| Titel: | Elektrotechnik.Elektrische Kraftübertragungen auf Stationen der französischen Nordbahn. | 
| Fundstelle: | Band 308, Jahrgang 1898, S. 132 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Elektrotechnik.Elektrische Kraftübertragungen auf Stationen der französischen
                           								Nordbahn.
                        Mit Abbildungen.
                        Elektrische Kraftübertragungen auf Stationen der französischen
                           								Nordbahn.
                        
                     
                        
                           Die französische Nordbahngesellschaft besitzt auf ihren
                              									Linien in 35 Stationen Elektricitätswerke, welche nebstdem weitere 21 Stationen
                              									mitbesorgen, so dass im Ganzen 56 ihrer Bahnhöfe mit elektrischen Licht- und
                              									Kraftanlagen versehen sind. Letztere lieferten schon im J. 1894 (vgl. Albert Sartiaux in Revue
                                 										générale des chemins de fer vom 19. März 1896 S. 127) 1610570
                              									Kilo-Watt-Stunden, wovon 1377890 für Beleuchtungszwecke und 232680 für motorische
                              									Zwecke verbraucht wurden. Diese Leistungen haben sich seither um etwa 40 Proc.
                              									erhöht. Der Preis für 1 Kilo-Watt-Stunde für Gewinnung, Erneuerung und Unterhaltung,
                              									inbegriffen der Verzinsung und Amortisation der Anschaffungskosten, stellte sich auf
                              									0,224 Francs, wovon die eigentlichen Betriebskosten 0,104 Francs betragen.
                           Sämmtliche 35 Elektricitätswerke sind natürlich nur in solchen Stationen errichtet
                              									worden, wo sich Preise erreichen liessen, welche mit Rücksicht auf die Wichtigkeit,
                              									die Ausdehnung und die Verkehrsverhältnisse der betreffenden Bahnhöfe als niedrig
                              									genug gelten konnten, um die Anlage wirthschaftlich zu rechtfertigen. Es ist ja eine
                              									bekannte Thatsache, dass sich die Kosten der Elektricität nur dann nicht allzuhoch
                              									stellen, wenn es sich zuförderst um die Gewinnung und den Verbrauch einer grösseren Menge von Energie, die möglichst gleichmässig
                              									vertheilt und innerhalb einer möglichst langen Zeit benutzt wird, handelt. Bahnhöfe,
                              									welche dieser Vorbedingung nicht entsprachen, sonst aber zur Errichtung eines
                              									Elektricitätswerkes, sei es bezüglich des verfügbaren Platzes, sei es wegen
                              									Vorhandenseins einer Wasserkraft oder leichter, billiger Zubringung von Kohlen
                              									u.s.w., besonders geeignet sind, können nichtsdestoweniger für diese Anlagen erst
                              									dann eine völlig günstige Ausnutzung versprechen, wenn das daselbst zu errichtende
                              									Elektricitätswerk im Wege der Energieübertragung seine Ueberschüsse an entfernte
                              									Stationen, d. i. an andere Bahnhöfe verwerthen kann. Diesem Umstände ist auch bei der
                              									französischen Nordbahn in vielen Fällen mit grossem Erfolge Rechnung getragen
                              									worden. Bei den ersten solcher Einrichtungen sind nach älterer Weise mit Hilfe der
                              									Fernleitungen an die Nebenanlagen gleich gerichtete
                              									Ströme hoher Spannung abgegeben, und in dieser Art werden beispielsweise von dem
                              									Elektricitätswerke im Bahnhofe Calais (Stadt) auch die
                              									Licht- und Kraftanlagen der Bahnhöfe Calais (Hafen) und
                              									jene des Rangirbahnhofes Calais, oder vom Werke der
                              									Station Ermont zugleich die Beleuchtung des Bahnhofes
                              										Enghien versorgt u.s.w. Derartige Durchführungen
                              									leiden jedoch bekanntermaassen an mannigfachen Misslichkeiten und erweisen sich
                              									namentlich zufolge der grossen, mit der Entfernung der Verbrauchsstelle von der
                              									Erzeugungsstelle stark ansteigenden Leitungskosten nur dort als wirthschaftlich
                              									wirklich günstig, wo die Nebenstellen dem Werke näher liegen. Um Centralwerke
                              									allgemein mit Erfolg anwenden zu können, muss also von der Weiterleitung hoch
                              									gespannten Gleichstromes abgegangen und derselbe vorher erst in Wechselstrom
