| Titel: | Elektrotechnik.Elektrische Oefen. | 
| Fundstelle: | Band 307, Jahrgang 1898, S. 232 | 
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                        Elektrotechnik.Elektrische Oefen.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 36 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Elektrische Oefen.
                        
                     
                        
                           2) Die zu erhitzende bezieh. zu
                                 										zersetzende Substanz ist selbst als Leitungswiderstand in einen elektrischen
                                 										Stromkreis eingeschaltet.
                           Bei den bisher behandelten elektrischen Oefen erfolgte die Schmelzung bezieh.
                              									Umwandlung des zu behandelnden Materials durch einen elektrisch erhitzten
                              									Widerstand, um bezieh. in welchem das Schmelzgut geschichtet war. Ist die zu
                              									behandelnde Substanz selbst ein schlechter Leiter des elektrischen Stromes, so
                              									bedarf es der Einschaltung eines besonderen Widerstandes (Kohlestiftes) zur
                              									Erzeugung der Hitze nicht, vielmehr kann in diesem Falle dem elektrischen Strome
                              									sein Weg direct durch das zwischen der positiven und
                                 										negativen Elektrode befindliche Arbeitsgut angewiesen werden, wobei in
                              									Folge der Stromhemmung eine Umsetzung des elektrischen Stromes in Wärme eintritt,
                              									sobald die der normalen Leitungscapacität entsprechende Strom dichte wesentlich
                              									überschritten wird.
                           Diese Erhitzungsmethode gestattet die Schmelzung von Metallen, metallhaltigen
                              									Materialien, Erzen u. dgl., sowie die Zersetzung von schmelzflüssigen Verbindungen,
                              									in welch letzterem Falle die Zerlegung der geschmolzenen Substanz sowohl durch
                              									eigentliche Elektrolyse (mittels Gleichstromes), als auch lediglich durch die durch
                              									die hohe Temperatur hervorgerufene Dissociation derselben herbeigeführt wird.
                           Von der bereits erörterten Erhitzungsmethode (mittels eines eingeschalteten
                              									Kohlestiftes) unterscheidet sich die vorliegende principiell dadurch, dass die
                              									Querschnitte des zwischen den beiden Elektroden eingeschalteten Widerstandes (der zu
                              									behandelnden Substanz) wesentlich grösser als bei jenem gewählt und meistens sogar
                              									ganz erheblich grösser als die der Elektroden selbst genommen werden können. Die in
                              									Betracht kommenden Substanzen haben nämlich, mit Ausnahme der Metalle, für die
                              									demnach diese Methode der Schmelzung meistens eine Verschwendung an elektrischer
                              									Energie bedeutet, fast durchweg ein sehr geringes Leitungsvermögen für den
                              									elektrischen Strom; dasselbe kann sogar erforderlichenfalls durch Zusatz schlecht
                              									leitender Stoffe beliebig vermindert werden, so dass die gewünschte Erhitzung der
                              									Substanzen noch mit Stromdichten erreichbar ist, die von Kohlewiderständen der
                              									früher besprochenen Art ohne jede Erhitzung bequem befördert werden würden.
                              									Hierdurch wird die Benutzung von Schmelz- und Zersetzungsgefässen möglich, die einen erheblich grösseren Querschnitt als die hineinragenden
                                 										Elektroden besitzen. Beispielsweise gibt BorchersDr. W. Borchers, Entwickelung, Bau und Betrieb der
                                    											elektrischen Oefen, S. 32. Halle a. d. S. Verlag von Wilhelm Knapp
                                    										1897. für einen zur elektrischen Gewinnung von Aluminium aus
                              									Aluminiumoxyd bestimmten kleinen Ofen folgende Abmessungen an: Durchmesser des
                              									Kohlepoles 40 mm, also Querschnitt 1256 qmm; Stromstärke 100 bis 120 Ampère (kann
                              									bis 200 Ampère gesteigert werden), also Stromdichte im Kohlepol 1 Ampère auf 10 qmm
                              									Querschnitt; innerer Durchmesser des Schmelzgefässes 70 bis 75 mm, also Querschnitt
                              									desselben etwa 4000 qmm; bei obiger Stromstärke würde demnach im Elektrolyten (und,
                              									da das unten im Gefäss abgeschiedene Metall die Kathode bildet, auch an der Kathode)
                              									eine Stromdichte von 1 Ampère auf 40 qmm bis 3 Ampère auf 100 qmm Querschnitt
                              									herrschen.
