| Titel: | Die Internationale Motorwagenausstellung zu Berlin 1899. | 
| Fundstelle: | Band 314, Jahrgang 1899, S. 107 | 
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                        Die Internationale Motorwagenausstellung zu
                           								Berlin 1899.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 88 d.
                           								Bd.)
                        Die Internationale Motorwagenausstellung zu Berlin
                           								1899.
                        
                     
                        
                           Unter den ausgestellten deutschen Erzeugnissen nahmen diejenigen der Gesellschaft für Automobilwagenbau (System Loutzky), das auf
                              									langjährigen Erfahrungen beruht, einen hervorragenden Platz ein. Bei sämtlichen
                              									Wagen kommt auch nicht ein Auslandspatent zur Anwendung; alle Einzelheiten sind
                              									Produkte echt deutschen Fleisses.
                           Die wohldurchdachten und sinnreichen Konstruktionen sind ausschliesslich das Ergebnis
                              									eines 10jährigen Studiums des in Automobilistenkreisen eines bedeutenden Rufes
                              									geniessenden Oberingenieurs H. Loutzky.
                           Der Ausstellungsstand dieser Gesellschaft lag dem Haupteingang gegenüber und fiel
                              									jedem, der die Ausstellung betrat, sofort auf. Ausgestellt waren:
                           1. Zwei Automobilwagen.
                           2. Zwei Motordreiräder.
                           3. Vier Anhängewagen, und 4. ein Postwagen.
                           Das allgemeine Interesse zog der letztgenannte Postwagen (Fig. 33) in weitestem Masse auf sich. Die Gesellschaft hat diesen Wagen
                              									der Postverwaltung zur Verfügung gestellt und steht, wie wir hören, in ziemlich
                              									sicherer Aussicht, dass die Verhandlungen, welche augenblicklich zwischen der
                              									Postdirektion und der genannten Gesellschaft gepflogen werden, die allgemeine
                              									Einführung des ausgestellten Systems für kleinere Postwagen zeitigen werden.
                           Die Anordnung des Loutzky'schen Postkarriols (Fig. 33) ist folgende: der Sitz für zwei Personen
                              									befindet sich hinten, und zwar hoch genug, um den Fahrweg über den Postkasten hinweg
                              									genügend überschauen zu können. Der Postkasten, ¾ cbm gross, entspricht der
                              									kleinsten Grösse von Wagenkasten, wie ihn die Post allgemein in Benutzung hat. Er
                              									ist von der Seite zugänglich, mit doppelter Flügelthüre und doppeltem
                              									Sicherheitsschloss versehen. Ein auf dem Kasten angebrachtes Geländer gestattet noch
                              									das Mitnehmen von kleineren Packeten. Ein sinnreicher Abschluss des Postkastens nach
                              									vorn bildet ein künstlerisch ausgeführter, in Messing getriebener Reichsadler.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 314, S. 106
                              Fig. 33.Postwagen von Loutzky.
                              
