| Titel: | Elektrotechnik.Elektrische Strassenbahnen mit unterirdischer Stromzuführung. | 
| Fundstelle: | Band 307, Jahrgang 1898, S. 137 | 
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                        Elektrotechnik.Elektrische Strassenbahnen mit unterirdischer
                           								Stromzuführung.
                        (Schluss des Berichtes S. 114 d. Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Elektrische Strassenbahnen mit unterirdischer
                           								Stromzuführung.
                        
                     
                        
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 307, S. 137
                              Fig. 22.Stromzuführung von Krotz, Kelly und Allen.
                              
                           Krotz, Kelly und Allen in
                              									Chicago (D. R. P. Nr. 91426) ordnen die Theilleiter wie die Hauptleitung
                              									unterirdisch an. Unter der Schlitzöffnung b des Kanales
                              										(Fig. 22) sind Contactstangen c und c1 angebracht, welche an Armen der Joche an
                              									Stangen c2 isolirt
                              									aufgehängt sind. Diese Stangen sind die Theilleiter und erhalten geeignete Länge.
                              									Die Hauptleitung liegt in Röhren d1, welche in bestimmten Entfernungen seitliche
                              									Ansatzstücke besitzen. Für jede Oeffnung dieser Ansätze ist ein isolirendes
                              									Verschlusstück d vorgesehen, das eingeschraubt einen
                              									wasserdichten Verschluss bildet und in dessen Mitte sich ein Metallbolzen d1 befindet, der eine
                              									leitende und federnde Verbindung vom Hauptleiter zu den Theilleitern herstellt. Es
                              									kann nun irgend eine geeignete, mit dem Wagen in Verbindung stehende
                              									Contactvorrichtung angewendet werden, um eine leitende Verbindung von den
                              									Theilleitern zum Wagen herzustellen.
                           Den Theilleitern wird nach Rosenholz und Pöhlmann in San Francisco (D. R. P. Nr. 92096) Strom
                              									aus dem Hauptkabel dadurch zugeführt, dass die Contactrolle durch ihren Druck einen
                              									beweglichen mit einem feststehenden Theil in Verbindung bringt. Zu diesem Zweck ist
                              									der Zuleitungsdraht a (Fig. 23) isolirt und
                              									parallel mit dem Arbeitsdraht c gelagert, von welchem
                              									durch Contactrollen Leitung mit dem Motorwagen hergestellt ist. Jede Abtheilung des
                              									Arbeitsdrahtes wird durch eine Fassung g getragen,
                              									welche durch den Ständer g1 auf dem Gehäuse h ruht, das rechtwinkelig
                              									zu dem Leitungsdrahte gerichtet ist und in bestimmten Grenzen um eine feste Achse
                              									pendeln kann (Fig.
                                 									24).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 307, S. 137
                              Stromzuführung von Rosenholz und Pöhlmann.
                              
                           In dem Gehäuse h befindet sich isolirt gelagert ein ⊤-förmiges Eisenstück ll1, welches durch ein Kabel mit der Hauptleitung in
                              									Verbindung steht (Fig.
                                 										25) und von welchem der elektrische Strom in Drahtwindungen um den
                              									Eisentheil l gehen kann. Kommt nun die Contactrolle
                              									eines Wagens auf einen Theilleiter, so drückt sie auf den Ständer g1 und kippt dadurch
                              									das Ende d des Gehäuses h
                              									nach unten. Durch diese Drehung kommt das Ende n des
                              									beweglichen Eisenstückes l mit den gegenüberstehenden
                              									Contactstiften p in Berührung, welche in dem Eisenstück
                              										n1 gelagert sind.
                              									Der Strom geht jetzt von dem Hauptkabel a nach dem
                              									Eisenstück ll1, durch
                              									dieses und die Drahtwindungen auf l nach den
                              									Contactstiften p, den Theilleiter und die
                              									Contactvorrichtung nach dem Wagenmotor. Dadurch nun, dass das Eisen l durch den um dasselbe gehenden Strom magnetisch wird,
                              									wird die Polplatte n von dem gegenüberstehenden
                              									Eisenstück n1 fest
                              									angezogen und hierdurch ein sehr guter Contact erzielt. Wird durch den Uebertritt
                              									der Contactrolle in den nächsten Theilleiter der Strom in dem vorhergehenden
                              									unterbrochen, so trennen sich die Platten n und n1 wieder. Um eine
                              									ununterbrochene Stromzufuhr nach dem Wagen zu sichern, ist es gut, wenn zwei
                              									Contactrollen hinter einander in solcher Entfernung angebracht werden, dass die
                              									zweite die Stromverbindung in der einen Abtheilung so lange sichert, bis die erste
                              									in der nächsten Abtheilung die Stromverbindung hergestellt hat.
                           Das Verfahren von F. C. Esmond in Brooklyn (D. R.
                              									P.  Nr. 93019) beruht auf einer Art Schaltkasten mit Theilleiterbetrieb, bei welcher
                              									die Theilleiter selbst den Kastendeckel bilden oder in letzterem befestigt sind. In
                              									der Fig. 26 ist der mit der Neuerung versehene Kasten
                              									dargestellt. Angenommen ist, dass zwei Theilleiter angeordnet sind, deren einer den
                              									Schaltstrom empfängt und dadurch die Anschliessung des zweiten an den Hauptleiter
                              									veranlasst.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 307, S. 138
                              Fig. 26.Stromzuführung von Esmond.
                              