                           Der besseren Uebersicht wegen wird es sich empfehlen, zuvörderst auf solche Oefen,
                              									die zur Schmelzung von Metallen u. dgl. dienen, näher einzugehen, da bei der
                              									Zersetzung von schmelzflüssigen Verbindungen, sei es durch Dissociation, sei es
                              									durch eigentliche Elektrolyse, ganz wesentlich andere Bedingungen vorliegen, die zu
                              									anderen Ofenconstructionen führen mussten.
                           Für das Schmelzen von Metallen ist von Kreinsen in
                              									Ottensen die in Fig. 16
                              									bis 18 abgebildete
                              									Vorrichtung vorgeschlagen worden, die im Wesentlichen aus den beiden
                              									Metallelektroden a und e
                              									besteht. Die beiden Elektroden sind unter Zwischenlegung von Isolirmasse w zu einem sich nach unten verjüngenden Behälter
                              									vereinigt. Dieser Behälter wird mit dem zu schmelzenden Metall in Stückform
                              									angefüllt, dass dann beim Durchleiten eines genügend kräftigen Stromes geschmolzen
                              									wird. Einem unvollkommenen Schmelzen wird durch den engen Ausflusspalt, durch den
                              									nur flüssiges Metall austreten kann, vorgebeugt. Das geschmolzene Metall fliesst
                              									durch die Ringe b in die untergestellten Formen ab.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 307, S. 232
                              Fig. 16 bis 18. Vorrichtung zum Schmelzen von Metallen von Kreinsen; Fig. 19.
                                 										Ofen von Kreinsen.
                              
                           Für schwerer schmelzbare Metalle genügt diese einfache Vorrichtung nicht; sie würde
                              									sich während des Betriebes selbst bis zum Schmelzen erhitzen. Hierfür verwendet Kreinsen den in Fig. 19 dargestellten
                              									Ofen, der gleichfalls aus Metallelektroden g und k besteht, die derartig in einander gesteckt sind, dass
                              									zwischen ihnen ein sich nach unten zu einem schmalen Ausflusspalt verjüngender
                              									Schmelzraum entsteht. Die Elektroden sind mit Hohlräumen ausgestattet, durch die
                              									eine geeignete Kühlflüssigkeit geleitet wird. Diese Einrichtung gestattet, in dem
                              									Ofen Metalle zu schmelzen, deren Schmelzpunkt höher liegt als der des Metalles, aus
                              									dem die Ofenwände bestehen. (D. R. P. Nr. 73393.)
                           Taussig in Bahrenfeld (Holstein) will mit seinem in Fig. 20 und 21 dargestellten Ofen
                              									nicht nur die elektrische Schmelzung und den Guss im luftverdünnten Raume vornehmen,
                              									sondern erforderlichenfalls das Metall aus Erzen, Oxyden u. dgl. selbst darstellen.
                              									Nach BorchersElektrische Oefen, S. 18. Halle a. d. S. Verlag von W. Knapp
                                    										1897. soll der Erfinder diesen Ofen an Stelle des Siemens'schen Regenerativgasofens zur Ausführung des
                              									Martin-Processes in Vorschlag gebracht haben.
                           Die beiden grossflächigen Metallelektroden x und x1 sind an der
                              									Stirnseite der Schenkel eines hufeisenförmigen Schmelzraumes o in der Weise angeordnet, dass sie, anstatt einander gegenüber, neben
                              									einander zu liegen kommen. Die Stromzuführung wird durch zwei in die Elektroden
                              									hineingeschraubte, mittels Stopfbüchsen a gegen den den
                              									Ofenraum umhüllenden eisernen Kasten p abgedichtete
                              									Stangen b bewirkt, an welche die elektrischen
                              									Leitungskabel c angeschlossen sind. Von dem
                              									hufeisenförmig gestalteten Schmelzraum o führt eine
                              									Rinne d, die während des Schmelzprocesses durch den
                              									Schieber e abgesperrt ist, nach der Gussform y. Letztere ruht auf einer Platte k, die mittels einer durch Handrad l1 drehbaren rechts-
                              									und linksgängigen Schraube l gehoben oder gesenkt und
                              									luftdicht gegen den Stutzen z gepresst werden kann.
