| Titel: | Fortschritte der angewandten Elektrochemie. | 
| Autor: | Franz Peters | 
| Fundstelle: | Band 307, Jahrgang 1898, S. 211 | 
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                        Fortschritte der angewandten
                           								Elektrochemie.
                        Von Dr. Franz
                                 								Peters.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 187 d.
                           								Bd.)
                        Fortschritte der angewandten Elektrochemie.
                        
                     
                        
                           III. Carbid und Acetylen.
                           An der Carbidbildung betheiligt sich der Kalk nach Pfleger (Zeitschr. f. Elektrochemie, 1897 Bd.
                              									4 S. 12) nicht im geschmolzenen, sondern im dampfförmigen Zustande. Die im
                              									praktischen Betriebe befindlichen Oefen sind nicht zum Abstechen des geschmolzenen
                              									Carbids, sondern zur Herstellung und leichten Entfernung grosser Blöcke
                              									eingerichtet, da beim Abstechen trotz der Dünnflüssigkeit des Carbids der grössere
                              									Theil zu einer Ofensau erstarrt. Nach Rathenau (ebenda
                              									S. 15) lässt sich dies vermeiden und sind in Bitterfeld und Neuhausen Oefen mit
                              									continuirlichem, hochofenähnlichem Betriebe in Thätigkeit. Zur Herstellung von
                              									Calciumcarbid wollen W. W. Hughes und S. Willson (Englisches Patent Nr. 20084/1896) aus Torf
                              									hergestellte Kohle verwenden. Das Kohle-Kalkgemisch wird, ehe es in den elektrischen
                              									Ofen kommt, vorerhitzt. S. Blum (Amerikanisches Patent
                              									Nr. 589592) benutzt für Doppelcarbid ein Gemenge aus verwittertem Kalk, Kohle,
                              									eisenhaltigem Graphit und Potasche; Eldridge, Clark und
                              										Wambaugh (Amerikanisches Patent Nr. 571084) 72 Vol.
                              									gebrannten Kalk, 40 Vol. Kohlenstoff, 4 Vol. Soda und 1 bis 8 Vol. Borax. Die
                              									Schmelztemperatur will L. M. Bullier (Englisches Patent
                              									Nr. 16255/1896 und Französisches Patent Nr. 252808) durch Zufügung eines
                              									Flussmittels (z.B. 10 Proc. Flusspath, Calciumfluorid, Kryolith, Thonerde, Silicate)
                              									erniedrigen.
                           Die Fabrikation des Calciumcarbids in Vernier bei Genf durch die Société genevoise d'électricité
                                 										et de produits chimiques beschreibt Ch. Eng.
                                 										Guye (L'Éclairage électr., 1897 Bd. 11 S.
                              									351). Der von zwei Wechselstrommaschinen zu je 1000 bis 1200  gelieferte
                              									Strom von 2700 Volt erfährt in der Leitung nach der Fabrik einen Spannungsabfall von
                              									400 Volt und wird durch acht Gruppen Transformatoren von je zwei à 75 Kilo-Watt in
                              									solchen von 57 Volt umgewandelt. Die fahrbaren Oefen (zu je 500 ) stehen
                              									während des Betriebes über Kanälen, die beim Bruch die Schmelze aufnehmen können.
                              									Jeder Ofen besteht aus einem cylindrischen, 1,50 m weiten und 0,80 m hohen
                              									Kohlentiegel, der mit Eisenplatten umkleidet und in verschiedenen Höhen mit vier
                              									Abstichöffnungen zur Probenahme versehen ist. Die 390 k schwere und 1794 qc im
                              									Querschnitt grosse Elektrode wird aus sechs Kohlenblöcken von 150 × 13 × 23 cm
                              									Grösse gebildet. Die Stromzuleiter können an jede Seite der Kohlen unabhängig
                              									angepresst werden. Die Kohle wird vor der Mischung mit dem Kalk sorgfältig
                              									getrocknet. Dies geschieht in geneigten eisernen Cylindern, die innen Längsrippen
                              									haben, durch einen Strom heisser und trockener Luft, der von den vor den
                              									Transformatoren eingeschalteten Rheostaten kommt. Die kürzlich in Pont-Saint-Martin
                              									bei Ivrea (Italien) eröffnete Calciumcarbidfabrik arbeitet mit Oefen des Systemes
                              										Regnoli-Memmo. Jeder erfordert 50 Kilo-Watt und
                              									liefert 1 k Carbid mit 5 elektrischen /Std. (L'Éclairage électr., 1897 Bd. 12 S. 174). Die Fabrikation von
                              									Calciumcarbid nimmt die Actiengesellschaft de Lavals
                                 										Elektrischer Ofen in Jerla am Trollhättan auf. Der Betrieb, für den 25000
                              									 zur Verfügung stehen, soll auch auf andere Producte ausgedehnt werden. Der
                              									Bau einer neuen Fabrik auf der Töll bei Meran wird geplant.
