| Titel: | Hüttenwesen.Neuerungen in der Eisengiesserei. | 
| Fundstelle: | Band 308, Jahrgang 1898, S. 31 | 
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                        Hüttenwesen.Neuerungen in der Eisengiesserei.
                        (Schluss des Berichtes S. 7 d. Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen in der Eisengiesserei.
                        
                     
                        
                           IV. Giessereirohmaterial.
                           Die Beurtheilung des Giessereiroheisens geschah bisher vorwiegend nach Maassgabe des
                              									Gefüges der Masseln, wie es sich im Bruche zeigte; es wurde dem grobkörnigen Gefüge
                              									ausnahmslos der Vorzug gegeben. Dass dies unbegründet sei, führt A. Ledebur in Stahl und
                                       										Eisen vom 15. Juni 1896 des näheren aus. Er hält es auf Grund seiner
                              									Erfahrungen für viel richtiger, das Giessereiroheisen nicht nach dem Bruchaussehen,
                              									sondern nach der chemischen Zusammensetzung zu kaufen und einen um so höheren Preis
                              									zu bewilligen, je höher sein Siliciumgehalt und je niedriger sein Gehalt an Phosphor
                              									und sonstigen schädlichen Fremdkörpern sei.
                           Die verdienstlichen Arbeiten Jüngst's u.a. hatten später
                              									den Zweck, auch den Giessereileuten klar zu machen, welche Bedeutung der
                              									Siliciumgehalt des Roheisens für den Eisengiessereibetrieb besitzt; aber nur sehr
                              									allmählich verschwand hier das alte Vorurtheil, welches man früher gegen den
                              									Siliciumgehalt gehegt hatte. Auch heute noch schätzt und bezahlt man in zahlreichen
                              									Eisengiessereien das Roheisen lediglich nach seinem Bruchaussehen, zum Leidwesen der
                              									Hochofenwerke, welchen manche Aergernisse daraus entstehen.
                           Später hat sich diese Ueberzeugung auch in Amerika Bahn gebrochen und ist besonders
                              									von dem Giessereiingenieur West gefördert worden.
                           „Schlechtes“ Eisen gibt es überhaupt nicht, sagt West; es kommt nur darauf an, dass es seiner Zusammensetzung gemäss
                              									behandelt und verwendet wird. Wenn man einem Giesser für dünne Gusswaaren ein
                              									Roheisen mit 1,02 Proc. Silicium zum Umschmelzen geben wollte, so würde er es, wenn
                              									er den Versuch gemacht hat, für „schlecht“ erklären, weil das beim
                              									Umschmelzen noch siliciumärmer gewordene Eisen jedenfalls die Neigung besässe, in
                              									den dünnen Querschnitten hart und weiss zu werden. Dasselbe Metall aber würde,
                              									sofern der Gehalt an schädlichen Körpern – Phosphor, Schwefel, Mangan – nicht zu
                              									hoch wäre, ein vorzügliches Material für schwere Abgüsse bilden. Aber das beste
                              									Roheisen kann durch ungeschicktes Schmelzen oder durch ungeeignetes Vermischen mit
                              									anderem verdorben worden. Deshalb schlägt West vor,
                              									dass die Hochofenwerke den Giessereien nicht allein die chemische Zusammensetzung
                              									des gelieferten Roheisens, sondern auch die Ergebnisse regelmässig nach jedem
                              									Abstiche angestellter Schmelzversuche mittheilen sollen, wobei die
                              									Biegungsfestigkeit, Einbiegung der Probestäbe und Dünnflüssigkeit des Eisens zu
                              									prüfen wären. Zu den Versuchsschmelzen empfiehlt West
                              									einen „Baby-Cupolofen“, wie er selbst ihn für gleiche Zwecke benutzt. Er ist
                              									von der Bodenplatte bis zur Gicht nur 0,76 m hoch, hat 0,25 m lichte, 0,30 m äussere
                              									Weite, eine Windform von 25 mm Weite und wird mit Wind von etwa 0,04 k Spannung
                              									(40-cm-Wassersäule) betrieben, welcher durch ein Handgebläse geliefert werden kann,
                              									wenn man nicht Gelegenheit hat, den Ofen an die Windleitung eines grösseren Gebläses
                              									anzuschliessen. Das Abstechen wird, wie gewöhnlich, durch eine in der Umfassung
                              									angebrachte Stichöffnung bewirkt; zum Entleeren von Koks und Schlacke nach dem
                              									Schmelzen dient eine Bodenklappe von bekannter Einrichtung. Der Ofen wird bis zur
                              									Hälfte seiner Höhe mit Koks gefüllt; wenn diese sich in Glut befinden, beginnt man
                              									mit dem Setzen des Eisens. Die Grösse der Eisengichten kann 20 bis 50 Pfund
                              									betragen; über den Koksverbrauch dabei ist nur angegeben, dass die jedesmal
                              									gegebenen Koksgichten 10 bis 12,5 cm hoch sein sollen. Schon 15 Minuten nach dem
                              									Aufgichten beginnt das Eisen zu schmelzen.
                           
