aufzutreten
                                 										beginnen. Dann wird das Kupfersulfat durch verdünnten Alkohol ausgewaschen und das zurückbleibende Bleisulfat gewogen.
                              Es hat sich nun gezeigt, dass sich Bleispuren, herrührend von der Berührung der Säfte mit Mennigedichtungen, Löthungen der
                                 										Kupfergefässe, Bleischlangen zum Einleiten der schwefligen Säure u.s.w., als ganz regelmässiger Bestandtheil aller
                                 Rohzucker und
                                 										Raffineriefüllmassen vom ersten bis zum letzten Product vorfinden. Der Gehalt schwankte bei den untersuchten Proben
                                 von 0,000045
                                 										bis 0,00037 Proc. das ist 0,45 bis 3,7 mg auf 1 k Zucker. Selbstverständlich ist diese Menge hygienisch ohne Bedenken.
                                 Weitere
                                 										Versuche haben auch gezeigt, dass eine einmalige Behandlung eines
                                 										Dünnsaftes mit Kalk und Kohlensäure, der mit bleihaltigem Material in Berührung getreten ist, genügt, um das Blei
                                 daraus so
                                 										vollständig zu entfernen, dass der filtrirte Saft als vollkommen normal gelten kann. Wird, wie es bei dem Verfahren
                                 von Wohl vorgeschrieben ist, auch der Dicksaft einer zweimaligen Behandlung mit Kalk und Kohlensäure
                                 										unterzogen, so lassen sich dadurch die Bleispuren so weit entfernen, dass weniger darin ist als im Trinkwasser.
                                 Wenn man bei
                                 										diesem Verfahren die eigentliche Melasseentzuckerung, die mit Bleisaccharat arbeitet, von der Verdampfstation und
                                 Raffinerie
                                 										räumlich trennt, was sehr leicht durchführbar ist, so bleibt nicht das geringste Bedenken gegen die Anwendbarkeit
                                 des
                                 										Bleisaccharatverfahrens bestehen.
                              
                           
                              
                                 IV. Patente und Privilegien.
                                 
                              Selbsthätige Reinigungsvorrichtung für die Einkochröhren von stehenden Rohrkörpern von A. D. Lagrelle und Ch. H. J. Chantrelle (D. R. P. Kl. 89 Nr. 89702).
                              Verfahren und Apparat zum Eindampfen von Salzlösungen u. dgl. von A.
                                    											Kumpfmiller und E. Schultgen (D. R. P. Kl. 89 Nr. 90071).
                              Befestigung eines mit einem wagerechten Auflagerschenket versehenen Messers am Schnitzelmesserkasten
                                 										von P. Rassmus (D. R. P. Kl. 89 Nr. 90072).
                              Verfahren und Apparat zum Blauen von Zucker in der Centrifuge von H.
                                    											Backer (D. R. P. Nr. 90 124).
                              Verfahren zum Fällen von Zucker und Melasse u. dgl. durch Kalk von O.
                                    											Bethany (D. R. P. Nr. 90159) besteht darin, dass aus mit Kalk gesättiger Melasse- oder Syruplösung Zucker in Form einer
                                 										sehr schwer löslichen Kalkverbindung ausgeschieden wird.
                              Verfahren zur Entfärbung des Zuckersaftes von P. Ranson (D. R. P. Nr.
                                 										91039). Das Verfahren beruht in der Anwendung von Bariumsuperoxyd in Verbindung mit Kohlensäure, um den Zuckersaft
                                 zu entfärben,
                                 										und für ein rasches Auskrystallisiren des Zuckers vorzubereiten. Hierbei wird das Bariumsuperoxyd zum Theil in Bariumsaccharat
                                 										unter Freigebung von Sauerstoff und ferner der Rest des Bariumsuperoxyds durch die Kohlensäure in Bariumcarbonat
                                 wiederum unter
                                 										Freigebung von Sauerstoff umgesetzt.
                              Schnitzelmesser von R. Bergreen (D. R. P. Nr. 90514, zweiter Zusatz zum
                                 										Patent Nr. 78510).
                              Schutzvorrichtung für mit dem Fahrboden bündig liegende Zuckermaischen von W.
                                    											Schneider (D. R. P. Nr. 90666).
                              Verfahren und Vorrichtung zur Abscheidung von Krystallen, insbesondere in Zuckerfüllmassen, von M. E. Matthäi (D. R. P. Nr. 90417). Die Erfindung bezweckt die Ausscheidung von Krystallen aus einer
                                 										krystallisirenden Flüssigkeit durch Abkühlen in der Weise zu bewirken, dass nicht feines Krystallmehl gebildet wird,
                                 sondern die
                                 										durch die Abkühlung gebildeten Krystalle weiter wachsen.
