| Titel: | Verkehrswesen.Fahrräder. | 
| Fundstelle: | Band 308, Jahrgang 1898, S. 233 | 
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                        Verkehrswesen.Fahrräder.
                        (Schluss des Berichtes S. 214 d. Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Fahrräder.
                        
                     
                        
                           II. Einzelconstructionen.
                           
                              a) Antrieb.
                              Eine der häufigen Erscheinungen am heutigen Fahrrade ist das Strecken und Reissen
                                 										der Kette, weshalb man seit Jahren danach trachtet, die Kette zu vermeiden.
                                 										Bahnbrechend war das kettenlose Fahrrad mit Kegelräderantrieb der französischen
                                 										Fahrradfabrik La Métropole (D. p. J. 1896 301 198). Hierauf folgte das
                                 										deutsche Fabrikat mit Stirnräderantrieb der Unicum-Fahrradfabrik von Lutz in Darmstadt (D. p.
                                    											J. 1897 306 56). In Fig. 28, die wir Engineering vom 3.
                                 										December 1897 entnehmen, sehen wir die Anordnung des Columbia-Fahrrades der Pope Mfg. Co. in Hartfort, Conn. Der Antrieb
                                 										erfolgt hier durch Kegelräder, von denen eines an der Tretkurbel an Stelle des
                                 										sonst üblichen Kettenrades, das andere an der Nabe des Hinterrades sitzt. Diese
                                 										beiden Kegelräder stehen durch eine Stange, die auf beiden Enden gleichfalls
                                 										Kegelräder trägt, mit einander in Verbindung. Diese Stange ist im Inneren des
                                 										unteren Gabelrohres mittels Konus und Lagerschale auf Kugeln gelagert. Zur
                                 										Versteifung ist die untere Gabel mit einem Bügel versehen. Der ganze Mechanismus
                                 										ist in einem Gehäuse eingeschlossen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 308, S. 233
                                 Fig. 28.Antrieb der Pope Mfg. Co.
                                 
                              Scientific American vom 23. October 1897 beschreibt
                                 										einen Antrieb von der Bayvelgere Company, bei dem
                                 										die konischen Räder nicht fest, sondern gelenkig mit der Triebstange verbunden
                                 										sind. Erstere werden, wie Fig. 29 zeigt, von zwei
                                 										Kugelreihen getragen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 308, S. 233
                                 Fig. 29.Antrieb der Bayvelgere Company.
                                 
                              Um die Reibung zu verringern, versieht die Fahrradfabrik von Voss, Sauer und Co. in Minden das an der Tretkurbel
                                 										sitzende Rad g (Fig.
                                    											30), sowie dasjenige g1 des Hinterrades statt der Zähne mit Rollen,
                                 										die sich in Stiften drehen. Die Triebstange, die hier auf dem Gabelrohre sitzt,
                                 										trägt aufgeschraubte Zahnräder ff1, die gleichzeitig das Gehäuse für die
                                 										Lagerkugeln bilden. Natürlich sind hier ebenfalls die Triebräder mit einem
                                 										Schutzgehäuse umgeben.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 308, S. 233
                                 Fig. 30.Antrieb von Voss, Sauer und Co.
                                 
                              Die Quadrant Cycle Company in Birmingham bringt, wie
                                 											Fig. 31 zeigt, an den auf der Triebstange
                                 										sitzenden Rädern Rollen an. Diese stehen im Winkel von 90° zu den auf der
                                 										Tretkurbel- und Hinterradachse sitzenden Scheiben, die auf ihren Zähnen
                                 										ebenfalls Rollen tragen.
                              Es sei noch der Antrieb der Fahrzeugfabrik Eisenach
                                 										erwähnt (Fig. 32). Hier tragen die auf der
                                 										Triebstange sitzenden Scheiben Triebstöcke, welche in die auf der Tretkurbel-
                                 										und Hinterradachse sitzenden gelochten Scheiben eingreifen.
                              Statt der Winkelgetriebe ordnet die Fahrradfabrik von G.
                                    											Mechler und Co. in Neudamm Stirnräder an (Fig.
                                    											33).
                              Bei dem Chéreau-Fahrrad (Fig. 34) trägt das
                                 										mittlere Rad Triebstöcke, in welche das auf der Tretkurbel- sowie das an der
                                 										Hinterradachse sitzende Stirnrad eingreift.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 308, S. 233
                                 Fig. 31.Antrieb der Quadrant Cycle Company.
                                 