                           L. Bullier (Rev. de Chim.
                                 										Ind., 1896 Bd. 7 S. 340) baut die vierte Wand des Ofens erst nach und nach
                              									in dem Maasse auf, als die Beschickung wächst. Wärmeverluste werden dadurch
                              									vermieden, dass eine dicke Schicht unangegriffener Rohmaterialien die Reactionszone
                              									umgibt. Aus demselben Grunde braucht der Ofen auch nicht aus stark feuerbeständigen
                              									Steinen zu bestehen. J. Patten erhitzt die Oefen durch
                              									Lichtbögen (Amerikanisches Patent Nr. 577370), die von Elektromagneten hin und her
                              									gezogen werden, oder durch Kohlenwiderstände (Amerikanische Patente Nr. 577317 und
                              									577493). Diese stehen entweder im Kreise oder gehen in einer Schraubenlinie radial
                              									von einem Kernstabe aus. Bei dem Ofen von S. Regnoli, F.
                                 										Lori, R. Pignotti, M. Pandaleoni und M. Besso
                              									(Englisches Patent Nr. 13297/1896) ist der Schmelzraum von einem Heizkanal umgeben,
                              									in dem die Reactionsgase verbrannt werden. Die Beschickung wird erst in einem durch
                              									Abgase geheizten Behälter vorgewärmt und dann durch ein Rohr mit darin rotirender
                              									Schnecke der Reactionsstelle zugeführt. F. H. Haviland, A.
                                 										Holloway, J. B. Collierund W. H. Murch
                              									(Französisches Patent Nr. 259525; Englisches Patent Nr. 15448/1896 und 15489/1896)
                              									erhitzen, um grosse Wärmeverluste zu vermeiden, das Gemenge der Rohmaterialien, ehe
                              									sie den elektrischen Strom einwirken lassen, durch eine gewöhnliche Feuerung. Der
                              									Ofen verspricht nicht viel. R. Pictet (Französisches
                              									Patent Nr. 255914) will das Kalk-Kohlegemisch erst durch Verbrennen der
                              									überschüssigen Kohle durch Pressluft auf 1800 bis 2000° erhitzen, dann durch die
                              									Verbrennungshitze eines Gemenges von Wasserstoff oder Wassergas mit Sauerstoff oder
                              									Luft bei 2300 bis 2400° zum beginnenden Erweichen bringen und erst zuletzt im
                              									Lichtbogen die eigentliche Reaction vornehmen. Durch die allmählich ansteigende
                              									Erhitzung soll ein fast gleichmässig chemisch reines Carbid erzielt werden; während
                              									der Verbrauch an elektrischer Energie die theoretische Menge nur wenig übersteigt.
                              									Dadurch, dass der Bogen nur in der Mitte des Cupolofens erzeugt wird, und dieser
                              									eine enge Abflussöffnung hat, werden die Wände durch eine Schicht nicht
                              									geschmolzener Masse geschützt. Die Herstellungskosten für 1000 k Carbid sollen (Le Carbite; Zeitschr. f. Elektrochemie, 1897 Bd. 4 S.
                              									95) einschliesslich aller Unkosten nur 66 M. betragen.
                           Das Calciumcarbid wird bis jetzt ausschliesslich im elektrischen Ofen dargestellt.
                              									Bemerkt sei, obgleich streng nicht hierher gehörig, dass Deros (Französisches Patent Nr. 258925), sowie H.
                                 										Colberg, Adrien Serret und F. Amigo
                              									(Englisches Patent Nr. 16398/1897) die Erhitzung des Kalk-Kohlegemisches mit einem
                              									Gemenge von Acetylen mit Sauerstoff oder Luft vornehmen wollen.
                           H. Maxim (Englisches Patent Nr. 1905/1896) will zur
                              									Reduction von Metallen aus ihren Erzen, zur Darstellung von Carbiden, Acetylen,
                              									Cyan, Cyaniden und Nitriden und zur Bindung von Stickstoff einen gewöhnlichen
                              									Erhitzer, einen elektrischen Ueberhitzer und einen elektrischen Hochofen benutzen.
                              									Durch den ersten Ofen, der unter Zuhilfenahme gepresster Luft arbeitet, geht quer
                              									eine lange Reihe von Röhren, durch die das Gas streicht.. Dann geht es durch zwei
                              									oben verbundene elektrische Oefen, verlässt den letzten unten, durchströmt den
                              									Hochofen und gelangt schliesslich durch die Scrubber in ein Gasometer. In dem ersten
                              									elektrischen Ofen, der mit Kohlenblöcken ausgefüttert ist, befinden sich die
                              									Kohlenelektroden am Boden und oben, in dem zweiten, aus feuerfestem Thon, sind sie
                              									spiralförmig angeordnet. Der elektrische Ueberhitzer kann auch wagerecht angeordnet
                              									sein und rotiren.
