| Titel: | Schiffbau.Neues im Schiffswesen. | 
| Autor: | Mg. | 
| Fundstelle: | Band 307, Jahrgang 1898, S. 294 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Schiffbau.Neues
                           								im Schiffswesen.
                        (Schluss des Berichtes S. 269 d. Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neues im Schiffswesen.
                        
                     
                        
                           
                              Sicherheitsvorrichtung gegen die beim Platzen von
                                 										Dampfröhren entstehenden Unfälle.
                              
                           Von Louis Blanc in Paris wird zufolge den Verhandlungen
                              									des Petersburger polytechnischen Vereins (1897 * S. 125) ein Apparat vorgeschlagen,
                              									der mit Bezug auf Fig. 16 beschrieben sei.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 307, S. 294
                              Fig. 16.Sicherheitsvorrichtung gegen die beim Platzen von Dampfrohren
                                 										entstehenden Unfälle von Blanc.
                              
                           In der Dampfröhre a, welche vom Kessel c zur Maschine führt, befindet sich ein gewöhnlicher
                              									Dampfkrahn b1 welcher
                              									verbunden ist mit dem Sicherheitskrahne d und den
                              									beiden Cylindern e und f
                              									von verschiedenem Durchmesser, welche ihm als Deckel dienen. Das Ventil g, welches sich in dem Raume d befindet, bildet aufgehoben zwei freie Oeffnungen aus dem Dampfkessel in
                              									die Dampfröhre a, heruntergelassen verschliesst es sie.
                              									Die Bewegung des Ventiles g ist verbunden mit den
                              									beiden Kolben p und p1, welche sich in den Cylindern e und f leicht bewegen
                              									lassen. Diese Kolben lassen sich auch mit der Hand durch den Griff h regieren, unter dem Dampfdrucke functionirt der
                              									Apparat dagegen automatisch und der Griff h dient in
                              									diesem Falle nur dazu, um die Lage g zu bestimmen. In
                              									einiger Entfernung von dem Ventile d befindet sich auf
                              									der Dampfröhre a ein zweiter Cylinder mit zwei Kolben
                              										k und k1, welche auf einer Achse festgesetzt sind. In
                              									diesen Cylinder sind zwei Röhren l und l1 eingelassen. Die
                              									Röhre l, welche mit einem Hahn l2 versehen ist, verbindet den Cylinder
                              									direct mit dem Dampfkessel. Die Röhre l1 dagegen verbindet diesen Cylinder mit dem oberen
                              									Theile des Cylinders f. Ueber dem Cylinder j mit den nach aussen gehenden Oeffnungen mm befindet sich der Cylinder p2 mit der inneren Spiralfeder r0, welche von oben auf
                              									die Kolben k und k1 drückt mittels der Stange q, wie aus der Zeichnung ersichtlich. Der Druck der Feder r0
                              									ist derartig berechnet, dass er etwas geringer ist als der Druck des Dampfes,
                              									welcher aus dem Kessel strömt. Bei einem Druck von z.B. 10 at würde der Gegendruck
                              									der Feder r0 auf 7 bis
                              									8 at zu stellen sein. In Folge dessen werden die Kolben k und k1,
                              									wenn der Dampf unter vollem Drucke circulirt, sich in gehobenem Zustande befinden,
                              									die Oeffnungen mm verbinden die Röhre l mit der äusseren Atmosphäre, während der untere
                              									Kolben k die Oeffnung der Röhre l im Cylinder j verschliesst. Wenn dagegen
                              									der Druck in der Röhre a plötzlich in Folge einer
                              									Undichtigkeit fällt, so werden die Kolben k und k1 durch den Druck der
                              									Feder r0
                              									heruntergeschoben, die nach aussen mündenden Oeffnungen m und m werden durch den Kolben k geschlossen und die Röhren l und l1
                              									verbunden. Schliesslich befinden sich als weitere Details an dem Apparate: an der
                              									Röhre l1 in der Nähe
                              									des Cylinders ein dreigängiger Hahn, ein Durchblasrohr t, welches an der unteren Seite des Cylinders f angebracht ist und die Oeffnungen t und t1 in dem Ventile g, welche zum automatischen Heben des Ventiles, falls
                              									es heruntergelassen, dienen.
                           Der Apparat wirkt folgendermaassen: Wenn die Maschine angelassen, wird mit der Hand