                              Zu den neuesten kettenlosen Fahrrädern gehört das durch Fig. 35
                                 										veranschaulichte, von H. Tuttle in Cedar Rapids,
                                 										Iowa.
                              In Fig. 36 ist der
                                 										Antriebsmechanismus dargestellt, während in Fig. 37 die Curven
                                 										veranschaulicht sind, welche von den aus Fig. 35 und 36 ersichtlichen
                                 										Haken bezieh. von den Mittelpunkten derselben während des Fahrens selbst
                                 										beschrieben werden. Die Hinterradachse ist mit zwei unter 90° zu einander
                                 										verstellten Kurbeln versehen, welche mit staubdicht abgeschlossenen Kugellagern
                                 										ausgestattet sind. Jede der Kurbeln hat eine gegabelte Schubstange, deren
                                 										äussere Enden mit Spurrädern, die auf beiden Seiten der Tretkurbelachse
                                 										angeordnet sind und von denen jedes drei mit Röllchen versehene Zähne besitzt
                                 											(Fig. 35), in
                                 										Verbindung stehen und ausserdem mit dem Fahrradgestelle selbst fest verbunden
                                 										sind, wodurch die Stabilität des ganzen Fahrrades wesentlich erhöht ist. Etwa in
                                 										einer Entfernung von 300 mm von den Kurbeln sind diese Schubstangen über einen
                                 										Schwingungsmittelpunkt hängend angeordnet, und zwar derart, dass die Entfernung
                                 										der Kurbelwelle vom Schwingungsmittelpunkte g (Fig. 37) 300 mm
                                 										ausmacht, während die Entfernung von g bis zum
                                 										Mittelpunkte des Zahnrades nur die Hälfte der ersteren Entfernung beträgt, also
                                 										150 mm. Der Schwingungsarm fg ist hierbei nur 250
                                 										mm lang. Fig. 37
                                 										lässt erkennen, dass die von den Mittelpunkten der einzelnen Haken beschriebenen
                                 										Curven unregelmässige Ovale darstellten. In der gezeichneten Stellung ist der
                                 										Haken d in Berührung mit einem der Radzähne,
                                 										während gleichzeitig der gegenüber liegende Haken e
                                 										sich von demselben Rade entfernt. Eine weitere Umdrehung der Kurbelwelle ändert
                                 										die Lage dieser Haken d und e in umgekehrtem Sinne.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 308, S. 234
                                 Fig. 32.Antrieb der Fahrzeugfabrik Eisenach.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 308, S. 234
                                 Fig. 33.Antrieb von Mechler und Co.
                                 
                              Wie nun Fig. 35 und
                                 											36 erkennen
                                 										lassen, ist stets ein Haken mit einem Zahne verbunden, und sobald diese
                                 										Verbindung aufhört, wird sie von einem anderen Haken und Zahn wieder
                                 										hergestellt, weshalb die Kurbeln sich in beständiger Umdrehung befinden können.
                                 										Aus dieser Anordnung folgt, dass auf die Kurbelwelle stets eine ziehende Wirkung
                                 										ausgeübt wird, wobei während jedesmaligen Eingriffes der Haken jede der
                                 										Kurbeln einen Bogen von 90° beschreibt. Steht jeder Vorderhaken in Eingriff mit
                                 										einem der Radzähne, so beschreibt die Kurbel die Bogen x oder x1, ist das aber mit den Hinterhaken der Fall, so legen die Kurbeln
                                 										einen Weg von y nach y1 zurück. Fig. 37 zeigt, dass
                                 										die Pedale nur ⅓ ihres Weges zurückgelegt haben und dass trotzdem der obere
                                 										Haken in Eingriff, der untere dagegen ausser Eingriff mit ihren Zähnen stehen.
                                 										Ferner aber ist aus diesen Figuren zu ersehen, dass ⅓ Umdrehung der Pedale einer
                                 										vollen Umdrehung des Hinterrades entspricht. Erwähnt mag noch sein, dass der
                                 										Kurbelzapfen nach Fig.
                                    											37 einen Kreis von 50 mm im Durchmesser beschreibt, während das
                                 										Antriebsrad einen Durchmesser von 150 mm erhält; es ist also eine Uebersetzung
                                 										von 1 : 3 zu Grunde gelegt. (Nach Uhland's
                                    											Maschinenconstructeur.)
                              
