| Titel: | Landwirthschaftliche Maschinen.Einiges über Säemaschinen. | 
| Autor: | Victor Thallmayer | 
| Fundstelle: | Band 307, Jahrgang 1898, S. 251 | 
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                        Landwirthschaftliche
                              									Maschinen.Einiges über Säemaschinen.
                        Von Victor Thallmayer,
                           								Professor an der landwirthschaftlichen Akademie in Ungarisch-Altenburg.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 227 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Einiges über Säemaschinen.
                        
                     
                        
                           Eine deutsche Düngerstreumaschine, die sich in der Praxis seit 1885 gut bewährt hat,
                              									ist die von Schlör (D. R. P. Nr. 34385).
                           Durchschnitte des Säekastens dieser Düngerstreumaschine führen die Fig. 234 bis 238 vor Augen. Eine mit
                              									Stacheln besetzte Streuwelle schafft, während sie rotirt, den Künstdünger über die
                              									Kante der festen Wand r des Säekastens, während der
                              									Boden und die andere Wand desselben sich allmählich heben, um der Streu welle stets
                              									Künstdünger zuzuführen. Das Heben des Säekastens geschieht mit Hilfe von Getrieben
                              										g und Zahnschienen Z.
                              									In Fig. 235 ist die Stachelwelle um das Scharnier m in die Höhe geklappt und der Deckel um das Scharnier
                              										n
                              									niedergeklappt zu sehen, was wegen leichten und bequemen Füllens des Säekastens
                              									wünschenswerth erscheint. Mit B ist ein Schutzbrett
                              									oder Schutzblech bezeichnet, welches deshalb angebracht ist, damit beim
                              									Herüberfallen über die Säekastenwand die oft staubförmigen Düngemittel nicht vom
                              									Winde hinweggefegt werden.
                           Fig. 236 zeigt den
                              									verschiebbaren Theil des Säekastens entleert in seiner höchsten, Fig. 237 in seiner
                              									tiefsten Lage mit voller Füllung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 307, S. 251
                              Fig. 234.Durchschnitt des Säekastens bei der Düngerstreumaschine von
                                 										Schlör.
                              
                           Das in die Zahnschienen Z eingreifende Getriebe g wird vom Schneckenrade S1 und dieses wieder vom Schneckenrade S gedreht. Mit der Handkurbel K wird der Säekasten allemal dann in seine tiefste Lage gebracht, wenn er
                              									von Neuem gefüllt zu werden hat.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 307, S. 251
                              Fig. 235.Durchschnitt des Säekastens bei der Düngerstreumaschine von
                                 										Schlör.
                              
                           Der Hauptantrieb geschieht (Fig. 238) vom Nabenrade a aus, welches mit
                              									Uebersetzungsrädern sowohl die Stachelwelle W, als auch
                              									die Welle des Zahnrades e2 treibt, an deren anderem Ende (an der zweiten Stirnwand des Säekastens)
                              									sich das Schneckenrad e befindet (Fig. 239), durch
                              									welches der Antrieb der den Säekasten hebenden Getriebe g und der Zahnschienen Z erfolgt. Der Hebel
                              										H ist der Ein- und Ausrückhebel für das Triebwerk.
                              									Das Triebwerk bilden also auf der einen Stirnwand des Säekastens Zahnräder, auf der
                              									anderen Schneckenräder; verbunden sind diese beiden Theile des Triebwerkes durch den
                              									Schaft, der von e2 bis
                              										e sich erstreckt.
                           
                           Das langsamere oder schnellere Heben ist maassgebend für das auszustreuende
                              									Quantum.
                           Je langsamer das Heben des Kastenbodens erfolgt, desto kleiner, je schneller, desto
                              									grösser fällt die Ausstreuung aus. Um diese Geschwindigkeit des Hebens des
                              									Kastenbodens und dadurch die Menge des auszustreuenden Düngers ganz nach Bedarf
                              									reguliren zu können, werden der Maschine 13 verschiedene Zahnräder und zwei
                              									Schnecken, eine einfache und eine doppelte, beigegeben. Auf diese Weise ist es
                              									möglich, die Streumenge für 1 ha zwischen 50 und 1250 k zu variiren. Ganz in dem
                              									Maasse, als das Heben des Kastenbodens langsamer oder schneller erfolgt, heben die
                              									Stäbe der rotirenden Streuwelle eine kleinere oder grössere Menge des Düngers von
                              									oben ab, sei derselbe trocken oder feucht, und werfen ihn über die fixe Hinter wand
                              										r des Säekastens.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 307, S. 252
                              Durchschnitt des Säekastens bei der Düngerstreumaschine von Schlör.
                              