                              									Auch der Deckel t kann auf den Kasten p luftdicht aufgeschraubt werden, g und g1 sind Schaugläser zur Controlirung des
                              									Schmelzprocesses und des Gusses. Um unter Luftverdünnung, zwecks Erzielung eines
                              									dichten, blasenfreien Gusses, schmelzen und giessen zu können, steht der Schmelz-
                              									und der Giessraum mit je einer Leitung r in Verbindung,
                              									die durch Rohr r0 mit
                              									einer Luftpumpe o. dgl. verbunden sind. (D. R. P. Nr. 72129.)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 307, S. 233
                              Ofen von Taussig.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 307, S. 233
                              Ofen von Oliver.
                              
                           Ein wohl kaum ernst zu nehmender elektrischer Ofen ist von Thomas Oliver in Chicago in Vorschlag gebracht worden. Der in Fig. 22 und 23 abgebildete Ofen
                              									besteht aus dem Schmelzraume a, in welchem die durch
                              									den Trichter b eingebrachten Erze durch den zwischen
                              									den beiden Elektroden c und d fliessenden elektrischen Strom geschmolzen werden. Die geschmolzene, aus
                              									Schlacke und Metall bestehende Masse fliesst aus diesem Raume durch den Kanal e auf einen konisch geformten Körper f aus Metall, der gleichfalls mit dem negativen Pole
                              									der Elektricitätsquelle verbunden ist. Auf dieser Kathode soll das Metall aus der
                              									geschmolzenen Masse sich absetzen, während die Schlacke seitlich in einen
                              									Sammelbehälter g abfliesst. Die Kathode f wird fortgesetzt gedreht und das niedergeschlagene
                              									Metall durch einen Schaber h abgestreift und in den
                              									Behälter i befördert. Zur Verhinderung einer Schmelzung
                              									der Metallkathode f ist dieselbe mit Wasserkühlung
                              									versehen. (D. R. P. Nr. 82611.)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 307, S. 233
                              Fig. 24.Ofen von Westmann
                              
                           Aus arsen- und edelmetallhaltigen Erzen will Gustav M.
                                 										Westmann in New York sowohl das Arsen als auch die Edelmetalle in dem in
                              										Fig. 24 veranschaulichten Ofen nach folgendem
                              									Verfahren gewinnen.
                           Auf dem Herde b des elektrischen Ofens a wird das Erz d mit den
                              									beiden Elektroden c und h
                              									in Berührung gebracht. Die untere Elektrode c besteht
                              									aus Blei und ist durch den Contact h1 mit dem Stromerzeuger h2 verbunden. Die obere Elektrode h besteht aus Eisen, an den Seiten ist sie emaillirt.
                              									Beim Durchgange des elektrischen Stromes durch das Erz wird dieses geschmolzen,
                              									wobei sich das Arsen an der obere Elektrode h, als der
                              									Anode, abscheidet und in Form von Dämpfen durch das Rohr f in das Condensationsgefäss g geleitet wird.
                              									Die Edelmetalle werden von dem geschmolzenen Blei aufgenommen, während sich über dem
                              									Blei das in dem Erze vorhandene Eisensulfid abscheidet. Nach vollendeter Arsen- und
                              									Edelmetallausscheidung wird das Eisensulfid durch das Stichloch b1 abgestochen, während
                              									das edelmetallhaltige Blei, da der Edelmetallgehalt der Erze meistens gering ist, im
                              									Ofen verbleiben und durch weitere Beschickungen und Ausscheidungen genügend
                              									angereichert werden kann. Die Regulirung der Elektrodenentfernung erfolgt durch die
                              									Schraubenspindel i. (Amerikanisches Patent Nr.
