| Titel: | Eisenhüttenwesen.Neuerungen im Eisenhüttenbetriebe. | 
| Autor: | Weeren | 
| Fundstelle: | Band 307, Jahrgang 1898, S. 152 | 
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                        Eisenhüttenwesen.Neuerungen im Eisenhüttenbetriebe.
                        Von Dr. Weeren in
                           								Charlottenburg.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 134 d.
                           								Bd.)
                        Neuerungen im Eisenhüttenbetriebe.
                        
                     
                        
                           G. Rückkohlungsverfahren für Flusseisen.
                           Diesem wichtigen Gebiete des Eisenhüttenwesens ist in den letzten Jahren eine erhöhte
                              									Aufmerksamkeit gewidmet worden. Bekanntlich ist das aus der Birne oder dem
                              									Martin-Ofen kommende Flusseisen durchaus kein gebrauchsfertiges Product. Bei allen
                              									diesen Processen hat es sich als nothwendig erwiesen, zwecks einer möglichst
                              									vollständigen Abscheidung des Siliciums und Phosphors zuvörderst den gesammten
                              									Kohlenstoff herauszuschaffen. Der basische Process kann sogar gar nicht anders
                              									geführt werden, da die vollständige Oxydation des Phosphors erst nach der Verbrennung des Kohlenstoffes erreicht werden
                              									kann. Gleichzeitig mit der Abnahme des Kohlenstoffgehaltes tritt aber eine immer
                              									energischer werdende Oxydation des Eisens selbst ein. Ein völlig entkohltes Eisen
                              									ist somit stets sauerstoffhaltig. Um dasselbe in ein brauchbares Product zu
                              									verwandeln, ist eine vollständige Fortschaffung dieses Sauerstoffes durchaus
                              									nothwendig. Gleichzeitig ist auch, je nach dem späteren Verwendungszwecke des
                              									Eisens, eine mehr oder minder beträchtliche Erneuerung seines Kohlenstoffgehaltes
                              									erforderlich. Beiden Forderungen entsprach man durch Zusatz eines kohlenstoff- und
                              									mangan- oder siliciumreichen Productes, wobei das Mangan bezieh. Silicium die
                              									Desoxydation, der Kohlenstoff die Rückkohlung des Flusseisens übernahm. Als
                              									besonders geeignet hierfür haben sich bekanntlich Spiegeleisen und Ferromangan, weniger das Ferrosilicium erwiesen.
                           Indessen zeigte es sich, dass durch unvorsichtige Handhabung dieser Mittel der
                              									Qualität des Eisens sehr leicht Schaden zugefügt werden könne, indem bei zu starkem
                              									Zusätze das zugegebene Mangan bezieh. Silicium zum Theil in das Eisen übergeht und dessen
                              									gute Eigenschaften erheblich vermindert. Bei dem immerhin geringen Kohlenstoffgehalt
                              									dieser Körper war indessen eine derartige Ueberführung nicht immer zu vermeiden,
                              									namentlich dann nicht, wenn dem rückzukohlenden Eisen ein etwas grösserer
                              									Kohlenstoffgehalt gegeben werden sollte. Ein hochgekohltes Eisen war auf diesem Wege
                              									überhaupt nicht herzustellen.
                           Unter diesen Umständen war der Vorschlag des Engländers Darby, die Rückkohlung statt mit Spiegeleisen oder Ferromangan mit reinem Kohlenstoff auszuführen, ein bedeutsamer
                              									Fortschritt, durch den die Möglichkeit geschaffen wurde, einem vollständig
                              									entkohlten Eisen einen beliebig hohen Kohlenstoffgehalt zu geben, ohne gezwungen zu
                              									sein, gleichzeitig seinen Gehalt an Mangan oder Silicium irgendwie zu vermehren
                              									bezieh. ohne dem Eisen mehr Mangan zuführen zu müssen, als zu seiner
                              										DesoxydationDiese gleichfalls
                                    											durch Kohlenstoff zu bewerkstelligen, hat sich deshalb als unzweckmässig
                                    											erwiesen, weil der Kohlenstoff in jenen hohen Temperaturen den Sauerstoff
                                    											des Eisens erheblich langsamer und unvollständiger als Mangan und Silicium
                                    											zu binden vermag. unumgänglich nothwendig ist. Gebührt somit
