| Titel: | Beleuchtung.Ueber Acetylenbrenner. | 
| Fundstelle: | Band 308, Jahrgang 1898, S. 171 | 
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                        Beleuchtung.Ueber Acetylenbrenner.Nach einem
                                 										in der Zeitschrift für Beleuchtungswesen
                                 										veröffentlichten Aufsatz von Dr. Paul
                                       									Wolff.
                        Mit Abbildungen.
                        Ueber Acetylenbrenner.
                        
                     
                        
                           Nachdem für die Entwickelung des Acetylens Apparate gebaut worden sind, welche bei
                              									sorgfältiger Behandlung jede Explosionsgefahr ausschliessen und regelnlässig
                              									arbeiten, hat sich die Beleuchtungstechnik an das Studium der Frage der Einrichtung
                              									der Brenner für Acetylen gemacht.
                           Die Construction neuer Brenner erfordert genaue Kenntniss der Bedingungen und
                              									Gesetze, die für die Verbrennung von Gasen gelten, auch machen sich die
                              									Unvollkommenheiten unzureichender Brenner nicht so leicht bemerkbar. Entweder treten
                              									dieselben erst nach längerem Gebrauche in Erscheinung, oder sie äussern sich in
                              									einem schlechten Lichteffecte, über den man sich nur durch photometrische Messungen
                              									klar werden kann. Letzterer Punkt ist jedoch von ausschlaggebendem Einflüsse. Jeder
                              									Preiscalculation eines Leuchtstoffes, sowie dem Vergleiche der verschiedenen
                              									Beleuchtungsarten muss eine bestimmte Lichtstärke zu Grunde gelegt werden. Wird
                              									durch ungeeignete Brenner die Lichtstärke vermindert, so ändert sich damit natürlich
                              									der Preis und man kommt so zu ganz falschen Resultaten. Auf diese Weise kann das
                              									Acetylen, das schon zu dem heutigen Preise nächst dem Auer-Lichte das billigste
                              									Beleuchtungsmittel ist, durch schlechte Brenner zu dem theuersten werden.
                           Maassgebend für die Brennerconstruction ist die genaue Kenntniss der chemischen und
                              									physikalischen Eigenschaften des Acetylens und der Gesetze der Verbrennung; und nur
                              									unter Berücksichtigung dieser Fragen darf man hoffen, zu einer befriedigenden Lösung
                              									zu gelangen.
                           Da wir die einschlägigen Kenntnisse hier voraussetzen dürfen, gehen wir zu den
                              									Einzelheiten der Acetylenbrenner über.
                           Bekanntlich hat das Acetylen beinahe dasselbe specifische Gewicht wie die Luft und
                              									braucht deshalb einen stärkeren Druck als das leichtere Steinkohlengas. In demselben
                              									Maasse, wie der Druck des ausströmenden Gases wächst, wird zugleich ein stärkerer
                              									Luftstrom mitgerissen. Hierbei ist derjenige Punkt festzuhalten, wo die Luftmischung
                              									die günstigste ist. Da das Acetylen ausserdem bedeutend mehr Kohlenstoff enthält als
                              									das Steinkohlengas, so muss die Mischung mit Luft eine viel innigere sein, um
                              									denselben vollständig zu verbrennen und die Ausscheidung von Russ zu vermeiden.
                           Die Berührungspunkte zwischen Acetylen und der Verbrennungsluft können dadurch
                              									vermehrt werden, dass das erstere durch Mischung mit einem anderen Gase verdünnt
                              									wird. Man kann dazu entweder indifferente nicht brennbare Gase, wie Luft oder
                              									Stickstoff, oder brennbare, wie Wasserstoff oder Methan, wählen. Da Gemische von
                              									Acetylen und Luft innerhalb weiter Grenzen explosiv sind, so lässt man in diesem
                              									Falle die Mischung vortheilhaft erst in dem Brenner unmittelbar vor der Verbrennung
                              									stattfinden. Die Luftzuführung geschieht dann wie bei dem Bunsen-Brenner, ist jedoch
                              									so zu regeln, dass nicht eine entleuchtete Flamme entsteht.
                           Zahlreiche Brenner sind nach diesen Principien schon hergestellt worden,
                              									vergeblich sucht man aber in der Litteratur nach Grundlagen zur Begründung eines
                              									Urtheiles über dieselben, nach einer auf Zahlen gestützten photometrischen
                              									Beweisführung.
                           Aus diesem Grunde hat Verfasser eine grosse Anzahl von Brennern, von fremden sowohl
                              									als auch von denjenigen, zu denen die Ergebnisse der Untersuchungen in dem
                              									Laboratorium des Dr. O. Münsterberg (jetzt Allgemeine Carbid- und Acetylen-Gesellschaft Berlin)
                              									geführt haben, gemessen und theilt in Folgendem sowohl diese Ergebnisse selbst als
                              									auch die daraus folgenden Schlussfolgerungen mit.
                           Nachdem die Gründe erkannt waren, welche die Verwendung von Steinkohlengasbrennern
                              									für Acetylen verhinderten, lag es nahe, dieselben Grundprincipien beizubehalten und
                              									nur nach den erkannten Gesichtspunkten umzuformen. Man konnte dies erreichen, indem
                              									man die Ausströmungsöffnung der Gasbrenner verengte und das Acetylen unter erhöhtem
                              									Druck zuleitete. Ueber den besten Druck schwanken die Angaben zwischen 25 bis 150
