| Titel: | C. P. Sandberg zur Frage der grossprofilierten Eisenbahnschienen. | 
| Fundstelle: | Band 311, Jahrgang 1899, S. 144 | 
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                        C. P. Sandberg zur Frage der grossprofilierten
                           								Eisenbahnschienen.
                        C. P. Sandberg zur Frage der grossprofilierten
                           								Eisenbahnschienen.
                        
                     
                        
                           Der zur Zeit in London lebende schwedische Ingenieur C.
                                 										P. Sandberg, auf dessen Anregung bekanntlich die ersten Bahnschienen
                              									aussergewöhnlich grossen Querschnittes, die sogen. Goliathschienen, 1887 bei Cockerill in
                              									Seraing gewalzt und sodann von der belgischen Staatsbahn auf der Strecke zwischen
                              									Lüttich und Vervier in Versuch genommen worden sind, hielt verflossenen Jahres im
                              									grossbritannischen „Iron and Steel Institute“ unter Zugrundelegung der von
                              									den schwedischen Eisenbahnen gesammelten Erfahrungen über die mit der Anwendung von
                              									Hartstahlschienen verbundenen Fährlichkeiten einen Vortrag, welcher
                              									interessante, im ganzen der Sache wohlwollende Diskussionen nach sich zog, an
                              									denen sich eine grosse Zahl hervorragender englischer Eisenbahningenieure,
                              									Hüttentechniker und Volkswirte beteiligte. Ein ausführlicher Bericht darüber ist in
                              									Nr. 2 des Journal of the Iron and Steel Institute
                              									vorigen Jahres erschienen und kürzlich auch als besondere DruckschriftThe danger of using too hard steel rails, by
                                    											C. P. Sandberg – London 28. Victoria street SW. 1899.
                              									herausgegeben worden. Sandberg's Darlegungen sind im
                              									wesentlichen nur Erhärtungen für die Wichtigkeit und die Vorteile der
                              									grossprofilierten Schienen, worüber nicht lange später eine weitere
                              										VeröffentlichungEngineering vom 13. Januar 1899.
                              									erfolgte, welche vorwiegend die wirtschaftete Seite des Gegenstandes zu beleuchten
                              									trachtet. Beide diese jüngsten Kundgebungen Sandberg's
                              									kehren sich unverkennbar in erster Linie gegen den konservativen Sinn der englischen
                              									Eisenbahnen, welche der Trage der grossprofilierten Schienen bisher verhältnismässig
                              									kühl gegenüber gestanden sind, und zwar um so gelassener, als ja Vignoles-Schienen
                              									überhaupt in England noch nicht in dem Masse allgemein geworden sind, wie auf dem
                              									europäischen Kontinente, wo überdem fast alle grösseren Bahn-Verwaltungen im
                              									Verlaufe des letzten Dezenniums infolge des durch die Sandberg'schen Goliathschienen gegebenen Anstosses teilweise bereits
                              									verstärkte Schienen eingeführt haben, oder doch streckenweise damit Versuche
                              									machen.
                           Sandberg weist auf das stets wachsende Bedürfnis hin,
                              									einerseits die Transportgeschwindigkeiten auf den Eisenbahnen zu vergrössern,
                              									andererseits aber auch die Tarifsätze für die Beförderung zu erniedrigen; es
                              									erscheine daher dringend geboten, die Mittel und Wege in Erwägung zu ziehen, mit
                              									deren Hilfe es gelingen könne, diese zwei sich Widerstrebenden Dinge zu erreichen.
                              									Herabgeminderte Tarife, namentlich für die schwer ins Gewicht gehenden Massengüter,
                              									wie Roheisen, Eisen und Stahl, Bauholz u.s.w., sind unerlässlich, wenn Europa auch
                              									noch in der Zukunft fähig sein soll, mit Amerika in Wettbewerb zu treten. Die
                              									Herabminderung der Transportkosten ist also von weittragendster Bedeutung und die
                              									reifliche, gewissenhafteste Prüfung dieser Frage kann jetzt schon keinen Aufschub
                              									mehr ertragen.