                              									dem Engländer Darby für seinen Vorschlag volle
                              									Anerkennung, so verdient es andererseits nicht unerwähnt zu bleiben, dass „die
                                 										Eisenhütte Phönix in Laar bei Ruhrort das Verfahren
                                 											Darby's, welches mehr auf einem glücklichen
                                 										Erfindungsgedanken, als auf einer schon zweckmässigen Ausführungsform beruhte,
                                 										in die Praxis eingeführt und es durch zahlreiche jahrelange Versuche in eine
                                 										anwendbare Form gebracht hat“.Wedding:„Die Kohlung des Flusseisens“, Stahl und
                                       												Eisen, 1894 S. 465 u. ff.
                           Angesichts der hohen Bedeutung des Darby'schen
                              									Rückohlungsprocesses ist eine kurze Zusammenfassung der weiteren Versuche des
                              									Hüttenwerkes Phönix um so mehr von Werth, als gerade in
                              									der allerjüngsten Zeit die Rückkohlung des Flusseisens mit Kohlenstoff weitere
                              									wesentliche Verbesserungen erfahren hat.
                           Der Vorschlag von Darby ging dahin, das entkohlte
                              									Flusseisen durch einen mit Koksstücken angefüllten Trichter in die Giesspfanne
                              									fliessen zu lassen, wobei das Flusseisen während der kurzen Zeit seiner Berührung
                              									mit den Koksstücken Kohlenstoff absorbiren sollte. Dieser Versuch gelang wider
                              									Erwarten; die Zeit genügte durchaus zur Rückkohlung des Flusseisens, welches in
                              									Folge seiner starken Erhitzung befähigt war, sich fast momentan mit Kohlenstoff zu sättigen. Zugleich konnte an der Hand von
                              									Analysen eine weitere, nicht minder wichtige Thatsache constatirt werden. Man fand,
                              									dass bei dem Darby'schen Verfahren nur eine
                              									Kohlenstoffaufnahme stattfand, dass aber die übrigen
                                 										Bestandtheile des Flusseisens keinerlei Zunahme durch den Process erfuhren.
                              									Es erfolgte keine Aufnahme von Mangan und keine Rückphosphorung. Die oft recht
                              									erhebliche Zunahme an Mangan bei der früheren Rückkohlung mittels Spiegeleisens
                              									macht bekanntlich das rückgekohlte Material für viele Zwecke unbrauchbar. Auch in
                              									finanzieller Beziehung konnte gegenüber den bisherigen Rückkohlungsverfahren ein
                              									erheblicher Fortschritt constatirt werden.
                           Die vorbeschriebene Durchführungsart des Darby'schen
                              									Verfahrens erwies sich indessen zwar als sehr wirksam, aber auch als sehr
                              									unpraktisch. Es war unmöglich, damit das Flusseisen auf einen bestimmten vorgeschriebenen Kohlenstoffgehalt zu bringen. Weitere
                              									praktische Versuche zeigten, dass nicht der ganze Kohlenstoff von dem Flusseisen
                              									gelöst wurde, sondern dass stets ein Theil desselben – etwa 25 Proc. – verbrannte.
                              									Ferner fand man auch, dass es gar nicht erforderlich sei, das Flusseisen durch eine
                              									Schicht von Kohlenstoff zu filtriren, sondern dass es vollkommen genüge, den
                              									feinzertheilten Kohlenstoff auf den ausfliessenden Flusseisenstrahl auftreffen zu
                              									lassen, wobei der grösste Theil desselben augenblicklich von dem Eisen aufgenommen
                              									wurde; der Rest verbrannte. Dabei wurde festgestellt, dass „unter sonst gleichen
                                 										Umständen, nämlich bei gleicher Hitze des flüssigen Eisens, bei gleich starkem
                                 										Strom desselben und bei gleicher Kohlenmenge der Procentsatz des verbrennenden
                                 										Kohlenstoffes ziemlich genau derselbe blieb, so dass man mit einiger Sicherheit
                                 										auf einen bestimmten Kohlungsgrad losarbeiten konnte“.A. a. O. S. 471.
                           Der gegenwärtige Betrieb gestaltet sich folgendermaassen:
                           