                              Schleuder mit Vorrichtung zu gesondertem Auffangen der Abläufe von A. de
                                    											Malander (D. R. P. Nr. 90912). Zum Trennen der Abläufe je nach dem Grade der Reinheit ist um die Schleudertrommel herum
                                 										ein konischer Mantel angeordnet, welcher bis dicht auf den ringsum verbreiteten Boden der Trommel reicht, so dass
                                 ein schmaler
                                 										Schlitz zwischen beiden bleibt.
                              Verfahren zum Infundiren von zuckerhaltigen Flüssigkeiten in wasserhaltigen Pflanzenzellen von J. Natanson
                                 										(D. R. P. Nr. 91008). Das Verfahren besteht darin, dass man die Pflanzenstoffe anfangs mit schwachen und dann mit immer
                                 										stärker werdenden zuckerhaltigen Flüssigkeiten in Berührung bringt, indem man umgekehrt wie bei der Diffusionsarbeit
                                 vorgeht. Dies
                                 										hat den Zweck, den Pflanzenzellen das Wasser auf nassem Wege mehr oder weniger vollständig zu entziehen und dadurch
                                 einerseits
                                 										concentrirte, in beliebigem Verhältniss mit trockenen Kraftfuttermitteln mischbare Nährstoffe (Viehconserven, Viehbrot)
                                 zu
                                 										erzeugen, andererseits je nach der Dauer der Reaction Düngstoffe enthaltende Laugen oder nahezu reines Wasser zu
                                 erhalten.
                              Rübenerntemaschine mit einem zwischen zwei Reihen gehenden Untergrundschar und zwei an den Aussenseiten
                                    											dieser Reihen laufenden Messern von P. Müller (D. R. P. Nr. 89841).
                              Rübenerntemaschine mit sich öffnenden und schliessenden Gabeln von R.
                                    											Thomann (Dritter Zusatz zum Patent Nr. 84575, D. R. P. Nr. 90675).
                              Regeneration der aus Bleisaccharat erhaltenen bleiartigen Niederschläge zu Bleioxyd von A. Wohl (D. R. P. Nr. 90307).
                              Verfahren zur Reinigung von Abwässern von O. Schmidt (D. R. P. Nr.
                                 										87417). Zur Anwendung gelangt ein humoser Stoff, z.B. Braunkohle, Torf, Moor u.s.w., welcher nass aufs Feinste gemahlen,
                                 dann in
                                 										Form eines dünnen Breis zu den zu reinigenden Abwässern zufliessen gelassen wird. Alsdann lässt man ebenfalls continuirlich
                                 eine
                                 										zur raschen Fällung der noch suspendirten Humusstoffe genügende, nicht aber überschüssige Menge löslicher Salze
                                 des Eisens,
                                 										Aluminiums und Magnesiums zutropfen. Die so behandelten Abwässer klären sich schnell und mit grösster Leichtigkeit.
                              Verfahren zum Reinigen von Abwässern von O. Schmidt (D. R. P. Nr. 89 944,
                                 										Zusatz zudem Patent Nr. 87417).
                              Röhrenförmiges Verdampfungselement von V. C. J. Ortmanns
                                 										(Oesterreichisches Privilegium Nr. 46/3668). Der Zweck der Erfindung ist, in dem kleinstmöglichen Volumen die grösstmögliche
                                 										Heizfläche und Verdampfung hervorzubringen. Das Verdampfelement besteht aus zwei concentrischen Röhren, welche aus
                                 einem Stück
                                 										bestehen, der Flüssigkeitssäule einen ringförmigen Querschnitt bieten und dem Wärme abgebenden Mittel, welches gleichzeitig
                                 auch
                                 										die Aussenwand des äusseren Rohres umspült, einen Durchgang in das innere Rohr gestatten.
                              Neuartiges Verfahren zum Raffiniren von Zucker nebst zugehörigen Apparaten von P. Ranson (Oesterreichisches Privilegium Nr. 46/3880).
                              Verbesserung der Filtereinlagen für Zuckersaftfilter von A. Kypta
                                 										(Oesterreichisches Privilegium Nr. 46/3953). Die Filtereinlagen sind mit hölzernen geglätteten Stäbchen versehen,
                                 damit die
                                 										Filtertücher länger aushalten.