                           a ist der Kasten, der mittels des Deckels b möglichst dicht zu schliessen ist, wozu der letztere
                              									sich unter Zwischenlage einer Dichtung b1 auf die oberen Kastenleisten a1 aufsetzt. In
                              									entsprechende Oeffnungen des Deckels sind, gut isolirt und gedichtet, die beiden
                              									Theilleiter c und c1 eingesetzt, deren abgerundete Köpfe etwas über den
                              									Deckel vorspringen. Ihre ins Kasteninnere hineinragenden unteren Enden sind mit
                              									Schraubengewinde versehen zum Einschrauben in die Mutterlöcher von losen Querbalken
                              										dd1 welche sich
                              									dabei mit ihren Enden von unten her gegen die Leisten a1 legen, so dass beim weiteren
                              									Einschrauben der Deckel dicht gegen die Leisten herangezogen wird. Eine auf den
                              									Leisten a2 ruhende
                              									Platte e aus nichtleitendem Material deckt den unteren
                              									Kastenraum mit der Schaltvorrichtung x1x2 oben ab. Der Boden des Kastens ist mit einer
                              									Isolirplatte e1
                              									bedeckt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 307, S. 138
                              Stromzuführung von Hecker.
                              
                           Hecker in Mülheim a. Rh. (D. R. P. Nr. 90443) wendet
                              									statt Theilleitern einen mit Deckeln verschlossenen Kanal an, welcher durch eine
                              									besondere Einrichtung der Contactvorrichtung nach und nach geöffnet und wieder
                              									geschlossen wird. Zum Oeffnen des Kanales ist unterhalb des Wagengestelles ein
                              									Schlitten s angebracht (Fig. 27 und 28), dessen Form aus der
                              									Abbildung ersichtlich ist. Dieser trägt eine Anzahl Rollen r, von denen je zwei
                              									symmetrisch zu der Mitte des Schlittens liegende gleiche Höhe und Neigung
                              									haben. Die beiden den Enden des Schlittens zunächst liegenden haben die tiefste
                              									Stellung, die mehr nach der Mitte zu befindlichen eine etwas höhere, und zwar
                              									entspricht die Differenz der Höhenlagen auf einander folgender Rollen der Abflachung
                              									der Deckelschiene, deren trapezartige Form, wie oben angedeutet, hierdurch gefordert
                              									ist. Die geneigte Lage der Rollen wird durch die jeweilige Stellung des Deckels
                              									bezieh. der sich daraus ergebenden Neigung der unteren Schienenfläche bestimmt. Die
                              									Höhenlage der Rollen ist dadurch bedingt, dass die Kanaldeckel durch das Gleiten der
                              									Rollen auf den Schienen allmählich, aber stetig gehoben und ebenso wieder gesenkt
                              									werden müssen. Das Verhältniss der Dimensionen von Deckelplatten und Schlitten,
                              									sowie die Anzahl der Rollen und ihre Abstände von einander sind so bemessen, dass
                              									der nächstfolgende Deckel stets eher geöffnet, bevor der vorhergegangene wieder
                              									geschlossen ist. Der Kanal wird daher nur so lange geöffnet bleiben, als der Wagen