                           Sobald der Kasten bis auf etwa 1 cm Düngerschicht entleert ist, zeigt dies eine an
                              									der Vorderwand des Kastens angebrachte Signalvorrichtung an. Hierauf wird
                              									angehalten, der Kasten mittels der Kurbel K auf seine
                              									tiefste Stellung gebracht, wieder gefüllt und die Arbeit fortgesetzt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 307, S. 252
                              Durchschnitt des Säekastens bei der Düngerstreumaschine von Schlör.
                              
                           Mit der Schlör'schen Maschine können alle gangbaren
                              									Kunstdünger, als: Bakerguano, Peruguano, roh und aufgeschlossen, Ammon,
                              									Superphosphat, Knochenmehl, Thomas-Präcipitat, Knochenaschensuperphosphat,
                              									Thomas-Schlackenmehl, Kainit und Chilisalpeter, breitwürfig ausgestreut werden.
                           Die Deichsel für Zugthiere ist an dem vor dem Säekasten befindlichen und in den
                              										Fig. 236 und 237 im Durchschnitte
                              									ersichtlichen Querbalken befestigt.
                           In Amerika, wo zu den Hauptfeldfrüchten der Boden überhaupt nicht besonders gedüngt
                              									wird und Kunstdünger nur bei den in geringerer Ausdehnung cultivirten Producten, wie
                              									z.B. bei Erdäpfeln und bei Tabak, angewendet wird, ist die Verwendung von
                              									Kunstdünger verhältnissmässig noch unbedeutend, weshalb auch dort die Fabrikation
                              									selbständiger eigentlicher Düngerstreumaschinen kaum in Betracht kommt; von
                              									Bedeutung ist dort nur die Combinirung der einreihigen Drill- und Dibbelmaschinen,
                              									die zum Anbau von Kartoffeln und der verschiedenen Gartensämereien vielfach
                              									gebraucht werden, mit Düngerstreukasten.
                           Ausserdem baut jede amerikanische, grössere Säemaschinen erzeugende Firma auch mit
                              									Düngerstreuern versehene Getreidedrills, die sämmtlich darauf eingerichtet sind, den
                              									Dünger in die Saatrille ein- und nicht auf die Oberfläche auszustreuen; dort hat
                              									diese Art der Düngung bei Getreide insofern Sinn, als dort auch bei Getreide eine
                              									grössere Reihenweite eingehalten wird als bei uns, indem nämlich die amerikanischen
                              									Getreidedrills alle auf eine Reiheweite von 7 bis 9 Zoll engl. (18 bis 22 cm)
                              									eingerichtet sind; diese mit Düngerstreuern versehenen Drills sind aber auch in
                              									Amerika weitaus nicht so verbreitet, als die gewöhnlichen einfachen
                              									Getreidedrills.
                           
                              
                                 Als Hackmaschine verwendbare Säemaschinen.
                                 
                              Gegen das Verunkrauten der Reihenzwischenräume beim Hackfruchtbaue schützt sich
                                 										der Landwirth durch das Behacken und durch die Hackcultur und damit man diese
                                 										bei grösserer Reihenweite unerlässliche Arbeit statt mit Handarbeit mit
                                 										geringeren Kosten mit Maschinenarbeit verrichten könne, haben manche von den
                                 										Maschinenfabrikanten die Reihensäemaschinen so construirt, dass dieselben nach
                                 										Vornahme geringer Umänderungen zugleich auch als Hackmaschine gebraucht werden
                                 										können.
                              Zur Verwendbarmachung der Säemaschine bei der Hackcultur dürften die Fabrikanten
                                 										durch die Verwandtschaft, welche zwischen Reihensaat und Reihencultur ohnehin
                                 										besteht, geführt worden sein.
                              Thatsächlich unterliegt es gar keinen technischen oder sonstigen Schwierigkeiten,
                                 										eine Reihensäemaschine derart einzurichten, dass dieselbe auch als Hackmaschine
                                 										brauchbar sei, weil zu diesem Behufe es bloss nothwendig ist, dass die Säeschare
                                 										mit Hackeisen vertauscht werden, was immer leicht möglich ist, wenn die
                                 										Scharhebel eine zur Aufnahme der Hackeisenstiele geeignete Form haben.
                              Wenn wir die Reihensäemaschine als Hackmaschine verwenden, nehmen wir den
                                 										Saatkasten herab; ebenso ist leicht einzusehen, dass, um beim Behacken nicht in
                                 										die Pflanzenreihen mit den Messern hineinzuschneiden, die Hackmaschine mit dem
                                 										Vordersteuer gerade so präcise gesteuert werden muss, wie die
                                 										Reihensäemaschine.
                              Auf die Form der Reihensäemaschine gebaute 7- bis 11reihige Hackmaschinen haben
                                 										die Engländer schon in den 50er Jahren zum Behacken des Getreides verwendet,
                                 										welches, wenn es der Hackcultur theilhaftig gemacht werden soll, auf 9 Zoll
                                 										Reihen weite gebaut werden muss; später wurden auch in Deutschland mehrfach
                                 										Hackmaschinen gebaut, die dort hauptsächlich bei der Rübencultur Verwendung
                                 										finden.
                              