                              Trockenmaschine für zähflüssige Massen von J. Hundhausen
                                 										(Oesterreichisches Privilegium Nr. 46/4040). Das zu trocknende Material wird in dünnen Schichten auf rotirende Cylinder
                                 										aufgetragen, welche von innen oder aussen oder von beiden Seiten gleichzeitig erhitzt werden, wobei die Trocknung
                                 eventuell durch
                                 										einen Luftstrom unterstützt werden kann.
                              Verbesserung an Schnitzelmessern und deren Einbau in Messerkasten von R.
                                    											Berggreen (Oesterreichisches Privilegium Nr. 46/4269).
                              
                              Neuerung am Verfahren zur Reinigung von Syrup, Melasse oder anderen Zuckerlösungen durch
                                    											Knochenkohle von C. F. Kastengreen (Oesterreichisches Privilegium Nr. 46/4273). Die zu
                                 										reinigende Zuckerlösung wird mit Knochenkohle in einem geschlossenen Gefäss über 100° C. (105 bis 130° C. oder mehr[?]),
                                 also
                                 										unter Druck, erhitzt.
                              Neuerung in der Entzuckerung von Flüssigkeiten von G. Kassner
                                 										(Oesterreichisches Privilegium Nr. 46/4321) Das durch Privilegium Nr. 46/2403 (D. p. J. 1897 303 259) geschützte Verfahren besteht im Wesentlichen darin, dass man die entsprechend concentrirten
                                 										zuckerhaltigen Flüssigkeiten unter tüchtigem Umrühren und Erwärmen mit Bleioxyd oder Bleioxydhydrat in Berührung
                                 bringt, wodurch
                                 										der in der Flüssigkeit enthaltene Zucker als unlösliches Bleisaccharat gefällt wird. Die Abänderung des Verfahrens
                                 bezweckt die
                                 										Ausfällung des Zuckers auch aus minder concentrirten Lösungen, und zwar ohne künstliche Erwärmung und ohne starkes
                                 Durchrühren zu
                                 										ermöglichen, und hierdurch dieses Verfahren zu vereinfachen und zu verbilligen. Dieser Zweck wird dadurch erreicht,
                                 dass man dem
                                 										Bleioxyd durch Zusatz von indifferenten, unlöslichen, vorzugsweise porösen, lockerigen oder faserigen Körpern (vegetabilische
                                 oder
                                 										animalische Fasern, Holzspäne, Holzmehl, Cellulosefasern, Asbest, Kohlensäure, Magnesia, kohlensaurer Kalk oder
                                 andere Körper,
                                 										wofern sie nur indifferent und unlöslich sind) eine schwammförmige poröse Vertheilung ertheilt. Eine Mischung von
                                 Bleioxyd mit 1/10 seines Gewichtes Cellulosefasern gibt eine dem vorliegenden
                                 										Zwecke vorzüglich entsprechende Vertheilung des Bleioxyds. Derartig vorbereitetes Bleioxyd wird in die zuckerhaltige
                                 Flüssigkeit
                                 										in der Form eingetragen, in der es durch die Vermengung unmittelbar erhalten wird, oder man formt es vor dem Eintragen
                                 und nach
                                 										Anfeuchtung mit Wasser oder Zuckerlösung oder Melasse zu Klumpen oder Brocken, die an der Luft bei künstlicher Wärme
                                 oder unter
                                 										Mithilfe eines Vacuums getrocknet werden und dann schwamm artige poröse Körper bilden, welche in der zuckerhaltigen
                                 Flüssigkeit
                                 										nicht zerfallen. Vermöge der durch die angegebene Behandlung bedingten feinen Vertheilung und der grossen Oberfläche
                                 des Bleioxyds
                                 										wirkt dasselbe sehr rasch und energisch auf die zuckerhaltige Flüssigkeit und fällt den Zucker als Dibleisaccharat
                                 aus. Man kann
                                 										auch die Flüssigkeit durch Schichten von dem in der angegebenen Weise behandelten Bleioxyd filtriren, wodurch selbst
                                 sehr
                                 										zuckerarmen Flüssigkeiten die letzten Reste von Zucker entzogen werden können. Zur schwamm artigen Vertheilung des
                                 Bleioxyds
                                 										behufs Vergrösserung seiner wirksamen Oberfläche eignet sich auch bereits gebildetes Dibleisaccharat ganz vorzüglich,
                                 da es ein
                                 										lockeres Haufwerk von Krystallnadeln bildet. Dieses Dibleisaccharat äussert aber ausserdem noch eine besonders werthvolle
                                 										chemische katalitische Wirkung, indem es sich mit Bleioxyd zu unbeständigen Polybleisaccharaten zu verbinden vermag,
                                 die bei
                                 										Gegenwart von Zuckerlösung begierig Zucker aufnehmen, um neue Mengen Dibleisaccharat zu bilden.
