| Titel: | Elektrotechnik.Fernübertragung von Zeigerstellungen. | 
| Fundstelle: | Band 308, Jahrgang 1898, S. 113 | 
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                        Elektrotechnik.Fernübertragung von Zeigerstellungen.
                        Mit Abbildungen.
                        Fernübertragung von Zeigerstellungen.
                        
                     
                        
                           In Bd. 303 * S. 162 wurde die von Prigge erfundene
                              									Einrichtung besprochen, die Richtung einer Compassnadel nach einer anderen Stelle
                              									eines Schliffes so zu übertragen, dass danach gesteuert werden kann. Seitdem sind
                              									wieder drei neue Erfindungen bekannt geworden, welche die Lösung derselben Aufgabe
                              									bezwecken. Diese Fernübertragung kann auch auf andere Zeigerwerke, als
                              									Wasserstandszeiger, Manometer u.a., angewendet werden und hat daher für weitere
                              									Kreise Interesse.
                           Die Methode von Bindemann in Berlin (D. R. P. Nr. 89622)
                              									besitzt grosse Aehnlichkeit mit der von Prigge. Der
                              									betreffende Zeiger spielt zwischen zwei nahe an einander befindlichen Contacten.
                              									Sobald der Zeiger mit einem dieser Contacte in Berührung kommt, wird durch einen
                              									dadurch geschlossenen Strom bewirkt, dass dieser Contact nach der Richtung, in
                              									welcher der Zeiger sich bewegen will, ausweicht. Dieselbe Bewegung führt dann auf
                              									einer zweiten Station durch diesen Strom eine Zeigerscheibe aus. Wie Bindemann diese Bewegungen bewirkt, soll nun mit Hilfe
                              									nachstehender Figur betrachtet werden.
                           In der Station g befindet sich der Apparat, dessen
                              									Zeigerstellung nach der Station e übertragen werden
                              									soll (Fig. 1). Die mit dem Pole einer Stromquelle 1 leitend verbundene Achse rotirt in Bezug auf die
                              									anderen Apparattheile unabhängig und trägt einen Arm a,
                              									der bei Rechts- oder Linksbewegung des Zeigers die Stromschlussklötze c1
                              									oder c2 berührt
                              									und dadurch Strom in die entsprechend hiermit verbundenen Leitungsdrähte sendet.
                              									Dieser Strom erregt in der Empfangsstation e, je nach
                              									dem Stromschlussklotz, der in g berührt wurde, die
                              									Schaltmagnete s1 oder
                              										s2, worauf der
                              									Strom, nachdem er noch die Feldmagnete fe des
                              									Elektromotors me erregt hat, zum anderen Pol der
                              									Batterie zurückkehrt. Durch Erregung der Magnete s2 oder s1 wird nun ein Anker a0 entweder nach links oder rechts gezogen
                              									und verstellt hierdurch einen Doppelbürstenhalter b,
                              									welcher in der Mitte der Achse gelagert ist, demzufolge entweder Stromschlussbürste
                              									+ 1 und – 3 oder Bürste
                              										+ 2 und – 4 gegen den
                              									Stromwender des Elektromotors drücken. Der von einem Pole der Batterie kommende
                              									Strom wird dementsprechend den Anker des Motors in dem einen oder anderen Sinne
                              									durchfliessen und ihn nach rechts oder links kreisen lassen. Die Achse des
                              									Elektromotors, welche durch ein Universalgelenk verlängert ist, greift nun mittels
                              									Schnecke c in die gezahnte Peripherie der Zeigerscheibe
                              										z0 ein, so dass die
                              									letztere mit dem damit verbundenen Zeiger ebenfalls nach rechts oder links kreist.
                              									Um nun den nach erfolgter Drehung des Empfängers im Geber noch bestehenden
                              									Stromschluss aufzuheben, sind die Stromschlussklötze c1 und c2 ihrerseits wieder auf einer Scheibe d befestigt, die ebenso wie in e am Rande gezahnt und mit Schnecke c und
                              									Gelenk mit einem zweiten Elektromotor mechanisch verbunden ist. Die Einrichtung der
                              									Schaltmagnete, Bürsten u.s.w. ist genau dieselbe wie beim Motor me in der Empfangsstation.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 308, S. 113
                              Fig. 1.Fernübertragung von Zeigerstellungen von Bindemann.
                              