                              Unter jenen Fabrikanten, welche es sich haben angelegen sein lassen, die
                                 										Säemaschine auch als Hackmaschine verwendbar zu machen, muss an erster Stelle
                                 											R. Sack in Plagwitz-Leipzig genannt werden.
                              In Ungarn werden Hackmaschinen von den Fabrikanten noch nicht allgemein gebaut,
                                 										weil der Absatz solcher noch gering ist.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 307, S. 253
                                 Fig. 240.Transport der Säemaschine auf Strassen.
                                 
                              
                           
                              
                                 Transport der Säemaschine auf Strassen.
                                 
                              Damit man die Säemaschine, wenn dieselbe vom Hofe nach den Feldern oder von dort
                                 										zurück geschafft werden soll, leicht hinten an den Wagen ankuppeln könne, dient
                                 										das in Fig. 240 abgebildete gabel- oder
                                 										zangenförmige Eisen. Gewöhnlich wird die Säemaschine an jenen Wagen gehängt,
                                 										welcher die Säcke mit dem Saatgut auf die Felder fährt.
                              Auf Wunsch kann zu jeder Säemaschine auch eine Deichsel geliefert werden (Fig. 241). Auf ebenem Terrain bedarf es einer
                                 										Deichsel nicht, auf gebirgigem Terrain ist dieselbe jedoch, besonders, wenn in
                                 										der Richtung des Gefälles und der Steigung mit der Maschine angebaut wird,
                                 										unerlässlich. Natürlich kann, wenn die Deichsel verwendet wird, das
                                 										Vordergestell von Hand aus nicht gesteuert werden.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 307, S. 253
                                 Fig. 241.Transport der Säemaschine auf Strassen.
                                 
                              
                           
                              
                                 Materialien zur Säemaschinenfabrikation.
                                 