                              									mm. Im Allgemeinen steigt der Nutzeffect eines Brenners mit dem Drucke. Die Zunahme
                              									ist jedoch nicht gleich, sondern steht im Verhältnisse zu dem
                              									Ausströmungscoëfficienten, der für jeden Brenner eine annähernd feststehende Grösse,
                              									für die einzelnen Brenner aber verschieden ist. Wird der Druck stetig gesteigert, so
                              									wird ein Punkt erreicht, wo das ausströmende Gas zum Theil unverbrannt entweicht.
                              									Die Flamme verliert dann ihre Form, wird hoch, zischt und fängt an der Spitze an, zu
                              									russen. Auch dieser Punkt ist bei jedem Brenner je nach der Grösse der Oeffnung
                              									verschieden. Da ausserdem das Acetylen eine grosse Diffusions- und osmotische
                              									Geschwindigkeit hat, so ist schon aus diesem Grunde der Drucksteigerung eine
                              									natürliche Grenze gesetzt, – will man sich nicht beträchtlichen Gasverlusten
                              									aussetzen.
                           Es folgt daraus, dass sich ein fester Universalbrenndruck für alle Brenner nicht
                              									angeben lässt, sondern dass derselbe für die verschiedenen Brenner verschieden ist.
                              									Will man mit derselben Leitung mehrere Brennsysteme speisen, so muss man, um allen
                              									Vorzügen und Nachtheilen gerecht zu werden, einen Mitteldruck wählen, den der
                              									Verfasser mit 80 mm für passend hält. Hat man nur Brenner eines Systemes, so wird man dementsprechend einen anderen Druck, wie er
                              									z.B. aus den folgenden Tabellen hervorgeht, annehmen, in keinem Falle dürfen aber
                              									150 mm überschritten werden.
                           Es sei hier noch ein Punkt erwähnt, der von grösster Bedeutung für die Ergiebigkeit
                              									der Acetylenflamme, sowie für die richtige Ausführung und Deutung der
                              									photometrischen Untersuchung ist.
                           Die Helligkeit des Acetylenlichtes wird durch Verunreinigungen erheblich geschwächt
                              									und die Güte des Carbids ist daher eine mit entscheidende Frage. Zur Zeit werden
                              									besonders von Amerika minderwerthige Sorten in den Handel gebracht. Bei
                              									vergleichenden Messungen muss man sich davon überzeugen, dass dieselben mit einem
                              									gleichartigen Product angestellt werden, da man sonst zu ganz falschen Ergebnissen
                              									gelangen kann. Deshalb sind auch alle Angaben, die sich von verschiedenen Seiten
                              									über verschiedene Brenner vorfinden, niemals ohne weiteres mit einander zu
                              									vergleichen, und alle derartige Bestimmungen haben nur Werth, wenn sie von derselben
                              									Seite angestellt sind, so lange wenigstens, bis die Fabrikation des Carbids so weit
                              									vorgeschritten ist, dass man von einer einigermaassen gleichen Zusammensetzung
                              									desselben reden darf. Vorläufig unterscheiden sich die einzelnen Handelssorten so
                              									stark, dass derselbe Brenner ein um viele Kerzen verschiedenes Licht gibt, je nach
                              									dem Carbid, welches das betreffende Acetylen erzeugt hat.
                           Man könnte nun das Acetylen von seinen Verunreinigungen ganz befreien und die
                              									Messungen mit dem reinen Gase vornehmen, um sicher zu sein, richtige Werthe für die
                              									einzelnen Brenner zu erhalten. Dagegen spricht aber der Umstand, dass die Verwendung
                              									vollkommen reinen Acetylens im Betriebe nicht anzurathen ist und man auf diese Art
                              									zu Ergebnissen kommen würde, welche mit der erhaltenen Leuchtkraft nicht
                              									übereinstimmen würden. Das reine Acetylen hat einen schwachen, nicht unangenehmen
                              									ätherischen Geruch, so dass eine Undichtigkeit der Gasleitung nur schwer sich
                              									bemerkbar machen würde. Der charakteristische, scharfe, unangenehme Geruch, der
                              									schon die geringsten Mengen dieses Gases verräth, rührt von den Verunreinigungen
                              									her, und zwar ist derselbe so stark, dass schon so geringe Spuren, die irgend eine
                              									schädliche Wirkung auszuüben nicht im Stande sind, zur deutlichen Wahrnehmung
                              									genügen. Von diesem Gesichtspunkte ausgehend, einerseits die Intensität der Flamme
                              									voll zu entwickeln, andererseits den Geruch des Gases zu erhalten, wird in den
                              									Apparaten der Allgemeinen Carbid- und
                                 										Acetylen-Gesellschaft das Acetylen einem besonderen Reinigungsprocesse
                              									unterworfen, welcher die schädlichen Verunreinigungen auf das geringste Maass
                              									bringt, ohne dieselben vollkommen zu entfernen. Es ist zu betonen, dass eine
                              									vollkommene Ausnutzung der Leuchtkraft, sowie eine lange Haltbarkeit der Brenner in
                              									erster Linie mit bedingt werden durch die Güte des Carbids bezieh. die Art der
                              									Entwickelung und Reinigung des Acetylens.
                           Bei der Besprechung der einzelnen fremden und eigenen Brenner will der Verfasser eine
                              									Eintheilung einhalten, die sich aus Zweckmässigkeitsrücksichten empfiehlt.
                           I. Brenner für Acetylen allein:
                           