                           
                              
                              „Die Roheisenpfanne wird, da die Hochöfen nicht genügende Massen passenden Eisens
                                 										herstellen, nur zu einem Theil aus diesen, zu einem anderen Theil aber aus
                                 										Cupolöfen gefüllt, durch eine Locomotive in das Bessemer-Werk zu dem in der
                                 										Mitte vor drei basischen Birnen stehenden Pfannenkrahn gefahren, von diesem bis
                                 										vor die Mündung der zu füllenden Birne gehoben und in diese durch Kippen
                                 										entleert. Das Blasen findet in gewöhnlicher Weise statt. Die Schlacke wird
                                 										abgegossen, erwärmtes Ferromangan in thunlichst kleinen Mengen zugesetzt und
                                 										nach Herstellung einer Brücke zum Zurückhalten des Schlackenrestes wird die
                                 										Birne in die auf dem Mittelkrahne befindliche Giesspfanne entleert. Hierbei
                                 										wird, nachdem der Boden der Pfanne sich mit Eisen bedeckt hat, durch ein an der
                                 										oberen Bühne pendelnd aufgehängtes Rohr mit Trichter und Entleerungsschieber
                                 										Kokspulver in genau abgewogener Menge dem Eisenstrahle zugeführt. Beim basischen
                                 										Flammofenprocess wird über die Ausflussrinne des Ofens ein mit Kokspulver
                                 										gefüllter Trichter gestellt, der durch Aufziehen des Schiebers sich auf den
                                 										Eisenstrahl entleert.
                              
                           
                              Das Kokspulver wird in der Weise hergestellt, dass Koks auf einer Mühle gemahlen,
                                 										dann zur Abscheidung des Staubes gesiebt und das gröbere Korn getrocknet wird,
                                 										so dass alle Feuchtigkeit entweicht.
                              
                           
                              Beim Zusammentritt des Eisens und des Kokspulvers entwickelt sich eine massige
                                 										Flamme von nicht sehr hoher Temperatur. Sie entsteht aus der Verbrennung
                                 										desjenigen Theiles des Koks, dessen Kohlenstoff sich nicht mit dem Eisen
                                 										vereinigt. Dass thatsächlich (wie ja auch die auf Analysen sich gründende
                                 										Erfahrung zeigt) nicht alle Kohle sich mit dem Eisen vereinigt, sieht man am
                                 										besten beim Abstich des Martin-Ofens, wo ein Theil des in die Abstichrinne
                                 										zwischen Ofen und Giesspfanne geführten Kokspulvers auf dem Eisenstrahle
                                 										fortschwimmt und verbrennt. In der Giesspfanne sieht man aber in keinem Falle
                                 										mehr Kokstheile auf der Oberfläche des Eisens. Der Kohlenstoffverlust wird auf
                                 										rund 25 Proc. berechnet; jedoch hat man sorgfältige Erfahrungen für alle
                                 										einzelnen Kohlungsgrade gesammelt, die man für die Abwägung der zuzusetzenden
                                 										Koksmengen benutzt.“
                              