                           Gleichen Schritt mit dem Aeusseren des Wagens hält sein Inneres, der
                              									Mechanismus, welcher der Harmonie des Wagens nicht den geringsten Abbruch thut. Der
                              									Antrieb des Postkarriols erfolgt durch Benzin; das Benzinreservoir, das etwa 30 l
                              									Flüssigkeit fasst, befindet sich unter dem Sitz. Noch etwas tiefer ist der
                              									vertikale, auf die Hinterachse wirkende Viertaktmotor, stabil montiert. Derselbe,
                              									ein Zwillingsmotor hat eine Stärke von 5½  und besitzt die bei solcher
                              									Stärke vollständig unerlässliche Wasserkühlung, deren Durchführung bei diesen Wagen
                              									eine mustergültige ist. Der erforderliche Wasserbehälter befindet sich vorn an dem
                              									Postkasten, verdeckt durch den obenerwähnten Reichsadler. Eine von der Motorwelle
                              									angetriebene Pumpe saugt das Wasser aus dem Motor heraus und bewirkt dessen
                              									Zurückführung durch lange, mit Rippen versehene Rohre zum Wasserreservoir, auf
                              									welchem Wege das Wasser, nachdem es den Motorwänden möglichst viel Wärme abgenommen
                              									hat, wieder genügend abkühlt. Die Motore ähneln den bereits besprochenen der Firmen
                              										Cudell, Adler u.s.w.; sie arbeiten im Viertakt,
                              									haben einen ruhigen Gang und weisen grossen Nutzeffekt auf.
                           Was die Steuerungsorgane betrifft, so sind dieselben in allen ihren Bestandteilen
                              									derartig zentralisiert, dass von einer Seite aus die sämtlichen Manipulationen
                              									vorgenommen werden können. Die Lenkung der Vorderräder erfolgt mittels Handrades,
                              									welches die Bewegung durch die Kettenradübersetzung auf die Räder überträgt.
                           Ein unterhalb des Lenkrades angebrachter Hebel gestattet einerseits die
                              									Reibungskuppelungen für grosse oder kleine Uebersetzung einzuschalten, andererseits
                              									das Gasgemisch, sowie die Geschwindigkeit des Motors je nach der Oeffnung des
                              									Drosselhahns zu regulieren. Ausserdem wird noch von derselben Stelle aus der Kontakt
                              									reguliert, d.h. auf Vor- oder Nachzündung eingestellt. Einen sehr vornehmen
                              									Abschluss der sogen. Steuersäule bildet ein elektrisches Läutewerk, welches durch
                              									einen kleinen Druck in Thätigkeit gesetzt wird.
                           Ein Schaltwerk bewirkt mittels Handhebels das Ingangsetzen des Motors; zu gleicher
                              									Zeit bethätigt man mit dem Fusse einen Hebel zur Aufhebung der Cylinderkompression
                              									beim Motoranlassen. Eine starke Bandbremse wird ebenfalls mit dem Fusse bethätigt.
                              									Unter dem Postsitz sind das Benzinreservoir, sowie die zur Zündung erforderlichen
                              									Akkumulatoren und der Induktor untergebracht.
                           Die Uebertragung von der Motorachse auf die Wagenachse gestattet zwei
                              									Geschwindigkeiten. Die eine Uebersetzung für grosse Geschwindigkeit erfolgt mittels
                              									eines Zahnräderpaares, die andere dagegen mittels eines neuen patentierten
                              									Getriebes, dem sogen. Griffon-Getriebe (nach dem Ingenieur Robert Griffon in Hamburg benannt). Die grösste zulässige Geschwindigkeit
                              									des Postwagens beträgt 25 km pro Stunde, die zulässige Belastung 350 kg. Die
                              									Dimensionen des Postkarriols sind folgende: äusserste Länge des Wagens 3,40 m,
                              									äusserste Breite 1,25 m und Höhe 1,40 m.
                           Die Anschaffungskosten, wie sie der Reichspost vorgeschlagen wurden, betragen 5000 M.
                              									Der Benzinverbrauch berechnet sich bei einer Leistung von 10 km auf 1 l, etwa 4
                              									Pf.
                           Neben dem Postkarriol fiel der zweisitzige Selbstfahrer mit abnehmbarem Halb verdeck
                              									auf (Fig. 34). Der Explosionsmotor, ein vertikaler
                              									Zwillingsmotor mit Ventilator oder Wasserkühlung, System Loutzky, ist zwischen Vorderen d
                              									Hinterradachse federnd gelagert, wodurch eine vorteilhafte Gewichtsverteilung
                              									ermöglicht wird. Der Wagen hat zwei Uebersetzungen mittels Zahnrad erpaar, die
                              									grössere zum Fahren auf glatten Strassen, die kleinere dagegen zum Ueberwinden von
                              									Steigungen, welche der 4  starke Motor bis zu 15% zu nehmen gestattet.
                           Die Führung der Vorderräder ist entweder (ähnlich wie beim Fahrradbau) eine
                              									Gabelführung, oder z.B. wie beim oben beschriebenen Postkarriol in einer anderen
                              									Führung durchgebildet. Die sogen. Steuersäule vereinigt in sich alle beim Betriebe
                              									notwendigen Manipulationen. Der Hauptwert liegt mit in der Lenkung, welche hier sehr
                              									leicht arbeitet; sie erfolgt mittels Handrades, entweder direkt oben auf der
                              									Steuersäule montiert, oder, wie bei dem ausgestellten Wagen der Fall war, seitlich
                              									fast horizontal gelagert und mittels eines Kugellagers auf die Lenkung einwirkend.
                              									Ein ferner an der Steuersäule angebrachter Hebel wird nach rechts oder links
                              									gerückt, je nachdem man mittels Reibungskuppelung die grosse oder kleine
                              									Uebersetzung zur Fahrt einrücken will. An diesem Kuppelungshebel wiederum gestattet
                              									ein links befindlicher Handhebel mit Feststellvorrichtung die Regelung des
                              									Gasgemisches bei der Fahrt, sowie ein rechts liegender ebensolcher Griff die
                              									Regulierung der Geschwindigkeit, indem derselbe den Drosselhahn des Motors
                              									bethätigt. An derselben Stelle werden ausserdem noch der Kontakthebel zur
                              									Veränderung der elektrischen Zündung, sowie der zugehörige Stromunterbrecher
                              									bedient.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 314, S. 107
                              Fig. 34.Zweisitziger Selbstfahrer mit abnehmbarem Halbverdeck von
                                 										Loutzky.
                              
