| Titel: | Elektrotechnik.Neuerungen an Dynamomaschinen, Elektromotoren, Transformatoren und Zubehör. | 
| Fundstelle: | Band 308, Jahrgang 1898, S. 249 | 
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                        Elektrotechnik.Neuerungen an Dynamomaschinen, Elektromotoren, Transformatoren
                           								und Zubehör.
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen an Dynamomaschinen, Elektromotoren, Transformatoren und
                           								Zubehör.
                        
                     
                        
                           1) Dynamomaschinen für Gleichstrom. Auf dem Gebiete der
                              									Gleichstromerzeugung durch Dynamomaschinen sind in der letzten Zeit nur wenige
                              									wichtige Neuerungen zu verzeichnen. Zunächst ist eine Maschine zur Speisung von
                              									Mehrleiternetzen der Elekricitäts-Actiengesellschaft vorm.
                                 										W. Lahmeyer und Co. in Frankfurt a. M. (D. R. P. Nr. 90365) zu
                              									erwähnen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 308, S. 249
                              Fig. 1.Speisung eines Mehrleiternetzes ohne Zuhilfenahme von
                                 										Spannungsteilern oder Sammlerbatterien.
                              
                           In neuerer Zeit ist mehrfach der Versuch gemacht worden, Dynamomaschinen zu bauen,
                              									mittels deren sich ein Mehrleiternetz ohne Zuhilfenahme von Spannungstheilern oder
                              									Sammlerbatterien unmittelbar speisen lässt. Die bisher vorgeschlagenen Maschinen
                              									besitzen aber meist den Nachtheil, dass sich die Spannungen in den einzelnen Zweigen
                              									des Netzes nicht unabhängig von einander regeln lassen. In Folge dessen lassen
                              									Mehrleiteranlagen, die von solchen Maschinen gespeist werden, nur sehr geringe
                              									Unterschiede in der Belastung der einzelnen Zweige zu. Bei der in Fig. 1 schematisch dargestellten Maschine sind nun die
                              									Erregerspulen so geschaltet, dass eine leichte, zum Theil selbsthätige Regelung der
                              										einzelnen
                              									Zweige auf gleiche Spannung erfolgt. Die Zweige erregen sich hier wechselseitig,
                              									d.h. die Erregerspulen der Pole s1 und n1 sind an den von den Polen s2 und n2 inducirten Zweig OII
                              									und umgekehrt die Erregerspulen s2 und n2 an den von s1 und n1 inducirten Zweig angeschlossen. Sinkt oder steigt
                              									die Spannung eines Zweiges, so geschieht dasselbe in gewissen Grenzen im anderen
                              									Zweige, weil der eine Zweig den anderen erregt. Das Umpolarisiren des einen Zweiges
                              									durch den anderen ist bei dieser Schaltung ebenfalls vollkommen ausgeschlossen, da
                              									beide Zweige sich nur gleichzeitig erregen können. Die Schaltung lässt sich
                              									natürlich auch auf mehrpolige Maschinen übertragen, wenn nur die halbe Anzahl der
                              									Polvorsprünge eine ganze Zahl ist.
                           Die Compagnie de l'Industrie Électrique in Sécheron bei
                              									Genf hat einen Motorgenerator erfunden, der die Umwandlung von Gleichstrom
                              									constanter Stärke in Strom constanter Spannung oder umgekehrt durch zwei in
                              									demselben Magnetfelde bewegte Wickelungen bewirkt (D. R. P. Nr. 91132). Bisher war
                              									eine derartige Umwandlung mittels einer einzigen Maschine nicht möglich, und zwar in
                              									Folge der Schwierigkeiten, die daraus erwachsen, dass die beiden Wickelungen
                              									derselben Induction ausgesetzt sind und die elektromotorischen Kräfte, welche in den
                              									beiden Wickelungen auftreten, in demselben Verhältnisse zu einander stehen, so dass
                              									die gegenelektromotorische Kraft der primären Wickelung von der Kraftabgabe der
                              									secundären Leitung, also des Umwandlers, unabhängig wird. Der Gang der Maschine wird
                              									somit unmöglich, wenn nicht eine Vorkehrung getroffen wird, welche es gestattet, nur
                              									so viel Kraft aufzunehmen, als der an die Secundärleitung abzugebenden Arbeit
                              									entspricht, d.h. welche es ermöglicht, dass sich die Volt an den Enden der primären
                              									Wickelung im Verhältnisse der von der Secundärwickelung gelieferten Watt ändern,
                              									selbst wenn die in jeder Windung der primären Wickelung entwickelte
                              									elektromotorische Kraft nahezu gleich bleibt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 308, S. 250
                              Fig. 2.Umwandler.