                           Auf einem grossen Teil der amerikanischen Eisenbahnen hat man es längst dahin
                              									gebracht, die Tarifsätze Wesentlich niedriger zu stellen als sie auf europäischen
                              									Bahnen gewährt werden können; als natürliche Folge davon droht der amerikanische
                              									Export insbesondere die Eisen- und Stahlindustrie vieler europäischer Länder
                              									geradezu zu vernichten und in nächster Zeit eine ähnliche gefährliche Konkurrenz
                              									auch noch auf andere wichtige Gebiete des europäischen Ausfuhrhandels
                              									auszudehnen.
                           Es sind verschiedene zusammenwirkende Umstände, Welche die beispielsweise zwischen
                              									den englischen und amerikanischen Tarifsätzen bestehenden Differenzen erklärlich
                              									machen. Fürs erste konnten schon die ungleichen Vorbedingungen, unter welchen die
                              									Eisenbahnen hier und dort entstanden sind, nicht ohne Rückwirkung bleiben, denn die
                              									Baukosten der englischen Bahnen belaufen sich gegenüber jenen der amerikanischen im
                              									Durchschnitt auf mindestens das Dreifache. Nichtsdestoweniger zahlen die ersteren
                              									fast ausnahmslos Dividenden von 5 bis 10 %, während nur wenige amerikanische Bahnen
                              									sich überhaupt in der Lage befinden, ihre Anlagekosten zu verzinsen. Englischen oder
                              									europäisch kontinentalen Eisenbahnen zumuten zu wollen, die anzustrebende
                              									Herabminderung der Tarifsätze auf Kosten ihrer Dividenden möglich zu machen, wäre
                              									sinn- und aussichtslos, denn selbst die Verwaltungen von Staatsbahnen können sich in
                              									Europa des berechtigten Bestrebens nicht entschlagen, die Erträgnisse ihrer Netze
                              									nicht nur nicht zu schmälern, sondern stetig zu erhöhen. Wenn überhaupt, so kann
                              									hier eine Abhilfe lediglich durch Verbesserungen der Bahnanlagen und durch Erhöhung
                              									der Leistungsfähigkeit der Fahrbetriebsmittel versucht werden. Auf den
                              									amerikanischen Eisenbahnen liegt eben ein weiterer günstiger Faktor für die
                              									Ermöglichung billiger Frachten in den vielachsigen schweren Zügen, mit welchen sie
                              									die Güter befördern, und in der Anwendung der Drehgestelle an den Frachtwagen.
                              									Allerdings hatten die älteren Bahnen Amerikas ihren Oberbau gleichfalls nur mit
                              									leichten Schienen durchgeführt, da der Stahl zu jener Zeit teuer war. Diese Schwäche
                              									suchte man durch einen um so reichlicheren Schwellenaufwand thunlichst wett zu
                              									machen. Seither haben sich aber die Preisverhältnisse vollständig umgewandelt, indem
                              									– namentlich in den letzten Jahren – das Holz immer teurer, der Stahl hingegen immer
                              									billiger wird. Demgemäss haben denn auch die amerikanischen Eisenbahnen ihre
                              									Schienen späterhin im Gewichte wesentlich vermehrt und Hand in Hand damit den
                              									Verbrauch von Schwellen angemessen vermindert.
                           In England liegen die Verhältnisse der Zugförderung weit weniger günstig. Bei einem
                              									amerikanischen stählernen Güterwagen für Roheisen belauft sich beispielsweise das
                              									Eigengewicht auf 12,5 t und das Gewicht der Ladung auf 45 t (vgl. Railroad Gazette vom 10. Dezember 1897). Es entfällt
                              									sonach auf eine Radachse 14,375 t Bruttobelastung, wovon 11,250 t bezahlte, 3,125 t
                              									tote Last sind. Das Verhältnis der ersteren zur letzteren stellt sich also wie 3,6 :
                              									1, eine Ziffer, welche ungleich günstiger ist als jene, die sich für dreiachsige
                              									englische oder für zweiachsige kontinentale Wagen erzielen lässt. Es wäre demnach
                              									folgerichtig, unsere Fahrbetriebsmittel für günstigere Achsenbelastungen
                              									einzurichten, welcher Massnahme freilich im allgemeinen erst eine angemessene
                              									Verstärkung des Oberbaues vorausgehen muss.