                              a) mit einer oder mehreren von einander unabhängigen runden
                                 										Oeffnungen (Strahlenbrenner),
                              b) mit zwei gegen einander geneigten Oeffnungen
                                 										(Schmetterlingsbrenner),
                              c) Schnittbrenner.
                              
                           II. Brenner für Acetylen mit Luftzuführung.
                           
                        
                           
                              Strahlenbrenner.
                              
                           Das aus einem runden Loch ausströmende Gas bildet eine hohe, wenig breite, im
                              									Horizontalschnitte lanzettliche Flamme. Fig. 1 zeigt einen
                              									Einlochbrenner, Fig. 2
                              									einen Dreilochbrenner, die ganz aus Speckstein hergestellt werden; zwar werden
                              									ähnliche Brenner in Paris aus Aluminium angefertigt, doch ist für alle
                              									Acetylenbrenner Speckstein das empfehlenswertheste Material. Metall begünstigt als
                              									guter Wärmeleiter die durch die Hitze bewerkstelligte Zersetzung des Acetylens
                              									innerhalb des Brenners; Aluminium ist schon der geringen Haltbarkeit wegen nicht
                              									praktisch.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 308, S. 172
                              Strahlenbrenner.
                              
                           Die photometrischen Durchschnittsergebnisse, welche die verschiedenen Brenner
                              									mit einem und mehreren Löchern ergaben, sind folgende:
                           
                              
                                 Brennersorte
                                 Herkunft
                                 Gas-druckin mm
                                 StündlicherGasverbrauchin l
                                 HK
                                 StündlicherGasverbrauchfür die
                                    											Kerzein l
                                 Mittel
                                 
                              
                                 Einloch-brenner
                                 Paris
                                 607080
                                    6½7   9¾
                                    5½7   7½
                                 1,1901,0001,300
                                 1,160
                                 
                              
                                 Einloch-brenner A
                                 Deutschland
                                 607080
                                 6   7½   8½
                                    6½   7½   8½
                                 0,9251,0301,000
                                 0,985
                                 
                              
                                 Einloch-brenner B
                                 Deutschland
                                 60708090
                                 3   3¼45
                                 1,51,6  1,752,5
                                 2,0002,0312,2862,000
                                 2,079
                                 
                              
                                 Zweiloch-brenner
                                 Deutschland
                                 60708090
                                    5¾7   8¾10½
                                 2   2¾   4½   7¼
                                 2,8752,5451,9441,310
                                 2,163
                                 
                              
                                 Dreiloch-brenner
                                 Paris
                                 6080
                                 1720
                                    20½22
                                 0,8300,880
                                 0,855
                                 
                              
                                 Dreiloch-brenner
                                 Deutschland
                                 60708090
                                   9  91113
                                    4¼   4½   6¼   7½
                                 2,1182,0001,7601,733
                                 1,903
                                 
                              
                                 Vierloch-brenner
                                 Deutschland
                                 60708090
                                 10   11½   14¾15
                                    4½5810
                                 2,2222,3001,8441,500
                                 1,967
                                 
                              
                                 Fünfloch-brenner
                                 Deutschland
                                 60708090
                                 13151720
                                     6½    7½1013
                                 2,0002,0001,7001,539
                                 1,809
                                 
                              
                           Aus dieser Zusammenstellung geht hervor, dass sowohl die absolute als auch die
                              									relative Helligkeit der Ein- und Mehrlochbrenner sehr mässig ist.
                           Die Erklärung dafür liegt erstens in der Form der Flamme. Die längliche, runde Form
                              									hat zur Folge, dass nur die Oberfläche derselben für die Lichtwirkung im
                              									Wesentlichen in Betracht kommt, während der Kern derselben dafür verloren geht.
                              									Einmal ist die Luftcirculation½ und in Folge dessen die Verbrennung dort nur eine
                              									unvollkommene, und dann werden noch die Lichtstrahlen, die von der Mitte der Flamme
                              									ausgehen, durch die Oberfläche der Acetylenflamme, welche sehr undurchlässig ist,
                              									absorbirt.
                           Die Wirkung jedes Brenners steigt mit dem Drucke und die Ergiebigkeit der einzelnen
                              									Brenner mit dem Ausströmungscoëfficienten; die grössten Werthe, die erreicht werden
                              									können, sind aber immer viel zu gering, um eine lohnende Verwerthung des Acetylens
                              									zu gestatten. Durch Vermehrung der Ausströmungsöffnungen wird nur die absolute
                              									Stärke gesteigert, die Nutzleistung aber nicht geändert. In den deutschen Brennern
                              									steigt mit der Anzahl der Löcher die Leuchtkraft bei 60 mm Druck von 1½ HK beim
                              									Einlochbrenner bis zu 6½ HK beim Fünflochbrenner, der stündliche Gasverbrauch für
                              									die Kerze beträgt aber bei beiden 2 l. Selbst wenn wir die Verbesserung der
                              									Leuchtkraft mit erhöhtem Druck in Betracht ziehen, so ändert sich doch das
                              									Verhältniss nur unwesentlich und der Durchschnittsverbrauch für die Stunde und Kerze
                              									bleibt ziemlich gleich zwischen 1,8 bis 2 l für die verschiedenen Brenner. Eine
                              									Vergrösserung der einzelnen Oeffnungen bedingt jedoch eine Verbesserung der
                              									relativen Leuchtkraft. So verringert sich durch die grösseren Ausströmungsöffnungen
                              									der Verbrauch für die Stunde und Kerze auf die Hälfte, ungefähr auf 0,985 l für den
                              									Einlochbrenner A und für den Pariser Dreilochbrenner auf 0,855 l. Doch ist hierbei
                              									bald die Grenze erreicht, die mit Rücksicht auf das Russen der Flamme nicht
                              									überschritten werden darf. Im Ganzen ist also die Ausbeute dieser Brenner zu gering
                              									und lassen sie sich nur empfehlen, wenn ganz kleine Flämmchen verlangt werden, die
                              									mit anderen Brennern nicht zu erreichen wären.
                           
                        
                           
                              Schmetterlingsbrenner.
                              
                           Die Vergrösserung der Oberfläche der Flamme und Reducirung der Dicke wird in den
                              									Schmetterlingsbrennern erreicht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 308, S. 173
                              Schmetterlingsbrenner.
                              
                           Das Princip derselben besteht darin, dass zwei aus schrägen, gegen einander geneigten
                              									Bohrungen kommende Gasströme auf einander stossen und sich durch den Anprall zu
                              									einer flachen Gasschicht von Fächerform ausbreiten. Die Flammenebene steht demnach
                              									senkrecht zur gemeinsamen Schnittebene der beiden Bohrungen. Die bekanntesten
                              									Brenner dieser Art, die auch für Steinkohlengas und für fette Gase zur Verwendung
                              									kommen, sind die Bray-Brenner. Fig. 3 und 4
                              									zeigen die Ansicht, Flammenform und Querschnitt eines solchen. Derselbe besteht aus
                              									einer Messingfassung, die den beide Bohrungen enthaltenden Kopf, der aus einer
                              									porzellanartigen Masse besteht, trägt. Im unteren Theile desselben befindet sich ein
                              									Sieb aus Gaze, um den Gasdruck und das Sausen der Flamme zu vermindern und zu
                              									regeln. Für Acetylen werden einige Nummern mit besonders feinen Bohrungen
                              									angefertigt, die bei der Untersuchung Folgendes ergaben:
                           
                              
                                 Brennersorte
                                 Herkunft
                                 Gas-druckin mm
                                 StündlicherGasverbrauchin l
                                 HK
                                 StündlicherGasverbrauchfür die
                                    											Kerzein l
                                 Mittel
                                 
                              
                                 00
                                 Bray
                                 * 85
                                 103
                                 167
                                 0,61
                                 0,61
                                 
                              
                                 000
                                 Bray
                                 * 85
                                      73½
                                 126
                                 0,58
                                 0,58
                                 
                              
                                 0000
                                 Bray
                                   60  70  80* 85
                                   39  42     48½  57
                                   85½  87½  93½  88½
                                   0,456  0,480  0,5190,64
                                 0,485
                                 
