| Titel: | C. Lorenz' Vorrichtung zur selbstthätigen Sicherung der Bahnhofseinfahrten. | 
| Fundstelle: | Band 310, Jahrgang 1898, S. 94 | 
| Download: | XML | 
                     
                        C. Lorenz' Vorrichtung zur selbstthätigen
                           								Sicherung der Bahnhofseinfahrten.
                        Mit Abbildungen.
                        Lorenz' Vorrichtung zur selbstthätigen Sicherung der
                           								Bahnhofseinfahrten.
                        
                     
                        
                           Im Allgemeinen beschränkt sich die verkehrssichernde Hauptaufgabe der Weichen- und
                              									Signalstellwerke darauf, dass sie das Ziehen eines Einfahrtsignals, d. i. die
                              									Freigabe einer Zugseinfahrt nur dann gestatten, wenn die feindlichen Signale sich
                              									auf Halt befinden, ferner die betreffenden Weichen
                              									richtig gestellt und endlich die Stellhebel aller dieser Signale und Weichen
                              									festgelegt sind. Diese Verriegelung wird von der sogen. Fahrstrassenschiene des
                              									Stellwerkes bewirkt, welche gewöhnlich bei ihrer Mittellage den Einfahrtsignalhebel
                              									verriegelt hält, während die Stellhebel der feindlichen Signale und der Weichen
                              									unversperrt bleiben; nach links oder rechts bewegt, verriegelt sie jedoch die
                              									feindlichen Signalhebel in der Haltlage, sowie die richtig eingestellten
                              									Weichenhebel und wird ihrerseits durch den gezogenen Hebel des Einfahrtsignals
                              									verriegelt. Was den Anlagen dieser Art noch fehlt und doch ein wichtiges
                              									Erforderniss bildet, ist eine Anordnung, vermöge welcher die vorgedachte, nach dem
                              									Ziehen eines Einfahrtsignals eingetretene Verriegelung nicht wieder aufgehoben
                              									werden könne, bevor sich der einfahrende Zug nicht thatsächlich in Sicherheit
                              									befindet. Zu dem Ende muss es dem Weichensteller unmöglich gemacht sein, in der
                              									Zeit, wo der Zug noch durch die Weichen fährt, das gezogene Einfahrtsignal wieder
                              									auf Halt zurückzubringen, womit ja auch die
                              									Entriegelung der Weichen der betreffenden Fahrstrasse verbunden und daher die
                              									Möglichkeit eingetreten ist, dass eine Weiche umgestellt würde, während sie
                              									noch der Zug befährt. Es kann ausserdem unter gewissen örtlichen oder
                              									meteorologischen Verhältnissen vorkommen, dass seitens des Weichenstellers zufolge
                              									behinderten Ausblickes ein Signal auf Frei gezogen
                              									wird, obwohl die bezügliche Weichenstrasse an irgend einer Stelle noch mit
                              									Fahrzeugen verstellt ist. Gegen diese offenen Gefahren kann durch die in der
                              									Aufschrift genannte Vorrichtung, welche aus zwei elektrisch mit einander in
                              									Verbindung gebrachten Haupttheilen, nämlich aus einer oder mehreren ins Geleise
                              									verlegten Druckschienen und einem am Stellwerke anzufügenden Verschlussapparat,
                              									besteht, Abhilfe geschaffen werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 310, S. 94
                              Fig. 1. Lorenz' Sicherung.
                              
                           Die Druckschiene besteht aus einem elastisch befestigten
                              									⋃-Eisen D, Fig. 1, das
                              									ausserhalb des Schienenstranges parallel neben der Fahrschiene so angebracht ist,
                              									dass es die Oberkante der letzteren beiläufig 10 mm überragt; ihre Länge kann
                              									beliebig, d.h. ganz nach Bedarf gewählt werden, soll aber mindestens nicht kürzer
                              									sein, als der grösste Radstand der die Stelle passirenden Eisenbahnfahrzeuge. Um das
                              									Auffahren der Räder auf die Druckschiene ganz sanft zu gestalten, sind sowohl das
                              									vordere als das rückwärtige Ende der ⋃-Eisenschiene als schiefe Ebene angeordnet,
                              									die mit einer Neigung von 1 : 200 abfällt. Getragen wird die eigentliche
                              									Anlaufschiene D von gelenkartig angeordneten
                              									Lagerstühlen PFG, wie sie Fig.
