| Titel: | Neuerungen in der Elektrotechnik. | 
| Autor: | Rr. | 
| Fundstelle: | Band 307, Jahrgang 1898, S. 17 | 
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                        Neuerungen in der Elektrotechnik.
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen in der Elektrotechnik.
                        
                     
                        
                           Prüfung eines Gülcher-Accumulators.
                           In Bd. 302 S. 288 dieser Zeitschrift brachten wir eine ausführliche Beschreibung des
                              									neuen Gülcher-Accumulators. Bei demselben sind die Träger der wirksamen Masse nicht
                              									massive Bleiplatten oder Gitter, sondern eigenthümliche Gewebe, welche aus
                              									Bleidrähten (als Kette) und aus feinster, äusserst elastischer Glaswolle (als
                              									Schuss) hergestellt werden. In diese gewebten Träger wird die wirksame Masse nach
                              									einem besonderen Verfahren derart eingetragen, dass sie in fein vertheiltem Zustande
                              									zwischen den Gewebemaschen und Fasern der eingewebten Glaswolle eingebettet ist und
                              									von diesen festgehalten wird. Die so hergestellten Elektroden sind zwischen Ständern
                              									oder Platten aus Hartgummi aufgehängt und mit einer Schicht loser Glaswolle
                              									umwickelt, wodurch eine elastische Lagerung der Elektroden gegen einander erzielt
                              									wird, welche ein Verbiegen und Berühren derselben in Folge mechanischer Ursachen
                              									ganz ausschliesst.
                           Ein solcher Accumulator, Type A3, wurde von Professor Peukert einer ausführlichen Prüfung unterworfen.Elektrotechn. Z.,
                                    											1897 S. 156. Nach Angabe der Gülcher-Accumulatorenfabrik ist die maximale Lade- und Entladestromstärke
                              									7,5 Ampère, die Capacität bei 6stündiger Entladung mit 5 Ampère 40 Ampère-Stunden.
                              									Der Accumulator wurde zunächst einer Reihe normaler Ladungen und Entladungen, dann
                              									aber auch anormalen Stromstärken ausgesetzt, um seine Widerstandsfähigkeit
                              									gegen ungewöhnliche Beanspruchung zu erproben. Bei diesen letzteren Versuchen wurde
                              									die vorgeschriebene Maximalstromstärke um das 6fache überschritten, ohne dass der
                              									gute Zustand des Accumulators irgendwie beeinflusst worden wäre, vielmehr besass
                              									derselbe nach der normalen Behandlung immer wieder die normale Capacität und es war
                              									weder ein Abfallen der Masse noch irgend eine Deformation der Platten
                              									eingetreten.
                           Bei den schnellen Ladungen, die mit 20 und 30 Ampère vorgenommen wurden, trat eine
                              									Gasentwickelung erst nach Ablauf der halben Ladedauer auf, so dass anfänglich die
                              									gesammte Stromarbeit zur Ladung verwendet wurde und somit eine so schnelle Ladung
                              									mit nicht zu grossen Verlusten stattfindet.
                           Aus der Vergleichung dieses Accumulators mit anderen geht hervor, dass die Gülcher'sche Bauweise der Elektrodenplatten und die
                              									Anordnung derselben in der Zelle das Gewicht dieser sehr günstig beeinflusst, so
                              									dass auf diese Weise eine bedeutend grössere Aufnahmefähigkeit für die
                              									Gewichtseinheit erzielt wird. Dieser Umstand wird namentlich für vertragbare
                              									Accumulatoren eine hervorragende Bedeutung haben, um so mehr, als die ganze Bauweise
                              									eine Gewähr dafür zu bieten scheint, dass durch Stösse oder andere mechanische
                              									Ursachen eine Beschädigung dieser Accumulatoren nicht leicht eintrete.
                           
