| Titel: | Ueber Glühkörper für elektrische Glühlampen und ihre Entwickelung. | 
| Autor: | Fr. Schüler | 
| Fundstelle: | Band 311, Jahrgang 1899, S. 158 | 
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                        Ueber Glühkörper für elektrische Glühlampen und
                           								ihre Entwickelung.
                        Von Fr. Schüler,
                           								Ingenieur.
                        (Schluss des Berichtes S. 93 d. Bd.)
                        Ueber Glühkörper für elektrische Glühlampen und ihre
                           								Entwickelung.
                        
                     
                        
                           Zu der nächsten Gruppe der aus einem Leiter und einem Nichtleiter bestehenden
                              									Glühkörper gehören diejenigen, bei welchen die Nichtleiter möglichst tief in den
                              									Leiter eindringen sollen. Als Träger des Nichtleiters eignen sich deshalb besonders
                              									Faserstoffe. So will z.B. Buchner (D. R. P. Nr. 25448)
                              									einen Kohlefaden auf chemischem Wege mit einem nichtleitenden unschmelzbaren Körper,
                              									vorzugsweise den Oxyden oder Silikaten des Calciums, Aluminiums, Zirkons, Berylls
                              									oder verwandter Metalle überziehen. Buchner bringt
                              									einen Baumwollfaden in eine feuerfeste Kammer, die evakuiert und zugleich schwach
                              									erhitzt wird, um alle Luft aus den Poren des Fadens auszutreiben. Dann wird in die
                              									Kammer unter hohem Druck eine erhitzte, gesättigte Lösung eines Salzes der genannten
                              									Metalle eingelassen, die tief in die Poren des Fadens eindringt. Nachdem die Lösung
                              									wieder abgelassen ist, wird die Kammer nach schwachem Erwärmen mit der Lösung eines
                              									Hydroxydes oder Karbonates der Alkalimetalle unter hohem Druck gefüllt oder feuchtes
                              									gasförmiges Ammoniak eingelassen. Hierdurch wird das in den Poren befindliche Salz
                              									in unlösliches Hydroxyd oder Karbonat umgewandelt, während gleichzeitig lösliches
                              									Alkalisalz entsteht, welches durch Auswaschen leicht zu entfernen ist. Nach dem
                              									Trocknen wird die Kammer unter gleichzeitigem Evakuieren zum Glühen erhitzt, so dass
                              									der Baumwollfaden verkohlt und endlich das Oxyd zur Weissglut gebracht, um der Hülle
                              									eine grössere Festigkeit zu geben. Selbst eine sehr dünne Hülle soll den Faden
                              									vorzüglich schützen, durch Verstärkung derselben soll es sogar möglich sein, einen
                              									Glühkörper zu schaffen, der in freier Luft brennen kann. Die Vermehrung der
                              									Lichtstärke gibt Buchner auf 70 % an.
                           W. J. L. Hamilton (Englisches Patent Nr. 2850/1883)
                              									imprägniert seine vorzugsweise aus Holz bestehenden Fäden vor dem Tränken auf
                              									bekannte Weise mit fein zerteiltem Platin. Nach seinen Angaben eignen sich zum
                              									Tränken besonders Lösungen von Salzen des Calciums, Baryums, Strontiums und
                              									Magnesiums, jedoch nicht die Chloride dieser Metalle. Der Faden wird in die Lösung
                              									eingetaucht, in Graphitpulver geglüht und in Kohlenwasserstoffgas getrocknet.
                              									Bei Fäden für hohe Spannung unterbleibt die Platinisierung und zum Tränken wird eine
                              									heisse Lösung benutzt.
                           Hohle Fäden aus Kleber oder Cellulose, die zur Bestimmung des Widerstandes mit
                              									Wolframsalzen oder Soda behandelt sind, versieht J. G. W.
                                 										Aldridge (Englisches Patent Nr. 1799/1884) mit einem elastischen (?)
                              									Ueberzug aus feuerfestem Thon. Nach dem Karbonisieren werden in die Bohrung des
                              									Fadens Kohlenwasserstoffe eingetrieben.
                           Aehnliche Glühkörper schlug auch Stokes Williams vor
                              									(Englisches Patent Nr. 13883/1884). Auch die Körper von Th.
                                 										Mace könnten hier aufgeführt werden.
                           Im Jahre 1886 veröffentlichte A. Bernstein (U. S. P. Nr.