                              									Zeit gebraucht, um über die betreffende Stelle hinwegzufahren. Das Oeffnen des
                              									Deckels geschieht so weit, dass das Verbindungsstück v
                              									zwischen Schlitten und Wagen ungehindert passiren kann, wodurch die Stetigkeit der
                              									Verbindung zwischen Arbeitsdraht und Wagen gesichert ist.
                           Innerhalb des Schlittens s befindet sich isolirt von
                              									demselben der Contactbügel c, welcher einerseits auf
                              									dem Arbeitsdrahte entlang gleitet und andererseits durch ein bewegliches Kabel mit
                              									dem Motor verbunden sein kann. Das Verbindungsstück zwischen Wagen und Schlitten ist
                              									nur senkrecht beansprucht. Der Schlitten nebst Contactbügel kann durch einen daran
                              									anzubringenden Hebel leicht senkrecht aus dem Kanäle herausgehoben werden, so dass
                              									der Wagen auf Strecken mit oberirdischer Stromzuführung ebenfalls Verwendung finden
                              									kann. Eine bremsende Wirkung seitens des Deckels auf den Schlitten findet nicht
                              									statt, da der Deckel nur durch das eigene Gewicht einen in Folge der Stellung der
                              									Rollen stets senkrechten Druck auf letztere ausübt.
                           Rentzsch in Meissen (D. R. P. Nr. 91099) legt das
                              									isolirte, als Speiseleitung dienende Kabel in einen Kanal, dessen obere Fläche mit
                              									dem Strassenniveau abschneidet und mit einem Längsschlitz versehen ist (Fig. 29). Dieser
                              									gefalzte Längsschlitz wird seiner ganzen Länge nach durch ein isolirtes Kabel von
                              									entsprechendem Querschnitt abgedeckt. Dasselbe ist an seinen beiden Enden federnd
                              									befestigt, so dass es mit einer gewissen Spannung aufliegt. An der unteren Seite
                              									befindet sich an der Isolation des Kabels ein Längsschlitz, durch welchen hindurch
                              									die Stromentnahme von der Speiseleitung, sowie auch die Stromabgabe an den auf dem
                              									Wagen befindlichen Motor erfolgt.
                           
                           Die Stromentnahme von der Speiseleitung erfolgt durch Contactapparate. Dieselben
                              									sind in kleinen zugänglichen Kammern unterirdisch längs des Kanales in
                              									entsprechenden Abständen untergebracht. Eine Ausführungsform dieser
                              									Contactvorrichtungen zeigt Fig. 30. a ist ein im Kanal isolirt
                              									befestigter Träger, mit welchem die Abzweigung von der Speiseleitung b verbunden ist. An dem senkrechten Schenkel dieses
                              									Trägers ist das eigentliche Contactstück c in
                              									Schlittenführung und nach oben federnd angebracht. Dieses Contactstück drückt durch
                              									die Feder e und Stellschraube f gegen die Metallseele des im Kanalschlitz aufliegenden Kabels. Um einen
                              									möglichst innigen Contact herzustellen, sind an einem Träger a mehrere derartige Contactstücke neben einander angeordnet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 307, S. 139
                              Stromzuführung von Rentzsch.
                              