                        
                           Neue Röntgen-Röhren.
                           Die Brauchbarkeit der Röntgen-Röhren wird in hohem Grade beeinträchtigt durch eine
                              									Veränderung des Vacuums, die sich im Laufe des Betriebes einstellt und ein
                              									gänzliches Verlöschen des Fluorescenzlichtes und der Röntgen-Strahlen zur Folge hat.
                              									Um diese Störungen zu vermeiden, muss man entweder die Veränderung des Vacuums
                              									rückgängig machen, oder diese Veränderung von vornherein nach Möglichkeit
                              									verhindern. Nach dem ersten Verfahren reguliren Dorn
                              									und Siemens und Halske das Vacuum von
                              
                              										Röntgen-Röhren.D. p. J. 1897 303
                                    											253. Das zweite Verfahren ist von Colardeau und der Allgemeinen
                                 										Elektricitäts-Gesellschaft in Berlin angewendet worden.Journ. de phys.,
                                    											1896 S. 542.
                           Die ersten zur Erzeugung von Röntgen-Strahlen benutzten Röhren lieferten deshalb
                              
                              									keine sehr scharfen Photographien, weil die Strahlungsquelle, die der Kathode gegenüberliegende Glaswandung, eine
                              									beträchtliche Ausdehnung hatte. Von den Constructionen, die diesen Uebelstand
                              									beseitigen, haben sich die Focusröhren am besten bewährt; bei diesen werden die
                              									Röntgen-Strahlen in einem in dem Krümmungsmittelpunkte des Kathodenhohlspiegels
                              									aufgestellten Stück Metallblech erzeugt. Da die Kathodenstrahlen die Kathode nahezu
                              									senkrecht verlassen, so liegt die Spitze des Strahlenkegels in der Nähe dieses
                              									Krümmungsmittelpunktes; indessen ist die Lage des Vereinigungspunktes der Strahlen
                              									von dem Grade der Luftleere abhängig.
                           
                           Fällt also das Focusblech nicht mit dem Brennpunkte der Strahlen zusammen, so
                              									werden die Bilder wieder nicht ganz deutlich. Colardeau
                              									gibt aus diesem Grunde dem Focusbleche eine sehr geringe Grösse.
                           Versuche haben demselben ferner gezeigt, dass es günstig ist, den Weg, welchen die
                              									Kathodenstrahlen im Innern der Röhre zurücklegen, möglichst kurz zu machen. Fig. 1 stellt die Colardeau'sche Röhre dar. Die cylindrische Röhre von 6 bis 7 mm
                              									Durchmesser wird durch die Kathode b von 4 mm
                              									Durchmesser beinahe ausgefüllt. Die Kathode hat einen Krümmungsradius von etwa 5 mm;
                              									in 7 bis 8 mm Abstand von ihr befindet sich das unter 45° geneigte Focusblech a, das nur wenig Fläche hat. An der Austrittsstelle der
                              									Röntgen-Strahlen ist die Röhre zu einer kleinen Blase von nur 0,1 mm Dicke
                              									aufgeblasen, so dass die zu durchsetzende Glasschicht möglichst wenig Strahlen
                              									absorbiren kann. Wegen der geringen Grösse der Röhre muss man sie, um das Vacuum
                              									unverändert zu erhalten, mit einem grösseren Gefäss verbinden, was mittels des
                              									seitlichen Ansatzes c geschehen kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 307, S. 18
                              Fig. 1.Colardeau'sche Röhre.
                              
