| Titel: | Wärmetechnik.Ueber Condensation in Dampfleitungen und Wärmeschutzmittel. | 
| Autor: | Joh. Russner | 
| Fundstelle: | Band 310, Jahrgang 1898, S. 4 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Wärmetechnik.Ueber Condensation in
                           								Dampfleitungen und Wärmeschutzmittel.
                        Von Dr. Joh. Russner in
                           								Chemnitz.
                        Mit Abbildungen.
                        Ueber Condensation in Dampfleitungen und
                           								Wärmeschutzmittel.
                        
                     
                        
                           In Dresden wird in der nächsten Zeit ein Fernheizhaus
                              									errichtet werden, welches Dampf für die Heizung mehrerer staatlicher Gebäude zu
                              									liefern hat. Während in Amerika schon seit längerer Zeit mehrere solche Anlagen im
                              									Betriebe sind, wird das in Dresden zu errichtende Fernheizhaus das erste in Europa
                              									sein. Da der Dampf hier auf grosse Entfernungen fortgeleitet werden muss, ist es
                              									gewiss für weitere Kreise nicht uninteressant, den Wärmeverlust einer Dampfleitung
                              									und die Mittel zur Verminderung desselben kennen zu lernen.
                           Ist ein Körper wärmer als seine Umgebung, so verliert derselbe auf zweierlei Weise
                              									Wärme, durch Strahlung und durch Berührung mit der umgebenden Luft. Die durch
                              									Strahlung abgegebene Wärmemenge S ist unabhängig von
                              									der Form des Körpers, sie hängt nur von der Beschaffenheit der Oberfläche, der
                              									Temperaturdifferenz zwischen Körper und Umgebung und der Temperatur der letzteren
                              									ab. Die Grösse dieses Wärmeverlustes für 1 qm und 1 Stunde lässt sich für jeden
                              									einzelnen Fall rechnerisch bestimmen nach einer Formel des Physikers Péclet (Péclet, Traité de la
                                 										chaleur, Bd. I), deren Richtigkeit durch Versuche bestätigt gefunden wurde.
                              									Diese Formel ist:
                           
                              S=124,72\ K\cdot 1,0077^{t_1}\,(1,0077^t-1).
                              
                           In dieser Formel bedeutet t die Temperaturdifferenz
                              									zwischen Körper und Umgebung, t1 die Lufttemperatur und K den Strahlungscoëfficienten, eine von der Beschaffenheit der Oberfläche
                              									abhängende Zahl. Den Strahlungscoëfficienten hat Péclet
                              									für eine Reihe von wichtigen Körpern ermittelt, und zwar wie folgt:
                           
                              
                                 Silber
                                 
                                 0,13
                                 
                              
                                 Kupfer
                                 
                                 0,16
                                 
                              
                                 Zinn
                                 
                                 0,215
                                 
                              
                                 Zink
                                 
                                 0,24
                                 
                              
                                 Messing
                                 
                                 0,258
                                 
                              
                                 Gusseisen
                                 
                                 3,17
                                 
                              
                                 Mauersteine, Gyps, Textilstoffe
                                 3,60 bis
                                 3,65
                                 
