| Titel: | Vervielfältigende Kunst.Ueber die Fortschritte der Photographie und der photomechanischen Reproductionsverfahren. | 
| Autor: | J. M. Eder, E. Valenta | 
| Fundstelle: | Band 308, Jahrgang 1898, S. 89 | 
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                        Vervielfältigende
                              									Kunst.Ueber die Fortschritte der Photographie und der photomechanischen
                           								Reproductionsverfahren.
                        Von J. M. Eder und E. Valenta in Wien.
                        Ueber die Fortschritte der Photographie und der photomechanischen
                           								Reproductionsverfahren.
                        
                     
                        
                           Photographische Objective, Camera, Momentapparate
                              									u.s.w.
                           Die Firma Voigtländer in Braunschweig bringt eine neue
                              									Linse aus vierfach verkitteten Gläsern in den Handel.Brit. Journ.
                                       												Photogr., 1897 S. 729.
                           Ferner erzeugt diese Firma die englische Cook Linse (Taylor's Patent) unter dem Namen Tripl-Anastigmat.D. R. P. Nr. 86757. Dieses Objectiv
                              									arbeitet mit einer Oeffnung 1 : 7,7 und ist billiger als die dreifach verkitteten
                              									Linsen.
                           C. Zeiss in Jena bringt ein neues vierfach verkittetes
                              									Objectiv in den Handel, welches als Planar bezeichnet
                              									wird. Dasselbe ist ein sehr lichtstarkes Objectiv, welches bei guter
                              									anastigmatischer Bildebnung über ein grosses Gesichtsfeld verfügt und besonders
                              									hohen Anforderungen an die chromatische und sphärische Correction des Bildes genügt.
                              									Dieser Zweck wird durch Anwendung des im sogen. Gauss'schen Fernrohrobjective zum Ausdrucke kommenden Correctionsprincipes bei
                              									diesem Objective erreicht. Der Preis dieses Objectives ist aber ein sehr hoher und
                              									daher das Bedürfniss, dasselbe anzuwenden, auf wenige Fälle beschränkt.
                           Auf ein aus drei getrennten Linsen bestehendes Objectiv erhielten H. Lancelot und A. Aldis
                              									ein englisches Patent (Nr. 92582/1895). Das Objectiv wird aus zwei Verbundlinsen
                              									zusammengesetzt, von denen die vordere ein lichtsammelndes, mit stark positiver
                              									sphärischer Abweichung, die hintere ein zerstreuendes System mit stark negativer
                              									sphärischer Abweichung darstellt.Photogr. Chron., 1897 S. 352.
                           Auch bezüglich des Teleobjectives liegen
                              									Neuconstructionen vor.
                           Miethe beschreibt eine Construction im Atelier des Photographen, 1897 S. 14, welches Objectiv
                              									von Voigtländer erzeugt wird. Das sehr lichtstarke
                              									Instrument besteht aus vier getrennten Linsen. Die ersten drei sind ihrer Form nach
                              									ein Porträtobjectiv, dessen Lichtstärke etwa ⅓ ist.
                           An dieses schliesst sich eine dreifach verkittete Negativlinse an, welche gegen das
                              									Porträtobjectiv verschoben werden kann, in welchem überdies auch die beiden
                              									einfachen, in der Mitte des ganzen Objectives befindlichen Linsen gegen einander
                              									verstellbar sind.
                           Diese letztere Verstellung ermöglicht eine genaue sphärische Correctur bei den
                              									verschiedenen Cameraauszügen.
                           
                           Bezüglich Cameras und Momentapparaten finden wir eine grössere Anzahl deutscher Reichspatente,
                              									welche sich mit diesem Gegenstande beschäftigen.
                           So wurde dem Th. M. Clark in Newton eine zusammenlegbare
                              									Camera patentirt, welcher eine begrenzte Bewegung der Bodenplatte eigenthümlich ist
                              									(D. R. P. Nr. 92144, Zusatz zu Nr. 84835).Photogr. Chron., 1897 S. 328.
                           August Krösche in Dresden liess sich eine Magazincamera
                              									mit einem um zwei Kanten drehbaren Plattenmagazin patentiren (D. R. P. Nr.
                              										89398).Ibid. S. 85; Eder's Jahrb. f. Photogr. f. 1898 S.
                                    										349.
                           J. Linder in Paris construirte eine Wechselvorrichtung für Magazincameras, bei welcher die
                              									Plattenrahmen in einem treppenförmigen Gestelle angebracht und durch Verschieben
                              									desselben mit einer Schraubenspindel der Reihe nach umgelegt werden.Ibid. S. 87.
                           L. J. A. Holst in Amsterdam erhielt ein Patent (D. R. P.
                              									Nr. 89200) auf eine Reflexcamera mit
                                 										Kippwechselvorrichtung, bei welcher der Spiegel, der zur Einstellung dient,
                              									bei der Exposition nicht, wie sonst üblich, um seine obere Kante gedreht, sondern
                              									durch zwei seitwärts angebrachte Hebel gehoben oder gesenkt wird, wodurch es möglich
                              									ist, den Spiegel so nahe der Objectivwand anzubringen, dass die belichtete Platte
                              									hinter dem Spiegel vornüber gekippt werden kann.
                           