                              Waschvorrichtung für Rüben, Kartoffeln u. dgl. von J. Rande
                                 										(Oesterreichisches Privilegium Nr. 46/4427). Die Vorrichtung hat den Zweck, die specifisch schweren Körper der Beimengungen
                                 des
                                 										Waschgutes von den leichteren hinter einander in zwei verschiedene Abtheilungen abzuscheiden, und zwar derart, dass
                                 erstere in
                                 										einer senkrechten Wäsche mit starker Wasserwallung zu Boden sinken, letztere dagegen in dem ruhigen Wasser des
                                 										Schneckentheiles an die Oberfläche steigen, dort durch ein besonderes Schutzblech gewissermaassen aufgefangen werden
                                 und seitlich
                                 										abfliessen, während das Waschgut selbst die entgegengesetzte Bewegung macht, d.h. also in der Wäsche durch das aufwärts
                                 drehende
                                 										Wasser emporsteigt, im Schneckentheil aber von selbst heruntersinkt und dadurch in die Schnecke gelangt.
                              Entleerungsvorrichtung für Melassebehälter von Fr. Hoppe
                                 										(Oesterreichisches Privilegium Nr. 46/4457).
                              Verbesserungen an dem Verfahren zum Raffiniren der Zuckersäfte auf elektrischem Wege von der Société anonyme Raffinerie C. Say (Oesterreichisches Privilegium Nr. 46/4534). In der Flüssigkeit
                                 										wird stets so viel scharfe Säure gehalten, um das Verkrusten der Bleianode durch Bleioxyd zu verhindern. Es wird
                                 dem Zuckersafte
                                 										eine gewisse variable, von Fall zu Fall zu bestimmende Menge löslichen Salzes irgend einer starken Säure zugesetzt,
                                 welche mit
                                 										Blei gemengt unlöslich wird, oder nur in geringem Maasse lösliches Salz liefert. Ein solches Salz ist z.B. Chlornatrium.
                                 Dasselbe
                                 										zersetzt sich unter der Einwirkung der Elektrolyse nach Maassgabe des Fortschrittes der Raffinade und gibt ein Salz
                                 ab, welches
                                 										die Bleioberfläche angreift, dieselbe fortwährend rein erhält und eine metallische Fläche hervorruft, was aber ohne
                                 diese
                                 										Vorsichtsmaassregel unmöglich wäre. Als Säureione können folgende Säuren benutzt werden: Schwefelsäure, Salzsäure
                                 und
                                 										Phosphorsäure. Ausserdem ist es rathsam, die ganze Oberfläche der Anode mit dem gesammten Zuckersafte in Berührung
                                 zu erhalten.
                                 										Damit dies möglich wird, biegt man die Anode nicht als ebene Fläche aus, sondern biegt dieselbe derart, dass deren
                                 Verticalschnitt
                                 										eine Sinusoide ist, welche die ganze Breite des Zuckersaftbehälters einnimmt. Diese Anode kann mittels eines Excenters
                                 eine nach
                                 										aufwärts gerichtete Bewegung erhalten, der zurückgelegte Weg aber entspricht der Wellenlänge. Bei solchen Bedingungen
                                 kommt nicht
                                 										nur das Blei mit sämmtlichen Molekülen des Zuckersaftes in Berührung, sondern die genau bestimmte Bewegung ruft
                                 in der flüssigen
                                 										Masse eine Strömung hervor, welche die Berührung nur noch intensiver gestaltet. Die Wirkung dieser Anordnung ist
                                 sowohl vom
                                 										theoretischen als auch vom praktischen Standpunkt von grosser Wichtigkeit. Vom theoretischen Standpunkt gestattet
                                 dieselbe, dass
                                 										die Dicke der Elektrolyse unterworfenen Flüssigkeitsschicht gering sei, vom praktischen Standpunkt aber wird es
                                 durch dieselbe
                                 										möglich, Apparate mit grossem Fassungsraum zu construiren, was die Anfangsauslagen der Einrichtung vermindert, die
                                 										Raffineriearbeit aber erleichtert, und endlich wird durch die Gesammtanordnung die zu rasche Einkrustung des Bleis
                                 verhindert.
                              Papiermarken für Zuckersäcke von A. Zahel (Oesterreichisches Privilegium
                                 										Nr. 46/4536).
                              Sand- und Steinfänger von Fr. May (Oesterreichisches Privilegium Nr.
                                 										46/4589).
