| Titel: | Die Gaskraftmaschinen auf der II. Kraft- und Arbeitsmaschinen-Ausstellung zu München 1898. | 
| Autor: | Fr. Freytag | 
| Fundstelle: | Band 311, Jahrgang 1899, S. 71 | 
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                        Die Gaskraftmaschinen auf der II. Kraft- und
                           								Arbeitsmaschinen-Ausstellung zu München 1898.
                        Von Prof. Fr.
                                 								Freytag.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 53 d.
                           								Bd.)
                        Die Gaskraftmaschinen auf der II. Kraft- und
                           								Arbeitsmaschinen-Ausstellung zu München 1898.
                        
                     
                        
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 311, S. 71
                              Fig. 18. Neuester Motor der Motorenfabrik Werdau.
                              
                           Bei den neuesten Motoren der Motorenfabrik Werdau,
                                 										A.-G., wird, wie aus Fig. 18 ersichtlich,
                              									auch das Auslassventil t vom Cylinderkopf und zwar
                              									senkrecht unter dem hier über Cylindermitte liegenden Einlassventil i angeordnet. Die Bethätigung der Ventile t und i, wie auch des
                              									Gasventils l ist auf der Abbildung zu erkennen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 311, S. 71
                              Fig. 19. Diagramm einer neueren Gasmaschine für 9 HP Bremsleistung.
                              
                           Sämtliche Lager sind Ringschmierlager. Zur Schmierung des Kurbelzapfens dient
                              									ebenfalls eine Ringschmierung (Zentrifugalschmierung), während die Schmierung des
                              									Cylinders durch einen Kompressionsöler ohne Ventile oder Federn erfolgt.
                           Den überaus günstigen Arbeitsvorgang in einer derartigen neueren Gasmaschine für 9,2
                              									 Bremsleistung veranschaulicht das Diagramm Fig.
                                 										19.
                           
                              
                                 
                                    
                                    Gattung
                                    
                                 Cylinder-durch-messer
                                 Kolben-hub
                                 Min.Umdr.
                                 HöchsteBrems-leistung
                                 
                              
                                 mm
                                 mm
                                 HPe
                                 
                              
                                 1 stehender Gasmotor von 1 , Modell AV
                                 120
                                 190
                                 220
                                   1,45
                                 
                              
                                 1 liegender Gasmotor von 4 , Modell C
                                 170
                                 340
                                 160
                                   4,80
                                 
                              
                                 1 liegender Gasmotor von 8 , Modell DVI
                                 215
                                 400
                                 180
                                 10,00
                                 
                              
                                 1 liegender Petroleummotor von 2 , Mo-   dell
                                    											G
                                 130
                                 230
                                 240
                                   3,00
                                 
                              
                                 1 liegender Benzinmotor von 4 , Modell FI
                                 170
                                 340
                                 160
                                   5,18
                                 
                              
                           
                           Die Dresdener Gasmotorenfabrik vorm. Moritz Hille
                              									in Dresden hatte die in der vorstehenden Tabelle mit ihren Hauptabmessungen und
                              									höchsten Bremsleistungen aufgeführten Motoren ausgestellt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 311, S. 72
                              Fig. 20. Stehender Gasmotor von 1 HP, Modell AV der Dresdener Gasmotorenfabrik
                                 										vorm. Moritz Hille.
                              
