| Titel: | Elektrotechnik.Wärmecompensator für Nebenschlussbogenlampen. | 
| Autor: | Rr. | 
| Fundstelle: | Band 310, Jahrgang 1898, S. 14 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Elektrotechnik.Wärmecompensator für
                           								Nebenschlussbogenlampen.
                        Mit Abbildungen.
                        Wärmecompensator für Nebenschlussbogenlampen.
                        
                     
                        
                           Die Lichtbogenspannung ist in merklichem Maasse von der Erwärmung der
                              									Nebenschlusspule abhängig. Diese Abhängigkeit macht sich bei allen Bogenlampen, die
                              									eine Nebenschlusswickelung enthalten, bemerkbar, jedoch bei Differentiallampen nicht
                              									in dem Maasse, wie bei Nebenschlusslampen, da durch das Regeln der ersteren auf
                              									constanten Widerstand ein theilweiser Ausgleich eintritt.
                           Sinkt die Anzahl der Ampèrewindungen in der Nebenschlusspule in Folge des durch die
                              									Erwärmung der Wickelung eintretenden höheren Widerstandes, so wird die
                              									Ampèrewindungszahl der Hauptstromspule ebenfalls in demselben Maasse herabsinken,
                              									bis der magnetische Gleichgewichtszustand wieder erreicht ist. Die hierdurch
                              									eintretende Verminderung des Hauptstromes gleicht zum Theil das durch die Erwärmung
                              									der Spulen verursachte Ansteigen der Lichtbogenspannung wieder aus. Da aber das
                              									Regelwerk einer Nebenschlusslampe von dem Hauptstrome nicht beeinflusst wird, weil
                              									die Auslösung des Laufwerkes nur dann erfolgt, wenn die Ampèrewindungszahl der
                              									Nebenschlusspulen eine bestimmte Grösse erreicht hat, so erfährt die Abhängigkeit
                              									der Regelspannung von der Erwärmung der Spulen keine Einschränkung durch die
                              									Veränderung der Stromstärke.
                           Die Firma Körting und Mathiesen in Leutzsch bei Leipzig
                              									hatte schon früher eine Einrichtung geschaffen (E.-T.-Z., 1893 Heft 33), die das Anwachsen der Lichtbogenspannung bei
                              									Nebenschlusslampen verhindert, und zwar wird zu diesem Zwecke die im Regelwerk
                              									vorhandene Wärme benutzt, um einen Ausdehnungskörper zu beeinflussen, dessen Aufgabe
                              									darin besteht, die Anschlagzunge für das Laufwerk ebenso weit zurückzudrängen, wie
                              									der mit dem Laufwerk verbundene Anker in Folge der verminderten magnetischen Kraft
                              									durch die Regulirfeder zurückgezogen ist. Diese Einrichtung bestand aus einem am
                              									unteren Ende befestigten Compensationsstreifen k (Fig. 1), der am oberen frei schwebenden Ende die
                              									Anschlagzunge für das Laufwerk trug; die Durchbiegung von k entsprach dem Zurücktreten des Ankers. Diese Einrichtung war wohl
                              									geeignet, das Anwachsen der Spannung zu verhindern; es haftete ihr aber doch ein
                              									Uebelstand an, der darin bestand, dass der Streifen k,
                              									der aus Zink und Stahlblech bestand, in einzelnen Fällen auf dem Transport oder im
                              									Betriebe eine bleibende Verbiegung nach der einen oder anderen Seite erfuhr, deren
                              									Ursache in einer überwiegenden Spannung des einen oder anderen Theiles des
                              									Blechstreifens zu suchen war und auf Erschütterungen oder häufigen Temperaturwechsel
                              									zurückgeführt werden musste.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 310, S. 13
                              Fig. 1. Aeltere Einrichtung von Körting und Mathiesen.
                              
