| Titel: | Elektrotechnik.Fortschritte der angewandten Elektrochemie. | 
| Autor: | Franz Peters | 
| Fundstelle: | Band 307, Jahrgang 1898, S. 63 | 
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                        Elektrotechnik.Fortschritte der angewandten Elektrochemie.
                        Von Dr. Franz
                                 								Peters.
                        Mit Abbildung.
                        Fortschritte der angewandten Elektrochemie.
                        
                     
                        
                           A. Stromquellen.
                           Auf dem Gebiete der Stromerzeugung bewegte sich die Erfinderthätigkeit in dem
                              									Zeitraume der Berichterstattung wesentlich auf Bahnen, die zu einer, meist
                              									mechanischen Vervollkommnung im Principe bekannter Ketten führen sollten.
                           Bei den Primärelementen sind am meisten beachtenswerth die Bemühungen zur Erzielung
                              									einer vollkommeneren Depolarisation. Den Gasketten ist erhöhte Aufmerksamkeit
                              									zugewendet worden. Das Studium des Problems der directen Elektricitätserzeugung aus
                              									Kohle hält an, hat aber zu einem einigermaassen brauchbaren technischen Resultat
                              									noch nicht geführt.
                           In der Accumulatorentechnik ist das Hauptbestreben auf Erhöhung der Haltbarkeit der
                              									positiven Platten gerichtet. Der Zinksammler hat mehrere Erfinder beschäftigt. Ob
                              									die Neuerungen wirklich Verbesserungen sind und ihn lebensfähig machen, bleibt
                              									abzuwarten.
                           