                                 										1 im Durchschnitt darstellt, welche in Abständen von etwa 3 m von einander
                              									mittels Fussplatten P und je zweier Schraubenlaschen am
                              									Fusse der Fahrschiene festgeklemmt werden. Auf der Fussplatte P steht die gusseiserne, vorn durch eine abschraubbare
                              									Deckelplatte verschlossene Büchse F fest auf, wogegen
                              									die etwas weitere, F übergreifende gusseiserne Büchse
                              										G sich mit dem Bolzen B drehen kann, welcher durch beide Büchsen hindurchreicht, derart, dass er
                              									in den Seitenwänden von G festgenietet, in jenen von
                              										F aber beweglich gelagert ist. Es bildet also P und F den festen, D und G den beweglichen
                              									Theil eines Gelenkes, wobei die gewöhnliche Lage von DG
                              									durch eine in G eingesetzte, sich auf F stützende Feder T
                              									bestimmt wird, welche so kräftig ist, dass nur die Belastung durch ein
                              									Eisenbahnfahrzeug das ⋃-Eisen so tief niederzudrücken vermag, wie es Fig. 1 ersehen lässt; hört die Belastung auf, dann
                              									hebt T den Theil G sammt
                              									der Druckschiene D wieder etwa 10 mm in die Höhe. In
                              									der Büchse F jedes Lagerstuhles befindet sich in einer
                              									besonderen, staubdicht geschlossenen Blechkapsel ein Stromschliesser, bestehend aus
                              									den beiden isolirt angebrachten Contactfedern f1 und f2 , mit welchen die Zuleitungsdrähte L1 und L2 durch
                              									Schraubenklemmen verbundensind. Die natürliche Federung von f1 ist so gewählt, dass sich die letztere stets von
                              										f2 zu entfernen und
                              									die in Fig. 1 da2gestellte Lage anzunehmen trachtet,
                              									wobei ein auf der Achse w steif angebrachter Arm h1 mit in die Höhe
                              									gehoben wird. Auf w, welche Drehachse aus der
                              									Contactkapsel etwas vor und in den noch vorhandenen Hohlraum der Büchse F hineinreicht, sitzt hier noch ein zweiter Arm h2 fest, welchem ein
                              									Arm H gegenüberliegt, der seinerseits an dem
                              									Gelenksbolzen B festgeschraubt ist. Während die
                              									Druckschiene sich in unbelasteter Lage befindet, unter welcher Voraussetzung die
                              									Feder T ihre volle Ausdehnung besitzt, drückt die in
                              										h vorhandene, entsprechend eingestellte Schraube
                              										s in Folge der Verdrehung des Bolzens B genau in dem Maasse auf h2, dass h1 die Feder f1 genügend tief herunterdrückt, damit diese mit f2 in gute leitende
                              									Verbindung tritt. Ganz in gleicher Art sind sämmtliche zwei, drei oder mehrere
                              									Lagerstühle, welche eine Druckschiene tragen, angeordnet und hinter einander in
                              									dieselbe elektrische Drahtleitung eingeschaltet. Letztere wird mithin in der
                              									Druckschiene, solange diese von keinem Fahrzeug befahren ist, geschlossen, hingegen
                              									bei belasteter Druckschiene unterbrochen sein. Eine solche Unterbrechung wird stets
                              									so lange andauern, als sich irgend ein Theil eines Zuges auf der Vorrichtung
                              									befindet, weil die Elasticität der Federn T und des
                              									⋃-Eisens so gewählt ist, dass auch in jenen Momenten, wo etwa kein Lagerstuhl
                              									direct, sondern nur die Mitte zwischen zwei Stühlen belastet wird, diese beiden
                              									zuverlässlich ansprechen. Da sich aber andererseits zufolge vorzüglicher Biegsamkeit
                              									des ⋃-Eisens die flache Durchbiegungscurve nur auf die Nähe jedes einzelnen
                              									Fahrzeugrades erstreckt und die ganze Druckschiene fast so elastisch wie eine Feder
                              									den Rädern sich anschmiegt, eignet sich die Vorrichtung denn auch ganz treiflich zur
                              									Befahrung durch Schnellzüge. Je nach Maassgabe des örtlichen Bedürfnisses sind bloss
                              									für eine Fahrstrasse oder auch für die Ablenkung je eine oder mehrere Druckschienen
                              									an den geeigneten Gleisstellen einzulegen und daran sämmtliche Stromschliesser durch
                              									eine isolirte Drahtleitung mit dem am Weichen- und Signalstellwerk anzubringenden
                              									Fahrstrassenverschlussapparat in den Stromkreis einer galvanischen Batterie
                              									einzuschalten.
