| Titel: | Metallbearbeitung.Maschinen zur Massenherstellung von Fahrradtheilen. | 
| Fundstelle: | Band 307, Jahrgang 1898, S. 73 | 
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                        Metallbearbeitung.Maschinen zur Massenherstellung von
                           								Fahrradtheilen.
                        Mit Abbildungen.
                        Maschinen zur Massenherstellung von Fahrradtheilen.
                        
                     
                        
                           Maschinen zur selbsthätigen Herstellung von Fahrradnippeln und
                              									Radkettenzapfen.
                           Bekanntlich ist, im Gegensatz zu gewöhnlichen Rädern für Wagen, die Speiche im
                              									Fahrrad ein Zugorgan, weshalb diese aus Stahldraht gefertigt ist. Deshalb werden in
                              									Folge federnder Biegsamkeit die unteren, sonst gedrückten Drahtspeichen vom Druck
                              									frei, während dafür die Speichen im oberen Theil des Radkranzes wirksam werden, so
                              									dass die Radnabe nicht gestützt, sondern aufgehängt ist, wobei durch unmittelbare
                              									Vermittelung des Radkranzes die Stützung der Nabe durch die zuggespannten
                              									Drahtspeichen vermittelt wird.
                           Die Verbindung der Drahtspeiche mit der Radnabe erfolgt gewöhnlich durch Umbiegung
                              									des durch das Scheibenloch geführten Endes zu einem Haken bezieh. zu einer
                              									Verschlingung mit dem Nachbardraht, oder Verbindung zweier Nachbarspeichen bezieh.
                              									Herstellung zweier Speichen aus einem Drahtstück. Dagegen wird die Verbindung des
                              									Speichendrahtes mit dem Radreifen nur mittelbar, durch eine drehbare Gewindemutter
                              									erfolgen können, welche mit ihrem Kopfrande sich im Hohlrande des Radreifens stützt,
                              									sonst aber drehbar bleibt, weshalb diese Nippel genannte Speichenmutter
                              									Schlüsselflächen erhalten muss. Die grosse, 30 bis 38 für jedes Rad, erforderliche
                              									Anzahl solcher Nippeln zwingt selbstverständlich zur Massenerzeugung, wozu
                              									Sondermaschinen sich vortheilhaft erweisen. Diese werden entweder aus dem vollen
                              									Strahldraht abgedreht oder es wird, nach Herstellungsart von Nägeln, der Kopf
                              									angestaucht und das Stück vom Draht abgeschnitten. Wird von diesem Stauchverfahren
                              									abgesehen, so bleiben zur Herstellung der Nippel ausser den bekannten
                              									Stichelthurmdrehbänken noch Sondermaschinen zu berücksichtigen, welche besondere
                              									Einrichtungen für selbsthätige Massenerzeugung besitzen.
                           
                        
                           
                              A. H. Cleaves' Werkzeug zum Abstechen der Drahtstücke für
                                 										Nippel und Radkettenzapfen.
                              
                           Der im Drehbankfutter a (Fig.
                                 										1) gespannte Draht schiebt sich in die durchgehende Bohrung eines
                              									Führungsstückes b, welche in eine Erweiterung c mündet, durch welche die fertigen Theile abfallen.
                              									Ein Querloch d dient zum Nachhelfen bei etwa
                              									eintretender Stockung. Das Schneidwerkzeug f, ein
                              									schrägstehender Karnisstahl mit schräg zugeschliffener Brust, wird mittels der
                              
                              									Schwalbenschwanzrückenleiste g in einem Halter mittels
                              									Klemmung festgelegt, während die eigentlichen Schneidkanten h und i einen beständigen
                              									Formquerschnitt beibehalten. Mit der V-förmigen Schneide
                              										h wird die Zapfenstelle eingeschnitten, mit der
                              									Schneide i der eingedrehte Zapfenhals getheilt, während
                              									der vorliegende Flachstahl k den Zapfenhals glatt
                              									dreht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 307, S. 73
                              Fig. 1.Cleave's Werkzeug zum Abstechen der Drahtstücke für Nippel und
                                 										Radkettenzapfen.
                              
