| Titel: | Flüssigkeitshebemaschinen.Zwei Maschinen zum Heben der Abwässer. | 
| Fundstelle: | Band 308, Jahrgang 1898, S. 261 | 
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                        Flüssigkeitshebemaschinen.Zwei Maschinen zum Heben der
                           								Abwässer.
                        (System Shone und
                           								System Adams.)
                        Mit Abbildungen.
                        Zwei Maschinen zum Heben der Abwässer.
                        
                     
                        
                           Die im Nachstehenden beschriebenen Wasserhebemaschinen, System Shone und Adams, haben
                              									vortheilhaft in Seestädten Anwendung gefunden, deren niedrige Lage dem Ableiten der
                              									Abwässer besondere Schwierigkeiten entgegenstellt. Durch dieselben werden, wie aus
                              									den angeführten Beispielen ersichtlich grössere kostspielige Anlagen entbehrlich
                              									gemacht.
                           Die eine dieser Maschinen, der Ejector von Shone, mit
                              									pneumatischem Betrieb ist längere Zeit in England geprüft und hat mit bestem Erfolg
                              									in Toulon Verwerthung gefunden; die andere, von Adams,
                              									hat hydropneumatischen Betrieb und ist seit längerer Zeit in Great-Grimsby
                              									(Lincolnshire) in Betrieb.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 308, S. 261
                              Fig. 1.Ejector von Shone.
                              
                           Ejector von Shone: Die aus der Kanalisation durch das
                              									Rohr a (Fig. 1)
                              									eintretende Jauche gelangt nach und nach in den Ejector r, wodurch die im letzteren befindliche Luft comprimirt und die Glocke d gehoben und die Kolbenstange e in Thätigkeit versetzt wird. Hierdurch wird aus der Pumpstation
                              									comprimirte Luft in den Ejector eingelassen, welche unmittelbar auf die Oberfläche
                              									der Flüssigkeit wirkt und letztere durch das sich vom Boden des Ejectors abzweigende
                              									gebogene Rohr nach dem Ausflussrohr b drückt. Ein
                              									Zurückfliessen der Abwässer wird durch das Ventil v
                              									verhindert. Die Flüssigkeit entweicht bis auf einen kleinen Rest unterhalb der
                              									Schale c. Letztere bleibt gefüllt und bethätigt durch
                              									ihr Gewicht die mit ihr verbundene Stange e bezieh. das
                              									Vertheilungsventil für die comprimirte Luft, wodurch der Zufluss der letzteren in
                              									den Ejector abgeschlossen wird. Hierdurch tritt wieder neues Abwasser durch das
                              									Einflussrohr a in den Ejector und die Thätigkeit
                              									desselben beginnt von Neuem.
                           Die Anordnung des Schwimmers c und der Glocke d ist derartig getroffen, dass die comprimirte Luft nur
                              									bei gefülltem Ejector in denselben eintreten kann und aus demselben erst dann
                              									entweicht, wenn der Ejector bis auf das bestimmte Niveau unterhalb von c entleert ist. Die zur Bethätigung des Ejectors
                              									nöthige comprimirte Luft wird in einer Centralstelle erzeugt, von welcher aus sie
                              									nach den verschiedenen Apparaten geleitet wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 308, S. 261
                              Maschine zum Heben der Abwässer, System Adams.
                              