                           Der Fahrstrassenverschlussapparat, von dem Fig. 2 einen Längsschnitt
                              									und Fig. 3 einen
                              									Querschnitt ersichtlich macht, befindet sich innerhalb eines allseitig
                              									verschlossenen prismatischen Metallkastens und besteht aus zwei Haupttheilen,
                              									nämlich fürs erste aus der elektrischen Aus- und Einlösung nebst einem mechanischen
                              									Uhrwerk und den zur Hervorrufung eines sichtbaren und hörbaren Controlzeichens
                              									dienenden Nebentheilen, und fürs zweite aus dem Verschlussriegel nebst den für die
                              									gegenseitige Abhängigkeit zwischen dem Apparate und dem Weichen- und Signalstellwerk
                              									erforderlichen Kuppelungstheilen. Die Ein- und Auslösung geschieht durch den
                              									Anker m (Fig. 2) des mit den
                              									Druckschienencontacten zusammengeschalteten Elektromagnetes M. Der angemessen drehbare Ankerhebel hat nämlich nebst dem Arm, an dem
                              									die Abreissfeder g angreift, noch einen zweiten, schräg
                              									nach aufwärts gekehrten Arm, der mit einer nach vorn vorstehenden Nase v versehen ist. Von v wird
                              									die halb weiss, halb roth bemalte, auf einer Drehachse W festsitzende Scheibe Z durch Vermittelung
                              									der aus ihr hervorstehenden Daumen P und O festgehalten, obwohl die von einem Laufwerke
                              									angetriebene Welle W das Bestreben hat, die Scheibe
                              									stetig in der vom Pfeil in Fig. 2 gekennzeichneten Richtung zu drehen. Von den beiden sich in
                              									demselben Scheibendurchmesser gegenüber liegenden Daumenstiften P und O steht der erstere
                              									dem Scheibenrande ein wenig näher als der letztere, so dass bei der Umdrehung von
                              										Z der Daumen P den
                              									durch den weiteren Kreis β, und O den durch den engeren Kreis α angedeuteten
                              									Weg nimmt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 310, S. 95
                              Lorenz' Sicherung.
