| Titel: | Landwirthschaftliche Maschinen.Einiges über Säemaschinen. | 
| Autor: | Victor Thallmayer | 
| Fundstelle: | Band 307, Jahrgang 1898, S. 228 | 
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                        Landwirthschaftliche
                              									Maschinen.Einiges über Säemaschinen.
                        Von Victor Thallmayer,
                           								Professor an der landwirthschaftlichen Akademie in Ungarisch-Altenburg.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 201 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Einiges über Säemaschinen.
                        
                     
                        
                           Reihensäemaschinen für Dibbelsaat.
                           Ohne Schwierigkeit kann jede Reihensäemaschine zu einer Dibbelsäemaschine
                              									umgestaltet, nämlich zur Saatbestellung so eingerichtet werden, dass der Same nicht
                              									ununterbrochen, sondern nur auf gewisse, von einander gleichweit abstehende Punkte
                              									der Reihe falle, oder wie man zu sagen pflegt, horstweise.
                           Zu diesem Behufe ist es nothwendig, dass die Schare mit einem sich öffnenden und
                              									schliessenden Untertheile versehen werden, aus welchem nach Verlauf gleicher
                              									Zeitintervalle je ein paar Korn Samen fallen können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 307, S. 228
                              Fig. 226.Reihensäemaschine für Dibbelsaat.
                              
                           Diesbezüglich ist es nur nöthig, dass unter die den Samen hinausfallen lassende
                              									Oeffnung des Schares ein Klappenhebel gelegt sei, so dass dessen klappenförmig
                              									gebogenes Ende die Oeffnung zeitweilig verdeckt halten könne.
                           Dieser Hebel ist zweiarmig und hat seinen Drehungspunkt am gewöhnlichen Scharhebel,
                              									sein klappenförmig umgebogenes Ende greift unter das Auslaufende des Schares, auf
                              									das andere freie Ende des Klappenhebels hingegen wirken die vier Daumen oder Zähne
                              									einer Scheibe ein, die sich auf einer zur Säewelle parallel gerichteten Welle in
                              									Umdrehung befindet. So oft ein Zahn der Scheibe an das Ende des Hebels anschlägt, so
                              									oft öffnet unten die Klappe das Schar und die Körner fallen auf die
                              									Dibbelstelle.
                           In Fig. 226, welche eine Dibbelmaschine von E. Kühne darstellt, sehen wir die erwähnten auf die
                              									Dibbelhebel einwirkenden Scheiben, sowie die, die gemeinschaftliche Welle dieser
                              									Scheiben in Umdrehung versetzenden Zahnräder durch Schraffirung hervorgehoben, und
                              									um diese Theile besser ersichtlich zu machen, ist das linksseitige Fahrrad
                              									ausgebrochen gezeichnet.
                           In Fig. 227 ist die Welle, auf der die Regulirscheiben
                              									sich befinden, mit h bezeichnet. Der Winkelhebel dhc dient dazu, die die Welle h treibenden Zahnräder in und ausser Eingriff mit dem Nabenzahnrad zu
                              									bringen.
                           Die Entfernung der Dibbelstellen in der Reihe hängt von der Drehgeschwindigkeit der
                              									Welle h ab, je schneller sich letztere dreht, um so
                              									öfter treffen in einer gewissen Zeit die Zähne der Dibbelscheibe auf den Dibbelhebel
                              										g, welcher seinen Drehungspunkt im Punkte f hat, und um so öfter öffnet sich unten das Schar oder
                              									was dasselbe ist, um so näher fallen die Dibbelstellen zu einander.
                           Zur Regulirung der Umdrehungsgeschwindigkeit der Welle h
                              									können auf den Winkelhebel d c verschiedene Zahnräder
                              									aufgesteckt werden and kann auf diese Weise die Entfernung der Dibbelstellen von
                              									einander 12, 16, 20, 24 oder 28 Zoll (81, 42, 52, 62 oder 73 cm) gemacht werden.
                           Auf den Hebel wirkt, damit er schnell wieder unten die Scharöffnung schliesse,
                              									eine Feder ein, welche diesen, nachdem der Zahn der Scheibe dessen oberes Ende
                              									gestreift hat, wieder in die ursprüngliche Lage zurückschnellt.
                           Ihrer Form nach unterscheiden sich die zum Dibbeln eingerichteten Reihensäemaschinen
                              									sehr wenig von den eigentlichen Reihensäemaschinen; ihrer Construction nach nur
                              									dadurch, dass die Räderübersetzung eine anders angeordnete ist und dass die
                              									Dibbelschare mit dem Klappenmechanismus ausgestattet sind.
                           Bei der Anordnung der Räderübersetzung ergibt sich der Unterschied, dass, während bei
                              									den gewöhnlichen Reihensäemaschinen nur am rechtsseitigen Fahrrade eine
                              									Räderübersetzung zum Betriebe der Säewelle vorhanden ist, befindet sich bei den als
                              									Dibbelmaschinen verwendbaren Reihensäemaschinen auch an der linksseitigen
                              									Fahrradnabe ein Zahnradantrieb, welcher die, die Entfernung der Dibbelstellen in der
                              									Reihe regulirende Scheibenwelle in Umdrehung bringt.
                           Die Dibbelschare unterscheiden sich von den gewöhnlichen nur dadurch, dass dieselben
                              									mit dem Klappenhebel versehen sind (s. Fig. 228
                              									Abbildung 1 und 2).
                           Hat demnach eine Reihensäemaschine auch linksseitig einen Räderantrieb, und ist
                              									dieselbe mit vier bis fünf Extrascharen mit Klappenhebeln ausgestattet, so kann man
                              									mit derselben nach Nothwendigkeit entweder gewöhnliche Reihen- oder aber Dibbelsaat
                              