                           Da nun sämmtliche drei Werkzeuge auf einem schwingenden Querschlitten angeordnet sind
                              									und der auf der Rückseite der Drehbankspindel sitzende Karnisstahl in einem
                              									hochragenden Böckchen sitzt, wobei derselbe von oben nach unten auf das vorkreisende
                              									Werkstück, während der Flachstahl k wie ein
                              									gewöhnlicher Drehstahl wirkt, so ist der Arbeitsgang klargestellt. Zweifelhaft
                              									bleibt hier bloss die Stetigkeit der genauen Vorschublänge. (American Machinist, 1897 Bd. 20 Nr. 18 * S. 349.)
                           
                        
                           
                              Garvin's Drehbank zur Herstellung von Nippeln und
                                 										Radkettenzapfen.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 307, S. 73
                              Garvin's Drehbank zur Herstellung von Nippeln und Radkettenzapfen.
                              
                           Von der Garvin Machine Company in New York werden
                              									Zweispindeldrehbänke gebaut, mit welchen täglich auf jeder 7000 Stück
                              									Fahrradkettenzapfen erzeugt werden. Hierzu werden nach American Machinist, 1897 Bd. 20 Nr. 20 * S. 373, Stahldrähte von 2 m Länge
                              									als Rohmaterial verwendet, die in der in Fig. 2 dargestellten
                              									Weise der Speisevorrichtung der Drehbankspindel zugeführt werden, so dass ein Ersatz
                              									der Stahldrähte nach erfolgtem Verbrauch von selbst eintritt. Das vorgestellte, aus
                              									dem Klemmfutter a (Fig. 3 und 4) vorragende Drahtstück
                              									wird durch den gleichzeitig entgegenrückenden Rückenhalter b gestützt, während dem der Karnisstahl c
                              									gegen das Werkstück vorrückt und die genaue Zapfenform d angedreht wird. Nach beendeter Formarbeit tritt der Rückenhalter b rasch und der Karnisstahl c sammt Schlitten gleichzeitig zurück, wobei durch eine anschliessende
                              									Brücke g die Schneidkante des Karnisstahles von
                              									anhängenden Spantrümmern gereinigt wird. Nach erfolgter Rücklage dieser Theile senkt sich
                              									der Abstechstahl h und sticht den fertig gedrehten
                              									Kettenzapfen ab. Bemerkenswerth ist hierbei die aus Fig. 4 ersichtliche tiefe
                              									Anordnung des Karnisstahles gegen das linkskreisende Werkstück, so dass der
                              									Karnisstahl mit seiner linksseitigen Brustfläche zur Wirkung kommt, eine Anstellung,
                              									die jener an einer gewöhnlichen Drehbank geradezu entgegengesetzt ist.
                           
                        
                           
                              Allen's Maschine zur Fertigstellung von Nippeln.
                              
                           Die mit angestauchtem Kopf vorgearbeiteten oder die auf der Garvin-Maschine abgedrehten Nippel (Fig. 5) werden auf der in
                              										Fig. 6 bis 11 vorgeführten Maschine
                              									selbsthätig
                           A. an der Schaftseite angekörnt,
                           B. auf (2 : 3) der Länge mit Spitzbohrer ausgebohrt,
                           C. diese Bohrung mit einem schwachen Loch bis zum Kopfende durchgeführt,
                           D. in die weite Bohrung Gewinde geschnitten,
                           E. die zwei Schlüsselflächen mittels Stanzen angeschnitten und endlich
                           F. in den Kopf der Querschlitz eingefräst.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 307, S. 74
                              Allen's Maschine zur Fertigstellung von Nippeln.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 307, S. 74
                              Allen's Maschine zur Fertigstellung von Nippeln.
                              