                              
                              I. Primärelemente.
                              
                                 a) Gewöhnliche galvanische
                                       												Elemente.
                                 Der beim Schliessen des Stromes eintretende schnelle Abfall der
                                    											elektromotorischen Kraft eines galvanischen Elements rührt nach B. E. Moore und H. V.
                                       												Carpenter (Phys. Revue, 1897 Bd. 4 S. 329) hauptsächlich von der
                                    											Polarisation an der Kohleelektrode, das schnelle Ansteigen beim Oeffnen des
                                    											Stromes von der Erholung der Zinkelektrode von der Polarisation her.
                                 Doe beschreibt (Amerikanisches Patent Nr.
                                    											576095) eine aus Zink-Kohle-Elementen bestehende Batterie, W. Turner (Englisches Patent Nr. 1669/1896)
                                    											eine Circulationsbatterie. E. S. Boynton
                                    											(Amerikanisches Patent Nr. 563127) setzt mehrere Elemente, die Röhren am
                                    											Boden haben, über einen gemeinschaftlichen Trog, der leichte Füllung mit dem
                                    											Elektrolyten und Entleerung gestattet. In die nichtleitenden Gefässe der
                                    											einzelnen Elemente sind die Kohleelektroden fest eingesetzt, während die
                                    											Zinkelektroden an einem gemeinschaftlichen Bügel befestigt sind. Eine
                                    											besonders zum Beleuchten von Fahrrädern u.s.w. verwendbare Batterie aus drei
                                    											Zink-Kohle-Elementen geben Th. T. Boland, Ch. J. und
                                       												H. Ch. Hubbell an (Englisches Patent Nr. 20077/1896). C. N. Sedneff (Englisches Patent Nr.
                                    											17026/1897) beschreibt ein Zink-Kohle-Element, in dem der Sauerstoff des
                                    											Depolarisators regenerirt wird und das Diaphragma nur für Wasser und Gase
                                    											durchlässig ist. In Zink- oder Eisen-Kohle-Elementen mit Salmiak oder
                                    											Natronsalpeter als Erregerflüssigkeit bringt W.
                                       												Rowbotham (Englisches Patent Nr. 16268/1896) eine Kammer für den
                                    											aus 1 Th. Schwefelsäure vom spec. Gew. 1,79 und 1 bis 6 Th. Salpetersäure
                                    											vom spec. Gew. 1,48 bestehenden Elektrolyten und einen Ausdehnungsraum an.
                                    											Beim Arbeiten des hermetisch verschlossenen Elementes wird der Depolarisator
                                    											von den entwickelten Gasen in die Ausdehnungskammer gedrückt und gelangt von
                                    											hier in die röhrenförmigen, von porösen Rohren umgebenen Kohleelektroden.
                                    											Auf die Elemente von Brewer (Amerikanisches
                                    											Patent Nr. 576720), Badt (Amerikanisches Patent
                                    											Nr. 576936) und Burnet (Amerikanisches Patent
                                    											Nr. 577282) sei verwiesen.
                                 D. Mathieu (Englisches Patent Nr. 20035/1896)
                                    											verwendet an Stelle der porösen Thoncylinder in Leclanché-Elementen einen
                                    											aus Kohlestäben und -scheiben zusammengesetzten Behälter. V. Jeanty (Englisches Patent Nr. 12827 von
                                    											1897) will dadurch ohne poröse Scheidewand auskommen, dass er die Elektroden
                                    											wagerecht stellt und die Depolarisationsflüssigkeit und den Depolarisator an
                                    											den Boden des Gefässes bringt. Von dieser Art der Trennung der Flüssigkeiten
                                    											und des Depolarisators hat man schon früher Gebrauch gemacht.
                                 Um ohne Vergrösserung des Raumes bei Primärelementen möglichst grosse
                                    											Elektrodenflächen anwenden zu können, lassen C.
                                       												Shrewsbury und F. Marshall (Englisches
                                    											Patent Nr. 20843/1895) das Zink, das die hohle Kohle umgibt, auch in deren
                                    											Inneres hineinragen. Die Kohle steht in dem ringförmigen Raume zwischen den
                                    											doppelten Wänden eines porösen Thoncylinders. Aus demselben Grunde versieht
                                    												K. W. Hertel (Elektrochem. Zeitschr., 1897
                                    											Bd. 4 S. 174) die Kohleelektrode mit Hohlräumen, die mit durchbrochenen
                                    											Kupferhülsen ausgefüttert sind. Mit letzteren stehen kupferne Ableiter, die
                                    											unter einander verbunden und mit depolarisirenden Stoffen umgeben sein
                                    											können, in leitender Verbindung. Ein geschlossenes Element des
                                    											Leclanché-Typus mit Magnesiumammoniumchlorid als Elektrolyten und
                                    											Cellulose zwischen den oder um die Elektroden beschreiben R. M. J. Heurtey und P.
                                       												Germain (Englisches Patent Nr. 16597/1896). In galvanischen
                                    											Elementen aus Amalgam (z.B. des Zinks), einem von einem hohen Oxyd des
                                    											Bleies umgebenen Metallstab und verdünnter Schwefelsäure hüllt J. Kitsée (Englisches Patent Nr. 14508/1897)
                                    											die Elektroden in ein widerstandsfähiges poröses Material, wie Holz oder
                                    											Stuck, ein. Caesar Vogt (D. R. P. Nr. 89922)
                                    											setzt auf den Zinkcylinder flache federnde Isolirklammern mit Nasen, die
                                    											unten nach innen vorspringen, als Stützen für die Ableitungselektrode. Die
                                    											vortheilhafte Befestigung der Elektroden bei tragbaren galvanischen
                                    											Batterien beschreibt William Morison (D. R. P.
                                    											Nr. 91049).
                                 Als Mittel zur Verhütung der Verdunstung des Elektrolyten empfiehlt die Chemische Fabrik Busse das Calciumoxychlorid (?
                                    											oder nur Chlorid) unter dem Namen Calcidum. Es soll auch die Leitfähigkeit
                                    											der Salmiaklösung verbessern und die Polarisation bis auf eine Wenigkeit
                                    											herabdrücken. Die Lösung gefriert auch bei –30° nicht. Die Verwendung von
                                    											Calciumchlorid zu dem erstgenannten Zwecke ist schon alt. Ferricyankalium
                                    											will G. Platner (Elektrochem. Zeitschr., 1897
                                    											Bd. 3 S. 265) in Primär- und Secundärelementen als Elektrolyten gebrauchen.
                                    											Das durch Einwirkung des Zinks gebildete Kaliumhydroxyd wird durch
                                    											Turnbull's Blau unschädlich gemacht, der polarisirende Wasserstoff durch
                                    											Kaliumchlorat oxydirt. Die Spannung beträgt 1,6 Volt. Das in ausgebrauchten
                                    											Batterieelektrolyten in alkalischer Lösung enthaltene Zink fällen W. Walker jr., F. B. Wilkins, Jabez und Joseph Lones (Englisches Patent Nr. 19308/1896)
                                    											als Sulfid, erhitzen dieses nach dem Waschen und Trocknen mit 3 Proc.
                                    											Schwefel ½ Stunde auf Dunkelrothglut, schütten in Wasser und verwenden das
                                    											Product als Farbe. In der zinkfreien Lösung wird das Thiosulfat durch
                                    											Wasserstoffsuperoxyd, Bariumsuperoxyd oder den elektrischen Strom oxydirt.
                                    											Die auf 1,05 spec. Gew. gebrachte Flüssigkeit wird mit Kalk gekocht. Zum
                                    											Schlusse wird Barythydratlösung zugefügt und nach dem Klären
                                    											concentrirt.
                                 Zwei angeblich neue galvanische Elemente beschreibt H. Pauling (Zeitschr. f. Elektrochemie, 1897 Bd. 3 S. 332). Das
                                    											eine, mit Diaphragma, besteht aus Kohle in Chlorwasser und
                                    											Natriumthiosulfatlösung; E = 0,64 Volt, nach 50 Minuten langem Kurzschluss,
                                    											wobei J = 0,7 Ampère, = 0,47 Volt etwa 5 Stunden lang. Praktisch ist diese
                                    											Kette kaum verwerthbar. Die andere Batterie enthält Kohle und Eisen in
                                    											concentrirter Eisenchloridlösung, liefert E = 0,9 Volt und 900 Watt-Stunden
                                    											für 25 Pf. Das Element ist nichts weiter als das altbekannte Pabst'sche (D. R. P. Nr. 23994; vgl. meine Angewandte Elektrochemie, Bd. 1 S. 278). Nach
                                    												F. W. Küster (Zeitschr. f. Elektrochemie,
                                    											1897 Bd. 3 S. 383) wird darin nur etwa der sechste Theil des gelösten Eisens
                                    											für die Stromarbeit nutzbar gemacht, da das Eisen stets in feiner
                                    											Vertheilung Kohlenstoff oder Eisencarbide enthält, sich also beim Eintauchen
                                    											in Eisenchloridlösung schon selbst wie ein Conglomerat von kleinen, durch
                                    											Eisen kurz geschlossenen Eisen-Eisenchlorid-Kohle-Elementen verhält. Deshalb
                                    											wird auch die Lebensdauer der Batterie nur kurz sein. Das Eisen löst sich
                                    											einzig und allein zu Ferro-, nicht zu Ferrisalz. Sehr geeignet als
                                    											Depolarisationsmittel sind nach Fr. Mayer (D.
                                    											R. P. Nr. 92102) die Halogenadditionsproducte des Hexamethylentetramins. Sie
                                    											enthalten das Halogen, dessen Gehalt sehr gross ist (50 bis 79 Proc), in
                                    											sehr lockerer Bindung. Der entstehende Halogenwasserstoff hält die Wirkung
                                    											des Erregersalzes constant. Man mischt poröse Substanzen mit den
                                    											Halogenverbindungen oder tränkt die Substanzen mit Hexamethylenaminlösung
                                    											und schlägt das Halogen in Dampfform, in Lösung oder auch elektrolytisch
                                    											darauf nieder. H. N. Warren (Zeitschr. f.
                                       												Elektrochemie, 1897 Bd. 4 S. 276) verwendet in seinem Luftelement
                                    											als Kathoden poröse Graphitplatten, deren oberes, mit der Luft in Berührung
                                    											befindliches Viertel platinirt ist. Der untere Theil taucht in eine stark
                                    											angesäuerte Ferrisulfatlösung. Die Anode besteht aus amalgamirtem Zink. Ein
                                    											18 × 12,5 cm grosses Element lieferte 24 Stunden lang einen Strom von 2 Volt
                                    											und 3 Ampère. Lässt die Wirksamkeit des Elementes nach, so zieht man das
                                    											Zink heraus. Das entstandene Ferrosulfat oxydirt sich dann wieder zu
                                    											Ferrisalz. Mit erwärmter Luft will de Rufz de
                                       												Lavison (D. R. P. Nr. 94141) depolarisiren. Die scheibenförmigen
                                    											Kupferelektroden drehen sich und werden an dem aus der Flüssigkeit
                                    											herausragenden Theile erhitzt. Die Zinkelektroden haben Scheiben- oder
                                    											Kastenform. Eine 4 k schwere Batterie lieferte bei einer Spannung von 0,8
                                    											Volt 30 Ampère. Oskar Rothmund, Edler von
                                       												Burgwall und Leopold Ofenschüssel (D.
                                    											R. P. Nr. 93427 und Englisches Patent Nr. 27262/1896) trocknen die mit
                                    											concentrirter Schwefelsäure oder concentrirten Lösungen von Potasche,
                                    											Natron- oder Kalihydrat oder Chromsäure durchfeuchteten
                                    											Bleisuperoxydelektroden ihres Primärelements, um sie bequemer verschicken zu
                                    											können. Am Gebrauchsorte wird Wasser aufgegossen. P.
                                       												Falle (Englisches Patent Nr. 22142/1895) verwendet als
                                    											Depolarisator im porösen Kohlecylinder ein mit Schwefelsäure befeuchtetes
                                    											Gemisch von Kaliumbichromat, Alaun und Zinksulfat. Das Zink steht in
                                    											Natrium- oder Zinkchloridlösung. L. W. Pullen
                                    											(Englisches Patent Nr. 16069/1897) depolarisirt durch ein mit concentrirter
                                    											Schwefelsäure gleichmässig durchfeuchtetes Gemisch aus einem Mangansalz
                                    											(z.B. dem Sulfat) und fein vertheilter Kohle (Koks oder Graphit). Das
                                    											Element von Fuchs (D. R. P. Nr. 94140) enthält
                                    											als Elektrolyten Alkalichloridlösung mit Bleisulfat, das sich in einem
                                    											Filterbehälter befindet. W. S. Doe (Englisches
                                    											Patent Nr. 995/1897) will in Zink-Kohle-Elementen in einer durchlöcherten
                                    											Hartgummiröhre geschmolzenes Natriumnitrat als Depolarisator anbringen. B. Essick (Englisches Patent Nr. 8131/1897)
                                    											erhitzt in Zink-Kupfer- und Zink-Kohle-Elementen den aus 20 Th. Wasser und
                                    											je 1 Th. Schwefelsäure und Kupfersulfat bestehenden Elektrolyten zur
                                    											Erzielung von Depolarisation. Die Menge der Flüssigkeit wird automatisch
                                    											constant erhalten.
                                 Die Concentrationskette von Bleekrode hat L. Silberstein (D. R. P. Nr. 90020) bei seinem
                                    											galvanischen Element als Vorbild gedient. In mehreren Kammern befinden sich
                                    											Lösungen verschiedener Concentration. Ausschnitte im oberen Rande der
                                    											isolirenden Scheidewände stellen die leitenden Verbindungen her.
                                 