                           Die Bandbremse wird ebenso wie eine Vorrichtung zum Aufheben der Cylinderkompression
                              									beim Anlassen des Motors mit dem Fusse bethätigt. Es ist einleuchtend, einen wie
                              									grossen Vorteil es bietet, alle Mechanismen an einer Stelle vereinigt zu haben, und
                              									nicht gezwungen zu sein, bald rechts, bald links vom Sitz einen Hebel zu bedienen.
                              									Das Benzingefäss für 30 l Flüssigkeit, sowie Elemente und Induktor zur Zündung sind
                              									unter dem Wagensitz untergebracht.
                           Hat der Motor Wasserkühlung, so befindet sich das erforderliche Wasserreservoir vorn
                              									am Wagen. Der ganze Mechanismus: Motor und Uebertragungen sind derart verkleidet,
                              
                              									dass auch der hintere Teil des Wagens einen vornehmen und ruhigen Eindruck macht.
                              									Die Triebkraft des Wagens lässt eine höchste Geschwindigkeit von etwa 35 km pro
                              									Stunde zu. Das Anlassen des Motors erfolgt vom Wagensitze aus, indem man mittels
                              									eines Handhebels ein diesbezügliches Schaltwerk bethätigt. Das Gewicht dieses sehr
                              									gefälligen und praktischen Wagens beträgt 230 kg.
                           
                           Neben dem oben beschriebenen Wagen fand noch ein kleiner Wagen für ein bis zwei
                              									Personen viel Anklang. Derselbe soll hauptsächlich dem Stadtverkehr dienen. Er hat
                              									einen eincylindrigen 2pferdigen vertikalen Loutzky-Motor mit Rippenkühlung und
                              									elektrischer Zündung, zwei Uebersetzungen mittels Stahlschnüren und
                              									Zahnradvorgelege. Seine grösste Geschwindigkeit beträgt 25 km auf gerader Strasse
                              									und seine Betriebskosten 1,50 bis 2 M. pro Tag bei normalem Betrieb.
                           Der recht vorteilhaft konstruierte Motorwagen (Fig.
                                 									35) nimmt alle vorkommenden Steigungen bis zu 10%. Sein Gewicht beträgt etwa
                              									180 kg. Die Lenkung des Wagens erfolgt durch eine Art Lenkstange, welche eine
                              									leichte Handhabung gestattet. Alle übrigen Mechanismen sind, ebenso wie bei dem oben
                              									beschriebenen Motorwagen, an einer Stelle zentralisiert. Der Motor kann auf glatter
                              									Strasse schon durch leichtes Anschieben des Wagens in Gang gesetzt werden; ausserdem
                              									kann er aber auch mittels Hebels angelassen werden. Zum Schutz gegen Regen dient ein
                              									leichtes Leinenverdeck, welches abnehmbar ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 314, S. 108
                              Fig. 35.Motorwagen von Loutzky.
                              