                              
                                 Oelfarbe
                                 
                                 3,71
                                 
                              
                                 Wasser
                                 
                                 5,31
                                 
                              
                                 Oel
                                 
                                 7,24
                                 
                              
                           Nebst Péclet hat auch der Physiker Stefan ein Strahlungsgesetz aufgestellt;Wüllner, Physik,
                                    											1885 Bd. 3 S. 249. nach diesem ist die Gesammtmenge der
                              									ausgestrahlten Wärme eines Körpers der vierten Potenz der absoluten Temperatur
                              									proportional. Ist T die absolute Temperatur des
                              									strahlenden Körpers, T1
                              										jeneder Umgebung,
                              									gegen welche er strahlt, so ist nach Stefan
                           S = A (T
                              									4 – T
                              									41),
                           worin A den
                              									Strahlungscoëfficienten, eine von der Beschaffenheit des strahlenden Körpers
                              									abhängige Constante bedeutet. Die Richtigkeit dieses Strahlungsgesetzes ist in
                              									neuester Zeit durch Versuche in der physikalischen Reichsanstalt bestätigt worden.
                              									Für nicht zu grosse Temperaturdifferenzen geben beide Formeln übereinstimmende
                              									Werthe und in der Folge soll nur die Formel von Péclet
                              									angewendet werden, weil die Strahlungscoëfficienten für die Stefan'sche Formel sehr kleine Zahlen sind.
                           Der durch die Berührung mit der Luft veranlasste Wärmeverlust ist unabhängig von der
                              									Beschaffenheit der Körperoberfläche und von der Temperatur der Umgebung, er hängt
                              									nur von der Temperaturdifferenz des Körpers und der Umgebung, sowie von der Form und
                              									den Dimensionen des Körpers ab. Dieser Wärmeverlust L
                              									für 1 qm und 1 Stunde wird nach Péclet durch die Formel
                              									bestimmt:
                           L = 0,522 K1
                              									t
                              									1,233,
                           in welcher t die
                              									Temperaturdifferenz des Körpers und der Umgebung, und K1 eine Zahl darstellt, welche je nach der
                              									Form und den Dimensionen des Körpers verschieden ist.
                           Für ebene senkrechte Oberflächen von der Höhe h ist
                           
                              K_1=1,764+\frac{0,636}{\sqrt{h}}.
                              
                           Der Wärmeverlust einer ebenen senkrechten Fläche von bestimmter Grösse wird demnach
                              									mit zunehmender Höhe kleiner. In Fig. 1 ist der
                              									stündliche Wärmeverlust einer Eisenplatte von 1 qm Fläche für verschiedene Höhen und
                              									für t = 100° dargestellt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 310, S. 5
                              Fig. 1. Wärmeverlust einer senkrechten Eisenplatte von 1 qm Oberfläche, für 1
                                 										Stunde und t = 100°.
                              
                           Aus dieser Darstellung ersieht man, dass bei einer Höhe der
                              									Platte von 0,2 m die Wärmeverluste durch Strahlung und durch Berührung mit der
                              									Luft einander gleich sind, und dass der durch letzteren entstandene Verlust für
                              									kleinere Höhen als 1 m sehr rasch zunimmt, für grössere Höhen langsam abnimmt.
                           Für wagerechte Cylinder ist
                           K_1=2,058+\frac{0,0382}{r},
                           in welcher Formel r den
                              									Halbmesser des Cylinders bezeichnet. Auch hier wird der Wärmeverlust durch Berührung
                              									mit der Luft um so kleiner, je grösser der Halbmesser des Rohres ist. Bei grösserem
                              									Halbmesser kann die an der unteren Seite des Rohres befindliche Luft durch Erwärmung
                              									nicht so leicht aufwärts steigen und sich durch andere Luft erneuern, als bei engen
                              									Röhren. Der Wärmeverlust einer gegebenen Fläche durch Berührung mit der Luft wird
                              									überhaupt um so kleiner, je mehr die Fläche in der Höhenrichtung ausgedehnt ist, da
                              									dann die an den unteren Theilen schon vorgewärmte Luft den oberen, an denen sie
                              									vorbei streicht, weniger Wärme entzieht. In Fig. 2
                              									ist der Wärmeverlust eines Kupfer- und eines Eisenrohres von 1 qm Oberfläche, für 1
                              									Stunde, verschiedene Werthe von r, t = 100° und t1 = 15° dargestellt.
                              									Man ersieht hieraus, dass der Wärmeverlust des Kupferrohres durch Strahlung
                              									verschwindend klein ist gegenüber dem Wärmeverluste durch Berührung mit der Luft.
                              									Bei dem Eisenrohre sind die beiden Arten des Wärmeverlustes bei einem Halbmesser von
                              									35 mm einander gleich; während jedoch der Verlust durch Strahlung immer gleich
                              									bleibt, nimmt derjenige durch Berührung mit der Luft für engere Röhren sehr rasch
                              									zu, für weitere Röhren langsam ab.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 310, S. 5
                              Fig. 2. Wärmeverlust eines wagerechten Kupfer- und Eisenrohres von 1 qm
                                 										Oberfläche für 1 Stunde und t = 100°.
                              