                              									369091) das folgende Verfahren. Ein Kohlefaden wird in alkoholische Lösung eines
                              									Magnesiumsalzes, z.B. des Magnesiumchlorids, getaucht und dort durch den Strom stark
                              									erhitzt. Der Alkohol soll dann einen Teil seines Sauerstoffes verlieren, der mit dem
                              									Magnesium den Oxydüberzug bildet, während das Chlor sich mit Wasserstoff verbindet
                              									und als Salzsäure in Lösung bleibt. Statt des Magnesiums sollen auch andere
                              									unverbrennliche Oxyde liefernde Metalle benutzt werden. Der Kohlefaden wird am
                              									besten aus mehreren Fäden geflochten, gewirkt o. dgl.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 311, S. 158
                              Fig. 29. Glühkörper von Zanni.
                              
                           G. Zanni (Englisches Patent Nr. 12924/1887) tränkt
                              									rohrförmige Fäden aus Maccaroni (!), Stroh, Papier o. dgl. mit einer Lösung der
                              									Nitrate oder Acetate des Zirkons, Lanthans u.s.w., und bringt die Glühkörper a in der aus der Fig. 29
                              									ersichtlichen Weise in der Glasbirne an.
                           In ganz anderer Weise verfährt J. Clegg (D. R. P. Nr.
                              									64678). Er benutzt flüchtige Flüssigkeiten, in welchen Oxyde, Salze oder andere
                              									Verbindungen von Magnesium, Calcium, Chrom, Mangan, ferner auch Zirkon, Thor oder
                              										Lanthan,
                              									überhaupt von fast allen Metallen, welche sich bei der Temperatur des Kohlefadens
                              									nicht verflüchtigen, gelöst oder suspendiert sind. Beispielsweise wird Jod in
                              									Alkohol gelöst oder der Alkohol wird mit Chlor gesättigt und dann das Metall in
                              									dieser Flüssigkeit gelöst. Auch Werden alkoholische Losungen von Verbindungen der
                              									Metalle mit organischen Säuren, z.B. Magnesiumacetat, besonders empfohlen. In den
                              									Dämpfen derartiger Flüssigkeiten wird ein Kohlefaden zum Glühen gebracht, worauf
                              									sich nach kurzer Zeit ein Niederschlag der Metallverbindung auf dem Faden bilden
                              									soll. Bemerkenswert sind die Angaben des Erfinders über den Kraftverbrauch seiner
                              									Glühkörper. Er gibt u.a. an, dass ein Faden, der vor der Behandlung nach dem
                              									vorstehend beschriebenen Verfahren 4,25 Watt für die Kerze verbrauchte, nach der
                              									Behandlung nur 2,2 Watt, ein anderer statt 3,4 Watt nur 1,77 Watt für die Kerze
                              									verbrauchte. Es soll sich ferner herausgestellt haben, dass die Glühkörper selbst
                              									bei Beanspruchung unter ganz ausserordentlich weit auseinander liegenden
                              									Temperaturen nur geringe Widerstandsschwankungen zeigten. Ein Glühkörper, der mit 40
                              									bis 67 Volt beansprucht 20 bis 240 Kerzen lieferte, soll z.B. nur Schwankungen von
                              									29,6 bis 30,8 Ohm gezeigt haben. Leider war nicht in Erfahrung zu bringen, ob diese
                              									Glühkörper sich im praktischen Gebrauche bewährt haben. Es hat den Anschein, als ob
                              									auch diese Körper niemals in grösseren Mengen benutzt worden sind.
                           Auch Voss (U. S. P. Nr. 599306) benutzte 1891
                              									alkoholische Lösungen von Metallverbindungen und zwar besonders von Aluminiumjodid.
                              									Der rohe, d.h. nicht karbonisierte Faden wurde nach sorgfältiger Reinigung in
                              									Ammoniakflüssigkeit gekocht, oberflächlich getrocknet und mit der genannten Lösung
                              									getränkt. Durch Eintauchen in Ammoniakflüssigkeit wurde die Metall Verbindung in das
                              									Oxyd übergeführt. Darauf wurde der Faden in Stärkelösung getaucht, getrocknet und
                              									karbonisiert. Schliesslich folgte noch ein Glühen in den Dämpfen der alkoholischen
                              									Lösung, wodurch ein weiterer Ueberzug von Aluminiumoxyd entstehen sollte.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 311, S. 159
                              Glühkörper von Boehm und Bailey.