                           Ledebur hält solche Versuchsschmelzen bei Hochöfen
                              									für die Erreichung des angestrebten Zieles nicht für besonders förderlich, weil der
                              									Giesser das vom Hochofen empfangene Roheisen selten allein verschmelzt, sondern mit
                              									Brucheisen und anderem Roheisen zu vermischen pflegt; eine zuverlässige
                              									Durchschnittsanalyse reicht seines Erachtens vollständig aus, dem kundigen
                              									Giessereimann die Beurtheilung der Verwendbarkeit des Roheisens zu ermöglichen. Bei
                              									der chemischen Untersuchung muss allerdings auch auf die Anwesenheit von nur
                              									ausnahmsweise vorkommenden Fremdkörpern, welche das Verhalten des Roheisens
                              									beeinflussen können, z.B. Chrom, Rücksicht genommen werden, wenn man Trugschlüsse
                              									sicher vermeiden will.
                           Ueber eine – wenn sie sich bestätigt, überraschende und für die Verwendung des
                              									Gusseisens bedeutungsvolle – Beobachtung machte A. E.
                                 										Outerbridge Mittheilung. Danach soll das Gusseisen an Festigkeit zunehmen,
                              									wenn es wiederholten Erschütterungen unterworfen wird, deren Stärke geringer ist,
                              									als zum Bruch erforderlich sein würde. Der Einfluss der Erschütterungen soll auf
                              									einem ähnlichen oder gleichen Vorgange beruhen, wie der Einfluss des Ausglühens
                              									(annealing); Spannungen, welche beim Giessen und Abkühlen entstanden waren, sollen
                              									dadurch beseitigt werden.
                           Im J. 1894 wurde bei der Giesserei von Wm. Sellers und
                                 										Co. in Philadelphia eine grosse Zahl gusseiserner Probestäbe, je 25 mm im
                              									Geviert stark und 380 mm lang, mit anderen Gusstücken in eine umlaufende
                              									Scheuertrommel gebracht, um vom anhaftenden Sande gereinigt zu werden, und mehrere
                              									Stunden darin belassen. Bei der späteren Prüfung beobachtete man mit Verwunderung,
                              									dass die Stäbe sich durch aussergewöhnlich hohe Festigkeit auszeichneten. Die
                              									Prüfungsmaschine wurde untersucht und in gutem Zustande befunden; auch die chemische
                              									Untersuchung ergab nichts Besonderes. Man goss nun in einer gemeinschaftlichen
                              									Gussform zwölf Probestäbe aus demselben Eingüsse, einen neben dem anderen. Sechs
                              									davon wurden in der Scheuertrommel, die anderen sechs mit Drahtbürsten durch die
                              									gewöhnliche Handarbeit geputzt. Bei der Festigkeitsprüfung ergab sich, dass die in
                              									der Scheuertrommel geputzten Stäbe sämmtlich eine um 10 bis 15 Proc. höhere
                              									Festigkeit besassen, als die übrigen.
                           Eine mehrmalige Wiederholung des Versuches lieferte stets das gleiche Ergebniss. Man
                              									sann vielfach über die Ursache nach und glaubte schliesslich, diese darin gefunden
                              									zu haben, dass beim Scheuern in der Trommel die Kanten der Probestäbe etwas
                              									abgerundet und diese dadurch besser befähigt wurden, der Biegung zu wiederstehen.
                              									Die Annahme erwies sich indess als unhaltbar. Als man zwölf Stäbe in gewöhnlicher
                              									Weise mit Drahtbürsten putzte, dann die Kanten von sechs dieser Stäbe mit der Feile
                              									abrundete, von den sechs anderen aber in dem ursprünglichen Zustande beliess, zeigte
                              									sich bei der nachfolgenden Festigkeitsprüfung kein Unterschied. Man goss nun Stäbe
                              									mit rundem Querschnitt (28,5 mm im Durchmesser, 380 mm lang) aus einer und der
                              									nämlichen Giesspfanne, putzte einen Theil davon mit der Drahtbürste, den anderen in
                              									der Scheuertrommel, und alle in der letzteren Weise behandelten Stäbe zeigten bei
                              									der Prüfung ein erheblich höheres Maass von Festigkeit, als die ersteren.
                           Outerbridge gelangte hierdurch zu der Ueberzeugung,
                              									dass die Steigerung der Festigkeit beim Behandeln in der Scheuertrommel nur
