| Titel: | Die Internationale Motorwagenausstellung zu Berlin 1899. | 
| Fundstelle: | Band 314, Jahrgang 1899, S. 146 | 
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                        Die Internationale Motorwagenausstellung zu
                           								Berlin 1899.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 133 d.
                           								Bd.)
                        Die Internationale Motorwagenausstellung zu Berlin
                           								1899.
                        
                     
                        
                           Die Firma Weyersberg, Kirschbaum und Co.,
                                 										Aktiengesellschaft für Waffen und Fahrradteile in Solingen, hatte sich
                              									ebenfalls mit Motorwagen, Motordreiräder und Vierräder, Anhänge-, Vorspann- und
                              									Transportwagen an der Ausstellung beteiligt. Die Motorwagen fielen durch leichtes
                              									gefälliges Aussehen vorteilhaft auf.
                           Der „Patria“-Motorwagen Nr. 1 für zwei Personen hatte einen 2¼ -Motor
                              									mit Rippenkühlung. Seine Geschwindigkeit war mit der kleineren Uebersetzung 15 km
                              									pro Stunde, mit der grösseren Uebersetzung 25 km pro Stunde. Der Kasten war vorn und
                              									hinten auf Federn montiert und elegant ausgestattet.
                           Der „Patria“-Motorwagen Nr. 2 für zwei Personen stellt sich nicht teurer als
                              									der erste Wagen, trotzdem er einen stärkeren Motor (2½ ) mit Rippenkühlung
                              									und ausserdem noch Wasserkühlung hat. Die Geschwindigkeiten betrugen mit niedriger
                              									Uebersetzung 15 km pro Stunde, mit hoher Uebersetzung 25 km. Der Kasten war
                              									ebenfalls vorn und hinten auf Federn ruhend bequem angebracht. Der Wagen war vornehm
                              									ausgestattet und gefällig lackiert.
                           Das „Patria“-Motordreirad hat 1¾ , arbeitet im Viertakt. Die Zündung
                              									erfolgt mittels elektrischen Induktionsfunkens; dieser Motor besitzt Rippenkühlung,
                              									regulierbare Geschwindigkeit, Selbstölung und vollständige Sicherung gegen
                              									Eindringen von Staub. Das Gestell ist nach Art des gewöhnlichen Dreirades dem Zweck
                              									entsprechend verstärkt.
                           Das vom kleinen Zahnrad des Motors angetriebene, mit dem Differentialgetriebe zu
                              									einem Mechanismus verbundene grosse Antriebzahnrad ist in oben erwähntem
                              									Schutzgehäuse gelagert und trägt das zum Antreten des Rades nötige Kettenrad. Eine
                              									der vorhandenen Bremsen wirkt mittels Band auf eine ebenfalls am Antriebzahnrad
                              									angebrachte Bremsscheibe. Das beim Rückwärtstreten nötige Freilaufen der Kurbeln
                              									wird durch einen im hinteren Zahnkranz befindlichen geräuschlosen Mechanismus
                              									bewerkstelligt, so dass bei diesem Rade auch die Kette während des Stillstehens der
                              									Pedale sich nicht in Bewegung beendet. Zur bequemen Handhabung des Motors sind
                              									sämtliche dazu nötigen Hebel und Griffe am Oberrohr des Rahmens angebracht. Das
                              									Abstellen der Zündung geschieht vom Lenkstangengriff aus; der Unterbrecher wird
                              									mittels Stiftkontakt zum Ausschalten der Zündung bethätigt, wenn ausser
                              									Gebrauch. Bequemes Auseinandernehmen und Abhängen des Motors. Sämtliche Kugellager
                              									staubsicher, ölhaltend und mit Kugelhaltern versehen.
                           Die Rahmenhöhe beträgt 580 mm, der Raddurchmesser je nach Wunsch 650 bis 700 mm, die
                              									Pneumatiks 65 mm, Spurweite 900 mm, das Gewicht 90 kg und die Länge von Ende zu Ende
                              									etwa 1800 mm.
                           Auf Wunsch wird zu den Motorrädern ein zweiräderiger Vorspannwagen zur Beförderung
                              									von ein oder zwei Personen, welcher an Stelle des Vorderrades leicht befestigt
                              									werden kann, oder ein Anhängewagen, welcher in wenigen Sekunden leicht angebracht
                              									werden kann, geliefert. Zum Warentransport fabriziert die Firma Anhängewagen und zu
                              									den Vorspannwagen einen Kasten, welcher nach Fortnahme des Sitzes anzubringen
                              									ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 314, S. 145
                              Fig. 69.Elektrischer Lastwagen mit Akkumulatorenbetrieb von der
                                 										Maschinenfabrik Oggersheim, Paul Schütze.
                              
