| Titel: | Keramische Industrie.Ueber die Herstellung farbiger und gemusterter Platten aus Cement. | 
| Fundstelle: | Band 307, Jahrgang 1898, S. 11 | 
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                        Keramische
                              								Industrie.Ueber die Herstellung farbiger und gemusterter Platten aus
                           								Cement.
                        Mit Abbildungen.
                        Ueber die Herstellung farbiger und gemusterter Platten aus
                           								Cement.
                        
                     
                        
                           Die Herstellung gemusterter Platten geschieht in der Weise, dass man entweder zuerst
                              									die Farben und dann die Masse oder aber zunächst die Masse und dann die Farben in
                              									die Form einbringt. Bei beiden Methoden werden die gefüllten Formen in eine Presse
                              									gebracht und die Platten fertig gepresst. Das Einbringen der Farben in die Form
                              									erfolgt entweder von Hand oder auf maschinellem Wege.
                           
                           Die Schwierigkeit, scharf abgepresste farbige Muster in Cementplatten, selbst
                              									bei Aufwendung grösster Sorgfalt und Mühe, herzustellen, zeitigte diesbezügliche
                              									Verfahren, die hier eine Besprechung finden sollen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 307, S. 12
                              Herstellung farbiger und gemusterter Platten aus Cement.
                              
                           Gebräuchlich ist das Verfahren, nach welchem man auf eine Unterlagplatte b (Fig. 1 bis 4) eine eiserne Form a stellt, in welche eine das vorliegende Muster
                              									zeigende Schablone c – auch Matrize genannt –
                              									eingesetzt wird. Auf diese Schablone legt man eine Blechschablone d, welche zum Einfüllen einer Farbe des Musters entsprechend ausgeschnitten ist und die nach dem
                              									Einfüllen der Farbe aus der Form entfernt wird. Auf diese Weise füllt man die
                              									übrigen Farben bezieh. Mischungen – aus Farbe, Sand und Cement bestehend – der Reihe
                              									nach in die Schablone c ein, indem man für jede Farbe
                              									eine entsprechend ausgeschnittene Schablone d
                              									verwendet.
                           Sind sämmtliche Farben des Musters eingefüllt, so wird die Schablone c herausgezogen und auf die farbigen Mischungen eine
                              									gewöhnliche Mischung von Cement und Sand so lange aufgestreut, bis der Formkasten
                              									voll ist. Alsdann dreht man den Formkasten um 180°, so dass die farbigen Mischungen
                              									nach oben gekehrt sind. Dann legt man auf das Farbmuster eine Metallplatte, welche
                              									genau in den Formkasten passt und die nach Wunsch auch gerippt sein kann, und bringt
                              									den Formkasten mit seiner Füllung und der Messingplatte in eine Presse, wo die
                              									Cementplatte durch Pressdruck fertig gestellt wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 307, S. 12
                              Herstellung farbiger und gemusterter Platten aus Cement nach Carius.
                              
                           Die nach diesem Verfahren hergestellte Platte zeigt keine scharfen Umrisse bezüglich
                              									ihrer Farbenfelder, weil nach dem Herausziehen der Schablone c aus dem Formkasten zwischen den einzelnen Farben Fugen stehen bleiben,
                              									welche sich bei dem nachherigen Pressen nicht immer nach den Linien des Musters
                              									schliessen.
                           Um diesem Uebelstande und dem Vermischen der farbigen Stellen, das durch Verbiegen
                              									der Schablonentheile bewirkt wird, vorzubeugen, verwendet Wilhelm Carius in Taucha (D. R. P. Nr. 54959) bei der Herstellung
                              									gemusterter Platten zwei Platten, und zwar eine Bodenplatte und eine Formplatte. In
                              									die Bodenplatte sind Vertiefungen eingearbeitet, welche das farbige Muster
                              									darstellen und von der Formplatte ausgefüllt werden. Beide Platten bilden demnach,
                              									in einander gelegt, eine glatte Fläche. Beim Gebrauch zur Herstellung eines
                              									beispielsweise zweifarbigen Musters bestreut man die aus der Bodenplatte
                              									herausgenommene Formplatte mit der farbigen Schicht und setzt diese Platte in die
                              									Bodenplatte ein. Nunmehr bestreut man mit der zweiten Farbe, welche den Grund bilden
                              									soll, die ganze Fläche von Boden- und Formplatte. Die Oberfläche der Bodenplatte
                              									trägt mithin nur die zweite Farbe, während die Formplatte von zwei über einander liegenden Farbschichten bedeckt ist,
                              									von welchen aber nur die unterste sichtbar wird. Mithin entsteht auf der gemeinsamen
                              									Fläche von Boden- und Formplatte das verlangte zweifarbige Muster, das mit den
                              									Platten b und d (Fig. 5 bis 7) in den Formkasten
                              									eingesetzt wird. Diesen bringt man nach Einfüllen der Masse in die Presse, in
                              									welcher die farbige Cementplatte durch Pressdruck fertiggestellt wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 307, S. 12
                              Herstellung farbiger und gemusterter Platten aus Cement von Groke.
                              