                           Der stehende Gasmotor von 1 , Modell AV, mit oben liegender Kurbelwelle
                              									hat zwangläufige Ventilsteuerung und Glührohrzündung. Zum Regeln der Geschwindigkeit
                              									dient ein Pendelregulator, welcher bei Ueberschreitung der normalen Tourenzahl die
                              									Brennstoffzufuhr unterbricht.
                           Die Konstruktion ist aus Fig. 20 ersichtlich.
                           Der liegende Gasmotor von 4 , Modell C, hat Schiebersteuerung und
                              									Schieberflammenzündung. Der Schieber ist, wie Fig. 21
                              									erkennen lässt, seitlich am Cylinder angeordnet. Die verdichtete Ladung wird mittels
                              									eines Glührohres aus Porzellan entzündet. Der Pendelregulator (D. R. P. Nr. 64108)
                              									wirkt auf das Gasventil; er besteht aus einer mitsamt einer Stossschraube in einem
                              									am Steuerschieber befestigten Böckchen gelagerten Gleitrolle, die beim Hergang des
                              									Schiebers gegen einen am Gasventilgehäuse drehbar befestigten Pendelhebel stösst.
                              									Dieser wird infolgedessen nach oben geworfen und zwar je nach der Geschwindigkeit
                              									des Motors mehr oder weniger, so dass die mit einer scharfen Schneide versehene
                              									Stossschraube entweder auf den Stössel, welcher sich am vorderen Ende des
                              									Pendelhebels befindet, trifft und damit das Gaseinlassventil öffnet, oder darunter
                              									hinweggeht und das Ventil geschlossen lässt. Durch Verschieben eines Gewichtes kann
                              									die Maschine auf eine bestimmte Umlaufzahl eingestellt werden.
                           Den liegenden Gasmotor von 8 , Modell DVI, zeigen Fig. 22 und 23.
                           Einlassventil m und Auslassventil n werden in der gewöhnlichen Weise mittels Nocken der
                              									Steuerwelle bethätigt. Das Gasventil o steht unter der
                              									Einwirkung eines Pendelregulators, der sich nur dadurch von der vorbesprochenen
                              									Konstruktion unterscheidet, dass die Gleitrolle a samt
                              									der Stossschraube c an einen um den festen Zapfen r schwingenden Hebel b
                              									angebracht sind, der von einer am äusseren Ende der Steuerwelle sitzenden Kurbel p bewegt wird. Zur Zündung dient bei diesen Motoren für
                              									Leistungen bis zu 10 e ein Glührohr; bei
                              									stärkeren Motoren – bis zu 60 e – wird die
                              									Zündung durch einen Schieber bewirkt, dessen Zündkanal im geeigneten Augenblicke mit
                              									dem Cylinderinneren in Verbindung kommt.
                           Den Petroleummotor von 2 , Modell G, veranschaulichen die Fig. 24 bis 26.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 311, S. 72
                              Liegender Gasmotor von 4 HP, Modell C der Dresdener Gasmotorenfabrik vorm.
                                 										Moritz Hille.
                              
                           Einlassventil g und Auslassventil h sind im Cylinderkopf, und zwar senkrecht übereinander
                              									angebracht; ersteres wird durch einen Winkelhebel ik1 derart bethätigt, dass es sich unter Vermittelung
                              									des Pendelregulators beim normalen Gang der Maschine öffnet, und geschlossen bleibt,
                              										sobald der Motor
                              									eine grössere Geschwindigkeit annimmt. Zu dem Zwecke befindet sich (D. R. P. Nr.
                              									70113) an der Exzenterscheibe l am grossen Stirnrad ein
                              									Kurbelzapfen a, welcher mittels Zugstangen und eines
                              									Zwischenhebels m sine sich auf dem senkrecht stehenden
                              									Arm k1 des zur
                              									Bethätigung des Einlassventils dienenden Winkelhebels führende Schlaufe n hin und her bewegt. Der Arm k1 ist an seinem unteren Ende gabelförmig
                              									ausgebildet, damit er eine um den Zapfen b drehbare
                              									Winkelklinke o aufnehmen kann. Die Stahlnase c der Schlaufe stösst nun bei normaler Umlaufzahl gegen
                              									den wagerecht liegenden Winkelklinkenarm und öffnet damit bei der Weiterbewegung der
                              									Schlaufe das Einlassventil. Geht der Motor zu schnell, so fängt sich eine zweite auf
                              									der Schlaufe befindliche Stahlnase e mit dem Stössel
                              										f des Pendelregulators p so, dass die Winkelklinke o, noch ehe sie
                              									von der unteren Stahlnase c gefasst wird, sich um ihren
                              									Drehpunkt nach aufwärts bewegt; dadurch geht die Stahlnase c unter dem Klinkenarm hinweg und das Einlassventil
                              									bleibt geschlossen. Der Pendelhebel schlägt bei jedem Hin- und Hergang der Schlaufe
                              									nach oben aus, indem eine kleine Rolle w an seinen
                              									Nocken x stösst. Dieses „Auspendeln“ ist für die
                              									Regelung der Geschwindigkeit des Motors insofern von Einfluss, als bei zu schnellem
                              									Gang die Rolle w stärker gegen den Nocken x stösst und dadurch der Pendelhebel weiter nach oben
                              									geworfen wird, wodurch sich die obere Stahlnase e der
                              									Schlaufe mit dem Stössel f fängt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 311, S. 73
                              Liegender Gasmotor von 8 HP, Modell DVI der Dresdener Gasmotorenfabrik vorm.
                                 										Moritz Hille.
                              