                              Verfahren zum Decken von Zucker in der Centrifuge von M. Zahn
                                 										(Oesterreichisches Privilegium Nr. 46/4892). Dieses Verfahren ist in seinem ganzen Wesen und seiner Durchführung
                                 merkwürdiger
                                 										Weise identisch mit dem oben unter den deutschen Patenten angeführten Verfahren von H. Backer.
                              Schnitzelpresse von A. W. Makensen (Oesterreichisches Privilegium Nr. 46/4896). Das Wesen dieser Schnitzelpresse besteht in
                                 										einer Spindel, deren schräg stehende Arme mit perforirten Blechen an ihrer Druckfläche behufs Durchtritts des Saftes
                                 versehen
                                 										sind.
                              Konische Centrifuge zum ununterbrochenen Füllen und Ausleeren von Zucker und anderen Stoffen von K. Wiesner (Oesterreichisches Privilegium Nr. 46/4985).
                              Neuerungen am Diffusionsverfahren von W. Engst (Oesterreichisches
                                 										Privilegium Nr. 46/5039). Bezüglich dieser Neuerung sei auf die unter „Zuckerfabrikation“ in diesem Bericht hervorgehobene
                                 										Mittheilung von E. Engst verwiesen.
                              Neuartiges Verfahren zur Behandlung zuckerhaltiger Rohsäfte von H. A. J.
                                    											Manoury (Oesterreichisches Privilegium Nr. 46/5191). Die beim Centrifugiren der Füllmassen abgeschleuderten Syrupe oder
                                 										Syrupwässer werden unter Zusatz von alkalischen Erden (am besten Baryt) in die Rohsäfte vor dem Aussaturiren derselben
                                 eingeführt,
                                 										wodurch einerseits die in den Syrupwässern vorhandenen organischen und unorganischen Verbindungen mit Hilfe der
                                 alkalischen Erden
                                 										in unlösliche Verbindungen übergeführt werden, und andererseits ein Theil der durch die alkalischen Erden freigemachten
                                 Alkalien,
                                 										zufolge der Coagulation der in den Rohsäften enthaltenen Eiweisstoffe, von diesen mit niedergerissen wird. Dadurch
                                 wird die Menge
                                 										der zuletzt verbleibenden Melasse bis zu einem durch die üblichen Reinigungsmethoden unerreichbaren Grade vermindert.
                              Einlagekasten für Diffusionsmesser von Fr. Hampel (Oesterreichisches
                                 										Privilegium Nr. 46/5361).
                              Ueberhitzungsrohre mit zacken- oder wellenförmigem Profil von W. Sigmund
                                 										(Oesterreichisches Privilegium Nr. 46/5364). Indem das Profil der Rohre nicht durchweg egal rund, sondern ganz oder
                                 zum Theil
                                 										zacken bezieh. wellenförmig gestaltet wird, wird dadurch deren Heizfläche wesentlich vergrössert.
                              Säemaschine für Rübensamen von V. Bedoret (Oesterreichisches Privilegium
                                 										Nr. 46/4867). Die Maschine hat nur ein einziges Rad, welches zugleich den Rübensamen in bestimmten Abständen in
                                 den Furchen
                                 										vertheilt, während ähnliche bis jetzt im Gebrauch befindliche Maschinen zwei Räder und einen besonderen Vertheilungsapparat
                                 haben.
                                 										Durch diese Neuerung wird erreicht, dass die Maschine viel leichter und dadurch billiger wird und ausserdem die
                                 Samenkörner
                                 										mathematisch in die für sie bestimmten Stellen ablegt, ohne durch Unebenheiten des Bodens von ihrer richtigen Bahn
                                 abgebracht
                                 										werden zu können.
                              
                           
                        
                           B. Rohrzuckerfabrikation.
                           Die rein empirisch gefundene Methode zur Läuterung des Rohrzuckersaftes, welche in dem Hinzufügen von Kalk
                              									bis zur Neutralisation, Steigerung der Temperatur des Saftes bis zum Kochen, Abschäumen des aufsteigenden Coagulums
                              und Zugabe von
                              									Kalksuperphosphatlösung bis zur schwachen Acidität besteht, hat J. L. BeesonSugar
                                       												Cane, Vol. XXIX S. 17. Centralblatt für die Zuckerindustrie der Welt, 1897 V S.