                           Will man mehr als zweifarbige Muster herstellen, so bildet man entweder die
                              									Formplatte d aus mehreren einzelnen Theilen, die nach
                              									und nach in die Bodenplatte eingelegt werden, oder man deckt einzelne Stellen der
                              									Formplatte ab. Wie leicht einzusehen ist, stellt dieses Verfahren grosse
                              									Anforderungen an die Geschicklichkeit und Sorgfalt der Arbeiter, wenn die Muster der
                              									Cementplatte scharf abgegrenzt erscheinen sollen.
                           Dieses Verfahren wurde von Th. Groke in Merseburg (D. R.
                              									P. Nr. 61049) dahin abgeändert, dass statt der nur dünn aufgestreuten Schicht,
                              									welche die Herstellung von erhabenen Mustern unausführbar machte, beliebig hohe
                              									Farbschichten gebildet werden, welche die Herstellung von Platten mit erhaben
                              									gemusterter Oberfläche ermöglichen.
                           Ausser der Bodenplatte b0 (Fig. 8 bis
                              										12) und der
                              									Formplatte d verwendet Groke noch eine dritte Platte c, deren
                              									hochstehende Theile b sich durch die Ausschnitte a des Schablonentheils d0 hindurchschieben lassen. Führt man dies
                              									nach der in der Fig. 9
                              									angegebenen Weise aus und legt noch den Rahmen c1, welcher den oberen Theil des Pressformkastens
                              									bildet, an den Rand d der Platte d0 an, so erhält man
                              									Vertiefungen, deren Abmessungen man der gewünschten Höhe der Farbschicht
                              									entsprechend einrichten kann. Diese Vertiefungen werden mit der schwach
                              									angefeuchteten Farbmasse ausgefüllt, indem man sie mit den Fingern fest an die Wände
                              									und den Boden der Vertiefungen drückt. Dann zieht man die Platte d0 nebst dem auf ihr
                              									stehenden Rahmen c1 und
                              									den Farbschichten von der Platte c ab, wodurch das
                              									Farbmaterial an den seitlichen Flächen verdichtet wird.
                           Hierauf legt man die Platte d0 mit Rahmen c1 und den Farbschichten in die Bodenplatte b0 und füllt die leeren Räume dem
                              									vorliegenden Muster entsprechend mit anders gefärbten Massen aus (Fig. 11). Man stülpt
                              									dann noch den unteren Theil c2 des Formkastens so auf den Rahmen c1, dass die Führungsstifte e in den entsprechenden Löchern des Rahmens c1 gleiten und füllt den so über den
                              									Farbmassen gebildeten Hohlraum mit gleichfalls angefeuchteter Füllmasse von Cement
                              									aus. Nach Entfernen der Form- und Bodenplatte und Einlegen einer glatten oder
                              									Reliefpolirplatte (Fig.
                                 										12) kann der Formkasten zur Fertigstellung der Cementfliesse unter den
                              									Presstempel gebracht werden.
                           Auch die Firma C. Lucke in Eilenburg (D. R. P. Nr.
                              									65530) hat sich bemüht, einem Verfahren zur Herstellung mehrfarbiger Cementplatten
                              									Eingang in die Praxis zu verschaffen, welches die Uebelstände beseitigen soll, dass
                              									die Farben zu schwach aufgetragen werden oder dass sie sich in mehrfarbigen Mustern
                              									nicht scharf genug von einander scheiden. Zur Ausführung dieses Verfahrens sind zwei
                              									Schablonen erforderlich und zwar eine Musterschablone und eine Füllschablone. Die
                              									Musterschablone besteht aus einer Platte g (Fig. 13 bis 18), auf welche nach dem
                              									Muster ausgeschnittene Blechstücke mno aufgelöthet
                              									werden, die eine die Dicke der Farbschichten um etwas übersteigende Stärke erhalten.
                              									Die Füllschablone besteht aus Messingblechfiguren n1o1, welche die Blechstücke der Musterschablone gerade
                              									umschliessen und deren Höhe gleich derjenigen der Blechstücke ist. Diese Figuren
                              									erhalten Füsse z, welche durch in der Musterschablone
                              									angeordnete Aussparungen hindurchgehen. Die Zapfen hängen, wenn die Figuren in die
                              									Musterschablone eingeführt werden, so weit unter der Platte g heraus, als die Farbschichten stark werden sollen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 307, S. 13
                              Herstellung farbiger und gemusterter Platten aus Cement von Lucke.
                              