                           Bei der Bewegung des Zeigers z des Gebers nach der einen
                              									oder anderen Richtung wird an den Stromschlussklotz c1 oder c2 ein Stromschluss bewirkt, demzufolge in der
                              									Geberstation der Motor mg und in der Empfangsstation
                              									der Motor me synchron zu laufen beginnen. Der Motor mg bewirkt ein Drehen der Scheibe d in solcher Richtung, dass die Stromschlussklötze c1 und c2 in demselben
                              									Drehungssinne wie der Arm a gedreht werden und der eine
                              									der Klötze so lange mit dem Arm in Berührung bleibt und für ein Schliessen des
                              									Stromkreises sorgt, bis der Zeiger z und der Arm a in Stillstand kommt. Geschieht dieses, so bewegt sich
                              									die Scheibe d noch so viel, dass die Stromschlussklötze
                              										c1 und c2 den Ann a zwischen sich lassen und den Strom unterbrechen. In
                              									der Empfangsstation wird der Motor me gleichzeitig mit
                              									dem Motor mg der Geberstation ausgeschaltet, und da
                              									beide Motoren genau synchron laufen, so wird auch der Zeiger der Empfangsstation stets genau
                              									dieselbe Lage einnehmen, wie der Zeiger der Geberstation.
                           In dieser Beschreibung wurde angenommen, dass beide Elektromotoren vollkommen
                              									synchron laufen, was bei gleicher Klemmenspannung, gleichen Widerständen und bei
                              									sonst gleicher Bauart der Motoren für die meisten Apparate in genügend genauer Weise
                              									der Fall sein wird. Für die elektrische Uebertragung der Bewegung eines Compasses
                              									jedoch dürfte eine selbsthätige Regulirvorrichtung erforderlich sein; durch diese
                              									soll ein Ausgleich geringer Rotationsverschiedenheiten, die sich durch asynchronen
                              									Gang der Motoren ergeben, erzielt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 308, S. 114
                              Fernübertragung von Zeigerstellungen von Krempelhuber.
                              
                           Zu diesem Zwecke ist die Geberscheibe d mit einem Rande
                              									aus isolirendem Stoff versehen und lässt nur einen schmalen leitenden Streifen h frei. Auf dem Rande schleift eine Feder f1, die am
                              									Apparatkörper in einer bestimmten Lage zur Achse des ganzen Apparates befestigt ist.
                              									Diese Feder steht durch den Leitungsdraht w mit einer
                              									zur Empfängerscheibe in gleicher Richtung befestigten Schleiffeder f'1 in elektrischer
                              									Verbindung. Die Scheibe z0 ist im Gegensatz zu d mit zwei
                              									Metallsegmenten t1 und
                              										t2 versehen, welche
                              									zwischen sich einen isolirenden Streifen h1 frei lassen und bezüglich der Lage identisch mit
                              										h auf d ist. t1 und t2 stehen durch
                              									Schleiffedern t'1 und
                              										t'2 mit den
                              									Elektromagneten s1 und
                              										s2 durch
                              									Leitungsdrähte in Verbindung.
                           Bei jeder vollen Umdrehung der Scheibe d wird nun die
                              									Feder f1 einmal den
                              									Streifen h decken; sind dann die Motoren synchron
                              									gelaufen, so wird auch die Feder f'1 im Empfänger mit dem isolirenden Streifen h1 correspondiren, ein
                              									Strom wird also nicht fliessen können. Ist jedoch Motor me vorangeeilt oder nachgeblieben, so wird die Feder f'1 entweder noch t1 oder schon t2 decken, sodann wird
                              									von d durch den mit der Batterie verbundenen Arm a, welcher mit d dieselbe
                              									Achse bildet, über Streifen h, Feder f1, Leitungsdraht w nach f'1 Strom fliessen und hier entweder über t1t'1 oder t2t'2 nach den
                              									Schaltmagneten s1 oder
                              										s2 fliessen und die
                              									Scheibe z mittels Motor me
                              									so lange nach rechts oder links drehen, bis die Feder f'1 den isolirenden Streifen h1 deckt. Um nun eine
                              									gleichzeitige Drehung des Motors mg im Geber zu
                              									verhindern, ist in den Stromkreis w ein Unterbrecher
                              										6 eingeschaltet. Sowie in w Strom fliesst, wird der Elektromagnet eingeschaltet und bewirkt so ein
                              									Unterbrechen der Leitung 5 6 7, so dass die Regulirung
                              									nur in der Empfangsstation erfolgt, während der Motor in der Geberstation dann in
                              									Ruhe verbleibt.
                           Ein eigenartiges Verfahren schlägt Dr. F. v.
                                 										Krempelhuber in Nürnberg vor (D. R. P. Nr. 90758). Mit der Compassnadel m (Fig. 2) ist ein leichtes,
                              									mit einer Spitze versehenes Metallstück t verbunden und
                              									am inneren Umfang des Compassgehäuses sind Spitzen s
                              									angebracht, so dass bei einer Drehung der Compassnadel die Spitze t sehr nahe an den Spitzen s vorbeistreift, ohne sie jedoch zu berühren. An dem Compassgehäuse ist
                              									ferner noch die Spitze p befestigt.
                           Auf der Grundplatte des Gehäuses der Empfangsstation sind radial Vacuumröhren (Geissler'sche Röhren)
                              									in gleichen Abständen angebracht, deren Zahl mit den Spitzen s im Compass übereinstimmt. Spitzen und Vacuumröhren stehen durch je eine
                              									Leitung mit einander in Verbindung und in die gemeinsame Rückleitung ist ein kleiner
                              									Funkeninductor f eingeschaltet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 308, S. 114
                              Fernübertragung von Zeigerstellungen von Rudel u. Marcher.
                              