                           Wenn nun zuförderst untersucht werden soll, in welcher Weise eine solche Verstärkung
                              									des Oberbaues – breitbasige Schienen vorausgesetzt – geschehen könne, so zeigt es
                              									sich, dass für die Lösung dieser Aufgabe drei Wege offen stehen. Eine Verstärkung
                              									kann nämlich erfolgen
                           1. durch die Vermehrung der Stützpunkte für die Schienen, d.h. durch Erhöhung der
                              									Schwellenzahl,
                           2. durch die Verwendung von Unterlagsplatten an jeder Schwelle und
                           3: durch die Vergrösserung des Querschnittes der Schienen.
                           Unter diesen Methoden ist namentlich die erste auch auf englischen Bahnstrecken, wo
                              									der bestandene Oberbau dem stärker gewordenen Verkehr nicht mehr genügte, angewendet
                              									worden, derart, dass man unter dem Geleise auf Schienenlänge (30 Schuh = 9,14 m) 14
                              									statt 11 Schwellen eingezogen hat. Diese Form der Verstärkung vermag immerhin für
                              									eine nicht allzugrosse Steigerung des Verkehrs und namentlich der
                              									Zugsgeschwindigkeiten und eine massige Erhöhung der Achsenbelastungen hinreichen,
                              									allein heutigen Tages kann sie der im Punkte 3 angeführten radikalen
                              									Verstärkungsform gegenüber doch nur als verfehlte Sparsamkeit gelten, da sich die
                              									Auslagen für je drei Schwellen pro Schienenlänge mit 3 . 3 = 9 Schilling, d. s. 9,20
                              									M. beziffern, was den Kosten für eine Gewichtsvermehrung der Schiene um nahezu 5,5
                              									kg pro laufendes Meter gleichkommt.
                           Die zweite Methode, nämlich die Anbringung einer Unterlagsplatte zwischen Schiene und
                              									Schwelle, gewährt nebst der Erhöhung der Widerstandsfähigkeit des Geleises noch den
                              									zweiten Vorteil, dass durch die Verbreiterung der Druckfläche auf den Schwellen die
                              									Abnutzung der letzteren wesentlich herabgemindert wird. Auf dem europäischen
                              									Kontinente hat diese Methode übrigens auch deshalb häufige Anwendung gefunden, weil
                              									die Verstärkung eines bestehenden Oberbaues, sei es auf ganzen Strecken oder an nur
                              									besonders in Anspruch genommenen Stellen der Bahn, durch Beigabe von
                              									Unterlagsplatten ebenso leicht als schnell durchführbar ist. Für je eine Schiene,
                              									die pro Yard 60 bis 80 Pfund (pro Meter 29,75 bis 39,89 kg) wiegt, beträgt das
                              									Gewicht der erforderlichen Unterlagsplatten 11 Pfund (4,95 kg) und die Kosten dafür
                              									belaufen sich auf 128 £ pro Meile (1625 M. pro
                              									Kilometer); dieselben kommen den Kosten gleich, welche erforderlich wären, das
                              									Schienengewicht um 22 Pfund pro Yard (10,7 kg pro Meter) zu erhöhen. Würde man also
                              									statt Unterlagsplatten einzulegen das Schienengewicht etwa nur um 20 Pfund pro Yard
                              									vermehren, so könnte ohne weiteres in den Fahrzeugen das Ladungsgewicht pro Achse um
                              									2 t vergrössert und ausserdem, wie später noch ausführlicher erläutert werden wird,
                              									etwa 50 % an Unterhaltungskosten erspart werden und die bezüglichen
                              									Anschaffungskosten kämen noch immer nicht so hoch als jene für Unterlagsplatten.
                              									Also kann auch die zweite Methode für englische Verhältnisse nicht empfohlen werden,
                              									und zwar um so weniger, als es grossprofilierte Schienen gibt, welche zufolge ihrer
                              									breiten Lagerfläche die Schwellen ebenso schonen, wie wenn Unterlagsplatten
                              									vorhanden wären.
