| Titel: | Neuerungen an Fahrrädern. | 
| Fundstelle: | Band 311, Jahrgang 1899, S. 171 | 
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                        Neuerungen an Fahrrädern.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 154 d.
                           								Bd.)
                        Neuerungen an Fahrrädern.
                        
                     
                        
                           II. Antrieb.
                           Hand in Hand mit dem Bestreben, einen zuverlässigen Rahmen zu konstruieren, gehen
                              									auch die Bemühungen, die Leistungsfähigkeit des Fahrrades in Bezug auf seinen Lauf
                              									zu erhöhen bezw. die zum Antrieb verwendete Kraft bei gleicher Lauffähigkeit zu
                              									verringern. Dahingehend wurden auch schon viele Versuche, mit mehr oder weniger
                              									kompliziertem Trethebelantrieb, gemacht, ohne eigentlich befriedigende Resultate zu
                              									erzielen.
                           Die von R. Thompson in Buffalo, N. Y., konstruierte
                              									Antriebsvorrichtung sucht nun obige Missstände dadurch zu beseitigen, dass die
                              									Kettenräder, sowie die Kette beibehalten Werden, dagegen sind nicht wie bisher
                              									Tretkurbeln vorgesehen, sondern das Kettenrad trägt, wie Fig. 96 zeigt, an seiner Peripherie die Trethebel. Letztere sind
                              									einerseits am Kettenrad drehbar, andererseits stützen sie sich in die am
                              									Sattelstützrohr drehbar gelagerten Hebel. Durch diese Art Antrieb soll der
                              									Kraftaufwand etwa um die Hälfte verringert werden.
                           Auf demselben Prinzipe beruht auch der Antrieb, den die Reform-Fahrradwerke P. Fröhlich und Co. in Viersen, Rheinl., für die
                              									Saison 1899 auf den Markt bringen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 311, S. 171
                              Fig. 96. Antriebsvorrichtung von Thompson.
                              
                           Versuche mit einem solchen Fahrrad haben ergeben, dass starker Gegenwind und
                              									Steigungen leicht zu überwinden sind. Für Damenmaschinen ist dieser Antrieb
                              									besonders zu empfehlen, indem derselbe viel angenehmer und bequemer ist als der
                              									bisherige, da die Pedale keinen Kreis, sondern eine Ellipse beschreiben.
                           Einen theoretisch grossartigen, aber in der Praxis bestreitbaren Antrieb mit
                              									verbundenen Hebeln beschreibt La Vie Scientifique. Wie
                              									aus Fig. 97
                              									ersichtlich, trägt die Hinterradachse an ihren beiden Enden ausserhalb der Gabel je
                              									ein Zahnrädchen, in welche je ein zweites grösseres eingreift; diese beiden Rädchen
                              									sind mittels einer kleinen Kurbel verbunden. Der Antrieb geschieht nun dadurch, dass
                              									mittels der gelenkig miteinander verbundenen Trethebel das grössere Zahnrädchen D das kleinere d umkreist
                              										(Fig.
                                 									98). Diese Figur zeigt auch die von den Pedalen beschriebene Kurve, sowie das
                              									Spiel der hinteren Gelenkverbindung.
                           Bei der Antriebsvorrichtung (D. R. P. Nr. 101057) von A.
                                 										Wild in Furth i. bayer. Wald ist ausser den Trethebeln noch ein
                              									ausrückbarer Handantrieb vorgesehen.
                           Das wesentliche dieses Antriebes besteht darin, dass die Handhebel durch ein
                              									teleskopartig ineinander verschiebbares Gestänge mit den Trethebeln derart verbunden
                              									sind, dass erstere jederzeit ausgeschaltet, und die Trethebel allein zum Antrieb
                              									verwendet werden können.
                           Wie Fig. 99
                              									bis 101
                              									zeigen, kommen zu diesem Zwecke zwei doppelarmige Winkelhebel, sogen. Brückenhebel
                              										abc und a1
                              									b1
                              									c1 zur Anwendung.
                              									Dieselben sind zu beiden leiten des Fahrrades angeordnet und an ihren Enden ab und a1
                              									b1 mit Pedalen
                              									versehen. Die Hebelarme c und c1 übertragen ihre Bewegungen durch
                              									Schubstangen d mittels der mit Innenverzahnung
                              									versehenen Scheibenräder e nebst Getriebe f auf das Hinterrad.
                           Um die Bewegungen der Handhebel ll1, bei günstiger Ausnutzung der Armkraft, auf die
                              									Fusshebel bb1 zu
                              									übertragen, stehen dieselben mittels je eines Zuggestänges mit den Trethebeln in
                              									Verbindung.
                           Dieses Zuggestänge besteht aus Stangen ii1, welche mit einem kolbenartigen Kopf versehen
                              									sind, und in Cylindern kk1 derart teleskopartig geführt werden, dass die auf die Handhebel ll1 einwirkenden
                              									Hebelkräfte nur während eines Teils des Hubes der Trethebel auf dieselben übertragen
                              									werden, so dass die Handhebel schon in ihrer höchsten Lage angelangt sind, während
                              									sich die Trethebel aufwärts bewegen. Durch diese Anordnung wird die Armkraft
                              									günstiger ausgenutzt, als durch eine starre Verbindung der Hand- und Trethebel.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 311, S. 171
                              Antriebsvorrichtung mit verbundenen Hebeln.
                              