                              
                           Die Entfernung zwischen β und α, d.h. der Unterschied in der Lage der beiden Daumen
                              									ist derart bemessen, dass sie bezw. genau der Lage der Fangnase v bei angezogenem und bei abgerissenem Anker m entspricht. Angenommen, es sei – wie es während der
                              									normalen Ruhelage stets der Fall sein wird – der Elektromagnet M stromdurchflossen, dann steht der Ankerhebel mit der
                              									Fangnase v vor P und
                              									verhindert auf diese Weise den Umlauf der Scheibe Z,
                              									von welcher die weissgestrichene Hälfte oben liegt, weshalb das vor derselben in der
                              									Kastenwand ausgeschnittene, verglaste Fenster (Fig. 3) weiss geblendet
                              									erscheint. Erfolgt die Unterbrechung des Stromes, so reisst m ab, v lässt, nach rechts ausweichend, P los und das Uhrwerk dreht nun die Scheibe so lange,
                              									bis diese mit den Daumen O vor v gelangt und hierdurch wieder zum Stillstehen gezwungen ist. Auf diese
                              									Weise hat die Scheibe eine halbe Umdrehung vollzogen und es liegt nun die vorher
                              									unten gewesene Hälfte oben vor dem Fenster, das sonach Roth zeigt. Ueberdem hat
                              									während der halben Scheibenumdrehung einer von zweien, einandergegenüber auf W sitzenden Hebedaumen den federnden Klöppel einer
                              									Glocke x gehoben und wieder losgelassen, so dass der
                              									Farbenwechsel im Fenster auch noch von einem Glockenschlag begleitet wurde. Wird
                              									später der durch M geführte Stromkreis wieder
                              									geschlossen, verliert O den Halt bei v, weil diese Nase nach links ausweicht; die Scheibe
                              									macht neuerlich eine halbe Umdrehung und wird dann durch v und P gehemmt. Es ist nun das Fenster unter
                              									Begleitung eines Glockenschlages von Roth wieder in Weiss zurückgewandelt worden und
                              									überhaupt das ursprüngliche Verhältniss wieder hergestellt. Die bei diesen Aus- und
                              									Einlösungen vom Elektromagneten aufzuwendende Kraft beläuft sich auf kaum 60 g, ist
                              									also äusserst gering und leicht zu gewinnen. Das Laufwerk ist von einem Gewichte
                              									angetrieben, dem in der Regel eine Fallhöhe von 1 m gegeben wird, was bei der
                              									angewandten Uebersetzung von 1: 64 und dem Schnurtrommeldurchmesser von 60 mm
                              									genügt, um für 640 Auslösungen, also für 320 Züge mit dem einmaligen Aufziehen des
                              									Gewichtes das Auslangen zu finden. Damit aber das rechtzeitige Aufziehen des
                              									Laufwerkes nie vergessen werden könne, ist in dem Weg des Treibgewichtes eine
                              									Contactvorrichtung angebracht, welche vom niedergehenden Gewicht, sobald dasselbe
                              									eine gewisse Tiefe erreicht hat, thätig gemacht wird. Hierdurch erleidet die durch
                              										M gehende Leitung eine Unterbrechung, welche
                              									bewirkt, dass sich der Apparat selbsthätig auf Roth,
                              									d.h. in die gefahranzeigende Lage umstellt; gleichzeitig beginnt ein Alarmwecker zu
                              									läuten und läutet so lange, bis das Laufwerk wieder aufgezogen wird. Das ist die
                              									Anordnung, welche weiter oben als der erste Haupttheil der Verschlusseinrichtung
                              									bezeichnet wurde. Es werden übrigens auch derartige Apparate, welche gar keinen
                              									eigentlichen Verschluss enthalten, sondern bloss aus der eben geschilderten
                              									Controlzeicheneinrichtung bestehen, geliefert, um in den Dienstzimmern solcher
                              									Bahnhöfe aufgestellt zu werden, wo die Stationsbeamten fortlaufend darüber genau
                              									unterrichtet sein sollen, ob die mit Druckschienen versehenen Gleisstrecken frei
                              									oder besetzt sind.
                           Bei Apparaten, welche die Bestimmung haben, an Weichen- und Signalstellwerken
                              									angebracht und mit diesen verbunden zu werden, ist selbstredend der zweite
                              									Haupttheil von besonderer Wichtigkeit, allein auch die Zeichengebung erhält unter
                              									Umständen noch eine Vervollständigung, die vorerst noch Erwähnung finden möge. Es
                              									lässt sich nämlich in Anbetracht der grossen Mannigfaltigkeit der Stellwerke,
                              									namentlich mit Rücksicht auf die ungleiche Lage der Fahrstrassenschienen im
                              									Stellwerke, der Apparat häufig nicht so anbringen, dass die vordere Längsseite mit
                              									dem Scheibenfenster dem Stellwerkswärter zugewendet und gut sichtbar ist; in solchen
                              									Fällen bleibt dieses Fenster ganz weg und dafür wird dem Apparate eine eigene, von
                              									einem Röhrenständer getragene, mit einem halbrunden Fensterchen versehene
                              									Scheibentrommel beigefügt, in welcher eine halb weiss, halb roth bemalte
                              									Blechscheibe Z1 (Fig. 2 und 3) vermittels einer von
                              									der Welle W angetriebenen Kegelradübertragung s1
                              									s2
                              									s4
                              									s3 genau so bewegt
                              									wird, wie die Scheibe Z. Der Scheibe Z1 lässt sich
                              									ersichtlichermaasen ganz unabhängig von der Lage des Apparatkastens jede beliebige,
                              									für den Weichenwärter günstigste Stellung ertheilen.