                           Wird die Stromquelle in Thätigkeit gesetzt, so geht der Strom durch die Leitung r in die Spitze p, von da
                              									in das Metallstück t und durch die zunächstliegende
                              									Spitze s in die mit derselben verbundene Vacuumröhre
                              									und zum Inductor zurück. Die Vacuumröhre leuchtet und bei p und t sind kurze Funkenstrecken. Bei einer
                              									anderen Stellung der Compassnadel wird eine andere Röhre leuchten, so dass die
                              									Stellung der Compassnadel annähernd erkannt werden kann.
                           Da bei einem Compass die Genauigkeit bis auf einen Grad erwünscht ist, so würden 360
                              									Spitzen, Drahtleitungen und Röhren erforderlich sein. Um dieses zu vermeiden, wird
                              									der Apparat in folgender Weise abgeändert. Mit der Compassnadel wird ausser dem
                              									Metallstück t noch ein zweites u verbunden, welches so viel Spitzen erhält, als Vacuumröhren angeordnet
                              									sind (Fig. 3). Am Umfang
                              									des Compassgehäuses sind ferner noch eine Anzahl Spitzen z angeordnet, deren äusserste gleichen Abstand wie die Spitzen s haben. Von jeder Spitze z führt wieder eine Leitung zu einer Vacuumröhre in der Empfangsstation
                              									und von hier eine gemeinsame Leitung durch die Stromquelle nach der Spitze h im Compassgehäuse.
                           Dreht sich die Compassnadel um den Abstand der Spitzen s, so wandert das Licht in den Röhren v von
                              									einer zur nächsten und bei den Röhren w durch alle, und
                              									kann somit die Stellung der Compassnadel durch die jeweils erglühende Röhre w genau angegeben werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 308, S. 115
                              Fig. 6.Fernübertragung von Zeigerstellungen von Rudel und Marcher.
                              
                           Es ist möglich, den Röhrenkranz v zum allgemeinen
                              									Anzeigen der Compassrichtung durch einen gewöhnlichen Compass mit Magnetnadel ohne
                              									jede Vorrichtung zu ersetzen, da derselbe nur die ungefähre Richtung roh anzuzeigen
                              									braucht, während die feinere Ablesung dann an den Röhren w erfolgen würde. Diese Anordnung hätte den Vortheil, dass man etwa die
                              									Hälfte der Drahtleitungen erspart.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 308, S. 115
                              Fernübertragung von Zeigerstellungen von Blochmann.
                              