                              
                                 b) Normalelemente.
                                 Ueber den Temperaturcoëfficienten des Potentials der Kalomelelektrode mit
                                    											verschiedenen gelösten Elektrolyten hat Th. W.
                                       												Richards (Zeitschr. f. physikalische Chemie, 1897 Bd. 24 S. 39)
                                    											Untersuchungen angestellt. Clark-Elemente sind in ihrer
                                    											elektromotorischen Kraft nach W. E. Ayrton und
                                    												W. R. Cooper (Electrician, 1897 S. 303)
                                    											empfindlich gegen Temperaturänderungen. Häufig, namentlich bei kleinen
                                    											Temperaturunterschieden, wird die Wirkung verzögert, da die
                                    											elektromotorische Kraft nur langsam wieder auf die normale zurückgeht.
                                    											Dieser durch Diffusionserscheinungen in der Zinksulfatlösung hervorgerufene
                                    											Uebelstand wird nach H. L. Callendar und H, T, Barnes (Electrician, 1897 Bd. 39 S. 638)
                                    											vermieden, wenn man das Zink, das vortheilhaft als 10procentiges Amalgam
                                    											verwendet wird, mit einer Schicht feuchter neutraler Zinkvitriolkrystalle
                                    											bedeckt. Darauf folgt die Quecksilbersulfatpaste mit darin eingebetteter
                                    											Spirale aus amalgamirtem Platindraht. Analog kann das Cadmium-Normalelement
                                    											construirt werden. Fischer (Electrician, 1896
                                    											Bd. 38 S. 177) hat den Temperaturcoëfficienten von Hibbert's Ein-Volt-Normalelement zu 0,0001 Volt, zwischen 16 und
                                    											31° zu 0,0000733 Volt gefunden, so dass eine Temperaturschwankung von 10°
                                    											einen Fehler von kaum 0,1 Proc. bei der Ablesung gibt.
                                 