                              									571802.)
                           Die Eames purifying and separating Company in Baltimore
                              									will durch ein ähnliches Verfahren im elektrischen Ofen aus schwefelhaltigen Erzen
                              									den Schwefel und sonstige Unreinheiten eliminiren und gleichzeitig die Metalle in
                              									reiner oder angereicherter Form gewinnen. Das Erz wird in dem Schachtofen ausser
                              									durch den elektrischen Strom, noch durch eine besondere Feuerung, deren Gase den
                              									allseitig geschlossenen Ofenschacht umspülen, bis zu seiner Verflüssigung erhitzt,
                              									wobei der Schwefel in gasförmiger Form entweichen und die Metalle in Folge ihres
                              									grösseren specifischen Gewichtes sich auf dem Herde des Schachtofens ansammeln
                              									sollen. Mehrere dieser Schachtöfen sind in einem Blocke vereinigt und von einer
                              									gemeinsamen Feuerung von aussen beheizt. (Amerikanisches Patent Nr. 502431.)
                           Schliesslich mag auch noch eine nicht uninteressante Ofenconstruction von W. Borchers, die Vereinigung eines Schachtofens
                              									grösseren Calibers (Rachette-Ofens) mit einem elektrischen Ofen, nicht unerwähnt
                              									bleiben, wenngleich nach des Erfinders Angabe diese Ofenconstruction vorläufig nur
                              									auf dem Papiere existirt. Ein Gleiches wird man indessen von manchen der hier
                              									mitgetheilten Oefen, ohne fehl zu gehen, auch behaupten dürfen. Der Borchers'sche OfenBorchers a. a. O. S. 36.
                           
                           ist in den Fig. 25 bis 28 abgebildet. Borchers hat unter den
                              									zahlreichen Schachtofenformen die des Rachette-Ofens für einen elektrischen Betrieb
                              									am zweckmässigsten gefunden. Der Herd des Rachette-Ofens bildet ein längliches
                              									Rechteck, dessen Ecken beim Bau meistens abgerundet werden. Die lang gestreckte
                              									schmale Masse der im Herde sich ansammelnden geschmolzenen Materialien würde für die
                              									elektrische Erhitzung einen sehr geeigneten Widerstandskörper abgeben. Beide
                              									Schmalseiten des Herdes werden von zwei grossen Kohleelektroden a und b eingenommen, die,
                              									wie angedeutet, aus einzelnen Kohlestücken bestehen. Die Leitungskabel werden mit
                              									Hilfe eines passenden Formstückes auf das eine Ende einer dicken Kupferstange
                              									geschoben, deren anderes Ende in einen nöthigenfalls kühlbar eingerichteten Kolben
                              									eingefügt ist. Mit Hilfe einer mit Handrad versehenen Schraube kann man den Kolben
                              									und damit die Kohleblöcke vorschieben. Ist einer der Blöcke aufgezehrt, so ist der
                              									Kolben an einer Stelle des eisernen Führungskastens c
                              									angelangt, wo man zwischen den letzten Kohleblock und den Kolben einen Schieber d niederlassen kann. Ist das geschehen, so zieht man
                              									den Kolben zurück, ebenso den vorderen des den Führungskasten c schliessenden Deckels e,
                              									und kann nun einen neuen Kohleblock einlegen. Der Deckel wird dann wieder
                              									geschlossen, der neue Block durch Drehen des Handrades bis zum Schieber vorgeschoben
                              									und letzterer hierauf hochgezogen. Diese Einrichtung würde gestatten, den Betrieb
                              									nicht zu unterbrechen, da während des Zurückschraubens des Kolbens der eiserne
                              									Führungskasten den Strom bis zu den vorderen Kohleblöcken leiten würde.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 307, S. 234
                              Fig. 25.Ofen von Borchers.
                              
                           Borchers schlägt vor, den Herd aus demselben Oxyde
                              									herzustellen, welches man zu reduciren beabsichtigt; grössere Brocken werden, mit
                              									feinerem Pulver gemischt, zwischen die aus Steinen und Eisenkörpern gebildeten
                              									Herdwandungen gestampft. Die Seitenwandungen des Herdes und der
                              									Elektrodenführungskästen werden zur Schonung der Herdmasse und der Elektroden am
                              									besten durch kühlbare Eisenhohlkörper gebildet.