                           Die Arbeitsweise mit dieser Schablone vollzieht sich folgendermaassen:
                           Auf einen Holzklotz h, auf dessen Grundplatte die Form
                              										k gestellt wird, legt man eine Platte u, auf welche die Musterschablone nebst den in
                              									diese eingeführten Figuren gestellt wird. Die Platte g
                              									liegt also unmittelbar auf der Platte u. Dadurch sind
                              									die mit den Zapfen z verbundenen Figuren n1o1 in die Höhe
                              									geschoben und überragen die Blechstücke mno um die
                              									Stärke der Farbschichten. Nach Bedecken der Figuren n1 und o1 mit entsprechend ausgeschnittenen Blechstücken
                              									füllt man durch Sieben oder einfaches Einfüllen die Felder mit einer Farbe,
                              									beispielsweise mit „Gelb“. Nach Abheben des kleinen runden Deckbleches wird
                              									der innerhalb der Figur o1 liegende Raum mit einer anderen Farbe, beispielsweise mit
                              										„Schwarz“ gefüllt. Schliesslich legt man die Figuren n1 frei und füllt die
                              									Räume mit einer dritten Farbe, beispielsweise mit „Roth“ aus. Da nun
                              									sämmtliche Felder des Musters mit Farbe gefüllt sind, hebt man die Form k nebst der Füllvorrichtung von dem Klotz h ab und füllt sie, wie Fig. 18 zeigt, mit
                              									Rauhmaterial aus. Hierauf wird, nachdem oben zum Festhalten des Materials eine
                              									schwache Blechplatte aufgelegt ist, die Form um 180° gedreht, so dass die Schablone
                              									nach oben kommt. Diese nimmt man ab, legt auf das freigelegte Muster die Polirplatte
                              									und bringt die Form in die Presse.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 307, S. 13
                              Herstellung farbiger und gemusterter Platten aus Cement von Lucke.
                              
                           Nach den bisher beschriebenen Verfahren ist das Einbringen der Farben etwas mühsam;
                              									auch lässt die scharfkantige Abgrenzung der Farben noch immer zu wünschen übrig. Zur
                              									Behebung dieser Uebelstände verwendet C. Lucke in
                              									Eilenburg (D. R. P. Nr. 58372) zwei Plattenschablonen, von welchen die beim Gebrauch
                              									unten liegende stärkere Platte d (Fig. 19 bis 22) mit trapezförmigen
                              									Durchbrechungen versehen ist, während die obere schwächere Platte e mit an der unteren Seite angeordneten Verstärkungen
                              									ausgerüstet ist. Beim Gebrauch dieser Vorrichtung wird der Formrahmen a über einen mit einer Fussplatte versehenen Holzklotz
                              										b gestellt, der etwas niedriger und von geringerem
                              									Querschnitt als der Formrahmen a ist. Auf den Holzklotz
                              									legt man eine glatte oder Reliefpolirplatte c, auf
                              									diese die Plattenschablone d und auf diese wieder die
                              									Plattenschablone e. Auf den Rahmen a kommt ein nach allen Seiten hervorstehendes Fangblech
                              										f (Fig. 22) zu liegen.
                           Mittels eines Siebes streut man eine der das Muster bildenden Farben über die
                              									Schablone e, wobei deren Verstärkungen die durch die
                              									Schablone d einzubringenden Farbenfelder verdecken,
                              									entfernt das Fangblech und die Schablone e (Fig. 19). Sämmtliche
                              									Felder, die einer Farbe im Muster entsprechen, sind auf der Polirplatte mit dieser
                              									Farbe belegt. Hierauf wird nach Aufbringen eines anderen Fangbleches und einer
                              									anderen Schablone e über die Platte d eine andere Farbe gesiebt und dann auch diese Platte
                              									nebst dem Fangblech entfernt. Eine dritte Farbe siebt man über die noch
                              									freiliegenden Stellen der Polirplatte c. Hebt man dann an den Handhaben
                              									den Formrahmen a empor, so kommt die Polirplatte und
                              									das Farbmuster auf die Stifte h zu liegen. Nach
                              									Ausfüllen des leeren Raumes des Formkastens mit Rauhmasse wird die gemusterte Platte
                              									in die Presse gebracht.
                           Die trapezförmigen Durchbrechungen der Platte d dienen
                              									dazu, das Umreissen der eingesiebten Farben zu vermeiden und scharfe
                              									Farbenabgrenzungen zu erzielen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 307, S. 14
                              Herstellung farbiger und gemusterter Platten aus Cement.
                              
