| Titel: | Ueber den Einfluss des Barometerstandes auf das Diagramm und den Dampfverbrauch der Dampfmaschinen. | 
| Autor: | Leopold Kliment | 
| Fundstelle: | Band 314, Jahrgang 1899, S. 129 | 
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                        Ueber den Einfluss des Barometerstandes auf das
                           								Diagramm und den Dampfverbrauch der Dampfmaschinen.
                        Von diplom. Maschineningenieur Leopold Kliment in Brünn.
                        Ueber den Einfluss des Barometerstandes auf das Diagramm und den
                           								Dampfverbrauch der Dampfmaschinen.
                        
                     
                        
                           Zu den folgenden Ueberlegungen wurde ich veranlasst durch Erfahrungen an einer
                              									Dampfmaschinenanlage, welche sich etwa 1000 m über dem Meeresspiegel befindet, und
                              									bei einem Barometerstande von etwa 660 mm Quecksilbersäule arbeitet.
                           Der Einfluss des Barometerstandes wird gewöhnlich bei der Untersuchung der
                              									Dampfmaschine, und im allgemeinen mit Recht, vernachlässigt, und zwar erstens, weil
                              									in unseren Gegenden der Einfluss vernachlässigbar klein ist, zweitens dies noch um
                              									so mehr wird, als der Maschinenbauer die Atmosphäre mit dem Druck von 1 kg pro 1 qcm
                              									rechnet, welcher Druck einer Quecksilbersäule von 738 mm entspricht, die unserem
                              									mittleren Barometerstande sehr nahe kommt.
                           Handelt es sich jedoch um einen Fall wie den obigen einerseits, oder den Fall einer
                              									unterirdischen Wasserhaltungsmaschine andererseits, so wird man dazu geführt, den
                              									durch den Titel gekennzeichneten Einfluss zu untersuchen.
                           Da diese Frage von praktischen Ingenieuren oft gestreift wird, welche dann gewöhnlich
                              									nicht Müsse finden, dieselbe weiter zu verfolgen, und weil mir selbst aus der
                              									Litteratur eine Behandlung in nachstehender Form nicht bekannt ist, so halte ich
                              									meine über diesen Gegenstand angestellten Studien für interessant genug, um
                              									dieselben an dieser Stelle zu veröffentlichen.
                           
                              
                              Textabbildung, Bd. 314, S. 129
                              Fig. 1.
                              
                           Vorausgesetzt soll im weiteren werden, dass der Federmassstab des Indikators den
                              									Drücken proportional ist, Weil eine Uebertragung auf den gegenteiligen Fall leicht
                              									Möglich ist, und soll zunächst eine Zweicylinderverbundmaschine in Betracht gezogen
                              									werden, um ebenso einfach als allgemein genug zu sein.
                           Fig. 1 stellt das Hochdruckdiagramm; Fig. 2 das Niederdruckdiagramm einer
                              									Zweicylinderverbundmaschine dar, und ist die vom Indikator geschriebene
                              									atmosphärische Linie mit aa bezeichnet.
                           Um die absolute Nulllinie zu finden, zieht man gewöhnlich eine parallele zur
                              									atmosphärischen Linie im Abstande, welcher dem Federmassstabe des Indikators
                              									entspricht, und ist diese Regel, wie eingangs erwähnt, in den gewöhnlichen
                              									Fällen mit vernachlässigbaren Fehlern verbunden.
                           Richtiger soll man so verfahren, dass auf dem Federmassstabe 0 1 = f der Barometerstand, 0b welcher
                              									während des Versuches herrschte, in entsprechender Weise abgetragen wird. Es sei
                              									bemerkt, dass der Punkt b ebensogut zwischen den
                              									Punkten 0 und 1, als auch
                              									über dem Punkt 1 liegen kann.
                           
                              
                              Textabbildung, Bd. 314, S. 129
                              Fig. 2.
                              