                           Das Einbringen der Beschickung könnte wie bei jedem anderen Schachtofen erfolgen,
                              									zuerst eine Koksschicht, dann das Oxyd, beides abwechselnd in wagerecht über
                              									einander liegenden Schichten und in hinreichend grober Körnung, um den aufsteigenden
                              									Gasen keine zu grossen Hindernisse in den Weg zu stellen. Die Mischung der
                              									Beschickung erfolgt während des Niederganges. Der Ofen besitzt überdies wie jeder
                              									Rachette-Ofen eine Windleitung. Die durch das sich entwickelnde Kohlenoxydgas
                              									reducirten und geschmolzenen Massen würden bei ihrem Eintreffen in dem Herde von dem
                              									elektrischen Strome durchflössen und hoch erhitzt.
                           Borchers hält seinen Ofen für die Darstellung von
                              									Metallen, Legirungen und Carbiden für geeignet.
                           Wohl keine Gattung von elektrischen Oefen hat den Erfindern so viele technische
                              									Schwierigkeiten bereitet, wie diejenige, bei der es sich um die Zersetzung
                              									solcher Elektrolyte handelt, die im festen Zustande den elektrischen Strom nicht
                              									leiten und die geschmolzen und während der ganzen Dauer des Processes in
                              									geschmolzenem Zustande erhalten werden müssen, um dem elektrischen Strome Durchgang
                              									zu gestatten und durch ihn in ihre Bestandtheile zerlegt zu werden. Als
                              									Schmelzgefäss dient ein meistens durch einen Deckel verschliessbarer Tiegel o. dgl.
                              									aus Metall oder feuerfestem Material, in den die beiden Elektroden, durch den Deckel
                              									von einander isolirt, eingehangen werden. Das Gefäss wird in eine Feuerung
                              									eingehangen, durch deren Hitze der zu zersetzende Körper in geschmolzenem Zustande
                              									erhalten wird. Als Elektrolyt dienen leicht schmelz- und zersetzbare Salze
                              									(Chloride, Fluoride), die durch den elektrischen Strom in ihre Bestandtheile zerlegt
                              									werden sollen. In den weitaus meisten Fällen haben diese Art der elektrischen Oefen
                              									in der Praxis sich als durchaus unbrauchbar erwiesen. Die Wandungen des
                              									Schmelzgefässes wurden durch den schmelzflüssigen Elektrolyten gewöhnlich in sehr
                              									kurzer Zeit vollständig zerstört, so dass der Betrieb sehr bald wieder unterbrochen
                              									werden musste. Ferner nahm der Elektrolyt mit der Zeit aus den Gefässwandungen und
                              									unter Umständen auch aus den Elektroden Bestandtheile auf, die den Gang des
                              									elektrolytischen Processes störten und der Reinheit des darzustellenden Stoffes
                              									beträchtlich Abbruch thaten. Diese Umstände haben überaus zahlreiche, von zum Theil
                              									sehr geistreich ausgedachten Ofenconstructionen für die Praxis völlig werthlos
                              									gemacht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 307, S. 234
                              Ofen von Borchers.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 307, S. 234
                              Fig. 28.Ofen von Borchers.