                           Das Darby'sche Rückkohlungsverfahren hat sich in den
                              									wenigen Jahren seines Bestehens als eine Erfindung von grosser Bedeutung erwiesen,
                              									die, wie aus den vorstehenden kurzen Angaben hervorgeht, allen anderen
                              									Kohlungsverfahren durch Billigkeit und die Güte des erzeugten Productes weit
                              									überlegen ist. Das Verfahren selbst ist nicht Gegenstand eines Patentes; es sind dem
                              									Hüttenwerke Phönix nur verschiedene Einrichtungen zur
                              									Ausführung desselben geschützt worden. Das Rückkohlen mittels reinen Kohlenstoffes
                              									hat deshalb in Deutschland eine überaus rasche Verbreitung gefunden, da es ja nur
                              									nöthig war, die Einrichtungen derart abzuändern, dass sie nicht in den Bereich der
                              										Phönix-Patente fielen. An erster Stelle mögen die
                              									Abänderungen angeführt werden, die J. Meyer, Director
                              									des Hüttenwerkes Düdelingen in Luxemburg, der Darby'schen Erfindung angedeihen liess, die ihm in
                              									Deutschland unter Nr. 74819 und 80340 geschützt sind.
                           Flüssiges Roheisen oder irgend eine eisenhaltige Mischung, die entweder in der sauren
                              									oder in der basischen Bessemer-Birne, oder im sauren oder basischen Martin-Ofen
                              									entkohlt und von Mangan, Silicium, Phosphor u.s.w. befreit worden ist, wird durch
                              									Zuführung eines geeigneten Kohlungsmaterials sogleich in der Giesspfanne einer
                              									Kohlung unterworfen, wobei jeder gewünschte und im Voraus bestimmte
                              									Kohlenstoffgehalt und damit jeder Härtegrad erhalten werden kann.
                           Der Zweck wird dadurch erreicht, dass das Kohlungsmaterial in einer solchen Gestalt
                              									zugefügt wird, dass ein schnelles und gleichmässiges Auflösen, sowie eine
                              									gleichmassige Vertheilung in der ganzen Masse des flüssigen Metalles erfolgt,
                              									während andererseits der Zeitpunkt so gewählt ist, dass die Kohlung vollständig
                              									beendet ist, bevor das flüssige Metall aus der Giesspfanne in die Gussform
                              									abgelassen wird.
                           Zur Herstellung des Kohlungsmaterials werden die kohlenstoffhaltigen Substanzen bis
                              									auf eine geringe Korngrösse zerkleinert und dann mit einem geeigneten Binde- und
                              									Reinigungsmittel zu Ziegeln oder ähnlichen Körpern geformt.
                           Als kohlenstoffhaltige Substanz eignen sich besonders wegen ihrer Reinheit
                              									Anthracitkohlen und aschenarmer Koks. Als Binde- und Reinigungsmittel hat sich
                              									besonders reiner gebrannter Kalk, welcher in Wasser gelöst und in Kalkmilch
                              									übergeführt worden ist, bewährt.
                           Die Kohlungssubstanzen werden mit dem Binde- und Reinigungsmittel innig gemischt und
                              									zu einer teigigen Masse verarbeitet, welche man 12 bis 24 Stunden stehen lässt, ehe
                              									das Formen derselben zu Ziegeln oder festen Stücken erfolgt. Letztere werden zuerst
                              									an der Luft und nachher im Trockenofen getrocknet.
                           Die Zusammensetzung der scharf getrockneten Masse istStahl und Eisen,
                                    											1895 S. 574.:
                           
                              
                                 Anthracit
                                 87,08
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Calciumcarbonat
                                   9,41
                                 „
                                 
                              
                                 Calciumhydrat
                                   2,02
                                 „
                                 
                              
                                 Phosphorsäure
                                   0,09
                                 „
                                 
                              
                                 EisenoxydThonerde
                                   0,36
                                 „
                                 
                              
                                 Magnesia
                                   0,11
                                 „
                                 
                              
                                 Alkalien
                                 Spuren
                                 
                                 
                              
                                 Wasser, welches neben con-    centrirter H2SO4
                                    											entweicht
                                   1,12
                                 „
                                 