                           Was endlich die Verbindung zwischen Fahrstrassenverschlussapparat und Stellwerk
                              									anbelangt, so überträgt der drehbare, einerseits an der Fahrstrassenschiene des
                              									Stellwerkes angelenkte, andererseits mit der Riegelschiene R des Apparates im Gabeleingriff stehende, zweiarmige Hebel H die Bewegung der ersteren auf die letztere derart,
                              									dass der Hub, welchen R erfährt, genau dem Hube der
                              									Fahrstrassenschiene entspricht. Die Riegelschiene R
                              									gleitet zwischen Führungsstücken, parallel zur Fahrstrassenschiene des Stellwerkes,
                              									und in ihrer Mitte ist oben eine prismatische Klinkenfalle Ausgeschnitten, wie es
                              									die Nebenzeichnung des Riegels R (Fig. 5) ersehen lässt.
                              									Ueber dieser Falle schwebt während der normalen Ruhelage der Verschlusshebel B2, das ist der eine
                              									durch ein Gewicht c (Fig. 2 und 5) belastete Arm eines um
                              									den Zapfen h drehbaren Stahllineals, das mit dem Ende
                              									des zweiten Armes B1
                              									unter den auf W sitzenden Daumen e greift, der dem Hebel B1
                              									B2 die in Fig. 2 dargestellte Lage
                              									aufzwingt. Wenn jedoch durch eine Stromunterbrechung die Auslösung des
                              									Scheibenlaufwerkes erfolgt, weicht der Daumen e zur
                              									Seite, weshalb sich B1
                              									hebt und B2 senkt, so
                              									dass sich das vordere Ende von B2 in den Falleneinschnitt des Riegels R legt und sonach jede weitere Verschiebung des
                              									letzteren so lange verhindert, als die Scheibe auf Roth eingelöst ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 310, S. 96
                              Lorenz' Sicherung.
                              
                           Würde später der in Betracht kommende Stromkreis wieder
                              									geschlossen, dann erfolgt die nächste halbe Scheibenumdrehung, wobei der Daumen e schon innerhalb der ersten 90° Drehung die Klinke B1
                              									B2 aushebt und mithin
                              									die festgelegt gewesene Riegelschiene R wieder
                              									freigibt. Es wird also die Fahrstrassenschiene am Stellwerk, welche doch nur bewegt
                              									werden kann, wenn auch der Riegel R frei beweglich ist,
                              									solange der Apparat Roth zeigt, d.h. solange als irgend einer der mit dem Apparate
                              									verbundenen Druckschienencontacte unterbrochen ist, keine Verschiebung erfahren
                              									können, und unter den angeführten Voraussetzungen wird sonach auch das Ziehen eines
                              									Fahrsignals überhaupt unmöglich sein. Etwas umständlicher geschieht die Verriegelung
                              									der gezogenen Fahrstrasse. Zu dem Ende wird die
                              									Riegelschiene R während ihrer Ruhelage durch die zwei
                              									an den Drehbolzen F1
                              									und F2 sitzenden
                              									Sperrklinken v1 und v2 (Fig. 3 und 5) festgehalten, deren
                              									richtigen Eingriff die zwischen zwei kleinen, auf den Achsen F1 und F2 angebrachten Armen eingespannte Spiralfeder k (Fig. 4) sichert. Auf den