                           Die Stromabgabe von dem Contactkabel an den Motorwagen geschieht dadurch, dass das
                              									Kabel über eine am Wagen isolirt befestigte Rolle geführt und somit vom fahrenden
                              									Wagen angehoben wird. Diese Rolle fasst das Kabel durch den Schlitz der
                              									Isolirschicht hindurch direct an dessen Metallseele. Am Wagen gelagerte Leitrollen
                              									können das Kabel, welches sich nach Passiren des Wagens in Folge seiner Spannung und
                              									Schwere von selbst wieder in den Schlitz legt, zwangläufig führen. Durch geeignet am
                              									Wagen angebrachte Abstreicher und Besen werden ferner Kabel und Schlitz während der
                              									Fahrt gereinigt.
                           Bei Kreuzungen und Weichen werden die Contacthebel der verschiedenen Gleise
                              									unterbrochen. Die einzelnen Kabelenden werden federnd an gekröpften Zapfen o. dgl.
                              									befestigt, welche vom fahrenden Wagen mit angehoben werden, so dass es der
                              									Contactrolle ermöglicht ist, das eine Kabelende ablaufen und fallen zu lassen und
                              									das folgende angehobene zu fassen. Die kurze Strecke zwischen den Schienen des
                              									kreuzenden Gleises kann der im Gange befindliche Wagen stromlos durchfahren. Die
                              									Speiseleitungen der einzelnen Gleise werden unter den Kreuzungspunkten
                              									ununterbrochen fortgeführt.
                           Die Ausführungsform von A. Petzenbürger in
                              									Gross-Lichterfelde (D. R. P. Nr. 92191) mit Deckelkanal bezweckt, denselben Kanal
                              									bei zweigleisigem Betrieb für beide Fahrtrichtungen gleichzeitig benutzbar zu
                              									machen. Um zwei Wagen unbehindert an einander vorbeifahren zu lassen, sind die
                              									Abnehmerschienen federnd gestaltet und an den Kanten abgeschrägt.
                           Der Bohlenkanal besteht aus der Grundplatte a, den Seitenwangen b und dem Verschlussdeckel c (Fig. 31). Er soll aus imprägnirten,
                              									kiefernen Brettern hergestellt und in der Mitte zwischen den zwei Gleisen der
                              									Strassenbahn derartig in das Strassenpflaster eingelassen werden, dass die
                              									Seitenwangen b über demselben 0,5 bis 1 cm hervorragen,
                              									wodurch ein Zudringen von Wasser in den Kanal mit verhindert wird; im Uebrigen ist
                              									derselbe durch den schweren Verschlussdeckel c
                              									jederzeit nach allen Seiten und in der ganzen Länge abgeschlossen, nur bei
                              									derjenigen Stelle, an welcher sich der Strassenbahn wagen augenblicklich befindet,
                              									wird der Verschlussdeckel auf eine Länge von etwa 3 m, und zwar nur an einer
                              									Langseite durch den im Innern des Kanales mitrollenden Läufer je nach Bedürfniss 1,5
                              									bis 3 cm gehoben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 307, S. 139
                              Fig. 31.Stromzuführung von Petzenbürger.
                              
                           Der Läufer, dessen Ansicht Fig. 32 zeigt, ist mit dem
                              									Wagen fest verbunden, so dass derselbe von dem Wagen in einer festen Lage mitgeführt
                              									wird. Um jedoch die Höhenschwankungen desselben nicht auf die Rollen zu übertragen,
                              									gleitet die Führungsschiene des Läufers in einer lothrecht am Wagen befestigten
                              									Hülse. Der erstere selbst besteht aus der Laufrolle d
                              										(Fig. 32), der Hubrolle e, sowie der Stellvorrichtung g, welch
                              									letztere gestattet, das Maass der Hebung der Deckbohle nach Bedürfniss zu regeln.
                              									Mit dem Rahmen des Wagens ist ferner neben der Führungsschiene eine Leiste
                              									verbunden, welche zur Befestigung und Mitnahme des Stromabnehmers dient. Die durch
                              									Hebung der Bohle entstandene seitliche Oeffnung gibt der Führungs- und der sich
                              									daran anschliessenden Abnehmerschiene genügend freien Spielraum, um in dem
                              									entstandenen Schlitze mit der Schnelligkeit des Wagens ungehindert ohne Reibung
                              									gleiten zu können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 307, S. 139
                              Fig. 32.Stromzuführung von Petzenbürger.
                              
