| Titel: | Flüssigkeitshebemaschinen.Flüssigkeitsheber „Automobil“ für Druckluft- und Dampfbetrieb. | 
| Fundstelle: | Band 308, Jahrgang 1898, S. 78 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Flüssigkeitshebemaschinen.Flüssigkeitsheber „Automobil“ für
                           								Druckluft- und Dampfbetrieb.
                        (D. R. P. Nr. 88126.)
                        Mit Abbildung.
                        Flüssigkeitsheber „Automobil“ für Druckluft- und
                           								Dampfbetrieb.
                        
                     
                        
                           Zum Heben säurehaltiger Flüssigkeiten lassen sich im Allgemeinen die gewöhnlichen
                              									Saug- und Druckpumpen nicht verwenden, da die Säure die Metalle angreift und
                              									zersetzt. Man bedient sich zu diesen Zwecken vielfach säurebeständiger Strahlpumpen,
                              									Schleuder- und Dampfdruckluftpumpen mit Membranen (System Hausmann). Pumpen dieser Art sind jedoch nicht anwendbar, wenn die zu
                              									fördernden säurehaltigen Flüssigkeiten entweder heiss, oder unrein, oder mit festen
                              									Bestandtheilen vermischt sind. Für diese Fälle wendet man meistens mit Luft
                              									getriebene Druckfässer (Montejus) an, welche stets so aufgestellt werden, dass ihnen
                              									die Flüssigkeit zufliesst. Diese Druckfässer werden durch Bleimäntel oder Futter von
                              									Schmelz gegen die Einwirkung der Säure geschützt und alle bei den Pumpen verwendeten
                              									Steuerungstheile zu denselben liegen ausserhalb des Bereiches der Säure, so dass sie
                              									mit dieser nicht in Berührung kommen. Diese Pumpen haben nur den einen Nachtheil,
                              									dass sie beständig die Wartung eines Arbeiters erfordern, welcher bei jedem Hube die
                              									Steuerung umstellen muss. Es wird in Folge dessen die Bedienung theuer und verliert
                              									an Sicherheit, weil man stets von der Zuverlässigkeit des betreffenden Arbeiters
                              									abhängig ist. Durch Anwendung von mehreren, neben einander aufgestellten
                              									Druckfässern, welche paarweise zusammenarbeiten, ist es allerdings möglich, die
                              									Umsteuerung dadurch selbsthätig zu bewirken, dass man Schwimmer anbringt, welche in
                              									Folge ihrer auf- und abwärts gehenden Bewegung das Umstellen der Steuerung bewirken.
                              									Indessen schliesst die Anwendung dieser Bauweise den Nachtheil in sich, dass man
                              									Bolzen, Gelenke und Ventile in dem Säureraume unterbringen muss, wo sie leicht
                              									reparaturbedürftig werden. Auch muss man, um den Säureraum abzuschliessen,
                              									Stopfbüchsen anwenden, welche stark zu Undichtigkeiten hinneigen.
                           Die erwähnten Nachtheile werden bei dem Automobil der Wilhelmshütte in Waldenburg, Schlesien (D. R. P. Nr. 88126), vermieden,
                              									welches in der Hauptsache aus zwei Druckfässern besteht, die wechselweise arbeiten
                              									und sich gegenseitig umsteuern. Die Umsteuerung geschieht jedoch nicht durch
                              									Schwimmer, sondern durch eine Membrane von Paragummi, welche beim Einlassen der
                              									Druckluft sich spannt und nach aussen wölbt, während beim Ablassen die Spannung
                              									nachlässt, womit gleichzeitig die Wölbung verschwindet. Mittels dieser Bewegung
                              									setzt die Membrane die Steuerung in Thätigkeit. Es liegen bei dieser Anordnung
                              									sämmtliche Steuerungstheile ausserhalb des Bereiches der Säure und nur die
                              									Druckfässer selbst, sowie die Rohrleitungen sind dem Angriffe der Säure ausgesetzt. Die Pumpe
                              									kann zwei bis vier Spiele in der Minute machen. Die Anzahl der Hübe wird durch ein
                              									Drosselventil geregelt, welches in die Druckluftleitung eingeschaltet ist.