                              									durch Aenderungen in der Lage der Gusseisentheilchen hervorgerufen sei und dass
                              									diese Umlagerung der Theilchen durch die beim Scheuern stattfindenden
                              									Erschütterungen veranlasst worden sei. Zur Erprobung dieser Theorie wurden sechs mit
                              									der Drahtbürste geputzte Probestäbe der Einwirkung von je 3000 Schlägen mit einem
                              									Handhammer auf das eine Ende jedes Stabes ausgesetzt, während sechs andere Stäbe in
                              									der Scheuertrommel behandelt wurden. Bei der Prüfung zeigten alle Stäbe die gleiche
                              									Festigkeit.
                           Vergleichende Versuche ergaben, dass bei hartem Gusseisen die durch Erschütterungen
                              									hervorgerufene Wirkung grösser ist als bei weichem, bei dicken Gusstücken grösser
                              									als bei dünnen.
                           Zur Erlangung fernerer Aufschlüsse wurden auch Schlagversuche mit einer besonders für
                              									diesen Zweck gebauten Maschine angestellt. Der Fallbär wog 14 Pfund, die freie
                              									Auflage der Probestäbe, welche in der Mitte getroffen wurden, betrug 305 mm, ihr
                              									Querschnitt 25 mm im Geviert. Da durch die Schläge selbst starke Erschütterungen
                              									ausgeübt werden, liess sich erwarten, dass die Festigkeit der Probestäbe zunehmen
                              									müsse, wenn man sie zunächst mit schwächeren Schlägen, als zur Herbeiführung des
                              									Bruches erforderlich sein würde, behandelte. Demnach wurden zwölf Probestäbe mit der
                              									Bürste geputzt und sechs davon durch Schläge aus einer solchen Höhe zerbrochen, dass
                              									jedesmal der erste Schlag ausreichend war, den Bruch herbeizuführen. Die übrigen
                              									sechs Stäbe wurden dann der Reihe nach zunächst je 10 bis 50 Schlägen unterworfen,
                              									welche sämmtlich aus gleicher, aber derartig bemessener Fallhöhe geführt wurden,
                              									dass die Stäbe nicht dadurch zerbrochen wurden; alsdann erst führte man Schläge aus
                              									derjenigen Höhe, welche zum Bruche der ersten sechs Stäbe ausreichte. Kein einziger
                              									Stab brach bei dem ersten Schlage. 2, 3, 6, 10 und in einem Falle 15 Schläge waren
                              									erforderlich, den Bruch zu veranlassen. Outerbridge
                              									schliesst hieraus, dass die bei Hartgussrädern übliche Schlagprobe, wenn die Räder
                              									sie überhaupt bestehen, zugleich ein Mittel bilde, ihre Festigkeit zu erhöhen.
                           Ein folgender Versuch bezweckte einen Vergleich des Verhaltens von Stäben, welche in
                              									der Scheuertrommel geputzt waren, mit solchen, die mit der Bürste geputzt waren,
                              									gegenüber Schlagwirkungen. Man fand, dass ein Schlag, welcher die letzteren Stäbe
                              									zerbrach, 5- bis 20mal – abweichend nach der ursprünglichen Beschaffenheit des
                              									Gusseisens – wiederholt werden musste, um auch die in der Trommel geputzten Stäbe
                              									zum Bruche zu bringen. Ferner ergab sich wiederum, dass man im Stande war, den mit
                              									der Bürste geputzten Stäben durch vorsichtige Behandlung, d.h. durch schwache
                              									Schläge auf dem Fallwerke, die gleiche Festigkeit wie den in der Trommel geputzten
                              									zu verleihen.
                           Aus etwa 1000 angestellten Versuchen, welche das gleiche Ergebniss lieferten, geht
                              									hervor, dass sie wichtig genug sind, um völlige Klarstellung zu verdienen. Es möge
                              									hier daran erinnert werden, dass nach anderweitigen Versuchen die Festigkeit des
                              									Gusseisens auch dann um 11 bis 20 Proc. gesteigert wird, wenn man durch Bearbeitung
                              									mit schneidenden Werkzeugen die Gusshaut entfernt. Die Ursache dieser
                              									Festigkeitszunahme ist nach Ledebur a. a. O. jedenfalls
                              									im Wesentlichen die nämliche, als bei Outerbridge's
                              									Verfahren: Die Spannung, welche durch die raschere Erkaltung der äusseren Kruste
                              									entstanden war, wird durch deren Entfernung beseitigt.
                           