                           Hat ein Cylinder eine senkrechte Stellung, so ist der Wärmeverlust desselben nicht
                              									nur von dem Halbmesser,sondern auch von seiner Höhe abhängig. Der Werth von K1 ist von Péclet durch folgende Gleichung dargestellt worden:
                           
                              K_1=\left(0,726+\frac{0,0345}{\sqrt{r}}\right)\,\left(2,43+\frac{0,8758}{\sqrt{h}}\right).
                              
                           Setzt man in dieser Formel r = ∞, so erhält man die
                              									schon angegebene Formel für eine ebene, senkrechte Fläche. Besitzt der Cylinder
                              									einen Neigungswinkel α, so ist
                           
                              K_1=\left(2,058+\frac{0,0382}{r}\right)\,cos\,\alpha+\left(0,726+\frac{0,0345}{\sqrt{h}}\right)\,\left(2,43+\frac{0,8758}{\sqrt{h}}\right)\,sin\,\alpha.
                              
                           Für kugelförmige Körper vom Halbmesser r ist
                           
                              K_t=1,778+\frac{0,13}{r}.
                              
                           Wenn Dampf von 5 at Druck durch eine wagerechte, eiserne Dampfleitung von 100 mm
                              									Durchmesser strömt, so ist der gesammte Wärmeverlust V
                              									für 1 qm und 1 Stunde:
                           
                              V=S+L=124,72\cdot 3,36\cdot 1,0077^{15}\,(1,0077^{136}-1)+0,552\,\left(2,058+\frac{0,0382}{0,05}\right)\cdot 136^{1,233}=1530\mbox{
                                 										Calorien}
                              
                           Da nun 1 k Dampf bei der Condensation 500 Calorien abgibt, so entsteht durch diesen
                              									Wärmeverlust 3,06 k Condenswasser. Nimmt man ferner die Länge der Dampfleitung zu
                              									100 m an mit einer äusseren Oberfläche von 31,4 qm, so condensiren in 1 Stunde 96 k
                              									Dampf; in Folge dieser Condensation tritt Dampf mit einer Geschwindigkeit von 1,44 m
                              									in der Secunde in die Leitung ein. Hätte die Leitung nur 60 mm äusseren Durchmesser,
                              									so wäre die Menge des durch Abkühlung sich bildenden Condenswassers für 1 qm und 1
                              									Stunde 3,835 k, für die ganze Leitung 72 k und der einströmende Dampf in Folge der
                              									Condensation würde eine Geschwindigkeit von 2,4 m in der Secunde erlangen.
                           Den Einfluss der Temperaturverhältnisse auf die Wärmeabgabe möge folgende
                              									Zusammenstellung veranschaulichen.Ch. Pasquay, Wärmeschutz im Dampfbetrieb, S.
                                    											6. Bei einer mittleren Aussentemperatur von 20° verliert eine
                              									eiserne Dampfleitung von 100 mm Durchmesser für 1 qm und 1 Stunde bei Dampf von
                           
                              
                                 100° (1 at)
                                   172° (8 at)
                                   250° (überhitzter Dampf)
                                 
                              
                                 673
                                 1612
                                 3308 Calorien.
                                 