                           Als bei der Schienenfabrikation der Stahl anfing das Eisen zu verdrängen, war der
                              									Preis des ersteren mindestens dreimal so hoch als jetzt; es liegt sonach heutigen
                              									Tages keiner jener
                              									früheren ökonomischen Gründe mehr vor, bei der Profilierung der Schienen sich Zwang
                              									anzuthun und mit dem Gewichte ängstlich zu sparen. Nichtsdestoweniger geschieht es
                              									selbst jetzt noch, dass man bei neu entstehenden Bahnen die Schienenstärke aufs
                              									Minimum einschränkt und dann – oft schon in wenigen Jahren – vor der leidigen
                              									Thatsache steht, dass der vorhandene Oberbau dem sich steigernden Verkehr nicht mehr
                              									gewachsen ist. Wenn nun weiter in Erwägung gezogen wird, dass ausgefahrene
                              									Stahlschienen für 60 % des jetzigen Preises für neue Schienen verkauft werden
                              									können, erscheint es erst recht klar und ausser Frage gestellt, dass von den oben
                              									angeführten drei Methoden lediglich die im Punkte 3 angeführte Verstärkungsweise des
                              									Oberbaues durch Anwendung schwerer Schienen als wirklich wirtschaftlich gelten
                              									darf.
                           Erhöht man das Gewicht älterer Stahlschienen etwa um 33 %, beispielsweise für das
                              									laufende Yard von 60 Pfund auf 80 Pfund (pro Meter von etwa 30 auf etwa 40 kg), dann
                              									kann fürs erste, wie bereits hervorgehoben wurde, die Achsenbelastung der Fahrzeuge
                              									um 2 t vermehrt werden. Weiter wird durch die Versteifung der Schiene und die
                              									erbreitete Basis derselben die durchschnittliche Lebensdauer der Schwellen um die
                              									Hälfte verlängert. Eine alte, 60pfündige Vignoles-Schiene hat nämlich in der Regel
                              									eine Schienenfussbreite von 4 Zoll (101,6 mm), während die neuesten 80pfündigen
                              									Sandberg-Schienen eine solche von 5¼ Zoll (133,3 mm) aufweisen, mithin um 31 % mehr
                              									Tragfläche besitzen als die erstgedachten Schienen. Danach schon würde, wenn man die
                              									Dauer der Schwellen unter 60pfündigen Schienen mit 10 Jahre annimmt, sich diese
                              									Haltbarkeit für ein Geleise mit den in Betracht gezogenen breitfüssigen Schienen auf
                              									13 Jahre vergrössern. In Anbetracht der Stabilität aber, welche das Geleise von
                              									schweren steifen Schienen gewinnt, darf billig auf eine weitere 2jährige Dauer der
                              									Schwellen gerechnet und sonach die Gesamtdauer mit 15 Jahren angenommen werden.
                              									Einen Beleg aus der Praxis geben hierfür die Erfahrungen der belgischen
                              									Staatsbahnen, denen sich die auf einigen Strecken vor 10 Jahren bewerkstelligte
                              									Gewichtserhöhung der Schienen von 70 Pfund auf 105 Pfund pro Yard (von 34,8 kg auf
                              									52,2 kg pro Meter) durch die wesentlich gestiegene Dauerhaftigkeit der Schwelle in
                              									absehbarer Zeit vollends bezahlt machen wird.
                           Bei den schwachschienigen Oberbausystemen kosten die Schwellen in Anbetracht ihres
                              									raschen Verschleisses nicht nur einen grossen Teil mehr als die Schienen, sondern
                              									sie sind es auch, die indirekt die Preise des Holzes verteuern und die letzten
                              									Wälder verzehren, so dass schliesslich nichts übrig bleiben würde, als zu dem noch
                              									kostspieligeren, mit mancherlei Misslichkeiten behafteten eisernen Oberbau überzugehen. Um dieser äussersten Konsequenz
                              									auszuweichen, ist es durchaus nötig, alle irgend möglichen Mittel anzuwenden, welche
                              									die Lebensdauer der Schwellen verlängern, nämlich sowohl chemische
                              									Konservierungsverfahren, wie z.B. das Tränken mit Kreosot, als die Einführung
                              									breitfüssiger Schienen und die Vorsorge für stets vorzügliche Kiesbettungen.