                           
                              b) Aendern der
                                    											Geschwindigkeit.
                              Die Duplex-Fahrradwerke in Berlin bauen ein Fahrrad
                                 										(System Schweers, D. R. P. Nr. 86554) mit zwei
                                 										während der Fahrt auswechselbaren Uebersetzungen, dessen ganzer Mechanismus in
                                 										der Hinterradnabe eingebettet ist.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 308, S. 234
                                 Fig. 34.Antrieb des Chéreau-Fahrrades.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 308, S. 234
                                 Antrieb von Tuttle.
                                 
                              Die Einrichtung besteht darin, dass sich an beiden Seiten des Rades ein
                                 										Kettenantrieb befindet, von denen einer im Antriebe ist, während der andere leer
                                 										mitläuft. Die
                                 										hinteren beweglichen Zahnrädchen D und E (Fig. 38, 39 und 41) sind auf Kugeln
                                 										gelagert und haben je neun Oeffnungen J, in welche
                                 										der in der Nabe gelagerte Kuppelbolzen K eingreifen
                                 										kann, um das Zahnrad mit der Hinterradnabe zu verbinden. Die Verschiebung von
                                 											K erfolgt durch Zug oder Druck an dem Stifte
                                 											L (Fig. 40 und 41), der in den
                                 										Kuppelbolzen eingeschraubt ist und in dem schrägen Schlitze S geführt wird. Dieser gehärtete Kuppelstahlbolzen
                                 										lässt sich in Folge der schraubenartigen Bewegung selbst beim stärksten Kurbel
                                 										drucke leicht verschieben. Zur Beseitigung des todten Ganges in der Kuppelung
                                 										sind die Kuppelöffnungen wie der Kuppelbolzen konisch, und ein Zurückgehen des
                                 										Kuppelbolzens durch rechtwinkligen Auslauf des Schlitzes S oder durch ein Gewinde von einer Neigung, die einer Festschraube
                                 										entspricht, verhindert worden. Von dem Stifte L
                                 										geht eine Stange M zu dem an der Nabe befestigten
                                 										doppelarmigen Hebel N (Fig. 40 und 41), an dessen
                                 										kleineren Arm die nach zwei Seiten wirkende Feder P
                                 										eingreift, während der grössere Arm, dessen rechtwinklig gebogenes Ende R aus den Speichen herausragt, an die Stange M angeschlossen ist. Drückt oder zieht man an M, so wird der Kuppelbolzen nach rechts oder links
                                 										geschraubt, um nach beiden Seiten, sobald er vor einer Kuppelöffnung steht, dem
                                 										Federdrucke unterworfen zu sein, der den Bolzen in die Kuppelöffnung
                                 										hineintreibt.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 308, S. 235
                                 Vorrichtung zum Aendern der Geschwindigkeit der
                                    											Duplex-Fahrradwerke.
                                 
                              Zum Umsetzen während der Fahrt befindet sich am Gestelle ein vom Sattel aus
                                 										beweglicher Hebel U (Fig. 42 und 43), der mit dem aus
                                 										den Speichen heraustretenden Hebel R im Moment des
                                 										Umsetzens zusammenstösst und diesen nach oben oder unten drückt, je nachdem der
                                 										Hebel U gestellt ist. Der in der Stange M befindliche Schlitz macht den Zusammenstoss
                                 										von R und U elastisch,
                                 										indem zuerst die Feder gespannt und darauf erst der Kuppelbolzen in Bewegung
                                 										gesetzt wird. Sollte beim Umlegen des Hebels C der
                                 										Hebel R mit der Spitze U zufällig zusammentreffen, so weicht U
                                 										seitlich aus. Sollen die Kettentriebe umgewechselt werden, so schaltet man durch
                                 										Umlegen des Hebels C mittels des Gestänges z1 (Fig. 42) den einen
                                 										Kettentrieb aus und den anderen ein, was momentan und stosslos erfolgt, weil
                                 										Nabe wie Zahnrad sich nur mit wenig verschiedenen Geschwindigkeiten in derselben
                                 										Richtung bewegen und die Kuppelöffnungen langsam am Kuppelbolzen
                                 										vorbeigehen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 308, S. 235
                                 Fig. 44.Vorrichtung zum Aendern der Geschwindigkeit der
                                    											Fahrzeugfabrik Eisenach.
                                 