                              
                                 c) Trockenelemente.
                                 Um die Luft von Trockenelementen abzuschliessen und doch den Gasen Austritt
                                    											zu gestatten, setzt C. Chr. Lesenberg
                                    											(Englisches Patent Nr. 13079/1896) in das Gefäss ein mit Nuthe und
                                    											Gummikappe versehenes Rohr ein. Entsteht Ueberdruck im Element, so wird die
                                    											Kappe gehoben und lässt die Gase durch die Nuth ausströmen. In
                                    											Trockenelementen verwendet T. Clark (Englisches
                                    											Patent Nr. 11212 von 1896) eine Mischung aus 3 Th. Gummitraganth und 1 Th.
                                    											Sägespänen o. ä. Axel F. Peters (Dänisches
                                    											Patent Nr. 991) bringt um den aufgeschnittenen Zinkcylinder eine Paste aus
                                    											Kaolin o. ä. mit gesättigter Lösung von Natriumthiosulfat an. In der porösen
                                    											Zelle steht Kohle in einem vorher bis zum Dunkelroth werden erwärmten
                                    											Depolarisator aus 3 Th. Kaliumbichromat und 1 Th. Salpetersäure. Thiosulfat
                                    											ist bereits früher von Imchenetzki (vgl. meine
                                    												Angewandte Elektrochemie, Bd. 1 S. 114),
                                    											Kaliumbichromat und Salpetersäure von Ruhmkorff
                                    											u.a. (vgl. ebenda S. 107) vorgeschlagen worden.
                                 