                              
                           Die praktische Ausführung des Meyer'schen
                              									Rückohlungsverfahrens geht nach einem Berichte von WeddingStahl und Eisen, 1894 S. 474 u. ff.
                              									gewöhnlich in folgender Weise vor sich:
                           Das zu verarbeitende Roheisen enthält durchschnittlich 2,2 bis 2,3 Proc. Phosphor,
                              									1,5 bis 2,0 Proc. Mangan und 0,5 Proc. Silicium. Von jedem Abstich wird eine kleine
                              									Probe genommen, nach deren Bruchaussehen die Behandlung des Satzes in der
                              									Thomas-Birne, namentlich auch der Kalkzusatz bestimmt wird. Der Bessemer-Process
                              									verläuft in gewöhnlicher Weise. Die Desoxydation des Flusseisens erfolgt für niedrig
                              									gekohltes Eisen durch im Piat-Ofen geschmolzenes
                              									Ferrosilicium mit rund 13 Proc. Silicium, für hochgekohltes Eisen der Regel nach
                              									durch Zusatz von im Flammofen auf Rothglut erhitztes Ferromangan.
                           Nach diesem Zusätze wird die Birne zur Erzielung einer guten Mischung mehrfach auf
                              									und ab bewegt und dann in die Giesspfanne entleert, auf deren Boden sich die
                              									Kohle-Kalkziegel befinden.
                           Die Herstellung der Ziegel erfolgt folgendermaassen:
                           Anthracit mit 5 bis 6 Proc. Asche und weniger als 9 Proc. flüchtiger Bestandtheile
                              									wird zuerst im Kollergang, dann im Desintegrator zu einer kleinkörnigen Masse
                              									zerkleinert. Ueber diese wird Kalkbrei gegossen, der thunlichst aus kieselsäure-, thonerde-
                              									und magnesiafreiem Kalkstein durch Brennen hergestellt worden ist. Der gebrannte
                              									Kalk beträgt 7 Proc. des Anthracits. Die innig gemischte Mischung wird in einer
                              									Handhebelpresse zu Ziegeln von 30 × 15 × 8 cm Grösse geformt. Diese werden zuerst
                              									auf Holzgestellen an der Luft, dann bei etwa 100° C. in einem Trockenofen
                              									getrocknet, wodurch alles Wasser bis auf das Hydratwasser des Kalkes beseitigt wird.
                              									Die vollkommene Trocknung ist so wichtig, dass sie durch regelmässige
                              									Laboratoriumsuntersuchungen controlirt werden muss.
                           Von diesen Ziegeln wird eine dem Kohlungsgrade entsprechende Menge in die Giesspfanne
                              									gelegt. Beim Auftreffen des Flusseisens, während dessen die Pfanne bewegt wird,
                              									entsteht eine starke Flamme, welche zuerst eine gelbrothe und zuletzt fast weisse
                              									Farbe zeigt; dabei hört man ein heftiges knatterndes Geräusch in der Giesspfanne.
                              									Mit dem Aufhören desselben sinkt auch die Flamme, die Reaction ist beendet; auf dem
                              									Eisen hat sich eine dünne Schlackendecke abgeschieden. Das Einfüllen des Eisens in
                              									die Formen geht in gewöhnlicher Weise vor sich.
                           Von dem Anthracit werden je nach der Temperatur des Flusseisens 50 bis 61 Proc.
                              									absorbirt. Die Gleichmässigkeit der Rückkohlung ist sehr gross, wie aus
                              									nachfolgender Tabelle hervorgeht:
                           
                              I. Thomas-Flusseisen.
                              
                           
                              
                                 Gewünschter
                                    											Kohlenstoffgehalt
                                 0,39 bis
                                 0,40 Proc.
                                 
                              
                           Gefundener Kohlenstoffgehalt:
                           
                              
                                 1.
                                 Hitze
                                 0,36
                                 Proc.
                                   7.
                                 Hitze
                                 0,39
                                 Proc.
                                 
                              
                                 2.
                                 „
                                 0,41
                                 „
                                   8.
                                 „
                                 0,38
                                 „
                                 
                              
                                 3.
                                 „
                                 0,37
                                 „
                                   9.
                                 „.
                                 0,38
                                 „
                                 
                              
                                 4.
                                 „
                                 0,41
                                 „
                                 10.
                                 „
                                 0,39
                                 „
                                 
                              
                                 5.
                                 „
                                 0,40
                                 „
                                 11.
                                 „
                                 0,39
                                 „
                                 
                              
                                 6.
                                 „
                                 0,37
                                 „
                                 12.
                                 „
                                 0,36
                                 „
                                 
                              
                           
                              II. Martin-Flusseisen.
                              
                           
                              
                                 
                                 
                                 GewünschterKohlenstoffgehalt
                                 GefundenerKohlenstoffgehalt
                                 
                              
                                 1.
                                 Hitze
                                 0,39
                                 bis
                                 0,40
                                 Proc.
                                 0,37
                                 Proc.
                                 