                              									umgeformt werden, der dann allenfalls an der Verbrauchsstelle wieder in Gleichstrom
                              									zurückzuwandeln ist.
                           Unter Zugrundelegung dieses Haupterfordernisses wurde denn auch 1894 für die von der
                              									französischen Nordbahn zu errichtenden neuen Centralelektricitätswerke durch deren
                              									Oberingenieur Albert Sartiaux ein den besonderen
                              									Bedürfnissen der Bahnanstalt sorglichst angepasstes Programm aufgestellt, welchem
                              									die Société de la Transmission de la Force par
                                 										l'Électricité in vorzüglicher Weise nachgekommen ist. Der Ingenieur Moriz Leblanc dieser Gesellschaft hatte diesen Erfolg
                              									durch einen neuerdachten Umformer herbeigeführt, mit dessen Hilfe schwach gespannte
                              									Gleichströme in hoch gespannte drei- oder mehrphasige Wechselströme und umgekehrt
                              									hoch gespannte drei- oder mehrphasige Wechselströme in schwach gespannte
                              									Gleichströme umgeformt werden, welch letztere sich gleich direct sowohl für
                              									Lichtanlagen als zum Betriebe von Motoren, oder auch – und das war vorliegendenfalls
                              									von besonderer Bedeutung – zum Laden von Accumulatoren benutzen lassen. Da aber die
                              										Leblanc'sche Anordnung bis dahin noch nirgends
                              									praktisch erprobt war, vereinbarte die Eisenbahnverwaltung mit der genannten Gesellschaft für Kraftübertragung vorerst die
                              									Errichtung einer auf gemeinschaftlichen Kosten zwischen La
                                 										Chapelle und Epinay herzustellenden
                              									Versuchsanlage, die sich in jeder Beziehung so vortrefflich bewährte, dass alle
                              									später errichteten Uebertragungsanlagen nur mehr nach demselben Systeme erstellt
                              									wurden.
                           Das Princip, aus dem sich die Leblanc'sche Einrichtung
                              									entwickelt hat, welche der Erfinder Transformateur-Redresseur nennt, erscheint durch Fig. 1 erläutert: Zu einer Innenpolmaschine mit der feststehenden Armatur
                              										aa und dem drehbaren Elektromagneten ii gehört der gleichfalls feststehende Collector cc, um den sich die Abnehmerbürsten ff drehen. Bekanntermaassen entstehen in den einzelnen
                              									Spulen 1, 2, 3... der Ankerbewickelung ebenso viele
                              									gleiche, nur in den Phasen von einander verschiedene Wechselströme, welche erst
                              									vermöge der entsprechenden Collectoranordnung gleich gerichtet werden. Unter den
                              									vorausgesetzten Verhältnissen unterliegt es keinem Anstände, die von den
                              									Knotenpunkten der Ankerwickelung zu den Collectorabschnitten geführten
                              									Verbindungsdrähte beliebig zu verlängern, d.h. den Collector von der Maschine
                              									beliebig weit zu entfernen, vorausgesetzt, dass die Bewegung der Bürsten ff stets dieselbe bleibt, welche die Elektromagnete ii besitzen. Diese Bedingung des Synchronismus lässt
                              									sich am einfachsten durch einen kleinen Motor erreichen, den der Strom der Maschine
                              									selbst antreibt und der die Drehung der Bürsten besorgt. Ja, ganz dasselbe lässt
                              									sich ebenso gut erreichen, wenn die Bürsten festliegen und an ihrer Statt durch den
                              									Elektromotor der Collector angetrieben wird. Und werden nun, sei es unter dieser
                              									oder jener Voraussetzung, die Verbindungsdrähte zwischen Armatur und Collector
                              									genügend lang genommen, so kann schliesslich der letztere mit den Bürsten und dem
                              									vorgedachten Motor gleich an jener Stelle Platz erhalten, wo der Strom seine
                              									Verwendung finden soll, und hier wird ersichtlichermaassen durch die Bürsten ff ohne weiteres ebenso gut Gleichstrom abgenommen
                              									werden, als befände sich der Collector am Aufstellungsorte der Armatur.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 308, S. 133
                              Fig. 1.Elektrische Kraftübertragung auf Stationen der französischen
                                 										Nordbahn.
                              
