| Titel: | Faserstoffe.Neuerungen in der Papierfabrikation. | 
| Autor: | Alfred Haussner | 
| Fundstelle: | Band 310, Jahrgang 1898, S. 106 | 
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                        Faserstoffe.Neuerungen in der
                           								Papierfabrikation.
                        Von Prof. Alfred
                                 									Haussner, Brünn.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 85 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen in der Papierfabrikation.
                        
                     
                        
                           Die Langsieb-Papiermaschine.
                           
                              a) Das Langsieb.
                              Die fortgesetzte Steigerung der Siebgeschwindigkeit
                                 										(es werden letzter Zeit Zahlen von 130 bis 150 m als Geschwindigkeit in 1
                                 										Minute, also 2,5 m in 1 Sekunde genannt) erweckt selbst bei den Amerikanern
                                 										gewisse Bedenken, was schliesslich auch begreiflich ist. Die Anlagekosten
                                 										solcher Schnelläufer sind sehr hoch, ebenso wie der Arbeitsverbrauch, der bei
                                 										den neuesten amerikanischen Schnelläufern 150 bis 200  betragen soll.
                                 										Viele Papiermacher vertreten die Ansicht, welche vom theoretischen Standpunkte
                                 										manches für sich hat und welche dahin geht, dass die Güte des Papieres durch die
                                 										Eilarbeit leiden müsse, weil für die gute Verfilzung nicht hinreichend Zeit
                                 										gewährt wird. Rechnen wir hinzu den grösseren Verbrauch an Sieben, Filzen u.
                                 										dgl., welche öfter gewechselt werden müssen und sehr theuer sind, so kommt
                                 										man leicht zur Erkenntniss, dass durch solch ungeheure Geschwindigkeiten die
                                 										Kosten für das Kilogramm Papier kaum herabgedrückt werden können. Nur an
                                 										menschlicher Arbeitskraft im Verhältnisse zur Erzeugung in der Zeiteinheit (z.B.
                                 										19000 k Papier in 24 Stunden) lässt sich sparen, und das kann allerdings bei
                                 										schwierigen Arbeit er Verhältnissen ein stark ins Gewicht fallender Umstand
                                 										sein.
                              Die besonders bei grosser Geschwindigkeit stärk merkliche Abnutzung des theuren
                                 										Langsiebes wird begreiflicher Weise möglichst bekämpft. Es seien einige
                                 										Vorschläge in dieser Richtung hier angeschlossen.
                              Nach französischem Patent Nr. 250946 werden von M.
                                    											Wittwer die der Abnutzung besonders stark unterworfenen Ränder des
                                 										Langsiebes dadurch widerstandsfähiger gemacht, dass man an den Rändern stärkere
                                 										Drähte als Kettenfäden benutzt.
                              Die bekannte Firma Gottlieb Heerbrandt in Raguhn
                                 										verfertigt nach D. R. P. Nr. 94069 Metallsiebe, welche in gewisser Beziehung an
                                 										die sogen. Köpergewebe erinnern, weil einzelne Kettenfäden so laufen, dass sie
                                 										eine grössere Anzahl Schussdrähte über und nur vereinzelt solche unter sich
                                 										lassen. Dadurch soll derjenigen Seite des Gewebes, welche die auf einer
                                 										grösseren Länge flott liegenden Kettendrähte aufweist, und welche als Lauffläche
                                 										benutzt wird, eine grössere Berührungsfläche gegeben werden, wodurch bei sonst
                                 										ungeänderten Verhältnissen, insbesondere bei gleichbleibendem totalem
                                 										Auflagerdruck, der specifische Auflagerdruck und damit auch die Abnutzung
                                 										kleiner wird.
                              Um diejenige Stelle, wo die beiden Enden des ebenen Siebes zur Bildung eines
                                 										endlosen Siebschlauchs vereinigt werden, möglichst dauerhaft und doch thunlichst
                                 										gleichartig mit dem übrigen Siebe zu gestalten, wenden Thermann und Kleinfeld ein als Gebrauchsmuster geschütztes Verfahren
                                 										an, welches darauf hinausgeht, dass die Kettendrähte an den Enden auf eine
                                 										grössere Länge frei gelassen oder frei gemacht, hierauf wie die in einander
                                 										gefalteten Finger zweier Hände neben einander gelegt und endlich in die festen
                                 										Gewebetheile der gegenüber liegenden Siebbahnenden verflochten werden. Die
                                 										Festigkeit eines so hergestellten Stosses soll jene des Gewebes erreichen.
                                 										Allerdings dürfte aber doch dadurch eine etwas dichtere Stelle im Siebe
                                 										entstehen.
                              Manches kann zur Schonung des Siebes auch dadurch gethan werden, dass man die
                                 										Leitwalzen möglichst leicht gehend lagert. Es wurden schon in früheren Berichten
                                 										Angaben hierfür gemacht. Hier sei auch des französischen Patents Nr. 250359
                                 										gedacht, wonach Lhomme die Kugellager auch für
                                 										Leitwalzen an Papiermaschinen empfiehlt. Es ist ja unleugbar, dass durch gut
                                 										ausgeführte Kugellager leichterer Gang erzielbar ist. Aber ob solche Lager auf
                                 										die Dauer für Papiermaschinen, also in einer sehr feuchten Atmosphäre, geeignet
                                 										und ob sie für die schon hinreichend verwickelte Papiermaschine doch nicht zu
                                 										verwickelt sind, muss wohl erst die Erfahrung darthun.
                              Um die Neigung des Langsiebes zu regeln, wurde in D. p.
                                    											J. 1896 301 123 eine Vorrichtung von Ferd. Andres erwähnt, bei welcher durch Keile die
                                 										Siebstützen höher oder tiefer gestellt werden können. Im D. R. P. Nr. 91994 wird
                                 										nun ein Zusatz veröffentlicht, nach welchem derLeitwalzenrahmen
                                 										aufgehängt wird und die Träger für diese Aufhängung durch Schrauben in der
                                 										Höhenrichtung verstellt werden können. Diese Ausführungsart hat den Vorzug
                                 										besserer Zugänglichkeit.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 310, S. 107
                                 Fig. 53. Auffangen des Abwassers nach Eichhorn und Füllner.
                                 