                           Zum Schluss möchten wir noch kurz die seitens der Gesellschaft für Automobilwagenbau (System
                                 										Loutzky) ausgestellten Motordreiräder besprechen. Dieselben sind im
                              									allgemeinen und in den Hauptformen ähnlich den in 1899 311 * 140 bereits besprochenen Cudell'schen,
                              										Hille'schen etc., weisen aber verschiedene Vorzüge
                              									gegen diese auf. Sie besitzen eincylindrigen Motor von 2 bis 3  mit Rippen-
                              									oder Wasserkühlung.
                           Die Maschine ist direkt unter dem Radsitz in den Rahmen hineingebaut, so dass die
                              									Gewichtsverteilung eine günstigere ist als bei den meisten sonst im Verkehr
                              									befindlichen Dreirädern. Unter dem Motor befinden sich: Elemente, Induktor und
                              									Auspufftopf. Das Ganze ist durch Riffelblech, was jedoch die Zugänglichkeit nicht
                              									herabmindert, geschmackvoll verkleidet, so dass infolgedessen das Dreirad ein
                              									gefälliges Aeussere hat.
                           Ebenso wie bei den oben besprochenen Motorwagen ist auch bei den Motordreirädern die
                              									Zentralisation aller Steuerungsorgane durchgeführt. Alle Mechanismen zum
                              									Kompressionshahn, zum Regulieren der Zündung und ausserdem Gemisch- sowie
                              									Geschwindigkeitshahn sind an der Lenkstange geschickt vereinigt. Das Dreirad hat
                              									eine Uebersetzung mittels Zahnrädern, doch ist unter Umständen das Hineinbauen einer
                              									zweiten Uebersetzung möglich. Die grösste Geschwindigkeit beträgt ungefähr 40
                              									km, sein Gewicht etwa 130 kg. Das Dreirad kann als Vorspann für offene und
                              									geschlossene zweisitzige Anhängewagen, sowie natürlich auch für kleine Lastwagen
                              									dienen. Auch ein geschlossenes Coupe wird von dem Loutzky'schen Dreirad bequem gezogen. Die alsdann grösstmöglichste
                              									Geschwindigkeit beträgt 20 bis 25 km.
                           Wir kommen nun zu der elektrotechnischen Fabrik von Robert
                                 										Bosch in Stuttgart. Die auf dem elektrotechnischen Gebiet bestens bekannte
                              									Firma hatte magnet-elektrische Zündapparate verschiedener Grösse für alle Arten von
                              									Explosionsmotoren ausgestellt, und mit denselben das allgemeinste Interesse der
                              									zahlreichen Besucher erregt. Im folgenden sollen die mit günstigem Erfolge
                              									ausgeprobten Zündapparate dieser Firma ausführlich besprochen werden.
                           Bei unseren heutigen Benzinautomobilen bildet bekanntlich die Zündung einen
                              									hauptsächlichen Bestandteil. Man unterscheidet im wesentlichen zweierlei Arten von
                              									Zündungen: Glührohrzündungen und elektrische Zündungen. Letztere zerfallen wieder in
                              									Batteriezündungen und magnetelektrische Zündungen. Die Glührohrzündung hat trotz
                              									vieler mit ihr verbundenen Unannehmlichkeiten doch eine grosse Verbreitung erlangt,
                              									da ihr bis Anfang des Jahres 1898 nur die Batteriezündung gegenüberstand.
                           Das Bestreben, den elektrischen Funken zur Zündung des Gasgemisches im Cylinder zu
                              									verwenden, ist so alt wie der Gasmotorenbau selbst; schon lange bevor Otto mit seinem bahnbrechenden Viertaktmotor