                           Es unterliegt ferner keiner Schwierigkeit, die Spannung der in
                              									den einzelnen Verbindungsdrähten dld1 auftretenden Wechselströme an beliebiger Stelle
                              									zwischen Armatur und Collector mit Hilfe eines gewöhnlichen Transformators nach
                              									Willkür abzuändern. Demnach könnten, wie es in Fig. 1
                              									angedeutet erscheint, gleich am Aufstellungsorte der Maschine die schwach gespannten
                              									Wechselströme durch Vorschaltung der Transformatoren u1u2u3... in hoch gespannte und diese letzteren ebenso
                              									durch die am Aufstellungsorte des Collectors vorzuschaltenden, umgekehrten Umformer
                              										t1t2t3... wieder in schwach
                              									gespannte Wechselströme verwandelt werden, die der Collector schliesslich
                              									gleichrichtet. Ohne Frage ermöglichen also die bisher betrachteten Anordnungen –
                              									abgesehen von Verlusten –, in genau derselben Weise an einem entfernten Orte
                              									Gleichstrom an einem Collector zu gewinnen, wie wenn dieser unmittelbar mit der
                              									Maschine verbunden wäre. Allerdings würde hierbei die leidige Misslichkeit mit in
                              									den Kauf zu nehmen sein, dass zwischen Ausgangs- und Ankunftsstation ebenso viele
                              									Stromleitungen vorhanden sein müssten, als der Collector Theile besitzt. In dieser
                              									einfachen Form besitzt also die Einrichtung für die Praxis allerdings keine Eignung,
                              									allein Leblanc machte es möglich, mit nur drei
                              									Leitungen in allen Fällen das Auslangen zu finden, indem er einen ganz
                              									eigenthümlichen, aus drei Eisenkernen bestehenden Umformer verwendete, in welchem
                              									durch Vorschalten von Spulen, die eine ganz bestimmte Windungszahl besitzen, eine
                              									derartige Phasenverschiebung eintritt, dass drei in ihrer Phase um 120° gegen
                              									einander versetzte Wechselströme entstehen, die am Verwendungsorte durch gleiche,
                              									nur umgekehrte Umformer in dieselbe Anzahl niedrig gespannte Wechselströme mit
                              									derselben Phasenfolge zurückgeführt werden, wie sie die Armatur der Dynamomaschine
                              										ursprünglich
                              									liefert. Mit dem Umformer ist sowohl an der Erzeugungs- als an der Verbrauchsstelle
                              									zugleich ein Vertheiler und ein kleiner Elektromotor combinirt, welche Anordnung es
                              									ermöglicht, an der Erzeugungsstelle jede beliebige Gleichstrommaschine ohne weiteres
                              									in Verwendung zu nehmen, wenn sie nur überhaupt Ströme von der erforderlichen Stärke
                              									und Spannung liefert. Die in La Chapelle ausgeführte erste Einrichtung dieser Art
                              									macht Fig. 2 schematisch und Fig. 3 im Bilde ersichtlich. Auf der Drehachse xx des kleinen Elektromotors ee sitzen die
                              									Schleifringe 1', 2', 3'... und der Vertheiler cc fest. Letzterer, sowie der Elektromotor sind in Fig. 2 neben der Draufsicht auch umgelegt dargestellt,
                              									um bezüglich der Stromwege, welche durch die gestrichelten Linien verdeutlicht
                              									werden, die erforderliche Uebersicht bieten zu können. Ein Theil des von der
                              									Dynamomaschine v kommenden Gleichstromes betreibt den
                              									kleinen Elektromotor ee, während der Hauptstrom, durch
                              									den Vertheiler in Wechselströme zerlegt, über die Gleitringe 1', 2', 3'... und Abnehmer y1,
                              									y2,
                              									y3,... in die drei
                              									Gruppen der Primärrollen m, n und p des Umformers uu
                              									gelangt, von wo ihn die Secundärspulen b1b2b3 mittels der Leitungen l1, l2 und l3 als hoch gespannte Wechselströme dreiphasig nach
                              									der 8 km weit entfernten Station Epinay weiter führt. Hier befindet sich gleichfalls
                              									eine Einrichtung, die mit Fig. 2 vollständig
                              									übereinstimmt, nur dass nunmehr v die
                              									Stromverbrauchsstelle bezeichnet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 308, S. 134
                              Fig. 2.Elektrische Kraftübertragungen auf Stationen der französischen
                                 										Nordbahn.
                              