                           Die Ausschaltung der Handhebel geschieht nun dadurch, dass die unteren Enden der
                              									Gestänge ii1 in die
                              									unmittelbare Nähe des Drehpunktes s der Trethebel
                              									gebracht werden, wobei dann die auf- und niedergehende Bewegung der Trethebel nicht
                              									mehr auf die Handhebel wirken kann. Dieses geschieht dadurch, dass das untere Ende
                              									des Gestänges (Fig. 102) in Schlitze n am Trethebel
                              									verschiebbar angeordnet ist, so dass dasselbe in die Oese v eingelegt werden kann. Soll der Handantrieb eingeschaltet werden, so
                              									wird der Endzapfen des Gestänges in die Oese t
                              									verschoben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 311, S. 171
                              Antriebsvorrichtung von Wild.
                              
                           Nach Angaben des Erfinders soll wegen Vereinfachung und Verkürzung des Rahmens um 40
                              									cm, bei gleichbleibender Raumeinteilung für die Sitze, der Rahmen eine erhöhte
                              									Stabilität besitzen.
                           Ebenso soll wegen Fortfall von Tretkurbellagern samt Ketten werk und Anordnung der
                              									Doppelhebel, welche keinen Kreis beschreiben, sondern sich nur segmentartig auf- und abwärts
                              									bewegen, eine Gewichts- und Reibungsverminderung um etwa 50 % vorhanden sein.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 311, S. 172
                              Fig. 103. Zahnrad der Staffelradwerke Köln.
                              
                           Durch Nutzbarmachung der sonst toten Kraft der Arme, sowie dadurch, dass mittels der
                              									Doppelhebel und Schubstangen die rotierenden Antriebscheiben vorwärts gezogen und
                              									rückwärts geschoben werden, wird ein ständiger Zug und Druck bewirkt, und zwar auf
                              									jeder Hälfte der Peripherie gleichzeitig, wodurch etwa 30 % an Kraft gewonnen wird.
                              									Versuche haben ergeben, dass eine 150 %ige und noch höhere Uebersetzung sehr leicht
                              									getreten werden kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 311, S. 172
                              Fig. 104. Eingriff der Zahnräder der Staffelradwerke Köln.
                              
                           Die Staffelradwerke Köln bringen bei ihren Fahrrädern
                              									ein Winkelgetriebe an, deren Anordnung so getroffen ist, dass, wie Fig. 103 und 104
                              									zeigen, stets die doppelte Anzahl Zähne zu gleicher Zeit eingreift. Hierdurch wird
                              									erzielt: erstens die nahezu doppelte Bruchsicherheit, zweitens die Reduzierung des
                              									unvermeidlichen, ruckweisen Eingreifens der Zähne auf ein Minimum, denn je mehr
                              									Zähne gleichzeitig im Eingriff stehen, um so kleiner wird der Zwischenraum zwischen
                              									den einzelnen Zähnen und demgemäss verschwinden die Stösse, und der Gang ist sanft,
                              									geschlossen und gleitend. Fig. 105 stellt das fertige
                              									Getriebe dar.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 311, S. 172
                              Fig. 105. Antriebsvorrichtung der Staffelradwerke Köln.
                              