                              
                           E. Boehm und E. Bailey
                              									(Englisches Patent Nr. 5790 von 1891) verwendeten irgend einen flüssigen
                              									Kohlenwasserstoff, z.B. Benzol, welcher ein Metalloxyd, besonders Calciumoxyd,
                              									suspendiert enthielt. Der Glühkörper besass, wie aus den Fig. 30 und 31 zu
                              									ersehen, Ringform und wurde aus Kartenpapier, Pergament o. dgl. ausgestanzt und
                              									karbonisiert. Darauf folgte das Glühen im Kohlenwasserstoff, wodurch ein Ueberzug
                              									aus Kohle und Calciumoxyd erzielt werden sollte. Als besonderen Vorzug ihrer
                              									Glühkörper geben die Erfinder neben der Erhöhung der Lichtstärke an, dass ein
                              									Beschlagen der Glasbirne nicht stattfinde. In demselben Jahre schlug L. K. Böhm (Englisches Patent Nr. 21448/1891) ein
                              									anderes Verfahren zum Imprägnieren von verkohlbaren Fäden mit Calciumoxyd vor.
                              									Frisch niedergeschlagener kohlensaurer Kalk wird in Wasser einem starken Strome von
                              									Kohlensäure ausgesetzt, wodurch doppeltkohlensaures Calcium entsteht nach der
                              									Formel
                           CaCO3 + CO2 + H2O = (CO3H)2Ca.
                           Fäden aus irgend einem karbonisierbaren Material werden nun
                              									hiermit mehrmals imprägniert und getrocknet, wobei durch Freiwerden der Kohlensäure
                              									kohlensaurer Kalk nach derselben Formel entsteht. Jetzt werden die Fäden wie
                              									gewöhnlich karbonisiert. Dabei wird der kohlensaure Kalk in Kalk und Kohlensäure
                              									zerlegt und letztere bildet mit überschüssiger Kohle Kohlenoxyd. Der Zweck dieses
                              									Verfahrens ist vor allem, jede Berührung der Faser mit schädlichen Flüssigkeiten,
                              									wie Säuren u. dgl., zu vermeiden.
                           Auch Edison (U. S. P. Nr. 492150) beschäftigte sich im
                              									Jahre 1892 mit der Herstellung von Kohlefäden mit Hüllen aus Isoliermaterial
                              									(Kalk, Magnesia, Zirkonoxyd). Der bereits karbonisierte Faden a (Fig. 32) wurde in ein
                              									mit dem Oxyd c gefülltes Glasrohr b gebracht und, nachdem durch den Stutzen d die Luft entfernt oder durch ein indifferentes Gas,
                              									wie Stickstoff, ersetzt war, zu hoher Weissglut erhitzt. Dadurch sollten die Oxyde
                              									in der nächsten Umgebung des Fadens schmelzen und einen dichten Ueberzug auf dem
                              									Faden bilden. Falls das Rohr evakuiert wurde, kann man dasselbe nach Edison's Angaben durch eine äussere Wärmequelle bis zum
                              									Erweichen erhitzen. Der äussere Luftdruck soll dann das Rohr zusammendrücken und das
                              									Oxyd in innige Berührung mit dem Kohlefaden bringen.
                           G. Bamberg (Englisches Patent Nr. 568/1892) will auf
                              									ähnliche Weise eine Oxydhülle herstellen, er bringt jedoch nicht die Oxyde selbst,
                              									sondern ein Bindemittel zum Schmelzen. Zu diesem Zwecke werden die Fäden in eine
                              									konzentrierte Kaliwasserglaslösung getaucht, getrocknet und mit fein pulverisiertem
                              									Aetzkalk mit oder ohne Zusatz von Erdmetalloxyden o. dgl. umgeben. Darauf wird der
                              									Faden ganz allmählich bis zum Schmelzen des Silikates erhitzt, wodurch ein fest
                              									haftender Ueberzug von Oxyden hergestellt werden soll.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 311, S. 159
                              Fig. 32. Herstellung von Kohlefäden nach Edison.
                              
                           M. Baum (D. R. P. Nr. 74786) wendet folgendes Verfahren
                              									an. Benutzt werden zweibasisch phosphorsaures Ammonium [(NH1)2HPO1], Magnesiumchlorid [MgCl2], Calciumchlorid [CaCl2] und
                              									Ammoniumchlorid [NH4Cl]. Bei der Behandlung des
                              									Fadens mit den ersten zwei Salzen entsteht zweibasisch phosphorsaure Magnesia und
                              									Ammoniumchlorid nach der Formel.
                           MgCl2 + (NH4)2HPO4 = MgHPO4 + 2HN4Cl.
                           Durch trockenes Erwärmen wird durch teilweises Entweichen des
                              									Ammonsalzes der Niederschlag der phosphorsauren Magnesia porös.
                           Bei der nachträglichen Behandlung des Fadens mit Chlorcalcium bildet sich zweibasisch
                              									phosphorsaurer Kalk und Ammoniumchlorid nach der Gleichung
                           CaCl2 + (NH4)2HPO4 = CaHPO1 + 2NH4Cl.