                        
                           Serienapparate, Vorrichtung zur Bestimmung der Geschwindigkeit
                              									von Momentverschlüssen, Copirautomaten.
                           Gebr. Lumière in Lyon gaben ihrem KinematographenEder's Jahrb. f. Photogr. f. 1898, S.
                                    										189. eine etwas veränderte Form. Die Lampe des neuen Apparates
                              									enthält an Stelle der kostspieligen Condensatorlinse einen kugelförmigen, mit
                              									ausgekochtem Wasser gefüllten Kolben, welcher neben der Function einer Sammellinse
                              									noch jene einer Kühlwanne für die durchgehenden Strahlen bildet. Zur Sicherung der
                              									Films ist eine mit Mattglas versehene Scheibe vorhanden, welche vor Beginn der
                              									Projection die Strahlen zerstreut, dass dieselben nicht längere Zeit auf dasselbe
                              									Filmbild auffallen; ferner werden die Films während der Projection gegen ein 5 bis 6
                              									mm starkes Glas gepresst, so dass die Erhitzung der Celluloidschicht eine gewisse
                              									Grenze nicht überschreiten kann. Der Apparat zeigt das lästige Flimmern der Bilder,
                              									welches bei manchen Constructionen sehr störend hervortritt, nur in sehr geringem
                              									Maasse.
                           Zur Behebung dieses Uebelstandes wird von Geaumont et
                                 										Cie. in Paris ein Fächer in den Handel gebracht, welcher mit vielen
                              									viereckigen Löchern versehen ist, durch welche man die Bilder betrachtet, während
                              									man den Fächer vor den Augen bewegt.
                           Ein dem Kinematographen ähnlicher Apparat ist der von der Firma G. Demeny in Paris in den Handel gebrachte Chronophotograph.
                           Ferner nahm P. Müller in Köln ein deutsches Reichspatent
                              									auf eine Vorrichtung zur Aufnahme und Projection von
                                 										Reisebildern (D. R. P. Nr. 92247)Photogr. Chron., 1897 S. 360.. Bei
                              									diesem Apparate erfolgt die sprungweise Fortschaltung des Bildbandes durch
                              									periodische Ausbauchung des zwischen der Belichtungsstelle und der Aufwickelrolle
                              									befindlichen Theiles desselben.
                           Eine Zusammenstellung verschiedener Methoden und Apparate der „lebenden
                                 										Photographien“ findet sich im Brit. Journ. Phot.
                                 										Almanac, 1898 S. 643; ferner siehe über diesen Gegenstand: Bloch, Der Photograph, 1897 S. 21.
                           C. FlammarionDeutsche Photogr.-Ztg., 1898 S. 73.
                              									wendete den Kinematographen in der Himmelskunde an, indem er in 2000 bis 3000
                              									Einzelaufnahmen in gleichen Festabständen den gestirnten Himmel während einer Nacht
                              									photographirte und dann binnen 2 Minuten als Serienphotogramme projicirte.
                           J. GautBrit. Journ. Photogr., 1897 S. 522.
                              									construirte einen Serienmomentapparat zur Verwendung bei Wettrennen, welchen er Dromograph nennt; er ist mit einem Chronograph
                              									verbunden.
                           Eine in amerikanischen Journalen beschriebene Form des Kinematographen führt die
                              									Namen Mutograph und Mutoskop; er ist von Herman Casler construirt
                              									und im Phot. Times, 1897 S. 472, mit zahlreichen
                              									Figuren abgebildet.
                           Hughes nennt eine von ihm construirte Vorrichtung zur Abwickelung von Films für Projection
                                 										lebender Photographien „Motophotoskop“ und beschreibt es im Brit. Journ. of Phot., 1897 S. 186 (mit Figur).
                           Short nahm ein Patent auf Herstellung von Filmbänder für
                              									derartige Apparate (Brit. Journ. of Phot., 1897, mit
                              									drei Figuren).
                           Max Sklodanowsky in Pankow bei Berlin liess sich eine
                              										Vorrichtung zur intermittirenden Vorwärtsbewegung des Bildbandes für photographische
                                 										Serienapparate und Bioskope patentiren (D. R. P. Nr. 88599).Photogr. Chron.,
                                    											1897 S. 119. Die Bildtrommel wird durch einen Schneckenradantrieb
                              									fortgeschaltet, bei dem die Schneckenachse mittels einer in sich geschlossenen
                              									Leitnuth so geführt wird, dass bei einer Theildrehung der Schnecke die Drehung des
                              									Schneckenrades und damit der Bildbandtrommel in Folge der axialen Verschiebung der
                              									Schnecke gerade aufgehoben wird. Auf diese Weise kommt eine periodische Fortbewegung
                              									und Stillsetzung des Bildbandes zu Stande.
                           Dr. WatkinsDer Mechaniker, 1897 S. 280. in New
                              									York hat einen von ihm Mikrokinetoskop benannten
                              									Apparat construirt, der mit Hilfe des Mikroskopes in vielfacher Vergrösserung die
                              									kleinsten Lebewesen, wie Mikroben, Milben, Bacillen u.s.w., in ihren natürlichen
                              									Bewegungen in photographischen Bildern in vielen, rasch auf einander folgenden
                              									Aufnahmen fixirt, so dass es nachher möglich wird, diese Organismen viel bequemer
                              									und zu jeder Zeit im scheinbar lebenden Zustande zu studiren.
                           Zur Bestimmung der Geschwindigkeit von Momentverschlüssen existiren recht brauchbare
                              									Apparate, von denen einzelne sogar sehr genaue Resultate ergeben. Neuester Zeit
                              									wurde von BraunEder's Jahrb. f. Photogr. f. 1897.
                              									in Berlin ein derartiger Apparat construirt, welcher aus einer grossen Scheibe
                              									besteht, auf der 20 kreisrunde Spiegelchen angebracht sind. Vor dieser Scheibe
                              									rotirt eine andere, welche einen Ausschnitt besitzt, der gerade so gross ist, dass
                              									er einen Spiegel erblicken lässt. Dreht sich nun diese Scheibe, so wird man, wenn
                              									man eine Aufnahme mit einem Momentverschlusse oder unter Anwendung von Blitzpulver
                              									macht, um so mehr Spiegelbilder erhalten, je länger die Belichtung dauert.
                           