                           Das soeben beschriebene Verfahren wurde später zur Herstellung von Mustern mit
                              									beliebig starken Farbschichten dahin abgeändert, dass statt der beiden
                              									Plattenschablonen mehrere neben einander auf die Polirplatte zu stellende
                              									Schablonentheile s, oo und pp,
                                 										mm, nn zur Verwendung kommen. Die Schablonentheile sind an ihren Enden über
                              									das nach dem Muster verlangte Maass hinaus etwas verlängert und greifen mit ihren
                              									Verlängerungen in entsprechende Einschnitte l, welche
                              									theils in einem auf den Formrahmen a unverrückbar zu
                              									setzenden Aufsatzrahmen r, theils in dem
                              									Schablonentheil s selbst angebracht sind. An ihren
                              									Kanten sind die Schablonentheile mit nach unten gehenden schwachen Rändern versehen,
                              									so dass sie nur mit diesen Rändern auf der Polirplatte aufstehen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 307, S. 14
                              Herstellung farbiger und gemusterter Platten aus Cement der Sächsischen Ofen-
                                 										und Chamottewaarenfabrik vorm. Ernst Teichert.
                              
                           Die Ausführung des Verfahrens mittels der soeben beschriebenen Schablonentheile
                              									vollzieht sich in folgender Weise:
                           Dem Holzklotz b wird eine solche Höhe gegeben, dass die
                              									Polirplatte c mit der Oberkante des Formrahmens
                              									abschneidet. Auf den Formrahmen setzt man den Aufsatzrahmen r, welcher die Höhe der einzelnen Schablonentheile hat, und legt dann in
                              									die Einschnitte dieses Rahmens die Schablonentheile. In die Felder der Schablone
                              									werden alsdann die verschiedenen, schwach angefeuchteten Farbmassen eingedrückt.
                              									Nach diesem Verfahren ist man im Stande, die Farbschicht in ganz beliebiger Stärke
                              									aufzubringen; es ist nur erforderlich, die Höhe des Rahmens und der Schablonentheile
                              									entsprechend zu wählen. Die scharfen Ränder der Schablonentheile schaffen einen
                              									sicheren Abschluss für die eingesiebte Farbe, so dass diese nicht mehr in
                              									fremde Felder gerathen kann. Ferner lassen sich die Schablonentheile dadurch, dass
                              									ihre Ränder nach einwärts gehen, leicht aus dem Muster herausnehmen. Im Uebrigen
                              									vollzieht sich der weitere Arbeitsgang bei der Herstellung der Platten ebenso wie
                              									beim vorbeschriebenen Verfahren.
                           Die Sächsische Ofen- und Chamottewaarenfabrik vorm. Ernst
                                 										Teichert in Cölle a. Elbe (D. R. P. Nr. 72088) verfährt bei der Herstellung
                              									gemusterter Platten in der Weise, dass sie die verschiedenen Farben in die
                              									entsprechenden Felder einer Plattenschablone (Fig. 26 bis 28) einfüllt, diese
                              									einer so starken Pressung unterwirft, dass die Platte mit den Farben transportirt
                              									werden kann. Diese Platte legt man über den mit der Grundmasse gefüllten Formkasten
                              									und drückt die Farbe durch einen nach dem Muster gestalteten Stempel d, dessen einzelne Theile eine die Stärke der
                              									Farbschicht um 0,5 mm überragende Höhe haben, in die Rauhmasse. Dann wird die Platte
                              									sammt dem Stempel weggelegt, der Formkasten in die Presse geschoben und die
                              									gemusterte Platte in üblicher Weise fertig gestellt.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)