                              
                           Auf diesem Gebiete ist erst in neuester Zeit ein erfreulicher Umschwung eingetreten,
                              									seitdem man sich nämlich entschloss, von der äusseren
                                 										Heizung durch eine besondere Feuerung Abstand zu nehmen und die Schmelzung des
                                 										Elektrolyten ausschliesslich dem elektrischen Strome zu übertragen. Bei
                              									dieser geänderten Heizmethode setzt sich auf der Innenwand des Schmelzgefässes eine
                              									erstarrte Kruste des zu verarbeitenden Stoffes ab, die keinerlei schädlichen
                              									Einfluss auf jenes auszuüben und die Gefässwand sogar vor den schädlichen Einflüssen
                              									der Zersetzungsproducte des Elektrolyten zu schützen vermag. Ist es nöthig, so kann
                              									durch äussere Kühlung des Schmelzgefässes auf die Bildung einer derartigen
                              									erstarrten Elektrolytschicht noch hingearbeitet werden. In vielen Fällen kann das
                              									Schmelzgefäss auch aus der zu zersetzenden Substanz, z.B. aus Aluminiumoxyd oder
                              									einem anderen Oxyde, hergestellt werden. Einer Verunreinigung des an der Kathode
                              									sich ausscheidenden Metalles durch Abschmelzen der Kathode kann gleichfalls in
                              									einfachster Weise durch eine Luft- oder Wasserkühlung derselben entgegen gearbeitet
                              									werden. Eine Unterbrechung des im Ofen sich abspielenden Zersetzungsprocesses ist
                              									hierbei kaum zu befürchten; denn eine Stromunterbrechung kann nur dann eintreten,
                              									wenn der Elektrolyt durch die Kathodenkühlung selbst zum Erstarren gebracht wird,
                              									was ohne Schwierigkeit durch eine entsprechende Regelung des kühlenden Mediums
                              									vermieden werden kann. Die Kathode selbst und das ausgeschiedene Metall können
                              									hingegen, da sie sowohl im flüssigen wie auch im festenMetalle leiten bekanntlich den elektrischen
                                    											Strom im festen Zustande besser als im geschmolzenen. Zustande
                              									gute Elektricitätsleiter sind, genügend stark gekühlt werden, um jeder Verschmelzung
                              									derselben vorzubeugen.
                           So verbessert, hat sich diese Art von elektrischen Oefen als überaus brauchbar
                              									erwiesen, in denen ohne besondere Schwierigkeiten die höchsten Temperaturen, dort wo
                              									sie nöthig sind, erzeugt werden können und in denen z.B. Aluminiumoxyd unbedenklich
                              									bis zu seiner Dissociation erhitzt werden kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 307, S. 235
                              Fig. 29.Ofen von Borchers.
                              
                           Ein sehr brauchbarer Ofen dieser Art ist von W. Borchers
                              									in Vorschlag gebracht worden; derselbe findet sich sowohl in seiner Elektrometallurgie, II. Aufl. S. 147, als auch in dem
                              									Werke Elektrische Oefen, S. 16, und ist in Fig. 29 wiedergegeben. Ein eiserner Tiegel t mit Chamotteboden b
                              									ist im Innern mit einem Futter f aus Thonerde oder
                              									einer anderen schwer schmelzbaren Aluminiumverbindung versehen. In das Bodenfutter
                              									ist eine Stahlplatte k eingelegt, in welche das
                              									Kupferrohr r eingeschoben ist. Dieses Rohr ist durch
                              									Wasser oder andere Mittel kühlbar. Ein engerer Rohrstutzen e führt das Kühlwasser zu; ein bis oben in das Rohr r hinaufreichendes Rohr x
                              									führt das warme Wasser ab. Gleichzeitig ist das Rohr r
                              									und damit die bei Beginn des Betriebes als Kathode fungirende Stahlplatte k durch die Klammer v und
                              									das Kabel n mit der Stromleitung verbunden. Als Anode
                              									dient der Kohlestab a. Derselbe wird durch eine eiserne
                              									Klammer und eine in die Eisenplatte u eingeschraubte
                              									Eisenstange gehalten. Ein Kupferstab p, welcher mittels
                              									einer kupfernen Muffe an der Eisenstange befestigt ist, vermittelt die
                              									Stromzuleitung.
                           Während des Betriebes wird das sich am Boden ansammelnde Metall durch das Stichloch
                              										s von Zeit zu Zeit in die Giesspfanne g abgestochen, während durch Oeffnungen im Deckel d die Gase von der Anode entweichen und auch die
                              									Beschickung (Thonerde) nachgefüllt wird. Der Tiegel t
                              									ist durch eine Stein- oder Chamotteplatte i von p isolirt.