                           Um das selbsthätige Niedersinken der Beschickung zu sichern, machen Siemens und Halske (Englisches Patent Nr. 17471/1897)
                              									die obere Elektrode keilförmig oder konisch, die untere hohl oder trichterartig. Der
                              									cylindrische Theil der oberen Elektrode, die während des Betriebes etwas gehoben und
                              									gesenkt wird, ist von einer Hülle umgeben und mit Lappen versehen. Unter dem
                              									Einflüsse der regulirenden Bewegung des Bogens wird durch diese das Material
                              									gelockert und am Zusammenbacken gehindert. Die Gase entweichen zwischen Elektrode
                              									und Hülse. Das Ausströmen wird dadurch erleichtert, dass die Rohmaterialien mit
                              									bindenden Substanzen zu Briquettes o. ä. geformt werden. Der ununterbrochene
                              									Ausfluss der Schmelzproducte wird durch einen verstellbaren Verschlussblock
                              									geregelt. Erstarren sie schnell, so lässt man sie durch eine grosse Oeffnung in der
                              									einen Ofenwand ab. In dem vor dem Ofen erstarrenden Block bildet sich gegenüber
                              									der oberen Elektrode ein Sumpf, aus dem die flüssige Masse von Zeit zu Zeit
                              									durch Anbohren des Blockes ausgelassen wird. Durch Anwendung mehrerer wagerechter
                              									oder unter demselben Winkel geneigter Elektroden, die sich 50 cm über der Basis
                              									eines gemauerten Schachtes befinden, will Lelièvre (La Revue technique, 1897 Bd. 8 S. 197; Zeitschr. f. Elektrochemie, 1897 Bd. 4 S. 93) einen
                              									regelmässigen Betrieb und eine gleichmässige Vertheilung der Wärme erzielen. Die
                              									Elektroden können, ohne den Gang des Ofens zu unterbrechen, ausgewechselt werden.
                              									Das allmähliche Herabsinken der Beschickung wird durch die schüttelnd-schwingende
                              									Bewegung eines Krümmers erreicht. Das fertige Product fällt in einen aus mehreren
                              									beweglichen Theilen bestehenden Trog. Der Betrieb des Ofens ist also regelmässig und
                              									continuirlich. Die Beschickung erfolgt durch einen Trichter mit Rohr. Dieses kann
                              									noch von einem weiteren gekrümmten Rohre umgeben sein, durch das indifferentes
                              									Material, z.B. Kohle, eingeführt wird, so dass das Schmelzgut nicht in Berührung mit
                              									den Ofenwänden kommt. Die Reactionsgase wärmen das Material oberhalb der Elektroden
                              									vor. Das bei der Calciumcarbidfabrikation entstehende Kohlenoxyd kann in Heizröhren,
                              									die im oberen Theile des Ofenschachtes liegen, verbrannt werden.
                           Die bewegliche Elektrode versieht J. A. Deuther (D. R.
                              									P. Nr. 91601) mit einem unten durchlochten Behälter. In diesem steht ein unten
                              									ebenfalls mit einer Oeffnung versehener Kasten. Bei der Verschiebung der Elektrode
                              									fallen die beiden Oeffnungen zusammen; dadurch gelangt das im Kasten enthaltene
                              									Beschickungsmaterial in den Bereich des Lichtbogens. Der Theil der Elektrode, der
                              									den Lichtbogen bildet, kann (D. R. P. Nr. 93882) auswechselbar gemacht werden. Dazu
                              									wird im Inneren einer Hülse, deren Material Elektricität und Wärme nicht leitet, ein
                              									Stab oder mehrere Stäbe aus gut leitenden Stoffen angebracht, um der am Ende der
                              									Hülse befestigten Elektrodenspitze den Strom zuzuführen. Bullier (Französisches Patent Nr. 255046) wendet Elektroden aus
                              									Calciumcarbid an, die auch einen Kern oder eine Armatur aus Kohle haben können.
                           A. Frank (Zeitschr. f.
                                 										Elektrochemie, 1897 Bd. 3 S. 427) macht auf die Wichtigkeit der
                              									ostfriesischen Torfmoore für die Entwickelung einer deutschen Carbidindustrie
                              									aufmerksam. Kalkstein findet sich genügend in der Nähe, und Transportwege bieten die
                              									Kanäle. Man könnte die Heizkraft von 30 t Torf in 1 t Carbid concentriren und so ein
                              									billiges Leuchtmaterial schaffen, das uns vom Auslande unabhängig macht. D. Korda (Rev. de Chim.