                           Der Niederschlag des phosphorsauren Kalks wird wie oben durch
                              									Trocknen porös gemacht. Der fertige Glühkörper wird dann noch mit einem Mantel aus
                              									Kreide und Gelatine versehen. Die Körper sind nach Angabe des Erfinders sehr
                              									widerstandsfähig und werden intensiv weissglühend.
                           Der bereits bei Besprechung der Karbidfäden genannten Rheinischen Glühlampenfabrik (Elektrotechnischer
                                 										Anzeiger, 1895 S. 1481) gelang es unschwer, Fäden mit etwa 10 % Zirkonoxyd
                              									zu imprägnieren und auch vollständige Oxydhüllen herzustellen. Indessen zeigte sich,
                              									dass derartige Lampen wenig haltbar waren, viel Energie verbrauchten und sehr bald
                              									in der Leuchtkraft nachliessen. Der Mantel von Zirkonoxyd wurde bereits nach
                              									halbstündigem Brennen der Lampe vollständig abgestossen.
                           Es mag erwähnt werden, dass sich im Jahre 1897 Maxim,
                              										(Elektrotechnischer Anzeiger, 1897 S. 1670 und
                              									2113) wahrscheinlich auch mit ähnlichen Versuchen beschäftigt zu haben scheint.
                           F. de Marc (Englisches Patent Nr. 165341896) verwendet
                              									zum Tränken der Kohlefäden eine Lösung von gefälltem Thoriumcitrat in einer
                              									ammoniakalischen Lösung von Ammoniumcitrat unter Zusatz geringer Mengen Cer.
                           G. B. Puchmüller (U. S. P. Nr. 609702) endlich benutzt
                              									Lösungen von Salzen des Strontiums, Baryums und Aluminiums mit einem Zusatz von
                              									löslichen bezw. gelösten Metall Verbindungen, welche beim Erhitzen Oxyde liefern,
                              									z.B. Magnesiumnitrat. Hierzu wird eine Ammoniumverbindung zur Färbung des Lichtes,
                              									z.B. Verbindungen mit Wolfram oder Vanadium und schliesslich noch Chromoxyd
                              									zugefügt.
                           Hiermit sind die wichtigeren Tränkungsverfahren erschöpft. Die nächste Gruppe umfasst
                              									nun die aus Leitern und Nichtleitern gemischten Körper. Der Leiter hat hierbei
                              									offenbar nur noch den Zweck, den im wesentlichen aus einem Nichtleiter bestehenden
                              									Glühkörper wenigstens in geringem Grade leitend zu machen, die Rolle eines Trägers
                              									für den Nichtleiter spielt er nicht mehr.
                           
                           Unter den Erfindern, welche sich zuerst mit der Herstellung derartiger Körper
                              									beschäftigten, ist wieder Edison (D. R. P. Nr. 14058)
                              									zu nennen, der bereits 1878 aus fein zerteiltem Platin, Iridium, Ruthenium oder
                              									anderem schwer schmelzbarem Metall in Mischung mit nichtleitenden und
                              									nichtschmelzenden Stoffen, wie Magnesia, Zirkonoxyd u.s.w., Glühkörper herstellte.
                              									Näheres über die Herstellungsweise wird nicht angegeben, dagegen enthält die
                              									Patentschrift Darstellungen von einer ganzen Reihe verschiedener Glühkörperformen.
                              									Zwei Formen sind in den Fig. 33 und 34
                              									dargestellt, die letztere biegt Edison auch zu einem
                              									Cylinder zusammen. Auch bei diesen Glühkörpern werden die bereits mehrfach erwähnten
                              									selbstthätigen Ausschalter zum Schütze gegen zu starke Beanspruchung angewendet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 311, S. 160
                              Formen von Edison.
                              
                           In demselben Jahre schlug J. T. Sprague (Englisches
                              									Patent Nr. 4662/1878) vor, Oxyde, Karbonate, Sulfate oder Silikate der Erdmetalle
                              									mit fein zerteilter Kohle oder Metall zu mischen und die Glühkörper aus einer durch
                              									Anfeuchten des Gemisches entstandenen Paste durch Pressen herzustellen. Das fein
                              									zerteilte Metall soll auch im Körper bezw. Gemisch selbst durch Reduktion von Salzen
                              									hergestellt werden.
                           W. L. Scott (Englisches Patent Nr. 4671/1878) überzieht
                              									die ähnlich hergestellten Körper noch mit phosphoreszierenden Stoffen, um die Farbe
                              									des Lichtes zu ändern. Statt dessen benutzt St. G. L.
                                 										Fox (Englisches Patent Nr. 1122/1879) Ueberzüge aus Kohle, die in bekannter
                              									Weise durch Glühen in Kohlenwasserstoffen hergestellt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 311, S. 160
                              Fig. 35. Glühkörper von Clingmann.