                              									hervorgetreten war, wurde im Jahre 1860 zur Zündung bei der Lenoir'schen Gasmaschine eine galvanische Batterie samt Funkeninduktor in
                              									Verwendung gebracht. Die Elektrizität war indessen damals noch nicht so weit
                              									vorgeschritten, und ihr Anwendungskreis war sehr beschränkt. Als daher im Jahre 1883
                              									die Glührohrzündung bekannt wurde, machte sich dieselbe durch ihre bedeutende
                              									Ueberlegenheit und Betriebssicherheit unter den damaligen Zündmethoden zu der am
                              									meisten bevorzugten, um es länger als ein Jahrzehnt zu bleiben. Das Glührohr
                              									benötigt aber, um in Wirksamkeit zu bleiben, des Anheizens durch eine Flamme.
                              									Abgesehen von der Gefährlichkeit einer offenen Flamme, währt dieses Anheizen
                              									immerhin einige Minuten. Auch das häufige Springen der Glührohre, der hohe Preis
                              									derselben und das Erlöschen der Heizflamme bei Sturm machen sich unangenehm
                              									bemerkbar. In dem Masse als der Benzinmotor zum Antriebe automobiler Fahrzeuge
                              									herangezogen wurde, machte sich das Bedürfnis nach einer stets sofort
                              									funktionsbereiten, ungefährlichen Zündungsart in ausgedehnterem Masse geltend, und
                              									so kam man auch auf die Anwendung elektrischer Zündung zurück. Die Art, welche
                              									bisher die weitaus grösste Verbreitung gefunden hatte, bestand darin, dass ein von
                              									Elementen oder Akkumulatoren gelieferter Strom durch einen
                              									Ruhmkorff-Induktionsapparat auf hohe Spannungen transformiert wurde und im
                              									Cylinderraume zwischen zwei Spitzen im geeigneten Augenblicke in Form eines
                              									überspringenden Funkenbüschels auftrat.
                           Diese Art der elektrischen Zündung hat den Vorteil grosser Einfachheit, indem nur
                              									eine kleine rotierende Steuerscheibe abwechselnd die Oeffnung und Schliessung des
                              									elektrischen Stromes besorgt. Ferner liegt in derselben durch eine einfache
                              									Verstellung der den Strom zuführenden Kontaktfeder die Möglichkeit der Regulierung
                              									der Tourenzahl des Motors. Von dieser Eigenschaft ist unter anderen bei den
                              									Motordreirädern der ausgiebigste Gebrauch gemacht, indem die Fahrgeschwindigkeit bei
                              									denselben nur durch früheres oder späteres Zünden reguliert wird. Aber der
                              									hochgespannte Strom sucht und findet naturgemässe Ableitungen. Eine gelüftete
                              									Kontaktschraube, eine beschädigte Drahtisolierung oder ein trotz der äusseren
                              									unzerstörbaren Isolierung innen gebrochener Leitungsdraht bewirkt vollständiges
                              									Versagen dieser Zündung, auch ist dieselbe gegen Feuchtigkeit sehr empfindlich.
                           Den Hauptübelstand bildet aber die nach einer gewissen Zeit versiegende Stromquelle.
                              									Das Nachfüllen bezw. Nachladen ist eine dem Laien nicht zuzumutende Beschäftigung.
                              									In Städten ist Beihilfe relativ einfach, aber auf dem Lande ist dieser Uebelstand
                              									schon geeignet, Unzufriedenheit zu erregen.
                           