                              Um das Abwasser des Siebes bequem auffangen zu können, besser als dies durch die
                                 										auf Holzbalken gelegten Tröge geschehen kann, welche auch schwer einzulegen und
                                 										wieder herauszubringen sind, schlägt Carl Eichhorn
                                 										in der Papierzeitung, 1896 S. 1839, eine praktische
                                 										Neuerung vor, welche auch von der Maschinenfabrik Füllner bei den von ihr gebauten Papiermaschinen benutzt wird. Unter
                                 										dem Siebe werden ⋃-förmige Rinnen a gebildet (Fig. 53), in welche das abtropfende Wasser durch
                                 										dachartig gelegte Ablaufbleche b geleitet wird. Von
                                 										den Rinnen a gelangt das Siebwasser in eine in der
                                 										Längsrichtung der Maschine laufende Sammelrinne, aus welcher eine Pumpe o. dgl.
                                 										das Wasser entnimmt. Die ganze Einrichtung ist ungemein einfach und leicht ein
                                 										und aus zu schieben.
                              
                           
                              b) Siebschüttelung.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 310, S. 107
                                 Fig. 54. Construction von Savery und Masson.
                                 
                              Der Nutzen, welchen die Siebschüttelung für das gute Verfilzen der Fasern dann
                                 										bietet, wenn sie der Natur des Stoffes angepasst wird, ist unbestritten (vgl.
                                 										weiter unten die Papierprüfung). Andererseits macht die mechanische Ausführung
                                 										der Rüttelung wieder neue Theile an der Maschine und eine eigenthümliche
                                 										Lagerung des Siebrahmens nothwendig, wodurch die Maschine verwickelter wird. Es
                                 										ist daher begreiflich, wenn man trachtet, das gute Verfilzen ohne Rütteln durch
                                 										einfachere Apparate zu erreichen, als es bei diesem möglich ist. Bis jetzt
                                 