                              
                           Die durch die primäre Wickelung verbrauchte Spannung kann nun, ohne die
                              									elektromotorische Kraft jeder Windung zu beeinflussen, dadurch geändert werden, dass
                              									durch Aenderung der Bürstenlage der primären Wickelung eine grössere oder geringere
                              									Anzahl Windungen in Gegenwirkung gesetzt werden. Eine selbsthätige Regelung wird
                              									dadurch erzielt, dass der primäre Bürstenträger mit einem Geschwindigkeitsregler
                              									verbunden wird, der z.B. aus einem die Lage der Bürsten beeinflussenden
                              									Schwungkraft- oder Solenoidregler bestehen kann.
                           Der Aufbau des Umwandlers ist aus Fig. 2 zu ersehen.
                              									Der zwischen den Feldmagneten o rotirende Anker trägt
                              									eine Gramme-Wickelung g und eine Trommelwickelung e. Die erstere der beiden Wickelungen wird von dem
                              									Strome constanter Stärke durchflössen. Der Bürstenträger i lässt sich mittels des Ringes i1 auf dem Vorsprunge a
                              									des rechten Lagers drehen. Der Ring i1 besitzt einen Kranz i2, der auch mit Verzahnung versehen sein
                              									kann. Der von der Ankerwelle b durch die Kegelräder h getriebene Schwungkugelregulator verstellt mittels
                              									der Getriebe ml1l2 die Bürsten im einen
                              									oder anderen Sinne.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 308, S. 250
                              Elektrische Vorrichtung zur Erzeugung einer dauernden Bewegung durch die
                                 										Widerstandsänderung von Bruger.
                              
                           2) Elektromotoren für Gleichstrom. Dr. Bruger in Bockenheim-Frankfurt a. M. erhielt ein Patent
                              									auf eine elektrische Vorrichtung zur Erzeugung einer dauernden Bewegung durch die
                              									Widerstandsänderung, welche Wismuth durch Einbringen in ein magnetisches Feld
                              									erleidet (D. R. P. Nr. 93661). Eine Ausführungsform der Vorrichtung für oscillirende
                              									Bewegung zeigen die Fig.
                                 										3 und 4. Durch
                              									ein sehr dünnes nachgiebiges Silberband s sind eine
                              									bifilar gewickelte, an einem Hebel h1 befestigte Wismuthspirale b und ein Elektromagnet m1 hinter einander geschaltet, während der Strom
                              									durch ein ebensolches Band der Spirale von der Klemme a1 aus zugeführt wird und von m1 nach der Klemme a2 weiter geht.
                           An einem zweiten Hebel h2 sitzt ein passend geformtes Eisenstückchen e, welches bei erregtem Elektromagneten m1 zwischen dessen Pole gezogen wird, während sonst
                              									eine Feder f dasselbe ausserhalb der Pole festhält. Die
                              									Hebel h1 und h2 sind um senkrechte
                              									Achsen drehbar und auf ihrer Verlängerung über die Achse hinaus findet sich bei h1 eine Gabel g und bei h2 ein Stift t. Endlich
                              									ist noch seitlich von der Wismuthspirale b ein
                              									kräftiger Magnet oder besonders erregter Elektromagnet aufgestellt, in dessen
                              									schmales Interferricum die Spirale bei Drehung von h1 eintreten kann.