                           Bei der Uebertragung von konischen Zahnrädern sind zwei Ausführungen möglich, nämlich
                              									die Anbringung der zwei Vermittelungsräder auf einer äusseren oder inneren drehbaren
                              									Welle. Bei letzterem System rotiert die Uebertragungswelle, auf welcher die
                              									Zahnräder sitzen, innerhalb der unteren Gabelstrebe. Dieses hat den Nachteil, dass
                              									die Lagerung hinter den Rädern liegt, also da, wo diese eingreifen müssen, wodurch
                              									keine Gegenlagerung angebracht werden kann; auf die Dauer muss dies nachteilig
                              									wirken. Eine andere Ausführung, wie eine solche bei den Fahrrädern der Staffelradwerke in Anwendung kommt, trägt die
                              									Uebertragungswelle aussen. Durch letztere geht die feststehende Gabelstrebe, welche
                              									zur Zusammenhaltung des Rahmens dient, und auf welcher gleichzeitig die hohle
                              									Uebertragungswelle auf Kugeln gelagert ist. Die Anordnung erleidet selbst im
                              									schlechtesten Terrain keine Abweichung, so dass ein Ecken der Räder und damit ein
                              									Ueberspringen oder gar ein Ausbrechen der Zähne ausgeschlossen erscheint.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 311, S. 172
                              Fig. 106. Antriebsvorrichtung von Harden.
                              
                           Von dem Gedanken ausgehend, dass der einseitige Antrieb eine Verziehung des Rahmens
                              									zur Folge haben kann, konstruierte der Amerikaner G.
                                 										Harden in Toledo einen doppelseitigen Antrieb dadurch, dass er auf der
                              									Tretkurbelachse, sowie auf der Hinterradachse je zwei Zahnräder anordnet.
                           Diese Zahnräder sind wie üblich durch je eine Triebwelle, welche in den unteren
                              									Gabelröhren gelagert sind, verbunden (Fig. 106).
                           Unter der grossen Zahl der verschiedenen Antriebsvorrichtungen fällt uns besonders
                              									die von F. Böhm in Frankfurt a. O. konstruierte dadurch
                              									auf, dass neben Stirnrädern noch eine gekreuzte Kette in Anwendung kommt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 311, S. 172
                              Fig. 107. Antriebsvorrichtung von Böhm.
                              
                           Wie Fig. 107 zeigt, ist auf der Tretkurbelachse ein
                              									Stirnrad a aufgekeilt, welches in ein zweites, auf der
                              									wagerechten Hinterradgabel gelagertes, b, eingreift.
                              									Mit diesem Stirnrad b ist ein Kettenrad c verbunden, von welchem die Kette d zu dem auf der Hinterradnabe sitzenden Zahnkranz e läuft. Natürlich muss die Kette gekreuzt sein, da
                              									sich sonst das Hinterrad in verkehrtem Sinne drehen würde.
                           Um hierbei ein Reiben der Kette an der Kreuzungsstelle zu verhindern, ist am
                              									Gabelrohr eine Bürsten walze f drehbar befestigt, die
                              									nebenbei den Zweck hat, die vorbeilaufenden Kettenglieder vom Schmutz zu
                              									reinigen.
                           Nach Angabe des Erfinders entfaltet dieser Antrieb ohne grosse Kraftanstrengung 15 m
                              									bei einer Pedalumdrehung.
                           Das Bestreben, die der Verunreinigung sehr stark ausgesetzte Kettenradübertragung
                              									durch Rädertriebwerke zu ersetzen, veranlasste die Vergleichung beider Triebwerke
                              									auf Wirkungsgrad und Betriebssicherheit; ein derartiger Vergleich wurde auch von
                              									Prof. R. C. Carpenter von der Cornell University
                              									vorgenommen. Abgesehen davon, dass für die richtige Wirkungsweise der Räder eine
                              									sichere Erhaltung der gegenseitigen Lage der Wellenlager ein unbedingtes Erfordernis
                              									ist, und dies bei dem elastischen Fahrradrahmen kaum vorauszusetzen sein dürfte,
                              									könnten die erhofften Vorteile gegenüber den durch Verbiegung der Welle und
                              									Abweichung der richtigen Eingriffsläge bedingten Nachteile kaum zur Geltung
                              									kommen.
                           