                                 										allerdings ohne durchschlagenden Erfolg. Schon in früheren Berichten wurde
                                 										derartiger Bemühungen gedacht und auch jetzt hat Frank
                                    											F. Nicely nach U. S. P. Nr. 570949 den Vorschlag gemacht, durch einen
                                 										Flügelrührer zwischen zwei Linealen am Anfange des Langsiebes den dünnen Stoff
                                 										so sehr zu bewegen, dass die Fasern ganz durch einander, nicht bloss im Wesen
                                 										nach der Siebbewegung gestreckt auf dem Sieb verbleiben und sich verfilzen. Nach
                                 										dem zu schliessen, was über die thatsächliche Wirkung ähnlich arbeitender Theile
                                 										bereits bekannt ist, dürfte auch von diesem Patente nicht viel zu erwarten sein.
                                 										Viel Interesse erwecken zwei neue Constructionen, welche bezwecken, den
                                 										Siebrahmen so zu halten, dass die Registerwalzen u. dgl. in ihren Lagern
                                 										nicht ecken können. Es sind dies die Constructionen von Savery und Masson.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 310, S. 107
                                 Fig. 55. Construction von Savery und Masson.
                                 
                              Thomas H. Savery vereinigt nach U. S. P. Nr. 568211
                                 										die beiden Ständer aa1 des Siebtisches (Fig. 54, 55) durch einen kräftigen, unten dazwischen
                                 										gelegten Träger b, welcher schliesslich auch mit
                                 											aa1 zusammen,
                                 										ein einziges ⋃-Stück bildend, hergestellt werden kann, und stützt diesen
                                 										⋃-Rahmen auf Zapfen ff1 zweier gleich langer und parallel gestellter Hebel gg1. Die
                                 										Rüttelstange greift an dem Ende eines mit g zu
                                 										einem Winkelhebel vereinigten Armes g2 an, so dass durch die schwingende Bewegung,
                                 										welche beim Rütteln erzielt wird, das ganze System in die strichpunktirt
                                 										angedeutete Lage kommt, wobei, da aba1 einen steifen Rahmen bilden, die Stützen aa1 auch in der
                                 										neuen Lage lothrecht, also die auf den mit aa1 verbundenen Längsträgern cc1 angebrachten
                                 										Lager der Registerwalzen d und die Lager der
                                 										Brustwalze e wagerecht bleiben, während sonst, wenn
                                 											a und a1 beim Rütteln geneigt würden, auch die Lager
                                 										der verschiedenen Walzen sich schief stellen und die Walzenzapfen ecken müssen.
                                 										Wenn das auch bei den in der Praxis vorkommenden Fällen nicht gerade viel
                                 										ausmacht, so ist es doch immerhin genug, um gewiss störend zu wirken, besonders
                                 										wenn gestrebt wird, die Maschine rascher laufen zu lassen. Gerade dieser Umstand
                                 										fordert aber besonders dringend, dass die Traghebel gg1 verlässlich gelagert sind. In Fig. 54 und 55
                                 										sehen wir kräftige Drehungsachsen hh1 in geeigneten Lagern auf Platten ii1 angewendet und
                                 										die Lager gegenseitig durch die kräftige Stange j
                                 										versteift.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 310, S. 107
                                 Construction von Masson.
                                 
                              Andrew Masson hängt nach einem englischen Patente
                                 										den Siebtisch a (Fig. 56, 57) auf Blattfedern
                                 											e. An a werden
                                 										nämlich steife Stützen h bei i geschraubt, welche unten bei h1 ausgenommen und
                                 										zu Geradführungen gestaltet sind. In diese legen sich geeignete Fortsätze der
                                 										Platten e2, welche
                                 										durch Nieten e1 mit
                                 										den Blattfedern everbunden sind, die
                                 										durch Schrauben f fest mit dem Gestelle d zusammenhängen. Wenn durch die Stellschrauben h2, welche sich an
                                 										prismatische Körper e4 stützen, die richtige, wagerechte Stellung des Tisches a erreicht worden ist, werden die Platten e2 mit den
                                 										bezüglichen Federn e durch einen Verbindungsbolzen
                                 										fest an einander geschlossen. Wenn nunmehr der Siebrahmen a mit der Brustwalze b
                                 										und den Registerwalzen c geschüttelt wird, und zwar
                                 										in der Richtung senkrecht zur Zeichnungsfläche bei Fig. 57, so werden
                                 										nur die Federn e verbogen, die Stützen h bleiben lothrecht, die Walzenlager wagerecht, so
                                 										dass auch hier das Ecken der Walzen, welche mit dem Siebrahmen zusammenhängen,
                                 										nicht zu fürchten ist.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 310, S. 108
                                 Einstellbarkeit der Grösse der Schüttelung nach Hoffsümmer.
                                 