                           Wird nun eine Stromquelle an a1 und a2
                              									gelegt, während m2
                              									erregt ist, so wird Folgendes eintreten: Zunächst zieht der Magnet m1 das Eisenstück e in sein Interferricum, indem er die Gegenkraft der
                              									Feder f überwindet; bevor e seine neue Gleichgewichtslage im Magnetfelde vollständig erreicht hat,
                              									stösst der Stift t gegen die Gabel g und schleudert b
                              									plötzlich in das Feld von m2 hinein. Sobald sich jedoch b zwischen
                              									den Polen des Magneten m2 befindet, wird sein Widerstand erheblich steigen, und wenn die übrigen
                              									Widerstände des Stromkreises gegen denselben klein sind, wird die Stromstärke
                              									erheblich sinken und m1
                              									nicht mehr im Stande sein, den Gegenzug der Feder f zu
                              									überwinden, so dass sich e wieder seiner Anfangslage zu
                              									bewegt. Bei dieser Rückbewegung stösst jedoch der Stift t an den zweiten Arm der Gabel g und wirft
                              									die Spirale b aus dem Felde m2 hinaus, so dass der Anfangszustand
                              									wieder hergestellt ist und das Spiel von Neuem beginnt. Ausser dieser
                              									Ausführungsform gibt Bruger noch eine zweite mit zwei
                              									abwechselnd in Wirkung tretenden Wismuthspiralen und einen Motor für rotirende
                              									Bewegung, dessen Ankerwickelung inductionsfreie Wismuthwiderstände enthält, in
                              									seiner Patentschrift an. Die Erfindung ist deswegen bemerkenswerth, weil hier durch
                              									Gleichstrom eine fortgesetzte Bewegung hervorgerufen wird, ohne dass getheilte
                              									Stromwender, Stromunterbrecher u. dgl. angewendet werden.
                           3) Zubehör. J. Schmadt in Letmathe baut seine
                              									Stromabnahmebürste (D. R. P. Nr. 90869) aus Blech- und Drahtgewebelagen auf. Diese
                              									Bürsten sollen ausserordentlich steif und widerstandsfähig sein, den Stromwender
                              									jedoch nur wenig oder gar nicht angreifen. Da die Gewebefäden von dem in die Lücken
                              									des Gewebes eingepressten Bleche gehalten werden, ist ein Fasern der Bürste
                              									ausgeschlossen.
                           Fr. J. Chaplin und R.
                                 										Chaplin in Aston, England, verbesserten ihre Stromabnahmebürsten aus
                              									gekräuselten Metallfäden (D. R. P. Nr. 89367) dadurch, dass sie den aus solchen
                              									Fäden bestehenden Kern mit einer doppelten Umhüllung aus Kupferdrahtgaze umgeben (D.
                              									R. P. Nr. 94670). Während die gekräuselten Drähte in der Längsrichtung verlaufen,
                              									kreuzen sich die beiden Drahtrichtungen der einen Lage mit denen der anderen Lage.
                              									Eine derartige doppelte Umkleidung soll den Bürsten eine grosse Steifigkeit und
                              									Widerstandsfähigkeit verleihen, ohne ihnen ihre Elasticität zu nehmen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 308, S. 251
                              Fig. 5.Bürstenhalter von Johnson.
                              
                           Die Bürstenhalter, bei denen der Vorschub der Bürste durch eine Feder erfolgt,
                              									besitzen den Uebelstand, dass die Bürsten leicht schnarren, besonders wenn die
                              									Drehungsrichtung des Stromwenders umgekehrt wird, ausserdem ändert sich der
                              									Federdruck bei diesen Haltern mit der abnehmenden Länge der Bürste. Diese
                              									Uebelstände soll der von E. H. Johnson in New York (D.
                              									R. P. Nr. 92489) construirte Bürstenhalter nicht besitzen. Wie Fig. 5 zeigt, sitzt die Kohlenbürste b in dem Halter h1, aus dem nach der Seite ein Joch h2 vorsteht. Letzteres
                              									trägt am hinteren Ende den nach oben ragenden Theil h3, in dessen Schlitz h der Arm g mittels der
                              									Schraube g1 beliebig
                              									verstellt werden kann. An dem Arme g ist bei e der Hohlcylinder e2 angelenkt, in dessen Höhlung e1 sich der Cylinder
                              										d2 bewegt. Dieser
                              									trägt ein angelenktes ∟-förmiges Winkelstück a, welches die Bürste am oberen Ende erfasst. Die
                              									Schraubenfeder s sitzt zwischen der Stellmutter f und dem Flansche d. Die
                              									Feder drückt die Bürste sowohl gegen ihr Gegenlager h1 als gegen den Stromwender c. Der Gesammtdruck ist also schräg gegen den
                              									Stromwender gerichtet und kann durch Veränderung der Federspannung mittels der
                              									Mutter f und durch Verstellen des Befestigungspunktes
                              									der Feder im Schlitze h geregelt werden. Der Halter
                              									wirkt bei beiden Drehrichtungen des Stromwenders in gleicher Weise.