                           Wie die Abbildung erkennen lässt, besteht das Automobil aus den paarweise
                              									angeordneten Druckfässern n und n1, deren Steigrohre a und a1 in seitlichen Ansätzen mit den aus 12 mm starken
                              									Paragummiplatten gefertigten Membranen b und b1 versehen sind, die
                              									beim Füllen der Steigrohre, also beim Pumpen, durch den Druck der Flüssigkeitssäule
                              									ausgebaucht werden und beim Aufhören dieses Druckes, also gegen Ende des Pumpens, in
                              									die ursprüngliche Lage zurückgehen. An Stelle der Membran kann bei hohem Drucke auch
                              									ein Kolben oder eine Verbindung von Membran mit dahinter im Wasser gehenden Kolben
                              									benutzt werden.
                           Die Bewegungen der Membrane werden mittels der Druckplatten s und s1 auf
                              									die Winkelhebel c und c1 derart übertragen, dass beim Herausdrücken der
                              									Membrane die am Ende der langen Hebelarme hängenden Gewichte g und g1
                              									hochgehoben werden und die zur Umsteuerung erforderliche Kraft in sich aufspeichern.
                              									Sobald der Druck im Steigrohre abnimmt bezieh. aufhört, gehen die Membrane zurück
                              									und die Gewichte besorgen durch Vermittelung der Winkelhebel und der nachstehend
                              									beschriebenen Ausrückvorrichtung die Umsteuerung.
                           An den Rippen der Druckplatten s und s1 sind die Fänger d und d1 befestigt, welche sich bei der Vorwärtsbewegung
                              									der Membrane, also bei der Aufwärtsbewegung der Gewichte g und g1, mit
                              									den am vorderen Ende befindlichen Greifern über die Wülste e der Schieber- bezieh. Ventilstange f
                              									schieben und durch Federn fest angedrückt werden.
                           Findet die Umsteuerung statt, gehen also Membran und Fänger zurück, so erfolgt die
                              									Lösung der letzteren von der Schieber- bezieh. Ventilstange im richtigen Augenblicke
                              									dadurch, dass nach rückwärts überstehende Stellschrauben sich gegen das
                              									Membrangehäuse legen und die um ihre Drehpunkte beweglichen Fänger aus einander
                              									spreizen.
                           Beim Pumpen ergibt sich hiernach folgender Vorgang: Das Druckfass n befindet sich unter Druck, es pumpt. Das Steigrohr
                              										a ist gefüllt, die Membran gespannt, das Gewicht
                              										g demnach gehoben, die Fänger d mit den Greifern über die Wulst e der Schieber- bezieh. Ventilstange f gedrückt. Der in dem Schieberkasten o befindliche Vertheilungsschieber steht so, dass die
                              									Druckluft durch den Kanal l in das Druckfass n gelangt. Zu gleicher Zeit füllt sich das Druckfass
                              										n1 selbsthätig
                              									durch ein in die Saugleitung eingebautes Gummiklappenventil, wobei die in demselben
                              									befindliche Luft durch den Kanal l1 in den Schieberkasten und aus diesem durch die
                              									Ausströmöffnung r ins Freie entweicht. Anstatt des
                              									Schiebers kann man natürlich auch Ventile verwenden und, was bei Säurepumpen zu
                              									empfehlen ist, die Einströmung der Druckluft und die Ausströmung der bei der Füllung
                              									der Fässer entweichenden Luft in getrennte Schieber- bezieh. Ventilkästen
                              									verlegen.