                              Zur Fabrikation der Säemaschinen und einzelner ihrer Theile dienen hauptsächlich
                                 										folgende Materialien:
                              Gusseisen, aus welchem Schare, Fahrradnaben,
                                 										Wechselräder, Aufhängegewichte, Löffel, Schöpfräder, Streuräder und Säegehäuse
                                 										gegossen werden.
                              Schmiedeeisen, aus welchem Scharhebel, Gestelltheile
                                 										(aus Winkel-, Rohr- und anderem Façoneisen), Säe wellen und Radreifen gemacht
                                 										werden.
                              Gusstahl und Hartguss, aus welchen einsetzbare Scharsohlen gegossen werden.
                              Schmiedbares Gusseisen (malleable iron), welches zur
                                 										Erzeugung von Hebeln und vielen anderen Kleineisentheilen dient, die ihrer Form
                                 										nach durch Guss leichter hergestellt werden können, als durch Schmiedearbeit,
                                 										aber doch ihrer Inanspruchnahme nach die Zähigkeit des Schmiedeeisens
                                 										verlangen.
                              Schwarz- sowie Weissblech, aus welchem Material man die Schare und
                                 										Saatleitungstrichter herzustellen pflegt.
                              Stärkere Blechplatten dienen auch zur Herstellung
                                 										der Saatkasten.
                              Ketten verschiedener Stärke bei den
                                 										Saatleitungsrohren und den Scharhebeln.
                              Ausser dem oben angeführten Eisenmateriale bedarf es bei der Erzeugung der
                                 										Säemaschinen noch verschiedener Holzarten. Buchenholz wird zu Radfelgen verwendet, auch zum Gestell, wenn
                                 										dasselbe aus Holz gemacht wird; Ulmenholz benutzt
                                 										man zur Erzeugung der Radnaben; Eschenholz zur
                                 										Herstellung der Speichen; Nadelholz zur Erzeugung
                                 										der Saatkasten.
                              Ausserdem wird noch Kautschuk, theils zu
                                 										Saatleitungen in Rohrform, theils als Ueberzug für Säewalzen, theils für
                                 										Abstreifplatten verwendet. Der Kautschuk muss von besonders guter Qualität sein,
                                 										damit er nicht bald hart und rissig werde; am besten ist es, womöglich ganz von
                                 										der Verwendung von Kautschuk abzusehen.
                              Dass die mit Kautschuk überzogenen Säescheiben wenig taugen, haben wir an der „Berolina“-Säemaschine erfahren; wir mussten
                                 										die Kautschukringe oft erneuern. Uebrigens war der „Berolina“-Drill nicht
                                 										die erste Maschine, welche mit Kautschukscheiben arbeitete; solche Maschinen sah
                                 										ich schon 1876 in Philadelphia, doch auch damals konnten dieselben keine rechte
                                 										Verbreitung finden. Damals waren in Philadelphia Maschinen mit
                                 										Kautschuksäewalzen von der Firma J. B. Crowell
                                    											Company (Greencastle, Pennsylvania), weiter von der Hagerstown Manufacturing Company (Hagerstown,
                                 										Maryland) ausgestellt.
                              Die Verwendung von Kautschuk bei landwirthschaftlichen Maschinen, die den
                                 										Unbilden der Witterung ausgesetzt sind, ist eine prekäre Sache, und es darf
                                 										einem nicht wundernehmen, wenn der Landwirth die Nase rümpft, so oft er bei
                                 										landwirthschaftlichen Maschinen Kautschuk angewendet findet.
                              Zum Anstrich der Säemaschinen werden gute Oelfarben verwendet; kleinere,
                                 										besonders Gusstheile, werden in Amerika gewöhnlich nicht auf die übliche Weise
                                 										mit dem Pinsel angestrichen, sondern dieselben werden nach dem Tunkverfahren in
                                 										verschiedene Farbflüssigkeiten oder Farbbehälter getaucht, damit sie, von einer
                                 										dünnen Schichte Farbstoff überzogen, dem Rosten gut zu widerstehen vermögen.
                                 										Dieser Vorgang wird in Amerika „dipping
                                       											process“ (Tunkverfahren) genannt, und wegen seiner Schnelligkeit
                                 										und Billigkeit besonders bei der Fabrikation im Grossen angewendet.
                              Der sogen. „Inoxydationsprocess“, durch
                                 										welchen man besonders Pumpentheile gegen Rost schützt, könnte auch bei den aus
                                 										Gusseisen hergestellten Streuelementen der Säemaschinen Anwendung linden, doch
                                 										ist mir kein Etablissement bekannt, welches inoxydirte Streuräder oder andere
                                 										inoxydirte Streuelemente verwenden würde.
                              Bei den älteren amerikanischen Maschinen, wenn dieselben lange im Gebrauche
                                 										standen, kam es vor, dass die Streuräder so in die Gehäuse sich einrosteten,
                                 										dass dadurch die Drehung der Säewelle unmöglich gemacht wurde. Es war dies z.B.
                                 										bei der alten „Buckeye“-Säemaschine der Fall, welche Anfang der 70er
                                 										Jahre in der Gutswirthschaft der Akademie und auch in anderen Wirtschaften
                                 										Ungarns in Verwendung war.
                              Die Streuräder und Schubwalzen bleiben am besten unangestrichen, damit dieselben
                                 										ihre Glätte nicht verlieren und in Folge dieses Umstandes, oder weil die Farbe
                                 										nicht gehörig trocknet, nicht einzelnen Körnern Gelegenheit bieten,
                                 										festzuhaften. Das zum Baue des Gestelles und Saatkastens verwendete Holz muss
                                 										vollkommen ausgetrocknet sein, weshalb wir es gerne sehen, wenn in den
                                 										Localitäten eines Säemaschinenfabrikanten ein grosses Lager von Holz
                                 										aufgestapelt ist, so dass nur immer solches unter die Holzbearbeitungsmaschinen
                                 										kommt, welches schon durch einige Jahre gelegen hat; solches Holz, wenn mit
                                 										Oelfarbe gut angestrichen, bleibt auch nach fünf Jahrzehnten unverändert und
                                 										gut; nicht genug ausgetrocknetes hingegen verdirbt unter dem Oelfarbenanstrich
                                 										von innen nach aussen, weil in diesem Falle der Luftabschluss durch die
                                 										Oelfarbeschicht das Verderben des Holzes befördert.
                              Dass man heutzutage gerne Façoneisen zu den Gestellen der Säemaschinen nimmt,
                                 										findet seine Erklärung darin, dass es viel leichter ist, gutes Eisenmaterial zu
                                 										bekommen als Holzmaterial; ferner ist der wenig kapitalkräftige Fabrikant oft
                                 										nicht in der Lage, grosse Mengen von Holz am Stapel zu haben, weil darin viel
                                 										Geld investirt werden muss.
                              