                              									ausführen.
                           Die Säewelle einer solchen Maschine kann eine Löffel-Schöpfräder- oder
                              									Schubräderwelle sein.
                           Eine der ältesten Dibbelsäemaschinen ist die Kutzer'sche, welche auch gegenwärtig noch von der Firma Umrath und Co. in Prag gebaut wird; Dibbelmaschinen
                              									baut übrigens jede mit der Fabrikation von Säemaschinen sich befassende Fabrik.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 307, S. 228
                              Fig. 227.Reihensäemaschine für Dibbelsaat.
                              
                           Ausser dem Klappenhebelsystem ist noch das Dibbelscheibensystem zu erwähnen, wo die
                              									Dibbelschare derart angeordnet sind, dass unter dem Schartrichter eine mit vier
                              									Zellen versehene und in ein Gehäuse eingeschlossene Scheibe rotirt, so dass nach
                              									jeder Viertelumdrehung der Scheibe auf eine Dibbelstelle Samen fällt (s. Fig. 228 Abbildung 3).
                           In Fig. 228 sehen wir Dibbelschare nach dem
                              									Klappensystem (Abbildung 1 und 2) und nach dem Kapselsystem (Abbildung 3)
                              									vorgeführt. Die Klappenhebel sind mit K, ihre
                              									Drehpunkte mit O und die, diese zurückschnellenden
                              									Federn mit F bezeichnet. Die Dibbelwelle, auf welcher
                              										sich die, die
                              									Klappenhebel von den Scharen weghebenden Daumenscheiben befinden, ist mit W bezeichnet. Abbildung 3 ist ein Dibbelhebel nach dem
                              									Kapselsystem und ist auch hier die Dibbelwelle mit W
                              									bezeichnet. Die Dibbelwelle wird entweder mit einer Zahnradübersetzung (Fig. 228 Abbildung 4) betrieben oder mit einer
                              									endlosen Kette. Mit N ist das Nabenrad, mit D das an der Dibbelwelle sitzende Zahnrad, mit UU1 die
                              									Uebersetzungsräder bezeichnet. Mit dem Hebel H kann das
                              									Rad U ausser Contact mit N
                              									gebracht und so die Dibbelwelle abgestellt werden. Das eine Ende des Hebels H hat drei Löcher, um verschieden grosse
                              									Uebersetzungsräder U1
                              									aufnehmen zu können, mit diesen correspondiren die Einkerbungen am Stellbügel des
                              									Hebels. Mit G ist der Gestellseitentheil bezeichnet.
                              									Diese Art Zahnradübersetzung wird dann angewendet, wenn die Klappenhebel wie in
                              