                              									an dem Griffe h das Ventil g aufgenommen und dann das Ventil b. In Folge
                              									dessen überwindet der Dampf, welcher unter vollem Drucke in die Röhre a eingetreten, den Widerstand der Feder r0 und hebt die Kolben
                              										k und k1, die Oeffnungen mm
                              									werden frei und der obere Theil des Cylinders p1 wird mit der der äusseren Atmosphäre durch die
                              									Röhre l verbunden. Das heisst der Kolben p1 befindet sich unter
                              									keinem Drucke. Der untere Theil des Kolbens p, welcher
                              									mit p1 verbunden, wird
                              									von unten unter Druck stehen, so dass das Ventil g sich
                              									in gehobenem Zustande befindet und die Speisung der Maschine unter normalen
                              									Verhältnissen durch die Röhre a unbehindert vor sich
                              									geht. Wenn nun in der Dampfröhre a irgend eine
                              									Undichtigkeit entsteht, so wird sich in Folge der plötzlichen Verminderung des
                              									Druckes in der Dampfröhre a unter dem Kolben k das System der Kolben k
                              									und k1 senken, die
                              									Oeffnungen mm, welche in der Verbindung mit der
                              									äusseren Atmosphäre stehen, werden durch den Kolben k1 geschlossen und die Röhren l und l1 welche zwischen den Kolben k und k1 in
                              									den Cylinder j münden, werden unter sich verbunden, in
                              									Folge dessen wird der Dampf auf den Kolben p einwirken.
                              									Da der Durchmesser des Kolbens p1 grösser ist als der Durchmesser des Kolbens p, so wird das Kolbensystem p und p1
                              									unter dem Drucke von oben sich senken und das Ventil g
                              									sich sofort schliessen. In Folge dessen wird jede Verbindung zwischen dem
                              									Dampfkessel c und der Dampfröhre abgeschnitten und
                              									jedes Unglück verhütet. Es muss bemerkt werden, dass beim Anlassen der Maschine die
                              									Kolben k und k1 sich in gesenktem Zustande befinden, so dass die
                              									Röhren l und l1 unter einander verbunden sind. Daher muss man
                              									zuerst darauf sehen, dass der Hahn r1 geschlossen ist, um den Druck des Dampfes auf die
                              									Oberfläche des Kolbens p1, welcher die Oeffnung des Ventiles g
                              									verhindern könnte, zu beseitigen.
                           Wenn der Apparat in Folge irgend einer Undichtigkeit der Dampfröhren in Function
                              									getreten ist, muss man die Klappen b und den Hahn l2 auf der Röhre l schliessen, dann den Hahn r1 öffnen, so dass die Röhre l1 mit der äusseren
                              									Atmosphäre in Verbindung gebracht wird. Dann wird die Undichtigkeit beseitigt und die oben
                              									besagten Handgriffe gethan, um die Maschine anzulassen.
                           Wenn bei Oeffnen des Hahnes b das Ventil g heruntergelassen war, so wird das Heben desselben
                              									automatisch erfolgen durch die in demselben befindlichen Oeffnungen tt und t1t1 in folgender Weise: Der Kolben p wird durch den unter ihm befindlichen Dampfdruck
                              									leicht gehoben auf die Höhe s. Dadurch werden die
                              									Oeffnungen t1t1 frei und der Dampf
                              									strömt aus dem Kessel c durch t1t1 und tt nach dem Rohre
                              										a. Wenn der Dampfdruck unter dem Ventile g stark genug ist, wird es gehoben und der Apparat wird
                              									dem vollen Durchgange des Dampfes aus dem Kessel nach dem Rohre a nicht weiter hinderlich sein.
                           Um jederzeit die Möglichkeit zu haben, die Communication zwischen Dampfkessel und
                              									Maschine oder äusserer Atmosphäre abzuschneiden, z.B. bei verdächtigem Geräusch in
                              									der Maschine oder bei einem Unglücksfalle zur Erzielung sofortigen Stillstandes, ist
                              									zwischen den Röhren l und l1 eine Röhre u mit einem Hahn r1 eingeschaltet. Der Arbeiter kann mit einem Schlüssel durch Oeffnen
                              									dieses Hahnes das Ventil g sofort schliessen, da der
                              									Dampf aus dem Kessel durch die Röhren l l1 sofort den Kolben p
                              
