| Titel: | Faserstoffe.Neuerungen in der Papierfabrikation. | 
| Autor: | Alfred Haussner | 
| Fundstelle: | Band 310, Jahrgang 1898, S. 189 | 
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                        Faserstoffe.Neuerungen in der
                           								Papierfabrikation.
                        Von Prof. Alfred
                                 									Haussner, Brünn.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 173 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen in der Papierfabrikation.
                        
                     
                        
                           b) Kleben von Papier.
                           Das Auftragen von Klebstoffen auf Papier oder Pappe unterscheidet sich eigentlich in
                              									der Hauptsache nur durch das geänderte Auftragematerial von dem Streichen der
                              									Papiere mit Farbstoffen oder ähnlichen Körpern. Es sind demgemäss auch beim Kleben
                              									Vorrichtungen im Gebrauch, welche, wenig verändert, auch beim Färben von Papieren
                              									vorkommen können oder wirklich vorkommen. Wenn wir den weiter oben beschriebenen
                              									Apparat von Burchard vergleichen auf das Wesen der
                              									Sache mit dem hier zu besprechenden Apparat von F. E.
                                 										Jagenberg in Düsseldorf, D. R. P. Nr. 91110, so werden wir gewiss viel
                              									Verwandtes finden. In Fig. 118 ist g das mit Klebstoff gefüllte Gefäss, b dessen Boden. In die feinen Spalten s, welche zwischen diesem Boden und den Seitenwänden
                              									von g bleiben, zieht die Papierbahn d über die Walze wvon der Rolle e, welche sich in der Mulde m am Gestelle u befindet. Es können bei den
                              									Spalten s auch Schieber angebracht werden, um die
                              									Grössen von s zu regeln. Als besonders wichtig sieht
                              										Jagenberg den in der Höhenrichtung stellbaren
                              									Schieber a an, weil dann, wenn a hoch steht, von der Austrittskante s mehr
                              									Klebstoff abgestrichen, und wenn a tief steht, eine
                              									dickere Klebstoffschichte auf d bleiben wird. Dabei
                              									drückt die Feder f den Schieber a beständig in die Höhe, die Schraube c kann
                              									ihn aber herabziehen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 310, S. 190
                              Fig. 118. Apparat von Jagenberg.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 310, S. 190
                              Apparat von Zuber, Rieder und Co.
                              
                           Papier wird leicht hart und brüchig, wenn man es mit einem ununterbrochenen Aufstrich
                              									von Gummi oder auch von anderen Klebstoffen überzieht. Auch muss man ziemlich
                              									viel Wasser anwenden, wenn man den Gummi aus irgend welchen Gründen wieder
                              									ordentlich auflösen will. Um diesen Uebelständen zu begegnen, wollen Zuber, Rieder und Co. nach dem Französischen Patent Nr.
                              									252505 in ganz gleichartiger Weise vorgehen wie Gustav
                                 										Lemke in Berlin nach D. R. P. Nr. 87458. Der Klebstoff wird nicht
                              									ununterbrochen, sondern in verstreuten Punkten aufgetragen. Die Walze e (Fig. 119, 120) nimmt den
                              									Klebstoff aus dem Behälter f und überliefert ihn der
                              									Walze d, an deren Umfläche ein Schaber h anliegt. Es würde deshalb der Klebstoff wieder nahezu
                              									vollständig entfernt werden, wenn nicht die Walze d mit
                              									Vertiefungen ausgestattet wäre, in denen sich der Klebstoff noch hält. Auf den
                              									oberen Scheitel von d wird die von der Rolle a kommende Papierbahn geführt und durch die mit
                              									nachgiebigem Ueberzuge, z.B. mit Filz, überzogene Walze b angedrückt, durch den elastischen Andruck ist es ermöglicht, dass ein
                              									Theil des in den Vertiefungen von d befindlichen
                              									Klebstoffes an die Papierbahn übergeht, so dass diese, mit verstreuten
                              									Klebstoffpunkten versehen, so wie es die eingezeichneten Pfeile andeuten, weiter zur
                              									Trocknung zieht.