                           
                              
                                 Hilfsmaschinen zur Säemaschinenfabrikation.
                                 
                              Anfangs, als die technische Ausführung der Säemaschinen noch sehr den Stempel der
                                 										Unvollkommenheit an sich trug, war es leicht, Säemaschinen zu bauen.
                              Damals konnte jeder Dorfschmied, wenn er sich mit einem Wagner und Klempner
                                 										verband, bloss mit Hilfe seiner Gesellen und der gewöhnlichen Handwerkzeuge
                                 										Säemaschinen bauen, und war es nur nöthig, die Gussbestandtheile, als: Löffel,
                                 										Schare, Gewichte und Zahnräder, aus einer Giesserei zu beziehen.
                              Seither haben der Fortschritt in der Construction der Säemaschinen, theilweise
                                 										auch die grosse Nachfrage nach denselben, die Verhältnisse ganz anders
                                 										gestaltet, so dass die Säemaschinenfabrikanten, wenn sie leistungs- und
                                 										concurrenzfähig bleiben wollen, nicht mehr sich allein jener primitiven Behelfe
                                 										bedienen können, welche schon den ersten in diesem Zweige des Maschinenbaues
                                 										Thätigen bekannt waren, sondern es ist unerlässlich, dass dieselben ihre
                                 										Werkstätten, wie es die Fabrikation im Grossen verlangt, mit den nöthigen,
                                 										mitunter sehr kostspieligen Hilfsmaschinen versehen.
                              So z.B. ist heutzutage in der Giesserei neben dem gewöhnlichen Schmelz- auch noch
                                 										ein solcher Ofen nöthig, in welchen das gegossene Kleineisenzeug, um es weich
                                 										und schmiedbar zu machen, eingesetzt werden kann.
                              Ausserdem sind in der Giesserei Formmaschinen nothwendig, welche zum Formen der
                                 										Wechsel- und Schöpfräder, sowie der übrigen Kleineisenbestandtheile der
                                 										Säemaschinen zu dienen haben, damit das Modelliren flott vor sich gehe und die
                                 										Stücke einer und derselben Gattung vollkommen congruent mit einander
                                 										ausfallen.
                              In der Tischlerei und der Wagnerwerkstätte sind ausser gewöhnlichen
                                 										Hobelmaschinen auch noch Maschinen zum Bohren der Holznaben und aridere zur
                                 										Räderfabrikation nothwendige, sowie Maschinen zur Erzeugung der Speichen
                                 										unentbehrlich; mit letzteren können vier bis acht Speichen auf einmal auf die
                                 										richtige Form abgedreht werden.
                              In der Schmiede- und Maschinenwerkstätte sind nothwendig: Gesenke und Pressen zum
                                 										Herstellen der Schartrichtertheile, zur Formgebung der Scharhebel, eventuell
                                 										Bohrvorrichtungen zum Ausfräsen der Schöpfräderzellen auf vollkommen gleiches
                                 										Maass.
                              Alles dies ist nothwendig, um die einzelnen Bestandtheile einer und derselben
                                 										Gattung Säemaschinen vollkommen congruent zu bekommen, und auch die
                                 										Herstellungskosten auf ein Minimum zu bringen.
                              Wo ist die Fabrikation die vollkommenste? Wenn wir
                                 										diesbezüglich unter den Säemaschinen Umschau halten, so kommen wir bald zur
                                 										Ueberzeugung, dass, sowohl was Eleganz als auch Güte der technischen Ausführung
                                 										anbelangt, die Erzeugnisse der grossen amerikanischen Firmen obenan stehen; es
                                 										ist dies jener weitgehenden Arbeitstheilung und Specialisirung zu verdanken,
                                 										welche die amerikanische Fabrikation charakterisiren und dort auf allen Gebieten
                                 										zu Hause sind. Bei den amerikanischen Maschinen fällt besonders auf, der feine
                                 										und glatte Guss der Streuräder und deren Gehäuse, die feine Theilung der Zahn-
                                 										und Wechselräder, Dinge, die wir bei Maschinen, die nicht in Amerika erzeugt
                                 										wurden, vermissen.
                              Das Specialisiren in der Fabrikation hat in Amerika solche Hilfsmaschinen
                                 										hervorgerufen, mit denen die Erzeugung der einzelnen Säemaschinenbestandtheile
                                 										im Grossen und billig möglich ist, und welche es gestatten, dass, wenn aus den
                                 										einzelnen Theilen die Maschine zu einem Ganzen zusammengesetzt wird, das theure
                                 										Nacharbeiten, Nachrichten und Zusammenpassen, welches bei der Fabrikation ohne
                                 										Specialhilfsmaschinen mit Handarbeit geschehen muss, erspart bleibt.
                              Wir sind auf dem Gebiete der landwirthschaftlichen Maschinenfabrikation wohl noch
                                 										weit von der Specialisirung entfernt, doch können, was gute Ausführung und
                                 										Gefälligkeit der Formen anbelangt, unsere Säemaschinen ehrenvoll den Platz neben
                                 										den amerikanischen einnehmen.
                              Dass bei uns die landwirthschaftliche Maschinenfabrikation sich noch nicht auf
                                 										die Erzeugung nach dem Specialisirungssystem herausgebildet hat, mag zum Theile
                                 										auch darin seine Begründung finden, dass wir keinen rechten Export von
                                 										landwirthschaftlichen Maschinen haben, und dass die meisten Abnehmer solcher
                                 										Maschinen gewohnt sind, alle Maschinen, vom Pfluge angefangen bis zur
                                 										Dreschmaschine, von einer Firma zu beziehen, so dass der Fabrikant gezwungen
                                 										ist, alle Gattungen landwirthschaftlicher Maschinen zu erzeugen, was vielleicht
                                 										manchmal auch auf Kosten jener Vollkommenheit geschieht, welche sonst nur bei
                                 										der Specialfabrikation zu erreichen möglich wäre.
                              In Amerika sind, nach dem Princip der Arbeitstheilung, Fabrikation und Vertrieb
                                 										gewöhnlich nicht in einer Hand; dort befassen sich gewisse Firmen nur mit dem
                                 										Verkaufe landwirthschaftlicher Maschinen, welche dieselben von den
                                 										Specialfabriken beziehen, so dass sich diese bloss um die Fabrikation und darum
                                 										zu kümmern haben, dass dieselbe so vollkommen und so billig als nur möglich
                                 										ausfalle.
                              