                              Dementsprechend ist die Drehung des lose laufenden
                                 										Zahnrädchens auf dem Lager auch nur klein. Die zwei Ketten haben dagegen den
                                 										Vortheil, dass die Achsen gerade laufen und nicht wie beim Einkettenrade durch
                                 										einseitigen Zug ecken. Der Kurbelstand ist so klein wie bisher, das Radgestell
                                 										ebenfalls das bisherige und das Aussehen ebenso gut wie das des jetzigen Rades.
                                 										Das Umschalten
                                 										geht so rasch und energisch vor sich, dass man keinen Augenblick eine lose
                                 										Kurbel bemerkt.
                              Mit Hilfe der kleinen Uebersetzung kann man die grösste Steigung, sowie Gegenwind
                                 										leicht überwinden, während man mit der hohen Uebersetzung auf ebener Strasse und
                                 										beim Bergabfahren eine bedeutende Geschwindigkeit entwickeln kann.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 308, S. 236
                                 Fig. 45.Tretkurbellager der Rochet-Fahrräder.
                                 
                              Das von der Fahrzeugfabrik Eisenach gebaute Fahrrad
                                 											(Fig. 44) mit zweifacher Uebersetzung (System
                                 											Ehrhard), Bergrad genannt, hat zwei auf der
                                 										Tretkurbelachse befestigte Scheiben mit Zähnen. Das kleine, vorn auf der drehbar
                                 										gelagerten Welle befindliche Rädchen ist auf derselben verschiebbar angeordnet,
                                 										so dass je nachdem man mittels des vom Sitze aus ZU handhabenden Hebels das
                                 										Rädchen mit der kleinen oder grossen Scheibe kuppelt, die 47 Zoll bezieh. 76
                                 										Zoll Uebersetzung erreicht. Stellt man den Hebel auf die Mitte, so ist der
                                 										Antrieb ausser Eingriff und die Pedale bleiben stehen, was beim Bergabfahren
                                 										angenehm ist. Das Ein- und Ausrücken geschieht während der Fahrt ohne jede
                                 										Schwierigkeit.
                              Die Anordnung am Hinterrade ist die gleiche wie bei der einfachen Uebersetzung
                                 											(Fig. 32).
                              
                           
                              c) Kugellager.
                              Fig. 45 zeigt ein Tretkurbellager der
                                 										Rochet-Fahrräder (Vertreter: Vorreiter und Co. in
                                 										Berlin), bei welchem die Tretkurbeln zugleich als Kugellager und Achse
                                 										ausgebildet sind. Diese Anordnung führt eine bedeutende Verschmälerung des
                                 										Lagers herbei, wodurch sich der Zug der Kette gleichmässig auf beide Kugelreihen
                                 										vertheilt, was einen ruhigeren Gang der Maschine zur Folge hat.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 308, S. 236
                                 Fig. 46.Tretkurbellager von Reichstein.
                                 
                              Um den seitlichen Druck auf die Kugeln zu vermeiden, bilden Gebr. Reichstein in Brandenburg a. H. nach D. R. G.
                                 										M. Nr. 89184 die Tretkurbel am Kettenrad zu einer über das Lagergehäuse
                                 										greifenden, glockenförmig vertieften Scheibe aus, welche das Kettenrad trägt, so
                                 										dass letzteres über der Laufbahn der Kugel liegt (Fig.
                                    											46). Diese Anordnung ermöglicht es, die Kugellaufbasis, bei gleicher
                                 										Achslänge wie an den gebräuchlichen Tretkurbellagern, um 20 mm breiter zu
                                 										machen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 308, S. 236
                                 Fig. 47.Nabengehäuse von Coppel.
                                 