                              									herunterdrückt.
                           Bei einer Batterie von Dampfkesseln, welche durch eine Magistralröhre verbunden, wird
                              									der Apparat, wenn er an einer jeden Röhre eingesetzt, unbedingt den Uebergang der
                              									Explosion von einem Dampfkessel zum anderen verhüten. Im Falle der Explosion eines
                              									Dampfkessels, wird der Druck sofort in allen Röhren fallen, alle Klappen werden sich
                              									schliessen, wodurch jede Communication zwischen den Dampfkesseln unter einander und
                              									mit der äusseren Atmosphäre aufgehoben wird. –
                           Anstriche für den Schiffsrumpf zum Schütze desselben
                              									gegen Anrostungen und Ansatz von Muscheln sind zahlreich vorgeschlagen, ohne dass
                              									bisher eine erfolgreiche Lösung dieser wichtigen Frage gelang. In der Chemiker-Zeitung, 1897 S. 293, wird nun über die
                              									neuesten Ergebnisse auf diesem Gebiete eingehend berichtet.
                           Nach W. Hummel datirt das Bedürfniss nach besonderen
                              									Farben zum Bedecken der unter Wasser befindlichen Schiffstheile seit Einführung von
                              									Eisen und Stahl in den Schiffbau. Holzboote sind keinem Rosten unterworfen, und vor
                              									dem Bewachsen mit Seepflanzen und Schalthieren wurden dieselben dadurch geschützt,
                              									dass man sie mit Kupfer- oder Kupfer- und Zinkbögen auskleidete. Man hat wohl
                              									dasselbe Mittel auch für Eisenschiffe anzuwenden versucht. Doch benutzt man die
                              									Kupferauskleidung nur dann, wenn die Schiffe für längere Jahre keiner Dockung, also
                              									keinem Abreinigen der Unterwassertheile unterworfen werden können. Was das
                              									Anstreichen der Schiffe mit Blei- oder Eisenmennige, Blei- oder Zinkweiss anbelangt,
                              									so sind diese Mittel gegen das Anwachsen von Organismen ganz unwirksam, verhindern
                              									aber auch das Verrosten des Eisens nicht. Das Grundiren der Stahlschiffe mit
                              									Bleimennige wurde ebenfalls aufgegeben, seitdem man zur Ueberzeugung gekommen ist,
                              									dass Bleipräparate unter dem Einflüsse von Seewasser in Bleichlorid umgewandelt
                              									werden, welch letzteres wiederum bei Berührung mit Eisen Eisenchlorid und Blei
                              									bilden soll; der Bleimetallniederschlag ruft einen starken galvanischen Strom hervor
                              									und verursacht weitere Corrosionen.
                           Als Grundbedingungen für die Zweckmässigkeit der Anstriche stellt Hummel folgende auf: 1) Die Compositionen sollen den
                              									Schiffskörper vor Corrosion schützen, 2) eine glatte Oberfläche bilden, um die
                              									Reibung zu vermindern, und 3) rasch trocknen, damit an einem Tage das Reinigen der
                              									Unterwassertheile und ein zweimaliger Anstrich derselben ermöglicht werde. Bei neuen
                              									Stahlschiffen ist der Panzer meistentheils mit einer Haut bedeckt, die durch
                              									Eintauchen der Bögen in verdünnte Salzsäure entfernt werden muss, anderenfalls fällt
                              									diese Schicht ab und zieht die darüber liegende Farbe mit, die entblössten Stellen
                              									aber unterliegen einem starken Verrosten; neue Schiffe sollten auch mindestens alle
                              									6 Monate umgestrichen werden, bis man die Ueberzeugung gewinnt, dass die Farbe einen
                              									festen Grund erhalten hat. Die Zusammensetzung der Anstrichfarben ist verschieden.
                              										Mac Innes verwendete zum Grundiren eine Eisenoxyd
                              									enthaltende Lackfarbe, worüber man eine erwärmte Mischung von Kupfer mit Seife
                              									auftrug. Gisbourne mischte Quecksilber mit Kreide,
                              									bereitete damit eine dicke, langsam trocknende Oelfarbe und wandte diese über einer
                              									Bleimennigeschicht an. Als bedeutender Fortschritt im Schiffsschutze muss die von
                              										Heinrich Rathjen eingeführte Lösung von Schellack
                              									in Spiritus betrachtet werden. Diese Lösung wurde mit Eisenoxyd gemengt und etwas