                           Auch bei amerikanischen Eisenbahnen liegen bereits Erfahrungen vor, welche
                              									nachweisen, dass durch Verwendung schwerer Schienen sich in den Unterhaltungskosten
                              									des Oberbaues wesentliche Ersparnisse erzielen lassen. Laut den in der Railroad Gazette vom 10. Dezember 1897 veröffentlichten
                              									Berechnungen einer solchen Bahn betragen die Kosten der Schienen nur 8 % der
                              									Gesamtkosten der Bahn und eine 30 %ige Erhöhung des Schienengewichtes wird reichlich
                              									hereingebracht durch die damit verbundene Herabminderung der laufenden
                              									Geleiseunterhaltungskosten.
                           Für den Fall, als die mehrfach schon in Betracht gezogene Erhöhung des
                              									Schienengewichtes von 60 auf 80 Pfund pro Yard, also um 33 % zu Grunde gelegt und
                              									damit eine Erstreckung der Schwellendauer von 10 auf 15 Jahre angenommen wird, lässt
                              									die Tabelle auf S. 147 die Anschaffungs- und jährlichen Unterhaltungskosten ersehen.
                              									Ganz selbstverständlich ist es, dass die Oberbauunterhaltungskosten von den
                              									Holzpreisen hervorragend beeinflusst werden, und dass die durch breitfüssige
                              									Schienen erzielbaren wirtschaftlichen Erfolge um so beträchtlicher sind, je höher
                              									sich die örtlichen Holzpreise beziffern. Wo beispielsweise der
                              									Durchschnittspreis für eine Schwelle 3 Schillinge (3,06 M.) beträgt, da ergibt sich
                              									an der Geleiseunterhaltung – schon beim Material – eine jährliche Minderausgabe von
                              									14 £ 13 Schilling pro Meile (186,33 M-pro Kilometer).
                              									Der wirtschaftliche Vorzug der breitbasigen Schienen wird um so augenfälliger, wenn
                              									man erwägt, dass sich bei der Geleiseunterhaltung auch an den Arbeitslöhnen, die
                              									sich bei schweren Schienen etwa halb so hoch stellen als bei leichten, eine weitere
                              									nennenswerte Ersparnis ergibt. Auf verstärktem Oberbau vermindern sich ferner, da ja
                              									die starken Schienen die weiter oben schon erwähnte Vermehrung der Achsenbelastung
                              									gestattet, d.h. den Verkehr schwerer Züge zulassen, auch die Zugförderungskosten für
                              									den Gütertransport.
                           Dem allgemeinen Drange entsprechend nehmen die Fahrgeschwindigkeiten nicht nur
                              									einzelner Züge, sondern der Züge überhaupt von Jahr zu Jahr zu. Es ist das eine
                              									Anforderung, welcher auf schwachschienigem Oberbaue nur innerhalb enger, bald
                              									erreichter Grenzen und weiterhinaus absolut nicht mehr entsprochen werden kann,
                              									während der natürlichen Fortentwickelung der Zugsgeschwindigkeiten auf Strecken mit
                              									grossprofilierten Schienen keine Schranken bestehen, welche innerhalb derjenigen
                              									lägen, die durch die erreichbaren Maximalleistungen der Lokomotiven gesetzt sind.
                              									Alles das zusammengefasst stellt die Thatsache ausser Zweifel, dass die Erstellung
                              									eines Oberbaues mit tragkräftigen breitbasigen Schienen der einfachste,
                              									zweckmässigste und sicherste Weg ist, um die Frachtsätze verbilligeren und
                              									konkurrenzfähiger bemessen zu können.
                           Wenn Vignoles-Schienen untereinander verglichen werden, so kann man sagen, dass ihre
                              									Tragkraft, von Schienen mit 30 Pfund (13,6 kg) Gewicht pro laufendem Yard (0,914 m)
                              									angefangen, mit der Zunahme des Gewichtes im geraden geometrischen Verhältnisse
                              									wächst, derart, dass für jede Vermehrung des Gewichtes um 10 Pfund (4,536 kg) eine
                              									Erhöhung der Achsenbelastung um 1 t zulässig erscheint.