                           Ganz originell regelt F. H. Cloudmann in Cumberland
                              									Mills nach U. S. P. Nr. 579043 den Klebstoffzufluss auf eine Papierbahn. Er benutzt
                              									ein längsgeschlitztes Rohr, in dessen Inneres der Klebstoff geleitet wird und
                              									welches mit Hilfe von nach dem Durchmesser in derjenigen Ebene, welche parallel zur
                              									Berührungsebene längs der Spaltlinie geht, gelegten Schrauben mehr oder weniger
                              									klaffend gemacht werden kann.
                           Nach dem Kleben von Karton und Pappen werden Trockencylinder benutzt, an denen, ohne
                              									besondere Vorkehrungen, die Pappen gerne hängen bleiben, weil nicht selten der
                              									Klebstoff auch über die Ränder geht. Deshalb empfiehlt es sich, die Pappen nicht
                              									unmittelbar den Trockencylinder berühren zu lassen, sondern ein endloses Sieb oder
                              									einen endlosen Filz als Zwischenlage zu benutzen. Allerdings muss dann gute
                              									Regulirung und Spannung vorgesehen werden, sonst verläuft sich Sieb und Filz.
                           Wenn man Auftragwalzen für den Klebstoff anwendet, so ist es immerhin denkbar, dass
                              									sich der Klebstoff auf denselben verkrustet. Damit dies nicht so leicht geschehe,
                              									macht Joseph Heim in Offenbach a. M. nach D. R. P. Nr.
                              									84328 es so, dass er der Auftragwalze mehr Flüssigkeit zuführt als nothwendig ist
                              									und den Ueberschuss wieder zurückführt. Damit dieser nicht etwa seitlich abläuft,
                              									sind Schutzwände vorgesehen. Es steht nur zu befürchten, dass unter diesem
                              									Klebstoffüberschuss auch das Fabrikat zu leiden hat.
                           Viele Sorge hat schon das Kleben von gewissen Arten Zellstoffpapier verursacht. In
                              									der Papierzeitung, 1896 S. 958, wird berichtet, dass
                              									man mit Collodin gute Erfahrungen gemacht hat. Auch
                              									scharfsatinirtes Zellstoffpapier klebt man mit demselben so gut, dass beim Versuche
                              									zu reissen nicht die Klebestelle nachgibt.
                           Eine Lederimitation erzielt Otto
                                 										Stephan in Berlin nach seinem patentirten Verfahren dadurch, dass vorerst
                              									gewöhnliches, aber weiches Papier mit festem Papier überklebt wird, welches die
                              									gewünschte Farbe besitzt. Nach dem Trocknen stäubt man mit einer Mischung vonAlaun und
                              									Seifenpulver oder auch mit Fetten ein und presst hierauf zwischen Walzen oder
                              									Platten, von welchen diejenige, welche die imprägnirte Seite des Papieres berührt,
                              									geheizt ist. Statt einzustäuben, kann man auch mit entsprechender Flüssigkeit
                              									tränken, welche zwischen den geheizten Presstheilen unter geringem Druck langsam zu
                              									verdampfen ist. Vgl. 1896 301 195.
                           Auch Blechtafeln und Holz werden mit Papier beklebt. Bei ersteren wird als
                              									Klebemittel aber Käsequark und gelöschter Kalk verwendet und damit so guter Erfolg
                              									erzielt, dass man sogar Wandtafeln verlässlich herstellen kann, wie A. C. Lemcke in Cassel im D. R. P. Nr. 92910 angibt.
                              									Die Zinkblech- o. dgl. Tafeln werden beiderseits an einer kräftigen Pappe mit Quark
                              									und Kalk unter gehörigem Druck befestigt.
                           Bei den hinterklebten Holzfourniren nach D. R. P. Nr. 71745, 77843 und 78185 von der
                              										Actiengesellschaft für Cartonnagen-Industrie wird
                              									von einem sich drehenden Holzstamme durch ein feststehendes Messer nach der
                              									Mantelfläche ein endloses Fournirband abgenommen; nachdem das Holz schon früher
                              									einen Klebstoff aufgebürstet erhalten hat, vereinigt sich eine an die Umfläche
                              									geleitete und etwa einen Quadranten umspannende Papierbahn gut mit dem Fournire.