                              A. Coppel in Solingen liess sich unter D. R. G. M.
                                 										Nr. 80477 ein Nabengehäuse nebst Kugellager schützen, welches sich von anderen
                                 										dadurch kennzeichnet, dass der Haupttheil der Nabe, der aus gezogenem Stahlrohr
                                 										hergestellt ist, an beiden Enden für das Kugellager reducirt wird, wodurch er
                                 										sich in der Fabrikation besonders wohlfeil stellt, besonders solchen gegenüber,
                                 										die aus weichem Stahle oder schmiedbarem Gusse gemacht sind. Ausserdem wird die
                                 										Nabe leichter und steifer. Ferner ist die Art des Regulirens besonders einfach,
                                 										während eine besondere Vorkehrung getroffen ist, die Nabe staubdicht zu machen.
                                 											Fig. 47 zeigt eine solche, aus gezogenem
                                 										Stahlrohr hergestellte Nabe a. Auf diese werden nun
                                 										zwei gepresste Scheiben b, in denen die Löcher für
                                 										Speichen schon hineingepresst sind, aufgedrückt. Die so angefertigte Nabe wird
                                 										in den Löthofen gebracht und verlöthet. Um eine Hinterradnabe herzustellen,
                                 										löthet man zugleich eine besondere Buchse d auf,
                                 										die dazu bestimmt ist, das Kettenrad aufzunehmen. Ist nun die Nabe auf diese
                                 										Weise fertig, so schraubt man in das Innere des Rohres bezieh. in die beiden
                                 										äusseren Enden zwei Kugelschalen f auf, an der
                                 										einen mit Rechts-, an der anderen mit Linksgewinde. Auf die Achse g werden in bekannter Weise zwei Konus vorgesehen,
                                 										ein festsitzender h und ein verstellbarer i. Der festsitzende Konus h, welcher als Aufleger der Kugeln dient, darf niemals entfernt
                                 										werden, während der bewegliche Konus i derjenige
                                 										ist, welcher der vorliegenden Neuerung gemäss unmittelbar durch einen an der
                                 										Aussenseite der Nabe angeordneten Ergänzungstheil eingestellt werden kann; zu
                                 										diesem Zwecke ist an dem Konus i ein kleiner
                                 										seitlicher Einschnitt h angebracht, und mittels
                                 										dieses Einschnittes wird durch den mit einem entsprechenden Ansätze versehenen
                                 										Ergänzungstheil die Adjustirung hergestellt. Um die Nabe staubdicht zu machen,
                                 										befestigt man auf jedem Konusende ein Rädchen l mit
                                 										Schraubenflügeln, welches, durch die Rotirung des Rades angetrieben, durch die
                                 										Luft den Staub fortschafft, der während des Fahrens in die Lager hineinkommen
                                 										könnte.
                              Den Gang des Fahrrades möglichst leicht zu gestalten, gibt wiederholt
                                 										Veranlassung, die Kugellager zu verbessern. In Fig. 48 sehen wir
                                 										ein gewöhnliches Kugellager, bei dem sich die Nabe um die feste Achse dreht.
                                 										Bewegt sich nun die Nabe im Sinne des Pfeiles a, so
                                 										werden sich die Kugeln in dem durch die Pfeile b für zwei Kugeln angegebenen Sinne in Bewegung setzen. Da die
                                 										Richtung der Umdrehung für alle Kugeln die gleiche ist, so folgt daraus, dass
                                 										eine Reibung an dem Berührungspunkte der Kugeln entsteht.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 308, S. 237
                                 Fig. 48. Gewöhnliches Kugellager.Fig. 49–51. Verbessertes Kugellager
                                    											von Philippe.
                                 