                           Zur Ueberwindung der Reibungshindernisse eines Fahrradkettentriebwerkes sind
                              									nach vielfachen Versuchen ermittelt worden:
                           a) für die vollkommenste Kette eines Fahrrades, dessen 90 k schwerer Fahrer bereits
                              									3200 km mit demselben zurückgelegt hatte, 0,5 bis 0,75 % der gesamten
                              									Triebkraft,
                           b) für andere minder vollkommene Kettentriebwerke 2 bis 5 %
                           c) und für eine schlechte, mit der Zahnteilung der Kettenräder nicht übereinstimmende
                              									Kette 10 %.
                           Dagegen stellt sich der Wirkungsgrad
                           d) bei Stirnräderübertragung 2 bis 5 %,
                           e) bei Winkel- oder Schrägradübersetung 5 bis 8 %,
                           f) während bei schlechtem Eingriff und schlecht ausgeführten Rädern 20 bis 40 %
                              									gefunden worden sind.
                           (American Machinist, 1897 Bd. 20 Nr. 35 * S. 656.)
                           
                              a) Aendern der
                                    											Fahrgeschwindigkeit.
                              Die französische Firma Peugeot hat einen
                                 										Winkelräderantrieb mit zwei während der Fahrt auswechselbaren Uebersetzungen
                                 										konstruiert (Fig. 108). Dieser Mechanismus
                                 										besteht in der Hauptsache aus einer Schaltvorrichtung und zwei Winkelgetrieben,
                                 										von denen je nach der Einschaltung entweder die grosse, oder die kleine
                                 										Uebersetzung im Antrieb ist, während die andere leer mitläuft.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 311, S. 173
                                 Fig. 108. Vorrichtung zum Aendern der Fahrgeschwindigkeit von
                                    											Peugeot.
                                 
                              Das Wechseln der Uebersetzung geschieht während der Fahrt durch einen kleinen am
                                 										oberen Rahmenrohr drehbaren Handhebel, welcher an die durch das Rahmenrohr t gehende Stange c
                                 										angelenkt ist. Diese Stange ist wiederum mit dem einen Arm des Winkelhebels b verbunden, dessen anderer Arm die Schubstange a bethätigt.
                              Durch Vor- oder Zurückstossen des Handhebels wird nun vermittels des Gestänges
                                 											cba und der Spiralfedern rr1 die kleine
                                 										Uebersetzung ii1
                                 										oder die grosse kl gekuppelt.
                              In der Figur ist das auf der Nabe sitzende Winkelrad i mit demjenigen i1 des Triebstockes im Eingriff (also die kleine
                                 										Uebersetzung mit einer Entfaltung von 4,75 m). Das Winkelrad k sitzt jetzt lose auf der Nabe und dreht sich
                                 										zwanglos.
                              Um nun die grössere Uebersetzung mit einer Entfaltung von 6 m einzuschalten,
                                 										genügt es, den Handhebel nach vorn zu schieben, so dass derselbe ein Ziehen an
                                 										der Stange c bewirkt, wodurch die Stange a zurückgestossen wird, und die Kuppelungshülse d, die jetzt das Rad i
                                 										verlässt, das Rad k kuppelt, so dass dasselbe mit
                                 										Rad l in Eingriff kommt. Nun dreht sich natürlich
                                 										Rad i lose auf der Achse. Diese Art der Umschaltung
                                 										geht Vollständig stossfrei vor sich.
                              G. R. Balloch in Centerville, Neubraunschweig,
                                 										Kanada, ordnet den Mechanismus zum Aendern der Fahrgeschwindigkeit in der
                                 										Hinterradnabe an. Zu diesem Zweck ist das Kettenrad, wie Fig. 109 zeigt, mit
                                 										dem hohlen Ansatz des kleinen Stirnrades im Inneren starr verbunden, weshalb
                                 										sich die Hinterradnabe und das Kettenrad unabhängig voneinander drehen. Erstere
                                 										ist einerseits auf der hohlen Achse, andererseits auf dem erwähnten Ansätze
                                 										mittels Kugeln gelagert. Die linke Innenseite der Nabe trägt einen grossen
                                 										Kegelzahnkranz und die rechte Innenseite einen etwas kleineren. In diese beiden
                                 										Zahnkränze greift abwechselnd das eine oder das andere der zwei Kegelnder ein,
                                 										welche miteinander und einem Innenrade aus einem Stück bestehen, und mittels
                                 										Kugeln auf dem Umfange einer exzentrischen Scheibe laufen. Letztere ist auf
                                 										der hohlen Achse verschiebbar und durch eine ihren Stift umfassende, von einer
                                 										Spiralfeder gespannte Stange in der Achsenhöhlung mit einem ausserhalb auf der
                                 										Radgabel gelagerten Winkelhebel (Fig. 110)
                                 										verbunden.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 311, S. 173
                                 Vorrichtung zum Aendern der Fahrgeschwindigkeit von Balloch.
                                 