                              									Solche holzfournirte Pappe kann durch Imprägnirung durchaus widerstandsfähig gegen
                              									Witterungseinflüsse, gegen Feuchtigkeit überhaupt, gemacht werden; sie lässt sich
                              									gut poliren und hält die Politur sehr gut. Vgl. auch Papierzeitung, 1896 S. 1872.
                           Ganz interessant ist ein schwer zerreissbares Löschpapier, welches von L. F. Dobler in Paris nach D. R. P. Nr. 87282
                              									hergestellt wird. Es wird nämlich mit einer schwer zerreissbaren Unterlage, z.B. mit
                              									Gewebe oder Karton, ein Löschpapier mittels eines in Wasser unlöslichen Klebstoffes
                              									verbunden, z.B. Kautschuk, Harze, Guttapercha. Wenn man letztere nimmt, so kann man
                              									zwischen Unterlage und Löschpapier ein Guttaperchablatt einlegen und das Ganze unter
                              									Wärme pressen. Die so erzeugten Löschpapiere eignen sich besonders zum Copiren von
                              									Briefen, weil die Feuchtigkeit dann keinen so schädlichen Einfluss übt.
                           Eine Pappe, bei welcher ohne künstliches Klebemittel, nur durch die natürliche
                              									Adhäsion des noch feuchten Stoffes, ein in der Mitte der fertigen Pappe liegendes
                              									Gewebe mit dem Papierstoff verbunden und ein ungemein widerstandsfähiges Product
                              									erzielt wird, erzeugt Gustav Siegel in Oberau nach D.
                              									R. P. Nr. 92645. Auf der Formatwalze f (Fig. 121 bis 123) wird die Pappe,
                              									wie sonst üblich, zu wickeln begonnen. Während dies geschieht, läuft das Röllchen
                              										r am einen Ende des Winkelhebels h in der tieferen Nuth r1 einer mit zwei Nuthen r1 und r2 ausgestatteten
                              									Scheibe d0, welche auf
                              									derselben Achse, wie die Formatwalze f sitzt. Wenn aber
                              									die in r1 befindlichen
                              									Daumen d an die Rolle r
                              									heranrücken, so wird r und damit auch der Winkelhebel
                              										h1, auf der Welle
                              										w, weggedrückt, der andere Arm h2 mit dem Messer s1 gehoben, so dass
                              									zwischen s1 und s2 ein
                              									Zeug-(Gaze-)streifen quer abgetrennt wird, der von der Rolle g kommt. Dieser wird nun von der Walze a,
                              									welche durch Gegengewicht g1 am Winkelhebel b1
                              									b2 an die Umfläche der
                              									Formatwalze, bezw. an den bereits gebildeten Pappentheil gedrückt wird, erfasst, auf
                              									die Formatwalze gewickelt und solcherart in die Pappe eingebettet. Mittlerweile
                              									ist die Rolle r, veranlasst durch den Federzug in die
                              									seichtere Nuth r2 der
                              									Rolle d0 gekommen,
                              									wodurch der Hebelarm h1
                              									beständig verhältnissmässig weit von der Rolle d0 und der Arm h2 hoch gehalten wird. Am Ende von h2 ist aber die etwas
                              									verstellbare Walze t1
                              									gelagert. Ist nun h2
                              									hoch gehalten, so wird t
                              									1 , welche von der Format walze aus durch Riemen
                              									angetrieben wird, auf die durch Brett b0 auf den unteren, festgelagerten Leitwalzen t2 und t3 gehaltene Gaze nicht
                              									einwirken; diese bleibt ruhen, während neue Stofflagen das bereits abgetrennte Stück
                              									Gaze auf der Formatwalze überdecken. Ist diese Ueberlage stark genug geworden, was
                              									allenfalls eine Klingel anzeigt, so wird die Pappe abgelöst und dann das Röllchen
                              										r mittels des Handgriffes h0 wieder in die tiefere Nuth r1 gerückt. Dadurch
                              									senkt sich aber der Hebelarm h2 so viel, dass t1 auf die Gaze drückt, die auf t2 und t3 liegt. Die Gaze wird
                              									mitgenommen, durch das nun offene Scherenmaul s1
                              									s2 geführt zu den
                              									Walzen a und f, worauf
                              									dann, wenn die Daumen d wirken, das oben geschilderte
                              									Spiel sich wiederholt. Es geht ohne weiteres, durch sinngemässe Wiederholung des
                              									beschriebenen Verfahrens, auch zwei Gewebeeinlagen, z.B. in dickere Pappen, zu
                              									geben. Vorliegende Muster zeigen, dass die Gaze so fest mit dem Papierstoff
                              									verbunden ist, dass sie unbeschädigt nicht gelöst werden kann. Dadurch steigt aber
                              									die Anwendungsfähigkeit der mit Recht als spröd verrufenen Holzpappe ungemein; denn
                              									sie lässt sich in der neuen Art scharf biegen, dünnere Sorten können sogar ohne
                              									Bruch gefalzt werden. Selbstverständlich kann die Pappe auch nach aussen, wie andere
                              									Pappe, mit Papier beklebt werden, wodurch auch das äussere Ansehen der neuen Pappe
                              									beliebig zu gestalten ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 310, S. 191
                              Pappemaschine von Siegel.