                           Der Gedanke, elektrischen Bahnen die elektrische Energie dadurch zuzuführen, dass von
                              									einem unterirdischen Primärleiter aus Inductionsströme in einem an dem Motorwagen
                              									befindlichen Secundärleiter erregt und dieselben dann dem Motor zugeführt
                              									werden, ist in den letzten Jahren wiederholt ausgesprochen worden. Eine Ueberführung
                              									in die Praxis haben diese Ideen bisher jedoch nicht erfahren, weil es schwierig ist,
                              									zweckmässige Primärleiter in die Strasse zu verlegen.
                           Löwi in Berlin empfiehlt als primären Leiter ein aus
                              									einzelnen Spulen kettenartig zusammengesetztes Kabel (D. R. P. Nr. 91767). Dieses
                              									Kettenkabel besteht, wie Fig. 33 zeigt, aus einzelnen
                              									getrennten, jedoch in ihren Wickelungen leitend verbundenen Spulen abc..., die in irgend welcher geeigneten Art mit
                              									einander zu einer Kette verbunden sind. Diese Verbindung erfolgt nicht erst am Orte
                              									der Verlegung, sondern schon vorher vollständig fabrikmässig bei der Fabrikation des
                              									Kettenkabels, und man sieht, dass dieses Kabel ebenso wie jedes andere Kabel in
                              									grossen Längen hergestellt werden kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 307, S. 140
                              Fig. 33.Primärer Leiter von Löwi.
                              
                           Die einzelnen Spulen oder Glieder können verschiedenartig beschaffen sein. Bei der
                              									dargestellten Ausführungsform besteht der Körper jedes Gliedes aus dem Kern b, der aus einer Anzahl von über einander liegenden,
                              									ungefähr doppelt-⊤-förmigen Eisenblechscheiben gebildet
                              									ist, und aus ∪-förmigen Stirnplatten c, die diese
                              									Eisenblechscheiben zusammenhalten und durch Vorsprünge b1 derselben selbst gegen Verschiebung
                              									nach aussen gesichert werden; die Enden c1 der Stirnplattenschenkel greifen über die
                              									entsprechend verbreiterten Vorsprünge b2 jener Kernscheiben. Die so gebildeten Glieder oder
                              									Spulen sind nun mit gut isolirtem Draht bewickelt und unter einander, wie schon
                              									erwähnt, durch die Bügel oder Oesen a verbunden, so
                              									dass sie eine Kette bilden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 307, S. 140
                              Stromzuleitung von Lachmann.
                              
                           Die unterirdische Stromzuleitungsanlage von Lachmann in
                              									Hamburg (D. R. P. Nr. 89511 und 91959) besitzt einen Stromzuleitungskanal und in
                              									diesen einzubauende Betriebstheile von solcher Beschaffenheit, dass letztere in den
                              									fertig gestellten Kanal in einzelnen Stücken eingebracht, dort mit dem Kanal und
                              									unter sich verbunden und wieder gegen andere Theile ausgewechselt werden können. Die
                              									äussere Kanalumgrenzung wird durch zwei parallel mit einander verlegte
                              									Schienenstränge i gebildet, welche durch Böcke
                              									zusammengehalten werden (Fig.
                                 										34). In diesen Kanal wird ein zweiter, der Innenkanal, eingebracht,
                              									welcher aus 3 m langen, an einander gereihten ∩-förmigen
                              									Blecheinsätzen besteht, welche an den Schienen des äusseren Kanales befestigt
                              									werden. An den Stossfugen sind diese Blechkästen durch keilförmige Stücke m (Fig. 35), welche nur
                              									halb so hoch als die Kästen sind, luftdicht verbunden. Füllt sich der äussere Kanal
                              									ganz mit Wasser, so gelangt dieses nicht in den Innenkanal, weil die Luft nicht
                              									entweichen kann. Aus diesem Grunde wird der Arbeitsleiter e in den Innenkanal verlegt und daselbst an Porzellanträgern befestigt,
                              									welche durch eine Einschnürung der Blechkastenwände festgeklemmt sind. Die
                              									keilförmigen Stücke m besitzen eine Längsbohrung, durch
                              									welche Kupferdrähte gezogen sind, welche die einzelnen Theile der Arbeitsleitung
                              									unter einander verbinden.
                           Die beweglich einzurichtenden Stromabnehmer gehen von dem Motorwagen durch den
                              									Schlitz des äusseren Kanales in diesen hinein und sind in den Blechkasten nach oben
                              									umgebogen, damit sie sich an den Arbeitsleiter anlegen können. Unterfährt ein
                              									Stromabnehmer einen Doppelkeil m, so ist er stromlos,
                              									und es muss noch ein zweiter Stromabnehmer vorhanden sein, welcher am Leiter anliegt
                              									und dem Motor Strom zuführt.
                           Lachmann hat im vorigen Jahre in Hamburg auf dem
                              									Grundstücke des Eisenwerkes von Nagel und Co. eine
                              