                                    										416. hinsichtlich der chemischen Vorgänge und der Natur der aus dem Safte entfernten Körper bestimmt. Zur Untersuchung
                              									gelangten Mühlensaft, Diffusionssaft und geläuterter Diffusionssaft. Der ungeläuterte Diffusionssaft enthält weniger
                              									Proteinsubstanzen, Eiweisskörper, gummöse Stoffe und festen (?) Nichtzucker als der Mühlensaft und besitzt auch einen höheren
                              									Reinheitsquotienten, weil das heisse Wasser der Diffusion ungefähr ein Drittel Eiweiss und Gummi durch Coagulation
                              in der Bagasse
                              									zurücklässt. Durch das Kalk verfahren erfährt der ungeläuterte Diffusionssaft eine weitere, aber viel geringere Abnahme
                              der
                              									Eiweisskörper, dagegen eine Zunahme an Asche und Gummi, begleitet von einer Verschlechterung der Reinheit des Saftes.
                              Dies erklärt
                              									sich durch die Bildung löslicher organisch saurer Kalksalze, welche zum Theil aus zersetzten, zunächst in Folge Spaltung
                              Amide
                              									liefernden Eiweisskörpern erzeugt werden. Beeson verglich ferner das gewöhnliche Läuterungsverfahren mit
                              									dem Deming-Process. Bei letzterem geht der Saft nach dem Kalken durch grosse eiserne Cylinder, die sogen. Ueberhitzer,
                              in denen er auf
                              									240 bis 250° F. erhitzt wird. Die coagulirbaren Körper sinken zu Boden, der Saft wird vom Bodensatz abgezogen. Der
                              Rückstand soll sehr
                              									leicht filtrirbar sein. Das Ergebniss dieser vergleichenden Untersuchung, welche allerdings äusserer Umstände halber
                              nur auf
                              									Diffusionssaft und nicht auf Mühlensaft – für diesen soll die Methode nach Angabe des Erfinders von grosser Wirksamkeit
                              durch
                              									Entfernung der die Filtration hindernden Körper sein – ausgedehnt wurde, lässt in dem Deming-Process keinen Vortheil
                              gegenüber dem
                              									gewöhnlichen Läuterungsverfahren erkennen. In der Entfernung der Eiweisskörper besteht kein grosser Unterschied,
                              dagegen zeigt der
                              									durch den Ueberhitzungsprocess gewonnene Saft einen höheren Gehalt an festem Nichtzucker und einen geringeren Reinheitsquotienten.
                           Die reducirenden Stoffe des Zuckerrohres. Nach den Untersuchungen von Prinsen-GeerligsBulletin de l'Association des Chimistes, 1896 XIV S. 497. Chemiker-Zeitung, Repertorium, 1897 XXI S. 9. enthält das unreife Zuckerrohr Invertzucker, das reife
                              									Zuckerrohr Glykose, aber keine oder fast keine Fructose, welche während des Reifens an Menge fortwährend abnimmt;
                              diese reducirenden
                              									Zucker sind stets völlig vergährbar und werden durch Alkalien zersetzt. Aus dem Saft der obersten Halmstücke unreifer
                              Rohre, die ein
                              									Minimum Rohrzucker und ein Maximum reducirender Zucker enthalten, lässt sich Fructose nach der Alkoholäthermethode
                              ausziehen und
                              									mittels der Kalkverbindungen rein darstellen. Mit ammoniakalischem Bleiessig fallen Rohr-, Trauben- und Fruchtzucker
                              als Blei
                              									Verbindungen aus; erstere lost sich in viel Wasser, die zweite ist schon durch Kohlensäure, die dritte erst durch
                              verdünnte
                              									Schwefelsäure zersetzbar. Mittels dieser (nicht quantitativen) Trennungsmethode wurden Glykose (nach Drehung und
                              Reduction bestimmt)
                              									erhalten, sowie ein Gemenge von etwas Glykose mit viel Fructose, das auch deren charakteristische Farbenreactionen
                              zeigte. Hiermit
                              									sind die Behauptungen von Du Beaufret und Manoury, die reducirenden Stoffe
                              									des Zuckerrohrs seien durch Baryt fällbare, unvergährbare, reducirende Säuren, wohl endgültig widerlegt.
                           Mit den vorstehenden Angaben Prinsen-Geerligs, welche die Ansichten Du
                                 										Beaufret's und Manoury's gründlich widerlegen, erklärt sich PelletBulletin de l'Association des Chimistes, 1897 XIV S. 563. vollständig einverstanden.
                              									Dagegen hält er aber die Angabe, dass die Fructose des jungen Rohrs beim Reifen fast gänzlich verschwinde, für irrig,
                              da die Benutzung
                              									von Bleiessig hierbei zu Fehlern geführt haben könne.
                           
                           Die vielfach besprochene Zuckerrohrzüchtung aus Samen ist nach HartSugar Cane, 1897 XXIX S. 29. nicht aussichtslos, so dass zu erwarten steht, dass mit der Zeit auch
                              									merklich praktische Vortheile erreicht werden. Allerdings darf es aber auch die betheiligte Landwirthschaft nicht
                              an der hierzu
                              									nöthigen Mitarbeiterschaft fehlen lassen.