                              Während das kleine Stirnrad stets im Eingriff mit dem Innenrad bleibt, kann durch
                                 										Verschieben der exzentrischen Scheibe das eine oder das andere Kegelrad mit dem
                                 										dazugehörigen Kegelzahnkranze in Eingriff gebracht, und dadurch die Drehung des
                                 										Kettenrades in entsprechender Uebersetzung auf das Hinterrad übertragen
                                 										werden.
                              Dieses Uebersetzungsgetriebe ist nach Angaben des Scientific American neuerdings verbessert worden. Wie Fig. 111 zeigt, ist
                                 										der Kegelzahnkranz an der rechten Innenseite der Nabe durch Klauen ersetzt, in
                                 										welche eine Klauenkuppelungsscheibe eingreift. Das vorbeschriebene kleine
                                 										Zahnrad ist vom Kettenrad getrennt und, mit der Klauenkuppelungsscheibe aus
                                 										einem Stück bestehend, in ein Kegelrad verwandelt. Das Ganze ist auf dem
                                 										röhrenförmigen Nabenansatz verschiebbar und dadurch gezwungen, an der Drehung
                                 										des Kettenrades teilzunehmen. Unter Beseitigung des Innenrades sind die zwei auf
                                 										der exzentrischen Scheibe laufenden Kegelräder dicht aneinander gerückt, wodurch
                                 										dieselben besser gelagert sind.
                              Die Bewegung des Winkelhebels zum Verschieben von Kuppelungsscheibe und Kegelrad
                                 										wird durch Hebelübertragung vom Sattel aus bewirkt.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 311, S. 173
                                 Fig. 112. Vorrichtung zum Aendern der Fahrgeschwindigkeit von
                                    											Cleveland.
                                 
                              Ebenso ist auch die von der Firma „Cleveland“
                                 										in den Handel gebrachte Vorrichtung zum Aendern der Fahrgeschwindigkeit
                                 										vollständig in der Hinterradnabe eingeschlossen. Wie Fig. 112 zeigt, geschieht die Bethätigung hier durch ein Zahnrädchen
                                 											p, welches in die auf der Achse a in einer Nut gleitenden Zahnstange c, welche einen Zahncylinder d trägt, eingreift. Durch diesen Zahncylinder,
                                 										sowie durch Vermittelung der Zahnräder ff wird die
                                 										Uebersetzung wie beim Crypto-Fahrradantrieb (D. p.
                                    											J. 1896 301 176 Fig. 7) vermindert. Schiebt
                                 										man mittels des Zahnrädchens p und der Zahnstange
                                 											c den Zahncylinder in den mit Innenverzahnung
                                 										versehenen Zahnkranz g, so ist das Zahngetriebe
                                 										unbeweglich, und das Kettenrad r bethätigt jetzt
                                 										direkt die Nabe.
                              Die von M. Atzinger in Passau konstruierte
                                 										Vorrichtung zur Aenderung des Uebersetzungsverhältnisses ermöglicht, auf eine rasche und
                                 										bequeme Weise die Uebersetzung am grossen Kettenrade zu ändern.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 311, S. 174
                                 Vorrichtung zum Aendern der Fahrgeschwindigkeit von Atzinger.
                                 