                              									Drehbolzen Fq und F2 sitzen auch noch die
                              									Daumen s1 und s2, welche sich gegen
                              									ein schmetterlingförmiges Stück o1
                              									o2 lehnen, das auf
                              									einer Welle D festgeklemmt ist. Letztere dient als
                              									Drehachse für eine Steuerungskurbel S (Fig. 2 und 4), welche immer erstnach rechts oder
                              									links umgelegt werden muss, bevor die mit der Fahrstrassenschiene gekuppelte
                              									Riegelschiene E nach der der betreffenden Einfahrt
                              									entsprechenden Seite verschoben werden kann. Wird die Steuerungskurbel in gedachter
                              									Weise umgelegt, so trifft das Stück o1
                              									o2 (Fig. 4) den im Wege
                              									befindlichen Daumen s1
                              									oder s2, wodurch der
                              									Daumen gehoben und zugleich die betreffende Klaue v1 oder v2 (Fig. 3 und 5) ausgeklinkt und sonach
                              									der Riegel R einseitig freigegeben wird. Hierauf stellt
                              									der Stellwerkswärter den Fahrstrassenhebel des Stellwerkes und verschiebt die
                              									Fahrstrassen- und Riegelschiene in eine Endlage, womit die Weichen der
                              									Einfahrtstrasse in richtiger Stellung verriegelt worden sind. Hierbei ist der
                              									Verschlusshebel B2 über
                              									den in der Bewegungsrichtung der Riegelschiene R
                              									befindlichen Zahn hinweggeglitten und hinter demselben wieder eingeklinkt,
                              									demzufolge keine Zurückstellung des Riegels R mehr
                              									erfolgen kann. Bei der Verschiebung von E wurde aber
                              									auch der Zapfen einer Kurbel l2 (Fig. 2, 3 und 4) ein wenig gedreht,
                              									weil dieser Zapfen in einen bogenförmigen Schlitz r
                              									eingreift, der im Riegel R ausgeschnitten ist. Diese
                              									Drehung wird stets in demselben Sinne erfolgen, mag die Steuerungskurbel S rechts oder links umgelegt worden sein; für alle
                              									Fälle wird hierdurch ein auf dem anderen Ende der Kurbelachse sitzender Arm l1 gegen die Scheibe
                              										Z bewegt und demzufolge ein federnder Sperrarm 1 so verschoben, dass sein äusserstes Ende in den Kreis
                              										β, nämlich in den Weg des Scheibendaumens O gelangt. Ausserdem wurde gelegentlich der Umstellung
                              									der Steuerungskurbel, bezw. durch die Verschiebung von R auch noch ein an seinen beiden Enden kegelförmig zugespitzter Stift l (Fig. 2) aus dem
                              									gewöhnlichen Eingriffe in R herausgeschoben und dafür
                              									mit dem anderen Ende in ein an entsprechender Stelle des Steuerhebels S vorgesehenes Loch hineingedrückt, so dass auch dieser
                              									nicht mehr bewegt und also an der ganzen Anordnung nichts mehr geändert werden kann.
                              									Gelangt nun der einfahrende Zug auf eine Druckschiene, so erfolgt die schon mehrfach
                              									besprochene Auslösung der Scheibe Z und diese macht
                              									eine halbe Umdrehung, worauf sie durch den Daumen O und
                              										v (Fig. 2) angehalten wird.