                           4) Vertheilung und Regelung. In
                              									Gleichstrom-Dreileiternetzen kann man zur Halbirung der Spannung eine Art
                              									Motordynamo verwenden, die aus zwei gleich grossen Dynamo besteht, deren Anker
                              									hinter einander auf die Aussenleiter geschaltet sind. Die beiden (dünndrähtigen)
                              									Feldmagnetwickelungen liegen in der Regel ebenfalls hinter einander zwischen den
                              									Aussenleitern. Siemens und Halske bringen nach D. R. P.
                              									Nr. 93365 auf jeder der beiden gekuppelten Dynamomaschinen eine Hilfsmagnetwickelung
                              									an, durch welche der Ausgleichstrom oder ein mit demselben veränderlicher Strom in
                              									solcher Richtung geleitet wird, dass das Feld der Dynamo der mehr belasteten
                              									Netzhälfte bei allen Werthen des Ausgleichstromes eine relative Verstärkung
                              									gegenüber demjenigen der anderen Dynamo erfährt. Es soll hierdurch erreicht werden,
                              									dass unabhängig von der veränderlichen Umlaufszahl der Ausgleichmaschine die
                              									elektromotorische Kraft jeder Dynamo sich bis zur Erzeugung möglichst
                              									gleichbleibender Klemmen- oder Fernspannung für beide Netzhälften erhöht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 308, S. 251
                              Schaltungen.
                              
                           Für die Ausführung dieser Anordnung ergeben sich die in Fig. 6 und 7 dargestellten beiden
                              									Schaltungen, nämlich entweder wird die Regelungswickelung in den Stromkreis des
                              									Mittelleiters oder in den Ankerstromkreis gelegt. Im Schaltungen, ersten Falle (Fig. 6) werden die
                              									Anfänge bezieh. Enden beider Regelungswickelungen d1 und d2 mit einander verbunden, während von den beiden
                              									Enden bezieh. Anfängen das eine zum Nullpunkte der Anker a1 und a2,
                              									das andere zum Mittelleiter führt. Die dünndrähtigen Feldwickelungen n1 und n2 sind wie gewöhnlich
                              									zwischen die Aussenleiter geschaltet. Im zweiten Falle (Fig. 7) wird die
                              									Nullklemme des Ankers a1 mit dem Anfange bezieh. Ende der Hilfswickelung d2, die Nullklemme des Ankers a2 mit dem Ende bezieh.
                              									Anfange der Hilfswickelung d1 und der Mittelleiter mit den beiden übrigen Wickelungsenden
                              									verbunden.
                           Bei elektrischer Kraftübertragung mit schnell wechselndem Kraft verbrauche ist man
                              									seit langem bestrebt, für die Kraftmaschine die Belastungsschwankungen nach
                              									Möglichkeit auszugleichen, so dass die Maschine, soweit es irgend angeht, nur mit
                              									der im Durchschnitt erforderlichen Arbeitsleistung ständig gleichmässig belastet
                              									bleibt. Der Vortheil einer solchen gleichmässigen Belastung besteht einmal in dem
                              									erhöhten Nutzeffecte der treibenden Dampfmaschine und der damit verbundenen
                              									Kohlenersparniss, dann aber auch darin, dass die ganze Maschinenanlage nur für die
                              									mittlere, anstatt für die maximale Leistung bemessen zu sein braucht. Für
                              									gewöhnlich sucht man diese Vortheile durch eine der Dynamomaschine parallel
                              									geschaltete Accumulatorenbatterie (unter Umständen unter Verwendung einer
                              									Hilfsdynamo im Batteriestromkreise) zu erreichen. Eine sehr einfache Regelung der
                              									Dynamomaschine bei wechselnder Belastung lässt sich nun nach L. Schröder (D. R. P. Nr. 94672) dadurch erzielen, dass man die
                              									Feldmagnete derselben mit einer Hilfswickelung versieht, welche in einem der
                              									Stromkreise eingeschaltet ist, dessen Stromstärke wechselt, und welche bei
                              									zunehmendem Stromverbrauche an der Verbrauchsstelle das magnetische Feld der
                              									Dynamomaschine schwächt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 308, S. 252
                              Fig. 8.Schaltung.