                              Die Konstruktion ist folgende: a ist eine
                                 										Nutscheibe, welche mit einem radialen Schlitz versehen, und mit diesem auf der
                                 										Kurbelachse b gelagert ist. Bei Benutzung der
                                 										grossen Uebersetzung ist die Scheibe a mittels
                                 										eines Keiles c derart auf der Achse b befestigt, dass diese letztere im Zentrum der
                                 										Scheibe sitzt. In der Nute der Scheibe a ist das
                                 										grosse Kettenrad d gelagert, welches für jenen Fall
                                 										durch Riegel e starr mit der Scheibe verbunden ist
                                 											(Fig.
                                    											113). Seitlich ist ein Ring f mit
                                 										Innenverzahnung an das Rad d angegossen. Im Bereich
                                 										dieser Verzahnung ist auf der Tretkurbelachse ein Zahnrad h aufgekeilt, welches die gleiche Teilung wie die
                                 										Verzahnung von f besitzt (Fig. 114
                                 										punktiert). Dadurch, dass die Teile abd starr
                                 										miteinander verbunden sind, wird bei Bethätigung der Tretkurbel g die Kette vom grossen Kettenrad d angetrieben.
                              Will nun der Fahrer die kleinere Uebersetzung benutzen, so braucht er nur den
                                 										Keil c herauszunehmen, wodurch sich die Scheibe a samt Kettenrad d auf
                                 										der Achse b senkt (Fig. 114
                                 										punktiert). Letztere wird jetzt durch Untersetzen einer keilförmigen Lagerschale
                                 											i derart unterstützt, dass sich die
                                 										Tretkurbelachse in dem so geschaffenen runden Lager leicht drehen kann. In
                                 										dieser gesenkten Lage des Kettenrades d steht die
                                 										Verzahnung von f mit dem Zahnrad h in Eingriff. Die Riegel e werden jetzt vom Kettenrad d gelöst und
                                 										in Klammern i1 der
                                 										Nabe festgehalten (Fig. 113), wodurch
                                 										die Scheibe a unbeweglich mit der Nabe verbunden
                                 										ist, während sich das Kettenrad d lose auf der
                                 										Scheibe a dreht, und seinen Antrieb vom Zahnrade
                                 											h vermittels der Verzahnung von f erhält.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 311, S. 174
                                 Fig. 115. Vorrichtung zum Aendern der Fahrgeschwindigkeit von
                                    											Lange.
                                 
                              Denselben Zweck sucht A. Lange in Charlottenburg
                                 										durch sein D. R. P. Nr. 101217 mittels eines mit den Tretkurbeln verbundenen
                                 										Umlaufgetriebes zu erreichen (Fig. 115). Die
                                 										Wirkungsweise ist folgende. Das Umlaufrad a wird
                                 										durch seitliches Verschieben des Pedales durch Zapfen c mit der Tretkurbel d gekuppelt. In
                                 										diesem Falle macht das Kettenrad e dieselbe
                                 										Umdrehungszahl wie die Tretkurbel. Wird jedoch durch Verschieben des Pedals nach
                                 										der anderen Seite das Rad a von der Tretkurbel d entkuppelt, und dadurch bei h mit dem Pedal gekuppelt, so wirkt das Rad a als Umlaufrad, und das Kettenrad e wird mit Uebersetzung angetrieben.
                              Eine Gesellschaft in Chicago beabsichtigt, ein Fahrrad mit einem neuen
                                 										Wechselgetriebe auf den Markt zu bringen. Wie Fig. 116 zeigt, ist
                                 										bei demselben an Stelle des sonst üblichen Tretkurbellagers ein Gehäuse, in
                                 										welchem sich der ganze Antriebsmechanismus befindet, angebracht. Der Antrieb auf
                                 										das Hinterrad erfolgt dadurch, dass das auf der Tretkurbelachse h aufgekeilte Zahnrad a (Fig. 117) in ein zweites b eingreift.
                                 										Auf jeder Seite dieses Rades v befindet sich ein
                                 										anderes c und d, die
                                 										bei Bethätigung der Tretkurbeln in die zwei auf der Achse f gelagerten Zahnräder eg eingreifen. Die Achse f1 sowie diejenige des Hinterrades sind an ihren
                                 										Enden als Kurbel ausgebildet und mittels Schubstange i (Fig. 116) miteinander verbunden.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 311, S. 174
                                 Vorrichtung zum Aendern der Fahrgeschwindigkeit.
                                 
                              Um die Uebersetzung zu wechseln, wird mittels Hebels k eine in einer Längsnut der Achse l
                                 										gelagerte Coulisse so verschoben, dass dieselbe bei Einschaltung der grossen
                                 										Uebersetzung die Zahnräder d und g, bei der kleinen dagegen die Zahnräder c und e kuppelt.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 311, S. 174
                                 Fig. 118. Vorrichtung zum Aendern der Fahrgeschwindigkeit an
                                    											Motorrädern.
                                 