                           Die Tourenzahl der rotirenden Scheibe wird in der Weise bestimmt, dass eine
                              									geschlossene, zu zwei Drittel mit Glycerin gefüllte, gegen die Horizontale geneigte,
                              									mit ihrem höheren Ende durch Zahnräder mit der Scheibe verbundene Glasröhre, welche
                              									ebenso viel Umdrehungen als diese macht, gleichzeitig in Umdrehung versetzt wird.
                              									Die Luftblase wird sich um so mehr senken, je schneller die Scheibe rotirt, und eine
                              									seitlich angebrachte Scala gestattet eine einfache Messung der Tourenzahl, indem
                              									dieselbe entsprechend dem Stande der Luftblase auf der Scala ersichtlich gemacht
                              									ist.
                           L. Crosse verwendet rotirende Scheiben, Th. Simon ein Pendel zu obigem Zwecke. York Schwarz empfiehlt ein Secundenpendel mit
                              									Quecksilbergefäss zur Bestimmung der Geschwindigkeit von Momentverschlüssen. Das
                              									Quecksilbergefäss spiegelt und gibt eine Curvenlinie auf der photographischen
                              									Platte, aus deren Länge mittels einer Tabelle die Belichtungszeiten des
                              									Momentverschlusses ermittelt werden können.
                           
                        
                           Künstliches Licht.
                           Von den neueren künstlichen Lichtquellen ist das Acetylengaslicht zu erwähnen, über
                              									welches sich in der Fachliteratur zahlreiche Angaben finden. Seit man Acetylengas
                              									durch Zusammenbringen von Calciumcarbid und Wasser herstellt, welche Art der
                              									Acetylengaserzeugung eine sehr einfache und dabei relativ billige ist, findet
                              									dasselbe häufig Anwendung zu Beleuchtungszwecken. Die Gaserzeugungsapparate waren
                              									anfangs primitiver Natur und daher Explosionen nicht ausgeschlossen. Man hat
                              									dieselben heute bedeutend verbessert und eine rasche und gefahrlose Gasentwickelung
                              									bei diesen verbesserten Apparaten erzielt. Versuche, Acetylengaslicht zu
                              									photographischen Zwecken zu verwenden, sind wiederholt gemacht worden, es hat sich
                              									jedoch das Auer'sche Gasglühlicht, insbesondere, wenn
                              									mit Pressluft gearbeitet wird, demselben als bedeutend überlegen erwiesen, und es
                              									gestattet, nach Versuchen von JahrSüdd.
                                          													Photogr.-Ztg., 1897 S. 97., das mit Pressluft
                              									gespeiste Auer-Licht bei genügendem Drucke und 400 l Gasverbrauch in der Stunde eine
                              									Helligkeit von 600 Kerzen zu erzielen.
                           Dr. R. NeuhausPhotogr. Rundschau, 1897 S. 204.
                              									verglich die Helligkeit verschiedener künstlicher Lichtquellen, welche zu
                              									Projectionszwecken Verwendung finden, und kam zu folgenden Resultaten:
                           
                              
                                 Auer'sches Gaslicht
                                 84
                                 Kerzen
                                 
                              
                                 Acetylengaslicht (Apparat von Unger    und Hoffmann in
                                    											Dresden)
                                 90
                                 „
                                 
                              
                                 Zirkonlicht, Sauerstoff-Leuchtgas (Ge-    bläse von
                                    											Schmiedt und Hänsch in Berlin)
                                 95
                                 „
                                 
                              
                                 Kalklicht (Kalkblock)
                                 350–950
                                 „
                                 
                              
                                 Kalklicht (Einrichtung von Elkon in    Berlin)
                                 500–1390
                                 „
                                 
                              
                           Zu Momentaufnahmen in Höhlen, für Interieuraufnahmen u. dgl. empfiehlt R. HitschcockAnthony's Internat. Annal. f. 1898, S.
                                       												20., als Blitzpulver ein Gemisch von 66 Th.
                              									Aluminiumpulver, 34 Th. Magnesiumpulver, 50 Th. Kaliumchlorat und 10 Th.
                              									Kaliumhypermanganat zu verwenden.
                           A. T. TompsonEder's Jahrb. f. Photogr. f. 1898, S.
                                    										386. in New York richtete ein Porträtatelier mit elektrischer
                              									Beleuchtung zu Aufnahmen ohne Tageslicht ein; er verwendet eine Bogenlampe von 10000
                              									Kerzen und zerstreut das von derselben ausgehende Licht, welches durch einen
                              									Hohlspiegel verstärkt wird, mittels verschiedener Schirme.
                           O. SchottWiedemann's Ann, d. Phys.u. Chem., 1897 Nr.
                                    											12. in Jena beschreibt Entladungserscheinungen, welche auftreten,
                              									wenn man den Funken einer Inductionsrolle durch eine Capillarröhre von 0,05 mm
                              									Durchmesser im Inneren schlagen lässt. Das auftretende Licht ist so stark, dass es
                              									das Bogenlicht übertrifft. Es würde diese Erscheinung eine höchst ergiebige
                              									Lichtquelle abgeben, wenn sie continuirlich gemacht werden könnte. Die Röhren,
                              									welche verwendet wurden, waren 10 cm lang und mit Kupfer- oder Aluminiumelektroden
                              									versehen; sie gingen leider sehr schnell zu Grunde, während weitere Capillarröhren
                              									ein schwächeres Licht gaben.
                           