                              Zwei weitere Neuerungen beziehen sich auf die bequeme Einstellbarkeit der Grösse
                                 										der Schüttelung während des Ganges der Papiermaschine. G. Hoffsümmer in Düren baut nach D. R. P. Nr. 84765 die folgende
                                 										Construction. Die schwingende Bewegung geht aus von der Welle w (Fig. 58) mit dem
                                 										Kurbelzapfen g und wird mittels der Schubstange o, welche den Zwischenhebel b bei p erfasst, und der Stange n auf den bei f
                                 										ergriffenen Siebrahmen übertragen. Wenn man nur einerlei Hub des Siebtisches
                                 										anwenden wollte, so könnte der Angriffspunkt d der
                                 										Stange n am Hebel b
                                 										festgelegt sein. Um aber die beabsichtigte Veränderlichkeit im Hube des
                                 										Siebtisches herauszubringen, ist der Zapfen d
                                 										verstellbar gemacht. Weil die Länge von n
                                 										unveränderlich ist und um den Tisch für alle Hubgrössen nahezu um dasselbe
                                 										Mittel hin und her zu schwingen, ist der Hebel b
                                 										nach einem Bogen aus der Mitte von f gekrümmt. Die
                                 										innere Seite von b ist überdies gezahnt und greift
                                 										in diese Verzahnung ein Rädchen m ein, das durch
                                 										Handrad c gedreht werden kann und dessen Achse in
                                 										Laschen a verlagert ist, die den Hebel b (Fig. 59) seitlich
                                 										umfassen und auch die Lager für den Zapfen d der
                                 										Stange n enthalten. Wenn wir bei dieser Anordnung
                                 										an c drehen, so rollt das Rad m auf der Verzahnung von b und nimmt den Zapfen d mit, der also
                                 										weiter nach oben oder unten gerückt wird. Somit wird der Hebelarm, an welchem
                                 										die Stange n greift, und auch Rüttelung des bei f angeschlossenen Siebrahmens grösser oder kleiner.
                                 										Damit nun bei dieser immerhin ziemlich heftigen Bewegung d sammt Anhang wirklich unverändert an demjenigen Punkte bei b bleibt, wo man ihn haben will, so sehen wir gegen
                                 										rechts das Verbindungsklötzchen k, an welches sich
                                 											b lehnt, gegen links einen durch Schraube und
                                 										Handrad h einstellbaren Keil l angebracht, welcher durch die in i ihre Mutter findende Schraube an den Rücken von
                                 											b gepresst werden kann. Die Nabe des zweiten
                                 										Handrades h1 ist
                                 										als Gegenmutter gedacht.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 310, S. 108
                                 Fig. 60. Construction von Seddon.
                                 
                              Bei der Ausführung von Charles R. Seddou in Bury
                                 										nach U. S. P. Nr. 561529 ist viel Aehnlichkeit mit dem Principe der eben
                                 										beschriebenen Construction zu bemerken, nur ist bei Seddon der Drehungspunkt e des
                                 										Zwischenhebels b stellbar gemacht. Wir bemerken in
                                 										der Linearskizze (Fig. 60) bei k die Schubstange, von welcher die Rüttelung
                                 										ausgeht, b1
                                 										b2 ist der
                                 										Zwischenhebel, welchen k erfasst und der
                                 										seinerseits an den Siebrahmen a geschlossen ist.
                                 										Weiter unten ist der Zwischenhebel zu einer Schleife b3 ausgestaltet, welche den
                                 										Drehungszapfen e umschliesst. Das Lager d desselben gleitet in Führungen des Ständers f und enthält die Mutter für die stehende
                                 										Schraubenspindel c. Diese kann sich wohl drehen,
                                 										aber nicht verschieben, weshalb die geradlinige Bewegung von der Mutter d gemacht werden muss. Weil nun c von der Räderübersetzung gh, bezw. von der Kurbel i gedreht werden
                                 										kann, und zwar ganz unabhängig von den übrigen Theilen der Papiermaschine, so
                                 										kann auch das Hebelarmverhältniss im Zwischenhebel b1
                                 										b2 und damit die
                                 										Grösse der Schüttelung den Bedürfnissen auch während des Ganges der
                                 										Papiermaschine angepasst werden.
                              