                              									Leinöl dazu gegeben, um der Farbe Elasticität zu verschaffen. Die Farbe diente als
                              									erste Schicht zur Isolation, darauf kam ein zweiter Anstrich aus denselben Stoffen
                              									unter Zusatz von Arsen und Quecksilber. Solche Farben zeichnen sich durch
                              									Dauerhaftigkeit aus, da die im Seewasser enthaltenen Salze auf Schellack wenig
                              									einwirken; aus dem in der zweiten Schicht enthaltenen Quecksilber bildet sich
                              									langsam unter Einfluss des Seewassers Quecksilberchlorid, welches auf die Organismen
                              									zerstörend wirkt. Rathjen's Farben trocknen rasch, so
                              									dass man an einem Tage zwei bis drei Anstriche fertig bringen kann. Es ist jedoch
                              									unmöglich, grössere Mengen Quecksilber in den Anstrich hineinzuführen, da dadurch
                              									die Schellacklösung selbst zerstört werden würde; auch ist die Löslichkeit des
                              									Schellackes sehr gering, so dass die Wirksamkeit der Farbe mit der Zeit vermindert
                              									wird. Als Giftstoffe kommen auch Zinkweiss und Kupfer in Betracht, auch andere
                              									antiseptische Mittel, z.B. Hydrazin, wurden versucht; am wirksamsten haben sich
                              									Kupfer und Quecksilber erwiesen. Für die Verwendung von Kupfer spricht seine
                              									Billigkeit, es erscheint jedoch insofern nicht empfehlenswerth, als bei
                              									Schadhaftwerden der Isolirschicht grössere Kupfermengen eine Corrosion des Eisens
                              									bewirken können.
                           Von den an dem Schiffskörper anwachsenden Organismen sind die Seegräser weniger
                              									gefährlich; sie wachsen gewöhnlich nur an der Wasserlinie an, weil zu ihrer
                              									Entwickelung Licht erforderlich ist. Der Schiffsgang wird hauptsächlich durch das
                              									Anwachsen von Schalthieren gehemmt; diese Organismen schwimmen aber gewöhnlich nur
                              									im ersten Stadium ihrer Entwickelung herum. Die Gifte des Anstriches haben also die
                              									Aufgabe, die am Schiffe haften bleibenden Keime abzutödten. Während der Schiffahrt
                              									wird die Farbschicht durch Reibung und unter dem Einflüsse des Seewassers so weit
                              									erweicht, dass die Seesalze mit den im Anstriche befindlichen Giften in Umsetzung
                              									treten können; es bildet sich auf der Oberfläche eine antiseptische Lösung, welche
                              									die sie berührenden Organismen zerstört. In tropischen Seen ist die Vermehrung von
                              									Lebewesen in manchen Jahreszeiten so gross, dass das antiseptische Mittel an der
                              									Oberfläche der Schiffe bald erschöpft erscheint und die Farbe das Anwachsen nicht
                              									mehr verhindern kann. Das Haftenbleiben der Organismen erfolgt während des
                              									Aufenthaltes der Schiffe in Häfen ergiebiger als während der Fahrt. Die Wirksamkeit
                              									der angewendeten Schutzanstriche hängt also hauptsächlich davon ab, für welch lange
                              									Zeit des Schiffsstillstandes diese Anstriche eine wirksame antiseptische Substanz
                              									abgeben können. Im Hafen aber unterliegt die Oberfläche der Schiffe keinerlei
                              									Reibung, das antiseptische Mittel wird also schon nach einigen Wochen erschöpft und
                              									kommt erst dann wieder zur Wirkung, wenn während einer neuerlichen Bewegung des
                              									Schiffes die erschöpften Theilchen durch Reibung herunterkommen und eine neue
                              									giftgesättigte Fläche blosstellen. Je nach den obwaltenden Verhältnissen kann ein
                              									neu angestrichenes Schiff mehr dem Anwachsen unterliegen, als ein mit alten
                              									Anstrichen versehenes. Erwähnt sei noch, dass ein längeres Aussetzen der frischen
                              									Anstriche an der Luft die Wirksamkeit der Farbcomposition bedeutend vermindert. Zur
                              									Illustration des Werthes der bisher vorgeschlagenen Schiffsfarben hat W. P. Wierchowski auf Grund von in der
                              									Schwarzmeer-Flotte vorgenommenen Versuchen folgende Tabelle zusammengestellt:
                           