                              
                           
                        
                           c) Wasser- und fettdichte
                                 										Papiere.
                           Für das echte Pergamentpapier wird als Rohstoff bestes
                              									Baumwollpapier in der Regel genommen. Bei dünnen Sorten kann man aber selbst bis 15
                              									Proc. Leinen hinzugeben. Selbst mit 30 Proc. Natron-Zellstoffzusatz ist schon ganz
                              									vorzügliches Pergament erzeugt worden. Sehr wichtig erweist sich peinliche Sorgfalt
                              									bei der Herstellung des Rohpapieres. Gleichmässige Mahlung zu röschem Zeug im
                              									Holländer, Fernhalten des Schaumes auf derPapiermaschine, weil Schaumflecken das Papier zur
                              									Osmose unverwendbar machen, absolute Reinheit des Siebes, besonders von
                              									Schmierflecken, schwache Pressung und langsame Trocknung sind hervorragend zu
                              									beachten.
                           Manche Anstände verursacht die Säure, welche zum Pergamentiren nothwendig ist.
                              									Besonders mit den Abwässern, welche noch freie Säure enthalten, ist es schwer,
                              									fertig zu werden. In England ist in Folge der sehr strengen Abwassergesetze schon
                              									seit Jahren kein echtes Pergamentpapier erzeugt worden, obgleich von England diese
                              									Fabrikationsmethode ausgegangen ist. Beachtenswerth ist deshalb das britische Patent
                              									des Chemikers John S. Rigby in Wavertree, welcher der
                              									Schwefelsäure in den Abwässern der Pergamentpapierfabriken durch Abstumpfung
                              									beikommen will. Die durch Abpressen der Pergamentpapierbahn erhaltene (noch
                              									verhältnissmässig starke) Säure soll zur Höhe von mit Magnesit gefüllten Thürmen
                              									gepumpt und schwefelsaures Magnesium, das verkaufsfähig ist, gebildet werden. Die
                              									sehr verdünnten Abwässer sollen mit Chlorcalcium behandelt werden, das als Abfall
                              									bei Grossbetrieben zurückbleibt, wodurch man Gyps in fein vertheilter Form
                              									bekommt.
                           Vorsichtig muss man mit dem nicht selten beim Pergamentpapier angewendeten Glycerin
                              									sein. Es macht dieses das Papier wohl geschmeidiger, aber auch wasseranziehend,
                              									weshalb es z.B. zum Einwickeln von Eisenwaaren dann nicht geeignet ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 310, S. 192
                              Fig. 124. Vorrichtung zum Auftragen von Glycerin auf Pergamentpapier.
                              
                           Wenn aber Glycerin an das Pergamentpapier gebracht werden soll, so kann dafür eine
                              									ähnliche Vorrichtung benutzt werden, wie sie schon ähnlich für das Papierfärben
                              									beschrieben worden ist. Das noch feuchte, bereits pergamentirte Papier geht von der
                              									Rolle r (Fig. 124) über
                              									einen Trockencylinder c, wodurch es einen Theil seiner
                              									Feuchtigkeit verliert, angewärmt und geeignet gemacht wird, Glycerin aufzunehmen.