                           Die über l1,
                              									l2 und l3 einlangenden hoch
                              									gespannten Wechselströme werden nämlich in den Spulen m,
                                 										n und p in niedrig gespannte Wechselströme
                              									umgeformt und durch Vermittelung der Gleitringe und des Vertheilers cc, der an dieser Stelle mithin als richtiger Collector
                              									dient, in Gleichstrom überführt, der ohne weiteres der Verwendung zugeführt wird.
                              									Wie Fig. 3 zeigt, haben der Elektromotor ee sammt dem Collector cc
                              									und den Schleifringen ihren Platz auf einer Gestellsplatte gg, während der Umformer im gusseisernen Kasten k, der dem Ganzen als Sockel dient, untergebracht ist. Von den 18
                              									Schleifringen, welche in Wirklichkeit vorhanden sind, erscheinen in Fig. 2 der Einfachheit und besseren Uebersicht wegen
                              									nur 6 eingezeichnet. Die beiden kleinen Elektromotoren ee, nämlich der an der Stromerzeugungs-, wie jener an der
                              									Stromverwendungsstelle, sollen natürlich synchron laufen und haben zu dem Ende eine
                              									besondere Pendelregulirung, über deren Anordnung sich in unserer Quelle jedoch keine
                              									näheren Angaben finden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 308, S. 134
                              Fig. 3.Elektrische Kraftübertragungen auf Stationen der französischen
                                 										Nordbahn.
                              
                           Die zu den Versuchen zwischen La Chapelle und Epinay in ersterer Station aufgestellte Dynamomaschine
                              									lieferte Gleichstrom von 100 Ampère und ungefähr 160 Volt. Der nächst der Maschine
                              									aufgestellte Umformer wandelte die Spannung auf 4000 bis 5000 Volt um. Die zur
                              									Verbindung der beiden Stationen dienende Dreileitung bestand aus zwei Kabel aus je
                              									sieben 0,9 mm starken Reinkupferdrähten und aus einem Kabel aus drei 1,5 mm starken
                              									Reinkupferdrähten. Diese in Röhren verlegten Leitungen kamen deshalb zur Verwendung,
                              									weil sie von einer älteren Einrichtung her vorhanden waren, denn sonst würden drei
                              									einfache Kupferdrähte von je 2 mm Durchmesser (3,1415 qmm Querschnitt) vollständig
                              									genügt haben. Die Hauptaufgabe des in Epinay verfügbar werdenden Gleichstromes war
                              									und ist das Laden einer aus 64 Zellen bestehenden Accumulatorenbatterie, deren
                              									einzelne Zellen je neun 200 mm hohe
                           
                              
                                 Dauerdes
                                    											Ver-suchesinStund.
                                 Durchschnitts-werthe des inLa
                                    											Chapelle gelie-ferten Gleichstroms
                                 Kilo-Watt-Stunden
                                 Nutzergebnissin Proc.
                                 
                              
                                 Volt
                                 Ampère
                                 geliefert inLa Chapelle
                                 gesammeltin Epinay
                                 Brutto
                                 Netto
                                 
                              
                                 2
                                 160
                                 52
                                 16,4
                                 12,8
                                 77,4
                                 74,6
                                 
                              
                                 3
                                 170
                                 52
                                 26,9
                                 22,3
                                 82,5
                                 79,6
                                 
                              
                                 2
                                 155
                                 47
                                 16,5
                                 12,7
                                 76,3
                                 73,5
                                 
                              
                                 3
                                 200
                                 60
                                 28,3
                                 23,6
                                 83,0
                                 80,5
                                 
                              
                                 3
                                 150
                                 54
                                 13,9
                                 11,8
                                 83,5
                                 78,5
                                 
                              
                                 2
                                 180
                                 54
                                   9,8
                                   8,1
                                 81,2
                                 76,6
                                 
                              
                                 2
                                 160
                                 67
                                 19,6
                                 17,0
                                 86,0
                                 83,8
                                 