                              
                                 d) Gasketten.
                                 Case (Electrical Review vom 1. September 1897)
                                    											hat mit einem Element, bei dem die eine Elektrode aus einer von Chlor
                                    											durchströmten porösen Kohleröhre, die andere aus vorher erhitzter Kohle und
                                    											der Elektrolyt aus Salzsäure bestand, eine elektromotorische Kraft von 0,5
                                    											Volt erhalten. Bei Anwendung von Kohle und Platin am negativen Pol wird sie
                                    											auf 0,6 Volt erhöht. Die Combination Kohlenoxyd: Chlor gibt 0,38 Volt,
                                    											Arsenwasserstoff: Chlor 0,6 bis 0,7 Volt. Einem alten Gedanken geben E. Commelin und R.
                                       												Vivan (D. R. P. Nr. 90641) eine etwas neue Ausführung. Sie hängen
                                    											zwei glockenförmige, oben mit Gasometern versehene Hohlelektroden aus Kohle
                                    											in verdünnter Schwefelsäure über Metallplatten auf. Mit den beim
                                    											Stromdurchgange entwickelten Gasen beladen sich die porösen Kohlen, die dann
                                    											als Elektroden einer Gasbatterie dienen. Payson
                                    											(Amerikanisches Patent Nr. 567721) leitet zu der einen unlöslichen
                                    											Elektrode, die in Ammoniak- oder Ammoniumsulfidlösung steht,
                                    											Schwefelwasserstoff unter Druck, zu der anderen, davon durch ein poröses
                                    											Gefäss getrennten, die sich in alkalischer Lösung befindet, Luft oder andere
                                    											Oxydationsmittel. Der Ueberschuss an Gas wird abgelassen.
                                    											Bei dem Kohlengaselemente von W. Borchers (Zeitschr.
                                       												f. Elektrochemie, 1897 Bd. 4 S. 42), das nach früheren Angaben aus
                                    											Kohlenoxyd, Kupferchlorür und Sauerstoff mit Kupfer und Kohle als Elektroden
                                    											besteht, müssen die Umsetzungsproducte des Elektrolyten, welche die Reaction
                                    											bedingen, räumlich von einander getrennt sein, z.B. durch Glasplatten, die
                                    											nur unten Communication gestatten; auch die besten Diaphragmen genügen
                                    											nicht. Eine beschleunigtere Absorption des Kohlenoxyds lässt sich durch
                                    											Anwendung beweglicher oder feststehender Elektroden erreichen, deren Flächen
                                    											in stetem Wechsel mit dem zu lösenden Gase und dem Lösungsmittel in
                                    											Berührung gebracht werden. Die nach diesem Grundsatze unter Verwendung einer
                                    											Art von Gasuhr, von Glocken, die als Gasheber sich abwechselnd mit Gas und
                                    											Flüssigkeit füllten, oder der Gebr.
                                       											Borchers'schen Laugencirculation construirten Apparate litten aber
                                    											wegen der lebhaften Bewegung des Elektrolyten an dem Uebelstande, dass die
                                    											an den verschiedenen Elektroden gebildeten Lösungsproducte sich vermischten.
                                    											Die Trennung der beiden Flüssigkeiten durch einen gelatinirten Elektrolyten
                                    											(z.B. Wasserglas mit Salzsäure) ergab einen zu grossen inneren Widerstand
                                    											des Elements. Auch der Ersatz der Gelatineschicht durch Quecksilber lieferte
                                    											kärgliche Resultate. Viel besser wurden sie, wenn in den Anodenzellen das
                                    											aus Kupferchlorür und Sauerstoff sich bildende Kupferchlorid durch
                                    											Weldon-Schlamm (Mangansuperoxyd in basischer Calciumchloridlösung) ersetzt
                                    												wurde.Bleisuperoxyd
                                          													ist nicht verwendbar. In dem jetzt nothwendig werdenden
                                    											Diaphragma mussten unlösliche, aber ionendurchlässige Niederschläge gebildet
                                    											werden, die eine Vermischung der Reagentien verhinderten. Der Apparat
                                    											besteht aus einem als Kathode dienenden eisernen oder bleiernen Kasten k (Fig. 1), der
                                    											den Weldon-Schlamm e2 und in einer Thonzelle d die
                                    											Kupferchlorürlösung e1 enthält. Die auf einen Kohlestab aufgesetzte Kohleplatte a bildet die Anode. In den Anodenraum wird
                                    											Kohlengas, in den Kathodenraum Luft geleitet.
                                 
                                    
                                    Textabbildung Bd. 307, S. 65
                                    Borchers' elektrolytischer Apparat.
                                    