                              
                           Die Schaltung ist in Fig. 8 dargestellt, und zwar
                              									bedeutet d den Anker der Dynamomaschine, n ihre Feldwickelung, h
                              									die Hilfswickelung, b die Batterie, n1 einen
                              									Nebenschlusswiderstand und w den Stromverbraucher. Wie
                              									man sieht, ist die Hilfswickelung in den Batteriestromkreis eingeschaltet, sie kann
                              									jedoch ebenso gut in eine der Verbrauchsleitungen l
                              									eingeschaltet werden. Der durch die Wickelung h
                              									fliessende Strom muss den Verhältnissen der Anlage so angepasst werden, dass das
                              									Product aus der Stromstärke, welche durch den Anker der Maschine fliesst, und der
                              									elektromotorischen Kraft der Maschine constant bleibt. Dieses lässt sich
                              									beispielsweise mittels des veränderlichen Nebenschlusswiderstandes n1 sehr leicht
                              									erreichen. Bei dieser Anordnung bleibt die Klemmenspannung in der Erzeugerstation
                              									zwar nicht vollständig constant, allein die Schwankungen, welche durch den
                              									Unterschied zwischen der Lade- und Entladespannung der Batterie bei schnellem
                              									Wechsel der Stromrichtung in der Batterie bedingt werden, sind so gering, dass sie
                              									für die Kraftübertragung nicht in Betracht kommen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 308, S. 252
                              Fig. 9.Schaltung.
                              
                           Schröder gibt ferner eine Schaltungsweise zur Abzweigung
                              									elektrischer Kraftanlagen mit grossen Belastungsschwankungen von Lichtanlagen an (D.
                              									R. P. Nr. 96212). Es gelingt im Allgemeinen nicht, die durch die plötzlichen
                              									Stromstösse in der Lichtleitung hervorgerufenen Spannungsschwankungen durch einfache
                              									Parallelschaltung einer Sammlerbatterie auf ein genügendes Maass herabzudrücken,
                              									wenn man nicht zu relativ sehr grossen Batterien greift. Bisher benutzte man etwa
                              									die in Fig. 9 dargestellte Schaltung. Die Anlage
                              									empfängt ihren Strom von der Dynamomaschine d1. Die Kraftanlage k
                              									ist in der Weise von der Lichtanlage l abgezweigt, dass
                              									der Motor m Strom aus den Lichtleitungen entnimmt.
                              									Dieser treibt eine für constante Watt gewickelte Dynamomaschine d2, welche die
                              									Accumulatorenbatterie b speist, die ihrerseits den
                              									Strom für die Kraftanlage k liefert. Die Maschine d2 ist für den
                              									mittleren Kraftverbrauch der Anlage k einregulirt und
                              									der Motor m läuft unabhängig von den Schwankungen der
                              									letzteren mit constanter Geschwindigkeit, so dass Stösse in der Kraftanlage auf das
                              									Licht nicht einwirken.
                           Bei dieser Einrichtung entsteht durch den Motor ein Energieverlust von etwa 20 Proc.
                              									der allerdings bei billiger Betriebskraft für die Dynamomaschine nicht besonders ins
                              									Gewicht fällt. Dagegen ist der Anschaffungspreis der Maschinen m und d2 hoch und ihre Wartung sehr unbequem.
                           Schröder wendet deshalb die in Fig. 10 dargestellte Schaltung an. Die Batterie b ist hier der Hauptmaschine d parallel
                              									geschaltet, jedoch ist ein Widerstand w eingefügt,
                              									hinter dem die Leitung für die Kraftanlage abgezweigt ist. Der Widerstand hat den
                              									Zweck, die durch die Belastungsschwankungen der Kraftanlage hervorgerufenen
                              									Spannungsschwankungen abzuschwächen, und es zeigt sich, dass bereits ein relativ
                              									kleiner Widerstand genügt, diesen Zweck in hervorragendem Maasse zu erreichen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 308, S. 252
                              Fig. 10.Schaltung.