                              
                           Bei überhitztem Dampf ist somit der Wärmeverlust beinahe 5mal, bei 8 at über 2,5mal
                              									so gross als bei Dampf von 100°. Die Zahlen, die man durch Anwendung von Péclet's Formeln für die Wärmeabgabe nackter Rohre
                              									erhält, sind nun durchweg kleiner als die sich in der Praxis ergebenden. Seine
                              									Formeln, die durch äusserst genaue Laboratoriums versuche ermittelt wurden, setzen
                              									ruhende Luft voraus, eine Bedingung, die sich aber selbst in geschlossenen Räumen,
                              									noch weniger in Fabrikräumen, wo die Bewegung der Menschen und Maschinen, oder in
                              									Schächten und Kanälen, wo die Temperaturunterschiede immer eine gewisse, in ihrer
                              									Stärke kaum näher zu bestimmende Luftbewegung hervorrufen, nicht findet. Es ist aber
                              									bekannt, dass stark bewegte Luft einen erwärmten Körper bedeutend stärker abkühlt.
                              									Aber gerade weil es so schwer ist, in der Praxis den wirklichen Wärmeverlust an
                              									grösseren Leitungen, wo senkrechte und wagerechte Rohre von verschiedenen
                              									Durchmessern in Räumen von verschiedener Temperatur mit wechselnden Luftströmungen
                              									vorkommen, genau zu bestimmen, ist es gut, eine Formel zu besitzen, welche das
                              									Minimum angibt, welches im günstigsten Falle verloren geht.
                           Um ein Bild zu erhalten, was dieser Wärmeverlust für eine Fabrik bedeutet, die ein
                              									einigermaassen bedeutendes Rohrnetz hat, kann man den Verlast in Kohlenverbrauch
                              									umrechnen und soll als Beispiel eine Dampfleitung von 100 mm Durchmesser und 30 qm
                              									Oberfläche, die mit Dampf von 8 at gespeist sei, angenommen werden. Dieselbe
                              									verliert bei 20° Lufttemperatur stündlich 30 . 1612, täglich 12 . 30 . 1612 und
                              									jährlich 300 . 12 . 30 . 1612 = 174000000 Calorien. Man kann ferner als Durchschnitt
                              									annehmen, dass bei Verwendung einer mittleren Kohlensorte aus 1 k Kohle 4000
                              									Calorien nutzbar gemacht werden, so dass also zur Erzeugung obiger 174 Millionen
                              									Wärmeeinheiten 43500 k Kohlen nutzlos verbrannt werden. Dieses Quantum ist aber als
                              									Minimum zu betrachten, das in den meisten Fällen in der Praxis bedeutend überstiegen
                              									wird. Nach den neuerdings häufiger vorkommenden Dampfanlagen mit überhitztem Dampf
                              									ist es nach dem Gesagten von ganz besonderer Wichtigkeit, die Leitungen so
                              									vollkommen wie möglich einzuhüllen, indem sonst bei einiger Länge der Leitung sehr
                              									leicht der Nutzen der Ueberhitzung durch die Abkühlung wieder verloren geht. Wie
                              									oben angegeben, verliert 1 qm Rohroberfläche bei Dampf von 250° mehr als doppelt so
                              									viel, wie bei Dampf von 8 at. In der angenommenen Leitung von 30 qm würde in diesem
                              									Falle im Jahr ein Wärmeverlust stattfinden, welcher einem Verbrauche von 90 t Kohlen
                              									entspricht.
                           Bei so starkem Wärmeverlust darf man aber auch keine Kosten scheuen, um nur wenige
                              									Procente mehr zu ersparen; denn der einmaligen grösseren Ausgabe steht im anderen
                              									Falle ein dauernder Oohlenmehrverbrauch gegenüber. Pasquay ist eine Färberei bekannt, in welcher drei Dampfkessel zum
                              									Betriebe der Anlage nicht genügten. Trotz wiederholten Rathes liess der Besitzer,
                              									weil zu theuer, die weitverzweigten Leitungen ohne Isolirung und zog es vor, einen
                              									vierten Kessel anzulegen. Doch auch die vier Kessel reichten nicht mehr aus, und nun
                              									entschloss er sich endlich, seine Dampfrohre isoliren zu lassen; die drei ersten
                              									Kessel lieferten nun genug Dampf, und hätte die Ausgabe für den vierten Kessel
                              									gespart werden können.
                           Bei Dampfleitungsröhren aus Kupfer ist wegen der geringen Wärmestrahlung der
                              									Wärmeverlust bedeutend kleiner als bei eisernen. Der Wärmeverlust eines wagerechten
                              									Eisenrohres von 80 mm Durchmesser für 1 qm Oberfläche in 1 Stunde und bei einem
                              									Temperaturunterschied von 100° zwischen Rohr und Luft beträgt 1000 Calorien, während
                              									bei einem gleichen Kupferrohr dieser Verlust nur 520 Calorien beträgt, somit nur
                              									etwa die Hälfte des ersten Werthes. Statt theure Kupferröhren anzuwenden, kann man
                              									die Oberfläche eiserner Rohre mit einem Ueberzuge versehen, welcher ein geringes
                              									Strahlungsvermögen besitzt. Bei einem verzinnten oder mit Zink- oder Weissblech
                              									überzogenen Eisenrohre beträgt unter den angenommenen Bedingungen der Wärmeverlust
                              									530 Calorien, was angestellte Versuche stets bewiesen haben.
                           