                                 Letzteres kann man auch unterlassen. Man arbeitet in diesem Falle mit dem
                                    											Elemente so lange es Strom liefert, hebt dann die Thonzelle heraus, und
                                    											schickt nun unter massiger Erwärmung einen kräftigen Luftstrom durch den mit
                                    											etwas frischem Kalkbrei versetzten Schlamm, bis er wieder regenerirt ist.
                                    											Wird in der Thonzelle eine Lösung verwendet, die in 500 cc 80 g
                                    											Kupferchlorür, 100 g Salmiak und 50 g Schwefelsäure enthält, so gibt das
                                    											Element, durch einen äusseren Widerstand von 100 Ohm geschlossen, eine
                                    											elektromotorische Kraft von 0,610 Volt und einen Strom von 0,0100 Ampère;
                                    											bei Schluss durch 5 Ohm 0,500 Volt und 0,1000 Ampère; durch 0,5 Ohm 0,07
                                    											Volt und 0,4200 Ampère. Mit zwei Platin- oder zwei Kohleelektroden wurden
                                    											wenig abweichende Resultate erhalten, so dass die Elektrodensubstanzen nicht
                                    											an der Stromerzeugung betheiligt sind. Lösungen, die kein so grosses
                                    											Lösungsvermögen für Kohlenoxyd wie Kupferchlorür besitzen, deren gelöster
                                    											Bestandtheil aber auch höher oxydirbar ist (wie Zinnchlorür, Manganchlorür,
                                    
                                    											Manganosulfat, Ferrosulfat), geben viel geringere elektromotorische Kräfte.
                                    											An den erhaltenen Resultaten ist der Strom, der durch Neutralisation
                                    											zwischen Kalk und Säure entsteht, nur in ganz geringem Maasse betheiligt. Es
                                    											konnte nachgewiesen werden, dass OH-Ionen zur Anode wandern. Das Kohlenoxyd
                                    											geht bei weitem nicht vollständig in Kohlendioxyd über, sondern es bildet
                                    											sich auch Oxalsäure. Dieser Vorgang erklärt die geringen Strom ausbeuten,
                                    											gibt aber zugleich Aussicht auf den synthetischen Aufbau von Carbonsäuren.
                                    											Vortheilhaft dürfte es sein, das den Weldon-Schlamm enthaltende Gefäss als
                                    											drehbares Rohr auszubilden, da nach Ostwald
                                    											beim Einleiten des Gases in den oberen Theil der Flüssigkeit seine
                                    											Wirksamkeit nur gering sein kann. L. B.
                                       												Atkinson und F. G. Treharne
                                    											(Englisches Patent Nr. 8906/1896) verwenden Elektroden, die verschiedene
                                    											Affinität zum Sauerstoff haben, in einem Sauerstoff übertragenden
                                    											Elektrolyten. Die elektronegative Platte wird direct oder indirect durch
                                    											chemische Uebertragung durch die Luft oxydirt. Bei Stromschluss erfolgt
                                    											Reduction, während die positive Platte sich oxydirt. Zur elektronegativen
                                    											Platte wird ständig Luftsauerstoff, zur elektropositiven Kohlenoxyd,
                                    											Wasserstoff, Kohlenwasserstoff oder ein anderes reducirendes Gas zugeführt.
                                    											Die Elektroden können aus Metallen oder Metalloxyden bestehen, geschmolzen
                                    											sein oder sich bewegen. Der Elektrolyt besteht aus gelösten oder
                                    											geschmolzenen Hydraten oder Salzen, wie Nitraten, Chloraten, Phosphaten,
                                    											Boraten oder Oxyden (z.B. des Bleis). Poröse Scheidewände können angewendet
                                    											werden.
                                 