                           Ueberträgt man nun diese Punkte, so dass b auf die
                              									atmosphärische Linie aa des abgenommenen
                              									Indikatordiagramms zu liegen kommt, so ist durch den Punkt 0 die absolute Nulllinie in richtiger Weise bestimmt, während die Linie
                              										11 dem Drucke von 1 kg pro 1 qcm bezw. dem Druck
                              									einer metrischen Atmosphäre entspricht.
                           Dieses Verfahren zu beachten, hat bei der Beurteilung des Vakuums nach dem Diagramm
                              									eines Niederdruckcylinders besonderen Wert, da dieses Vakuum durch die Strecke v (Fig. 2) bestimmt
                              									wird. Es ist leicht zu ersehen, dass man bei der üblichen Methode, nach welcher die
                              									Linie 11 mit der atmosphärischen Linie zusammenfällt,
                              									einen Fehler begehen würde, der um so grösser wird, je mehr der Barometerstand
                              									während des Versuches von der metrischen Atmosphäre abweicht. Nachdem das
                              									Vorstehende festgelegt wurde, welches die absolute Nulllinie in richtiger Weise
                              									einzuzeichnen gestattet, soll der Frage näher getreten werden, welchen Einfluss der
                              									geänderte Barometerstand auf das Diagramm nimmt.
                           Denken wir uns z.B. die Maschinen- und Kesselanlage in einem geschlossenen Raum, in
                              									welchem der Luftdruck auf verschiedene Höhen gebracht werden kann, so sieht man am
                              									besten durch Betrachten der beiden Fig. 1 und 2 ein, dass die atmosphärische Linie aa verschiedene Lagen annehmen wird, ohne dass sich im
                              									übrigen an den Diagrammen etwas ändert, so lange die absoluten Drücke dieselben
                              									bleiben.
                           Der Indikator selbst bringt dies nicht unmittelbar zum Ausdruck, da derselbe die
                              									atmosphärische Linie bei einmaliger Einstellung stets auf derselben Stelle schreibt,
                              									doch wird derselbe die Diagrammlinie um so höher oder tiefer schreiben, je geringer
                              									bezw. je höher der äussere Luftdruck ist.
                           Die Diagrammlinien würden demnach bei gleicher Belastung und bei sonst ungeändert
                              									laufender Maschine vom Indikator parallel verschoben gezeichnet werden, und zwar
                              									parallel verschoben um die Differenz in den Luftdrücken, bei welchen die Diagramme
                              									genommen wurden.
                           
                           Aber auch die absolute Nulllinie würde nach dem eingangs behandelten Verfahren
                              									sich um dieselbe Strecke verschieben.
                           Würde man nun alle Diagramme, bei verschiedenen Luftdrücken genommen, auf Pauspapier
                              									für sich kopieren, und diese Kopien so zusammen legen, dass die absoluten Nulllinien
                              									übereinander fallen, so würden auch die Diagrammlinien übereinander fallen müssen,
                              									und man würde deutlich sehen, dass nur die atmosphärische Linie aa sich dem Luftdruck entsprechend verschoben hat.
                           Als Grenzfall sei hier noch erwähnt, dass z.B. die atmosphärische Linie aa mit der absoluten Nulllinie zuzammenfallen, falls
                              									die Maschinenanlage im absolut luftleeren Raume arbeiten würde, wie
                              									selbstverständlich erscheint.
                           Das Diagramm und auch der Dampfverbrauch würde sich demgemäss nicht ändern, wenn die
                              									absoluten Drücke dieselben bleiben würden, selbst wenn die Anlage unter
                              									verschiedenen Luftpressungen arbeiten sollte.
                           Es wird also zu untersuchen sein, ob diese absoluten Spannungen dieselben
                              									bleiben.
                           Bezeichnet in Fig. 1 der Punkt E das Ende der Füllung im Hochdruckcylinder, und der Punkt A in Fig. 2 den Beginn
                              									des Ausströmens aus dem Niederdruckcylinder, so kann zunächst konstatiert werden,
                              									dass sich der Dampf von E angefangen bis A in der Maschine vollkommen abgeschlossen befindet,
                              									und dass somit ein Einfluss durch den äusseren Luftdruck ausgeschlossen erscheint,
                              									wenn nur der Punkt E konstant erhalten bleibt.
                           Von A angefangen strömt der Dampf in den Kondensator.
                              									Der Kondensatordruck ist seiner absoluten Grösse nach nahezu konstant. Der warme
                              									Dampf mischt sich mit dem Kühlwasser, oder wird an den Kondensatorflächen abgekühlt,
                              									und durch die erreichte Endtemperatur ist der Kondensatordruck in erster Linie
                              									bestimmt. In zweiter Linie ist die eventuell mit dem Wasser, sowie durch
                              									Undichtheiten eindringende Luft bestimmend für den Kondensatordruck. (Auch das Nach
                              									verdampfen. D. R.)
                           Bei den vorkommenden Schwankungen des Luftdruckes ist ohne weiteres einzusehen, dass
                              									dieser Einfluss bei dicht gehaltenen Verbindungen ein ganz verschwindender ist.
                              									Immerhin kann man sagen, dass der absolute Kondensatordruck mit wachsendem Luftdruck
                              									steigen muss.
                           Es würde sich daraus die Regel ergeben, die Luftpumpe für Orte mit höherem
                              									Barometerstande grösser zu dimensionieren, um gleichen Kondensatordruck zu erhalten.
                              									An dieser Stelle sei auch bemerkt, dass die gewöhnlichen Vakuummeter nicht geeignet
                              									sind, den Kondensatordruck in richtiger Weise anzugeben. Auf die Feder des
                              									Vakuummeters wirkt einerseits der Kondensatordruck und andererseits der äussere
                              									Luftdruck, weshalb die Angaben nur relative sind. Für genauere Messungen muss ein
                              									Quecksilbervakuummeter verwendet werden, in einer Konstruktion Fig. 3, welche gestattet, den absoluten
                              									Kondensatordruck abzulesen.
                           Der Gegendruck im Niederdruckcylinder, welcher stets grösser ist als der
                              									Kondensatordruck, kann dem Diagramme unter Beachtung des
                                 										Barometerstandes entnommen werden, wobei als selbstverständlich
                              									vorausgesetzt wird, dass der Federmassstab experimentell bestimmt werde.
                           