                              Eine praktische Vorrichtung zum Aendern der Fahrgeschwindigkeit bei
                                 										Motordreirädern, sowie zur vollständigen Ausrückung des Motors zeigt Fig. 118. Dieser Mechanismus besteht aus zwei
                                 										einander gegenüberliegenden Getrieben, zwischen welchen die Kuppelungshülse
                                 										mittels eines doppelt gegabelten Hebels a in einer
                                 										Nut der Welle b geführt wird. Der Hebel a wird durch eine Stange vom Sattel aus bethätigt,
                                 										wodurch die Zähne der Kuppelungshülse je nach der gewünschten Schnelligkeit
                                 										entweder mit denjenigen des zur Rechten oder Linken sitzenden Getriebes in
                                 										Eingriff kommen. Soll das Fahrrad allein mit den Pedalen durch Treten fortbewegt
                                 										werden, so stellt man die Kuppelungshülse in die Zwischenlage, wodurch der Motor
                                 										vom Fahrrad ausgeschaltet ist. Die Ein- und Ausrückung der beiden
                                 										Fahrgeschwindigkeiten geschieht während der Fahrt.
                              
                           
                              b) Pedale.
                              Ein ohne Schrauben oder Muttern zu befestigendes Pedal haben J. Sternberg und E.
                                    											Germaine in Paris konstruiert (D. R. P. Nr. 98424). Zu diesem Zweck
                                 										ist, wie Fig. 119 zeigt, die kegelförmige Achse
                                 											a mit Gewinde h
                                 										auf welchem der Konus c aufgeschraubt ist,
                                 										versehen, und endigt in einem kegelförmigen Kopfe d, welcher in ein entsprechend gestaltetes Loch der Tretkurbel
                                 										eingesetzt wird.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 311, S. 174
                                 Fig. 119. Pedal von Sternberg und Germaine.
                                 
                              Das andere Ende der Achse mündet in ein Querstück p,
                                 										welches sich in entsprechende Einschnitte g des
                                 										Konusses f legt und dadurch denselben festhält;
                                 										letzterer wird von einer Kappe h bedeckt.
                              Die Achse a wird von einer Feder l umfasst, welche sich gegen die beiden Stücke der
                                 										geteilten, die Lagerschalen f tragenden Nabe k, deren beide Teile verschiebbar ineinander
                                 										greifen, legt, wobei die Feder bestrebt ist, beide Teile beständig nach aussen
                                 										zu pressen, so dass die Kugeln beständig mit den Konussen c und f in Berührung
                                 										sind. Die Einstellung der Lagerschalen wird durch den mit einem Anschlag
                                 										versehenen Ring n bewirkt, welcher auf den mit
                                 										Gewinde ausgerüsteten Nabenteil o geschraubt
                                 										wird.
                              Um das Pedal abzunehmen, wird die Kappe h
                                 										abgeschraubt, und auf das äussere Ende des Pedals ein Druck nach innen ausgeübt,
                                 										wodurch der Konus f demjenigen c genähert wird, während gleichzeitig das Querstück
                                 											p der Achse a aus
                                 										den Ausschnitten g des Konusses f genügend weit heraustritt, um eine
                                 										Viertelumdrehung des Pedals um seine Achse zu gestatten. In dieser Stellung
                                 										liegt nun das Quer stück p vor einem entsprechend
                                 										gestalteten Schlitz des Konusses f, so dass das
                                 										Pedal von der Achse a nach aussen weggezogen werden
                                 										kann. Soll auch die Achse von der Tretkurbel abgenommen werden, so ist der Konus
                                 											f abzuschrauben. Um das Pedal wieder auf die
                                 										Achse zu bringen, verfährt man in umgekehrter Weise.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 311, S. 175
                                 Amerikanische Pedale.
                                 
                              Fig. 120
                                 										und 121
                                 										zeigen amerikanische Pedale, welche zugleich als Fusshalter ausgebildet sind.
                                 										Dieselben haben den Vorteil, dass sie sehr leicht und immer wagerecht, d.h. in
                                 										der Gebrauchsstellung sich befinden. Denselben Zweck erfüllen die Pedale Fig. 122
                                 										und 123, hier sind allerdings Fusshalter angebracht, jedoch so, dass
                                 										dieselben, sobald der Miss das Pedal verlässt, nach unten zurückfallen. Da nun
                                 										durch das Gewicht der Fusshalter das Pedal immer in wagerechter Lage bleibt,
                                 										tritt der Fuss beim Auftritt auf die kurzen Hebelarme a des Fusshalters, der an den beiden Seitenbacken der Pedale drehbar
                                 										ist, wodurch sich der Teil b hebt und den Miss d umspannt (Fig. 123). Um zu
                                 										verhüten, dass der Fusshalter zu weit nach unten fällt, ist ein Anschlag c vorgesehen.
                              