                              
                                 2.
                                 „
                                 
                                 
                                 0,99
                                 „
                                 0,60
                                 „
                                 
                              
                                 3.
                                 „
                                 0,40
                                 „
                                 0,43
                                 „
                                 0,46
                                 „
                                 
                              
                                 4.
                                 „
                                 0,55
                                 „
                                 0,58
                                 „
                                 0,58
                                 „
                                 
                              
                                 5.
                                 „
                                 0,40
                                 „
                                 0,49
                                 „
                                 0,45
                                 „
                                 
                              
                                 6.
                                 „
                                 
                                 
                                 1,60
                                 „
                                 1,50
                                 „
                                 
                              
                           In Düdelingen wird der Kohlenstoffgehalt in den Grenzen von 0,05 und in gewissen
                              									Fällen selbst von 0,02 Proc. gewährleistet, und es fällt ungefähr auf 300 Hitzen
                              									eine ausserhalb dieser Grenzen.
                           Das Meyer'sche Rückkohlungsverfahren ist unter anderen
                              									auf folgenden Werken eingeführt:
                           
                              1)Düdelinger Hütten-Actienverein in
                                 										Düdelingen,
                              2)Société anonyme in Ougrée,
                              3)Les petits fils de Fr. de Wendel in
                                 										Hayingen,
                              4)de Wendel und Co. in Joeuf,
                              5)Schneider und Co. in Creusot,
                              6)Société anonyme de Chatillon et Commentrie in Mont
                                 										Luçon.
                              
                           Nach den bisherigen Kohlungsverfahren mittels Kohlenstoffs wurde die Recarburirung
                              									des Flusseisens gewöhnlich in der Giesspfanne oder beim Ein- bezieh. Ausfliessen des
                              									Eisens vorgenommen. Diese Operation im Martin-Ofen selbst vorzunehmen, war deshalb
                              									nicht angängig, weil die auf dem Flusseisen schwimmende phosphorsäurehaltige
                              									Schlacke durch das Kohlungsmittel eine Reduction erfuhr und Phosphor in das Eisen
                              									zurück wanderte.
                           Zur Darstellung von Flusseisen mit 0,04 bis 0,10 Proc. sowie von mittelweichem und
                              									hartem mit 0,10 bis 0,40 Proc. Kohlenstoff werden die geformten Ziegel oder Blöcke
                              									sämmtlich auf dem Boden der Giesspfanne vertheilt und sodann wird das flüssige
                              									Metall in einem starken Strahle in die Giesspfanne eingelassen, welche dabei hin und
                              									her bewegt wird.
                           Zur Darstellung der härteren Flusseisensorten mit über 0,40 Proc. Kohlenstoff werden
                              									die Ziegel oder Blöcke dem Metalle in der Giesspfanne zugesetzt, und zwar ein Theil
                              									vor dem Abgiessen des Metalles in die Pfanne, der Rest nach erfolgter Reaction
                              									dieses Theiles, wobei das Quantum des Metalles im Voraus so bestimmt ist, dass dem
                              									entkohlten Metall so viel Kohlenstoff zugefügt wird, als dem zu erreichenden
                              									Härtegrad des herzustellenden Productes entspricht.
                           Ist die Reaction, welche kaum 3 bis 5 Minuten dauert, in der Giesspfanne vollständig
                              									beendet, so wird das flüssige Metall in die Giessform übergeführt, wobei der Guss
                              									ruhig und ohne Steigung vor sich geht, so dass vollständig dichte (blasenfreie)
                              									Gussblöcke erzielt werden.
                           Ueber die erforderliche Menge von Kohlungsmaterial wird Folgendes angegeben: Das
                              									Verhältniss des Kohlungsmaterials richtet sich erstens nach dem Kohlenstoffgehalte
                              									desselben und zweitens nach dem Härtegrade des Productes. Die praktischen
                              
                              									Betriebsergebnisse zeigten, dass auf 1000 k Roheisen zur Erzeugung von Flusseisen
                              									mit einem Gehalte von
                           
                              
                                 Kohlenstoff
                                 Kohlekalkziegel
                                 
                              
                                 0,04
                                 bis
                                 0,06
                                 Proc.
                                 1,00
                                 bis
                                   1,20 k
                                 
                              
                                 0,06
                                 „
                                 0,10
                                 „
                                 1,20
                                 „
                                   2,00 k
                                 