                        
                           Röntgen-Strahlen.
                           Nach Prof. Röntgen geben die Vacuumröhren Strahlen von
                              									verschiedener Qualität, und zwar:
                           1) Die von einem Entladungsapparate ausgehenden Strahlen bestehen aus einem Gemische
                              									von Strahlen verschiedener Absorbirbarkeit und Intensität.
                           2) Die Zusammensetzung des Gemisches ist wesentlich von dem zeitlichen Verlaufe des
                              									Entladungsstromes abhängig.
                           3) Die bei der Absorption von den Körpern bevorzugten Strahlen sind für die
                              									verschiedenen Körper verschieden.
                           Die fluorescenzerregende Wirkung der X-Strahlen geht keineswegs parallel mit der
                              									photographischen Wirkung. Allerdings aber steigert ein Vergrössern der primären
                              									Stromstärke beide Wirkungen in demselben Maasse.
                           Prof. Röntgen gibt in seiner späteren Mittheilung in der
                              									Berliner Akademie der WissenschaftenBerliner Berichte, Bd. 26 S. 576; Beibl. Wiedemann's Ann. d. Phys.u. Chem., 1897 S.
                                    											651. die Principien der Herstellung von Röntgen-Lampen genau an.
                              									Er theilt die Lampen (Röhren), welche X-Strahlen aussenden, in zwei Gruppen:
                              										„harte“ und „weiche“ Röhren, je nach dem Grade der Verdünnung des
                              									Gasinhaltes der Entladungsröhre und dem dadurch bedingten Entladungspotential;
                              									Röhren mit kleinerem Entladungspotential nennt er „weich“, solche mit
                              									grösserem Potential „hart“. Die Körper sind für Strahlen einer harten Röhre
                              									durchlässiger als für Strahlen einer weicheren Röhre. Ebenso ist das Verhältniss der
                              									Dicke von zwei gleich durchlässigen Platten verschiedener Körper von der Härte der
                              									Entladungsröhre abhängig. Weiche Röhren geben z.B. von der Hand dunkle Bilder, in
                              									denen die Knochen wenig durchleuchtet sind, sehr harte Röhren durchdringen nicht nur
                              									Weichtheile, sondern ziemlich stark auch die Knochen.
                           Man kann den „Härtegrad“ einer Röhre durch eine vorgeschaltete Funkenstrecke
                              									oder einen eingeschalteten Tesla-Transformator erhöhen, wie Röntgen eingehend darlegt.
                           Unter Anwendung solcher Hilfsmittel kann man schon bei relativ hohen Gasdrücken (bis
                              									3,1 mm) von einer Röhre X-Strahlen erhalten.
                           Die Qualität der ausgesendeten Strahlen ist von der Art der Unterbrechung, d.h. dem
                              									Verlaufe des primären Stromes abhängig und schliesslich noch von verschiedenen, noch
                              									nicht genügend erkannten Vorgängen im Inneren der Entladungsröhre.
                           