                           Die Giesserei und Maschinenfabrik Oggersheim, Paul
                                 										Schütze, Oggersheim, Pfalz, fabriziert mit besonderem Eifer elektrische
                              									Lastwagen mit Akkumulatorenbetrieb (Fig. 69). Die
                              									treibende Kraft dieses schweren Wagens liefert ein Elektromotor, welcher von
                              									Akkumulatoren mit dem notwendigen Strom gespeist wird. Der Wagen besteht im
                              									wesentlichen aus dem lenkbaren Vordergestell und der Pritsche (Plattform), deren
                              									Längsträger als Hohlräume ausgebildet sind und so einen sicheren und geschützten
                              									Raum für die Akkumulatoren bietet. Letztere sind nach Abnahme eines wasserdichten
                              									Holzdeckels von oben sofort zugänglich und kann man ohne Mühe stets die einzelnen
                              									Verbindungen der Zellen u.s.w. beobachten. Diese Art der Unterbringung der Batterie
                              									(D. R. G. M.) ermöglicht es, dem Wagen eine schöne Form zu geben, was durch
                              									unterhängte Kasten u.s.w. niemals erreicht werden kann.
                           Die Pritsche ist an ihrem hinteren Teil auf Federn gelagert, welche direkt mit der
                              									Achse und den Rädern verbunden sind, während der vordere Teil desselben auf dem
                              									lenkbaren Vorderradgestell aufliegt, dessen Räder ebenfalls gefedert sind.
                              									Die Verbindung der Wagenplattform mit dem Vorderradgestell ist durch, einen
                              									Spurzapfen mit Kugellager hergestellt und gestattet diese Art der Konstruktion das
                              									Vorderradgestell leicht in jede gewünschte Lage zu bringen, was vom Sitze des
                              									Wagenführers aus mittels des Steuer- oder Lenkrades geschieht. Dadurch, dass die
                              									Vorderräder die getriebenen sind und in jede schräge Lage zur Längswagenachse
                              									gebracht werden können, ist man im stände, die kleinsten Kurven zu durchfahren und
                              									im Bogen gleich dem Radstande zu wenden.
                           Ferner ist im Vorderradgestell der Elektromotor und das von diesem getriebene
                              									Planetenradgetriebe eingebaut, welch beide Teile staubdicht abgeschlossen sind. Die
                              									Kraft wird durch die geteilte Welle des Planetenradgetriebes einzeln durch Ketten
                              									auf jedes Laufrad übertragen. Die Inbetriebsetzung des Wagens geschieht durch einen
                              									Anlasser (Kontroller), welcher seinen Platz links vom Sitze des Führers hat, und von
                              									diesem durch einfaches Drehen an einer Kurbel bethätigt wird. An dem Anlasser ist
                              									eine Skala angebracht, welche die zum Vorwärtsfahren, Retourfahren und Anhalten
                              									nötigen Marken enthält. Durch günstige Verteilung des Gewichtes auf die Vorderräder
                              									ist die nötige Reibung auf der Erde und die dadurch bedingte hohe Zugkraft
                              									vorhanden, so dass selbst bei nassem, schlechtem Boden oder Schnee der Wagen sicher
                              									anzieht.
                           Mit einer Ladung der Batterie kann man einen Weg von etwa 32 km zurücklegen, je nach
                              									Zustand der Strasse mehr oder weniger. Sehr gut läuft der Wagen auf Steinpflaster
                              									und eignet sich daher vorzüglich für den Stadtverkehr. Er kann ohne vorherige
                              									Manipulationen direkt gefahren werden, was den grossen Vorteil hat, dass jeder
                              									gewöhnliche Wagenlenker in kurzer Zeit im stände ist, selbstthätig den Wagen zu
                              									führen, da keinerlei feine Mechanismen oder sonstige empfindliche Teile vorhanden
                              									sind.
                           Die Betriebskosten sind sehr gering und stellt sich z.B. bei einem Wagen für 100
                              									Zentner Tragfähigkeit und für 35 km Weg, die Ladung nach Berliner Normen gerechnet,
                              									d.h. die Kilometerstunde zu 0,16 M., auf etwa 3,50 M., was für den Kilometer etwa 11
                              									Pf. ausmacht. Erzeugt man elektrischen Strom selbst, d.h. besitzt man eine Dynamo-
                              									und eine Dampfmaschine und ladet die Akkumulatoren selbst, so reduziert sich der
                              									Preis noch etwa um die Hälfte.
                           Es dürfte interessieren, die Unkosten, welche die Anschaffung des elektrisch
                              									betriebenen Lastwagens von 100 Zentner Tragfähigkeit, die jährliche Ausgabe für den
                              									Betrieb dieses Wagens erheischt, denjenigen eines gewöhnlichen mit Pferden
                              									bespannten Lastwagens gegenüber gestellt zu sehen.
                           Mit dem Motorlastwagen der Giesserei und Maschinenfabrik
                                 										Oggersheim von Paul Schütze ist man im stände,
                              									bei zweimaligem Laden der Batterie pro Tag eine Last von 100 Zentner zweimal 30 km =
                              									60 km zu befördern. Die Kosten eines solchen Tagesbetriebes stellen sich dann unter
                              									der Annahme, dass Dynamo und Dampf kraft vorhanden sind und die nötige Energie auf
                              									diese Weise beschaffen werden kann, wie folgt:
                           