                              
                                 0,10
                                 „
                                 0,15
                                 „
                                 2,50
                                 „
                                   2,80 k
                                 
                              
                                 0,15
                                 „
                                 0,20
                                 „
                                 3,00
                                 „
                                   3,50 k
                                 
                              
                                 0,25
                                 „
                                 0,30
                                 „
                                 4,00
                                 „
                                   4,50 k
                                 
                              
                                 0,30
                                 „
                                 0,35
                                 „
                                 5,00
                                 „
                                   5,30 k
                                 
                              
                                 0,40
                                 „
                                 0,45
                                 „
                                 7,00
                                 „
                                   7,50 k
                                 
                              
                                 0,45
                                 „
                                 0,50
                                 „
                                 7,50
                                 „
                                   7,80 k
                                 
                              
                                 1,60
                                 „
                                 1,65
                                 „
                                 20,00
                                 „
                                 25,00 k
                                 
                              
                           erforderlich sind.
                           Bei diesem Verfahren, bei welchem sich durch mehrmalige Probenahme einer jeden Hitze
                              									vor dem Einführen des flüssigen Metalles in die Giesspfanne genau der erforderliche
                              									Zusatz von Kohlungsmaterial für den gewünschten Härtegrad des herzustellenden
                              									Productes bestimmen lässt, genügt die Wärme vollständig, um die unverbrennlichen
                              									Theile des Kohlungsmaterials in der Giesspfanne selbst zum Schmelzen zu bringen und
                              									den Kieselsäuregehalt, der einerseits aus der Asche des Koks, andererseits aus dem
                              									Abriebe der sauer gefütterten Giesspfanne stammt, mit dem Kalke, der als Bindemittel
                              									in dem Kohlungsmaterial vorhanden ist, zu einer flüssigen Schlacke zu verbinden,
                              									welche sich mit den im Bade noch etwa zurückgebliebenen Birnenschlacken leicht
                              									vereinigt und auf die Oberfläche des Metallbades steigt.
                           Nach angestellten Versuchen soll sich auch der Schwefelgehalt des gekohlten Metalles
                              									durch die Kohlung selbst wesentlich vermindern.
                           Die nach diesem Verfahren hergestellten Flusseisensorten sind bis jetzt mit einem
                              									Koblenstoffgehalte von 0,40 bis 1,60 Proc. in einer vorausbestimmten Höhe auch ohne
                              									jeden Zusatz von Ferromangan oder Spiegeleisen fabricirt.
                           Nach einem Zusatzpatent Nr. 80340 kann das Kohlungsmittel auch in Pulverform mit oder
                              									ohne Umhüllung und nicht nur in der Giesspfanne, sondern auch in der Birne, dem
                              									Flammofen, der Gussform oder durch Mischung mit dem Strahle des fliessenden Metalles
                              									verwendet werden.
                           Karl Stobrawa in Gleiwitz schlägt hierfür folgendes Verfahren vor,
                              									welches eine Rückphosphorung ausschliessen soll:
                           Nach der Entphosphorung und Desoxydation wird die Basität der Schlacke durch Zusatz
                              									von gebranntem Kalk erhöht und dann ein mit gebranntem Magnesit oder Dolomit
                              									umkleideter eiserner Ring auf das Bad gelegt. Derselbe sinkt in Folge seiner Schwere
                              									durch die Schlackendecke bis in das eigentliche Flusseisenbad ein und schwimmt auf
                              									ihm. Seine Höhe muss nun so bemessen sein, dass er aus der Schlackendecke emporragt.
                              									Die innerhalb des Ringes befindliche Schlacke wird mittels eines Schöpflöffels
                              									ausgeschöpft und dadurch eine vollständig schlackenfreie Metallfläche innerhalb des
                              									Ringes geschaffen. In diesen Raum lässt man das Kohlungsmittel (Kokspulver) in einem
                              									continuirlichen Strome einfliessen, wobei der Koks sehr begierig von dem Eisen
                              									aufgenommen wird. Um eine gleichmassige Kohlung zu bewirken, wird der Ring während
                              									dieses Processes auf dem Bade bewegt und dasselbe aufgerührt. (D. R. P. Nr.
                              									92760.)
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)