                              									Abbildung 1 senkrecht gerichtet sind. Bei liegenden Klappenhebeln wie in Abbildung 2
                              									und bei Dibbelkapseln wie in Abbildung 3 kann die Dibbelwelle W vom Nabenrade N mittels
                              									endloser Kette betrieben werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 307, S. 229
                              Fig. 228.Reihensäemaschine für Dibbelsaat.
                              
                           Trotzdem, dass die Dibbelsäemaschinen schon lange bekannt sind, verwendet man doch
                              									noch am häufigsten zum Rüben- und Maisbau gewöhnliche Säemaschinen; es kommt dies
                              									daher, weil die Dibbelsäemaschine, die wir gegenwärtig zur Verfügung haben, keine
                              									eigentliche Dibbelsaat, sondern mehr eine unregelmässige Reihensaat vollführen; die
                              									Körner fallen nämlich nicht alle auf einen Punkt, sondern sie verziehen sich während
                              									des Fallens immer auf einige Centimeter.
                           Die gewöhnliche Reihensäemaschine ist auch als Marquer zur Markirung der
                              									Dibbelstellen in dem Falle zu gebrauchen, wenn der Same mit der Hand hörst weise
                              									gelegt zu werden hat. In diesem Falle ist es nur nothwendig, nach vorhergegangenem
                              									Walzen die Säemaschine, nachdem die Säeschare auf die entsprechende Weite aus
                              									einander gestellt wurden, nach zwei auf einander senkrechten Richtungen übers Feld
                              									zu führen.
                           Geschieht bei dieser Gelegenheit das Führen der Maschine mit jener Pünktlichkeit
                              									wie beim Anbau, so werden auf diese Weise die Dibbelstellen schachbrettförmig und so
                              									genau durch die Kreuzungspunkte der Reihen markirt, dass dann das Behacken kreuz und
                              									quer zwischen den Pflanzenreihen mit Hackgeräthen keinerlei Schwierigkeit
                              									unterliegt.
                           
                              
                                 Reihensäemaschinen für den Kartoffelbau.
                                 
                              Jener ausserordentliche Erfolg, der die Einführung der Reihensäemaschinen überall
                                 										begleitete, veranlasste die Fabrikanten, für Kartoffelbau treibende Gegenden zum
                                 										Anbau dieses Knollengewächses passende Reihensäemaschinen zu bauen.
                              Dass die Fabrikanten sich hierfür ursprünglich die Löffelsäemaschine zum Vorbild
                                 										nahmen, ist natürlich und leicht verständlich; denn es steht dem nichts im Wege,
                                 										mit genügend grossen Löffeln aus einem genügend geräumigen Saatkasten,
                                 										Erdäpfelknollen in der gleichen Weise zu bauen, wie andere Samen.
                              Es war somit von der Getreidesäemaschine bis zur Kartoffellegemaschine nur mehr
                                 										ein Schritt zu thun, nachdem sich letztere von der ersteren durch nichts zu
                                 										unterscheiden brauchte, wie durch grössere Dimension der Löffel und des
                                 										Saatkastens; es kann demnach der Säeapparat der Kartoffellegemaschine als eine
                                 										vergrösserte Ausgabe der Löffelscheibe betrachtet werden.
                              In Fig. 229 sehen wir die auf das Princip der
                                 										Löffelsäemaschine gebaute Schneitler'sche
                                 										Kartoffellegemaschine im Durchschnitte abgebildet, deren an eiserne Arme
                                 										befestigte Löffel S, wenn dieselben sich drehen,
                                 										aus dem Saatkasten je eine Knolle mitnehmen, um diese in das senkrechte
                                 										Saatleitungsrohr fallen zu lassen, durch welches hindurch es in die Saatfurche
                                 										fällt.
                              Die Saatfurche wird durch das unterhalb des Saatleitungsrohres befindliche Schar
                                 											A geöffnet, und nachdem in dieselbe die Knollen
                                 										hineingefallen sind, decken die Zustreifbleche B
                                 										die Furche mit Erde zu.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 307, S. 229
                                 Fig. 229.Reihensäemaschine für den Kartoffelbau.
                                 