                           
                              c) Saugapparate.
                              Anerkannt bleibt die günstige Wirkung der Saugapparate für die gute, allmählich
                                 										fortschreitende Entwässerung des Blattes, welches sich auf dem Siebe abgesetzt
                                 										hat. Unbeschadet der Vortheile, welche die Sauger solcher Art bieten, ist es
                                 										aber doch zu beklagen, dass die gewöhnlichen, bisher meist angewandten Sauger
                                 										deshalb ungünstig auf die Dauer des Siebes wirken, weil dieses stramm an der
                                 										Oberseite des Kastens vorüberstreift, worauf schon früher (vgl. 1894 294 32 und 1896 301 124)
                                 										hingewiesen wurde, und dadurch nicht unbedeutend abgenutzt wird. Der Grund liegt
                                 										darin, dass gleitende Reibungsarbeit geleistet wird. Diese ist aber abhängig von
                                 										dem Reibungscoëfficienten, dem Druck und der relativen Geschwindigkeit zwischen
                                 										dem Siebe und dem Sauger. An dem Reibungscoëfficienten ist praktisch, sofern man
                                 										überhaqpt thunlichst gute Ausführung voraussetzt, kaum viel zu ändern. Was den
                                 										Druck anbetrifft, so dürfen wir nicht vergessen, dass ein bestimmter
                                 										specifischer Druck für die beabsichtigte Entwässerung nothwendig ist, was durch
                                 										Versuche ermittelt worden ist. Für die Abnutzungsarbeit ist aber insbesondere,
                                 										unter sonst übrigens gleichen Umständen, der specifische Druck auf die
                                 										Auflagerfläche maassgebend und dieser wird bei gegebenem absolutem Drucke
                                 										kleiner, wenn die Auflagerfläche grösser wird. Fassen wir dies zusammen, so
                                 											ergebensich
                                 										etwa folgende Verhältnisse. Ist der mittlere specifische Druck p, welcher bei jedem Flächenelement wirksam sein
                                 										soll, um eben gleichmässig zu entwässern, und braucht man eine Fläche F = b . l dazu, um die durch Sauger überhaupt
                                 										mögliche Entwässerung zu erreichen, so ist der absolute Druck, welcher durch das
                                 										Saugen veranlasst wird: P = p . b . l, wenn b die Breite,
                                 											l die Länge des zu entwässernden Streifens
                                 										bedeutet. Ist nun F1
                                 										= b . l1 diejenige
                                 										Fläche bei den Saugern, wo das Sieb aufliegt, wobei also b wieder die Breite des zu entwässernden Streifens und l1 die Abmessung in
                                 										der Richtung des Sieblaufes anzeigt, so ist der specifische Auflagerdruck p1 bei den durch
                                 										das Sieb gedrückten Saugkastentheilen:
                              
                                 p_1=\frac{p\,\cdot\,b\,\cdot\,l}{b\,\cdot\,l_1}=p\,\cdot\,\frac{l}{l_1}.
                                 
                              Weil aber nach dem eben vorher Gesagten an p und l nicht viel
                                 										geändert werden kann, sofern man eben einen bestimmten Entwässerungsgrad
                                 										erreichen will, so bleibt nur l1 als eine Abmessung, welche offenbar den
                                 										obwaltenden Umständen gemäss möglichst gross gewählt werden muss, um p1 thunlichst klein
                                 										zu machen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 310, S. 109
                                 Fig. 61.
                                 