                           Um diesem Uebelstande abzuhelfen und eine noch sichere Ausgleichung zu erzielen,
                              									wurden von der genannten Firma umfassende Versuche angestellt, deren Resultate zu
                              									einer neuen Anordnung des Compensators führten. Diese neue, bereits in die Praxis
                              									eingeführte Anordnung ist in Fig. 2 und 3 dargestellt. Der Wärmecompensator besteht hier aus
                              									einem Rohrsystem k, welches aus 7 Paar in einander
                              									gesteckter Rohre aus Zink- oder Eisenblech gebildet ist, die wechselseitig so mit
                              									einander verbunden sind, dass die Differenzen der beiderseitigen Ausdehnungen
                              									summirt werden. Das äussere Rohr ist an dem Magnetsockel befestigt, und der letzte
                              									innere Theil, welcher bei Erwärmung der Lampe im Mittel einen Weg von 0,5 mm macht,
                              									überträgt diese seine Bewegung mittels Winkelhebel n
                              									und Zugstange o auf den die Anschlagzunge g tragenden Hebel r. Durch
                              									ein entsprechendes mässiges Uebersetzungsverhältniss dieser Hebel wird die
                              									Anschlagzunge g um so viel zurückgedrängt, als der
                              									Magnetanker und damit das Flügelrad f durch die
                              									verminderte Kraft des Magneten zurückgetreten sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 310, S. 13
                              Fig. 2. Neue Einrichtung von Körting und Mathiesen.
                              
                           BeideBewegungen sind nahezu synchron, so dass weder eine nennenswerthe Verzögerung
                              									noch Voreilung in der Wirkung des Compensators eintritt.
                           Diese Wärmeausgleichung bietet nicht nur den praktischen Vortheil, dass man die
                              									Regelspannung einer Lampe bei kalten Spulen gleich auf das richtige Maass bringen
                              									kann, sondern auch den wirthschaftlichen Nutzen, dass nicht unwesentlich an Strom
                              									gespart wird. Beim Fehlen der Wärmeausgleichung muss die Regelspannung bei kalten
                              									Spulen um so viel niedriger eingestellt werden, als die Spannung durch die Erwärmung
                              									anwächst, das macht je nach der Stromstärke und Lampenconstruction ungefähr 3 bis 7
                              									Volt. Sind z.B. zwei 9 Ampère-Lampen bei 110 Volt in Gruppe geschaltet, und steigt
                              									die Regelspannung auch nur um 4 Volt, so muss die Anfangsspannung ungefähr 37 Volt
                              									betragen. Es werden in diesem Falle anfänglich von den Lampen insgesammt 8 Volt
                              									weniger verbraucht, als bei durchwärmten Spulen, woraus eine anfängliche Stromstärke
                              									von etwa 11,6 Ampère hervorgeht. Die anfängliche Stromstärke beträgt somit 2,6
                              									Ampère mehr als die endliche, und da nur diese die maassgebliche sein kann, so wird
                              									das Plus von 2,6 Ampère unnütz verbraucht. Dieses Uebermaass an Strom sinkt
                              									annähernd- proportional zu der Zeit, bis nach Verlauf von 1,5 bis 2 Stunden der
                              									endgültige Zustand eingetreten ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 310, S. 14
                              Fig. 3. Wärmecompensator für Nebenschlussbogenlampen von Körting und
                                 										Mathiesen.
                              
                           Für Betriebe mit überwiegender Bogenlichtbeleuchtung und völlig ausgenutzter
                              									Dampf- oder elektrischer Anlage ergibt sich ausser der Ersparniss an Strom auch noch
                              									der Vortheil, dass eine Ueberlastung der in Frage kommenden Maschine bei
                              									gleichzeitigem Einschalten aller Bogenlampen, von dem ersten Auslösen der Regelwerke
                              									an gerechnet, vermieden wird. (E.-T.-Z., 1898 S.
                              									309.)
                           
                              
                                 Rr.