                                 										Ind., 1896 Bd. 7 S. 341) berechnet die Herstellungskosten von 1 t
                              									Calciumcarbid auf 250 Frs., unter Zugrundelegung eines Ausbringens von 4 k durch 1
                              									elektrischen -Tag.
                           Um Metallcarbide vor Feuchtigkeit zu schützen, taucht sie de
                                 										Roussy de Saler (Französisches Patent Nr. 259188) zuerst in siedendes
                              									Leinöl, dann in Theer, Pech, Bitumen u.s.w. F. H. Smith
                              									(Englisches Patent Nr. 13103/1897) presst das gepulverte Carbid, das vorher noch mit
                              									Oel zu einem Teig angemacht sein kann, in Tabletten und überzieht diese mit Wachs,
                              									Firniss o. ä. Dieser Ueberzug wird beim Gebrauche in dem Beschickungsrohre an einer
                              									Stelle abgeschabt.
                           Bei der schnellen Einwirkung von Wasser auf Calciumcarbid erhielt Le Chatelier (Société chim. de
                                 										Paris vom 11. Juni 1897; Chemiker-Zeitung,
                              									1897 Bd. 21 S. 591) als Rückstände Calcium- und Eisensilicid, sowie Siliciumcarbid.
                              									Die schon von Warren benutzte Einwirkung von
                              									Calciumcarbid auf Metalloxyde hat Henri Moissan (Acad. des sciences vom 29. November 1897; Chemiker-Zeitung, 1897 Bd. 21 S. 1042) näher studirt.
                              									Die Reaction des geschmolzenen Calciumcarbides auf die Oxyde ist energisch. Wenn das
                              									Metall selbst sich nicht mit Kohlenstoff vereinigt, wie Blei, Zinn und Wismuth, so
                              									wird es in Freiheit gesetzt und kann dann abgeschieden werden, oder es kann sich mit
                              									dem Calcium verbinden. Wenn das Metall oder Metalloid des Oxydes sich carburiren
                              									kann, so tritt mit dem Calciumcarbid doppelte Umsetzung ein. So wurden
                              									krystallisirte und gut charakterisirte Carbide von Aluminium, Mangan, Chrom,
                              									Molybdän, Wolfram und Silicium dargestellt.
                           Trotz der unbefriedigenden Erfahrungen, die H. Wedding
                              										(Stahl und Eisen, 1895 S. 574) früher mittheilte,
                              									wollen H. Schweitzer und E.
                                 										Lungwitz (Englisches Patent vom 18. August 1896) Calciumcarbid in den
                              									Bessemer-Converter gleich oder besser einige Zeit nach dem Beginne des Blasens
                              									einführen. Schwefel und Phosphor sollen durch das nascirende Calcium gebunden, die
                              									Temperatur durch die Bildung des Oxydes aus dem Carbide erhöht und der Stahl
                              									carburirt werden. Zu letzterem Zwecke bringen A. Wilson
                              									und F. Stubbs (Englisches Patent Nr. 12782/1896)
                              									zwischen zwei Metallplatten eine Schicht Carbid, erhitzen zur Rothglut und leiten
                              									einen elektrischen Strom durch. Zum Trocknen von Acetylen benutzen E. N. Dickerson und J. J.
                                 										Suckert (D. R. P. Nr. 92915) Calciumcarbid. P.
                                 										Yvon (Acad. des sciences vom 27. December
                              									1897; Chemiker-Zeitung, 1897 Bd. 22 S. 23) will es zur
                              									Entfernung des Wassers aus Alkohol gebrauchen. Er will so aus 90-bis 95procentigem
                              									Alkohol durch eine, höchstens zwei Destillationen absoluten Alkohol erhalten haben.
                              									Carbid ist also auch ein empfindliches Reagens auf Wassergehalt des Alkohols
                              									(Acetylenentwickelung!). Gute Resultate hat E. Chuard
                              										(L'Éclairage électr., 1897 Bd. 12 S. 336) mit
                              									Calciumcarbid als Mittel gegen die Reblaus erhalten. Er schreibt die Wirkung dem
                              									Phosphorwasserstoff zu.
                           Mit der Controle der Herstellung und der Benutzung des Acetylens beschäftigt sich
                              										(Journ. f. Gasbel., 1897 Bd. 40 S. 149) eine
                              									Section der Berufsgenossenschaft der chemischen Industrie. A. Frank hat in Gemeinschaft mit Weyl
                              									nachgewiesen, dass Luft, die 9 Proc. Acetylen enthält, längere Zeit ohne Gefahr
                              									eingeathmet werden kann. Phosphorwasserstoff begünstigt die Verbindung des Acetylens
                              									mit Kupfer, die nur in ammoniakalischen Lösungen erfolgt, und seine Explosivität.