                           Die Lage von Great-Grimsby erbebt sich wenig über den Meeresspiegel, weshalb sich der
                              									Ausfluss des Hauptsammelbassins unterhalb des Fluthniveaus in der Höhe des mittleren
                              									Wasserstandes befindet. Gegen das Eindringen von Wasser ist der Ausfluss durch Thore
                              									geschützt. Es ergibt sich hieraus, dass während der letzten Periode der Fluth und
                              									der ersten der Ebbe sich das Wasser in den Kanälen sammelt und die Gase nach den
                              									höheren Stellen zurückdrängen würde. Um diesem vorzubeugen, ist in der Nähe des
                              									Ausflusses des Hauptsammlers ein Elevator angelegt worden, dessen Entleerung zu
                              									jeder Zeit der Fluth stattfinden kann. Bei niedrigem Wasserstand werden die Pumpen
                              									nicht zum Heben der Abwässer gebraucht, sondern es wird mittels derselben Seewasser
                              									in ein Reservoir gepumpt, welches nachher zur Spülung der Kanäle, Sprengen der
                              									Strassen und zum Betriebe des Adams'schen Systems,
                              									welches in den unteren Stadttheilen angewendet ist, Verwendung findet, und in den
                              										Fig. 2 bis 5 veranschaulicht
                              									ist.
                           Bei diesem tritt das Wasser aus dem Hebewerke durch den Sperrhahn a in das Reservoir b (Fig. 2). Der Hahn wird
                              									durch einen in dem Behälter i befindlichen Schwimmer
                              									bethätigt. Dieser Behälter steht wieder mit dem Cylinder f durch ein Klappenventil in Verbindung, welch letzteres die Füllung
                              									desselben bewerkstelligt und ein Rückfliessen der Jauche verhindert.
                           Ist der Behälter i und Cylinder f bis zu einer gewissen Höhe gefüllt, so steigt der Schwimmer in i, schliesst den Hahn a
                              									und das Reservoir h entleert sich durch das Rohr c in den Cylinder d
                              									(Luftcylinder). Hierdurch gelangt die in letzterem befindliche Luft durch den Heber
                              										e in den Cylinder f
                              									und drückt den Inhalt des letzteren durch das Rohr g in
                              									die Kammer k.
                           Es muss jetzt der Cylinder d vom Wasser entleert und mit
                              									Luft gefüllt werden, um den ganzen Apparat wieder in Thätigkeit zu setzen. Das
                              									Entleeren geschieht durch den Heber l, dessen Scheitel
                              									unter dem Boden des Reservoirs b liegt und welcher in
                              									die Kammer h mündet, und der Eintritt neuer Luft durch
                              									das auf dem Rohr c aufgesetzte Rohr m.
                           Bei dem hier besprochenen Hebewerke von Grimsby werden jedesmal 450 l auf eine Hohe
                              									von 3 m gehoben; jeder Hub dauert 1 Minute. Die Leistungsfähigkeit hängt
                              									selbstverständlich bei einem gewissen Durchmesser der Cylinder d und f von der
                              									Schnelligkeit ab, mit welcher der Behälter i und
                              									Cylinder f gefüllt werden.
                           Der Austrittsbehälter ist in Fig. 5 dargestellt.
                           Bei Beginn der Füllung des Reservoirs ist der untere Siphon in beiden Armen bis zum
                              									Niveau a gefüllt. Letzteres ändert sich längere Zeit
                              									hindurch nicht, da die unter der Glocke n enthaltene
                              									Luft, welche die Verlängerung des Siphons bedeckt, durch ein kleines Seitenrohr,
                              									welches ebenfalls mit einer kleinen Glocke bedeckt ist, entweichen kann. Steigt
                              									jedoch das Wasser genügend, um durch die Glocke hin durchzutreten, so kann die in
                              									dem grossen Arm des Siphons enthaltene Luft nicht mehr entweichen, sondern wird
                              									verdichtet und verdrängt das Wasser aus dem linken Arm, bis das Wachsen des Druckes
                              									durch das Ausstossen einer grossen Luftblase durch den rechten Arm beendet wird.
                              									Dies bewirkt eine Drosselung in c, so dass die Blase,
                              									ohne sich zu theilen, entweicht. Das dadurch verdrängte Wasser fliesst durch den Arm
                              										d ab. Die in dem Arm c
                              									zurückbleibende Wassersäule ist nun nicht mehr im Stande, den Luftdruck
                              									auszugleichen, sondern stürzt ab und der Siphon wird entleert.
                           Beide Systeme von Shone und von Adams bieten gleiche Vortheile:
                           1) Ersparniss an Triebkraft durch Anwendung nur einer Druckstation, welche bei
                              									niedrigem Terrain es ermöglicht, die ganzen Abwässer auf eine höchste Stelle zu
                              									heben, während das zurückbleibende Wasser durch angeschlossene Bassins an andere
                              									Stellen vertheilt werden kann;
                           2) Ersparniss bei der Anlage eines vollständigen Kanalnetzes, da die Tiefe der Gruben
                              									und der Durchschnitt der Kanäle auf ein Minimum reducirt wird;
                           3) die Möglichkeit, das Entwässerungssystem in einer Weise auszudehnen, welche dem
                              									Anwachsen der Bevölkerung und der zu entwässernden Fläche entspricht, deren
                              									vorherige Feststellung oft nicht möglich ist.
                           Bei einem Vergleich der beiden Systeme sieht man, dass das Shone'sche System einer Centralanlage und besonderer Kanalisation zur
                              									Erzeugung und Lieferung der comprimirten Luft bedarf, während das System Adams durch Wasservertheilung betrieben wird, welche
                              									auch zu anderen Zwecken verwerthet werden kann. Letzteres erfordert jedoch in
                              									Folge der grösseren nothwendigen Triebkraft einen bedeutend grösseren Ejector als
                              									die Anlage nach Shone, welche einen geringeren
                              									Kraftverbrauch erfordert.
                           Das Adams'sche System ist daher für kleinere Städte mit
                              									bereits vorhandener Wasserleitung vortheilhafter, während die Shone'sche Anlage zur Entwässerung grosser Complexe und
                              									Abführung bedeutenderer Wassermengen geeigneter erscheint. Bezüglich der
                              									Leistungsfähigkeit sind jedoch beide Systeme gleichwerthig. Die Ejectoren von Shone haben während eines Zeitraumes von 10 bis 12
                              									Jahren weder Revisionen noch Reparaturen erfordert und ist derartiges auch bei der
                              										Adams'schen Anlage nicht vorgekommen. (Le Génie civil.)