                           Bei Verwendung eines grossen Inductors genügten vier Unterbrechungen des inducirenden
                              									Stromes, um ein scharfes Bild einer Hand zu erzeugen. Sogar eine einzige
                              									Unterbrechung gab schon deutliche Bilder. Mittels eines mit bekannter
                              									Geschwindigkeit rotirenden Zahnrades stellte Colardeau
                              									die einer Unterbrechung entsprechende Dauer der photographischen Wirkung zu etwa
                              									0,001 Secunde fest. Zwei in verschiedenen Lagen der Röhre aufgenommene Bilder eines
                              									Gegenstandes gaben eine sehr gute stereoskopische Wirkung.
                           Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Wand der Röntgen-Röhren während des Betriebes
                              									eine starke elektrische Ladung besitzt und dass schon durch Berührung der Wand mit
                              									dem Finger das Fluorescenzlicht und auch die Röntgenstrahlung wieder lebhafter wird.
                              									Wie die Veränderung des Vacuums mit der elektrischen Ladung der Röhrenoberfläche
                              									zusammenhängt, bedarf noch der Aufklärung. Vermuthlich ist der Zusammenhang darin zu
                              									suchen, dass die Wand in Folge ihrer Ladung die in der Röhre befindlichen
                              									Gasmolekeln anzieht, und dadurch allmählich an ihrer dem Röhrenraum zugewendeten
                              									Seite eine zunehmende Verdichtung herbeiführt, die eine zunehmende Verdünnung im
                              									Mittelraume der Röhre zur Folge hat.
                           Wie zu erwarten war, unterscheiden sich hierbei der der Kathode benachbarte Theil der
                              									Oberfläche und der der Anode wesentlich von einander. Es genügt aber schon, die
                              									Ladung der Kathodenhälfte, und zwar auf dem die Kathode unmittelbar umschliessenden
                              									Theile der Glaswand zu entfernen, um die mehrfach erwähnten Uebelstände zu
                              									beseitigen. Der erste Hinweis auf diesen Weg stammt von Porter her.Nature, 1896 S. 150. Dieser benutzte
                              									eine Stanniolbelegung auf dem die Kathode umschliessenden Glasrohre und in 1 mm
                              									Entfernung darüber einen zum Ringe gebogenen Kupferdraht, der mit der
                              									Kathodenzuführung leitend verbunden ist. Diese Vorrichtung ist aber nur anwendbar an
                              									Röhren, die geringe Funkenlängen beanspruchen; bei grossen Funkenlängen springen
                              									Funken an der Glaswand entlang zur Anode über.
                           Ein zweiter Versuch in derselben Richtung ist die von Fomm in München zum Patent angemeldete Anordnung, die sich von der Porter'schen dadurch unterscheidet, dass bei derselben
                              									die Stanniolbelegung wegbleibt und der Metallring allseitig isolirt ist. Aber trotz
                              									dieser Verbesserung ist die Fomm'sche Anordnung für
                              									Röhren von grosser Funkenlänge auch nicht anwendbar, weil bei den hohen Spannungen
                              									die Isolirung leicht durchgeschlagen wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 307, S. 18
                              Fig. 2.Röntgen-Röhre der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft.
                              
                           Bei Versuchen mit Röntgen-Röhren (Fig. 2) der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft in Berlin, die
                              									von Dr. BerlinerElektrotechn. Z., 1897 S. 81.
                              									angestellt wurden, ergab sich, dass ein Holzrohr, welches über das die Kathode
                              									enthaltende Glasrohr geschoben wurde, eine überraschend gute Wirkung hatte. Diese
                              									Wirkung des Holzrohres beruht offenbar in der Leitung, die das Holz zwischen den
                              									einzelnen Punkten der Glasfläche und der Kathodenzuführung vermittelt. Diese
                              									Versuche haben zu der von Porter vorgeschlagenen
                              									Belegung des Kathodenglasroh res zurückgeführt. Das Holzrohr ist aber nicht nur bei
                              									geringen Spannungen anwendbar, sondern wirkt auch mit vollkommener Sicherheit bei
                              									hohen Funkenstrecken, und ermöglicht es, Röntgen-Röhren mit wesentlich geringerer
                              									Funkenlänge zu betreiben und Röhren zur Strahlung zu veranlassen, die ohne dieses
                              									Hilfsmittel überhaupt keine Strahlen mehr geben. Um das Trockenwerden des
                              									angefeuchteten Holzrohres nach Möglichkeit zu verzögern, empfiehlt es sich, Glycerin
                              									zum Anfeuchten zu benutzen, da das Glycerin in Folge der Wasseraufnahme aus der Luft
                              									das Holz feucht erhält.
                           
                        
                           Registrirapparat für Schiffsmaschinenraum-Telegraphen.
                           Die Schiffsmaschinenraum-Telegraphen haben den Zweck, von der Commandobrücke eines
                              									Schiffes dem Maschinisten die vom Schiffsleiter gewünschten Gangarten der Maschine
                              									zu übermitteln und diese Befehle von dem Maschinenraume nach der Commandobrücke als
                              									verstanden zurückzugeben. Für eine spätere Controle werden die befohlenen und
                              									ausgeführten Gangarten der Maschine schriftlich vermerkt, indem der Maschinist die
                              									Art und Zeit jedes Manövers gewöhnlich auf eine im Maschinenraum hängende Tafel
                              									niederschreibt. Diese Anmerkung ist sehr unvollkommen, und es ist eine möglichst
                              									genaue zeitliche Anmerkung der befohlenen und ausgeführten Schiffsmaschinengangarten
                              									besonders dann von grosser Wichtigkeit, wenn es sich darum handelt, nachträglich
                              									erkennen zu können, welche Maschinengangarten in kritischen Lagen befohlen und
                              									ausgeführt worden sind. Der Apparat von Friedrich
                                 										Fritsch in Hamburg (D. R. P. Nr. 90168) ist ein selbsthätiger, welchem der in der deutschen
                              									und englischen Flotte benutzte Gisborn'sche
                              									Maschinenraum-Telegraph zu Grunde liegt, der 1897 304 66
                              									beschrieben worden, worauf Bezug genommen wird.
                           