                              
                                 0000
                                 Bray
                                   60  70  80  90
                                   30  34  37  41
                                   50½  54  56½  60½
                                   0,594  0,629  0,655  0,677
                                 0,639
                                 
                              
                           Zum Vergleiche sind in dieser Tabelle drei Messungen angeführt, die bei der Firma Julius Pintsch ausgeführt und in einem Vortrage von Gerdes (Glaser's Annalen)
                              									angegeben sind. Es sind dies die drei mit einem Sterne versehenen Zahlen für
                              									Bray 00, 000 und 0000 bei 85 mm.
                           Bei letzterem zeigt sich ein bedeutender Unterschied. Während Gerdes bei 85 mm Druck eine Leuchtkraft von 88½ HK und einen Gasverbrauch
                              									in der Stunde und Kerze von 0,64 l findet, ist der Verfasser zu dem wesentlich
                              									günstigeren Ergebnisse von 93½ HK und nur 0,519 l gelangt. Da an der Genauigkeit der
                              										Pintsch'schen Messungen nicht zu zweifeln ist, so
                              									möchte Verfasser diese Differenz auf die Reinheit des angewandten Acetylens
                              									zurückführen.
                           Da die Pintsch'schen Untersuchungen schon vor längerer
                              									Zeit angestellt wurden, so nimmt Verfasser an, dass das damals benutzte Carbid an
                              									Qualität hinter dem seinigen zurückstand und daher die verhältnissmässig ungünstigen
                              									Angaben herrühren. Verfasser glaubt, dass mit einem noch reineren Acetylen ein noch
                              									viel grösserer Nutzeffect nachgewiesen werden kann. Jedenfalls zeigen schon diese
                              									Zahlen, dass der Werth von 0,6 l für die Stunde und Hefner-Kerze, der im Allgemeinen
                              									als das beste Resultat für Acetylen angegeben wird, viel zu hoch ist, hat sich doch
                              									schon bei Bray 0000 bei 60 mm 0,45 l gefunden. In diesem Sinne werden auch die von
                              										Gerdes für Bray 00 und 000 angegebenen Werthe
                              									corrigirt werden müssen. Es ist bestimmt zu erwarten., dass der Nutzeffect des
                              									Bray-Brenners mit der Grösse steigt und wie sich der Bray 0000 bedeutend günstiger
                              									stellt als der 00000, so werden sich die 000 und 00 in demselben Verhältnisse
                              									verbessern. Es kommt noch hinzu, dass ein Druck von 85 mm nicht günstig ist. Die
                              									Ergiebigkeit der Bray-Brenner nimmt, wie aus der Tabelle zu ersehen, nicht mit dem
                              									Drucke zu, sondern der günstigste Punkt liegt bei 60 mm. Bei einem schwächeren
                              									Drucke brennen sie leicht russend, während bei einer Steigerung die relative
                              									Leuchtkraft abnimmt. Es liegt dies wohl daran, dass bei einem zu starken Anpralle
                              									der beiden auf einander stossenden Gasströme ein Theil der Verbrennung entzogen wird
                              									und unverbraucht entweicht, so dass eine zu grosse Luftzufuhr entsteht, welche einen
                              									Theil des Kohlenstoffes bereits zu nichtleuchtenden Gasen verbrennt.
                           Die Bray-Brenner geben eine helle Flamme von angenehmer Form, sie sind billig und
                              									leicht zu ersetzen, haben aber den Nachtheil, sich leicht zu verstopfen.
                           Das Acetylen hat die Eigenschaft, sich in der Hitze zu polymerisiren. Es entstehen
                              									dadurch feste und flüssige Verbindungen, welche sich unter Abscheidung von Kohle
                              									zersetzen. Diese Zersetzungsproducte lagern sich grösstentheils aussen auf dem
                              									Brenner vor den Oeffnungen ab, können sich aber auch bei längerer Erhitzung in den
                              									engen Kanälen bilden. Die Flamme verliert dann ihre Gestalt und beginnt zu russen.
                              									Hat sich die Ablagerung nur aussen gebildet, so lässt sich dieselbe leicht durch
                              									Abbürsten entfernen, sind aber die Bohrungen verstopft, so kann eine Reinigung wegen
                              									der Enge der Kanäle und der Zerbrechlichkeit der Masse nicht mehr erfolgen, dann ist
                              									der Brenner auszuwechseln. Der Preis derselben ist so niedrig, dass ein häufiger
                              									Ersatz keine Rolle spielt, immerhin gehört dazu ein Wärter, der den Brenner
                              									beaufsichtigt und erneuert. Die Brenner empfehlen sich deshalb mehr für Fabriken und
                              									Werkstätten als für Wohnräume.
                           Dasselbe gilt auch von den Nachbildungen der Bray-Brenner, die von verschiedenen
                              									Firmen angefertigt werden und deren Ergiebigkeit nicht schlecht ist.
                           
                           Zu den Bray-Brennern gehört auch ein Brenner, bei welchem auf einem gewöhnlichen
                              									Bray-Brenner ein Aufsatz von Messing angebracht ist, der senkrecht zur Flammenebene
                              									zwei Luftlöcher besitzt und andauernd russfrei brennen soll. Wie diese Vorrichtung
                              									ein Verstopfen der Kanäle und daraus folgendes Russen vermeiden soll, ist
                              									unerfindlich. Es zeigte sich, dass die einzige, kaum wahrnehmbare Wirkung darin
                              									besteht; dass die Flamme etwas nach unten gezogen und rund wird. Eine günstige
                              									Wirkung auf das Russen konnte nicht beobachtet werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 308, S. 174
                              Schmetterlingsbrenner.
                              
                           Um die Verstopfungen der Bohrungen in Folge Zersetzung des Acetylens zu vermeiden,
                              									bot sich der naheliegende Weg, die Flamme von den Oeffnungen zu entfernen, indem man
                              									den Bohrungen eine solche Richtung gab, dass die Gasströme sich erst in einer
                              									gewissen Höhe über dem Brenner treffen. Dieser Gedanke ist auf verschiedene Art
                              									ausgeführt worden.
                           Einige Firmen behalten den Specksteinkopf bei, rücken nur die Oeffnungen weit aus
                              									einander und vergrössern den Brennerkopf so, dass derselbe eine champignonähnliche
                              									Form erhält, wie in Fig.
                                 										5 und 6
                              									dargestellt. Aehnlich ist der Brenner von Lebeau (Fig. 7) – welcher aus
                              									einer porzellanartigen Masse besteht und zwei den Bohrungen parallel laufende weite
                              									Kanäle hat, welche angeblich eine lebhaftere Luftzuführung und zugleich Kühlung
                              									bewirken sollen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 308, S. 174
                              Schmetterlingsbrenner.
                              