                           Ist das Druckfass n entleert, so entweicht ein Theil der
                              									Druckluft durch das Steigrohr a. In demselben
                              									Augenblick lässt aber auch der auf der Membran b
                              									lastende Druck nach, das Gewicht g gewinnt
                              									Uebergewicht, die Membran b, der kurze Hebelarm und die
                              									Fänger d gehen zurück, wobei die letzteren die
                              									Schieberstange f und den Schieber bis zu dem
                              									Augenblicke, wo sie durch die Stellschrauben aus einander gespreizt werden, so weit
                              									herüberziehen, dass der Kanal l für die eintretende
                              									Druckluft geschlossen, der Kanal l dagegen geöffnet
                              									wird. Sofort beginnt das Druckfass n1 zu pumpen und der Vorgang wiederholt sich wie bei
                              									Fass n.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 308, S. 79
                              Flüssigkeitsheber „Automobil“ für Druckluft- und Dampfbetrieb.
                              
                           Mit dieser Vorrichtung wird seit mehr als 2 Jahren eine saure und schlammige, heisse
                              									Flüssigkeit ununterbrochen ohne jede Störung gepumpt. Die Druckluft wird in einem
                              									Luftcompressor erzeugt, in einem zum Luftbehälter eingerichteten alten Dampfkessel
                              									gesammelt und von letzterem aus den Fässern zugeführt. Der Druck im Luftbehälter
                              									wird im Allgemeinen nicht über 2 at gehalten und durch ein dicht vor den Fässern in
                              									die Druckluftleitung eingeschaltetes Reducirventil so eingestellt, dass die Menge
                              									der gehobenen Flüssigkeit etwa 500 l in der Minute beträgt. Da die aus Gusseisen
                              									hergestellten, innen verbleiten Druckfässer je 250 l Inhalt haben, findet in jeder
                              									Minute gewöhnlich eine zweimalige Umsteuerung statt.
                           Ist die mechanische Verunreinigung der Flüssigkeit nur schwach, so kann man ein
                              									Steigrohr fast ganz dadurch sparen, dass man die beiden, dann allerdings mit
                              									selbstthätig schliessenden Kugelventilen zu versehenden Steigrohre gleich nach dem
                              									Austritte aus den Druckfässern in ein gemeinsames Steigrohr münden lässt. Eine
                              									derartige Einrichtung dient zur Zeit auf der Friedrichshütte zum Pumpen von Zinkvitriollauge.
                           Ausser bei chemischen Fabriken lässt sich das Locomobil auch in Gruben, wo
                              									Druckluft zur Verfügung steht, zum Sümpfen von einfallenden Strecken, zum
                              									Unterwerksbauen u.s.w. zweckmässig verwenden, besonders wenn es sich um schlammige
                              									und saure Grubenwässer handelt, auch wird dasselbe häufig mit den in neuerer Zeit
                              									aufgekommenen Mammuth- und Wellenpumpen in Verbindung gebracht, welche gleichfalls
                              									mit Druckluft arbeiten.
                           Diese beiden letzteren PumpenVgl. 1896 300 * 2. bestehen bekanntlich aus
                              									einem glatten bezieh. gewellten Steigrohre, in welches von unten her Druckluft
                              									tritt, so dass die im Steigrohre befindliche Flüssigkeit durch die Vermischung mit
                              									Luft specifisch leichter wird und sich nach dem Gesetze der communicirenden Röhren
                              									höher stellt, als in dem das Steigrohr umgebenden Bohrloche oder Pumpenstumpfe.
                              									Naturgemäss muss aber das Steigrohr tief in die zu. pumpende Flüssigkeit eintauchen,
                              									und zwar soll diese Eintauchtiefe bei der Wellenpumpe 14 m für eine Förderhöhe von
                              									22 m über dem Flüssigkeitsspiegel betragen und bei der Mammuthpumpe 36 m für 25 m
                              									Förderhöhe. Diese Tiefe ist in sehr vielen Fällen nicht möglich und daher ist die
                              									Verwendung von Pumpen dieser Art häufig ausgeschlossen.
                           Auch stellen sich die Betriebskosten derselben weit höher als die des unter den
                              									gleichen Bedingungen arbeitenden Automobils, da dieselben viel stärkere
                              									Luftcompressoren für gleiche Leistung erfordern und der Nutzeffect weit niedriger
                              									ist.