                        
                           Das Pyrometer (Hitzemesser) von le Chatelier.
                           Dieses Instrument (Fig. 3
                              									und 4) ist ein Thermoelement und aus Drähten von Platin und einer
                              									10procentigen Platin-Rhodiumlegirung zusammengesetzt. Verbindet man die Enden dieser
                              									Drähte mit einem empfindlichen Galvanometer und erhitzt die Löthstelle, so bewirkt
                              									der entstehende Thermostrom einen Ausschlag des Zeigers, welcher der Temperatur
                              									ziemlich gut entspricht. Eine ausführliche Beschreibung dieses Pyrometers ist schon
                              									in D. p. J. 1897 303 39
                              									unter der Ueberschrift: „Ueber Messung hoher Temperaturen“ gegeben. Aus den
                              									Mittheilungen von Heräus in Hanau, der diese
                              									Instrumente anfertigt, geht hervor, dass dasselbe sich gut eingeführt hat. Aus
                              									verschiedenen Mittheilungen aus der Praxis ersieht man, dass das Instrument den
                              									gestellten Anforderungen entspricht. Vor allem wird die Einfachheit in der
                              									Handhabung gerühmt und die allerdings sehr ins Gewicht fallende Annehmlichkeit, dass
                              									das Galvanometer, welches die Temperatur anzeigt, in beliebiger Entfernung von dem
                              									Ofen, also auch auf dem Bureau eines Fabrikdirectors, Aufstellung finden kann, dass
                              									man also da eine ständige Controle über eine Anzahl weit aus einander liegender
                              									Oefen ausüben kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 307, S. 19
                              Pyrometer (Hitzemesser) von le Chatelier.
                              a Galvanometer; b Thermoelement mit
                                 										Schutzröhren in der Ansicht; c Schnitt durch die Schutzröhren; (d und e
                                 										Porzellan. f Eisen. g Löthstelle.)
                              