                           Auf demselben Grundgedanken beruhen eine Reihe von Brennern, die in verschiedenen
                              									Aenderungen von verschiedenen Seiten, z.B. von der Allgemeinen Carbid- und Acetylen-Gesellschaft in Berlin (G. M. Nr. 75791,
                              										Fig. 8 und 9), construirt wurden.
                              									Allen diesen Brennern ist die Anordnung zweier gebogener Röhren gemeinsam, welche
                              									die Gasströme in einem bestimmten Winkel auf einander treffen lassen, verschieden
                              									aber ist die Ausführung, die Länge und Biegung der Röhren, die Ausströmungsöffnung
                              									und die Neigung der Gasströme, welche Punkte für die Helligkeit des Lichtes von
                              									grosser Bedeutung sind. Dass die verschiedenen Abmessungen einen grossen Unterschied
                              									in der Wirkung ausmachen, geht aus folgender Tabelle hervor:
                           
                              
                                 Brennersorte
                                 Herkunft
                                 Gas-druckin mm
                                 StündlicherGasverbrauchin l
                                 HK
                                 StündlicherGasverbrauchfür die
                                    											Kerzein l
                                 Mittel
                                 
                              
                                 Champignon-brenner
                                 Paris
                                   60  70  80  90100110
                                 101011   13½   14½  
                                    											14½
                                   8½  8½1113½15½16½
                                 1,1761,1761,0001,0000,9360,879
                                 1,028
                                 
                              
                                 Champignon-brenner
                                 Deutschland
                                   60  70  80  90110
                                 1010   11½   13½   14½
                                   91011½1415½
                                 1,1111,0001,0000,9640,936
                                 1,002
                                 
                              
                                 Champignon-brenner
                                 Lebeau
                                   80
                                 13
                                 12½
                                 1,040
                                 1,040
                                 
                              
                                 Zweiröhren-brenner G. M.
                                 A. C. A. G.
                                   60  70  80  90100110
                                 131316161818
                                 15½182122½2525½
                                 0,8380,7220,7620,7110,7200,706
                                 0,743
                                 
                              
                           Die Champignonbrenner, die einander ähnlich sind, zeigen auch eine gleiche
                              									Intensität, während der Zweiröhrenbrenner sich wesentlich günstiger zeigt. Die
                              									Luftkanäle des Lebeau-Brenners erwiesen sich als wirkungslos, eine Erhöhung der
                              									Leuchtkraft findet nicht statt und ebenso wenig lässt sich ein Einfluss auf die
                              									Temperatur des Brenners, eine Erschwerung der Zersetzung des Acetylens und
                              									Verstopfung der Bohrungen nachweisen.
                           Die Form der Champignonbrenner ist nicht praktisch. Der grosse Kopf wirft einen
                              									starken Schatten und beeinträchtigt dadurch die Lichtwirkung. Dann müssen die
                              									Specksteinwände genau gearbeitet sein, da dieselben bei ungleichmässiger Erwärmung
                              									leicht springen. Die Herstellung ist nicht einfach und daher der Preis ziemlich
                              									hoch. Auch verstopfen sich die Löcher leicht und lassen sich nur bei vorsichtiger
                              									Behandlung reinigen.
                           Vortheilhafter erweisen sich die Zweiröhrenbrenner, deren Herstellung einfach und
                              									deren Lichtwirkung gut ist; die Oeffnungen können weiter sein, verstopfen sich in
                              									Folge dessen weniger und lassen sich gut reinigen.
                           In scheinbarem Widerspruche zu den bei den Bray-Brennern gefundenen Resultaten steht
                              									es, dass der Effect hier mit dem Drucke zunimmt. Es ist dabei in Betracht zu ziehen,
                              									dass die Gasströme hier nicht unmittelbar auf einander stossen, sondern erst einen
                              									mehr oder weniger langen Weg in der Luft zurücklegen. Dadurch wird der Anprall
                              									vermindert und die Wirkungen des erhöhten Druckes können sich nicht so fühlbar
                              									machen. Im Einklänge damit steht es, dass auch die Vortheile der Bray-Brenner nicht
                              									erreicht werden. Bei gleichem Gasverbrauche ist die Flamme und die Lichtwirkung
                              									geringer. Da die Kraft des Zusammenstosses nicht so gross ist, so breitet sich die
                              									Flamme nicht so weit aus und sie behält nun eine grössere Dichte. Der Nutzeffect
                              									dieser Brenner wird also immer hinter den Bray-Brennern zurückstehen, oder vielmehr
                              									sie würden dieselben erst bei einem Drucke erreichen, der sich von vornherein
                              									verbietet.
                           Die übrigen Vortheile dieser Brenner sind aber so gross, dass sie bei der
                              									Hausbeleuchtung den Vorzug verdienen. Bei einem stündlichen Verbrauch von 0,7 l für die
                              									Kerze, den man bei richtiger Construction erreichen kann, stellt sich der Preis
                              									niedrig genug.
                           Man kann die Lichtwirkung verstärken, indem man mehrere Brenner zusammenstellt.
                              									Hierbei ist aber auf die Stellung sehr zu achten. Wie bereits erwähnt, ist die
                              									Acetylenflamme für Lichtstrahlen sehr undurchlässig. Werden zwei gleich starke
                              									Flammen neben einander angebracht, so erhält man nicht die doppelte Lichtwirkung,
                              									sondern eine viel geringere. Bei einer Gruppirung von fünf Flammen z.B. geht die
                              									mittelste Flamme für die Lichtwirkung vollkommen verloren, da die seitwärts
                              									ausgesandten Strahlen durch die zwei vorgelagerten Flammen gänzlich absorbirt
                              									werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 308, S. 175
                              Schmetterlingsbrenner.
                              