                              Ein Hebel H ist dazu vorhanden, um beim Wenden mit
                                 										der Maschine die Schare aus dem Boden heben zu können. Mit G ist jener Hebel bezeichnet, an welchen die die
                                 										Säewelle treibenden Zahnräder befestigt sind. Ausserdem dient dieser Hebel zur
                                 										Einstellung des Betriebes der Säewelle, wenn es, wie z.B. beim Wenden, nicht
                                 										nothwendig ist, dass die Maschine anbaue.
                              Mit der zweireihigen Schneitler'schen Maschine, die
                                 										übrigens gegenwärtig, da die Fabrik in Berlin, welche dieselbe erzeugte,
                                 										eingegangen ist, nicht mehr zu bekommen ist, können rundknollige Kartoffeln zur
                                 										vollen Zufriedenheit angebaut werden.
                              Wegen Anbaues mit der Maschine müssen die Kartoffeln auf gleiche
                                 										Knollengrösse sortirt werden. Zum Anbaue der langknolligen Kartoffelsorten hat
                                 										man Maschinen, deren Säeapparat von der Löffelscheibenform verschieden ist.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 307, S. 230
                                 Fig. 230.Reihensäemaschine für den Kartoffelbau.
                                 
                              Eine einfache amerikanische Kartoffellegemaschine, mit welcher runde, längliche,
                                 										ganze oder zertheilte Knollen angebaut werden können, ist die ältere Maschine
                                 										von Robbin, die wir in Fig. 230 abgebildet sehen. Bei derselben legt ein Junge, für den am
                                 										rückwärtigen Theile der Maschine ein Sitz vorhanden ist, die Knollen mit der
                                 										Hand in eine fächerförmig eingetheilte rotirende Scheibe F einzeln ein. Unter der Scheibe befindet sich in der Bodenplatte ein
                                 										Loch, durch welches die Knollen in die Rohrleitung und durch diese hindurch in
                                 										die vom Schar C geöffnete Furche fallen. Mit TT und H sind
                                 										Zustreifbleche zum Bedecken der Furche bezeichnet. Rechts und links von der
                                 										Scheibe F befindet sich, wie aus der Abbildung zu
                                 										entnehmen, Raum genug zum Aufstapeln einer grösseren Quantität der anzubauenden
                                 										Knollen. Mit G ist ein Behälter für Kunstdünger
                                 										bezeichnet, welcher in die vom Vorschar N geöffnete
                                 										Vorfurche fällt (Reihendüngung). J ist ein Eisen
                                 										zum Vorzeichnen (Markiren) der nächsten Reihe.
                              Eine amerikanische Kartoffellegemaschine, welche die Knollen zugleich in Stücke
                                 										schneidet, ist die von True.
                              
                           
                              
                                 Reihensäemaschinen zum Düngerstreuen.
                                 