                              
                                 Compositionen
                                 Verbrauchin Pfund auf1
                                    											Quadrat-faden
                                 Kostenin Rubel
                                 Gewicht desAnwuchsespro Monatin
                                    											Pfund
                                 
                              
                                 Leoni Nr. 1 und 2
                                   7,00
                                    2,55½
                                 3,704
                                 
                              
                                 Rathjen Nr. 1, 2 und 3
                                   6,18
                                 4,95
                                 3,191
                                 
                              
                                 Dubois Nr. 1 und 2
                                   7,50
                                 3,72
                                 5,453
                                 
                              
                                 Perreti Nr. 1 und 2
                                   7,86
                                 2,90
                                 4,358
                                 
                              
                                 Holzapfel Nr. 1 und 2
                                   7,25
                                 2,80
                                 3,168
                                 
                              
                                 Murreo Nr. 1 und 2
                                   9,03
                                 5,12
                                 3,775
                                 
                              
                                 Sopston (Holzapfel)
                                   5,25
                                 0,79
                                 5,455
                                 
                              
                                 Urban Nr. 1
                                   6,00
                                 1,80
                                 2,820
                                 
                              
                                 Urban Nr. 2
                                 10,50
                                 5,77
                                 2,820
                                 
                              
                                 Mennige
                                   6,50
                                 0,70
                                 8,020
                                 