                        
                           V. Giessereibetrieb.
                           Auf dem Gebiete der Herstellung des Hartgusses sind nur geringfügige Aenderungen in
                              									Vorschlag gekommen.
                           Das D. R. P. Nr. 79285 zeigt eine von J. Slattery in
                              									Philadelphia vorgeschlagene Metallform für
                                 									Stahlräder.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 308, S. 33
                              Fig. 4.Metallform für Stahlräder von Slattery.
                              
                           Die Form besteht aus einem Ober- und Unterkasten ab
                              										(Fig. 4), die zusammengestellt den Schreckring
                              										c (der auch besonders eingelegt werden kann – c1) bilden. Die innere
                              									Gestalt der Radkranzform wird durch in eine nach unten sich verjüngende Rinne
                              									geschütteten losen Sand gebildet, der ein Schrumpfen des Radkranzes ohne weiteres
                              									gestattet.
                           Auf eine Form von Coquillen zur Herstellung von Hartgusswalzen ist der Commanditgesellschaft E. Peipers und Co. in Siegen i. W. das
                              									österreichische Privilegium vom 14. Juli 1895 ertheilt worden.
                           Den Gegenstand der Erfindung bildet eine Verbesserung an Coquillen zur Herstellung
                              									von Hartgusswalzen und wird durch die Erfindung bezweckt, dass 1) eine bequeme
                              									Abführung der beim Giessen sich bildenden Gase ermöglicht und 2) ein zu plötzliches
                              									Abschrecken der Gussstücke verhindert wird (Fig. 5 und 6).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 308, S. 33
                              Form zur Herstellung von Hartgusswalzen der Commanditgesellschaft Peipers und
                                 										Co.
                              
                           Die Coquillen a werden der Länge nach mit Nuthen oder
                              									Ausnehmungen b versehen, in welchen ein Bindfaden b1 von Hanf eingelegt
                              									wird. Sodann werden die mit dem Gusse in Berührung kommenden Flächen mit einer
                              									dünnen Schicht Formmasse glatt ausgestrichen. Diese Schicht kann aus einer nassen
                              									Mischung von Formsand, Fliessand und Graphit bestehen. Die in Fig. 5 mit c bezeichnete Deckschicht darf nur etwa 2 mm stark
                              									sein, so dass die abschreckende Wirkung der Coquillen auf das eingeschlossene
                              									Hartgusseisen nicht gehindert oder eingeschränkt werden kann. Nachdem die Schicht
                              										c lufttrocken geworden ist, werden die
                              									Bindfaden b1 aus den
                              									Coquillen gezogen und gelangen die letzteren sodann in einen beliebigen Brenn- oder
                              									Trockenofen, in welchem die aufgetragene Schicht c
                              									gebrannt wird. Nach Einsetzen des Unterkastens d, der
                              									Coquille a und des Oberkastens e in die Dammgrube i und nach Befestigung des
                              									Giesstrichters fgh kann der Guss vor sich gehen.
                           Die hierbei auftretenden Gase werden durch jene Kanäle abgeleitet, welche bei der
                              									Entfernung der Bindfaden b1 entstehen.
                           Bisher wurden die mit dem Gusse in Berührung kommenden Flächen der Coquillen nur mit
                              									einer Auflösung von Graphit in Wasser bestrichen; dadurch nun, dass die erwähnte
                              									Deckschicht eine erhebliche Verstärkung erfährt, wird vermieden, dass die
                              									Abschreckung der erzeugten Gusstücke eine so plötzliche ist, wie es bisher der Fall
                              									war, so dass eine zähere und weniger spröde Härte an der Oberfläche mit Hilfe der
                              									neuen Vorrichtung erreicht wird. Dies hat einen besonderen Vortheil bei der
                              									Herstellung langer und dicker Hartgusswalzen, wie solche z.B. in der Eisen- und
                              									Stahlindustrie Verwendung finden, weil in der Oberflächenspannung der erzeugten
                              									Walzen nie so scharfe und plötzliche Differenzen entstehen als bisher, und somit ein
                              									Springen der Walzen weder in der Fabrikation noch im späteren Betriebe so häufig wie
                              									bisher zu beobachten sein wird.
                           Der Patentanspruch lautet:
                           Coquillen zur Herstellung von Hartgusswalzen, dadurch gekennzeichnet, dass diese
                              									Coquillen a der Länge nach mit Ausnehmungen oder Nuthen
                              										b zum Zwecke der Luftabführung und an den mit dem
                              									Gusse in Berührung kommenden Flächen mit einer aus Formmasse (Formsand, Fliessand
                              									oder Graphit) bestehenden Deckschicht c versehen
                              									werden, um eine zu plötzliche Abschreckung des Gusstückes zu vermeiden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 308, S. 33
                              Giessen von Hartgusswalzen von Martin.
                              