                           Es muss daher die Lagerung derartig sein, dass die Strahlen jeder Flamme nach allen
                              									Seiten frei an den anderen Flammen vorbeigehen können. Solche Brenner werden
                              									beispielsweise von der Allgemeinen Carbid- und
                                 										Acetylen-Gesellschaft in Berlin construirt. Fig. 10 und 11 zeigen die Anordnung
                              									dieses Brenners, und dahin zielende Messungen zeigen, dass hierbei in der That die
                              									doppelte Leuchtkraft erreicht wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 308, S. 175
                              Schmetterlingsbrenner.
                              
                           Es ist auch ein Versuch gemacht worden, die Schmetterlingsbrenner für einen
                              									Rundbrenner mit Cylinder zu verwenden. Zu diesem Zwecke wird ein Specksteinring in
                              									einer runden Messinggalerie gefasst, der das Gas durch zwei gegen einander geneigte
                              									Oeffnungen zusammentreffen lässt (Fig. 12 und 13). Derselbe wurde mit
                              									und ohne Cylinder gemessen und lieferte folgende Ergebnisse:
                           
                              
                                 Brennersorte
                                 Herkunft
                                 Gasdruck in mm
                                 Stündlicher Gas-verbrauch in l
                                 HK
                                 Stündlicher Gas-verbrauch fürdie
                                    											Kerze in l
                                 Mittel
                                 
                              
                                 ohneCylinder
                                 mitCylinder
                                 ohneCylinder
                                 mitCylinder
                                 ohneCylinder
                                 mitCylinder
                                 
                              
                                 Rundbren-ner
                                 Deutschland
                                   60  70  80  90100115
                                      9¼1111    13¼1414
                                   9¾1111½14½14¾15½
                                   5  6  7½11½13¾14½
                                 0,9491,0000,9570,9140,9050,903
                                 1,8501,8331,4671,1521,0180,965
                                 0,938
                                 1,381
                                 
                              
                           Ohne Cylinder gibt der Rundbrenner ungefähr dasselbe Ergebniss wie der ähnlich
                              									construirte Champignonbrenner, die wenig höhere Leuchtkraft ist nur auf
                              									Zufälligkeiten in der Herstellung der Brenner zurückzuführen. Wesentlich geringer
                              									wird aber der Effect, sobald ein Cylinder aufgesetzt wird. Neben der Absorption des
                              									Glases spricht hierbei der Umstand mit, dass durch den Cylinder ein starker Luftzug
                              									nach oben verursacht wird, der die Richtung der Gasströme stark beeinflusst. Es
                              									wirken dann zwei Factoren auf das ausströmende Acetylen ein. Einmal der Druck,
                              									welcher dasselbe in der verlängerten Linie der Bohrungen vorwärts treibt, und
                              									zweitens die Luftströmung, welche es nach oben zieht. Der Gasstrom folgt dann einer
                              									neuen Richtung. Je schwächer der Druck, um so stärker ist die Abweichung von der
                              									normalen Richtung, um so spitzer der Winkel, in welchem die beiden Gasströme sich
                              									treffen, und um so geringer die Helligkeit der Flamme. Bei dem Drucke von 60 mm
                              									überwiegt der Zug nach oben so stark, dass überhaupt keine Schmetterlingsform mehr
                              									entstehen kann. Die Flamme hat dann die Form, wie in Fig.
                                 										14 angegeben. Je mehr dann der Druck zunimmt, um so mehr tritt der Zug
                              									nach oben zurück, und bei einem Drucke von 115 mm ist nur noch ein so geringer
                              									Unterschied zwischen der Intensität mit und ohne Cylinder, dass derselbe wohl fast
                              									ganz auf Rechnung der Absorption durch das Glas zu setzen ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 308, S. 175
                              Fig. 14.Schmetterlingsbrenner.
                              
                           
                        
                           
                              Schnittbrenner.
                              
                           Für offene Flammen kommen neben den Schmetterlingsbrennern noch die Schnittbrenner in
                              									Betracht. Die Gestalt eines solchen Schnittbrenners wird durch Fig. 15 veranschaulicht.
                              									Die Brennerköpfe der Schnittbrenner werden fast ausschliesslich aus Speckstein
                              									geschnitten. Dieselben besitzen ein leichtes Schraubengewinde, mit welchem sie
                              									entweder direct auf dem Gasarme aufgesetzt werden, oder sie werden damit zunächst in
                              									eine Messingfassung eingekittet und dann erst mittels Gewinde, das sich an der
                              									Messinghülse befindet, aufgeschraubt.
                           
                           Eine andere Gestalt der Flamme wird durch die Hohlkopfbrenner (Fig. 16) erreicht. Die
                              									Bohrung im Kopfe ist entsprechend der äusseren Form des Brenners erweitert, so dass
                              									die Wandung überall gleich stark ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 308, S. 176
                              Schnittbrenner.
                              
                           Schnittbrenner für Acetylen mit sehr engen Spalten werden in verschiedenen
                              									Ausführungen in den Handel gebracht. Einige photometrische Untersuchungen hatten
                              									folgendes Ergebniss:
                           
                              
                                 Brennersorte
                                 Herkunft
                                 Gas-druckin mm
                                 StündlicherGasverbrauchin l
                                 HK
                                 StündlicherGasverbrauchfür die
                                    											Kerzein l
                                 Mittel
                                 
                              
                                 Schnittbren-ner Nr. 1 ½
                                 Paris
                                   50  60  70  80  90110
                                 202428½32½3541
                                   20  22  30½  38  47  66½
                                 1,0001,0910,9340,8550,7450,616
                                 0,873
                                 
                              
                                 Schnittbren-ner Nr. 2
                                 Paris
                                   50  60  70  80  90110
                                 232829323844½
                                   35  50  53  56½  66  72
                                 0,6570,5600,5470,5660,5760,618
                                 0,587
                                 
                              
                                 Schnittbren-ner Nr. 2 ½
                                 Paris
                                   60  70  80  90110
                                 3641435054½
                                   59  70  72½  82  90
                                 0,6100,5860,5930,6100,605
                                 0,600
                                 
                              
                                 Schnittbren-ner Nr. 3
                                 Paris
                                   60  70  80  90
                                 36414451
                                   70½  78  86  97½
                                 0,5100,5260,5120,523
                                 0,514
                                 
                              
                                 Schnittbren-ner klein
                                 A. C. A. G.
                                   60  70  80  90110
                                 1420242731
                                   22  35  35  49  54½
                                 0,6360,5710,6860,5510,569
                                 0,602
                                 