                           Diese Maschine besteht nach Bulletin de la Société
                                 										d'Encouragement, 1897 *S. 843, aus einem Hohlgusständer mit angegossener
                              									Kopfplatte, an welcher die Lager für drei Winkel wellen angeschraubt sind, die an
                              									drei Seiten der rechteckigen Kopfplatte liegen. Diese Wellen werden von einer
                              									Riemenscheibe in gleicher Gangart mittels Winkelräder betrieben, und zwar dient die
                              									erste Welle a zur Schaltung der vier Bohrerschlitten,
                              									die zweite b zum Betriebe des Speiseapparates und des
                              									Transportschlittens und endlich die dritte c zur
                              									Bethätigung der Kurbelwelle d für die vier Klemm- und
                              									die Stanzbacken, sowie zur Schaltung des Schlitzfräseschlittens. Zu diesen
                              									Arbeitszwecken sind Curvennuthscheiben vorgesehen, welche entweder unmittelbar die
                              									Bohr- und Fräseschlitten bethätigen, oder durch Vermittelung von Zwischenhebeln die
                              									angedeuteten Theile bewegen. So wird mit der Curvenscheibe f die Ankörnvorrichtung g, mit h der Hauptbohrerschlitten i und mit der Curvenscheibe k der
                              									Schmalbohrerschlitten l vorgestellt. Neben der
                              									Curvennuthscheibe m für das Gewindeschneidwerk n ist noch eine Nuthscheibe o angeschlossen, mittels welcher durch Hebel werken die Zwischenkuppelung
                              									für den Rechts-Linksgangbetrieb des Gewindeschneidbohrers bewegt wird. Mit Ausnahme
                              									dieser Spindel, welche zwei Schnurrollen besitzt, erhält jede bloss eine,
                              									selbständig vom Deckenvorgelege bethätigte Schnurrolle. Von der Querwelle b wird durch Curvenscheibe q die Speisevorrichtung r, welche an einem
                              									Winkelstück s (Fig. 10) sich führt und
                              									die von einem Füllkasten mit auslaufender Rinne überdeckt wird, bethätigt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 307, S. 74
                              Allen's Maschine zur Fertigstellung von Nippeln.
                              
                           Neben dieser wird durch Curvenscheibe t mit Hebel u die Transportschiene v
                              										(Fig. 11) in
                              									Hubbewegung versetzt, an der die federnden Fanghebel 1, 2,
                                 										3 und 4 angezapft sind. Von der Curvenscheibe
                              										w wird mittels Rollenstange und Winkelhebels x die Kurbelwelle d in
                              									Schwingung versetzt, wodurch die Klemmbacken 5, 6, 7
                              									und 8 zum Schluss und das Stanzwerk 9 gleichzeitig in Betrieb gesetzt werden. Endlich
                              									treibt die Unrundscheibe y dieses Wellenstranges c den Schlitzfräseschlitten z, dessen Spindel wieder einen gesonderten Schnurbetrieb besitzt. Um den
                              									grossen Bedarf an Kühlwasser zu decken, ist am Ständerfuss (Fig. 6) ein Pumpwerk
                              									vorgesehen, welches durch ein Knierohr die einzelnen Arbeitsstellen mit Wasser
                              									versorgt, während ein Heberrohr das abgeseite Wasser dem unteren Sammelbehälter entnimmt, wogegen
                              									der obere Behälter durch seinen Siebboden die Späne zurückhält.
                           Der Arbeitsgang verläuft nun in folgender Weise: Nachdem der Zubringer r das erste Rohnippel (Fig. 10) zwischen die
                              									Klemmbacken 5 abgelegt hat und dasselbe durch den
                              									Versenker g angekörnt worden ist, wird im Verlaufe der
                              									zweiten Umdrehung der Steuerwellen a, b und c der Klemmbacken 5
                              									geöffnet und der angekörnte Nippel durch den Greifer 1
                              										(Fig. 11) von 5 nach 6 gebracht. Dieser
                              									greift den Nippelbolzen am Kopf an, während die Klemmbacken denselben am Schafttheil
                              									fassen. Im Linksgange der Transport- oder Greiferschiene öffnen sich die Greifer,
                              									nachdem vorher die Klemmbacken geschlossen worden sind. Dieser Weitertransport
                              									erfolgt bei jeder Umdrehung, bis der Nippelbolzen durch die Schnittstanze 9 abgeflacht und gleichzeitig der Kopfschlitz
                              									eingefräst worden ist, worauf der fertige Nippel in einen Sammelbehälter abgeworfen
                              									wird.
                           
                        
                           
                              J. B. Clyne's Maschine zur Herstellung von
                                 										Fahrradnippeln.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 307, S. 75
                              Fig. 12.Clyne's Maschine zur Herstellung von Fahrradnippeln.
                              