                              
                              Textabbildung, Bd. 314, S. 130
                              Fig. 3.
                              
                           Nachdem nun gezeigt worden ist, dass der absolute Kondensatordruck als unabhängig vom
                              									Barometerstande betrachtet werden kann, und dass gegebenenfalls diese Unabhängigkeit
                              									durch geeignete Bestimmung des Luftpumpenfördervolumens erreicht werden kann, so
                              									bleibt nur einzig und allein der Einfluss zu betrachten, welchen der Barometerstand
                              									ausübt, bevor die Füllung des Hochdruckcylinders beendet ist.
                           Setzen wir der Vereinfachung halber voraus, dass der Admissionsdruck mit dem
                              									Kesseldruck übereinstimmt, indem die als konstant zu betrachtenden
                              									Rohrleitungswiderstände hier vernachlässigt werden mögen, so lässt sich sagen, dass
                              									der Kesseldruck seiner absoluten Grösse nach mit dem Barometerstande schwankt.
                           Der Grund ist darin zu suchen, dass das gebräuchliche Manometer nicht den absoluten
                              									Kesseldruck, sondern nur den Ueberdruck über den jeweiligen Luftdruck anzeigt.
                           Schwankt der Luftdruck, so ändert das Manometer bei gleichem, absolutem
                              									Kesseldruck seine Anzeige, weil auf die Manometerfeder einerseits der konstante
                              									Kesseldruck, andererseits der veränderliche Luftdruck wirkt, und da der Kesselwärter
                              									eine konstante Manometeranzeige, z.B. 10 at, einzuhalten hat, so ändert derselbe
                              									unwillkürlich den absoluten Kesseldruck, welch letzterer Umstand gewöhnlich der
                              									Berücksichtigung ganz entgeht.
                           Hinzugefügt muss noch werden, dass allerdings für praktische Verhältnisse die Angabe
                              									des Ueberdruckes, also die Angabe des gewöhnlichen Manometers wichtig ist, da der
                              									Kessel für einen gewissen Ueberdruck konstruiert wird.
                           Es geht nun aus Vorstehendem hervor, dass der wesentlichste Einfluss, welchen der
                              									Barometerstand auf das Diagramm und den Dampfverbrauch nimmt, in der Admissionslinie
                              									zu suchen ist, und dass dieselbe der absoluten Lage nach mit dem Barometerstande
                              									schwankt.
                           An einem und demselben Orte beträgt die Schwankung des Barometerstandes etwa 1/20 at. Es würde
                              									also ein Kessel bei höchstem Barometerstande, absolut genommen, um etwa 1/20 at höher
                              									geheizt werden können, als bei niedrigstem Barometerstande.
                           Diese Differenz ist allerdings sehr gering und kann praktisch vernachlässigt
                              									werden.
                           Diese Differenz wird aber an und für sich mehr in die Wagschale fallen, wenn man
                              									Dampfanlagen an verschieden hochgelegenen Orten in Betracht zieht.
                           Es seien z.B. die Diagramme Fig. 1 und 2 an einem Orte bei 660 mm Barometerstand genommen,
                              									dann hat die Admissionsspannung bei einem Federmassstabe 5 . 3 mm = 1 at = 1 kg pro 1 qcm 9½ at Ueberdruck betragen.
                           Würde nun eine ganz gleiche Maschinenanlage unter gleichen Verhältnissen an einem
                              									Orte mit 738 mm Barometerstand, also unter dem Luftdrucke einer metrischen
                              									Atmosphäre arbeiten, oder, was dasselbe ist, denkt man sich den Barometerstand der