                              
                                 Schnittbren-ner gross
                                 A. C. A. G.
                                   80  90
                                 4450
                                   86100
                                 0,5120,500
                                 0,506
                                 
                              
                           Aehnliche Ergebnisse werden auch mit den Brennern nach den G. M. Nr. 42647 und 42648
                              									erhalten.
                           Das photometrische Ergebniss der Schnittbrenner ist als recht günstig zu betrachten.
                              									Abgesehen von dem kleinsten Pariser Brenner Nr. 1½, bei welchem der Spalt zu eng
                              									ist, werden Werthe erreicht, welche den besten Ergebnissen der Bray-Brenner
                              									gleichkommen. Ausserdem spricht die einfache Herstellung, der Preis, der noch etwas
                              									billiger ist als der der Bray-Brenner, sowie die Flammenform, die der gebräuchlichen
                              									der Steinkohlengasbrenner gleichkommt, zu deren Gunsten. Auch hier nimmt der
                              									Nutzeffect im Allgemeinen mit dem Drucke zu, doch ist die Zunahme, besonders bei den
                              									grösseren Brennern nicht bedeutend und wird sich ein Druck von 80 mm als bester im
                              									Durchschnitte empfehlen. Je grösser der Brenner ist, um so geringer ist der
                              									Spielraum, der dabei gelassen ist. Während der Brenner Nr. 1½ von 50 bis 110 mm gut
                              									brennt, lässt sich der Brenner Nr. 3 nur noch von 60 bis 90 mm, der grosse Brenner
                              									der Allgemeinen Carbid- und Acetylen-Gesellschaft sogar
                              									nur von 80 bis 90 mm Druck benutzen. Bei geringerem Drucke russt derselbe, während
                              									die Flamme bei stärkerem Drucke zischt und der Kohlenstoff unvollkommen
                              									verbrennt.
                           Bei der Enge der Spalte ist es unvermeidlich, dass sich die Schnittbrenner
                              									verstopfen. Dieselben lassen sich zwar leicht dadurch reinigen, dass man mit einem
                              									feinen, sägeartigen Instrument einmal durch den Schnitt streicht, immerhin bedürfen
                              									sie einer fortwährenden Controle und lassen sich in Folge dessen nicht für alle
                              									Fälle empfehlen.
                           
                        
                           
                              Brenner mit Luftzuführung.
                              
                           Die ganzen Schwierigkeiten der Verstopfungen fallen fort, wenn man das Acetylen mit
                              									anderen Gasen verdünnt und aus weiten Oeffnungen brennt. Als einfachstes Mittel
                              									erschien hierfür die Mischung mit Luft, die wegen der Explosivität zweckmässig erst
                              									im Brenner geschieht. So einfach es erscheinen mag, Brenner mit Luftzuführung zu
                              									construiren, so viele Schwierigkeiten haben sich bei der Ausführung gezeigt. Das
                              									Verhältniss zwischen Luft und Acetylen muss bestimmt und genau eingehalten werden,
                              									damit eine gute Leuchtwirkung erzielt wird. Ist die Luftmenge zu gering, so neigt
                              									die Flamme zum Russen, ist dieselbe zu gross, so tritt eine theilweise Entleuchtung
                              									ein und die Flamme schlägt leicht zurück, da die Mischung von Acetylen und Luft
                              									innerhalb weiterer Grenzen explosiver ist als das Steinkohlengas. Die Menge der
                              									mitgerissenen Luft hängt von dem Drucke ab, unter welchem das Gas steht. Je grösser
                              									derselbe ist, um so stärker ist auch die Luftzufuhr. Alle diese Factoren müssen
                              									genau berücksichtigt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 308, S. 176
                              Fig. 17.Brenner mit Luftzuführung.
                              
                           Die ersten Luftbrenner wurden von Bullier angegeben. Sie
                              									hatten den Fehler, nur bei hohem Drucke zufriedenstellend zu brennen; auch die
                              									meisten folgenden Erfindungen zeigten denselben Uebelstand. Erst in neuester Zeit
                              									werden Brenner hergestellt, welche auch bei niederem Drucke gut brennen.
                           Bei den ersten Versuchen, die in dem Laboratorium des Dr. Münsterberg angestellt wurden, wurden Zweiröhrenbrenner benutzt. Es wurde
                              									auch damit ein annehmbares Resultat erreicht, jedoch war ein Minimaldruck von 120 mm
                              									erforderlich. Um denselben Druck wie bei gewöhnlichen Acetylenbrennern anwenden zu
                              									können, ging man zu Schnittbrennern über und erreichte bisher das beste Resultat mit
                              									dem Modelle G. M. Nr. 81094 (Fig. 17), welches
                              									folgendes photometrisches Ergebniss lieferte:
                           
                           
                              
                                 Brennersorte von derA. C. A. G.
                                 Gas-druckin mm
                                 StündlicherGasverbrauchin l
                                 HK
                                 StündlicherGasverbrauchfür die
                                    											Kerzein l
                                 
                              
                                 Schnittbrenner mit Luft-zuführung A
                                 90
                                 10
                                 13
                                 0,741
                                 
                              
                                 Schnittbrenner mit Luft-zuführung B
                                 90
                                 37
                                     58½
                                 0,631
                                 
                              
                                 Schnittbrenner mit Luft-zuführung C
                                 90
                                     43½
                                     69½
                                 0,626
                                 
                              
                           Es zeigt sich, dass besonders bei den grösseren Brennern die Ergiebigkeit annähernd
                              									so gut ist als bei den besten Brennern für reines Acetylen. Auch hier wächst die
                              									Ergiebigkeit mit dem Ausströmungscoëfficienten. Ausserdem besteht hierbei der
                              									Vortheil, dass dieser Brenner, dessen Schlitz ebenso weit ist wie der eines
                              									gewöhnlichen Steinkohlengasbrenners, sich niemals verstopft. Ein Russen oder
                              									Verminderung des Leuchteffectes ist ausgeschlossen und er behält stets dieselbe
                              									helle und klare Flamme. Da auch der Preis des Brenners nicht hoch ist, so wird
                              									derselbe sich für alle die Fälle empfehlen, in denen ein häufiges Reinigen oder
                              									Auswechseln der Brenner sich verbietet, besonders für Strassenbeleuchtung dürfte
                              									dieser Brenner hauptsächlich in Frage kommen.
                           