                              									Durch diesen von einem Glockenschlag begleiteten Vorgang ist das Apparatfenster roth geworden. Verlässt das letzte Bad des Zuges die
                              									Druckschiene, so erfolgt auch wieder der Stromschluss und sonach die neuerliche
                              									Scheibenauslösung. Die Scheibe beginnt wieder ihre Umdrehung, kann aber diesmal
                              									nicht einen Weg von 180°, sondern nur von 90° machen, weil sie jetzt durch den Arm
                              										I angehalten wird, der früher gelegentlich der
                              									Verschiebung des Riegels R in den Weg des Daumens O gerückt worden war. Die Vierteldrehung der Scheibe
                              									hat jedoch hingereicht, dass der Verschlusshehel B1
                              									B2 hochgehoben und
                              									sonach die bestandene Sperrung des Riegels R behoben
                              									wurde; zugleich ist das Fenster halb roth, halb weiss geworden. Der Wärter erkennt
                              									durch dieses Zeichen, dass keine Druckschiene mehr von Fahrzeugen besetzt und dass
                              									im Apparate der Fahrstrassenhebel entriegelt ist; er kann den letzteren sonach in
                              									die Ruhestellung zurückbringen. Hierbei wird fürs erste der Riegel R in die Mittellage zurückgebracht; es senkt sich in
                              									Folge dessen der in den bogenförmigen Schlitz des Riegels R eingreifende Arm l2 und die kleine Drehung der Kurbelachse rückt 1 wieder aus dem Bereiche des Scheibendaumens O. Die Rückstellung des Fahrstrassenhebels
                              									veranlasst also eine neuerliche Auslösung der Scheibe, die nun erst die zweiten 90°
                              									ihres Weges vollendet und diesmal in normaler Weise durch den Daumen P angehalten wird; die Bückstellung bewirkt ferner,
                              									dass auch der durch eine Spiralfeder passend beeinflusste Stift l wieder aus dem Kurbelarm S heraus- und dafür in die Vertiefung des Riegels R zurücktritt. Stellt der Wärter schliesslich die Steuerungskurbel S gleichfalls in die Ruhelage zurück, so haben
                              									sämmtliche Theile die in Fig.
                                 										2 und 3
                              									dargestellte Normallage wieder gewonnen.
                           Zu dieser wesentlichsten Anordnung reihen sich noch einige weitere, unter welchen
                              									besonders jene hervorzuheben ist, welche es ermöglicht, die bei den laufenden
                              									Rangirbewegungen vorkommenden Befahrungen von Druckschienen wirkungslos zu machen.
                              									Zu dem Behufe trägt die Achse D (Fig. 2 und 4) der Steuerungskurbel
                              										S auf einem isolirten Mantel die Metallstücke q1 auf welchen die mit
                              									den Enden der Leitungsdrähte verbundenen Contactfedern u schleifen. Solange die Kurbelachse D sich
                              									in ihrer genauen Ruhelage befindet, sind, wie die schematische Darstellung der
                              
                              									betreffenden Stromwege in Fig. 6 ersehen lässt, durch
                              									den Umschalter die zu den Druckschienen S1 und S2 führenden Leitungen L1 und L2 unterbrochen und dafür die Batterie b über dem Elektromagneten M des Apparates kurz geschlossen; wird jedoch die Achse D rechts gedreht, dann hört der Kurzschluss über y2 auf und dafür findet
                              									der Batteriestrom einen geschlossenen Weg über die Erdleitung e1
                              									e3, dann über s2, L2, D, y1 und M. Ganz übereinstimmend geschieht die Einschaltung der
                              									Leitung L1, wenn die
                              									Steuerungskurbel nach links gelegt wird. So oder so erfolgt die Einschaltung
                              									unverzüglich, nachdem die Kurbelachse aus der Mittellage gebracht ist, und stets
                              									früher, bevor das Stück o1
                              									o2 (Fig. 4) den Sperrhaken
                              									des Riegels R aushebt, damit in dem Falle, als etwa zur
                              									Zeit noch Fahrzeuge auf den maassgebenden Druckschienen stünden, sofort der
                              									Verschluss im Apparate sich vollziehe, bevor noch die Fahrstrassenschiene
                              									freigemacht wurde. Um ein etwa irrthümlich oder überflüssig freigegebenes
                              									Einfahrtsignal wieder einziehen zu können, ist in dem zum Elektromagneten M gehenden Leitungsstück ein Unterbrechungstaster y1 eingeschaltet, mit
                              									dessen unter Bleiverschluss liegendem Druckknopf sich die Stromleitung bei jeder
                              									Umschalterlage unterbrechen lässt, worauf die Fahrstrassenschiene wieder entriegelt
                              									werden kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 310, S. 97
                              Fig. 6. Lorenz' Sicherung.