                           Was die Anwendung des Instrumentes betrifft, so muss auf einige Vorsichtsmaassregeln
                              									beim Gebrauch aufmerksam gemacht werden. Der Widerstand des Leitungsdrahtes vom
                              									Thermoelement zum Galvanometer darf 1 Ohm nicht
                              									wesentlich übersteigen. Da der Platindraht nur 1 m lang ist, so verwendet man zur
                              									Fortleitung des Stromes vom Thermoelement zum Galvanometer stärkeren isolirten
                              									Kupferdraht. Die beiden Drähte des Thermoelementes müssen von einander isolirt sein
                              									und vor Einwirkung von kohlenstoffhaltigen Gasen und geschmolzener Metalle, welche
                              									sich mit Platin legiren könnten, geschützt werden. Die Isolirung beider Drähte
                              									erfolgt vom Fabrikanten durch ein dünnes Porzellanrohr und darüber kommt noch ein
                              									weiteres, an einem Ende geschlossenes glasirtes Porzellanrohr, so dass zur
                              									Löthstelle und zu dem Platin- und Platin-Rhodiumdraht keine schädlichen Gase oder
                              									Stoffe gelangen können. Porzellan hat nun den Nachtheil, dass es bei schneller
                              									Erhitzung leicht springt; will man daher Ofentemperaturen in der Weise schnell
                              									messen, dass man das Pyrometer in den bereits heissen Ofen einführt, so ist ein
                              									Porzellanrohr überhaupt nicht anwendbar. Bei Oefen dagegen, welche allmählich
                              									erhitzt werden, mauert man das Porzellanrohr mit dem Thermoelement in den Ofen ein
                              									und erhitzt es dann allmählich mit dem Ofen selbst, mit dem man es nachher auch
                              									wieder abkühlen lässt. Auf diese Weise erhält man das Porzellanrohr recht gut, und
                              									da die Königl. Porzellanmanufactur in Berlin
                              									Porzellanröhren herstellt, welche bei 1600° noch nicht schmelzen, kann man es selbst
                              									zu so hohen Hitzegraden benutzen. Das Porzellanrohr hat vor dem Chamotterohr den
                              									Vorzug, dass man es innen und aussen glasiren und damit vor dem Eindringen der
                              									Ofengase schützen kann. Für praktischen Gebrauch auf Eisenhüttenwerken spielt
                              									indessen das Eindringen der Ofengase und die dadurch bewirkte Polarisation keine
                              									nennenswerthe Rolle und man kann recht gut Chamotte statt Porzellan anwenden.
                           Da trotz aller Vorsicht Porzellanrohre springen, hat Geh. Bergrath Wedding in Berlin bei seinen Messungen ein anderes
                              									Verfahren der Umhüllung angewendet, welches sich vorzüglich bewährt haben soll.Stahl und Eisen,
                                    											1896 S. 663. Die beiden Drähte des Thermoelementes werden durch
                              									Stiele sogen. Thonpfeifen geführt, wie sie im
                              									Westerwaldo angefertigt werden, und so mit einer doppelten bis nahe an die
                              									Löthstelle führenden isolirenden Schutzhülle versehen. Die vorragende Löthstelle
                              									wird dann mit einer kleinen Haube aus dünner Asbestpappe, die übergestülpt wird,
                              									geschützt und an diese schliesst sich eine Umhüllung der beiden Pfeifenrohrstränge
                              									von Asbestschnüren, welche ganz fest umgewickelt werden. Man hat dabei nur darauf zu
                              									achten, dass der an der Löthstelle anliegende kurze Theil der Drähte nicht zu
                              									plötzlich umgebogen werde und breche. Wenn nun auch wirklich, was der Regel nach der
                              									Fall ist, beim schnellen Erhitzen die Pfeifenrohre springen, so ist man doch sicher,
                              									dass dies nichts schadet. Denn durch die Asbestschnüre werden die Rohrstücke
                              									vollständig dicht zusammengehalten. Auf diese Weise konnte z.B. bei Versuchen, die
                              									Temperaturen in einem Schweissofen zu messen, welche zwischen 1150 und 1200° C.
                              									schwankten, der Apparat einen ganzen Tag lang ununterbrochen gebraucht werden,
                              									obwohl er mehrfach schnell eingesetzt und wieder herausgeholt wurde. Beim Abwickeln
                              									der Asbestschnur zeigte sich allerdings, dass die Rohre in viele Stücke zerbrochen
                              									waren, aber die Isolation der Drähte hatte in keiner Weise gelitten.
                           In gleicher Weise werden die Drähte isolirt, wenn das Thermoelement bei Messung nicht
                              									sehr hoher Temperaturen in ein schmiedeeisernes oder ein aus Nickelblech
                              									hergestelltes Rohr eingeschlossen werden soll. Auch dann thut man gut, die
                              									Löthstelle mit einer Asbestkappe zu umhüllen, um einen Contact mit dem Eisen zu
                              									verhindern. Die Messungen waren bei Versuchen so genau, dass nicht nur der Einfluss
                              									des Schürens, sondern jedes Oeffnen oder Schliessen des Fuchsschiebers zahlenmässig
                              									festgestellt werden konnte. So sank der Regel nach die Ofen wärme beim Schüren von
                              									1140 auf 1115° C.
                           