                              									Bei der Aufbewahrung in Gasbehältern ist als Sperrflüssigkeit Kochsalzlösung zu
                              									empfehlen. Beim Durchleiten durch eine auf 600 bis 1000° erhitzte Röhre tritt keine
                              									explosionsartige Zersetzung ein. Zum Carburiren von Steinkohlengas ist Acetylen
                              									minderwerthiger als Benzol. O. N. Witt schreibt die
                              									Gefährlichkeit der Compression dem endothermischen Charakter des Acetylens zu. Nach
                              										Th. Elkan sollten die Theile, die mit flüssigem
                              									Acetylen in Berührung kommen, kupferfrei sein und die Flaschen bei 3 l Passungsraum
                              									nur mit 1 k gefüllt werden. Der Condensor muss beim Stocken des Betriebes entleert
                              									werden. Tieftrunck legt Gewicht darauf, dass der Druck
                              									in den Entwickelungsapparaten niedrig bleibe. R.
                                 										Pictet kühlt das Zersetzungswasser, reinigt das Gas sehr gut in – 16°
                              									kalten Lösungen, kühlt es auf – 20° ab und comprimirt mit 8 at bei – 80°. Füllt man
                              									es bei derselben Temperatur in Flaschen, so hält es heftige Stösse ohne zu
                              									explodiren aus. M. Altschul empfiehlt, die auf 250 at
                              									geprüften Flaschen nur zu zwei Dritteln zu füllen und das Acetylen sehr gut zu
                              									reinigen.
                           L. T. Fitz Gibbon (Englisches Patent Nr. 22526/1896)
                              									mässigt die Heftigkeit der Zersetzung des Calciumcarbids durch Beimengung von 8 bis
                              									10 Proc. Paraffin. Ammoniak wird durch Salzsäure in der Zersetzungs- oder der
                              									Waschflüssigkeit gebunden. Elmer F. Mackusick
                              									(Amerikanisches Patent Nr. 588230; übertragen auf die Electro Gas Comp. of West Virginia) setzt dem Wasser mehr oder weniger
                              									Glycerin zu. G. Pereire, E. Sorel und B. Cruvellier (Englisches Patent Nr. 6997/1897)
                              									zersetzen das Carbid statt durch Wasser durch Dampf.
                           Von Acetylenentwickelungsapparaten, deren Zahl, wenigstens soweit sie auf dem Papiere
                              									stehen, gar nicht mehr zu übersehen ist, seien nur einige erwähnt. Bei dem Apparate
                              									der Deutschen Acetylengasgesellschaft m. b. 77.
                              									(Englisches Patent Nr. 10199/1897) bewegt sich die Gasometerglocke, die einen
                              									Carbidbehälter trägt, in dem ringförmigen Raume zwischen zwei concentrischen
                              									Behältern, von denen der innere Wasser zur Zersetzung des Carbids enthält. Bei einem
                              									anderen Apparate (Englisches Patent Nr. 10249/1897), der die Wasserkammer über dem
                              									Carbidbehälter hat, wird das Gasauslassrohr ganz ausserhalb des Wasserbehälters
                              									gelegt, um Condensation von Feuchtigkeit zu verhindern. Der Apparat der Gesellschaft für Acetylengaslicht in Basel (Englisches
                              									Patent Nr. 7744/1897) hat einen Generator mit losem Boden und oben mit einem
                              									Kreuzrohre, dessen einer Arm nach einem Sicherheitsventil und dessen anderer nach
                              									einem Gasbehälter führt. Der senkrechte Arm geht durch eine Röhre mit Fünfwegehahn
                              									nach einem Wassergefäss. Dieses besitzt oben eine Röhre mit Zweiwegehahn zur
                              									Verbindung mit einem Fülltrichter und mit der Luft. Das Wasser strömt von unten zum
                              									Carbid. H. Cousin (Englisches Patent Nr. 8552/1897)
                              									hält durch Federn ein Ventil am unteren Ende eines auf dem Gasbehälter befestigten
                              									Fülltrichters so lange geschlossen, bis die Glocke am tiefsten gesunken ist. Das Gas
                              									wird nach einander durch Kupfersulfat, Eisenoxyd, Calciumcarbid und Calciumchlorid
                              									gereinigt. A. J. und A. G.
                                 										Smith (Englisches Patent Nr. 24414/1896) verbinden Gasentwickler und
                              									Gasbehälter ausser durch das Gasleitungsrohr seitlich durch eine ∪-Röhre. Durch diese fliesst so lange Wasser in die
                              									Carbidkammer, bis das Gas im Gasometer das Niveau des Wassers unter die Mündung der
                              										∪-Röhre hinabgedrückt hat. D.
                                 										Whalley und J. Hacking (Englisches Patent Nr.