                              Der Widerstand bei der Bewegung der Kugellager hat somit zwei Ursachen: 1) die
                                 										Reibung der Kugeln gegen Konus und Lagertasse; 2) Reibung der Kugeln unter sich.
                                 										Diese Reibung sucht M. G. Philippe dadurch zu
                                 										verringern, dass er zwischen die zur Zeit üblichen Kugeln kleinere
                                 										Ergänzungskugeln stellt (Fig. 49). Die Pfeile zeigen, dass die Hauptkugeln nun nicht mehr
                                 										unter einander in Reibung kommen. Indem nämlich die kleineren Kugeln während der
                                 										Vorwärtsbewegung der Maschine eine ziemlich geschwinde Rotationsbewegung machen
                                 										müssen, entsteht statt der immer beeinträchtigenden Reibung der Kugeln unter
                                 										einander eine weit günstigere Bewegung.
                              Fig. 50 und 51, die wir L'Industrie Vélocipèdique et Automobile entnehmen,
                                 										geben die Einrichtung dieses Systems an einer Achse des Treibrades angewendet
                                 										wieder. Die Vortheile dieses Systems zeigt der Erfinder dadurch, dass er als
                                 										Vergleich den Widerstand einer Achse ohne Kugellager nimmt und der heute
                                 										üblichen Einrichtung eine Ersparniss von 40 Proc. zuerkennt, während er der
                                 										Anwendung seines Systems eine Verringerung des Widerstandes um 95 Proc.
                                 										zuspricht.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 308, S. 237
                                 Fig. 52.Kugellager von Chapman.
                                 
                              Denselben Zweck sucht Ch. H. Chapman in Groton,
                                 										Nordamerika, dadurch zu erreichen, dass er nach D. R. P. Nr. 94691 ausser den
                                 										Lagerkugeln f (Fig.
                                    											52) noch besondere Reibungskugeln k
                                 										anordnet. Letztere drehen sich zwischen den Lagerkugeln und halten diese aus
                                 										einander, so dass ein Schleifen ausgeschlossen ist. Die Kugelbahn ist bei c ausgehöhlt, so dass sich Schmutz dort sammeln
                                 										kann, der somit von der unmittelbaren Berührung mit den Kugeln und deren
                                 										Lagertheilen ferngehalten wird. Die Reibungskugeln sind in den Armen eines
                                 										Sternes l gelagert, welcher an dem auf der
                                 										feststehenden Achse sitzenden Excenter m angeordnet
                                 										ist. Bei der Umdrehung des Rades wird der Stern l
                                 										von den Lagerkugeln mitgenommen und das Excenter m veranlasst die Reibungsvorrichtungen, die sich oben befinden, sich
                                 										zwischen den oberen Lagerkugeln abwärts zu bewegen.
                              
                           
                              d) Bremse.
                              Die in Fig. 53 in
                                 										gewöhnlicher Ausführung, in Fig. 54 mit durch
                                 										das Gabelrohr geführter Bremsstange gezeichnete Fahrradbremse hat den Vortheil
                                 										des Fortfalles des bisher üblichen, die Lenkstange verunzierenden Bremshebels,
                                 										wodurch auch das Gewicht des Rades vermindert wird. Zu diesem Zweck ist an
                                 										Stelle des Bremshebels an der Lenkstange a ein
                                 										kurzer Hebel b befestigt, an dem die Bremsstange
                                 											d angelenkt ist, die unten in üblicher Weise
                                 										den Bremsschuh e trägt. Die Lenkstange selbst ist
                                 										am Lenkstangenschafte nicht festgelöthet, sondern drehbar und wird die Bremse
                                 										durch Anheben oder Anziehen (in der Richtung des Pfeiles in Fig. 53) bethätigt.
                                 										Durch Anziehen der Schraube f wird die Lenkstange
                                 										in ihrem Schafte festgeklemmt und so die Bremse ausser Function gesetzt. Wird
                                 										diese Klemmschraube f, wie in Fig. 54, durch einen
                                 										abnehmbaren Schlüssel bethätigt, so kann, indem man die Lenkstange mittels der
                                 										Schraube f erst feststellt, nachdem die Bremse
                                 										angezogen ist, das Rad vor der Benutzung durch Unbefugte gesichert werden.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 308, S. 237
                                 Bremsen von Vorreiter und Co.
                                 
                              In der Ausführung in Fig.
                                    											54 ist die Lenkstange noch ausserdem mittels der Schraube g in verschiedene Lagen verstellbar.