                              
                           Ueber Schiffshebewerke hat A.
                                 										Riedler (Berlin 1897, Verlag von A. Seydel) eine ausführliche Studie
                              									veröffentlicht.
                           Die Wasserstrassen haben mit dem modernen Massenverkehr an Bedeutung zugenommen und
                              									sind die Verkehrsbedingungen vielfach Lebensbedingungen geworden. Die modernen
                              									Verkehrswege können nicht mehr den günstigen Wasser- und Bodenverhältnissen allein
                              									nachgehen, sondern sie müssen auch technisch schwierigere aufsuchen und ausnutzen.
                              									Der Technik werden hierbei neue Aufgaben gestellt, welche im Wesentlichen darin
                              									bestehen: „Grosse Gefälle in möglichst grossen Stufen zu überwinden.“
                              									Brauchbare Hebewerke für grosse Gefälle und grössere Schiffe zu schaffen und dabei
                              									Raschheit und Sicherheit des Verkehres zu erzielen.
                           Zur Lösung der Aufgabe gibt es zwei Wege, entweder Verbesserung der alten bewährten
                              									Kammerschleuse, oder Ausführung brauchbarer maschineller Hebewerke.
                           Die Kammerschleuse ist nur zu verbessern durch Vergrösserung des Gefälles,
                              									Verminderung des Wasserverbrauches und des Zeitaufwandes im Betriebe.
                           Das grösste bei Schleusen bisher ausgeführte Einzelgefälle überschreitet allgemein 10
                              									m nicht. Schleusen bis zu 20 m Gefälle wurden bisher nur für kleine Schiffe
                              									projectirt. Ihr Bau für Schiffe von über 600 t erscheint unzweckmässig. Für die
                              									Ueberwindung grosser Gesammtgefälle kann nur mit Einzelgefällen von etwa 10 m
                              									gerechnet werden. Es ist deshalb für 100 m Gesammthöhe eine Schleusentreppe von
                              									10 über einander liegenden Schleusen erforderlich. Dieser Zahl entsprechend müssen
                              									auch 10 Kraftmaschinen, doppelt soviel Pumpen, Kraftsammler und Transmissionstheile
                              									angeordnet werden, dazu 40 Thorflügel und mindestens 80 Vorrichtungen für den
                              									Wasserwechsel, und alle diese Theile sind übereinstimmend zu bewegen. Das ist ohne
                              									erheblichen Zeitaufwand aber unmöglich.
                           Die Verminderung des Wasserverbrauches ist durch möglichste Anpassung der
                              									Schleusenform an die festgesetzte normale Schiffsform wohl erreichbar, aber das gilt
                              									nur für kleinere Schleusen. Bei grossen Schleusen, durch welche Schiffe
                              									verschiedenster Dimensionen passiren müssen, ist das Verhältniss unter Umständen
                              									recht ungünstig. Wasserersparniss lässt sich da nur durch Sparbecken erreichen,
                              									dieselbe kann aber auch hier wieder nur durch Zeitaufwand erkauft werden. Der
                              									Zeitverlust steht jedoch im directen Widerspruch mit der dritten Hauptbedingung der
                              									Verminderung des Zeitaufwandes im Betriebe. In allen den Fällen, wo bei einem
                              									grossen Gefälle und geringem Wasseraufwand ein rascher Betrieb erfordert wird, sind
                              									daher Kammerschleusen nicht empfehlenswerth und muss zu maschinellen
                              									Schiffshebewerken übergegangen werden.
                           Die Vorbilder dieser sind in erster Linie Schleppbahnen. Das grundsätzlich Wichtige
                              									der maschinellen Hebewerke liegt in der Unabhängigkeit derselben vom vorhandenen
                              									Kanalwasser und der Möglichkeit der Ausbalancirung der zu hebenden Last. Die
                              									maschinellen Hebewerke bedürfen nur verhältnissmässig geringer motorischer
                              									Betriebskraft.
                           Man unterscheidet nun senkrechte Schiffshebewerke und solche auf geneigter Ebene.
                              									Erstere sind entweder den grossen hydraulischen Aufzügen nachgebildet, oder es sind
                              									Schwimmerhebewerke, bei denen die Traglast durch eine Anzahl cylindrischer Schwimmer
                              									aufgenommen wird. Die Schwimmer sind aber selten oder nie mit Sicherheit dicht zu
                              									erhalten, und gerade darauf basirt ihre gute Wirkung. Die senkrechten
                              									Schiffshebewerke eignen sich im Allgemeinen nur für kleine Gefälle, zwischen 10 und
                              									20 m. Für Gefälle über 25 m sind sie zweckmässig nicht mehr auszuführen, denn diese
                              									müssen dann in mehreren Stufen überwunden werden, wodurch ausserordentliche
                              									Baukosten, welche die Rentabilität des Betriebes illusorisch machen, entstehen.
                           Richtigere maschinelle Hebewerke sind die Hebewerke auf geneigter Ebene.
                           Hier kommt nur die Hebung schwimmender Schiffe in fahrbaren Trogschleusen in Betracht
                              									und soll nur näher auf die Projecte für die Hebewerke, welche bei dem
                              									Donau-Moldau-Elbe-Kanale zur Ausführung gelangen sollen, eingegangen werden.
                           Das Kanalcomité hatte eine Preisausschreibung, um Entwürfe von Schiffshebewerken zu
                              									erlangen, erlassen, welche für grosse Gefälle, Schiffe von 700 t, unter
                              									Voraussetzung von Wassermangel, den modernen Betriebsanforderungen entsprechen
                              									sollten. Das Preisgericht bestand aus namhaften Fachleuten verschiedener Richtung,
                              									so dass die wissenschaftliche und praktische Seite der einschlägigen technischen
                              									Gebiete Vertretung fand. Auch der Vortragende gehörte der Jury an.
                           Von den eingegangenen Entwürfen wurden die Hebewerke auf geneigter Ebene als die
                              									zweckentsprechendste Lösung bezeichnet und der erste Preis dem Entwürfe einer geneigten Querbahn
                              									von Fünf vereinigten böhmischen Maschinenfabriken, der
                              									zweite Preis dem Entwürfe einer geneigten Längsbahn von Haniel und Lueg in Düsseldorf-Grafenberg zuerkannt.
                           Beide Entwürfe bezeichnen die geneigte Ebene als die sachgemässeste Fahrbahn und
                              									bedeuten sowohl in der Behandlung der Hauptsache wie der Nebentheile einen grossen
                              									Fortschritt in der Construction der Schiffshebewerke.
                           Die Böhmischen Fabriken verwenden die alten Rollbahnen;
                              									ersetzen aber die Walzen durch Stahlgussräder mit endloser, stellbarer Führung und
                              									die einfachen Rollbahnen durch breite Stahlgusschienen. Haniel und Lueg haben die einfache Gleitbahn maschinentechnisch vollkommen
                              									ausgebildet, mit eisernem Unterbau und vor allem mit hydraulischen
                              									Entlastungsschlitten ausgestattet, welche bewirken, dass die wesentlichste Reibung
                              									der Bewegung des Trogschlittens nicht auf der Gleitbahn, sondern dem entlastenden
                              									Druckwasser stattfindet. Die Ueberlegenheit der geneigten Ebene ist für den
                              									vorliegenden Fall als zweifellos anzusehen. Die Anlage- und Betriebskosten sind
                              									wesentlich geringer als bei jeder anderen Hebevorrichtung, während die
                              									Betriebsleistung eine grössere wird.
                           Die Schiffshebewerke stehen in neuerer Zeit vor einem Wendepunkte, vor der alle
                              									technischen Einrichtungen erfassenden Umgestaltung durch die motorischen
                              									Betriebskräfte und die vervollkommnete Maschinenarbeit.
                           
                              
                                 Mg.