                              Aber noch in anderer Richtung als nur für die Reibung haben wir die Druckwirkung
                                 										zu beachten. Weil das Sieb a (vgl. die principielle
                                 											Fig. 61) durch das Eigengewicht, noch mehr
                                 										aber durch den äusseren Druck sich insbesondere in den Saugkasten b einsenkt, so wirken die Kanten cl
                                 										c2 unmittelbar
                                 										schabend, wenn das Sieb sich in der Richtung des gezeichneten Pfeiles bewegt.
                                 										Daraus folgt aber, dass wir annehmen können, die Siebe werden unter sonst
                                 										gleichen Umständen geringer abgenutzt werden, wenn die Zahl der schabenden
                                 										Kanten, wie c1 und
                                 											c2 geringer
                                 										wird. Wenn wir nur einen Saugkasten benutzen, so haben wir natürlich, wenn keine
                                 										Zwischenrippen angewendet werden, nur zwei solche Schabekanten c1
                                 										c2. Anders steht es
                                 										aber, wenn wir, um weitgehende Entwässerung zu erzielen, die früher erwähnte
                                 										Grösse l verhältnissmässig gross nehmen. Das kann
                                 										allerdings geschehen, indem man einen Saugkasten
                                 										hinreichend breit macht. Die Erfahrung zeigt aber, dass dann zur Entwässerung
                                 										doch nur ein schmälerer, ungefähr in der Mitte liegender Streifen der
                                 										Saugkastenoberfläche thatsächlich benutzt wird. Dies führte dazu, dass man heute
                                 										meist mehrere nicht zu breite Saugkästen hinter einander, durch einen
                                 										Zwischenraum getrennt, einbaut. Dadurch wird aber sofort die Zahl der oben
                                 										erwähnten, schabenden Kanten c vermehrt und zur
                                 										rascheren Abnutzung des Siebes Anlass gegeben, wie auch die Zahl der Randkanten,
                                 										welche dicht halten sollen, vermehrt wird. Weil es nun wohl mit Rücksicht auf
                                 										die obwaltenden Umstände als ausgeschlossen zu betrachten ist, dass tadellos
                                 										gedichtet wird, so muss desto energischer gesaugt, also bei einer Luftpumpe
                                 										desto energischer gearbeitet werden, je mehr zweifelhaft gedichtete Stellen
                                 										vorhanden sind. Dies kann nun vermieden werden, wenn man die Saugkästen ganz
                                 										zusammenschiebt, wie es bei der unten beschriebenen Construction von Kron der Fall ist.
                              Der dritte für die Abnutzung oben als maassgebend bezeichnete Punkt, die relative
                                 										Geschwindigkeit zwischen Sieb und Saugkasten, kann in seiner Bedeutung dadurch
                                 										herabgedrückt werden, dass man auch die Saugkastenoberseite in derselben
                                 										Richtung bewegt, wie das Sieb. Dafür wurden schon in früheren Berichten Lösungen
                                 										angegeben, und sollen auch weiter unten einige besprochen werden.
                              Rudolf Kron, Director der Maschinenbauanstalt in
                                 										Golzern, erhielt für die bereits oben andeutungsweise erwähnte, als Verbundsauger bezeichnete Construction das D. R. P.
                                 										Nr. 92230. Wir bemerken, dass hier drei Saugwannen abc sozusagen zusammengeschoben worden sind (Fig. 62, 63), wobei aber doch
                                 										aus jeder einzelnen der Wannen abc durch
                                 										Vermittelung von Rohren r und r1 gesaugt wird.
                                 										Weil es aber dabei unvermeidlich ist, dass das eine, aus a, b und c gebildete Stück ziemlich
                                 										schwer und auch schwer beweglich wird, so ist, um den ganzen Kasten leichter
                                 										beweglich zu machen, derselbe auf Schienen l
                                 										mittels Rollen t angeordnet. Diese Schienen l besitzen an vorher bestimmten Stellen Absätze, um
                                 										den Kasten auf den Schienen l sicher an jene Stelle
                                 										zu führen, wo das richtige Uebereinstimmen mit den Abfallrohren r1 statthat und
                                 										durch die Klappschrauben k endgültig abgedichtet
                                 										werden kann, welche am Maschinengestelle m
                                 										angebracht sind. In Fig.
                                    											63 erkennen wir auch, wie bei anderen Saugern, Schieber s, welche nach der Formatbreite einzustellen und in
                                 										jeder der Abtheilungen abc vorhanden sind. Die Fig. 64 bietet von dieser, auch
                                 										maschinentechnisch, ungemein sorgfältig ausgebildeten Construction ein
                                 										perspectivisches Gesammtbild, aus welchem der Zusammenhang der Sauger 1, 2, 3, 4 mit den Papiermaschinengestelltheilen
                                 										besonders deutlich zu entnehmen ist.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 310, S. 109
                                 Verbundsauger von Krön.
                                 