                              Vor nicht gar zu langer Zeit noch, als die Landwirthe zum Düngen ihrer Felder
                                 										ausser gewöhnlichem Stallmist, welcher sich mit einfachen Handgeräthen leicht
                                 										gleichmassig vertheilen lässt, kaum etwas anderes gebrauchten, war kein
                                 										Interesse für und Nachfrage nach Düngerstreumaschinen vorhanden.
                              Unter den jetzigen Verhältnissen steht es in dieser Beziehung anders, die
                                 										Landwirthe von heute verwenden neben Stalldünger auch andere künstliche
                                 										Düngemittel, zu deren gleichmässiger Ausstreuung sie keine entsprechenden
                                 										Handgeräthe besitzen, weshalb sie auf solche Maschinen, welche den Kunstdünger
                                 										gleichmässiger, als dies von Hand aus möglich ist, ausstreuen, angewiesen sind,
                                 										ganz abgesehen davon, dass manche Kunstdünger, wie z.B. Superphosphat, die
                                 										Hände, Augen und die Kleidung der Arbeiter angreifen, und von diesen daher nur
                                 										mit Widerwillen mit der Hand gestreut werden.
                              Trockener Kunstdünger – vorausgesetzt, dass derselbe pulver- oder kornförmig ist
                                 										– kann auch mit einer gewöhnlichen Säemaschine gestreut werden, feuchter
                                 										Kunstdünger hingegen, nachdem derselbe sich zu kleineren oder grösseren Knollen
                                 										zusammenballt, oder zu einer schmierigen Masse wird, kann mit einer gewöhnlichen
                                 										Säemaschine nicht ausgestreut werden; zum Ausstreuen solcher Dünger gibt es
                                 										specielle Düngerstreumaschinen, welche sich nicht so sehr ihrer Form, als wie
                                 										ihrer inneren Einrichtung nach, von den gewöhnlichen Säemaschinen
                                 										unterscheiden.
                              Die Düngerstreumaschinen können mit einem oder zwei Streukasten versehen
                                 										sein; die mit einem Kasten versehenen bilden die eigentlichen
                                 										Düngerstreumaschinen, welche sowohl zur gewöhnlichen als auch zur Kopfdüngung
                                 										verwendet werden können; die mit zwei Kasten versehenen, welche aus einem Kasten
                                 										Saat, aus dem anderen Dünger streuen können, lassen sich auch zur gleichzeitigen
                                 										Bestellung von Düngung und Saat verwenden.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 307, S. 230
                                 Fig. 231.Reihensäemaschine zum Düngerstreuen.
                                 
                              Die mit zwei Kasten versehenen Maschinen sind eigentlich nichts anderes als mit
                                 										Düngerstreuern combinirte Säemaschinen. Da sie als solche gewissermaassen auch
                                 										zu den Reihensäemaschinen gehören, wollen wir einige derselben näher
                                 										beschreiben.
                              Nachdem in manchen Fällen, wie z.B. bei grosser Reihen weite, das Einstreuen des
                                 										Düngers in die Reihe logischer erscheint, als das breitwürfige Ausstreuen
                                 										desselben, so sind die meisten mit Düngerstreuapparaten combinirten Säemaschinen
                                 										derart eingerichtet, dass man nach Belieben mit denselben den Dünger in Reihen
                                 										oder aber breitwürfig streuen kann.
                              Die in Fig. 231 abgebildete, mit einem
                                 										Düngerstreuapparat combinirte Säemaschine wird von Anton
                                    											Reissenzahn in Prag-Bubna gebaut. Es befindet sich bei derselben der
                                 										Düngerstreuapparat, dessen Kasten aus einem gossenförmigen Theil A und einem trogförmigen Theil B besteht, hinter dem Saatkasten.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 307, S. 230
                                 Fig. 232.Reihensäemaschine zum Düngerstreuen.
                                 