                           Was nun die Durchführung der Verstärkung des Oberbaues durch grossprofilierte
                              									Schienen auf alten Bahnen anbelangt, so kann und braucht dieselbe, sowie die damit
                              									ermöglichte Verstärkung der Fahrbetriebsmittel natürlich nicht mit einem Schlage zu
                              									geschehen, sondern lediglich nach Massgabe der Erneuerungen, welche sich bei der
                              									Unterhaltung und durch Verkehrserweiterungen ohnehin notwendig machen. Ungeachtet
                              									dessen wird es Fälle geben können, in denen es nicht ratsam erscheint, sondern
                              									vielmehr aus Sicherheitsrücksichten zweckmässig und wichtig ist, die vorhandenen
                              									leichten Schienen, noch bevor sie auf Grund ihrer Abnutzung eine Auswechselung
                              									erheischen, durch schwerere zu ersetzen. Nehmen wir diesbezüglich die schwedischen
                              									Staatsbahnen zum Beispiel, welche vor 40 Jahren erbaut und deren Geleise
                              									ursprünglich mit Schienen von 63 Pfund pro Yard (31,26 kg pro Meter) ausgeführt
                              									worden sind. Seit ihrer Erbauung hat sich Geschwindigkeit und Gewicht des rollenden
                              									Materials verdoppelt, ebenso wie der Preis der Schwellen. Die Schienen sind im Laufe
                              									von 25 Jahren nur um ⅛ Zoll (3,1 mm) ausgefahren worden und sie würden, wenn der
                              									alte bescheidene Verkehr fortbestanden hätte, wohl noch weitere 50 Jahre ausgehalten
                              									haben. Nichtsdestoweniger wurden sie jetzt durch Schienen von 81 Pfund pro Yard (40
                              									kg pro Meter) ersetzt, weil sie für den gesteigerten Verkehr unzulänglich und
                              									hinsichtlich der Oberbauunterhaltung zu kostspielig sind. Die auf 3 Jahre verteilte
                              									Schienenauswechselung wird zuerst auf den wichtigsten Hauptstrecken vorgenommen;
                              									4000 t Schienen sind für die diesjährige Erneuerung bestimmt. Um die Durchführung zu
                              									beschleunigen, werden die starken Schienen zuförderst auf den offenen Strecken von
                              									Bahnhofabschlusssignal bis Bahnhofabschlusssignal verlegt, wogegen die
                              									Bahnhofgeleise, nur im Falle sie abgenutzt sind, sofort, sonst aber erst späterhin
                              									zur Auswechselung gelangen. Die in Rückgewinn kommenden alten Schienen werden,
                              									insofern sie nicht fehlerhaft sind, auf Nebenbahnlinien wieder in Verwendung
                              									genommen.
                           Es unterliegt heutigen Tages keiner Schwierigkeit mehr, mittels geschmiedeter oder
                              									gegossener Stahlbrücken und Ueberlaschungen vorzügliche Schienenverbindungen
                              									herzustellen und
                              									dabei belaufen sich die Kosten für einen Schienenstoss nicht höher als auf 5
                              									Schillinge (5,11 M.). Für Eisenbahnlinien, wo ein dichter Verkehr mit sehr Schnell
                              									fahrenden und besonders schweren Zügen besteht, darf übrigens selbst die
                              									100-Pfundschiene oder sogen. Goliathschiene keineswegs mehr als das Aeusserste
                              									gelten, was hinsichtlich des Gewichtes bisher zur praktischen Verwendung erwünscht
                              									sein kann. Es gibt vielmehr bereits Sandberg-Schienen, von denen das laufende Yard
                              									120 Pfund wiegt (etwa 60 kg pro Meter) und deren Basis 7 Zoll (178 mm) breit ist, so
                              									dass dieselben keine Unterlagen brauchen und eine Achsenbelastung von 22 t zulassen.
                              									Strecken mit derartigen Schienen werden nicht kostspieliger als solche der
                              									englischen Bahnen, deren Geleise mittels 85pfündiger Kopfschienen und kräftiger
                              									Schienenstühle hergestellt sind; hingegen bieten sie eine weitaus gleichlässigere
                              									Fahrbahn und beanspruchen wesentlich niedrigere Unterhaltungskosten als die besagten
                              									Kopfschienengeleise.
                           Augenblicklich sind die Zeiten für den Weltmarkt verhältnismässig noch günstig
                              									insofern für einige der massgebendsten Transportgüter, wie Roheisen, Eisen u.s.w..