                           Wedding benutzte auch mit grossem Erfolge die
                              									gleiche Einhüllung in Pfeifenrohr und Asbestschnur, um die Temperatur festen Eisens
                              									zu messen. Nur blieb dann die Asbestkappe fort. Es wurden auf diese Weise mit
                              									grosser Genauigkeit die Hitzegrade gemessen, welche verschiedene
                              									Eisen-Nickellegirungen beim Aushämmern und Auswalzen hatten. Man wollte die
                              									Temperaturen der Probestücke vor und nach dem Hämmern und vor und nach dem Walzen
                              									kennen. Der Arbeiter hielt dann jedesmal das zu untersuchende Stück mit einer von
                              									Glühspan freien Stelle gegen das Thermoelement; es ergaben sich äusserst genaue
                              									Zahlen.
                           Sehr schwierig gestaltet sich die Messung, wenn man die Temperatur geschmolzener
                              									Metalle messen will. Das Thermoelement kann man zwar in den Fällen auch mit Metall
                              									(Nickel) umhüllen, wenn die Temperatur des zu messenden Stoffes geringer als die der
                              									Hülle ist und wenn das Hüllenmaterial in keiner Weise chemisch angegriffen wird.
                           Für die Messung von geschmolzenem Roh- und Flusseisen kann man weder Porzellanröhren,
                              									welche springen, noch Eisenröhren, welche schmelzen, noch Nickel- oder Platinröhren
                              									nehmen, da diese sich auflösen. Man kann auch nicht die Asbesteinhüllung anwenden,
                              									weil das Instrument in senkrechter Stellung kaum eintaucht. Wedding hat sich eine Methode ausgedacht, welche gestattet, das
                              									Thermoelement im geschmolzenen Eisen wie ein Badethermometer im Wasser zu
                              									gebrauchen, d.h. es beständig senkrecht darin und in Verbindung mit dem Galvanometer
                              									zu lassen und so eine Controle der Temperaturen beim Giessen zu haben.
                           Die Drähte werden, wie vorher angegeben, durch Pfeifenrohre geführt. Die Löthstelle
                              									und die nahe liegenden Drahttheile kommen in ein Porzellan- oder Chamotterohr,
                              									welches am unteren Ende zu einer Kugel ausgebildet ist. Bevor indessen das
                              									Thermoelement sammt den Drähten in das Porzellanrohr eingeführt wird, füllt man den
                              									unteren Theil des letzteren mit Wolframpulver, welches mit ausgeglühter Kohle
                              									gemengt ist, damit nicht etwa ein Zusammensintern stattfinde. Jetzt erst führt man
                              									das Thermoelement ein und füllt den freien Raum mit Asbest aus, und legt über das
                              									kugelige Ende des Porzellanrohres eine Asbestkappe und umwindet den übrigen Theil so
                              									vollständig und dicht mit Asbest, als nur möglich, damit das flüssige Metall nicht
                              									eindringen kann.
                           Voraussichtlich wird die allgemeine Anwendung dieses Pyrometers einen wesentlichen
                              									Fortschritt in der technischen und chemischen Industrie bedeuten, weil es durch
                              									seine Benutzung möglich ist, die einzelnen Processe so zu verfolgen, dass auf die
                              									einmal für zweckmässig gefundenen Temperaturen immer wieder zurückgekommen werden
                              									kann, was bisher dem Zufalle überlassen werden musste oder nur das Ergebniss
                              									langjähriger Erfahrung war.
                           