                              
                           In Fig. 35 ist ein Körper von Th. L. Clingmann (D. R. P. Nr. 14890) dargestellt, der ebenfalls ähnlich
                              									zusammengesetzt ist. Bemerkenswert ist, dass die Zusammensetzung des Körpers nmcht
                              									überall dieselbe ist, vielmehr sollen die mit der Zuleitung in Verbindung stehenden
                              									Enden eine grössere Menge des Leiters enthalten, als der mittlere Teil des
                              									Glühkörpers, damit eine übermässige Erhitzung der metallischen Zuleitung vermieden
                              									wird. Zu demselben Zwecke können auch noch den ganzen Körper durchdringende, der
                              									Luft freien Zutritt gewährende Kanäle vorgesehen werden. Der vorzugsweise aus
                              									Zirkonerde und Graphit mit einem Bindemittel geformte Körper wird nach dem Trocknen
                              									noch mit einem Ueberzüge aus Zirkonerde versehen, um den Leiter selbst beim Glühen
                              									in freier Luft vor dem Verbrennen zu schützen.
                           Etwas eingehender beschreibt M. Müthel (D. R. P. Nr.
                              									31065) ein Verfahren zur Herstellung von Glühkörpern (Fäden) aus einem innigen
                              									Gemenge von Platinmohr und Iridiummohr mit den Oxyden des Calciums, Magnesiums,
                              									Aluminiums und Zinks (?) oder deren kieselsauren Verbindungen u.s.w. Das Gemenge
                              									wird mit etwas Platinchlorid und Wasser zu einem Teig zerrieben, aus welchem die
                              									Fäden durch Pressen o. dgl. hergestellt werden. Nach dem Trocknen werden die Fäden
                              									in einer Muffel zur hellen Glut erhitzt und können darauf in freier Luft benutzt
                              									werden. Das Platiniridium-Mohr kann auch im Körper selbst durch Reduktion einer
                              									Lösung von Platiniridium-Chlorid in Lavendelöl oder durch elektrolytische
                              									Aasscheidung aus einer wässerigen Platiniridium-Chloridlösung hergestellt werden.
                              									Ferner wird auch ein elektrolytischer Chromüberzug empfohlen.
                           St. Williams (Englisches Patent Nr. 13883/1884) benutzt
                              									ausser pulverförmiger Kohle oder Metallen auch schwere Kohlenwasserstoffe,
                              									Cellulose, Kollodium u.s.w., und Metalllösungen zum Anreiben des Nichtleiters. Zur
                              									Bestimmung des Widerstandes kann das Mischungsverhältnis geändert werden oder der
                              									fertige Körper wird unter oxydierenden Einflüssen geglüht, so dass der Leiter
                              									teilweise verbrennt, bis der gewünschte Widerstand erreicht ist.
                           Aehnliche Vorschläge machten Zanni (Englisches
                              									Patent Nr. 12924/1887) und Head und Saunderson
                              									(Englisches Patent Nr. 11573/1888). In neuerer Zeit nahm E.
                                 										Oberlé (Englisches Patent Nr. 12056/1896) die Versuche wieder auf. Er
                              									benutzte, um eine möglichst innige Mischung der Stoffe zu erzielen, beispielsweise
                              									eine alkoholische Lösung von 50 % und mehr Thoriumoxychlorid (ThOCl2) und eine 3- bis 20 %ige Lösung von Nitrocellulose
                              									in Aether und Alkohol. Die Lösungen werden gemischt und die Fäden in bekannter Weise
                              									durch Spritzen o. dgl. hergestellt und weiter behandelt. Das Thoriumoxychlorid
                              									zersetzt sich in der Hitze zu Thoriumoxyd und Chlor nach der Formel ThOCl2 + O = ThO2 + Cl2. Ebenso kann Cer benutzt werden. Besonders soll
                              									sich folgende Zusammensetzung bewährt haben: 20 % Nitrocellulose, 80 %
                              									Thoriumoxychlorid und 0,75 % Ceriumoxychlorid in Alkohol und Aether gelöst.
                           F. de Marc (Englisches Patent Nr. 16534/1896) verwendet
                              									statt der Cellulose Papierbrei und als Lösung Thorcitrat mit etwas Cer in
                              									ammoniakalischer Lösung von Ammoniumcitrat.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 311, S. 160
                              Fig. 36. Rohrförmiger Glühkörper von Bachmann, Voigt, Weiner, Kirschner und
                                 										König.