                              									Preise und Nachfrage auf gesunder Höhe stehen, allein der Eintritt schlechter
                              									Zeiten, wie sie ja wiederholt erlebt Wurden, muss immer wieder vorgesehen werden,
                              									und in Einern solchen Falle wird es für die Konkurrenzfähigkeit der produzierenden
                              									Länder nicht nur von höchstem Vorteil, sondern geradezu ausschlaggebend sein, wenn
                              									ihre Eisenbahnen in der Lage sind, Herabsetzungen der Tarife zu gewähren. Wie sehr
                              									dagegen – besonders bei solchen Zeitläufen – die Sachlage dort bedenklich wird, wo
                              									die Eisenbahnen sich durch schwache Geleiseanlagen selbst gefesselt und auf diese
                              									Weise die Entwickelungsfähigkeit ihres Verkehres und ihrer Tarife unterbunden haben,
                              									bedarf wohl keines erneuerten Hinweises.
                           Konnten immerhin die in diesen Darlegungen angeführten Ziffern nur annäherungsweise
                              									angegeben werden, eines ist durchaus unanfechtbar, nämlich dass die
                              									Preis-Verhältnisse in den letzten Jahren einschneidende Verschiebungen erfahren
                              									haben und noch weiter erfahren, insofern Holz und Löhne immer teurer und Stahl immer
                              									billiger werden. Schon dieses einen Umstandes willen bleibt dem Eisenbahningenieur
                              									nichts übrig, als sich zu bequemen, an den Geleisen mehr Stahl in Form schwerer
                              									Schienen zu verwenden und dagegen an Schwellen und Löhnen zu sparen. Lediglich
                              									nur auf diesem Wege lassen sich – wie gezeigt wurde – gleichzeitig die unbeschränkte
                              									Expansion des Verkehrs gewährleisten, ferner die Sicherheit des Verkehrs an sich
                              									erhöhen und in bedrängten Zeiten ohne schwere finanzielle Schädigung Tarifnachlässe
                              									durchführen.
                           In der nachstehenden TabelleNach den englischen
                                    											Massen umgerechnet. sind die Kosten für Anschaffung und
                              									Unterhaltung zweierlei Geleise angegeben, nämlich A. eines solchen mit 30 kg
                              									schweren Schienen und B. eines solchen mit 40 kg schweren Schienen, wobei
                              									vorausgesetzt wird, dass in beiden Fällen für jede Schiene 14 Schwellen zu dem
                              									Stückpreise von 3,06 M. aufgewendet seien und der Schienenpreis sich pro Tonne auf
                              									92 M. stelle. Bei der Bezifferung der Unterhaltungskosten ist im Sinne obiger
                              									Darlegungen und, wie bereits erwähnt wurde, die Dauer der schwachen Schienen mit 20,
                              									jene der starken mit 30 Jahren und die Dauer der Schwellen für den leichten Oberbau
                              									mit 10, für den schweren mit 15 Jahren angenommen. Das Ergebnis des Vergleiches
                              									gipfelt darin, dass den Mehrkosten für die Anschaffung der schweren Schienen von
                              									1840 M. pro laufendes Kilometer des Geleises eine Verminderung der
                              									Unterhaltungskosten von 185 M. pro Jahr entgegensteht, eine Ersparnis, die sich noch
                              									durch verminderte Arbeitslöhne um etwa 50 % erhöht.
                           
                              
                                 A.Geleise mitSchienen
                                    											von30 kg Gewichtpro 1. Meter
                                 Kosten in Markpro Kilometerfür
                                    											die
                                 B.Geleise mitSchienen
                                    											von40 kg Gewichtpro 1. Meter
                                 Kosten in Markpro Kilometerfür
                                    											die
                                 
                              
                                 Anschaf-fung
                                 Unter-haltungpro Jahr
                                 Anschaf-fung
                                 Unter-haltungpro Jahr
                                 
                              
                                 Schienen
                                   5520
                                 270
                                 Schienen
                                   7360
                                 242
                                 
                              
                                 Schwellen
                                   4720
                                 471
                                 Schwellen
                                   4720
                                 314
                                 
                              
                                 Summe
                                 10240
                                 741
                                 Summe
                                 12080
                                 556