                        
                           Neue Bogenlampe der Elektricitäts-Actiengesellschaft vorm.
                              									Schuckert und Co. in Nürnberg.
                           Die vorliegende Erfindung (D. R. P. Nr. 90945) bezieht sich auf einen Mechanismus,
                              									welcher sowohl in Differential- als auch in Nebenschluss- und Hauptstromlampen
                              									verwendbar ist.
                           Der Mechanismus für eine Differentiallampe ist in den Fig. 5 und 6 dargestellt. Auf dem
                              									Lampenteller sind eine Spule für den Hauptstrom, eine für den Nebenschluss und
                              									zwei Böcke für das Uhrwerk angebracht. In die beiden Spulen ragen Eisenkerne,
                              									in deren oberen geschlitzten Enden Nuthrollen gelagert sind, welche auf den Enden
                              									eines zweiarmigen Hebels laufen. Das Laufwerk kann sich hin und her bewegen vermöge
                              									von zwei Zahnradsegmenten, welche in wagerecht gelagerte Zahnstangen eingreifen.
                              									Ferner ist am Lampenkörper ein Hebel, welcher durch ein Gewicht gegen eine
                              									Bremsscheibe angedrückt wird; die Drehung dieses Bremshebels wird durch eine
                              									Stellschraube begrenzt.
                           An Stelle von Solenoiden und Eisenkernen können auch Elektromagnete und Anker
                              									verwendet werden. In diesem Falle empfehlen sich zur Vermeidung von Stössen
                              									besondere Luftpumpen, welche bei dieser Ausführung gleichzeitig in den Solenoiden
                              									und Eisenkernen gegeben sind.
                           So lange die Lampe stromlos ist, berühren sich die Kohlenspitzen, weil das
                              									Uebergewicht der oberen Kohle das ganze Laufwerk nach rechts dreht, wobei die
                              									Arretirung der Bremsscheibe 4 durch den Bremshebel
                              									aufgehoben wird, die Schnurrolle sich somit frei drehen kann. Wird die Lampe
                              									eingeschaltet, so zieht die Hauptspule 2 ihren
                              									Eisenkern herab, welcher mit der Nuthrolle den linken Arm des Hebels 1 mitnimmt. Da nun dieser Hebel durch seine Drehachse
                              									mit dem Laufwerke in Verbindung steht, bewegt sich das Laufwerk auf den Zahnstangen
                              									nach links, drückt die Bremsscheibe gegen den Bremshebel, die Schnurrolle wird
                              									hierdurch arretirt und macht die Drehung des Laufwerkes mit, wodurch die
                              									Kohlenspitzen aus einander gezogen werden und der Lichtbogen sich bildet. Mit dem
                              									Abbrande der Kohlen erhält die Nebenschlusspule 3 das
                              									Uebergewicht, zieht in Folge dessen mit ihrem Eisenkern und Nuthrolle den rechten
                              									Arm des Hebels 1 herab, das ganze Laufwerk bewegt sich
                              									auf den Zahnstangen nach rechts, der Bremshebel legt sich auf die Stellschraube und
                              									die Bremsscheibe wird frei; das Uebergewicht der oberen Kohle bewirkt nun ein
                              									Zusammengehen der Kohlenspitzen bis die normale Stromstärke erreicht und die
                              									Bremsscheibe wieder arretirt wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 307, S. 20
                              Bogenlampe der Elektricitäts-Actiengesellschaft vorm. Schuckert und Co.
                              
                           Durch die rollende Anordnung des Laufwerkes und die bewegliche Verbindung der
                              									Eisenkerne mit den Enden eines Hebels wird bewirkt, dass der Hebelarm, an welchem
                              									die Gegenspule angreift, sich verlängert. Das Moment der regulirenden Spule wird
                              									hierdurch kleiner und dasjenige der Gegenspule grösser, wodurch die Regulirung
                              									sanfter wird.
                           Bei Ausführung dieser Lampe als Nebenschluss- oder Hauptstromlampe mit nur einem
                              									Solenoide, ist als Gegenkraft ein Gewicht oder eine Feder zu nehmen.
                           
                        
                           
                           Elektromagnetische Abfeuerungsvorrichtung für
                              									Geschütze.
                           Zu Sprengzwecken ist die Elektricität sehr frühzeitig herangezogen worden. Friedrich Krupp in Essen hat nun auch eine Anordnung
                              									getroffen, um Geschütze auf elektrischem Wege abzufeuern (D. R. P. Nr. 92986). Der
                              									elektrische Strom wird aber hier nicht direct zur Entzündung des Pulvers benutzt,
                              									sondern nur der Schlagbolzen auf elektromagnetischem Wege ausgelöst, welcher dann
                              									die Zündung bewirkt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 307, S. 21
                              Fig. 7.Elektromagnetische Abfeuerungsvorrichtung für Geschütze von
                                 										Krupp.
                              
                           Der elektromagnetische Apparat ist in einer Bohrung des Verschlusskeiles der Kanone
                              									untergebracht und steckt in einer Messingbüchse a0 (Fig. 7) mit einer
                              									Nase a, welche in die im Verschlusskeil befindliche
                              									Nuth für den Bund b der Abzugstange i greift, wodurch jede Drehung der Büchse verhindert
                              									wird. Der Anker des Elektromagneten d wird durch die
                              									Zapfen f und g geführt und
                              									besitzt eine Klaue c, welche durch einen Schlitz der
                              									Büchse greift.
                           Beim Stromschluss, wozu der Contact sich am Richtstande befindet, wird der Anker in
                              									die Magnetisirungsspule hineingezogen, wobei die Klaue c des Ankers gegen den Bund b der Abzugstange
                              										i drückt und letztere aus der Nuth des
                              									Schlagbolzens herausgezogen wird. Sobald der Strom wieder unterbrochen ist, schiebt
                              									die Feder h die Abzugstange und damit auch den Anker in
                              									die alte Lage zurück.
                           
                              
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