                           Die zweite Methode, den Wärmeverlust einer Dampfleitung zu vermindern, besteht
                              									darin, dass man dieselbe mit einem schlechten Wärmeleiter umgibt. Dadurch wird die
                              									Oberflächentemperatur und, gleiches Strahlungsvermögen vorausgesetzt, auch der
                              									Wärmeverlust vermindert. Nachstehend sind die Wärmeleitungscoëfficienten einiger
                              									Körper nach Versuchen von Péclet angeführt.Péclet, Traité de la
                                       												chaleur, Bd. 1 S. 553. Diese Zahlen geben die Wärmemenge
                              									an, welche in 1 Stunde durch eine Platte von 1 qm Fläche und 1 m Dicke geht, wenn
                              									der Temperaturunterschied der beiden Oberflächen 1° beträgt.
                           
                              
                                 Glas
                                 0,75
                                 
                              
                                 Gebrannter Thon
                                 0,63
                                 
                              
                                 Gyps
                                 0,33
                                 
                              
                                 Fichtenholz, parallel zu den Fasern
                                 0,17
                                 
                              
                                 Kokspulver
                                 0,16
                                 
                              
                                 Kork
                                 0,143
                                 
                              
                                 Fichtenholz, senkrecht zu den Fasern
                                 0,094
                                 
                              
                                 Holzkohlenpulver
                                 0,079
                                 
                              
                                 Sägespäne
                                 0,065
                                 
                              
                                 Holzasche
                                 0,06
                                 
                              
                                 Baumwolle
                                 0,04
                                 
                              
                                 Druckpapier
                                 0,034
                                 
                              
                           Zur Berechnung des Wärmeverlustes V1 für 1 m Länge und für 1 Stunde bekleideter Rohre
                              									hat Péclet folgende Formel aufgestellt:
                           
                              V_1=\frac{(K+K_1)\,C\cdot t}{C+(K+K_1)\,R\cdot m\cdot (log\,R-log\,r)}\cdot \frac{R}{r}
                              
                           In dieser Formel ist C der Wärmeleitungscoëfficient, R und r der äussere und
                              									innere Radius der Umhüllung, m der Modul der
                              									natürlichen Logarithmen = 2,3025 und t die
                              									Temperaturdifferenz zwischen Dampf und Luft.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 310, S. 7
                              Fig. 3. Wärmeverlust eines mit schlechten Wärmeleitern bekleideten
                                 										Dampfleitungsrohres von 0,05 m Halbmesser, für 1 m Länge, 1 Stunde und t – t1 = 85°.
                              