                        
                           
                              Mischung von Acetylen mit anderen Gasen.
                              
                           Eine Möglichkeit, das Acetylen vortheilhaft der Verbrennung zuzuführen, besteht
                              									darin, dasselbe in Mischung mit anderen Gasen dem Brenner zuströmen zu lassen. Dies
                              									Verfahren gehört eigentlich nicht in den Rahmen unseres Themas, da es sich dabei
                              									nicht um besondere Brenner handelt, sondern vielmehr alle gewöhnlichen Arten der
                              									Steinkohlengasbrenner dazu benutzt werden können. Es seien hier nur kurz die
                              									wesentlichsten Resultate erwähnt.
                           Schon am 31. Januar 1895 erhielt Brillier ein deutsches
                              									Reichspatent zur Verdünnung von Acetylen mit Stickstoff und am 22. Juni 1896 wurde
                              									von Bouvier ein Patent angemeldet zur Darstellung einer
                              									Masse (bestehend aus Calciumcarbid, kohlensaurem Kalk und saurem schwefelsaurem
                              									Natron) zur Herstellung eines Gemisches von Acetylen und Kohlensäure. Am 30. März
                              									1896 nahm Prof. Lewes ein englisches Patent zur
                              									Herstellung gemischter Carbide, welche bei der Zersetzung mit Wasser in Acetylen und
                              									andere Kohlenwasserstoffe zerfallen. So erhält er z.B. aus Braunstein, Kalk und
                              									Kohle ein Gemisch aus Calciumcarbid und Mangancarbid, welches in Acetylen, Methan
                              									und Wasserstoff zerfällt. Inzwischen ist die Wirkung, welche die Beimengung
                              									verschiedener Gase zu dem Acetylen auf die Leuchtkraft ausübt, näher untersucht
                              									worden; in Folgendem sind einige Resultate gegeben, welche zum Theil einer Arbeit
                              									von Bullier in dem Bulletin de
                                 										la Société Chimique de Paris entnommen sind.
                           1) Acetylen mit Stickstoff:
                           Die besten Ergebnisse werden erhalten bei einer Mischung, welche
                              									zwischen 50 bis 80 Proc. Acetylen enthält. In diesem Falle erhält man, je nach der
                              									Grösse des Brenners:
                           1 HK mit 0,667 bis 0,792 l Acetylen.
                           2) Acetylen und Kohlensäure:
                           Die Beimengung von Kohlensäure darf 20 Proc. nicht
                              									übersteigen, ohne die Leuchtkraft erheblich herabzusetzen.
                           
                              
                                 50
                                 Proc.
                                 CO2
                                 liefert
                                 1
                                 HK
                                 mit
                                 1,967 l
                                 Acetylen
                                 
                              
                                 20
                                 „
                                 „
                                 „
                                 1
                                 „
                                 „
                                 0,667 l
                                 „
                                 
                              
                           3) Acetylen und Wasserstoff:
                           Dies Gemisch gibt für grosse Brenner annehmbare Resultate. Bei
                              									einem stündlichen Consum von 80 l erhält man:
                           1 HK mit 0,667 l Acetylen.
                           4) Acetylen, Stickstoff und Sauerstoff:
                           45 Proc. Stickstoff, 5 Proc. Sauerstoff und 50 Proc. Acetylen
                              									liefern:
                           1 HK mit 0,646 l Acetylen.
                           40 Proc. Stickstoff, 10 Proc. Sauerstoff (= Luft) und 50 Proc.
                              									Acetylen liefern:
                           1 HK mit 0,583 l Acetylen
                           bei einem stündlichen Verbrauche von etwa 100 l. Da diese
                              									Mischungen aber explosiv sind, so ist deren Verwendung ausgeschlossen.
                           Es wird also durch die Verdünnung stets die Leuchtkraft etwas herabgedrückt und
                              									bleiben die Werthe hinter den besten, mit reinem Acetylen erhaltenen Resultaten
                              									zurück. Immerhin sind bei richtigen Mischungsverhältnissen annehmbare Zahlen zu
                              									erhalten. Durch eine Beimischung von Sauerstoff wird in jedem Falle die Leuchtkraft
                              									erhöht, in gleichem Maasse wächst aber die Explosivität, so dass dabei Vorsicht
                              									geboten ist.
                           Die Vortheile bestehen darin, dass man gewöhnliche Brenner benutzen kann und kein
                              									Verstopfen und Russen zu befürchten hat, dem steht aber der grosse Nachtheil
                              									gegenüber, dass man zwei verschiedene Gase zu erzeugen, in getrennten Gasometern
                              									aufzubewahren und schliesslich in einem dritten Gasometer in bestimmten
                              									Verhältnissen zu mischen hat. Zieht man in Betracht, dass gerade die einfache und
                              									leichte Herstellungsweise des Acetylens einen seiner bedeutendsten Vorzüge bildet,
                              									so begreift man, dass derselbe dadurch illusorisch wird und auch eine erhebliche
                              									Vertheuerung durch die complicirte Handhabung bedingt wird. Es ist deshalb kaum
                              									anzunehmen, dass ein derartiges Verfahren mit Erfolg Eingang finden wird.
                           Sollte es dagegen gelingen, auf dem von Lewes
                              									eingeschlagenen Wege gemischte Carbide herzustellen, welche bei der Zersetzung ein
                              									gut brennbares Gemisch von Acetylen mit Wasserstoff allein oder in Gemeinschaft mit
                              									Methan oder anderen Kohlenwasserstoffen liefern, so dürften diese Producte wohl
                              									allgemeinste Anwendung finden. Vorläufig ist jedoch noch keine Aussicht vorhanden,
                              									solche oder ähnliche Carbide zu einem annehmbaren Preise herstellen zu können.
                           Es geht aus dem Vorhergegangenen hervor, dass ein Brenner, der mit geringstem
                              									Gasverbrauche grössten Lichteffect, tadelloses Functioniren, Haltbarkeit und
                              									Billigkeit vereinigt, vorläufig noch nicht vorhanden ist. Wohl aber gibt es eine
                              									Reihe von Brennern, welche eine oder mehrere dieser Eigenschaften besitzen und deren
                              									Verwendung so grosse Vortheile bieten, dass die geringen Fehler mit in den Kauf
                              									genommen werden können, ohne die Einführung der Acetylenbeleuchtung zu
                              									beeinträchtigen.