                              									15654/1896) versehen den Acetylenentwickler mit drei Wassereinlässen in
                              									verschiedener Höhe und leiten das Gas, ehe es zu den Brennern oder dem Gasometer
                              									kommt, durch einen Kühler. The Morley Acetylene Gas
                                 										Company (Englisches Patent Nr. 10126/1896) lässt das Wasser durch über
                              									einander angeordnete Zweigröhren eines centralen Rohres zu dem Carbide treten. C. H. Campbell (Englisches Patent Nr. 12120/1897)
                              									regulirt die Beschickung mit Calciumcarbid automatisch durch die Bewegung des
                              									Gasometers und gibt eine Vorrichtung an, das Entweichen von Gas beim Oeffnen der
                              									Carbidkammer zu vermeiden. G. Kern (D. R. P. Nr. 91511)
                              									ordnet die mit siebartigen Einsätzen versehenen Carbidbehälter aussen an einer
                              									beweglichen Glocke an, mit der sie durch einen oberen und einen unteren Hahn in
                              									Verbindung stehen. Durch letzteren tritt Wasser zum Carbid; durch ersteren strömt
                              									das Acetylen in die Glocke. Diese steigt, wobei gleichzeitig, wenn sie zu drei
                              									Vierteln gefüllt ist, das Carbid aus dem Wasser gehoben wird. Nach dem Verbrauche
                              									des Acetylens sinkt die Glocke wieder, bringt das Carbid von Neuem mit dem Wasser in
                              									Berührung u.s.f. F. S. Thorn und C. Hoddle (Englisches Patent Nr. 15962/1896) erschöpfen
                              									den Inhalt mehrerer mit Kammern versehenen cylindrischen geschlossenen
                              									Carbidbehälter nach und nach unter Verwendung von Kugelventilen, die durch das
                              									Fallen des Gasbehälters bethätigt werden. Auch bei dem Apparate von H. E. Alexandre (Englisches Patent Nr. 5913/1897) wird
                              									der Inhalt mehrerer über einander liegender Kammern der Reihe nach zersetzt. J. Schumacher (Engl. Patent Nr. 30134/1896) schliesst
                              									das Carbid zwischen zwei wagerechte Scheidewände ein. Die obere, über der sich der
                              									Wasserbehälter befindet, ist fest. Die untere, die einen Ablass für das durch die
                              									unteren Schichten des Carbids getrocknete Gas hat, wird durch die bei der Zersetzung
                              									anschwellende Masse nach unten gedrückt. Dabei wird zu den unteren Carbidschichten
                              									so viel mehr Wasser gelassen, dass die Gasentwickelung constant bleibt. Um den Druck
                              									in den Acetylengasleitungen unverändert zu halten, ordnen E.
                                 										B. Pym und J. Gore (Englisches Patent Nr.
                              									3219/1896) eine zweite Vorrathskammer als Regulator an. Der Entwickelungsapparat ist
                              									zweitheilig. Der Wasserzufluss wird automatisch von der einen Kammer weg und in die
                              									andere geleitet, wenn in jener das Carbid erschöpft ist. Bei dem Apparate von G. Trouvé (Englisches Patent Nr. 23591/1896) ist das
                              									fest verschlossene Entwickelungsgefäss mit einem entfernbaren Boden versehen. Es
                              									sind zwei Gasbehälter vorhanden; der eine liefert Gas, während der andere gefüllt
                              									wird. Das Gas steht unter dem Drucke einer sehr niedrigen (10 bis 30 cm hohen)
                              									Wassersäule. Auf dem Generator kann (Englisches Patent Nr. 23592/1896) ein
                              									Condensator, der mit Glaskugeln oder absorbirendem Material gefüllt ist, befestigt
                              									werden. Eine Sicherheitsheberröhre gestattet bei steigendem Drucke den Austritt des
                              									Gases direct nach dem Auslasse oder über einen Brenner. Bei dem Acetylenentwickler
                              										B. Turr's (D. R. P. Nr. 93188) dehnt das Gas die
                              									elastischen Wände eines zwischen Wasser- und Carbidgefäss angeordneten Behälters
                              									aus. Dadurch werden bei einem bestimmten Gasdrucke am Wasserzuflussrohre angebrachte
                              									Hähne, die mit Gegengewichten versehen sind, geschlossen. Sie öffnen sich wieder bei
                              									Verminderung des Druckes unter eine gewisse Grenze. Um das Carbid, das auf dem
                              									perforirten Boden einer Glocke liegt, bei deren Steigen vor Feuchtigkeit zu
                              									schützen, bedeckt R. R. Gibbs (Englisches Patent Nr.