                              
                                 e) Directe
                                       												Elektricitätserzeugung aus Kohle.
                                 In einem Aufsatze über die Umwandlung der Energie des Kohlenstoffs in andere
                                    											nutzbare Formen behandelt C. J. Reed (Journ. Frankl
                                       												Institute, 1896 Bd. 142 S. 1) besonders die thermochemische
                                    											Methode. Allgemein wird sie so ausgeführt, dass in einer geschlossenen
                                    											Kammer Kohle mit einem Metalloxyd erhitzt wird. So können auf Zink ungefähr
                                    											31 Proc. der Kohleenergie übertragen werden. Es gibt aber in galvanischen
                                    											Elementen im besten Falle nur 1,3 Proc. weiter. Die Nebenproducte und
                                    											Oxydationsmittel (SO4, Cl) müssen verloren
                                    											gegeben werden. Deshalb kann bei Anwendung von Zink als Energieumwandler die
                                    											thermochemisch-galvanische Methode in grossem Maasstabe nie mit der
                                    											thermodynamischen in Wettbewerb treten. Es wird sogar so lange keine
                                    											wesentliche Verbesserung zu erwarten sein, als die Umwandlungssubstanz
                                    											zugleich Elektrode ist. Dass die Energie einzig und allein aus der
                                    											Zerstörung von Batterietheilen selbst herrührt, ist ein viel schwerer
                                    											wiegender Uebelstand als die mangelhafte Umformung. Das ideale Element
                                    											sollte aus zwei unzerstörbaren oder wenigstens einigermaassen dauerhaften
                                    											festen Leitern in Berührung mit einem flüssigen Elektrolyten bestehen. Den
                                    											letzteren sollten zwei durch eine poröse Wand geschiedene Lösungen bilden.
                                    											Jede der beiden Lösungen sollte ein chemisches Reagens enthalten, das sich
                                    											bei Berührung der Flüssigkeiten mit dem anderen in exothermischer Reaction
                                    											verbindet. Die arbeitende oder umformende Substanz müsste bei möglichst
                                    											niedriger Temperatur so auf Kohlenstoff wirken können, dass ohne
                                    											Entwickelung oder Absorption von viel Energie eine unbeständige, leicht zu
                                    											Kohlensäure oxydirbare Kohlenstoffverbindung entstände. Die arbeitende
                                    											Substanz müsste auch unter den oben angegebenen Verhältnissen eine
                                    											unbeständige Sauerstoffverbindung bilden können. Diese Kohlenstoff- und
                                    											Sauerstoffverbindung, die die wirksamen Reagentien des Elementes sein
                                    											würden, sollten sich bei ihrer Berührung in dem kalten Elektrolyten unter
                                    											Entwickelung von Kohlensäure und Rückbildung der Umwandlungssubstanz
                                    											vereinigen können. Der ausgenutzte Elektrolyt müsste ständig aus dem Element
                                    											abfliessen, und regenerirte Lösung einfliessen. Eine solche Reihe von
                                    											Reactionen liesse sich durch folgende Gleichungen ausdrücken, worin T ein
                                    											Aequivalent der Umwandlungssubstanz, C ein Aequivalent Kohlenstoff und O ein
                                    											Aequivalent Sauerstoff ist:
                                 
                                    
                                       1) T + O = TO
                                       
                                    
                                       2) C + T = CT
                                       
                                    
                                       3) 2TO + CT = CO2 + 3T.
                                       