                           Von der Stärke des primären Stromes hängt die Qualität der X-Strahlen nicht ab, wohl aber ist ihre
                              									Intensität proportional.
                           Zur Durchführung photometrischer Vergleichung von X-Strahlen bedient sich Röntgen einer dem Bouguer'schen Photometer analogen Vorrichtung: Ein Streifen Bleiblech wirft
                              									seine von beiden zu vergleichenden X-Strahlenquellen erzeugten Schattenbilder auf
                              									denselben Fluorescenzschirm. Man stellt auf gleiche Fluorescenzhelligkeit beider
                              									Schirmhälften ein. Mittels dieses Instrumentes zeigte Prof. Röntgen, dass die Bestrahlung von einer X-Strahlenantikathode fast
                              									halbkugelförmig sehr gleichmässig erfolge, und zwar am Rande fast so stark wie in
                              									der Mitte.
                           Für die Technik der Herstellung von Röntgen-Photographien folgt aus der erwähnten
                              									Intensitätsvertheilung, dass man, um möglichst scharfe Bilder zu erhalten,
                              									diejenigen Strahlen verwenden soll, welche die Platinoberfläche unter einem
                              									möglichst grossen, jedoch nicht über 80° hinaus gehenden Winkel verlassen, denn dann
                              									verkürzt sich die strahlende Fläche möglichst zu einer Linie, ohne dass die
                              									Intensität der Strahlen geringer wird.
                           Campbell SwintonJourn. Camera-Club London, 1897 S.
                                    										119. fand, dass bei der Herstellung von Röntgen-Röhren die
                              									Antikathode von Platin besser als andere Metalle (Cu, Fe, Bi, Al, Ag) wirkt; grosse
                              									Kathoden erfordern grössere Evacuirung als kleine. Mittels Röhren, bei denen die
                              									Antikathode gegen die Kathode verschiebbar ist, fand er, dass je geringer die
                              									Entfernung der Antikathode von der Kathode ist, desto grösser die durchdringende
                              									Kraft der Strahlen ist.
                           A. C. Swinton befestigt die Platinantikathode auf einer
                              									Aluminiumscheibe, um die Erwärmung zu vermindern. Platinantikathoden geben die
                              									hellsten X-Strahlen; Silber wirkt fast ebenso gut, aber schwärzt schnell die
                              									Innenwand der Röhren.Electrician, Bd. 39 S. 15; Bleibl. Wiedemann's Ann. d. Phys.u. Chem., 1897 S.
                                    											654.
                           Die neueren Inductorien mit grösseren Schlagweiten als
                              									20 cm werden fast ausnahmslos anstatt mit dem gewöhnlichen Quecksilberunterbrecher
                              									mit sogen. rotirenden Unterbrechern ausgerüstet. Diese
                              									Apparate bestehen in einem kleinen Dynamo, an dessen Ankerwelle mittels Excenter und
                              									Schieberstange ein oder zwei Contactstifte in auf und ab gehende Bewegung versetzt
                              									werden; diese sind mit dem einen Pole der die Primärspule speisenden Stromquelle in
                              									Verbindung, während das heb- und senkbare Quecksilbergefäss mit dem anderen Pole
                              									leitend verbunden wird. Nachdem die Tourenzahl des Motors mittels eines Rheostaten
                              									leicht regulirt werden kann und andererseits die Unterbrechung durch den die
                              									Quecksilberschicht bedeckenden schlechten Leiter (Wasser, Erdöl) eine exacte ist, so
                              									arbeiten diese Unterbrecher sehr zufriedenstellend. Vorzügliche Constructionen
                              									derartiger Apparate liefern Max Kohl in Chemnitz, die
                              									Firma Kayser und Schmiedt in Berlin, Voltohm in München u.a.
                           Bezüglich der Röntgen-Lampen ist man heute dahin gelangt, dass ausschliesslich Lampen
                              									mit Antikathoden Verwendung finden, und zwar gibt man den Lampen, um ihre
                              									Lebensdauer zu verlängern, heute ein möglichst grosses Volumen. Eine sehr
                              									empfehlenswerthe Form solcher Röhren ist die zuerst von Gundelach angegebene, welche heute fast allgemein in Gebrauch ist.
                              									Diese Lampen haben Kugelform mit cylindrischem Ansätze, in welchem sich die
                              									Hohlspiegelkathode befindet. Die Anode und Antikathode sind mittels eines Drahtes
                              									leitend verbunden. Das Volumen der Lampen ist je nach der Grösse des Inductoriums 1
                              									bis 2,5 l und halten die grossen auch länger.
                           J. Rosenthal gibt als Grund der Anordnung, dass man die
                              									Antikathode nicht isolirt, sondern leitend mit der Anode verbindet, Folgendes an:
                              									Nach E. Goldstein wird ein Kathodenstrahlenbündel beim
                              									Vorbeigehen an einer anderen Kathode zum grossen Theil abgelenkt, deflectirtDie erwähnte Deflexionserscheinung an einer
                                    											isolirten Antikathode tritt um so stärker auf, je höher der Druck in der
                                    											Vacuumröhre ist; bei sehr niedrigen Drucken ist sie nur äusserst schwach zu
                                    											bemerken.; es trifft also dieselbe nicht vollständig und kann
                              									daher nur theilweise in Röntgen-Strahlen transformirt werden. Eine isolirte
                              									Antikathode wird aber unter dem Einflüsse der Kathodenstrahlen selbst zur Kathode,
                              									zeigt also die erwähnten Erscheinungen. Sobald man aber die
                                 										Antikathode mit der Anode verbindet oder selbst zur Anode macht, kann sie
                              									nicht mehr Kathode werden, die Kathodenstrahlen können in Folge dessen vollständig
                              									auf dieselbe auftreffen und damit intensive X-Strahlen erzeugen. (Sitzber. phys.
                              									medie. Societät in Erlangen, 14. December 1896; Beibl. Wied.
                                 										Annal. d. Phys.u. Chem., 1897 S. 446.)
                           Die Thatsache, dass Röntgen-Röhren beim andauernden Gebrauche (zufolge Absorption der
                              									letzten Gasreste in den Elektroden) ein immer höher steigendes Vacuum bekommen, dann
                              									dem Durchschlagen der Funken zu grossen Widerstand entgegensetzen und nur wenig
                              									X-Strahlen erzeugen, sowie die Beobachtung über die verschiedene Leistungsfähigkeit
                              									von „harten“ und „weichen“ Vacuumröhren und ihre Fähigkeit, X1-, X2- und X3-Strahlen zu erzeugen, führte zur Construction von
                              									Lampen mit variablen Vacuum.
                           Das Verfahren von Siemens und Halske, eine Röntgen-Röhre
                              									wirksam zu erhalten, ist ähnlich dem Verfahren von Dorn
                              									(vgl. unten). Das Mittel zur Verminderung des Luftdruckes ergab sich aus der
                              									Beobachtung, dass die beim Stromdurchgange leuchtende Luft mit den Dämpfen des
                              									Phosphors und ähnlicher Stoffe feste Körper bildet, während eine Zunahme des Druckes
                              									durch Erwärmung der Rohrwandung und Vertreiben der an der Glasfläche verdichteten
                              									Luftschicht erreicht werden kann.
                           Eine mit dem Entladungsrohre verbundene Kugel trägt eine Hilfsanode und dieser
                              									gegenüber ein Ansatzrohr, dessen Wandung mit dem zur Luftabsorption dienenden
                              									Phosphor bedeckt ist.
                           Mit Hilfe eines fluorescirenden (Bariumplatincyanür) Schirmes lässt sich leicht
                              									erkennen, ob im Entladungsrohre der für die Entstehung von Röntgen-Strahlen
                              									günstigste Luftdruck herrscht. Leuchtet der Schirm nur schwach, während von dem
                              									Aluminiumhohlspiegel ein starkes konisches Bündel blauer Strahlen ausgeht, so ist
                              									der Luftdruck im Rohre zu hoch; man legt in diesem Falle den positiven Pol der
                              									Stromquelle an die Hilfsanode der Kugel und lässt den Entladungsstrom so lange auf
                              									die Luft und den Phosphor in der Kugel einwirken, bis das anfangs das
                              									Verbindungsrohr erfüllende blauweisse Licht zu einem dünnen Faden
                              									zusammenschrumpft.
                           Ein zu niedriger Luftdruck wird durch völliges Fehlen des blauen Lichtes bei
                              									schwacher Fluorescenz des Schirmes angezeigt; man erhöht dann den Druck, indem man
                              									die Kugel mit einer Flamme erwärmt und dadurch die am Glase haftende Luftschicht in
                              									das Vacuum hineintreibt.
                           Max DornAbhandl. d. naturf. Gesellsch. zu Halle 1896
                                    											Bd. 21 S. 75. empfiehlt, zur Regulirung des Vacuums der Lampe
                              									einen Ansatz mit Aetzkali anzubringen. Wird das Vacuum zu gering, so wird durch
                              									Erwärmen aus dem Aetzkali etwas Wasserdampf herausgetrieben; bis das richtige Vacuum
                              									wieder hergestellt ist. Dr. Walter in Hamburg erwärmt,
                              									um Schwankungen im Vacuum zu vermeiden, das Dorn'sche
                              									Ansatzstück constant durch einen galvanischen Strom. Zu diesem Zwecke wird ein
                              									Platindraht spiralförmig um das Ansatzstück gewickelt und der Strom einer Batterie
                              									hindurchgehen gelassen, welcher die Spirale erwärmt. Die Stärke dieses elektrischen
                              									Stromes muss durch Einschaltung von Drahtwiderständen so regulirt werden, bis das
                              									Vacuum gleichmässig bleibt.
                           Von Amerika aus kommt heute eine Röntgen-Lampe in den HandelSiehe Eder's Jahrb. f.
                                       												Photogr. f. 1898., bei welcher dieses Princip verwerthet
                              									wird und durch Einschaltung einer variablen Funkenstrecke eine Selbstregulirung des
                              									inneren Lampenwiderstandes stattfindet. Durch Verstellung der an der Lampe
                              									angebrachten Funkenstrecke lässt sich diese der Schlag weite des verwendeten
                              									Inductoriums entsprechend reguliren und hat man es in der Hand, ob die Lampe
                              										„hart“ oder „weich“ arbeiten soll.
                           Die Fluorescenzerscheinung, welche X-Strahlen auf
                              									Calciumwolframat hervorbringen, benutzt Edison zur
                              									Construction einer Fluorescenzlampe. Er bekleidet
                              									Röntgen-Röhren innen mit Calciumwolframat, welches unter dem Einflüsse der in
                              									denselben erzeugten X-Strahlen stark zu leuchten begann (Helligkeit von 2 bis 3
                              									Kerzen), ohne dass merkbare Wärmeentwickelung eintrat; die angewendete Kraft soll 75
                              									Proc. an Licht ergeben, was sehr ökonomisch betreffs der theoretischen
                              									Kraftausnutzung wäre, wenn auch die Fluorescenzlampe gegenwärtig nicht
                              									concurrenzfähig in ihrer praktischen Anwendung erscheint.
                           Für Röntgen-Photographie werden in neuerer Zeit (1897) Platten mit sehr dicker Schicht von Lumière in Lyon fabricirt, wobei sehr gute Matrizen erhalten werden, weil
                              									die X-Strahlen sehr dicke Schichten der Emulsion mit geringer Schwächung durchsetzen
                              									und die Wirkung durch dicke Schichten vervielfacht wird.
                           Dr. Max Levy in Berlin führte doppelseitig überzogene
                              									Bromsilberemulsionsplatten und Films, sowie Verstärkungsschirme ein. Die
                              									doppelseitig überzogenen Films (welche auch die Trockenplattenfabrik der Berliner Actiengesellschaft für Anilinfabrikation
                              									erzeugt) sind günstiger als Glasplatten, wegen der grösseren Durchlässigkeit des
                              									Celluloids gegen X-Strahlen.
                           Die Verstärkungsschirme bestehen aus Calciumwolframat
                              									(auf Carton unter Celluloidfirniss), welches unter dem Einflüsse der
                              									Röntgen-Strahlen lebhaft blau fluorescirt. Legt man eine solche Schicht auf eine
                              									Bromsilberplatte und lässt die Röntgen-Strahlen einwirken, so verstärkt sich die
                              									Wirkung wesentlich, weil das blaue Fluorescenzlicht stark wirkt und ein grosser
                              									Theil der Röntgen-Strahlen die Calciumwolframatschicht durchsetzt und gleichfalls
                              									photographisch wirkt. Solche Verstärkungsschirme und Cassetten bringt Dr. M. Levy in Berlin, sowie Dr. Kahlbaum in Berlin in den Handel.
                           