                           Die Ausfütterung f hält sich trotz ihrer Löslichkeit in
                              									der Schmelze in Folge der kühlenden Wirkung der die Gefässwandungen bespülenden
                              									Luft. Bei lang andauernden Versuchen mit hohen Stromdichten lassen sich an der
                              									Aussenwand oder in dem Futter Kühlkörper anbringen.
                           Ein für Versuchszwecke geeigneter Apparat, welcher mit Strömen von 120 bis 200 Ampère
                              									betrieben werden kann und je nach der Stromdichte und der Beschaffenheit des
                              									Elektrolyten Spannungen von 5 bis 12 Volt erfordert, wird in der vorstehend
                              									beschriebenen Ausführung von der Firma E. Leybold's
                                 										Nachfolger in Köln a. Rh. geliefert.
                           Der Betrieb gestaltet sich höchst einfach. Nachdem man das Stichloch mit einem
                              									Pfropfen aus Thonerde verschlossen hat, bringt man zunächst etwas Aluminium oder mit
                              									Aluminium zu legirendes Metall auf den Tiegelboden. Nun nähert man die Anode der
                              									Kathode. Ist die Anode zugespitzt, so erhitzt sich die Kohlespitze bei ihrer
                              									Berührung mit dem eingelegten Metall sehr schnell und hochgradig. Besitzt die Anode
                              									hingegen eine mehr gerade oder abgerundete Form, so wird am besten zwischen Anode
                              									und Kathode ein dünner Kohlestift eingespannt und sodann der Ofen mit dem zu
                              									zersetzenden Oxyd beschickt. In beiden Fällen lässt sich der elektrolytische Process
                              									ohne Schwierigkeit einleiten und weiter führen. Von Zeit zu Zeit wird das sich auf
                              									dem Tiegelboden ansammelnde Metall (Aluminium) abgestochen und durch die Oeffnungen
                              									des Deckels eine entsprechende Menge des Oxydes nachgefüllt.
                           Eine Verunreinigung des ausgeschiedenen Metalles ist bei richtiger, natürlich nicht
                              									zu weit gehender Kühlung der Kathode ganz ausgeschlossen. Der Tiegel selbst steht
                              									von allen Seiten frei, so dass in den meisten Fällen die natürliche Kühlung der
                              									umgebenden Luft ausreicht, die Oxydschicht f im Tiegel
                              										t unversehrt zu erhalten. Das abgeschiedene Metall
                              									kommt also einerseits mit seinem eigenen Oxyde in Berührung, während andererseits
                              									das Kathodenmaterial, mit dem sich eine Berührung nicht vermeiden lässt, so weit
                              									gekühlt wird, dass eine Lösung desselben unmöglich ist.
                           C. F. Carlson in Stockholm verlegt die Heizung des
                              									Elektrolyten gleichfalls in die Zelle, verwendet aber
                              									hierzu nicht den
                              									zwischen Kathode und Anode fliessenden Strom, sondern einen zweiten Strom, den er
                              									durch eine besondere, in dem Elektrolysirgefässe angeordnete Leitung sendet, durch
                              									deren Glühen der Elektrolyt in geschmolzenem Zustande erhalten wird. Die Zellenwände
                              									können, falls sich nicht von selbst durch die Luftkühlung eine erstarrte Kruste
                              									absetzt, die die Zellenwand vor der schädlichen Einwirkung des geschmolzenen
                              									Elektrolyten bezieh. seiner Zersetzungsproducte schützt, durch Wasserberieselung
                              									gekühlt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 307, S. 236
                              Fig. 30.Ofen von Carlson.
                              
                           Fig. 30 erläutert dies: a
                              									ist die Zersetzungszelle, b die erstarrte Kruste des
                              									Elektrolyten, c die Anode, d ein Diaphragma, e die Kathode, f der elektrische Heizkörper, der hier aus einem
                              									spiralgedrehten Metalldrahte besteht, durch den ein Wechselstrom geleitet wird: ii sind durch die Zellenwand eingeführte, von dieser
                              									aber isolirte Metallstücke, die bis in den flüssigen Elektrolyten reichen und an
                              									deren innere Enden die Drahtspirale befestigt ist. g
                              									und h sind die zur Wechselstrommaschine führenden
                              									Leitungen. (Schwedisches Patent Nr. 8149.)