                              
                           Schröder führt ein Zahlenbeispiel an, welches einem
                              									bestehenden Projecte entnommen ist. Eine Anlage hat für ein ununterbrochen in
                              									Thätigkeit befindliches Pumpwerk 40 Kilo-Watt, für Licht 20 Kilo-Watt und für
                              									Aufzüge 34 Kilo-Watt abzugeben. Die Aufzüge arbeiten nur alle 5 Minuten eine halbe
                              									Minute, so dass ihr mittlerer Kraftverbrauch nur 3,4 Kilo-Watt beträgt. Sind alle
                              									Lampen eingeschaltet, so hat die Dynamomaschine d etwa
                              									65 Kilo-Watt zu leisten. Die Lichtspannung beträgt 110 Volt. Das Pumpwerk wird von
                              									der Lichtleitung direct betrieben, während die Aufzüge von einer Sammlerbatterie von
                              									43 Elementen ihren Strom empfangen, die für den Fall, dass sämmtliche Aufzüge
                              									gleichzeitig arbeiten, 405 Ampère, ohne Schaden zu nehmen, abgeben können. Der
                              									Widerstand w beträgt 0,5 Ohm, während der innere
                              									Widerstand der Batterie so bemessen ist, dass die Klemmenspannung bei der Ladung mit
                              									40 Ampère im Allgemeinen 2,1 Volt für das Element beträgt. Bei der Entladung sinkt
                              									dieselbe auf 1,95 Volt, so dass an der Batterie regelmässige Spannungsschwankungen
                              									von 43 × 2,1 – 43 × 1,95 = 6 Volt auftreten. Die Spannungsschwankungen an den Enden
                              									des Widerstandes bewegen sich also zwischen 30 und 26 Volt, so dass die Stromstärke
                              									von 40 bis 52 Ampère schwankt, d.h. die Belastung der für 600 Ampère gebauten
                              									Dynamomaschine schwankt durch Stösse in der Kraftanlage um 12 Ampère, während jene
                              									selbst Stösse bis 400 Ampère aufweist.
                           Die Neuerungen auf dem Gebiete der Regelung von Gleichstromelektromotoren sind
                              									äusserst zahlreich. Sie beziehen sich jedoch meist auf Motoren für Bahnbetriebe u.
                              									dgl. Dieses Gebiet ist bereits so umfangreich, dass es einer besonderen Besprechung
                              									vorbehalten bleiben muss. Hier sollen nur die vorzugsweise für stationäre Motoren
                              									angegebenen Regelungsarten u. dgl. berücksichtigt werden. Jedoch ist zu bemerken,
                              									dass selbstverständlich viele dieser Regelungseinrichtungen sich ohne weiteres auch
                              									bei Bahnmotoren
                              									verwenden lassen, wie auch die Erfinder den Verwendungszweck ihrer Neuerungen meist
                              									nur ganz allgemein angeben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 308, S. 253
                              Fig. 11.Ankerschaltung.
                              
                           Die Berliner Maschinenbau-Actiengesellschaft vormals L.
                                 										Schwartzkopff beschreibt in ihrem D. R. P. Nr. 78789 eine
                              									Regelungseinrichtung für Elektromotoren, bei der bei Aus- bezieh. Einschaltung von
                              									Ankerwickelungen auch die Stärke des magnetischen Feldes geändert wird. Dies
                              									geschieht in der Weise, dass die Umschaltung für eine andere Geschwindigkeit erst
                              									dann bewirkt wird, wenn der Anlasshebel in seine Nullstellung geführt ist, die
                              									Maschine also erst stillgesetzt wird. Um nun die Umschaltung auch während des
                              									Betriebes zu ermöglichen, hat die genannte Firma ihre Schalteinrichtung bezüglich
                              									der Ankerschaltung abgeändert (D. R. P. Nr. 90968). Sie ist in Fig. 11 schematisch dargestellt. Es sei dabei
                              									angenommen, dass die Spannung zwischen den beiden Zuleitungen b und b constant ist,
                              									ferner dass die Ankerwickelung a1 doppelt so viel Windungen besitzt wie a2. Das Verhältniss der
                              									Windungszahlen kann natürlich in jedem besonderen Falle verschieden gewählt werden.
                              									In der dargestellten Stellung sind beide Ankerwickelungen a1 und a2 ausgeschaltet. Um den Motor anzulassen, wird der
                              									Hebel h von rechts nach links bewegt. Sobald er den
                              									Contact 2 berührt, werden beide Anker hinter einander
                              									zwischen die Leitungen bb geschaltet, wobei noch der
                              									Widerstand w1 ebenfalls
                              									in Reihenschaltung eingeschaltet ist. Bei der weiteren Bewegung des Hebels h nach links wird der Widerstand w1 allmählich
                              									ausgeschaltet. Hat der Hebel den Contact 4 erreicht, so
                              									ist der ganze Widerstand ausgeschaltet und der Motor läuft normal mit der geringsten
                              									Tourenzahl. Um die Tourenzahl zu erhöhen, wird der Hebel weiter nach links geführt,
                              									wobei er zunächst bei Contact 5 den Widerstand w21 der nur für die
                              									Rückwärtsbewegung des Hebels von Bedeutung ist, einschaltet. Auf Contact 6 ist der Anker a2 ausgeschaltet. Da nun a1 doppelt so viel Windungen wie a2 besitzt, erreicht
                              									der Motor eine grössere Geschwindigkeit, die durch Bewegung des Hebels bis auf
                              									Contact 8 durch Ausschalten des Widerstandes w3 geregelt werden
                              									kann. Bei der weiteren Bewegung des Hebels wird der Anker a1 ausgeschaltet und an Stelle dessen a2 mit dem
                              									Vorschaltwiderstande w5
                              									eingeschaltet. Auf Contact 11 ist auch w5 ausgeschaltet und
                              									der Motor hat seine grösste Geschwindigkeit erreicht.