                        
                           Anwendung der Photographie zu wissenschaftlichen Zwecken.
                              									Photogrammetrie, Mikrophotographie.
                           Ueber Wolkenphotographie erschien mit Bezug auf den vom
                              									internationalen Comité (Paris 1897) herausgegebenen Atlas ein Artikel im Bull. Assoc. Belg. de Photogr., 1897 S. 508.
                           Prof. MachZeitschr. f. Luftschiff. u. Phys. d. Atmosph.,
                                    											1896 S. 126. stellte Versuche über Photographie der Luftstromlinien an.
                           A. CornuPhotogr. Wochenbl., 1897 S. 36.
                              									studirte die Transversalschwingungen von Saiten mit
                              									Hilfe der Photographie, indem er an verschiedenen Stellen der schwingenden Saite
                              									Spiegelchen befestigte, die einen Lichtstrahl auf die photographische Platte warfen
                              									und den Weg dort aufzeichneten. Dabei constatirte er das bisher nicht beobachtete
                              									Auftreten von Torsionsschwingungen, welche am stärksten bei gestrichenen Saiten zur
                              									Geltung gelangen.
                           A. C. FergussonIbid.
                                    											S. 247. construirte ein Photophon,
                              									bei dem die Schallwellen zuerst photographirt und dann wieder reproducirt werden. Es
                              									scheint bei diesem Apparate das Princip des Graphophons zur Geltung gebracht worden
                              									zu sein, mit dem Unterschiede, dass ein Stift die Bewegungen des Resonanzbodens
                              									photographisch fixirt.
                           L. MachBer. d. kais. Akad. d. Wiss. Wien, Bd. 105
                                    											Abth. Ha S. 605; Eder's Jahrb. f. Photogr. f.
                                       												1898, S. 399. hat seine Versuche über die Photographie der Kopfwelle von Gewehrgeschossen
                              									fortgesetzt. Bei der von ihm gewählten Versuchsanordnung wurde als Kopf des Töpler'schen Schlierenapparates ein sphärischer
                              									Glasspiegel von 15,6 cm freier Oeffnung und 1,6 m Brennweite und als photographische
                              									Linse ein Steinheil'scher Gruppenantiplanet mit 78 mm
                              									Oeffnung und 44 cm Brennweite gewählt. Er erhielt Bilder der erzeugten Kopfwelle,
                              									welche eine Menge Details zeigten, die bei keiner anderen Versuchsanordnung
                              									wahrgenommen werden konnten.
                           Die Photogrammetrie findet eine von Jahr zu Jahr
                              									ausgebreitetere Verwendung.
                           Das militär-geographische Institut zu Wien hat sich entschlossen, für
                              									phototopographische Zwecke zwei Instrumente zu benutzen, und zwar:
                           1) einen Theodoliten zur Festlegung der Standpunkte, und
                           2) einen photogrammetrischen Apparat, welcher neben compendiöser Form, leichtem
                              									Gewichte auch eine einfache, rasche und sichere Rectification ohne Zuhilfenahme von
                              									Hilfsinstrumenten gestattet.
                           Der photogrammetrische Apparat, welchen das Institut benutzt, ist nach den Angaben
                              									von Baron Hübl bei Rast in
                              									Wien gebaut und hat nachstehende Hauptbestandtheile:
                           
                              a) die photographische Camera,
                              b) die Orientirungsvorrichtung, und
                              c) den Unterbau sammt Stativ.
                              