                           Zahlreicher als die elektrischen Oefen mit lediglich innerer Heizung sind auch in
                              									neuester Zeit noch, trotz durchgängig geringerer Dauerhaftigkeit, die Oefen, bei
                              									denen der Elektrolyt durch äussere Erhitzung des Schmelzgefässes in Schmelzfluss
                              									erhalten wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 307, S. 236
                              Fig. 31.Ofen von Lyte.
                              
                           Es mag zunächst der von Lyte in London (Fig. 31) beschrieben werden, der zur Darstellung von
                              									Blei aus Bleichlorid dient, wobei die Zersetzung des Bleichlorides in einer
                              									glockenförmigen Zelle aus nicht vom Chlor angreifbaren Material vorgenommen wird.
                              									Diese Zelle b ist in dem Kessel a aus Gusseisen aufgehängt. Ihr breiter Rand bildet
                              									zugleich den Deckel des Kessels a, der im Mauerwerk über einer Feuerung m angeordnet ist. In der Glocke b sind die Anoden e eingehängt, deren
                              									genauere Einrichtung weiter unten beschrieben werden soll. Ferner geht durch ihren
                              									Boden ein Rohr f, welches zum Einfüllen des
                              									Bleichlorides dient, g und g1 sind Rohre zum Ableiten des erzeugten
                              									Chlores bezieh. zum Einleiten von Chlor zur Verdrängung der anfänglich in der Glocke
                              									vorhandenen atmosphärischen Luft, d ist ein
                              									Ueberlaufrohr, durch das das ausgeschiedene Blei im Maasse seiner Erzeugung
                              									abfliesst.
                           Mit dem Ofen wird folgendermaassen gearbeitet: Zunächst wird der Kessel a so weit mit Blei gefüllt, dass der untere Rand der
                              									aus Graphit bestehenden Glocke b vollständig darin
                              									eintaucht. Dann füllt man die Glocke b mit
                              									geschmolzenem oder krystallisirtem Bleichlorid. Vor der Schliessung des Stromkreises
                              									wird durch das Rohr g1
                              									aus einem anderen gerade im Betriebe befindlichen Apparate Chlor eingeleitet, um die
                              									Luft aus der Glocke zu verdrängen. Deren Sauerstoff wirkt nämlich sonst auf das
                              									geschmolzene Bleichlorid oxydirend, unter Bildung von Bleioxychlorid, ein. Statt des
                              									Chlores kann auch Stickstoff zur Luftverdrängung benutzt werden. Der elektrische
                              									Strom zerlegt das geschmolzene Bleichlorid in Chlor und Blei. Das Chlor kann in das
                              									eigentliche Schmelzgefäss a nicht eindringen, da das
                              									Blei die Glocke b nach unten vollkommen abschliesst.
                              									Das Blei steigt in dem Kessel a so hoch, bis es
                              									schliesslich durch das Ueberlaufrohr d continuirlich
                              									nach aussen abfliesst. (D. R. P. Nr. 74530 und Nr. 77907.)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 307, S. 236
                              Fig. 32.Lyte's Anode.
                              
                           Die von Lyte erdachte Anode ist in Fig. 32 im Schnitt abgebildet; sie lässt sich auch bei
                              									anderen Verfahren und Einrichtungen mit Vortheil verwenden. Die Elektrode besteht
                              									aus einem hohlen Kohlestab a, in den die Metallfassung
                              										d eingesetzt ist. Um nun zwischen Kohle und Metall
                              									einen guten Contact zu sichern und Stromverluste zu vermeiden, ist das Innere des
                              									ausgehöhlten Kohlestabes mit einem Metall b zum Theil
                              									angefüllt, das einen niedrigeren Schmelzpunkt als das zu elektrolysirende Salz
                              									besitzt. Während der Elektrolyse befindet sich das Metall b stets in geschmolzenem Zustande und sichert dadurch zwischen dem Stifte
                              										c einerseits und der Kohle a andererseits einen guten Contact. (D. R. P. Nr. 73364.)
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)