                              
                                 2
                                 155
                                 60
                                   15,37
                                 12,7
                                 81,8
                                 78,8
                                 
                              
                                 4
                                 200
                                 60
                                 33,5
                                 30,0
                                 88,6
                                 86,0
                                 
                              
                                   1½
                                 155
                                 57
                                 11,5
                                   10,01
                                 86,0
                                 83,0
                                 
                              
                                 3
                                 198
                                 57
                                 28,3
                                   24,07
                                 86,8
                                 84,2
                                 
                              
                                 2
                                 170
                                 56
                                 26,8
                                 23,3
                                 86,5
                                 84,8
                                 
                              
                                 2
                                 165
                                 50
                                 24,2
                                 19,5
                                 80,2
                                 78,3
                                 
                              
                           
                           und ebenso breite, zusammen 16 k schwere Platten
                              									enthalten. Diese Batterie hat die im Ganzen 64 Glühlichtlampen umfassende
                              									Beleuchtung der Eisenbahnstation Epinay zu besorgen.
                              									Mit Hilfe zweier Aron'scher Hectowattzähler war man im
                              									Stande, die Umwandelungs- und Nutzungsverhältnisse genau zu verfolgen; das Ergebniss
                              									einer Reihe solcher Versuche ist aus vorstehender Tabelle ersichtlich.
                           Wie man sieht, schwankt die Nutzung, wenn die Verluste nicht abgerechnet werden,
                              									welche der Energieverbrauch der beiden Vermittelungsvorrichtungen verursacht,
                              									zwischen 76,3 und 88,6 Proc. und, wenn man diese Verluste in Anrechnung bringt,
                              									zwischen 73,5 und 86 Proc. Dieses Ergebniss hätte sich ohne Frage noch wesentlich
                              									günstiger gestaltet, wenn die Dampfmaschine in La
                                 										Chapelle es gestattet hätte, die Dynamomaschine zu ihrer vollen
                              									Leistungsfähigkeit von 20000 Watt auszunutzen, in welchem Falle die Nutzziffer auf
                              									87 Proc. gestiegen wäre.
                           Soll die wirthschaftliche Bedeutung der geschilderten elektrischen Anlage gegenüber
                              									den alten Verhältnissen festgestellt werden, so kommt zuförderst zu bemerken, dass
                              									die frühere Erdölbeleuchtung für 59 Lampen verschiedener Grösse mit einer jährlichen
                              									Betriebsausgabe von 2400 Francs verbunden war, wovon 700 Francs für
                              									Verbrauchsmaterial, 1500 Francs für Arbeitslöhne und 200 Francs für die Unterhaltung
                              									und Erneuerung entfielen. Dabei erwies sich diese Beleuchtung schon seit lange
                              									durchaus unzulänglich, weshalb sie um 31 Lampen vermehrt werden sollte, wodurch die
                              									oben angegebenen Jahreskosten sich um weitere 1300 bis 1400 Francs erhöht hätten.
                              									Dementgegen belaufen sich die jährlichen Betriebskosten für die elektrische Anlage,
                              									durch welche die Beleuchtungsverhältnisse ganz glänzend verbessert wurden, nur auf
                              									2213 Francs, nämlich 1761,28 Francs für Verbrauchsmaterial und Arbeitslöhne, 55,43
                              									Francs für die Unterhaltung der Leitung und 396,29 Francs für die Unterhaltung der
                              									Accumulatoren. Es stellt sich sonach die elektrische
                              									Beleuchtung gegenüber der Erdölbeleuchtung ganz nennenswerth billiger, ein
                              									Verhältniss, das sich noch viel günstiger äusserte, nachdem die Einrichtung in La Chapelle definitiv hergestellt und der geregelte
                              									Betrieb eingeführt worden war. Seither kommt nämlich der Strom, alles inbegriffen,