                           Bemerkenswerth ist an dieser von J. B. Clyne in
                              									Cleveland, O., erfundenen Maschine der durch eine Kammscheibe hervorgerufene Wechsel
                              									in der Schaltbewegung, wozu zwei Discusscheiben dienen, zwischen welchen die
                              									übertragende Reibungsscheibe verstellt wird. Nach American
                                 										Machinist, 1896 Bd. 19 Nr. 10 * 271, besitzt diese Maschine für den Antrieb
                              									des Schaltwerkes eine vom Deckenvorgelege unmittelbar betriebene Riemenscheibe a, welche mittels einer Rohrwelle b eine Tellerscheibe c
                              									gleichmässig treibt, während die Schneckenspindel in dieser Rohrwelle frei geht.
                              									Durch Vermittelung einer auf stehenden Zapfen frei laufenden Reibungsrolle d wird eine zweite, auf einer parallelen, tiefer
                              									liegenden Welle sitzende, federgespannte Tellerscheibe f bethätigt und damit durch ein Planetengetriebe g die in das Rad i eingreifende
                              									Schneckenwelle h getrieben, sobald die zwischen
                              									Antriebscheibe a und Planetenrad g angeordnete Kuppelungsmuffe k in g eingerückt ist. Die Welle des
                              									Schneckenrades i treibt mittels Stirnräder l eine Planscheibe m, an
                              									deren Rückseite eine Anzahl auswechselbarer Curvenleisten n angeschraubt sind, durch welche ein Rollenhebel o zum Ausschlag gebracht wird, an dessen zweiten Winkelschenkel o1 ein Zahnbogen
                              									vorgesehen ist, durch welchen das Lagerstück der Reibungsrolle d verstellt und dadurch das Uebersetzungsverhältniss
                              									zwischen den Tellerscheiben c und f bezieh. die Uebersetzung im Discusgetriebe für die
                              									einzelnen Arbeitsfolgen abgeändert ist, wodurch bei eingerückter Kuppelung k dieser Schaltbetrieb in wechselnder, langsamer
                              									Gangart auf das Schneckengetriebe hi und von diesem
                              									weiter auf die Werkzeuge übertragen wird. Wenn aber diese Kuppelung k nicht in das Planetenrad g, sondern in die Antriebscheibe a eingerückt
                              									ist, findet rasche Verstellbewegung in gleichbleibender Gangart statt. Diese
                              									Kuppelungsmuffe k wird, den einzelnen Arbeitsfolgen
                              									entsprechend, durch einen Gabelwinkelhebel p
                              									fortlaufend bethätigt, indem Anschlagstifte q in zwei
                              									Ringnuthen der vorderen Stirnfläche der Planscheibe m
                              									eingesetzt werden. Um aber die Abstellung des Betriebes herbeizuführen, dient eine
                              									Handradspindel r, mit welcher die Kuppelmuffe k in die Mittellage eingestellt werden kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 307, S. 75
                              Clyne's Maschine zur Herstellung von Fahrradnippeln.
                              
                           Das Schneckenrad i ist nun auf einer Rohrwelle s (Fig. 14) aufgekeilt,
                              									welche mittels zweier Mitnehmerzapfen t einen
                              									Curvenmuff u in derselben Gangweise treibt, welcher mit
                              									seiner Nuth in eine feste Rolle v einsetzt, wodurch dem
                              									Curvenmuff sammt dem daran angeschlossenen Stahlhalterkopf w eine axiale Verschiebung ertheilt wird. In der äussersten Rechtsstellung
                              									trifft aber der Muffenrand auf einen senkrechten Rollenschieber x, der mittels eines federgespannten Hebels y das Riegelwerk z des
                              									Stahlhalterkopfes w treibt. Nach erfolgter Entriegelung
                              									wird der Stahlhalterkopf w in rascher Gangart
                              									vorgedreht, wobei das mittlerweile frei gewordene Riegelwerk xyz den Stahlhalter in der nächsten Arbeitslage festhält.
                           Gegen die im cylindrischen Halterkopf w (Fig. 13 und 14) eingespannten vier
                              									Werkzeuge wird die mit Klemmwerk b1 und Speisevorrichtung c1 versehene Arbeitsspindel a1 (Fig. 15) angestellt,
                              									weshalb der Spindelstockschlitten eine Verticalverstellung besitzt, während
                              									Unrundscheiben bekannter Bauart sowohl den Spindelstock a1 einstellen, als auch das Klemm werk b1 und das Speisewerk
                              										q betreiben. Diese Unrundscheiben erhalten
                              									selbstverständlich ihre Bethätigung von der verlängerten Planscheibenwelle m, welche durch ihre Anschlagzapfen q die Arbeitsfolge bestimmt.