                              									Dann taucht das Papier, um die Leitwalze l gehend, in
                              									den Trog b mit Glycerin, worauf es zur Walzenpresse ww1 empor steigt, um
                              									von dem Glycerinüberschuss befreit zu werden, der nach b wieder zurückläuft. Die Walzen ww1 besorgen auch die Bewegung der Papierbahn.
                           Um hydrocellulosehaltiges Papier, also Pergament- und Pergamynpapier, vollständig
                              									wasser- und fettdicht zu machen, schlägt die Chemische
                                 										Fabrik auf Actien (vorm. E. Schering) in
                              									Berlin im D. R. P. Nr. 86938 vor, das Papier mit einer Lösung von Pyroxylin zu
                              									tränken. Als Lösungsmittel werden Methylalkohol, Essigäther u. dgl. empfohlen. Wenn
                              									man dann das Lösungsmittel abdunstet und allenfalls wiedergewinnt (vgl. weiter
                              									oben die Vorrichtung von Flemming und Grousilliers), so
                              									bildet das Pyroxylin eine mit dem Papier so fest verbundene Schicht, dass sie sich
                              									im Wasser nicht mehr ablöst. Bei starkem, hartem Papier kann man den Vorgang dadurch
                              									unterstützen, dass man das Papier vor der Anwendung des Pyroxylins mit
                              									Kupferoxyd-Ammoniak behandelt Das solcherart gewonnene Papier eignet sich zu
                              									photographischen Zwecken, aber auch als Verpackungspapier für fettige und selbst
                              									säurehaltige Stoffe.
                           In anderer Weise will J. Ch. Kaye in Wakefield nach
                              									englischem Patent Nr. 1768/1895 ein Papier erzeugen, welches gut für feuchte und für
                              									fette Waaren geeignet ist. Pergament- und Packpapier werden zusammengeklebt, durch
                              									Kalanderwalzen geführt und dann in Bogen geschnitten. Man gewinnt solcherart Bogen,
                              									welche auf jeder Aussenseite die Eigenschaften des betreffenden Papieres besitzen
                              									und die Festigkeit beider Papierlagen vereinigen.
                           Schon weiter oben, bei der Besprechung eines gestrichenen Papiers von Scheufelen wurde auch die Wirkung des Formaldehyds zur
                              									Erzielung von Wasserdichtigkeit gestreift. Die Internationale Verbandstoff-Fabrik verwendet nun nach dem französischen
                              									Patent Nr. 255769 „Formol“, dessen hier als wirksam zu betrachtender
                              									Bestandtheil wohl das Formaldehyd ist, um thierisch geleimtes Papier wasserdicht zu
                              									machen, das dann überdies Temperaturen von 130° C., ohne zu erweichen, aushalten
                              									soll. Auch die Chemische Fabrik auf Actien (vorm. E. Schering) macht Papier und Gewebe dadurch
                              									wasserdicht, nach D. R. P. Nr. 88114, dass diese mit Leim- oder Gelatinelösung
                              									getränkt und hierauf den Dämpfen oder Lösungen von Formaldehyd ausgesetzt
                              									werden.
                           Dass man auch Sulfitablauge zum Wasserdichtmachen vorgeschlagen hat, wurde bereits
                              									1896 308 193 erwähnt.
                           Andere Verfahren, welche auf denselben Endzweck „Wasserdichtigkeit“
                              									lossteuern, diesen Zweck aber auf andere Weise, nicht durch Veränderung der Fasern
                              									erreichen, seien im Anschluss erwähnt. Wilhelm Döhn und
                              										Franz Grimm in Berlin erzeugen nach D. R. P. Nr.
                              									93531 einen Karton mit einer wasserdichten Zwischenlage, um zu verhindern, dass beim
                              									Aufkleben, z.B. von Photographien, auf den Karton, dieser sich durch die im
                              									Klebstoffe enthaltene Feuchtigkeit ausbauche. Als solche Zwischenlagen werden
                              									Metallfolie, lackdurchtränktes Papier u. dgl. eingefügt, nachdem die Zwischenlagen
                              									durch Bestäuben mit einer alkoholischen Lacklösung und einem wässerigen Klebmittel
                              									klebfähig gemacht worden sind.