                           Die Verringerung der Geschwindigkeit erfolgt auf dem umgekehrten Wege, indem der
                              									Hebel h von links nach rechts gedreht wird. Durch die
                              									Widerstände w2 und w1 wird hierbei
                              									Funkenbildung verhütet.
                           Die Firma Henri Pieper Fils in Lüttich erfand eine
                              									Vorrichtung (D. R. P. Nr. 91218) zum selbsthätigen Anhalten eines Elektromotors
                              									bei plötzlicher Abnahme der Belastung, wie sie z.B. bei Drahtzieh- und ähnlichen
                              									Maschinen häufig eintritt. Die Vorrichtung ist in Fig.
                                 										12 schematisch dargestellt unter Annahme eines Flüssigkeitswiderstandes
                              										ww1 als
                              									Anlasswiderstand. m1
                              									ist der Anker und e die Feldwickelung des Motors m. Der den Widerstand ww1 aus- und einschaltende Anlasshebel ist
                              									mit l bezeichnet. Er trägt den Anker a eines in den Ankerstromkreis eingeschalteten
                              									Elektromagneten e2.
                              									Seine Bewegung zum Einschalten des Motors erfolgt gegen den Widerstand eines
                              									Gegengewichtes oder einer Feder r. Dieser Widerstand
                              									entspricht der Motorbelastung, welche nicht unterschritten werden soll. Der
                              									Ankerstromkreis geht von z über ww1 Hebel l,
                              									Elektromagnet e2 und
                              									den Anker m1 nach z1. Mittels des
                              									Schalters i1 kann ein
                              									Nebenschluss i um den Elektromagneten e2 hergestellt
                              									werden.
                           Ist die Platte w1 aus
                              									der Flüssigkeit w herausgehoben und in Folge dessen der
                              									Anker ausgeschaltet, so berührt eine am Hebel l
                              									befestigte Platte l1
                              									eine Klemme, so dass der Anker über einen kleinen Widerstand b geschlossen ist. Der Stromkreis e1 zur Erregung der Feldmagnete e ist von dem Flüssigkeitswiderstande unabhängig und
                              									stets geschlossen. Zum Anlassen des Motors wird zunächst mittels des Schalters i1 der Nebenschluss i um den Elektromagneten e2 hergestellt, dann der Hebel l so bewegt, dass der Flüssigkeitswiderstand allmählich
                              									ausgeschaltet wird. Alsdann liegt der Anker a am
                              									Elektromagneten e2 und
                              									wird von diesem festgehalten, wenn i1 geöffnet wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 308, S. 253
                              Fig. 12.Vorrichtung zum selbsthätigen Anhalten eines
                                 										Elektromotors.
                              
                           Sobald nun der Strom unter den durch die Feder r
                              									festgesetzten Grenzwerth sinkt, reisst die Feder den Anker a ab und schliesst den Anker m1 über den Widerstand b. Der Anker erzeugt nun, da das Feld erregt ist, Strom und zehrt dadurch
                              									seine lebendige Kraft sehr schnell auf, was ein plötzliches Anhalten des Motors zur
                              									Folge hat.
                           Eine besonders für Aufzugmotoren bestimmte Anlassvorrichtung mit
                              									Flüssigkeitswiderstand construirte die Actiengesellschaft
                                 										Elektricitätswerke vorm. O. L. Kummer und Co. in Niedersedlitz bei Dresden
                              									(D. R. P. Nr. 95000). Die Anlassvorrichtung, die mit einer Stromwendevorrichtung
                              									verbunden ist, ist in Fig.