                              									nur auf einen Jahrespreis von nicht ganz 0,1 Franc für 1 Kilo-Watt, und da die
                              									Beleuchtung des Bahnhofes Epinay beiläufig 9000
                              									Kilo-Watt-Stunden aufbraucht, gibt dies lediglich eine Ausgabe von 900 Francs. Wird
                              									ausserdem für die laufende Unterhaltung etwa noch ein Posten von 460 Francs
                              									zugerechnet, so stellen sich die jährlichen Gesammtkosten auf 1360 Francs, das ist
                              									beträchtlich weniger als die Hälfte von dem, was die erweiterte Erdölbeleuchtung
                              									kosten würde. Diese Ziffern lassen am besten ersehen, welche Vortheile sich durch
                              									das Leblanc'sche Verfahren der Energieübertragung
                              									erzielen lassen. Die französische Nordbahn hat denn auch dasselbe System in ihren
                              									Stationen Jeumont, St. André, Cateau, St. Ouen bei La Chapelle u.a.m. zur Einführung gebracht. Etwas
                              									abweichend von der ersten Anlage La Chapelle-Epinay
                              									sind jene von Cateau und von St. Ouen.
                           Für den bedeutenden Strombedarf der Station Cateau sorgt
                              									das beiläufig 10 km entfernte Elektricitätswerk in Busigny. Daselbst liefern zwei sechspolige Desrozier'sche Dynamomaschinen mit 820 Umdrehungen in der Minute niedrig
                              									gespannte Wechselströme vierphasig im Sinne der Fig.
                                 										1 direct an den Umformer. Hier erfolgt die Ueberführung in dreiphasige
                              									Wechselströme von 6000 Volt Spannung, welche in Cateau
                              									in derselben Weise und mit einer ebensolchen Vorrichtung in Gleichstrom von 100 bis
                              									160 Volt zurückgewandelt wird, wie es in Epinay
                              									geschieht. Dass in Busigny vierphasige Ströme zur
                              									Benutzung kamen, ergab sich übrigens nur ganz zufällig aus der Ankerwickelung der
                              									bereits vorhanden gewesenen Maschinen, die lediglich der neuen Einrichtung angepasst
                              									wurden. Wollte man nicht erst eine vierdrähtige Fernleitung herstellen, sondern mit
                              									einer dreidrähtigen auslangen, mussten die vierphasigen Ströme vor ihrem Uebertritte
                              									in die Fernleitung in dreiphasige umgeformt werden, was allerdings nicht viele
                              									Schwierigkeiten machte, sich aber bei neu zu erbauenden Maschinen durch eine
                              									zweckmässige Anordnung der Ankerwickelung von vorhinein ersparen lässt.
                           Wieder anders sind die Abweichungen in St. Ouen, wo das
                              									Elektricitätswerk der Gesellschaft für Licht- und
                                 										Kraftübertragung, welches die Docks versorgt, auch der Nordbahn den Strom
                              									liefert für die Beleuchtung und verschiedenen Kraftanlagen des 5 bis 6 km entfernten
                              									Güterbahnhofes La Chapelle und für die ebenso weit
                              									entlegene Ladestation, in welcher die zur Beleuchtung von 300 Nordbahnwagen
                              									erforderlichen Accumulatoren in Stand gesetzt werden. Der gelieferte Wechselstrom
                              									wird in St. Ouen in dreiphasigen Wechselstrom von 6000
                              									Volt umgeformt und am Güterbahnhofe La Chapelle gerade
                              									so in Gleichstrom von 100 bis 160 Volt Spannung umgewandelt, wie in den früheren
                              									Fällen. Bei der Ladestation in La Chapelle ist aber die
                              									Anordnung getroffen, dass die Umformerspulen durch gruppenweises Hinter- oder
                              									Nebeneinanderschalten verschiedene Spannung, nämlich eine solche von 150, 300, 400,
                              									500 und 600 Volt liefern können, was mit Rücksicht auf die grossen Unterschiede,
                              									welche hinsichtlich der Gattung, des Zustandes und der Anzahl der zu ladenden
                              									Accumulatoren vorkommen, von besonderer Wichtigkeit ist.
                           Nach den durchaus günstigen Erfahrungen der französischen Nordbahn glaubt
                              									Oberingenieur Sartiaux behaupten zu dürfen, dass die
                              										Leblanc'sche Methode die Frage der elektrischen
                              									Stromvermittelung bezieh. der Kraftübertragung auf grössere Entfernungen einfacher,
                              									anpassungsfähiger und wirthschaftlicher löst, als es bei den älteren, unter
                              									ähnlichen Verhältnissen verwendeten Anordnungen der Fall ist.