                           Lewis G. Reynolds erhielt durch U. S. P. Nr. 559605 eine
                              									Vorrichtung geschützt, welche die Schwierigkeiten beim Paraffiniren von Pappe
                              									beheben soll, die bisher nur mehr oberflächlich paraffinirt wurde, nach dem neuen
                              									Verfahren aber offenbar etwas weiter ins Innere mit Paraffin versehen werden soll.
                              									Pappe ist doch einigermaassen steif und kann daher nicht so wie Papier durch ein Bad
                              									gezogen werden. Dem wird hier dadurch gesteuert, dass man die Pappe m (Fig. 125) nur durch
                              									eine flache Wanne c führt, an deren Boden sie durch den
                              									Stab g niedergedrückt wird, c enthält nun Paraffin, welches sich indirect, durch die Pappe selbst, aus
                              									dem mit geschmolzenem Paraffin gefüllten Gefäss b
                              									erneuert, in welches eine Heizschlange die nothwendige Wärmezuführt. Die Unterwalze a1 der Presse taucht
                              									bis etwa zur Hälfte in den Behälter b, nimmt Paraffin
                              									mit und gibt sie an die Pappe m ab, wobei durch den
                              									Druck von Seite der Oberwalze a der Paraffinüberschuss
                              									entfernt und in den flachen Behälter c geleitet wird.
                              									Weil nun die Pappe in das in m befindliche Paraffin
                              									eintaucht, so werden beide Seiten der Pappe mit Paraffin versehen, welches, auch
                              									durch den Walzendruck befördert, in die Pappe eindringt, während das, was endgültig
                              									zu viel ist, über den Rand von c nach dem Behälter b zurückgeht. Die Führungsfinger h, welche als Abstreifer wirken, leiten die
                              									paraffinirte Pappe auf das Transportband l, welches die
                              									Pappe an den Verbrauchsort bringt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 310, S. 193
                              Fig. 125. Reynolds' Vorrichtung zum Paraffiniren von Pappe.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 310, S. 193
                              Fig. 126. Muller's Vorrichtung zum Eintauchen der Dachpappe in Theer.
                              
                           Wie weich und schmiegsam übrigens Papier durch die richtige Behandlung mit Paraffin
                              									werden kann, zeigt das D. R. P. Nr. 91068 von J. C. M.
                                 										Lauchlin und A. A. Hand in New York. Die
                              									Erfinder sprengen das Papier mit einer Lösung von Paraffin in Gasolin ausgiebig ein
                              									und legen das Papier (bestes Sulfitpapier) so zusammen, als ob man es auswinden
                              									wollte. Das thut man thatsächlich, während man es durch Walzen gehen lässt und zwar
                              									wiederholt. Um eine geschmeidige Oberfläche zu gewinnen, kann man das Papier
                              									zwischen erwärmten Walzen durchgehen lassen und bekommt so schliesslich ein weiches
                              									leder- oder gewebeähnliches Product.
                           Auch die Dachpappe ist zu den wasserdichten Papiersorten
                              									zu rechnen. Richard Müller in Eberswalde gibt im D. R.
                              									P. Nr. 84288 eine Vorrichtung an, welche es gestattet, die Pappe bequem in Theer
                              									einzutauchen und dann herauszuheben. Der Apparat besteht aus einem festen, mittels
                              									Rollen r fahrbaren Rahmen von Profileisen a (Fig. 126), in welchem
                              									sich seitlich gelagerte Wälzchen b in geringen
                              									Abständen von einander in beliebig vielen über einander angeordneten Reihen
                              									befinden. In jeder Reihe entsteht dadurch eine gegen die Mitte des Rahmens
                              									ansteigende Walzenstrasse, auf welcher die zu theerende Pappe ruht. Das Einführen
                              									derselben in den Apparat besorgen Ketten, welche auf den Walzen b in jeder Reihe aufliegen, an den Enden aus dem
                              									Apparate heraushängen und Klemmen zum Festhalten der Pappe besitzen. Diese Klemmen
                              									fassen nun die einzuführende Pappe, welche durch Zug auf der entgegengesetzten Seite
                              									(gegenüber den Klemmstellen) in den Apparat gezogen wird.