                              In England, wo die Fabrikation von Säemaschinen noch nach den alten Mustern
                                 										geschieht, werden hauptsächlich Maschinen mit Löffelscheiben gebaut und zwar in
                                 										der die englischen Erzeugnisse charakterisirenden festen und tadellosen
                                 										Ausführung.
                              Bei der französischen Säemaschinenfabrikation finden wir gar nichts Derartiges
                                 										vor, was besonders bemerkens- oder nachahmenswerth wäre; es kann ganz im
                                 										Allgemeinen gesagt werden, dass, die Trieurs und Zerstäubungsapparate
                                 										ausgenommen, die französischen landwirthschaftlichen Maschinen nicht als
                                 										Mustermaschinen dienen können; es ist dies um so mehr auffallend, als sonst die
                                 										Technik in Frankreich auf hoher Stufe steht.
                              In Deutschland, wo die Technik unbestreitbar auf hoher Stufe steht, befremdet an
                                 										den Säemaschinen häufig das Gekünstelte in der Construction und die Sucht, die
                                 										Dinge eher zu vercompliciren als zu vereinfachen, ausserdem ist die Ausführung
                                 										mitunter eine rohe und zeigt häufig wenig guten Geschmack in den Formen und der
                                 										Formgebung.
                              
                                 
                                    (Fortsetzung folgt.)