                           Um eine gute elektrische Zündung zu erhalten, muss durch Herabsetzung der hohen
                              									Spannung des Stromes dessen Ableitungsfähigkeit reduziert und eine nicht zeitlich
                              									beschränkte Stromenergie geschaffen werden. Beides wurde durch die
                              									magnet-elektrische Zündung erreicht, die seit hehreren Jahren in Anwendung steht.
                              									Die Spannung ist verhältnismässig niedrig und die Maschine erzeugt sich den zu ihrem
                              									Bedarf notwendigen Strom selbst. An stationären Benzinmotoren mit verhältnismässig
                              									geringen Tourenzahlen wird diese Zündung schon seit einer Reihe von Jahren
                              									angewandt, aus Gründen mechanischer Natur war sie aber für Automobilmotoren nicht
                              									anzuwenden.
                           Schliesslich gelang es der Firma Robert Bosch in
                              									Stuttgart, eine magnet-elektrische Zündung zu konstruieren, die für alle in der
                              									Praxis vorkommenden Tourenzahlen vollständig befriedigende Resultate ergibt.
                           Bevor wir auf die Konstruktion und Wirkungsweise des Bosch'schen. Apparates eingehen, wollen wir noch hervorheben, dass es im
                              									Prinzip der gleiche wie der seit etwa 13 Jahren nunmehr an stationären Motoren in
                              									grosser Zahl verwandte und seit dieser Zeit auch von der obigen Firma gebaute
                              									Apparat ist. Es hat sich seither gezeigt, dass der Magnetismus dieser Apparate,
                              									infolge der eigentümlichen magnetischen Anordnung von unbegrenzter Dauer ist, und
                              									dass man thatsächlich nur mit, Mechanischer Abnutzung zu rechnen hat, wie solche
                              									selbstverständlich, wenn auch nur in sehr geringem Masse, in den beiden Lagern des
                              									Apparates auftritt. Wir wollen ferner erwähnen, dass die Zündung durch Feuchtigkeit
                              									nicht beeinflusst wird, und dass man bei richtiger Anwendung derselben selbst bei
                              									Begiessen mit Wasser mittels der Giesskanne, kein Versagen der Zündung hervorbringen
                              									kann. Es ist kaum nötig auszuführen, dass selbst der heftigste Sturm die Zündung
                              									nicht beeinflusst, und dass auch keine Entzündung etwa verschütteten Benzins
                              									stattfinden kann, da der Apparat Funken nur an der Zündstelle im Innern des Motors
                              									auftreten lässt.
                           Das an stationären Motoren angewendete Verfahren besteht darin, dass ein Anker
                              									zwischen zwei Magnetpolen eine schwingende Bewegung macht, wodurch in der
                              									Ankerbewickelung Ströme entstehen, welche in das Cylinderinnere geleitet und
                              									daselbst, im geeigneten Momente unterbrochen, zur Funkenbildung Anlass geben und
                              									hierdurch die Zündung des komprimierten Gasgemisches herbeiführen. Die schwingende
                              									Bewegung des Ankers wird meist in der Weise erreicht, dass der zwangläufig aus
                              									seiner Ruhelage ausgelenkte Anker eine Feder spannt, und der nunmehr freigegebene
                              									Anker durch die sich entspannende Feder rasch in seine ursprüngliche Lage
                              									zurückgerissen wird, wodurch ein intensiver Stromstoss entsteht. Die Bewegungsart,
                              									den schweren Anker in Schwingungen zu versetzen, gab bei hohen Umlaufszahlen (über
                              									200 pro Minute) der Motoren zu verschiedenen Unzukömmlichkeiten Anlass. Das
                              									auftretende Geräusch der ausschnellenden Feder begann sehr intensiv zu werden, und
                              									Federbrüche gehörten nicht zu den Seltenheiten. Weiter traten noch folgende Anstände
                              									hinzu. Das eine Ende der Ankerbewickelung wird durch einen isolierten Kollektor und
                              									Stromabnehmer mit der Verwendungsstelle verbunden. Bei grösseren Tourenzahlen trat
                              									ein starker Verbrauch der Abnehmerteile ein, die auch stets blank gehalten werden
                              									mussten. Der Stromkreislauf ist ferner durch das Maschinengestell selbst gebildet
                              									und das andere Ende der Ankerbewickelung wird an den Eisenkern des Ankers
                              									angeschlossen. Dadurch ist der Strom gezwungen, die geschmierten Lager des Ankers zu
                              									passieren, und da Oel ein schlechter Leiter ist, hatte dieser Umstand öfteres
                              									Versagen der Zündung zur Folge.
                           Ehe wir nun den Apparat erläutern, wollen wir einige für den Elektrotechniker
                              									allerdings entbehrliche Bemerkungen über die Entstehung des zündenden Funkens
                              									machen, die zum Verständnis des Ganzen nötig sind.
                           Wenn man um ein längliches Stück Eisen, also etwa den Anker A (Fig. 36), isolierten Draht wickelt und
                              									den beiden Enden von A einen Magnet S nähert oder entfernt, so entsteht in dem Draht ein
                              									Stromstoss, der um so kräftiger ist, je rascher der Magnet selbst ist. Setzt man nun
                              									die Hülse g des Apparates in pendelnde Bewegung,
                              									so ist das gleichbedeutend mit einer Näherung bezw. Entfernung der Magnete S von den Enden, d.h. den cylindrischen Flächen von A. Man erhält somit bei diesen pendelnden Bewegungen
                              									elektrische Stromstösse. Unterbricht man den Stromkreis, in welchem diese
                              									Stromstösse auftreten, so entstehen an der Unterbrechungsstelle Funken, die sich zur
                              									Zündung explosibler Gemische vorzüglich eignen.
                           Langjährige Erfahrungen im Bau der Zündungen für stationäre Motoren veranlassten
                              									deshalb den Erfinder folgende Konstruktionsbedingungen für Automobilzündungen
                              									aufzustellen:
                           Die Wickelung des Ankers muss feststehen, damit:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 314, S. 109
                              Fig. 36.Magnet-elektrischer Zündapparat von Bosch.
                              