                           Die photographische Camera hat ein Metallgerippe, welches mit Aluminiumblech
                              									verkleidet ist. Das Objectiv ist ein Zeiss'scher
                              									Anastigmat mit der Brennweite 24 cm und einer Rotationsblende. Dasselbe kann in
                              									einer sicheren Führung durch einen Trieb in senkrechtem Sinne verschoben und die
                              									Grösse dieser Verschiebung bis auf 0,05 mm ermittelt werden. Ausserdem kann dem
                              									Objective eine Gelbscheibe vorgesetzt und dasselbe mit einem pneumatisch auslösbaren
                              									Momentverschlusse ausgerüstet werden.
                           
                           Dem Objective gegenüber befindet sich, auf der Camera befestigt, ein
                              									Metallrahmen mit sichtbaren Marken für den Horizont und die Verticallinie. An diesen
                              									Metallrahmen wird die Cassette mit der lichtempfindlichen Platte angepresst.
                           Zur Richtigstellung des Horizontes und der optischen Achse des Objectivs sind zwei
                              									Libellen an der Camera montirt, und ausserdem ist eine Hängelibelle beigegeben,
                              									mittels welcher eine directe Prüfung der Horizontmarken des Rahmens erfolgen
                              									kann.
                           Auf die obere Begrenzungsfläche der Camera lässt sich eine Orientirungsvorrichtung
                              									mit einem Horizontalkreise, welcher an der Camera fix montirt ist, in entsprechende
                              									Verbindung bringen. Das Fernrohr ist durchschlagbar und trägt eine
                              									Reversionslibelle. Eine Reiterlibelle ist vorhanden zur Prüfung der wagerechten
                              									Drehachse des Fernrohres, und ausserdem ist eine kleine Libelle mit der Achse
                              									parallel zur Fernrohrdrehachse an der Alhidade angebracht, um die Reiterlibelle zu
                              									ersetzen.
                           Die Orientirungsvorrichtung dient einem doppelten Zwecke:
                           
                              a) der Rectification des photogrammetrischen Apparates,
                                 										und
                              b) der eigentlichen Orientirung der Platte im Raume.
                              