                              
                           Rohrförmige Glühkörper der in Fig. 36 dargestellten
                              									Art aus einer geglühten innigen Mischung von Kohle mit schwer schmelzbaren
                              									Metalloxyden liessen sich Bachmann, Voigt, Weiner, Kirschner
                                 										und König (D. R. G. M. Nr. 83130; Elektrotechnischer Anzeiger, 1898 S. 240; Englisches Patent Nr.
                              									18628/1895) schützen. Bemerkenswert ist die Befestigung der Zuleitungen. In die
                              									Bohrung des Leuchtkörpers a sind Röhren b aus Kohle o. dgl. eingesetzt, in welche die
                              									eigentlichen Zuleitungen (Platin- oder Nickeldrähte) eingeschoben werden. Als
                              									leitenden Stoff benutzen diese Erfinder Steinkohlenteer.
                           Hierher gehört auch die von Parvillée (D. R. P. Nr.
                              									94293) erfundene Widerstandsmasse, welche durch Mischen eines Metallpulvers (z.B.
                              									Nickel) mit Quarz, Kaolin, Thon, Feldspat o. dgl. und darauf folgendes Schmelzen,
                              									Mahlen, Pressen und Brennen hergestellt wird. Grünwald
                              										(Elektrotechnischer Anzeiger, 1898 S. 442) schlägt
                              									vor, die Verwendung dieser Masse zur Herstellung elektrischer Glühkörper zu
                              									versuchen.
                           In allerneuester Zeit schliesslich nahm M. Déri
                              									(Englisches Patent Nr. 9436/1898) ein Patent auf die Herstellung eines Glühkörpers
                              									aus einem Gemisch von Nichtleitern und einem Leiter. Er empfiehlt z.B. Mischungen
                              									aus 1 bis 10 T. Kohle und 100 T. eines Nichtleiters (Calciumoxyd, Magnesia,
                              									Aluminiumoxyd, Zirkonoxyd, Oxyde der seltenen Erden u.s.w.) oder aus 0,01 bis 0,1 T.
                              									Metallpulver und 1000 T. des Nichtleiters. Die aus diesen Mischungen hergestellten
                              									Stäbchen werden mit einem Ueberzüge aus den reinen, d.h. nicht mit Leitern
                              									versetzten Oxyden versehen.
                           Der Vollständigkeit wegen sei noch auf ein Patent von T. S.
                                 										Williams (Englisches Patent Nr. 224/1882) hingewiesen, in welchem fast alle
                              									oben besprochenen Verfahren zur Herstellung von Glühkörpern aus Leitern und
                              									Nichtleitern durch Ueberziehen, Tränken und Mischen mehr oder weniger klar
                              									angedeutet sind.
                           Wir kommen nun zu der letzten Gruppe, nämlich den nur aus Nichtleitern bestehenden
                              									Glühkörpern. Wie bereits am Anfange der Abhandlung angegeben, gebrauchen wir hier
                              									den Ausdruck „Nichtleiter“ für die Körper, welche in kaltem Zustande nicht
                              									leiten. Nun hat man aber gefunden, dass sehr viele dieser Stoffe bei höheren
                              									Temperaturen zu ziemlich guten Leitern werden. Für die Lichterzeugung durch den
                              									elektrischen Strom benutzte diese Eigenschaft wohl zuerst Jablochkoff (D. R. P. Nr. 1630). Er machte bei dem Gebrauche seiner
                              									bekannten Kerzen die Erfahrung, dass die zwischen den Kohlen befindliche isolierende
                              									Substanz dem Strome einen geringeren Widerstand entgegensetzt, wenn sie unter dem
                              									Einfluss des Lichtbogens zum Schmelzen gebracht ist, als wenn sie sich in ihrem
                              									ursprünglichen festen Zustande befindet. Hierdurch wurde er dazu geführt, die
                              									Wirkung von Funken auf derartige isolierende Stoffe, wie Kaolin, Kreide, Magnesia,
                              									Glas u.s.w., zu untersuchen. Es zeigte sich beim Uebergange eines Funkens über einen
                              									Kaolinstreifen, dass dieser an allen Punkten, an denen ihn der Tunke berührt, besser
                              									leitend wurde und dass „der Strom nach Verlauf weniger Sekunden überall mit
                                 										Leichtigkeit läuft, wo er früher nicht passieren konnte“. Jablochkoff sagt, der Funke schiene dem Strom einen Weg
                              									zu bahnen, indem er alle Punkte des Körpers leitend macht, welche er berührt. Es
                              									zeigte sich also, dass Körper, welche bisher für Isolatoren gegolten, durch eine
                              									kurzdauernde Einwirkung des Funkens, zu Leitern und weissglühend werden. Jablochkoff spricht dem Funken nur eine helfende Rolle
                              									zu, während die Lichterzeugung durch das Weissglühen der feuerfesten Körper bewirkt
                              									wird. Hierbei wird der Körper langsam verzehrt. Auf Grund dieser Erfahrungen baute
                              									er Lampen der in Fig. 37 dargestellten Art. Das
                              									Stäbchen, die Platte oder der Streifen a aus Kaolin o.