                              									vorigen Anlage auf 738 mm Quecksilbersäule erhöht, so ist nach Vorangehendem
                              									festzuhalten, dass sich die absoluten Drücke nicht ändern, ausgenommen der
                              									Admissionsdruck, und die atmosphärische Linie aa,
                              									welche der Indikator schreibt, würde mit der Linie 11
                              									zusammenfallen.
                           Um die gleiche Ueberdruckspannung im Kessel einzuhalten, würde die Kessel- bezw.
                              									Admissionsspannung um den Betrag der Luftdruckvermehrung erhöht werden können, das
                              									ist um 0,105 metrische Atmosphären.
                           Die gestrichelte Linie stellt in Fig. 1 diese
                              									Druckerhöhung dar.
                           Um noch einen bestimmten Wert zu berechnen, nehmen wir an, die Maschine arbeitete bei
                              									9½ at Admissionsspannung Ueberdruck mit ⅓ Füllung. Hierbei beträgt die mittlere
                              									indizierte Spannung pm
                              									auf den Hochdruckkolben reduziert etwa 7,5 at für die
                              									Zweicylinderverbundmaschine.
                           Würde nun die Admissionsspannung bei nach Massgabe der Kurve gleichen Dampfgewichtes
                              									reduzierter Füllung um 0,105 at steigen, so würde pm von 7,5 auf etwa 7,535 at sich erhöhen
                              									oder rund um ½%.
                           Die Leistung der Maschine würde sich bei gleichem Dampfverbrauch um denselben
                              									Prozentsatz erhöhen, oder es würde bei gleicher Leistung der Dampfverbrauch um etwa
                              									½% her abgehen, im gegenteiligen Falle sich erhöhen.
                           Die als Beispiel gewählte Verbundmaschine würde bei 500 mm Bohrung des
                              									Hochdruckcylinders 750 mm Bohrung des Niederdruckcylinders, bei 1000 mm Hub und 80
                              									Umdrehungen pro Minute unter Berücksichtigung der Kolbenstangenstärke unter
                              									vorstehenden Verhältnissen 495  indizieren und während 10 Stunden bei 6,75
                              									kg Dampfverbrauch pro Indikatorpferd und Stunde während 10 Stunden 33410 kg
                              									Speisewasser verbrauchen.
                           Bei um 0,105 at erhöhtem Barometerstande bezw. uni dieselbe Grösse erhöhter
                              									Anfangsspannung würde die Maschine bei gleichem Speisewasserverbrauche 497,3
                              									 indizieren, oder während 10 Stunden für 495 i nur 33254 kg Speisewasser verbrauchen.
                           Diese wenn auch kleine Differenz kann immerhin eine Rolle spielen, wenn andere
                              									Verhältnisse sich summierend hinzugesellen.
                           Aus dem Vorstehenden würde sich also ergeben, dass die Schwankung des
                              									Barometerstandes an einem und demselben Orte praktisch vernachlässigt werden kann,
                              									dass auch der Einfluss noch immer klein bleibt, wenn verschieden hochgelegene Orte
                              									in Betracht gezogen werden, dass es aber immerhin empfehlenswert ist, den
                              									Barometerstand in Rücksicht zu ziehen, wenn es sich um grössere Differenzen in
                              									den Barometerständen handeln würde, als in vorigem Beispiele angeführt
                              									erscheint.
                           Jedenfalls ist aber der Barometerstand zu berücksichtigen, wenn es sich um die
                              									Bestimmung des Vakuums aus dem Diagramme eines Niederdruckcylinders handelt.