                                    
                                 Alle drei Reactionen sollten exothermisch, die beiden
                                    											ersten möglichst athermal sein. Die den oben aufgestellten idealen
                                    											Bedingungen entsprechenden Umwandlungssubstanzen finden sich unter den
                                    											Nichtmetallen. In den meisten Fällen ist es vortheilhaft, nicht genau die
                                    											Reactionen 1 bis 3, sondern indirect eine gleichwerthige Reihe von
                                    											Reactionen durchzumachen. Es mögen die Umwandler Schwefel und Wasser, der
                                    											Brennstoff Kohle und das Oxydationsmittel Luftsauerstoff sein. Der Schwefel
                                    											wird zunächst zu Dioxyd verbrannt, dieses wird in Wasser geleitet, während
                                    											die Verbrennungswärme zur Heizung einer Retorte dient. In dieser entsteht
                                    											durch Ueberstreichen von Schwefeldämpfen über glühende Kohle
                                    											Schwefelkohlenstoff, dessen Dämpfe sich mit Wasserdämpfen zu
                                    											Schwefelwasserstoff und Kohlensäure umsetzen. Das erstere Gas wird in Wasser
                                    											geleitet. Dienen nun die Schwefligsäure- und Schwefelwasserstofflösung in
                                    											getrennten, Kohleelektroden enthaltenden Gefässen, die zu einer Batterie
                                    											vereinigt sind, als wirksame Reagentien, oder werden Schwefeldioxyd und
                                    											Schwefelwasserstoff als Gase abwechselnd in hohle Kohleelektroden geleitet,
                                    											die in verdünnter Schwefelsäure stehen, so ist es theoretisch möglich, von
                                    											den 97000 im Kohlenstoff vorhandenen Energieeinheiten 59000 oder 61 Proc. in
                                    											Form von Elektricität zu erhalten. Da aber statt der theoretisch zu
                                    											erwartenden elektromotorischen Kraft von 0,63 Volt praktisch nur eine von
                                    											0,36 Volt erzielt wurde, so beträgt der Wirkungsgrad des Processes nur 35
                                    											Proc. Die physikalischen Veränderungen der Stoffe während des Processes
                                    											brauchen nicht mit Nothwendigkeit die Nutzleistung zu beeinflussen. Wenn
                                    											auch der hier als Beispiel angeführte Process praktisch kaum bedeutend ist,
                                    											zeigt er doch den einzigen Weg, auf dem gegenüber den thermodynamischen
                                    											Methoden ein wesentlicher Erfolg zu erzielen wäre. Die bei den Versuchen zur
                                    											directen Umwandlung der Energie der Kohle in elektrische Energie erhaltenen
                                    											Resultate schiebt Verfasser theilweise auf die Einwirkung der
                                    											angewandten Reagentien auf einander, theilweise (wie bei Jacques' Batterie) auf thermoelektrische
                                    											Erscheinungen. Die Erzeugung der elektrischen Energie durch Verbrennung von
                                    											Wasserstoff und Kohlenwasserstoffen in Berührung mit einem Elektrolyten und
                                    											Platinschwarz gehört in ein anderes Kapitel, da die Energie dieser Stoffe
                                    											erst aus der Energie des Brennmaterials erhalten wird. Die Vorgänge im
                                    											Kohleelement basiren nach C. Liebenow und L. Strasser (Zeitschr. f. Elektrochemie, 1897
                                    											Bd. 3 S. 353) einerseits darauf, dass die Kohle in geschmolzenen
                                    											Aetzalkalien (auch im Aetzbaryt) sich löst, d.h. positive Ionen aussendet,
                                    											andererseits auf der Erscheinung der Passivität, die bedingt wird durch das
                                    											Auftreten mehr oder weniger löslicher negativer sauerstoffreicher Ionen an
                                    											der Metallelektrode. Eine vollständige Verbrennung der Kohle findet nach F. Vogel (Zeitschr. f. angewandte Chemie, 1897
                                    											S. 18) im hydroelektrischen Elemente nicht statt. Einige Referate über
                                    											Vorschläge zur directen Elektricitätsgewinnung aus Kohle, die in den letzten
                                    											Jahrzehnten gemacht, aber vielfach übersehen wurden, bringt Zeitschr. f. Elektrochemie, 1897 Bd. 4 S. 129
                                    											und 165. Die elektrolytische Lösung der Kohle (vgl. D. p. J. 1897 303 70) und ihre
                                    											Verwendung als Lösungselektrode in galvanischen Elementen hat sich A. Coehn (Englisches Patent Nr. 5584/1896)
                                    											schützen lassen. Die Jacques'sche Batterie
                                    											(vgl. D. p. J. 1897 303 70) liefert nach Untersuchungen von J.
                                       												H. Hellweg jun. (Electrical World, 1897 Bd. 30 S. 96) Strom durch
                                    											elektrolytische Lösung der Kohle, und nicht, wie C.
                                       												J. Reed behauptet hat (vgl. D. p. J.
                                    											1897 303 70), weil sie als Thermoelement wirkt,
                                    												C. J. Reed (The Electrical World, 1897 Bd.
                                    											29 S. 141) weist darauf hin, dass das Jacques'sche Kohleelement (vgl. Z). p. J.
                                    											1897 303 70), auf das auch ein deutsches Patent (Nr. 92327) ertheilt worden
                                    											ist, schon ganz genau ebenso in dem englisches
                                       												Patent Nr. 1037/1883 für H. A.
                                       												Archereau beschrieben sei. Faraday hat
                                    											bereits (vgl. meine Angewandte Elektrochemie,
                                    											Bd. 1 S. 163) ein Element vorgeschlagen, in dem Kohle, die in geschmolzenes
                                    											Bleioxyd taucht, die Lösungselektrode ist. Short (Amerikanisches Patent Nr. 569591) verwendet einen
                                    											Kohlenkörper oder ein mit Kohle gefülltes Gefäss aus leitfähigem Material,
                                    											das unten seitliche Oeffnungen hat und, soweit es in die Bleioxydschmelze
                                    											taucht, aus Thon bestehen kann. Am Boden des Schmelzgefässes scheidet sich
                                    											Blei ab, das als Kathode dient. Der zur Regenerirung nöthige Luftsauerstoff
                                    											wird nicht in den Elektrolyten eingeblasen, wie bei anderen Constructionen
                                    											(vgl. z.B. D. p. J. 1897 303 70), sondern in das Elektrodenblei und so durch Ionisirung
                                    											wirksamer gemacht. Der letztere Vorschlag ist schon in Die Primärelemente von Carhart Schoop auf S. 98 gemacht worden. In Brennstoffelementen
                                    											mit geschmolzenem Oxyd (z.B. des Bleis) als Elektrolyten regenerirt H. F. Kirkpatrick-Picard (Englisches Patent Nr.
                                    											15223/1896) letzteren durch Einblasen von Luft oder Sauerstoff. Dem
                                    											Elektrolyten kann Natriumoxyd, Alkalihydroxyd oder Soda und Kieselsäure
                                    											zugesetzt werden. Dadurch wird er leichter schmelzbar und wird die
                                    											Localwirkung und also auch die Hitzeentwickelung herabgedrückt.
                                 
                              
                                 f) Thermosäulen.
                                 Ulysse Lala und A.
                                       												Fournier (Comptes rendus, 1896 Bd. 123 S. 801) haben gefunden, dass
                                    											sowohl bei Thermo- als bei galvanischen Elementen, die aus Kupfer und Eisen
                                    												bestehen, durch Magnetisirung des letzteren die elektromotorische
                                    											Kraft vermindert wird.
                                 
                                    
                                       (Fortsetzung folgt.)