                           Ist dergestalt der Apparat mit Pappe gefüllt, so wird er in einen heizbaren und mit
                              									heissem Theer gefüllten Behälter gesenkt, wobei die aus der Figur ersichtlichen
                              									Ketten q dienstbar sind. Die Vorrichtung, an welche der
                              									Rahmen a gehängt ist, kann ein Krahn o. dgl. sein, der
                              									nach dem Tränken der Pappe auch zum Herausheben derselben, sowie dazu verwendet
                              									werden kann, den Rahmen sammt der Pappe, neben dem Tränketrog, in einen
                              									Abtropfkästen zu bringen. Dort fliesst der überschüssige Theer ab, was noch durch
                              									den gegen die Mitte ansteigenden Aufbau des Rahmens a
                              									befördert wird. Um die Pappe dann leicht aus dem Apparate zu nehmen, können die drei
                              									äussersten der Walzen b entfernt werden, indem man ihre
                              									Lager umklappt, wie rechts angedeutet, und die Walzen dann herauszieht. Die Enden
                              									der Pappen hängen dann, wie auch rechts zu ersehen ist, heraus und können von einem
                              									herangeführten Walzenpaar e gefasst und über einen mit
                              									Sand gefüllten Behälter f geleitet werden, durch den
                              
                              									die Pappe auf der Unterseite mit Sand versehen wird, während von oben, aus dem
                              									trichterartigen Gefäss g, ebenfalls Sand gestreut und
                              									dann die Pappe gerollt wird.
                           Es sind bedeutende Mengen solcher Pappe, welche als Dachpappe verbraucht werden.
                              									Durch Imprägniren mit Theer wird dabei allerdings Wasserdichtigkeit erzielt. Um
                              									jedoch höhere Widerstandsfähigkeit gegen Witterungseinflüsse zu erzielen, werden
                              									auch noch Asphalt, Harze, Pech u. dgl., und manchmal auch, um die Feuersicherheit
                              									der Pappe zu erhöhen, Wasserglas zugesetzt, und zwar werden diese Stoffe in der
                              									Regel mit der eigentlichen Imprägnirungsmasse, mit dem Theer, gemengt und solcherart
                              									in das Papier gebracht. Es hat etwas für sich, wenn A. W.
                                 										Andernach in Beuel a. Rh. im D. R. P. Nr. 92308 dieses Vorgehen als eine
                              									Vergeudung bezeichnet, weil ja die an zweiter Stelle genannten Mittel hauptsächlich
                              									an der Oberfläche wirken sollen. Deshalb gibt Andernach
                              									eine Vorrichtung an, durch welche die Rohpappen zuerst mit Theer imprägnirt und dann
                              									beidseitig oder auch nur einerseits Einzelschichten jener Stoffe folgen, durch
                              									welche die Widerstandsfähigkeit der Pappen gegen die erwähnten Einflüsse erhöht
                              									wird. Die Vorrichtung lehnt sich ganz an bereits beschriebene, ähnlichen Zwecken
                              									dienende an; nur sind die Einzeltheile dem besonderen Zwecke entsprechend
                              									gruppirt.
                           Recepte für das Fettdichtmachen wären noch folgende: W. Bush Shober und H. Maas
                                 										Ulimann geben im U. S. P. Nr. 570965 an, dass zum Fettdichtmachen von aus
                              									Holzstoff gepressten Schüsseln u. dgl. genügt das Eintauchenderselben in eine Mischung
                              									aus 1 Gew.-Th. Leim auf 8 bis 12 Th. Wasser und 1 Gew.-Th. Alaun auf 10 Th. Wasser,
                              									welche Lösungen zu gleichen Theilen zu mischen sind. Das Publishing, Advertising and Trading Syndikate gibt im D. R. P. Nr. 94230
                              									an, dass für den genannten Zweck Papier mit einer Lösung zu tränken sei, welche aus
                              									1 k Collodium auf 8 k Holzgeist gebildet und mit 0,3 bis 1,0 l Ricinusöl versehen
                              									worden sei. Oscar Tietze in Eatingen sagt im D. R. P.
                              									Nr. 89276, dass solches Papier sehr geschmeidig werde, wenn Ricinusöl oder ein
                              									Gemisch desselben mit anderen Fetten und etwas Harz vollständig verseift und das
                              									Product mit Wasser verdünnt zum Imprägniren des Papier es verwendet werde.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)