                           
                              c) Kette und
                                    										Kettenrad.
                              Die Diamant-Fahrradwerke von Gebr. Nevoigt in Chemnitz-Reichenbrand fabrizieren für die kommende
                                 										Saison eine Blockrollenkette, bei welcher der bisherige Uebelstand der
                                 										Blockkette (das Strecken) in Fortfall kommt.
                              Zu diesem Zweck ist, wie Fig. 124 und 125
                                 										zeigen, der innere Stift a, welcher die beiden
                                 										Seitenteile b verbindet, mit einer Rolle c umgeben, welche aus gehärtetem -Diamantstahl
                                 										hergestellt, und durch beiderseits angebrachte Nasen in die Seitenteile b eingepasst ist, so dass diese am Drehen
                                 										verhindert wird. Um diese Rolle liegt nun eine zweite d aus demselben Stahl und von derselben Härte, ebenfalls mit den
                                 										Seitenteilen verzapft, so dass auch hier ein Drehen ausgeschlossen ist. Ueber
                                 										diese zweite Rolle wirft sich eine dritte e,
                                 										beweglich und von aussen sichtbar, welche sich in die Zahnlücke des Kettenrades
                                 										einrollt.
                              Bei der Bewegung dieser Kette findet eine Reibung zwischen der ersten und zweiten
                                 										Rolle einerseits, zwischen der zweiten und dritten Rolle andererseits statt.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 311, S. 175
                                 Kette von Nevoigt.
                                 
                              Diese Konstruktion lässt es zu, die Rollen sehr hart herzustellen, da dieselben
                                 										an und für sich nicht auf Zug, sondern auf Druck beansprucht werden. Die
                                 										Seitenteile sind aus zähem, hartem Material hergestellt, wodurch ein Dehnen der
                                 										Kette fast ausgeschlossen ist.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 311, S. 175
                                 Fig. 126. Kette von Bayha.
                                 
                              Um die Reibung der Kette möglichst zu verringern, vereint H. Bayha in Köln a. Rh. die Vorzüge der Rollen-, sowie diejenigen der
                                 										Blockkette dadurch miteinander, dass, wie Fig.
                                    											126 zeigt, der Block a an beiden Enden
                                 										Rollen b trägt, welche sich auf den Nieten c drehen. Durch diese Anordnung gleitet der Block
                                 										nicht wie üblich über die Zähne des Kettenrades, sondern die Bewegung wird in
                                 										eine rollende umgewandelt, wodurch bei einem Strecken der Kette das lästige
                                 										Knacken fortfällt.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 311, S. 175
                                 Fig. 127. Kettenrad von Kirschner und Co.
                                 
                              Eine praktische Neuerung bieten die Kettenräder der Komet-Fahrradwerke, A.-G., vorm. Kirschner und Co. in Dresden. Wie
                                 											Fig. 127 zeigt, sind zwischen den Hauptzähnen
                                 											a zahnartige Vorsprünge b eingefräst, durch welche bei einem Strecken der Kette das Knacken
                                 										aufgehoben wird. Man sieht z.B. bei c, dass die
                                 										eine Blockhälfte schon in der Rundung bezw. Auflage ist, sie bildet dadurch für
                                 										die andere Blockhälfte sozusagen eine Führung, dieselbe kann sich somit bequem
                                 										an den Zahn d anlegen, ohne wie bisher erst am Zahn
                                 										herunterzurutschen, was stets Geräusch bezw. das Knacken erzeugte. An derartig
                                 										gefrästen Rädern läuft sowohl eine Block- wie Rollenblockkette vollständig
                                 										geräuschlos und verhindert das schnelle Verschleissen der Zähne. Praktische
                                 										Versuche haben ergeben, dass die Kette nach einem halben Jahre noch ebenso
                                 										geräuschlos lief, wie bei der Neuauflage derselben.
                              
                                 
                                    (Fortsetzung folgt.)