                           Jahresbericht der Versuchsstation auf Hawaii für 1896 von W. Maxwell.Die deutsche Zuckerindustrie, 1897 XXII S. 59. Diese Versuchsstation wurde vor einem Jahre von den
                              									Zuckerindustriellen Hawaiis gegründet und hat für die Praxis sehr Erspriessliches geleistet. Nach den Erfahrungen,
                              die Maxwell gesammelt hat, ist es vor allem wichtig, das Rohr so rasch als möglich zu verarbeiten, da man
                              									sonst grosse Zuckerverluste erleidet, und stark saure und invertirte Säfte erhält. Die Diffusionsarbeit liefert vielleicht
                              mehr
                              									Zucker, aber stets um 2,2 bis 2,4 Einheiten unreineren Saft, der ausserdem auch bedeutend verdünnter ist als der
                              Pressaft. Der Saft
                              									ist stets Veränderungen und Gährungen ausgesetzt, namentlich tritt die Dextrangährung oft in unangenehmster Weise
                              auf. Höchst
                              									schädlich ist ferner der Umstand, dass bisher erfahrungsgemäss fast ein Drittel der fertigen Rohzucker, falls sie
                              längere Zeit lagern
                              									oder weite Seereisen zurückzulegen haben, in starke Gährung gerathen, und zwar durch Organismen, die ein längeres
                              Erhitzen der
                              									Zuckerlösungen auf 82° C. zu überleben vermögen. Die Melasse zeigte, im Durchschnitt von 20 Proben, 76,6° Brix, 35,4
                              Proc. Rohrzucker,
                              									14,7 Proc. Invertzucker, 23,4 Proc. Wasser, 7,93 Proc. Asche und 18,57 Proc. Organisches, also 46,5 Quotient. Vielfach
                              kommen jedoch
                              									Melassen vor mit nur 28 Proc. Rohrzucker, 29 Proc. Invertzucker und 32,0 Reinheit; beseitigt man aus denselben das
                              Dextran und die
                              									Amide, so krystallisirt selbst unter weniger günstigen Umständen noch die Hälfte des Rohrzuckers aus, was neuerdings
                              beweist, dass der
                              									Invertzucker allein nicht krystallisationshindernd zu wirken braucht. Allgemein wird angenommen, dass das Diffusionsverfahren
                              mehr
                              									Melasse ergebe, als das Pressverfahren, d.h. dass der mehr extrahirbare Zucker nicht als solcher gewinnbar sei. An
                              streng beweisenden
                              									Vergleichsversuchen fehlt es aber auch noch in dieser Hinsicht.
                           Ueber die Cultur des Zuckerrohrs, mit specieller Berücksichtigung der ostindischen Verhältnisse, gibt J. D. KobusWochenschrift des Centralvereins für Rübenzuckerindustrie in der
                                       												österreichisch-ungarischen Monarchie, 1897 XXXV S. 19. Aufschlüsse, die für die in diesen Ländern
                              									herrschenden Erfahrungen von Interesse sind. Die Cultur des Zuckerrohrs hat in Java und den Sandwichinseln riesige
                              Fortschritte
                              									gemacht und sind dort, wie auch in Australien die Fabriken gut eingerichtet. Es werden mit Hilfe der Krystallisation
                              in Bewegung
                              									Ausbeuten an erstem Product erzielt, wie sie aus Rübenzuckerfüllmassen noch nicht erhalten wurden. Auch hat man in
                              einer Operation
                              									eine Füllmasse in erstes Product von 97. Polarisation und einen Ablauf von 39. scheinbarer Reinheit zerlegt. Die
                              früher allgemein
                              									verbreitete Ansicht, dass die Blüthen des Zuckerrohrs in allen Fällen unfruchtbar bleiben, ist schon lange durch
                              die Arbeiten
                              									verschiedener Forscher widerlegt. Das Zuckerrohr ist für Stickstoff ausserordentlich dankbar, während der Kalkgehalt
                              des Bodens nur
                              									eine ganz unbedeutende Rolle spielt. Die Tiefgründigkeit des Bodens ist für das Gedeihen des Zuckerrohrs keine unerlässliche
                              									Bedingung. Ein bedeutender Unterschied in der Cultur des Zuckerrohrs zwischen Java und Westindien macht sich darin
                              geltend, dass
                              									namentlich auf Cuba die lange Ratune eine grosse Rolle spielt, während man auf Java nicht 1 Proc. der Anpflanzungen
                              ratunt, sondern
                              									jedes Jahr das Rohr neu anpflanzt, wobei eine besondere Sorgfalt auf die Auswahl der Stecklinge, namentlich seit
                              dem Auftreten der
                              									Sehrehkrankheit, verwendet wird. In Australien und den Sandwichinseln ist die Neuanpflanzung nicht in dem Umfange
                              gebräuchlich wie auf
                              									Java und wird hier ein- bis zweimal ratunt. Der beste Dünger für das Zuckerrohr ist das schwefelsaure Ammon und auch
                              Chilisalpeter
                              									gibt anscheinend günstige Resultate. Hingegen hat sich auf Java die Phosphorsäure- und Kalidüngung oft wirkungslos
                              erwiesen.