                              									dgl. ist in eine Art Zange b eingespannt, durch welche
                              									der Strom zugeführt wird. Derartige Lampen wurden einzeln oder zu mehreren
                              									hintereinander an die Sekundärwickelung von Induktionsspulen angeschlossen, deren
                              									Primärwickelung mit Wechselstrom oder unterbrochenem Gleichstrom gespeist wurde.
                              									Leider fehlt jede Angabe über die Höhe der benutzten Spannung, es wird nur gesagt,
                              									dass die Spannung so hoch (und dementsprechend die Stromstärke so gering) sein soll,
                              									dass das Kaolin nicht schmilzt und verbrennt, sondern nur weissglühend wird. Jablochkoff bringt auch an der unteren Seite des Kaolin
                              									Streifens ein besser leitendes Material an, durch Welches der Strom zuerst verläuft,
                              									bis der Körper genügend erhitzt ist. Vermutlich ist mit dem „besser leitenden
                                 										Material“ ein Graphitblättchen oder ein Bleistiftstrich gemeint, d.h.
                              									dieselben „Zündvorrichtungen“, die Jablochkoff
                              									bei seinen Kerzen benutzte. Die etwa 1 cm breite Kaolinplatte soll sich in der
                              									Stunde um etwa 1 mm abnutzen. Das Licht wird als besonders weiss, sanft und fest
                              									bezeichnet. Eine Anwendung im grossen hat diese Lampe, soweit sich ermitteln liess,
                              									nicht gefunden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 311, S. 161
                              Fig. 37. Lampe von Jablochkoff.
                              
                           Diese Art der elektrischen Beleuchtung mit Glühkörpern aus reinen Nichtleitern hat
                              									offenbar bis vor kurzem Fernand wieder aufgenommen. Erst am Anfange des Jahres 1898
                              									durchlief die Tages- und Fachpresse eine Mitteilung über eine neue elektrische
                              									Glühlampe von Nernst. Nach den ersten einigermassen
                              									vollständigen Angaben (Zeitschrift für Elektrotechnik,
                              									Wien 1898 S. 103) hatte es den Ansein, als ob Nernst
                              									die Jablochkoff'sche Lampe wieder Pfunden habe. Es
                              									hiess, Nernst habe gefunden, dass sogen. Leiter zweiter
                              									Klasse, wie Magnesiumoxyd, Kaolin u.s.w., durch Erhitzen zu ziemlich guten Leitern
                              									werden. Das Erhitzen solle durch einen Funkenstrom erfolgen. Neuerdings sind nun
                              									einige Patente veröffentlicht worden, aus denen hervorgeht, dass diese Mitteilungen,
                              									wenigstens soweit sie sich auf die Art des Erhitzens beziehen, den Thatsachen nicht
                              									entsprechen. Nach diesen Veröffentlichungen (Schweizerisches Patent Nr. 15183;
                              									Englisches Patent Nr. 23470/1897) benutzt Nernst Körper
                              									aus Leitern Reiter Klasse, d.h. aus Magnesiumoxyd, Calciumoxyd, Zirkonoxyd oder
                              									anderen Metalloxyden, die durch irgend ein Mittel zum Glühen gebracht werden. Sobald
                              									dies geschehen, durchläuft der Strom den Körper und erhält ihn glühend wie den
                              									Kohlefaden einer gewöhnlichen Glühlampe. Zum Erhitzen der Körper benutzt Nernst elektrische Heizkörper. Eine einfache Lampe
                              									stellt Fig.
                                 										38 dar. Sie besteht im wesentlichen aus einem elektrischen Heizkörper a, in dessen Innerem sich der Glühkörper b befindet. Der Heizkörper ist durchsichtig (z.B.
                              									schwer schmelzbares Glas) und enthält einen schraubenförmig gewundenen Heizdraht aus
                              									Platin o. dgl. Legt man nun an die Klemmen c einerseits
                              									und d andererseits je eine Stromquelle, so wird
                              									zunächst nur durch den Heizdraht Strom fliessen. Der Draht gerät nun ins Glühen und
                              									erhitzt dadurch den eingeschlossenen Glühkörper, bis dieser leitend wird. Von diesem
                              									Augenblicke an fliesst der Strom der an den Klemmen c liegenden Stromquelle durch den Körper und erhält ihn glühend. Bei der
                              									in Fig. 39
                              									dargestellten Anordnung ist der Heizkörper a als
                              									Hohlspiegel ausgebildet und konzentriert daher die von ihm ausgehenden Wärmestrahlen
                              									auf den Glühkörper b. Eine dritte Ausführungsform ist
                              									1898 310 * 225 besprochen worden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 311, S. 161
                              Lampen von Nernst.