                                 										13 bis 14
                              									dargestellt. Auf einer Welle a ist eine
                              									Kurbelzapfenscheibe b aufgekeilt, an deren Zapfen c eine Gall'sche
                              									Gelenkkette d angehängt ist. Die Kette ist über die
                              									Rollen e1e2 geführt und trägt
                              									eine hufeisenförmige Tauchelektrode f, welche in die
                              									beiden Tröge g1g2 herabgelassen werden
                              									kann. In der dargestellten Ruhestellung befindet sich der Zapfen c im unteren Todtpunkte und die Tauchelektrode ist aus
                              									der Flüssigkeit ausgehoben. Durch Ziehen an dem Steuerseile vom Fahrstuhle aus kann
                              									die Scheibe b etwas gedreht werden, so dass sich der
                              									Zapfen c nach links oder rechts aus der Todtpunktlage
                              									entfernt. Nunmehr sinkt die Tauchelektrode durch ihr Eigengewicht in die Tröge.
                              									Damit diese Bewegung und damit das Anlassen des Motors allmählich erfolgt, ist mit
                              									der Spindel der Rolle e1 durch eine Sperradkuppelung nn2 und das Zahnrad n1 eine Fliehkraftbremse o verbunden, welche jedoch wegen der Sperradkuppelung beim Ausheben der
                              									Elektrode nicht in Wirksamkeit tritt, so dass das Ausschalten schnell erfolgen kann.
                              									Um je nach der Bewegung des Zapfens b aus der
                              									Todtpunktlage nach links oder nach rechts den Motor für Auf- oder Abwärtsgang des
                              									Aufzuges einzuschalten, ist auf der Achse a der
                              									Kurbelscheibe b noch ein Arm p aufgesetzt, dessen seitlich vorstehender Zapfen p1 in einen vom Contactträger q nach unten abstehenden Gabelarm q1 lose eingreift, so
                              									dass sich bei der Drehung der Achse a je nach der
                              									Drehrichtung die eine oder die andere Gruppe der Contacte q2 gegen die federnd gelagerten Contacte
                              										q3 anlegt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 308, S. 254
                              Anlassvorrichtung mit Flüssigkeitswiderstand der Actiengesellschaft
                                 										Elektricitätswerke vorm. O. L. Kummer und Co.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 308, S. 254
                              Fig. 15.Schaltung.
                              
                           E. Lanhoffer und Burghardt Frères in Mülhausen i. E.
                              									beschreiben in ihrem D. R. P. Nr. 91265 eine Anordnung, deren Zweck ist, bei
                              									einer elektrischen Kraftvertheilung, deren Motoren in weiten Grenzen eine stetige,
                              									ununterbrochene, nicht sprungweise Aenderung der Umlaufszahl zulassen sollen, die
                              									Stromzuführung so einzurichten, dass die Motoren für ein gegebenes maximales
                              									Drehmoment möglichst klein werden und unter möglichst günstigen Verhältnissen
                              									arbeiten. Zu diesem Zwecke werden die Motoren nach einander in Stromkreise
                              									eingeschaltet, deren Spannungen sich zu einander annähernd wie die Glieder einer
                              									geometrischen Reihe verhalten. In Fig. 15 ist die
                              									Schaltung schematisch dargestellt, und zwar ist b eine
                              									Dynamomaschine, deren Anker d die je nach der Grösse
                              									der Anlage höher oder niedriger zu haltende Spannung liefert; a1
                              									a2
                              									a3 .... an sind Anker
                              									Wickelungen, deren Windungszahlen im Verhältnisse der Glieder einer geometrischen
                              									Reihe stehen. Zwischen je zwei Ankerwickelungen kann eine Stromentnahme stattfinden.
                              									Die Figur zeigt die Einschaltung der Motoren mm1m2... mn+1 in die verschiedene Spannung führenden
                              									Leitungen. Bei der Umschaltung der Motoranker auf eine andere Leitung wird eine
                              									gleichzeitige und zwangläufige Aenderung der Feldstärke in der Weise herbeigeführt,
                              									dass zu dieser Zeit eine Aenderung der Umlaufszahl nicht erfolgt. Diese als
                              									Zwischenregulirung dienende Veränderung des magnetischen Feldes der Motoren bleibt
                              									für sämmtliche Spannungsdifferenzen annähernd gleich. Die Erfinder beschreiben auch
                              									eine Schaltvorrichtung, die gestattet, sämmtliche zur Ausübung des beschriebenen
                              									Verfahrens erforderlichen Schaltungen mit einer einzigen Schaltkurbel
                              									herzustellen.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)