                           Wird ein Dampfleitungsrohr mit einem schlechten Wärmeleiter bekleidet, so nimmt die
                              									Oberflächentemperatur mit zunehmender Dicke der Umhüllung ab, aber die
                              									Oberfläche selbst und somit die strahlende Fläche wird grösser.
                           In Fig. 3 ist der Wärmeverlust eines Rohres von 0,05 m
                              									Halbmesser, 1 m Länge, für 1 Stunde und einen Temperaturunterschied von 85° zwischen
                              									Rohr und Luft dargestellt, wenn dasselbe mit schlechten Wärmeleitern von
                              									verschiedener Dicke umhüllt ist. Aus dieser Darstellung ersieht man, dass der
                              									Wärmeverlust sich sehr schnell mit der Zunahme der Dicke von der Umhüllung
                              									vermindert, wenn ihre Leitungsfähigkeit sehr gering ist, und dass die Veränderungen
                              									mit zunehmender Dicke nur unbedeutend sind, wenn der Wärmeleitungscoëfficient den
                              									Werth von 0,5 erreicht. Für grössere Coëfficienten als 0,5 nimmt der Wärmeverlust
                              									mit zunehmender Dicke der Umhüllung nicht mehr ab, sondern zu, und wird bei einer
                              									gewissen Dicke grösser als der des unbekleideten Rohres. Wenn der
                              									Wärmeleitungscoëfficient 0,64 ist, so hat eine 10 mm dicke Bekleidung eine bessere
                              									Wirkung als eine solche von 20 bis 90 mm, und erst bei einer Dicke von 100 mm wirkt
                              									dieselbe wieder besser als bei einer solchen von 10 mm. Bei einem
                              									Wärmeleitungscoëfficienten von 1,28 ist die Wirkung der Umhüllung desto besser, je
                              									kleiner ihre Dicke ist; hat diese Umhüllung die Dicke von 65 mm erreicht, so ist der
                              									Wärmeverlust des bekleideten Rohres ebenso gross, als der des nackten Rohres.
                           Aus Fig. 3 ersieht man ferner, dass ein
                              									Dampfleitungsrohr von Kupfer nur mit den schlechtesten Wärmeleitern bekleidet werden
                              									darf, um den Wärmeverlust desselben zu vermindern. Eine Umhüllung vom
                              									Leitungsvermögen 0,16 und 20 mm Dicke vermindert bei einem Eisenrohr den
                              									Wärmeverlust auf die Hälfte, während dieselbe bei einem Kupferrohr noch keine
                              									Verminderung des Wärmeverlustes bewirkt. Um den Wärmeverlust des Kupferrohres auf
                              									die Hälfte zu erniedrigen, müsste diese Umhüllung in einer Dicke von 100 mm
                              									angewendet werden.
                           Die neuesten und umfassendsten Versuche über die Wirksamkeit der jetzt gebräuchlichen
                              									Wärmeschutzmittel sind von Pasquay in Wasselnheim im
                              									Elsass angestellt worden (Ch. Pasquay, Wärmeschutz im
                                 										Dampfbetrieb, S. 23). Aus diesen Versuchsresultaten und denen von mir
                              									selbst angestellten geht hervor, dass die Kieselguhrmassen, in einer Stärke von 25
                              									bis 35 mm aufgetragen, eine Ersparniss von 60 bis 80 Proc. an Condenswasser
                              									bewirken. Aus der sehr verschiedenen Wirksamkeit der im Handel vorkommenden
                              									Kieselguhrmassen folgt, dass Besitzer von Dampfleitungen die ihnen angebotene Masse
                              									zunächst auf ihre Isolirfähigkeit untersuchen lassen sollen, zu welchem Zwecke ich
                              									mir einen Versuchsapparat eingerichtet habe. An dieser Stelle will ich nochmals
                              									erwähnen, dass die einfache Bekleidung einer eisernen Dampfleitung mit Zink- oder
                              									Weissblech schon eine Ersparniss von mehr als 50 Proc. bewirkt. Nach den
                              									Kieselguhrmassen sind am wirksamsten Korkschalen und die besten Wärmeschutzmittel
                              									sind Haarfilz und Seidenabfall: letzteres Wärmeschutzmittel wird von Pasquay in Form von Zöpfen und Polstern in den Handel
                              									gebracht.
                           Es ist allgemein bekannt, dass die Luft und alle anderen Gase zu den schlechtesten
                              									Wärmeleitern gehören. Ich stellte deshalb schon vor 10 Jahren Versuche mit
                              									Luftschichten an, indem ich um ein Dampfleitungsrohr Mäntel aus Weissblech anordnete
                              										(Jahresbericht der TechnischenStaatslehranstalten zu Chemnitz, 1891 S. 33). Aus den angestellten
                              									Versuchen ergab sich, dass eine Luftschicht von etwa 15 mm Stärke die beste Wirkung
                              									hatte. Bei kleinerer Dicke der Luftschicht geht mehr Wärme durch Leitung zum Mantel,
                              									und bei grösserer Dicke kommt die Luft in Bewegung und überträgt auf diese Weise
                              									Wärme vom Dampfrohr zum Mantel. Bei 1 at Dampfdruck ergab ein Mantel von Weiss- oder
                              									Zinkblech 77 Proc. Ersparniss an Condenswasser. Die vorzügliche Wirkung eines
                              									solchen Mantels beruht darauf, dass derselbe die vom Eisenrohr kommenden
                              									Wärmestrahlen fast vollständig zurückwirft und nach aussen wenig Strahlen aussendet,
                              									da das Strahlungsvermögen von Zink und Zinn sehr gering ist.
                           Ueber die Wirksamkeit von Blechmänteln sind auch Versuche in den Centralwerkstätten
                              									der Sächsischen Staatsbahnen zu Chemnitz angestellt worden, deren Ergebniss ich
                              									nachstehend mittheile:
                           