                           Das Verfahren zum Giessen von Hartgusswalzen von B. D.
                              									und N. Martin in Wolverhampton besteht nach dem
                              									Englischen Patent Nr. 572/1893 (Fig. 7 bis 10) darin, dass zunächst
                              									die Walzen in der Weise hergestellt werden, dass zuerst der Kern d2 mit den Zapfen d für sich und dann der Mantel um den Kern gegossen
                              									wird. Zur Herstellung des Kernes benutzt man nach Fig. 7 den unteren
                              									Formkasten, die Schreckschale und den oberen Formkasten. In den unteren Formkasten
                              									ist eine ringförmige, aus feuerfesten Steinen in Segmentform (Fig. 9) gebildete
                              									Gussrinne f gesetzt, welche zunächst den unteren Anlauf
                              									des Kernes formt. Das Metall wird durch den oberen Formkasten eingegossen. Wenn der
                              									Kern gegossen ist, werden die enge Schreckschale und der obere Formkasten nach Fig. 8 durch die weite
                              									Schreckschale e und den Deckel mit der
                              									Luftabführungsrinne p ersetzt. Der Mantel wird nun
                              									durch Eingiessen des
                              									Metalles in die Röhre h hergestellt. Der Kern d2 soll möglichst
                              									cylindrisch nach Fig. 7
                              									und 8 sein. Anderenfalls
                              									vermittelt man den Uebergang aus einem dünnen Kern in dicken Zapfen nach Fig. 10 durch Anläufe,
                              									auf denen das geschmolzene Metall des Mantels sich fest ansetzt.
                           
                        
                           VI. Gebläsevorrichtungen.
                           Das Hochdruckgebläse von Jäger will die Uebelstände der
                              										Root'schen Gebläse vermeiden, die von der
                              									Nothwendigkeit, die Root'schen Flügel mit einer weichen
                              									Masse zu belegen, herbeigeführt werden. Diese Bekleidung besitzt nur kurze Dauer,
                              									sie erweicht oder bricht los.
                           Als ein weiterer Uebelstand dieser Gebläse ist die wechselseitige Arbeit beider
                              									Flügelkörper zu betrachten, wodurch unangenehmes Geräusch und Stösse hervorgerufen
                              									werden, welche bei grösseren Gebläsen einen Antrieb durch zwei Riemen erforderlich
                              									machen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 308, S. 34
                              Fig. 11.Jäger'sches Gebläse.
                              
                           Das Jäger'sche Gebläse (Fig.
                                 										11) vermeidet die in den Root'schen Gebläsen
                              									übliche Verzahnung und beseitigt damit die Wurzel des Uebels. Die Grundidee zu Jäger's Hochdruckgebläse ist bereits durch
                              									Patentschrift Nr. 2253 (Greindl) bekannt geworden, wo
                              									sie jedoch noch in Verbindung mit Zahncurven auftritt.
                           Das Gebläse zeigt im Inneren zwei rotirende Theile: 1) einen Kolbenkörper, bestehend
                              									aus einer kreisrunden Antriebsscheibe, auf welcher drei Kolben k sitzen, die sich in dem ringförmigen Cylinderraume
                              										a bewegen, der gebildet wird aus einer
                              									feststehenden inneren und äusseren Cylinderwand; 2) einem Steuercylinder w in dem oberen Cylinderraume mit drei Höhlungen h.
                           Beide Körper drehen sich, durch Aussenzahnräder verbunden, mit gleicher Umlaufzahl,
                              									so dass die Kolben k jeweils in die Höhlungen h treten, in welchen sie pneumatisch von der Druck- zur
                              									Saugseite zurückgeleitet werden, indem im Momente des Uebertrittes (vgl. Fig. 11) die Einbuchtung op vom inneren Cylindermantel diese Höhlungen überdeckt, damit nie eine
                              									directe Verbindung der Druck- mit der Saugseite stattfinden kann. Sowie der
                              									betreffende Kolben k die Höhlung h verlässt, saugt er in Folge seiner Weiterbewegung aus
                              									dem zunächst liegenden Stutzen Luft an, bis der nachfolgende Kolben den Saugraum
                              									abschliesst. Die eingeschlossene Luft wird alsdann auf der anderen Seite
                              									fortgepresst. Die bei der Fressung durch die kleinen Zwischenräume zwischen Kolben
                              									und Cylinderwand etwa zurücktretende Luft wird stets durch den nachfolgenden Kolben
                              									aufgefangen, so dass die Verluste auf das geringste Maass beschränkt sind. Die
                              									Kolben k haben in den Höhlungen h nach allen Seiten reichlich Spielraum, weil beide Körper nicht
                              									gegenseitig, sondern nur gegen die Cylinderwandungen abdichten. Das Gebläse arbeitet
                              									nach beiden Seiten gleich gut.
                           Aus dieser Construction ergeben sich folgende Vorzüge:
                           1) Alle Dichtungen sind durch reichliche Flächen bewirkt, jede Linienberührung
                              									oder Verwendung von Dichtungsmasse sind ausgeschlossen.
                           2) Alle Dichtungsflächen, ohne Ausnahme, werden auf der Drehbank bearbeitet, können
                              									also auf das Genaueste hergestellt werden.
                           3) Dadurch wird ein directes Schleifen der Flächen auf einander vermieden. Beide
                              									Körper laufen reibungslos im Gehäuse, nur die Achsenreibung ist vorhanden. Das
                              									Gebläse erfordert geringe Kraft.
                           4) Da eine Berührung der rotirenden Körper ausgeschlossen ist, arbeitet das Gebläse
                              									ruhig.
                           5) Nur der Kolbenkörper allein verrichtet Arbeit, kein Moment wirkt auf den
                              									Steuercylinder, welcher seine Arbeit verrichtet wie der Schieber einer
                              									Dampfmaschine.
                           6) Das Gebläse ergibt einen Druck von 3 m Wassersäule und behält denselben für die
                              									Dauer auch bei, da ein Verschleiss der inneren Theile nicht stattfinden kann.
                           Uebrigens ist bekannt, dass gut gearbeitete Root-Bläser 15 Jahre und länger
                              									unbeanstandet betrieben werden können.
                           