                              									Geschnittenes Rohr wird vortheilhafter Weise so rasch als möglich aufgearbeitet, doch ist durch zahlreiche Versuche
                              festgestellt, dass
                              									das geschnittene Rohr 3 Tage und, wenn es feucht gehalten wird, bis zu 3 Wochen liegen kann, ohne bedeutende Verluste
                              zu erleiden. Die
                              									naheliegende Vermuthung, dass durch brennendes Rohr die Temperatur des Bodens derart gesteigert wird, dass die unterirdischen
                              Knospen
                              									ihre Lebensthätigkeit einbüssen, trifft nicht immer zu, da auf einem brennenden Rohrfeld sogar die oberirdischen
                              Knospen oft zum
                              									grossen Theil am Leben bleiben, weshalb es auch vereinzelt vorkommt, dass Rohrfelder absichtlich in Brand gesteckt
                              werden, um auf
                              									diese Weise parasitenfreie Stecklinge zu erhalten. (Letztere Mittheilung ist namentlich von Interesse, nachdem in
                              Folge des Krieges
                              									auf Cuba vielfach die Ansicht geäussert wurde, dass durch das Abbrennen der Zuckerrohrfelder eine bedeutende Störung
                              der
                              									Zuckerrohrcultur eintreten werde. Der Ref.)
                           Weitere Mittheilungen aus der Zuckerindustrie in Louisiana liegen von F. C.
                                 										ThieleChemiker-Zeitung, 1897 XXI S. 136. vor. Durch langjährige Erfahrung hat sich
                              									herausgestellt, dass nur solche Säfte weissen Zucker liefern, bei denen der Kalkzusatz so geleitet wird, dass sich
                              beim Kochen der
                              									Säfte, während der Scheidung, kein Ammoniak entwickelt, bezieh. mit anderen Worten, dass der Saft in gewissen Grenzen
                              sauer gehalten
                              									wird. Im Allgemeinen entspricht hierbei ein Kalkzusatz von 0,1 bis 0,15 Proc. Der Kalk wird fast allgemein als Kalkmilch
                              zugesetzt und
                              									zwar fast in allen Fällen zum kalten Saft. Es kommt allerdings vor, dass die Kalkmilch auf einmal auf den Boden des
                              										„Defecators“ gegossen wird, sofort Dampf angedreht und der Saft auf die heissen Röhren laufen gelassen wird, doch ist
                              									dieses Verfahren bei weitem nicht das meistgeübte. Nach den Erfahrungen, die bis jetzt vorliegen, ist es jedenfalls
                              besser kalt zu
                              									scheiden, als den Kalk dem heissen Saft zuzusetzen; den Saft gar mit Kalk zu übersättigen und dann mit Phosphorsäure
                              zurückzubringen,
                              									ist jedenfalls unrichtig. Die hellere Färbung der Säfte, die auf letzteren Zusatz beobachtet wird, ist wohl darauf
                              zurückzuführen,
                              									dass die stets im Zuckersafte vorhandenen Eisenverbindungen auf Zusatz von Phosphorsäure entfärbt werden. Auch die
                              Behandlung der
                              									Säfte mit schwefliger Säure findet ausnahmslos in kaltem Zustande statt, und in vielen Fällen, wo nicht ein Uebermaass
                              von Säure
                              									gebraucht wurde, lässt sich bei späterer, richtigerer Behandlung des Products eine Inversion kaum oder gar nicht nachweisen. Die Anwendung von schwefliger Säure zur Erzeugung von
                              									weissem Zucker scheint unumgänglich nöthig zu sein; ebenso sicher ist aber, dass deren Anwendung nur in kaltem Zustande
                              erlaubt ist,
                              									und der spätere Kalkzusatz ebenfalls zum kalten Saft geschehen muss, um gute Resultate zu erhalten.