                              
                           Bemerkenswert sind die Angaben über den Energieverbrauch der Nernst'schen. Lampe (Electrical World, Bd. 31
                              									S. 335). Nach Lux soll ein Magnesiaröhrchen von 7 mm
                              									Länge und 1,5 mm Dicke bei einem Energieverbrauche von 27 Watt 31 Hefner-Einheiten
                              									ergeben haben, die Spannung betrug dabei 118 Volt, die Stromstärke 0,23 Ampère.
                              									Mithin würde für eine Normalkerze rund 1 Watt erforderlich sein. Nernst hofft den Energieverbrauch bei Verwendung von
                              									Vakuumlampen noch weiter, vielleicht auf 0,7 bis 0,8 Watt herabzudrücken. Wenn man
                              									bedenkt, dass die gewöhnlichen Glühlampen meist 2,5 bis 3,5 Watt für die Kerze
                              									verlangen, so muss zugegeben werden, dass es sich hier um einen bedeutenden
                              									Fortschritt der elektrischen Beleuchtung handelt, selbst wenn die Lebensdauer der
                              										Nernst'schen Glühkörper, wie behauptet wird,
                              									geringer als die der gewöhnlichen Glühlampen ist.
                           L. Kusminsky (Zeitschrift für
                                 										Elektrotechnik, Wien 1898 S. 103) schlägt eine andere Art der Vorwärmung
                              									vor. Er will in den Leiter zweiter Klasse einen Kohlefaden einbetten, der als Leiter
                              									dient, solange das Stäbchen noch kalt ist, und zugleich den Glühkörper erwärmt. In
                              									dem Masse, wie die Temperatur steigt, wird dann auch der den Faden umgebende Leiter
                              									zweiter Klasse an der Leitung des Stromes teilnehmen und zum Glühen kommen. Die
                              									Einrichtung soll also wohl ähnlich wie bei den in Fig. 3 bis 9
                              									dargestellten Glühkörpern getroffen werden, oder es soll der Kohlefaden, wie oben
                              									eingehend beschrieben, mit einem Nichtleiter umgeben werden. Damit würde aber das
                              									Wesentliche der Nernst'schen Erfindung, d.h. die
                              									Benutzung reiner Leiter zweiter Klasse ohne leitende Ueberzüge oder Kerne
                              									wegfallen.
                           Aus diesem Grunde wurde auch der Glühkörper von Déri
                              									(Englisches Patent Nr. 9436/1898) nicht hier besprochen, trotzdem der Erfinder
                              									angibt, der aus Leitern und Nichtleitern bestehende Kern solle zum Erhitzen des
                              									nichtleitenden Ueberzuges dienen, der dann, wie bei der Nernst'schen Lampe, ebenfalls vom Strom durchflössen werden soll. Auch bei
                              									den oben beschriebenen, aus Leitern und Nichtleitern zusammengesetzten Glühkörpern
                              									wird, das kann man wohl mit Rücksicht auf die Nernst'sche Erfindung als sicher annehmen, der Nichtleiter, nachdem er durch
                              									die ihm vom Leiter mitgeteilte Wärme leitend geworden ist, vom Strom durchflössen
                              									und dadurch, nicht aber durch die vom Leiter ausgehende Wärme glühend erhalten
                              									werden.
                           Hiermit sind wir am Schlusse unserer Zusammenstellung angelangt. Leider waren nur
                              									über wenige der besprochenen Glühkörper ausführliche Versuchsangaben zu ermitteln.
                              									Aus den vielfach unvollständigen Angaben der Erfinder allein aber ein Urteil über
                              									den Wert der Erfindungen herleiten zu wollen, ist naturgemäss unmöglich. Sicherlich
                              									ist die Ausführung vieler älterer Verfahren im grossen nur deswegen unterblieben,
                              									oder, wenn sie unternommen wurde, fehlgeschlagen, weil den Erfindern nur die
                              									geringen Hilfsmittel der damals noch in den Kinderschuhen steckenden Elektrotechnik
                              									zur Verfügung standen. Es würde sich deshalb gewiss lohnen, den einen oder anderen
                              										Versuch wieder
                              									aufzunehmen. Vielleicht gelingt es mit den heutigen vervollkommneten Mitteln, auf
                              									irgend einem der vielen vorgeschlagenen Wege dennoch zum Ziele zu gelangen.