                        
                           VII. Schmelzöfen.
                           Eine Cupolofeneinrichtung, welche sich die Aufgabe gestellt hat, den Gebläsewind
                              									möglichst gleichmässig zu vertheilen, so dass die Hitze durch die Düsen nicht
                              									zurückgedrängt wird, ist der Crandall-Cupolofen der Foundry
                                 										Outfitting Company in Detroit. Dies wird durch Wahl einer in der Ofenachse
                              									liegenden Düse unter Luftzuführung von allen Seiten erreicht.
                           Der betreffende Ofen (Fig. 12) ruht auf vier
                              									gusseisernen Füssen. Diese tragen den Gusseisenbodenring, der in der Mitte mit einer
                              									Oeffnung versehen ist, damit der Schacht von unten zugänglich sei. Während aber bei
                              									den älteren Cupolöfen der Bodendeckel zur Erleichterung des Einbettens der
                              									ausgestanzten Herdsohle an den Rändern schüsselartig aufgekrempt ist, hat dieser
                              									Deckel eine kanalartige Ausbauchung b, in welche das
                              									Windrohr a gelegt wird, wenn der Deckel geschlossen
                              									ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 308, S. 34
                              Fig. 12.Crandall-Cupolofen der Foundry Outfitting Company.
                              
                           Das centrale Windrohr a ist an der Bodenplatte
                              									angeschraubt und lässt sich durch einen Schieber von der Windleitung absperren. In
                              									dem in den Schacht hineinragenden Theile ist das Blasrohr a ummantelt, um es gegen Verbrennen zu schützen. Der Wind tritt aus dem
                              									Rohr a durch den Ringkanal aus. Unterhalb des unteren
                              									Ringkanales sind im Ofenmantel acht konische Düsenstöcke c2 angeordnet, welche sich im Windkanale
                              										c1 vereinigen, der
                              									durch zwei Rohre mit der Windleitung verbunden ist. Hinter jedem Düsenstocke ist ein
                              									Schauverschluss angeordnet, um den Schmelzprocess controliren und die Stöcke
                              									reinigen zu können.
                           Der Ringkanal c1 ist bei
                              									dieser Ofentype innerhalb des Blechmantels angeordnet, damit der Wind besser
                              									angewärmt werden
                              									kann. Das Abstichloch liegt 100 mm über der Schachtsohle.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 308, S. 35
                              Fig. 13.Cupolofen von Whitcomb.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 308, S. 35
                              Fig. 14.Cupolofen von Shaw.
                              