                              									12788/1896) das Wasser in dem Bottich, der die Glocke aufnimmt, mit einer dicken
                              									Schicht Oel. Eine vom Boden des Bottichs ausgehende Röhre, durch die ein anderes Gas
                              									dem Acetylen beigemischt werden kann, ist verschiebbar in einer oben in der Glocke
                              									befestigten, die zur Ableitung des Acetylens dient. Frisches Calciumcarbid wird
                              									durch einen Schubbehälter mit Quecksilberverschluss oben an dem Gasometer oder durch
                              									einen mit Oel gefüllten Heber mit der Hand zugeführt. Aehnlich bedeckt R. Turr (Englisches Patent Nr. 24274/1896) das über dem
                              									Carbide in einem geschlossenen Gefässe stehende Wasser mit Erdöl. Bei einem
                              									Gasüberdrucke wird das Wasser von unten in ein zu dem ersten concentrisches zweites
                              									Gefäss gedrückt, bis das Erdöl das Carbid überdeckt und dadurch die Gasentwickelung
                              									zum Stillstande bringt. J. G. Knerr und C. Fry (Englisches Patent Nr. 8989/1897) bringen die
                              									Carbidbehälter auf einer drehbaren Scheibe an, so dass sie abwechselnd unter den
                              									Wasserzufluss und unter die Beschickungsvorrichtung gebracht werden können. U. Kesselring (Englisches Patent Nr. 9714/1897) füllt
                              									das Carbid in eine rotirende Trommel, deren einzelne Abtheilungen nach und nach
                              									durch Ventile entleert werden, die das Steigen und Fallen der Gasometerglocke durch
                              									Hebel bethätigt. F. H. Haviland, A. Holloway, J. B.
                                 										Collier und W. H. Murch (Englisches Patent Nr.
                              									15122/1896) drücken das Wasser im Gasbehälter in einer Röhre hoch, von deren Mündung
                              									es herabtropft, oder in einem Dochte, der zwischen der Wandung des Gasbehälters und
                              									einem darin stehenden durchlöcherten Carbidgefässe angebracht ist. Ueber dem
                              									Gasbehälter befindet sich, durch doppelte wagerechte Wände davon getrennt, eine
                              									Wasserkammer mit Kühlschlange für das Acetylen. Um Verluste an Acetylen bei der
                              									Aufspeicherung über Wasser zu vermeiden, bringt J. C.
                                 										Bayley (Englisches Patent Nr. 6739/1896) eine harmonikaartige ausdehnbare
                              									Aufbewahrungskammer an.
                           A. J. Boult (Englisches Patent Nr. 1440/1897) kühlt das
                              									Acetylen in der Entwicklerglocke, um es von Wasser zu befreien. Das Wasser wirkt
                              									immer nur auf einen kleinen Theil der Carbidbeschickung. Zur Reinigung fügen de Resener und Lucharie
                              									(Französisches Patent Nr. 259067) dem Acetylen Eisensulfat oder -oxyd zu. Aehnlich
                              									will G. Isaac (Englisches Patent Nr. 15139/1896) das
                              									Acetylen durch Eisenerz von Schwefelwasserstoffverbindungen und dann durch
                              									Absorptionsmittel von Wasser und Ammoniak befreien. Auch eine von Marseille in den
                              									Handel kommende Reinigungsmasse für Acetylen ist nach Edg.
                                 										Odernheimer (Chemiker-Zeitung, 1898 Bd. 22 S.
                              									21) nichts weiter als Laming'sche Masse.
                              									Phosphorwasserstoff kann durch sie nicht entfernt werden. Dafür geeignet ist nach
                              										G. Lunge und E.
                                 										Cedercreutz (Zeitschr. f. angew. Chemie, 1897
                              									S. 654) mit Wasser zu Klumpen geformter Chlorkalk; ein zweites Gefäss mit Kalk hält
                              									die Chlorverbindungen zurück. Dieselben Autoren haben über Analyse des
                              									Calciumcarbids und Acetylens gearbeitet.
                           Wenn man Acetylen durch verdünnte Säure und Lösungen von Bleiacetat, angesäuertem
                              									Kupfersulfat und Natronhydrat reinigt und durch Ueberleiten über hygroskopische
                              									Substanzen trocknet, kann man es nach A. Schemidt und
                              										O. Kaufman (Englisches Patent Nr. 16432/1896) ohne
                              									Abkühlung comprimiren. Die Verflüssigung des Acetylens erfordert nach Claude und Hess
                              									(Französisches Patent Nr. 260352) einen niedrigeren Druck, wenn man nicht reines
                              									Acetylen, sondern ein Gemenge mit den Dämpfen solcher Körper, die es lösen können,
                              									anwendet. Zur Bestimmung des Acetylens und der Acetylenverbindungen von der Formel R
                              									. C : CH benutzt Chavastelon (Comptes rendus, 1897 Bd. 125 S. 245) die Reaction C2H2 + 3AgNO3 = C2Ag2 . NO3Ag + 2HNO3, indem er die frei gewordene Säure titrirt. Die
                              									Bestimmung wird in einem Raoult'schen Eudiometer mit
                              									10procentiger Silbernitratlösung vorgenommen. Nach G.
