| Titel: | Elektrische Kraftübertragung. | 
| Fundstelle: | Band 308, Jahrgang 1898, S. 18 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Elektrische Kraftübertragung.
                        Elektrische Kraftübertragung.
                        
                     
                        
                           Die im J. 1872 gegründete Stadt Fresno in Californien hatte sich bisher wegen des
                              									hohen Preises der Kohlen nur langsam entwickelt. In einer Entfernung von 58 km von
                              									dieser Stadt befindet sich eine bedeutende Wasserkraft, welche für dieselbe nutzbar
                              									gemacht werden sollte. Die Anlage ist im ersten Ausbau für 1000  hergestellt
                              									worden, ist aber auf 7000  erweiterungsfähig. Sie ist wegen des sehr grossen
                              									Gefälles und der Bodenverhältnisse, welche besondere Constructionen erforderlich
                              									machten, von Interesse.The Engineer und E.
                                       												Z., 1897 S. 177.
                           Das Wasser wird dem betreffenden Flusse durch einen hölzernen Kanal oberhalb der
                              									Schneegrenze entnommen und 11 km weit am Bergabhange entlang geführt. Der Kanal kann
                              									2 cbm Wasser in der Secunde führen und das Gefälle bis zur elektrischen Centrale
                              									beträgt 427 m. Der Kanal endigt in einem Thale, welches durch einen 3 m hohen und
                              									150 m langen Damm abgeschlossen ist, und in welchem Wasservorrath für mehrere Tage
                              									aufgespeichert werden kann. Die Zuführung des Wassers von hier aus zu den
                              									Pelton-Rädern geschieht durch ein 1220 m langes Stahlrohr, das unten stärker ausgeführt
                              									ist. Der obere Theil ist 61 cm, der untere 51 cm weit und die Wandstärke beträgt
                              									oben 6,3 mm und unten 14 mm. Das Rohr ist durch starke Bolzen in den Felsen
                              									verankert, jedoch so, dass es sich den Temperaturschwankungen gemäss ausdehnen kann.
                              									Solange das Rohr kein Wasser führte, war es der Erwärmung durch die Sonne
                              									ausgesetzt. Bei der Verlegung der beiden Abtheilungen wurden dieselben beide von
                              									unten aus aufgebaut, und zwischen beiden vorläufig ein 2 m langes Stück frei
                              									gelassen. Am Mittag war diese Unterbrechungsstelle 200 mm kürzer als vor
                              									Sonnenaufgang. Um eine Beanspruchung des Rohres durch Temperaturschwankungen zu
                              									vermeiden, wurde das fehlende Verbindungsstück um 2 Uhr Nachts eingesetzt und das
                              									Rohr mit Wasser gefüllt, damit es der Erwärmung durch die Sonnenstrahlung weniger
                              									ausgesetzt sei.
                           Am unteren Ende kommt das Wasser in ein 17 m langes wagerechtes Rohr und wird von
                              									diesem aus durch Röhren den Pelton-Rädern zugeführt. Im
                              									Ganzen sind zur Aufstellung gekommen drei Pelton-Räder von je 500  und jedes
                              									direct mit einem Drehstrommotor von 250 Kilo-Watt Leistung gekuppelt. Wenn man
                              									bedenkt, dass der Wasserdruck 40 at beträgt und das Gewicht der in Bewegung
                              									befindlichen Wassersäule mehr als 300000 k ausmacht, so ersieht man, dass eine gute
                              									Regulirung auf die constante Geschwindigkeit von 600 Umdrehungen in der Minute keine
                              									leichte Aufgabe war. Die Schieber für den Wasserzulauf werden durch hydraulische
                              									Kolben bewegt und die ganze Einrichtung musste mehrmals umgeändert werden, ehe es
                              									gelang, die Druckschwankungen innerhalb der Grenzen von ± 2 at zu bringen. Eine
                              									weitere Schwierigkeit bildete die zerstörende Wirkung des von den Rädern
                              									abgeschleuderten Wassers. Der Betonfussboden der Radkammer wurde in wenigen Tagen
                              									zerstört und selbst der darunter liegende Felsen angegriffen. Jetzt wird dieser
                              									Fussboden unter den Rädern mit Platten von Gusseisen abgedeckt. Die Abnutzung ist
                              									wegen der grossen Geschwindigkeit von 60 m in der Secunde und der mitgeführten
                              									Steinchen ziemlich bedeutend.
                           In Amerika hat man sich noch nicht mit dem in Deutschland üblichen System befreundet,
                              									nach welchem die hohe Spannung direct in der Maschine erzeugt wird, sondern
                              									verwendet Transformatoren. Die elektrischen Maschinen in der Kraftstation sind für
                              									700 Volt gebaut und der Strom wird zunächst auf 11200 Volt gebracht und dann in die
                              									Leitung geschickt. Letztere besteht aus 2 × 3 Drähten, die auf Holzmasten und
                              									3fachen Isolirglocken befestigt sind. In der Stadt Fresno ist eine Unterstation, in
                              									welcher die Spannung herabgesetzt wird, und zwar auf 3000 Volt für die grossen
                              									Maschinen, auf 1000 Volt für entferntere Vertheilungspunkte und auf 115 Volt
                              									für die Glühlichtbeleuchtung in der Stadt.
                           Eine wichtige Verwendung des Stromes ist die des Betriebes der Pumpen im städtischen
                              									Wasserwerke, welche früher durch Dampf erfolgte. Es sind jetzt an das Werk
                              									angeschlossen 145 Bogenlampen, 5000 Glühlampen und 410 -Motoren. Der
                              									Strompreis beträgt 265 M. für 1  jährlich, wobei die Kraft Tag und Nacht
                              									ununterbrochen bezogen werden kann.
                           
                              Rr.