                           Ein Cupolofen nach der Bauart von Whitcomb (Fig. 13) ist seit mehreren Jahren in Beloit (Wisc.,
                              									Nordamerika) bei der Eclipse Wind Engine Company im
                              									Betriebe. Es wurden in demselben durchschnittlich mit 1 k Koks 10,5 k Eisen
                              									erschmolzen. Die Auskleidung mit Chamotteziegeln reicht 1,143 m hoch. Nach Uhland liefert ein Sturtevant-Gebläse Nr. 6 die nöthige
                              									Gebläseluft. Das Luftzuleitungsrohr ist direct zu der den Mantel des Ofens
                              									umgebenden Luftkammer c geführt und ist etwas weiter
                              									bemessen als der Druckstutzen am Gebläse. Die Kammer c
                              									befindet sich einige Fuss über den Düsenstöcken b. Die
                              									Verbindungsrohre zwischen der Kammer c und den Stöcken
                              										b haben oben 279 × 254 und unten 254 × 127 mm
                              									Querschnitt. Die vier Düsen sind von rechteckigem Querschnitt (64 × 229 mm) und
                              									ausserhalb des Ofengemäuers wagerecht gelegt. Die am Ofen vorn sitzende Düse a1 ist 330 und die drei
                              									anderen je 343 mm, von Oberkante Ofensumpf gemessen, angeordnet. Im Mauerwerke
                              									wurden die Düsen a1
                              									etwas nach abwärts umgebogen, um dem Windstrome eine schräge Richtung zu ertheilen
                              									und so die Wirkungsfläche desselben etwas zu vergrössern. Die Höhe des Ofens beträgt
                              									3,19 m, gemessen von Oberkante Sumpf bis Unterkante Chargirloch. Der Schlackenabzug
                              									befindet sich 38 mm unterhalb der Düsen a1. Die Chargen schwanken im Betriebe zwischen 4 und
                              									16 t. Dabei wurde mehrfach das Ergebniss erzielt, dass sogar 14 k Eisen mit 1 k Koks
                              									niedergeschmolzen werden konnten. Der benutzte Koks ist amerikanischen Ursprunges.
                              									Zum Niederschmelzen von 7½ t genügt 1 Stunde. Schon 6 bis 7 Minuten nach Anstellung
                              									des Gebläsewindes beginnt die Schmelzung. Das Ansetzen des Ofens erfolgt in der
                              									Weise, dass im Sumpfe etwa 600 bis 750 mm hoch Koks geschichtet wird, dann folgen
                              									etwa 1300 k Masseln und Bruchguss und dann auf je 600 k Eisen etwa 6 bis 7 Schaufeln
                              									Koks. Das Anfeuern des Ofens vor Anstellung des Gebläsewindes erfordert etwa 1¼
                              									Stunde.
                           Ein Cupolofen ist Shaw in Milwaukee, Wisc., unter Nr.
                              									504282 in Amerika patentirt worden. Er hat einen konischen, nach unten sich
                              									verengenden Schmelzraum und im unteren Theile einen Sammelraum für das geschmolzene
                              									Eisen. In dem ersten Theile des Ofens ist eine regulirbare elektrische Leitung
                              									angebracht. Die Fig. 14 gibt eine oberflächliche
                              									Darstellung des Cupolofens. Ueber die Betriebsergebnisse sind uns zuverlässige
                              									Mittheilungen nicht bekannt geworden.
                           
                        
                           VIII. Verschiedene kleine Verbesserungen.
                           Es mögen hier noch einige kleinere Verbesserungen erwähnt werden:
                           Drehbarer Einlauf für Formkästen von H. R. Müller und F. O. Müller in Löbtau bei Dresden (D. R. P. Nr.
                              									80921). Der Einlaufkanal c (Fig. 15) von entsprechender Form ist mit einem Sammelbehälter b für das flüssige Material drehbar verbunden. Es kann
                              									ihm daher je nach der Form des Modelles die für das Anschneiden günstigste Lage
                              									ertheilt werden. Ausserdem hat man es hierdurch in der Hand, dem flüssigen Metalle
                              									den Eintritt in die Form zu erschweren.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 308, S. 35
                              Fig. 15.Drehbarer Einlauf für Formkästen von Müller.
                              
                           Verfahren und Vorrichtung zur maschinellen Herstellung von
                                 										Kernen von Budde und Goehde in Berlin (D. R.
                              									P. Nr. 80830). Der den Kern bildende Sand wird nur locker um das provisorisch
                              									eingelegte Kerneisen a (Fig.
                                 										16) gehäuft und dann einer Pressung durch den Stempel c unterworfen, welche nicht allein dem Sande den festen
                              									Halt gibt, sondern auch das vorher provisorisch eingelegte Kerneisen automatisch in
                              									seine richtige Lage bringt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 308, S. 35
                              Fig. 16.Vorrichtung zur maschinellen Herstellung von Kernen von Budde u.
                                 										Goehde.
                              