                           1. die Verbindung des einen Endes der Wickelung mit dem in das Innere des Cylinders
                              									an der Entzündungsstelle führenden isolierten Stift eine feste sein, also die
                              									Anwendung eines Stromabnehmers mit beweglichen Teilen vermieden werden kann;
                           2. der Strom vom zweiten Ende der Wickelung (welches Ende der Einfachheit halber bei
                              									solchen Apparaten direkt an das Eisen des Ankers gelegt wird) nicht etwa über geölte
                              									und sich verschmutzende Lager in das Motorgestell, sondern vom Anker aus über gute,
                              									keinen Widerstand bietende Flächen an die Zündstelle gelangen kann;
                           3. die bewegten Teile, welche aus mechanischen Gründen sowohl als auch um leicht die
                              									zum Zünden nötige Geschwindigkeit zu erlangen, nur pendelnd hin und her bewegt
                              									werden, nicht zu schwer werden, was eine rasche Abnutzung der Antriebseinrichtung
                              									zur Folge haben würde.
                           Diesen Konstruktionsbedingungen zu entsprechen, gelang auf folgende Weise:
                           Die U-förmig gebogenen Stahlmagnete (Fig. 36) sind an ihrem unteren Ende mit entsprechend
                              									geformten Polschuhen aus weichem Eisen armiert. In dem durch die Magnete und den
                              									Boden des Apparates gebildeten Hohlraum befindet sich ein feststehender Siemens'scher Doppel-⊤-Anker A. Zwischen den Polen des feststehenden Magnets und dem feststehenden
                              									Anker schwingt eine Hülse aus weichem Eisen, welche aus zwei auf den Achsen ii befestigten Scheiben h
                              									und den Hülsenreifen gg besteht. Die Grundidee, welche
                              									diese Konstruktion entstehen liess, war den aus grossen Massen bestehenden Magnet
                              									und Anker unbeweglich zu machen und die Bewegung der leichten Hülse zuzuweisen.
                              									Diese Bewegung, die zwangläufig von der Motorwelle aus erfolgt, beseitigt durch
                              									Vermeidung der Federn die oben aufgeführten Nachteile, und die grössten Tourenzahlen
                              									werden zulässig, ohne die tadellose Wirkungsweise des Apparates zu
                              									beeinträchtigen.
                           Durch das Feststehen des Ankers entfällt auch weiter der besondere Stromabnehmer
                              									vollständig, und das eine Ende der Wickelung ist mit der isolierten Klemme e verbunden, während das zweite Ende an dem Körper des
                              									Apparates liegt und dadurch stets in gut leitender Verbindung steht.
                           Die Anwendung bezw. Anbringung des Zündapparates kann nun eine
                              									verschiedenartige sein. Wir geben untenstehend (Fig.
                                 										37 bis 40) die schematische Darstellung
                              									einiger solchen. Man setzt auf die Haupt- oder Steuerwelle des Motors eine Scheibe
                              										M, in welche man einen Exzenterstift α befestigt. Auf die Achse des Apparates setzt man
                              									einen Hebel, den man mit einer Kurbelstange mit dem Exzenter α verbindet. Dreht man nun die betreffende Welle, so pendelt natürlich die
                              									Hülse und es entstehen die nötigen Stromstösse. Man schraubt nun an die Klemme a, an welche das isolierte Ende der Wickelung geht,
                              									einen Leitungsdraht, den man an einen isolierten Stift K (Fig. 37) führt.
                           Dieser isolierte Stift wird unter Einwirkung einer Spiralfeder von dem Ende b des Doppelnebels ab
                              									berührt. An dem Doppelhebel ab ist eine Leitung
                              									befestigt, die an den Körper des Zündapparates geht und in Wirklichkeit durch den
                              									Körper des Motors entbehrlich gemacht ist. Das Ende b
                              									mit dem isolierten Stift hat man sich im Innern des Cylinders an der Zündstelle zu
                              									denken.
                           