                              Den Dünger streut aus dem Troge B ein Rüttelwerk,
                                 										welches mit dem über das Nabenzahnrad gleitenden Rüttelarm D den klappenförmigen Boden J des Troges B in rüttelnde Bewegung
                                 										versetzt, so dass der Dünger längs einer schmalen Spalte herausfallen kann.
                              Soll nun, wie z.B. beim Rübenbau, der Dünger in die Reihen eingestreut
                                 										werden, so wird unter den Trog B ein
                                 										Vertheilungskasten C gehängt, welcher durch in
                                 										denselben eingesetzte prismatische Hölzer von dreieckigem Querschnitt in so viel
                                 										Abtheilungen getheilt ist, als Schare vorhanden sind.
                              Wird nur verlangt, dass der Dünger breitwürfig falle, so wird der
                                 										Vertheilungskasten C einfach abgenommen.
                              Damit im Streuen keine Unterbrechung eintrete, darf der Trog B nie ganz leer werden, und, um dies zu verhindern,
                                 										wird die Gosse A immer genügend mit Dünger gefüllt
                                 										erhalten, um von dort, wenn nöthig, etwas nach dem Troge B hinüber zu bekommen, nämlich, wenn der die Maschine begleitende
                                 										Arbeiter sieht, dass in dem Troge B nicht von
                                 										selbst aus A der Dünger nachrutscht, so hilft er
                                 										mit der Hand oder einem Stocke nach.
                              Soll mit der Maschine nur Saat angebaut werden, so kann man den Düngerapparat
                                 										ganz herunternehmen.
                              Der aus der Abbildung ersichtliche Hebel H dient zum
                                 										Ausheben des Rüttelhebels D, wenn mit der Maschine
                                 										an den Feldenden gewendet wird.
                              Die in Fig. 232 abgebildete Maschine wird von Franz Melichar in Brandeis a. d. Elbe gebaut.
                              Auf der linken Seite der Abbildung sehen wir eine mit gewöhnlichen Scharen
                                 										versehene Reihensäemaschine, welche breitwürfig Dünger streuen kann, auf der
                                 										rechten Seite der Abbildung hingegen sehen wir die Maschine mit Dibbelscharen
                                 										ausgestattet und zum Einstreuen des Düngers in die Reihen hergerichtet.
                              Bei dem breitwürfigen Streuen des Düngers muss die Klappe D quer über den Streukasten E gelegt
                                 										sein, damit nämlich der durch die Stachelwalze B
                                 										aus dem Düngerkasten A abgeschabte Dünger seinen
                                 										Weg auf das Gleit- und Vertheilbrett F nehmen und
                                 										längs diesem auf die Oberfläche des Bodens fallen könne.
                              Beim Einstreuen des Düngers in die Reihen muss die Klappe D vom Streukasten E abgehoben und gegen
                                 										das Gleitbrett F gestellt sein, sonst könnte der
                                 										Dünger nicht in die hölzernen Düngerleitungsrohre laufen, die unten mit
                                 										Eisenscharen versehen, zu seiner Aufnahme eine Furche im Boden ziehen. Die mit
                                 											E bezeichneten Düngerschare, nachdem dieselben
                                 										mit den Saatscharen auf einem Hebel sich befinden, werden beim Wenden mit
                                 										letzteren gemeinschaftlich aus dem Boden gehoben.
                              Die mit C bezeichnete Schiene dient zur Einstellung
                                 										der Klappe D; mit dem Hebel K werden die Schare aus dem Boden gehoben, mit dem Hebel J endlich kann der Düngerstreuapparat in und ausser
                                 										Betrieb gesetzt werden.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 307, S. 231
                                 Fig. 233.Reihensäemaschine zum Düngerstreuen.
                                 