                                 										Arth (Acad. des sciences vom 28. Juni 1897;
                              										Chemiker-Zeitung, 1897 Bd. 21 S. 565) entsteht
                              									durch Einwirkung von Acetylen auf neutrale Silbernitratlösung erst der Körper C2Ag2 . AgNO3, der durch ein gelbes Zwischenproduct in die
                              									Verbindung C2Ag2
                              									übergeht. Die Bestimmung des Silbers in diesen Substanzen erfolgt nach der Lösung in
                              									genügend concentrirter Kaliumcyanidlösung durch Elektrolyse. Ueber die Zersetzung
                              									des Acetylens, sowohl in freiem Zustande als in Acetonlösung, haben Berthelot und Vieille (Comptes rendus, 1897 Bd. 124 S. 988, 996 und 1000)
                              									gearbeitet.
                           Acetylen für sich oder im Gemisch mit anderen Gasen benutzen Berger und Wirth (D. R. P. Nr. 92801) zur Russerzeugung. H. G. Söderbaum (Ber. d. d.
                                 										chem. Gesellsch., 1897 Bd. 30 S. 902) gebraucht es zur quantitativen
                              									Fällung des Kupfers in schwach ammoniakalischer warmer Lösung. Gewogen wird es als
                              									Oxyd. Die Trennung vom Zink gelingt bei Gegenwart von schwefliger Säure.
                           R. Goodwin (Englisches Patent Nr. 17644/1896) will die
                              									Verbrennung des Acetylens durch Beimengung von Kohlensäure vollständiger machen. Das
                              									Gemisch wird in Kammern mit Bleidraht und Kupfersulfat gereinigt. T. Thorp und T. G. Marsh
                              									(Englisches Patent Nr. 12942/1896) beschreiben Vorrichtungen zum Mischen von
                              									Acetylen mit Luft oder anderen Gasen. H. E. Oving
                              									(Englische Patente Nr. 23669 und 23670/1896) lässt durch das Acetylen eine Trommel
                              									drehen. Eine auf derselben Achse angebrachte zweite Trommel saugt bei der Drehung
                              									Luft ein, die sich mit dem Acetylen mischt.
                           C. Coppeaux (Englisches Patent Nr. 9630/1896) führt den
                              									Acetylenbrennern Luft unter Druck zu. Ein für Acetylen geeigneter Bunsen-Brenner
                              									muss nach A. E. Munby (Proc.
                                 										Chem. Soc., 1897 S. 103) eine innen 5 mm weite Röhre und einen so engen
                              									Gaseinlass haben, dass in 1 Stunde nur 28 cbdm unter 15 cm Wasserdruck ausströmen
                              									können. Acetylenbrenner construirten auch J. R. Wigham
                              									(Englisches Patent Nr. 4285/1896), S. D. Gillet, G.
                                 										Forest und J. E. O. Bocandé (Englisches Patent
                              									Nr. 27086 von 1896).
                           Nach L. M. Bullier (Bulletin de
                                 										la Société chim., 1897 S. 646) werden auf das Carcel (9,6 Wallrath-Kerzen)
                              									7 bis 8 l Acetylen verbraucht. Mischungen geben dieselbe Leuchtkraft wie reines
                              									Acetylen, wenn sie von letzterem wenigstens 50 Proc. enthalten. Bei derselben
                              									Intensität vermindert sich der Consum der Brenner in demselben Verhältnisse wie der
                              									Gehalt der Mischung an Acetylen zunimmt. Gemische mit viel Kohlensäure sind nicht
                              									vortheilhaft; solche mit reinem Stickstoffe geben 10 Proc. Verschlechterung
                              									gegenüber reinem Acetylen. In beiden Fällen ist die Gegenwart kleiner Mengen
                              									Sauerstoff von grossem Vortheile. Wasserstoff, der verhältnissmässig kleine Mengen
                              									von Acetylen enthält, gibt gute Resultate. Man kann also Mischungen von Acetylen mit
                              									Wassergas oder besser mit Luft verwenden. Verglichen mit dem Verbrauche von 0,643
                              									bis 0,8 l für 1 Kerzen-Stunde beträgt (Rev. de Chim.
                                 										Ind., 1897 Bd. 8 S. 8) der Verbrauch an Steinkohlengas im
                              									Schmetterlingsbrenner 11,5 l, im Argand-Brenner 10 l, im Siemens-Brenner 3,7 l und
                              									im Auer-Brenner 2,7 l. Zum Betriebe von Motoren ist Acetylen noch zu theuer.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)