                              
                                 Dampf-druck
                                 Luft-tempe-ratur
                                 NacktesRohr
                                 Zinkblech-mantel
                                 Weissblech-mantel
                                 Weissblech-mantel unddarüber15 mm
                                    											Filzund Mantel ausSchwarzblech
                                 
                              
                                 at
                                 ° C.
                                 k Condenswasser für 1 qm und 1 Stunde
                                 
                              
                                 5
                                 27
                                 3,982
                                 0,742
                                 0,630
                                 0,343
                                 
                              
                                 4
                                 27
                                 3,711
                                 0,630
                                 0,622
                                 –
                                 
                              
                                 3
                                 27
                                 3,343
                                 0,546
                                 0,561
                                 –
                                 
                              
                                 2
                                 27
                                 2,869
                                 0,459
                                 0,495
                                 –
                                 
                              
                                 1
                                 27
                                 2,312
                                 0,346
                                 0,433
                                 –
                                 
                              
                                 Ersparniss in Procenten:
                                      83,4
                                 83
                                 91,4
                                 
                              
                           Die hier mitgetheilten Zahlen beweisen die Richtigkeit meines Versuchsresultates und
                              									die Thatsache, dass die Ersparniss bei grösserem Dampfdruck um einige Procent mehr
                              									beträgt als bei 1 at Druck. Kein anderes Wärmeschutzmittel gewährt bei 15 mm Stärke
                              									die Ersparniss wie ein Blechmantel, und die gewöhnlichen Kieselguhrmassen müssten
                              									wenigstens 35 mm stark aufgetragen werden, um gleiche Wirkung wie ein Blechmantel zu
                              									besitzen. Wird der Blechmantel mit 15 mm starkem Kesselfilz bekleidet, so steigt die
                              									Ersparniss noch um 8 Proc. und mit 30 mm starkem Filz wird man etwa auf 95 Proc.
                              									kommen. Man ersieht aus dieser Zunahme, dass die weitere Ersparniss langsam
                              									ansteigt, weil mit der stärkeren Filzlage die strahlende Oberfläche grösser wird. In
                              									der Praxis wird man des besseren Aussehens wegen über dem Filz noch einen dünnen
                              									Mantel aus Zink- oder Weissblech anbringen, welcher auch wegen seines geringen
                              									Strahlungsvermögens die Ersparniss noch etwas erhöht.
                           Die Anbringung eines Blechmantels an einer Dampfleitung geschieht sehr einfach. Das
                              									Blech von der erforderlichen Breite wird auf einer Maschine zu einem Rohr so
                              									geformt, dass die Enden etwas über einander greifen. Nun biegt man dieses Rohr mit
                              									den Händen wieder so weit auf, dass es über die Dampfleitung gebracht werden kann.
                              									An beiden Enden wird das Blechrohr unterstützt, damit es concentrisch zur
                              									Dampfleitung zu liegen kommt, und dann an zwei oder mehreren Stellen mit Draht fest
                              									gebunden. Jeder Klempner oder Schlosser wird leicht eine geeignete Unterstützung