                           Durch die beschriebene Einrichtung des Fernrohres und die erwähnte Hängelibelle wird
                              									es möglich, ohne Hilfsinstrumente die Rectification in kürzester Zeit
                              									durchzuführen.
                           Die Orientirung der Platte erfolgt dann auf folgende Weise: Die Alhidade der
                              									Orientirungsvorrichtung kann auf einen der Theilstriche, welche mit den Buchstaben
                              										A, B... H auf dem mit der Camera fest verbundenen
                              									Kreise sich befinden, gestellt werden; wird sie auf A
                              									scharf gestellt, dann läuft bei einspielender Libelle des Fernrohres dessen
                              									Visirlinie parallel zur optischen Achse des Objectivs, wobei bei richtig
                              									ausgeführtem Instrumente die Bildebene senkrecht zu den beiden genannten Linien
                              									stehen muss. Wird nun bei fix bleibender Visur der Index der Alhidade auf B des Limbus gestellt, so hat die optische Achse der
                              									Camera ihre Lage um \frac{360}{8}=45^{\circ} im Horizonte
                              									geändert, weil die Buchstaben um den achten Theil der Peripherie von einander
                              									abstehen. Durch successive Drehung der Camera und Einstellung des Index auf die
                              									Buchstaben C... H wird die
                              									volle Umdrehung im Kreise vollzogen, und die Bildebene repräsentirt durch ihre nach
                              									einander folgenden Lagen ein Panorama von acht Bildern.
                           Der Unterbau des Instrumentes besitzt die gewöhnlichen Einrichtungen. Das Stativ ist
                              									solid hergestellt, und bei neueren Apparaten ist die Kopfplatte des Stativs derart
                              									eingerichtet, dass nach Entfernung des photogrammetrischen Instrumentes auf dasselbe
                              									Stativ der Theodolit placirt werden kann, um die erforderlichen Winkelmessungen
                              									vornehmen zu können. Die Stativfüsse können von der Kopfplatte entfernt und als
                              									Bergstöcke zur Stütze benutzt werden.
                           J. Scheimpflug in Wien demonstrirte der 69. Versammlung
                              									deutscher Naturforscher in Braunschweig 1897 sein Verfahren der Verwendung des Skioptikons zur Herstellung von Karten und
                                 										Plänen.
                           Das Verfahren ist kurz folgendes: Werden die in den Endpunkten einer bekannten Basis
                              									erhaltenen Negative der photogrammetrischen Aufnahme in ihre richtige relative
                              									Lage zur Basis in Skioptikas gesetzt, derart, dass der innere Knotenpunkt des
                              									Linsensystemes mit dem Augpunkte des Bildes (Negativs) coïncidirt, so entstehen
                              									optische Bilder, welche auf einer Fläche aufgefangen und nachgezeichnet oder aber
                              									auf eine andere Art festgehalten werden können.
                           Scheimpflug zeigt, wie speciell für topographische
                              									Aufnahmen eine Ebene, welche sich dem Terrain am besten anpasst, Schmiegungsebene
                              									genannt, eine bedeutende Rolle spielt, wie ein Berg in eine Schaar solcher Ebenen
                              									zerlegt werden kann. Indem er mehrere zuerst von Deville gegebene theoretische Transformationen des Augpunktes zur
                              									Basisebene in die Praxis umsetzt, ist er im Stande, direct die horizontale
                              									Projection der Karte abzuleiten.
                           Die Wichtigkeit besonders des letzten Problems für die Phototopographie liegt auf der
                              									Hand, und das k. k. militär-geographische Institut zu Wien hat im Interesse der
                              									Ausbildung der Phototopographie sich entschlossen, die Scheimpflug'schen Bestrebungen zu unterstützen.Eder's Jahrb. f.
                                       												Photogr. f. 1898.
                           Einen Ueberblick über die Fortschritte der Mikrophotographie im J. 1897 gibt Marktanner-Turneretscher in Eder's Jahrbuch f.
                                 										Photographie f. 1898.
                           J. ButterworthJourn. of the Royal Microscopical Society, 1896
                                    											S. 595. beschreibt unter dem Titel „Photomicrographic Camera,
                                 										designed chiefly to facilitate the Study of Opaque Objects, more especially in
                                 										the Study of Palaero-Botany“ einen speciell zu Vergrösserungen und
                              									mikrophotographischen Aufnahmen bei auffallendem Lichte construirten Apparat, der
                              									gewiss überall dort, wo derartige Aufnahmen häufig gemacht werden müssen,
                              									empfehlenswerth ist. Die Einstellung des Objectivs, und zwar eines gewöhnlichen
                              									photographischen oder eines Mikroskopobjectivs, geschieht durch eine eigenthümliche
                              									Hebeleinrichtung, wobei auf das eine Hebelende eine Art Mikrometerschraube wirkt,
                              									die vom hinteren Cameraende aus gedreht werden kann. Das Objectiv ist am Ende einer
                              									weiten Röhre aufgeschraubt, welche in einer zweiten, am Objectivbrette befestigten
                              									Röhre verschiebbar ist. Die Verschiebung wird durch den zweiten Arm des erwähnten
                              									Hebels besorgt. Als Lichtquelle fungirt eine Lampe, deren Licht durch eine in ihrer
                              									Nähe angebrachte Condensorlinse fast parallelstrahlig austritt, dann durch einen
                              									Hohlspiegel convergent zurückgeworfen und neben dem zu photographirenden Objecte
                              									noch durch eine weitere Condensorlinse concentrirt wird. Diese Einrichtung kann
                              									unter entsprechender Veränderung in der Anordnung der Lichtquelle auch für
                              									schwächere Vergrösserungen bei durchfallendem Lichte dienen.
                           G. M. GilesIbid.
                                    											1897 S. 169; auch Marktanner's Bericht in Eder's Jahrb. f. Photogr. f. 1898, S.
                                    										320. beschreibt einen mikrophotographischen Apparat, zu dem jede
                              									beliebige photographische Camera verwendet werden kann. Eigentlich ist es also nur
                              									ein für Aufnahmen bei schwächerer und mittelstarker Vergrösserung gewiss recht
                              									brauchbares Camerastativ, welches uns Giles vorführt
                              									und dessen Anschaffung keine nennenswerthen Kosten verursacht. Ein Basalbrett von
                              									etwa 1 Quadratfuss Grösse und 1 Zoll Dicke trägt an einer seiner Seiten eine
                              									senkrechte dicke Röhre, in der sich eine zweite Röhre gleitend auf und ab schieben
                              									und durch eine am oberen Ende der äusseren Röhre angebrachte Stellschraube in beliebiger Höbe
                              									fixiren lässt. Die innere Röhre ist an ihrem oberen Ende nach aussen gebogen und
                              									trägt dort eine senkrechte Platte von etwa 2,5 Zoll im Geviert, die in ihrem
                              									Mittelpunkte ein Loch besitzt, durch welches die gewöhnliche Stativschraube der
                              									verwendeten Camera durchgesteckt werden kann, um auf diese Art die Camera (mit
                              									senkrechter optischer Achse) daran befestigen zu können. Die innere Röhre soll,
                              									soweit sie in der äusseren Röhre verschiebbar ist, eine Theilung tragen. Die
                              									Verbindung des Objectivbrettes mit dem Tubus des auf das Basalbrett zu stellenden
                              									Mikroskopes geschieht in gewöhnlicher Weise mittels eines Sammetkonus. Bemerkt mag
                              									nur werden, dass Giles einer Camera den Vorzug gibt,
                              									bei welcher der Objectivtheil nicht fix mit dem Laufboden verbunden ist, so dass
                              									nach Entfernung des ersteren das Objectivbrettchen am Balgen lose herabhängt.
                           A. E. Weight'sJourn. of the Royal Microscopical Society, 1897
                                    											S. 182 und 245. Methode zur Messung und Zählung mikroskopischer
                              									Objecte, welche auch für mikrophoto-graphische Aufnahmen praktisch sein soll,
                              									besteht darin, dass er mit Hilfe des Condensors ein verkleinertes Bild einer Scala
                              									oder eines Systems von Quadraten in die Objectebene projicirt. Diese Scala kann
                              									entweder auf einer Glasplatte vor dem Mikroskopplanspiegel oder zwischen Lichtquelle
                              									und Spiegel, oder auf der Oberfläche des Planspiegels selbst, oder zwischen diesem
                              									und dem Condensor angebracht werden, und erfordert naturgemäss jede dieser
                              									Aenderungen eine andere Einstellung des Condensors. Die Scala wird jedenfalls durch
                              									Einritzen oder Aetzen auf der Glasplatte erzeugt. Darin, dass die Scala unbehindert
                              									vom eingestellten Präparate leicht entfernt werden, eventuell bei vorhergegangener
                              									Markirung wieder leicht an dieselbe Stelle gebracht werden kann, liegt ein Vortheil
                              									dieser Methode, gegenüber den für gewisse Zwecke (Zählung der Blutkörperchen) sonst
                              									angewandten.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)