                              
                           Ist das mit einem Verschlussapparat in Verbindung gebrachte Einfahrtsignal in die
                              									Streckenblockirung mit einbezogen, so lässt sich der vorhergehende Blockabschnitt
                              									natürlich nur dann freigeben, wenn die Fahrstrassenschiene im Verschlussapparate
                              									ihre Mittellage richtig einnimmt. Um es nun bei sehr langen Güterzügen, deren Enden
                              									die Druckschienen nicht völlig überfahren können,nichtsdestoweniger zu
                              									ermöglichen, dass ein Folgezug über die vorhergehende Blockstrecke bis zum
                              									Einfahrtsignal vorgenommen werden könne, ist in der oben erwähnten
                              									Kurzschlusschleife ein gleichfalls mit Bleisiegel verschlossener Stromschliesser y2 (Fig. 6) eingeschaltet, durch dessen Bethätigung der
                              									Strom über M geleitet wird, obwohl die betreffende an
                              										D verbundene Leitung L1 oder L2 in s1 bezw. s2 durch den gedachten langen Güterzug unterbrochen
                              									bleibt. Durch das Niederdrücken des Handtasters y2 wird sonach die Fahrstrassenschiene in gezogener
                              									Stellung entriegelt und sie kann in die Mittelstellung zurückgebracht werden; nach
                              									Loslassen des Tasters y2 tritt wieder die Unterbrechung und das Zeichen Besetzt ein, welch letzteres sich erst dann in Frei verwandelt, wenn der Güterzug so weit vorgerückt ist, dass sich auf
                              									keiner Druckschiene mehr ein Fahrzeug befindet. Nach Befinden wird es sich leicht
                              									durchführen lassen, neben den Verschlussapparaten im Stellwerk auch noch einfache
                              									Controlapparate, wie sie eingangs schon in Betracht gezogen worden sind, im
                              									Dienstzimmer der Stationsbeamten einzustellen, wodurch die letzteren in die Lage
                              									gebracht wären, alle Vorgänge im Stellwerke und auf den Druckschienen des Bahnhofes
                              									direct zu beobachten. Ebenso bedarf es nur einer entsprechenden Verlängerung der
                              									Leitungen, um die beiden nur für aussergewohnliche Fälle vorgesehenen Taster y1 und y2 im Dienstzimmer der
                              									Stationsbeamten anzubringen und sonach deren Handhabung lediglich den letzteren
                              									vorzubehalten. Es erscheint schliesslich wohl auch der Fall nicht ausgeschlossen,
                              									dass man in Stationen, wo die Notwendigkeit der Anbringung von Druckschienen weniger
                              									geboten erscheint, weil der Stationsbeamte die Stellung der Züge gut übersehen kann,
                              									die geschilderten Fahrstrassenverschlüsse an den Stellwerken anbringen lässt, um sie
                              									mit Hilfe eines im Dienstzimmer angebrachten Contactes, dem natürlich auch
                              									Controlapparate der mehrmals erwähnten Anordnung beigegeben sein müssen, ebenso zu
                              									lenken, wie dies sonst durch die Druckschienenvermittelung selbsthätig geschieht.
                              									Bei dieser Verwendungsweise würden die Verschlussapparate an den Stellwerken
                              									gleichsam den Charakter von Stationsblockwerken annehmen und diese ersetzen
                              									können.
                           Der vom Verein Deutscher Eisenbahnverwaltungen mit einem
                              									Preise ausgezeichnete Fahrstrassenverschlussapparat der Firma C. Lorenz (Telegraphen- und Signalbauanstalt in Berlin)
                              									arbeitet ersichtlichermaasen bei jedem einfahrenden Zuge in allen Theilen mit,
                              									weshalb etwaige Mängel sofort zu Tage treten. Würde die Leitung zerstört oder der
                              									Ruhestrom unzulässig schwach, so tritt selbsthätig die Verriegelung der Stellung Besetzt ein. Die Anwendung von
                              									Fahrstrassenverschlussapparaten in Verbindung mit Druckschienen ermöglicht es, die
                              									Stellwerksbezirke wesentlich auszudehnen und lässt sonach unter Umständen an
                              									Personalkosten Ersparungen erzielen.