                              									ausfindig machen.
                           Ein sehr wesentlicher Vortheil der Blechmäntel ist der, dass man ein
                              									Dampfleitungsrohr bis an die Flanschen und diese selbst durch besondere
                              									Blechhülsen bekleiden kann, was mit anderen Wärmeschutzmitteln nicht bewirkt werden
                              									kann; die hierdurch erzielte Ersparniss ist noch eine ganz beträchtliche. Die Kosten
                              									eines einfachen Blechmantels aus Zink-, Weiss- oder verzinktem Eisenblech sind
                              									niedriger und die Anbringung einfacher als die aller anderen Wärmeschutzmittel.
                           Nachdem ich meine Versuche schon längere Zeit beendet hatte, brachte ich in
                              									Erfahrung, dass Pasquay in Wasselnheim, Fabrikant von
                              									Wärmeschutzmasse aus Seidenabfall, auch schon die isolirende Wirkung von Luft
                              									anwendete. Pasquay liess in Blechstreifen
                              									reibeisenartige Erhöhungen herstellen und wickelte diese Streifen spiralförmig über
                              									das Dampfleitungsrohr; über diese Blechbekleidung kamen dann noch Zöpfe und Polster
                              									aus Seidenabfall. Schon dieser Mantel mit sehr vielen Stützpunkten und einer
                              									Luftschicht von nur wenigen Millimetern Dicke ergab eine sehr gute Wirkung. Nach
                              									meinen Mittheilungen stellte Pasquay auch Versuche mit
                              									Mänteln nach meinem Verfahren an, und nachdem dieselben sehr günstig ausgefallen
                              									sind, hat er sein altes Verfahren aufgegeben. Während Pasquay in Wasselnheim den Blechmantel noch mit Zöpfen und Polstern aus
                              									Seidenabfall bekleidet, nimmt Ernst Mauersberger in
                              									Chemnitz zu demselben Zwecke den fast ebenso wirksamen Haarfilz.
                           Trotz der angeführten Versuchsresultate findet diese wirksamste Methode der
                              									Bekleidung von Dampfleitungen in der Praxis wenig Verbreitung. Die Ursache hiervon
                              									liegt in dem Umstande, dass die meisten Techniker und Ingenieure über die
                              									erforderlichen Eigenschaften eines guten Wärmeschutzmittels nicht genügend
                              									unterrichtet sind. Wenn eine Kieselguhrmasse recht fest am Rohr hält und sich kalt
                              									anfühlt, dann glaubt man das Rohr gut bekleidet zu haben. Nach meinen Versuchen von
                              									Kieselguhrmassen bin ich zu der Ueberzeugung gelangt, dass in sehr vielen Fällen nur
                              									etwa 50 bis 60 Proc. Condenswasser durch die Bekleidung erspart werden wird. Wollte
                              									man die Blechmäntel nach dem Gefühl beurtheilen, so würde man dieselben verwerfen,
                              									denn diese fühlen sich sehr warm an, obzwar ihre Temperatur nicht viel höher ist,
                              									als die von Kieselguhrmassen. Die Erklärung für diese Erscheinung ist dieselbe als
                              									für die, dass im Winter ein Stück Metall sich kälter anfühlt, als ein gleich kaltes
                              									Stück Holz. Berührt man den warmen Blechmantel mit der Hand, so wird dieser durch
                              									die gute Leitungsfähigkeit des Metalls fortwährend Wärme aus der Umgebung zugeführt.
                              									Bei Kork oder Kieselguhrmasse entzieht die Hand der Berührungsstelle Wärme, ohne
                              									dass diese aus der Umgebung sofort wieder ersetzt würde; die Berührungsstelle kühlt
                              									sich deshalb bis auf die Temperatur der Hand ab.
                           In neuerer Zeit werden an technischen Hochschulen Maschinenlaboratorien eingerichtet;
                              									es ist nun sehr zu wünschen, dass auch Versuchsapparate für Wärmeschutzmittel
                              									angeschafft werden, mit denen Professoren und Studirende vergleichende Versuche
                              									anstellen können.