                              									Versuchsstrecke einrichten lassen (Elektrot. Rundschau,
                              									1897 S. 203). Diese ist 160 m lang, normalspurig, besitzt eine Curve von 30 m
                              									Krümmungshalbmesser und ist mit verschiedenen Neigungen angelegt, welche mehrere
                              									Einsenkungen bilden, die es ermöglichen, Theile der Strassenbahn ganz unter Wasser
                              									zu setzen. Eine Dynamomaschine von 500 Volt Spannung lieferte den nöthigen
                              									elektrischen Strom. Auf dem Gleise lief ein von der Schuckert'schen Elektricitäts-Gesellschaft in
                              									Nürnberg bezogener Strassenbahnwagen, wie er zur Beförderung von 36 Personen durch
                              									diese Firma gebaut wird. Diese Versuchsstrecke hat Reg.-Baumeister Birnbaum in Berlin einer Prüfung unterzogen, welche
                              									sich auf Isolationsmessungen an einer einzelnen Luftkammer und der Probestrecke
                              									selbst erstreckte.
                           Eine Luftkammer wurde ganz mit Wasser gefüllt und Strom durch die Leitung geschickt.
                              									Das durch Elektrolyse entstandene Knallgas verdrängte das Wasser aus der Kammer und
                              									die Leitung war nun wieder von Gas umgeben.
                           Die Fahrt des Wagens ging auf der 7 Monate alten Bahn tadellos nach beiden
                              									Richtungen. Nach diesen Versuchen wurde der Kanal und eine Strecke der Bahn mit
                              									Wasser überflutet. Die nun vorgenommenen Isolationsmessungen erwiesen, dass die
                              									zusammenhängenden 51 Luftkammern die Leitung vor dem Zutritte des Wassers schützten,
                              									denn der Verlust durch Erdschluss war nur 0,2 bis 0,3 Ampère. Der jetzt in Bewegung
                              									gesetzte Motorwagen durchlief die unter Wasser stehenden Strecken ohne irgend welche
                              									Störung. Das Wasser wurde durch die drei Stromabnehmer aufgewühlt und spritzte hoch
                              									aus dem Kanäle heraus. Isolationsmessungen während dieser Fahrt zeigten einen
                              									Stromverlust von etwas mehr als 1 Ampère; aber auch dieser Stromverlust ging sofort
                              									auf 0,5 Ampère zurück, als der Wagen auf dem höher gelegenen Theile der
                              									Versuchsstrecke anlangte und so die Stromabnehmer das Wasser nicht mehr aufwühlen
                              									konnten.
                           Vom physikalischen Staatslaboratorium in Hamburg sind auch Messungen an dieser
                              									Probestrecke gemacht worden. Der Strom, der an einem sehr regnerischen Tage von
                              									der unterirdischen Leitung zur Erde überging, betrug an der 160 m langen Strecke 30
                              									Milliampère. Wurde der Kanal ganz mit Wasser gefüllt, so ging ein Strom von 50
                              									Milliampère zur Erde. Fuhr jetzt der Wagen die Strecke mehrfach hin und her, wobei
                              									er auch an der ganz überschwemmten Strecke stehen blieb, so war ein Stromübergang
                              									von 148 Milliampère eingetreten.
                           Es ist somit durch wiederholte Versuche nachgewiesen, dass der Zutritt des Wassers zu
                              									der Lachmann'schen unterirdischen Stromzuführung einen
                              									erheblichen nachtheiligen Einfluss auf den Betrieb der elektrischen Bahn nicht
                              									ausübt, dass aber, wenn wirklich das Wasser und der Strassenschlick, durch besondere
                              									Umstände verursacht, bis zu dem Stromleiter herantreten, sich in Folge der durch die
                              									Elektrolyse angesammelten Gase die untere metallische Fläche des Leiters vom Wasser
                              									befreit und einem Kurzschluss vorgebeugt wird.