                              Von denjenigen Saugern, welche eine Bewegung in derselben Richtung wie das Sieb
                                 										bekommen, arbeitet der Sauger von Henry Fairbanks
                                 										und Howard Parker in St. Johnsbury nach D. R. P.
                                 										Nr. 85835 und U. S. P. Nr. 545788 mit ebenen Saugoberflächen. Wir bemerken in
                                 											Fig. 65, dass die Saugkästen i von verhältnissmässig kleiner Breite durch
                                 										Laschen l zu einer endlosen Kette an einander
                                 										geschlossen sind, welche durch eine Führung a und
                                 										ein ähnlich wie ein Kettenrad wirkendes Rad b
                                 										parallel zum Siebe bewegt werden; die Geschwindigkeit kann gleich gross jener
                                 										des Siebes genommen werden oder allenfalls ein wenig grösser, um zu vermeiden,
                                 										dass diejenigenPapierbahntheile, welche sich bei gleich grosser Geschwindigkeit der
                                 										Sangkästen und des Siebes immer über den Leisten der Saugkästen befinden, nicht
                                 										entwässert werden. So weit wäre es wirklich nicht übel. Etwas bedenklicher
                                 										dürfte aber die beabsichtigte Einrichtung sein, um wirklich, unbeschadet der
                                 										Bewegung der Saugkästen, aus ihnen zu saugen. Jeder Saugkasten i (Fig. 66) ist mit
                                 										einem elastischen, nachgiebigen und doch dem äusseren Druck widerstehenden Rohr
                                 											k verbunden, das in eines der Löcher n der sich drehenden Scheibe j reicht, welche sich luftdicht (wie, ist nicht
                                 										gesagt) an die feste Scheibe w schliesst. w besitzt oben eine Erweiterung v, aus welcher durch Rohr s abgesaugt wird. Weil nun v mit jenen
                                 										Löchern n communicirt, deren Saugkästen gerade oben
                                 										sind, und weil die Scheibe j entsprechend der
                                 										Bewegung der Saugkästen gedreht wird durch eine Räderübersetzung, welche in Fig. 65 angedeutet ist, so ist es immerhin
                                 										denkbar, dass der Apparat entsprechend wirken kann. Wie weit er im praktischen
                                 										Betrieb befriedigt, ist allerdings fraglich.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 310, S. 110
                                 Fig. 64. Verbundsauger von Kron.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 310, S. 110
                                 Fig. 65. Sauger von Fairbanks und Parker.
                                 
                              Nach dem U. S. P. von William C. Nash und Charles W. Baker sind in die Saugkästen m, über welche das Sieb e streicht (Fig. 67, 68), Walzen b1
                                 										b2 eingelegt,
                                 										welche sich oben dicht an das Sieb legen, unten durch die Kautschukplatte r, welche durch Schrauben l1
                                 										l2 u.s.w.
                                 										angedrückt wird, und seitlich durch Wände f (Fig. 68) berührt
                                 										werden, welche durch Bogen f1
                                 										f2 sich vollständig
                                 										dem Umfange von b1
                                 										und b2 anpassen,
                                 										wodurch allseits abgeschlossene Räume geschaffen werden, aus denen durch Stutzen
                                 											n1, die unten
                                 										in das Rohr n münden, gesaugt wird, so dass die
                                 										Papierstoffschicht d entwässert wird. Weil aber die
                                 										Walzen b durch einen Kettentrieb h bezw. die Räder i
                                 										und k mit einer Umfangsgeschwindigkeit gedreht
                                 										werden, welche nahe gleich jener des Siebes ist, so ist hier auch ein Hauptgrund
                                 										für die Abnutzung des Siebes weggefallen. r
                                 										versinnlicht die Deckelriemen, s die
                                 										Registerwalzen, q die Siebwalze, op sind die Gautschwalzen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 310, S. 110
                                 Fig. 66. Sauger von Fairbanks und Parker.
                                 