                              Bei der Maschine von Melichar ist der Bodentheil des
                                 										Düngerbehälters A nicht unveränderlich fix
                                 										befestigt, sondern in steter Bewegung gegen den Stachelcylinder oder sonstigen
                                 										Schabe- oder Streucylinder B, und zwar deshalb,
                                 										damit derselbe im Dünger immer schaben könne und so im Streuen keine
                                 										Unterbrechung eintrete. In dem Maasse als Dünger durch die Streu welle
                                 										abgeschabt wird, rückt der Inhalt des Düngerkastens gegen dieselbe vor, wodurch
                                 										dann die schabenden Theile des Streucylinders in stetem Contact mit dem Dünger
                                 										bleiben. Den Kasten A mit seinem Inhalt bewegt
                                 										eine durch Zahnradübersetzung angetriebene Spindel nach vorwärts.
                              Damit in den Kasten A Künstdünger eingefüllt werden
                                 										könne, muss die Blechkappe G nach links umgelegt
                                 										und die Klappe H aufgemacht werden, wie dies in
                                 											Fig. 233 ersichtlich gemacht erscheint.
                              Eine typische combinirte Düngerstreumaschine mit zwei Streukasten, die,
                                 										ursprünglich von Clayton-Shuttleworth in Wien,
                                 										gegenwärtig nicht mehr gebaut wird, ist die nach Patent Waschatko, bei welcher aus dem hinteren Kasten Rübenkerne, aus dem
                                 										vorderen hingegen Dünger in die Reihen gestreut wurde.
                              Bei den mit zwei Streukasten versehenen Maschinen wird die Säewelle im Saatkasten
                                 										gewöhnlich vom rechtsseitigen Fahrrade, die Streuwelle im Düngerkasten
                                 										gewöhnlich vom linksseitigen Fahrrade getrieben.
                              Allgemeine Verbreitung haben die mit Düngerstreuern combinirten Drills, obwohl in
                                 										den letzten zwei Jahrzehnten ausser jener von Waschatko auch die von Bruns, Gower, Moravek,
                                    											Bertel u.a. aufgetaucht sind, nicht gefunden, gewöhnlich verwendet man
                                 										dieselben nur in Rübenbauwirthschaften; sie werden nach verschiedenen Systemen
                                 										gebaut und ist gegendweise bald das eine, bald das andere System mehr
                                 										verbreitet.
                              Düngerstreumaschinen wurden in England schon vor 50 Jahren gebaut und zwar
                                 										gleichzeitig mit den ersten Reihensäemaschinen; aber trotzdem, dass die
                                 										Düngerstreumaschinen mit den Reihensäemaschinen aus einer Zeitepoche herstammen,
                                 										haben dieselben bei weitem nicht jene Verbreitung gefunden wie letztere, was am
                                 										besten der Umstand beweist, dass, während man gegenwärtig die Reihensäemaschinen
                                 										allgemein und überall anwendet, die Düngerstreumaschinen nicht nur nicht
                                 										allgemein angewendet, sondern stellenweise nur dem Hörensagen nach gekannt
                                 										sind.
                              In den letzten Jahrzehnten hat besonders in Deutschland die Kunstdüngung einen
                                 										grossen Aufschwung genommen und deshalb wurde um die Vervollkommnung der
                                 										Düngerstreumaschinen, besonders der selbständigen, mit einem Streukasten
                                 										versehenen, dort sehr viel gethan; für Ungarn haben besonders die böhmischen
                                 										Fabrikanten sich die Erzeugung der Düngerstreumaschinen angelegen sein lassen,
                                 										was auf den in Böhmen betriebenen intensiven Rübenbau zurückzuführen ist, und
                                 										demzufolge dort sowohl in die Reihe düngende, als auch den Dünger auf die
                                 										Oberfläche streuende Maschinen gebaut werden.
                              Mit Ausnahme von England wurde ausser in Deutschland und Böhmen in den übrigen
                                 										europäischen Ländern wenig in Düngerstreumaschinen gemacht, sowohl was Bau als
                                 										auch Verwendung anbelangt.
                              
                                 
                                    (Fortsetzung folgt.)