                           Durch Verschiebung des auf dem Pendelhebel sitzenden Gewichtes z lässt sich eine bestimmte Umlauf zahl der Maschine
                              									einstellen. Das Auslassventil h wird durch den auf den
                              									Rollenhebel k wirkenden Nocken g einer Daumenscheibe mittels Zugstange und Winkelhebels geöffnet und
                              									schliesst sich ebenso wie auch das Einlassventil unter dem Einflüsse einer
                              									aussenliegenden Schraubenfeder. Bleibt
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 311, S. 74
                              Petroleummotor von 2 HP, Modell G der Dresdener Gasmotorenfabrik vorm. Moritz
                                 										Hille.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 311, S. 74
                              Fig. 27. Liegender Benzinmotor von 4 HP, Modell FI der Dresdener
                                 										Gasmotorenfabrik vorm. Moritz Hille.
                              
                           
                           das Einlassventil geschlossen, so hebt sich, da die
                              									Auslassventilfeder schwächer gehalten ist als diejenige des Einlassventils, infolge
                              									Saugwirkung des Motors das Auslassventil selbstthätig, so dass nur verbrannte
                              									Rückstände angesaugt werden können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 311, S. 75
                              Fig. 26. Petroleummotor von 2 HP, Modell G der Dresdener Gasmotorenfabrik
                                 										vorm. Moritz Hille.
                              
                           Im Einlassgehäuse q befindet sich
                              									für den Eintritt von Luft durch den angegossenen Winkelstützen ein Ventilkegel,
                              									welcher sich im gegebenen Augenblicke durch die Saugwirkung des Kolbens ebenfalls
                              									selbstthätig öffnet und hierbei ein kleines Oelventil mitnimmt, so dass die zu
                              									einer Ladung erforderliche Petroleummenge durch angebrachte Löcher in den Vergaser
                              										r gelangt (D. R. P. Nr. 56776). Die Menge des durch
                              									ein Röhrchen in die Maschine tretenden Petroleums lässt sich durch einen Zeigergriff
                              									regeln. Die Lampe s heizt ausser dem Glührohr t auch gleichzeitig den Vergaser r.
                           Zum Ausrücken der Kompression beim Anlassen der Maschine dient ein Hebel, durch
                              									welchen die Rolle k derart verschoben wird, dass sie
                              									nicht nur vom Nocken g, sondern auch von einem zweiten
                              									Nocken i1 der
                              									Daumenscheibe, demnach bei jeder Umdrehung der Kurbelwelle, getroffen wird.
                           Der liegende Benzinmotor von 4 , Modell FI, ist, wie Fig. 24 erkennen lässt,
                              									dem Gasmotor, Modell DVI, nachgebildet.
                           Die Regulierung geschieht durch Unterbrechung der durch einen Pendelregulator
                              									beeinflussten Brennstoffzufuhr. Die Zündung geht auf elektrischem Wege mittels
                              									Magnetinduktors vor sich.
                           Der Benzingaserzeuger entspricht im wesentlichen der in Fig.
                                 										26 ersichtlichen Konstruktion eines derartigen zu den Benzinmotoren der
                              										Motorenfabrik Werdau, A.-G., gehörigen
                              									Apparates.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)