                              
                              Textabbildung, Bd. 314, S. 110
                              Fig. 37.
                              
                           
                              
                              Textabbildung, Bd. 314, S. 110
                              Fig. 38.
                              
                           Um nun an der Zündstelle Funken zu erzeugen, ist es nötig, den Stromkreis an dieser
                              									Stelle zu unterbrechen. Man setzt dazu auf eine Welle, die entweder die Steuerwelle
                              									selbst sein kann, oder mit dieser zwangläufig verbunden ist, eine unrunde Scheibe
                              										L, auf welcher man wieder einen Doppelhebel mit
                              									seinem Ende schleifen lässt, während das andere Ende gegen den Hebel a von ab schlagen kann.
                              									Setzt man nun die Anordnung in Bewegung, so entsteht an der Zündstelle jedesmal ein
                              									kräftiger Unterbrechungsfunken, wenn b sich von dem
                              									isolierten Stift entfernt.
                           Bemerkt sei noch, dass die Anordnung der Fig. 38 für
                              									Zweicylindermotoren, die per Umdrehung eine Zündung gebrauchen, verwendet wird,
                              									da die Winkelgeschwindigkeit der Steuerscheibe M im
                              									Punkte a und b gleich ist.
                              									Ist nur ein Cylinder vorhanden, so entfällt die eine Nase der Scheibe L.
                           
                              
                              Textabbildung, Bd. 314, S. 110
                              Fig. 39.
                              
                           In den bisherigen Auseinandersetzungen vermisst man die bei der Zündung mit
                              									Ruhmkorff-Induktionsapparat erwähnte Regulierfähigkeit, d.h. die Fähigkeit, früher
                              									oder später zu zünden, aber auch dies ist bei der magnet-elektrischen Zündung
                              									möglich zu machen. Es ist hierzu nur ein Voreilen bezw. Zurückbleiben der
                              									Steuerscheiben M und L
                              									gegenüber der Maschinenkurbel notwendig. Die dieses bewirkenden Konstruktionen
                              									ähneln im grossen und ganzen jenen, welche bei der Verstellung des Exzenters zum
                              									Zwecke der Veränderung des Voreilungswinkels bei Steuerungen in Verwendung
                              									stehen.
                           
                              
                              Textabbildung, Bd. 314, S. 110
                              Fig. 40.
                              
                           Die geschilderte Zündung hat bis heute bereits eine ausgedehnte Anwendung an Motoren
                              									der verschiedensten Typen und Grössen gefunden und dürfte als Zündung der Zukunft
                              									bezeichnet werden können.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)