                              
                              
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 310, S. 111
                                 Sauger von Nash und Baker.
                                 
                              Statt des Saugkastens benutzt eine Saugwalze Marble D.
                                    											Keeney in Antioch nach U. S. P. Nr. 581731 und Nr. 581733. Beide
                                 										Ausführungen haben im Principe manche Aehnlichkeit, weshalb hier nur die zweite,
                                 										hauptsächlich für Langsiebmaschinen gebaute Ausführung berücksichtigt werde. Die
                                 										Saugwalze i (Fig. 70 bis 72) hat im ganzen
                                 										Umkreis, aber nur auf einen Theil der Länge die ersichtlichen Oeffnungen und
                                 										wird mittels des Riemens i1 der Siebgeschwindigkeit entsprechend gedreht.
                                 										Im Innern von i, dicht anschliessend, ist die feste
                                 										Trommel a mit Deckeln b und Löchern r und n, die sich jedoch nur in der Nähe des oberen
                                 										Scheitels von a vertheilt befinden. Aus dem Innern
                                 										von a wird aber durch den Rohrstutzen h gesaugt, so dass, abgesehen von der geringen
                                 										Zeit, während welcher dies für einen bestimmten Papierstreifen geschieht,
                                 										wirklich die Aufgabe, welche gestellt worden ist, erfüllt erscheint. Der
                                 										veränderlichen Breite des Papierblattes kann man sich auch anpassen. Wir sehen
                                 										Kautschukplatten f1, die durch Stücke j1 an die Innenwand von a dadurch gedrückt werden können, dass auf die Keilflächen von j1 schief
                                 										zugearbeitete Muttern f und g auf der mit Rechts- und Linksgewinde versehenen Schraubenspindel l einwirken. Dabei kann, wenn die Keilverbindung
                                 										etwas gelockert ist, einfach mit den nach aussen ragenden Theilen der Spindeln
                                 											c die Schraube l
                                 										nebst den sie tragenden und in Führungen d gerad
                                 										geführten Lagerstücken d1 eingestellt werden.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 310, S. 111
                                 Sauger von Keeney.
                                 
                              In eigenthümlicher Weise benutzt Horace A. Moses in
                                 										Mittineague die Saugkästen, um Papiere zu erzeugen, deren Ränder in jener
                                 										charakteristischen Weise ausgefranst und ungleichförmig sind, wie wir es beim
                                 										unbeschnittenen, geschöpften Papiere sehen können. Nach U. S. P. Nr. 574559
                                 										werden auf dem Langsiebe neben einander Streifen von Papier dadurch erzeugt,
                                 										dass mehrere Deckelriemen c (Fig. 73) wie sonst über Rollen f1
                                 										f2
                                 										f3 gehen und
                                 										geeignet gelegte Dämme n angebracht sind, welche
                                 										den Stoff zwischen die durch die Deckelriemen abgegrenzten Räume leiten. Die so
                                 										gebildeten Stoffstreifen gehen dann aber über zwei Sauger d und d1, von welchen d
                                 										ganz gewöhnlich eingerichtet ist, während d1 mehrere Abtheilungswände e besitzt, die so breit gehalten und so gelegt
                                 										sind, dass die Ränder der Stoffbahnen, welche von den Deckelriemen herkommen,
                                 										sich noch merklich auf die Zwischenwände (natürlich befindet sich aber noch das
                                 										Sieb dazwischen) legen, wodurch aber je ein schmaler Streifen an den Rändern der
                                 										Stoffbahnen wenig entwässert wird und die Papierbahnen, wenn sie getrocknet
                                 										worden sind, an den Rändern das oben erwähnte, bei Handpapier vorkommende
                                 										Aussehen zeigen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 310, S. 111
                                 Fig. 73. Sauger von Moses.
                                 
                              
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)