                           Verfahren zum Formen von Rotationskörpern von N. Mennickheim in Erfurt (D. R. P. Nr. 75408), Fig. 17 und 18. Der Mantelring a wird aus Formsteinen in zwei Hälften aufgemauert, die
                              									an den beiden Stössen unter Zwischenlegung je eines Zwickels b durch Laschen c und Schraubenbolzen
                              									zusammengehalten werden. In diesen Mantel a wird die
                              									Lehmform e mittels eines Kranzmodelles eingedreht. Um
                              									den Mantelring a wird ein zweitheiliger Blechmantel d gelegt und der Zwischenraum mit Sand i vollgestampft. Nach Einlegung der Naben und der
                              									Speichenform wird der Kasten o mit dem Eingüsse und den
                              									setzt. Nach dem Gusse können die Mantelringhälften a
                              									gelockert, das Gusstück herausgenommen und erstere wieder benutzt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 308, S. 35
                              Verfahren zum Formen von Rotationskörpern von Mennickheim.
                              
                           Verfahren zur Herstellung dünnwandiger Gusstücke von A. G. Brown in Manchester, England (D. R. P. Nr.
                              									89212). Die Form wird vor dem Gusse bis nahezu auf die Temperatur des
                              									einzugiessenden Metalles erhitzt und nach dem Gusse von unten nach oben künstlich abgekühlt, so
                              									dass das in den grossen Eingussräumen befindliche Metall Zeit hat, die bei der
                              									Abkühlung entstehenden Schrumpfungen des Metalles auszugleichen. Die Abkühlung der
                              									Eingüsse erfolgt zuletzt.
                           Formsandmaschine von dem Eisenhüttenwerke Marienhütte bei Kotzenau, Actiengesellschaft, vorm. Schlittgen
                                 										und Haase in Kotzenau (D. R. P. Nr. 90897). Das Kernmodell i (Fig. 19) wird in die
                              									aus einem hohlen Kasten c bestehende Formplatte
                              									eingehängt. Letztere ist mittels in ungleichen Abständen von den Lagerflächen
                              									angeordneter Zapfen b drehbar gelagert.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 308, S. 36
                              Fig. 19.Formsandmaschine von dem Eisenhüttenwerke Marienhütte,
                                 										Actiengesellschaft, vorm. Schlittgen und Haase.
                              
                           Als Zusatz zur Beschickung von Cupolöfen will man in
                              									England mit gutem Erfolge eine Legirung von Gusseisen mit Natronmetall angewandt
                              									haben; diese wird durch Zusammenschmelzen von Eisen mit Kochsalz bei hoher
                              									Temperatur erhalten, wo alsdann in der That eine wirkliche Reduction des
                              									Chlornatriums und Abscheidung des Natriums stattfinden soll, welches im Verhältnisse
                              									von 15 : 100 sich mit dem Eisen legirt. Dieser Zuschlag soll eine ausserordentlich
                              									grosse reinigende Wirkung in Bezug auf Schwefel und Phosphor ausüben und kann sowohl
                              									in den Cupolofen als auch erst in die Gusspfanne eingegeben werden. In letzterem
                              									Falle soll die Reaction jedoch eine sehr stürmische sein; auch im Cupolöfen tritt
                              									nach dem Zusätze eine beträchtliche Erhöhung der Temperatur ein.
                           Vorrichtung zum Formen von gerippten Heizrohren von der
                              										Société anonyme des aciéries, Forges et Ateliers de la
                                 										Biesme in Bouffioulx, Belgien (D. R. P. Nr. 83009). Die Vorrichtung besteht
                              									darin, dass ein nur halbseitig mit Rippen versehenes Modell benutzt wird, welches
                              									nach dem Einstampfen des Sandes zwecks Lösung ein wenig zurückgedrückt und nächstdem
                              									durch eine halbe Umdrehung nach unten ausgeschaltet wird, wobei die zwischen den
                              									Querrippen des Modelles vorhandenen Zwischenräume durch auf Seitenbrettern
                              									befestigte Halbringe ausgefüllt bleiben, um den Sand während dieser Manipulation in
                              									dem Formkasten festzuhalten.
                           Wir machen noch auf einige Veröffentlichungen des bekannten amerikanischen
                              									Giesserei-Ingenieurs Thos D. West aufmerksam, die auch
                              									für deutsche Giessereien einiges Interesse haben, obwohl sie vorwiegend sich auf
                              									amerikanische Verhältnisse stützen.
                           Die betreffenden Arbeiten finden sich: „Ueber Cupolöfen“, American Machinist vom 28. März, 18. Juni und 21.
                              									November 1895.