                           Rudel und Marcher in
                              									Dresden (D. R. P. Nr. 88880) wenden einen auf einer leitenden Flüssigkeit
                              									schwimmenden Contact an, und die Construction ist so getroffen, dass sie leicht an
                              									jedem Compass angebracht werden kann. In Fig. 4 und 5 sind m die auf einer Scheibe fest gemachten und auf der
                              									Flüssigkeit schwimmenden Magnete des Compasses. An der Innenwand des Gehäuses ist
                              									eine Rinne r aus Isolirmaterial angebracht und mit
                              									einer leitenden Flüssigkeit gefüllt. In gleichen Abständen führen aus der Rinne
                              									Leitungsdrähte zu ebensoviel Drahtspulen eines Galvanometers (Fig. 6). Der Fuss im Gehäuse, welcher mittels Spitze
                              									nebst der Flüssigkeit die Magnete trägt, ist noch mit einem Quecksilbernapf n versehen, in welchen ein Contactstift c taucht. Der Strom einer Batterie geht durch die
                              									Leitung n nach dem Quecksilbernapf, durch c und c0 in die Rinne und von hier durch alle Abzweigungen
                              									nach dem Galvanometer und zur Batterie zurück. Die Stärke des Stromes ist zwar in
                              									den c0 zunächst
                              									gelegenen Abzweigungen am stärksten, aber alle Spulen im Galvanometer wirken im
                              									gleichen Sinne richtend auf die Magnetnadel, und es wird sich dieselbe wie die
                              									Compassnadel einstellen.
                           Blochmann in Kiel bringt an der Compassrose ein kleines
                              									Uhrwerk an, welches in bestimmten Zeitabschnitten einen elektrischen Strom
                              									schliesst, welcher dann an einem beliebigen Orte des Schiffes die Stellung der Rose
                              									anzeigt (D. R. P. Nr. 91791).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 308, S. 115
                              Fig. 9.Fernübertragung von Zeigerstellungen von Blochmann.
                              
                           Die Compassrose ist zu diesem Zweck mit einer durch ein Uhrwerk in bestimmtem
                              									Rhythmus beweglichen Vorrichtung b versehen (Fig. 7 und 8), durch deren Berührung
                              									mit Contacteinrichtungen c, die an dem einen Theil des
                              									Compassgehäuses angebracht sind, der Schluss eines elektrischen Stromes hergestellt
                              									wird, und zwar derart, dass in gewissen Zeitintervallen auf kurze Zeit ein Schluss
                              									eintritt. Es wird durch das Uhrwerk an zwei diametral gegenüber liegenden Punkten
                              									der Rosenscheibe ein Stäbchen vor- und rückwärts bewegt, welches den Contact
                              									vermittelt. Bei der in der Figur dargestellten Ausführungsform ist in das Uhrwerk
                              									ein Steigrad s eingefügt (Fig.
                                 										9), welches eine durch Federkraft gegen dasselbe gedrückte Lamelle
                              									vorwärts schiebt. Dieses Steigrad ist mit sechs Zähnen versehen und auf der Achse
                              									des Secundenrades t angebracht, so dass die
                              									Contactgeber in Perioden von 10 Secunden vorwärts- und dann schnell durch die
                              									Federkraft zurückgeschoben werden. In der letzten Zeit der 10 Secunden findet dabei
                              									allmählich Contactgebung statt. Damit das Uhrwerk dabei nicht gehemmt wird, ist vorn
                              									auf das Stäbchen ein Hütchen v aufgesetzt, welches
                              									durch eine leichte Feder w mit dem Stäbchen in
                              									Verbindung steht. Ist nun Contact zwischen Hütchen und Compassgehäuse eingetreten,
                              									so wird während der letzten Zeit der Vorwärtsbewegung des Stäbchens das Hütchen
                              									etwas nach hinten geschoben, indem die Feder zusammengepresst wird. Die während der
                              									Zeit dieses Schlusses herrschende Richtung der Compassrose wird auf die
                              									Secundärstation übertragen. Zu diesem Behufe ist die Hälfte der Innenfläche des
                              									Gehäuses in viele leitende Streifen c zerlegt, die von
                              									den Nachbarflächen isolirt sind. Von diesen Streifen können zur Verminderung
                              									derselben eine gewisse Anzahl unter einander verbunden sein. Durch die Berührung der
                              									beweglichen Vorrichtung b an der Compassrose mit einem
                              									solchen Sector c wird ein Strom geschlossen, welcher
                              									unter Einschaltung geeigneter Apparate die Uebertragung der jeweilig herrschenden
                              									Richtung der Compassrose nach einem entfernt gelegenen Orte vermittelt.
                           
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