                              
                                 
                                 Preis des Wagens
                                 
                                 
                                 15000 M.
                                 
                              
                                 davon:
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Verzinsung und Amortisation 10%
                                 1500
                                 M.
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Versicherung der Batterie
                                  300
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Reparaturen u.s.w.
                                  50
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 zusammen
                                 1850
                                 M.
                                 pro Jahr,
                                 
                              
                                 
                                 mithin auf 300 Arbeitstage
                                 6,20
                                 „
                                 
                                 
                              
                           Herstellungskosten der Energie pro Kilo-Wattstunde 5 Pf. maximal, einmalige Ladung
                              									der Batterie gleich 28 Kilo-Wattstunden mithin
                           
                              
                                 2 × 28 Kilo-Wattstunden à 5 Pf.
                                 2,80
                                 M.
                                 
                              
                                 1 Mann Bedienung
                                 4,00
                                 „
                                 
                              
                           
                              Mithin stellt sich der Tagesbetrieb des elektrischen
                                 										Lastwagens Alles in Allem auf 13 M.
                              
                           Um obige Leistung mit Pferden zu erzielen, werden mindestens 2 Gespanne à 2 Pferde
                              									benötigt, sowie auch 2 Lastwagen:
                           
                              
                                 Anschaffungswert
                                 von
                                 4 Pferden à 1300 M.
                                 5200
                                 M.
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 2 Wagen à 1200 M.
                                 2400
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 zusammen
                                 7600
                                 M.
                                 
                              
                           
                              
                                 Verzinsung und Amortisation 20%
                                 1500
                                 M.
                                 
                              
                                 Futter für 4 Pferde à 2 M. auf 365 Tage
                                 2920
                                 „
                                 
                              
                                 Hufschmied
                                  200
                                 „
                                 
                              
                                 Sattler und Arzt
                                  300
                                 „
                                 
                              
                                 Stall und Futterräume
                                  460
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 s–––––––––
                                 
                              
                                 zusammen
                                 5400
                                 M.,
                                 
                              
                                 mithin für 300 Arbeitstage
                                  18
                                 „
                                 
                              
                                 2 Mann Bedienung à 3,50 M.
                                  7
                                 „
                                 
                              
                           
                              Infolgedessen stellt sich der Tagesbetrieb des mit Pferden
                                 										betriebenen Lastwagens alles in allem auf 25 M.
                              
                           Hieraus ergibt sich, dass der Motorbetrieb sich gegen Pferdebetrieb um fast die
                              									Hälfte billiger stellen könnte, abgesehen von den Nachteilen, die sich beim
                              									Pferdebetrieb durch Ziffern nicht ausdrücken lassen, wie z.B. Kranksein der Pferde
                              									und dadurch bedingte vollständige Unthätigkeit derselben, Verlust der Pferde nach
                              									kurz erfolgter Anschaffung durch Krankheit oder Unglücksfall u.s.w.
                           Zu den bedeutendsten Etablissements der Gasmotorenbranche, deren Fabrikate sich durch
                              									gute und solide Konstruktion auf der Motorwagenausstellung besonders auszeichneten,
                              									zählt die Firma Moritz Hille in Dresden-Löbtau. In den
                              									speziell für den Bau von Gasmaschinen eingerichteten Werkstätten arbeiten etwa 80
                              									Werkzeugmaschinen, betrieben durch einen 35 -Original-Moritz-Hille-Motor.
                              									Die Beleuchtung sämtlicher Räume der Werkstätten, Bureaus u.s.w. geschieht durch
                              									eine eigene elektrische Anlage, welche ebenfalls durch einen Gasmotor betrieben
                              									wird.
                           Der Betrieb zerfällt in zwei vollständig voneinander getrennte Abteilungen, den Bau
                              									von stationären Motoren und den von Automobilen bezw. Automobilfahrzeugen. Die
                              									stationären Motoren werden gebaut in Grössen 1 bis 100  für den Betrieb mit
                              									Benzin, Leuchtgas, Dowson-Gas, Petroleum, Rohnaphta, Spiritus, Acetylen u.s.w. Die
                              									Motoren sind stabiler Bauart, besitzen als Neuerung einen ausziehbaren Cylinder, um
                              									denselben aus besonders gutem Material herstellen zu können. Die Zündung erfolgt
                              									durch ein Glührohr bezw. den Funken eines elektromagnetischen Apparates. Durch die
                              									angewandte Regulierung wird ein günstiger Gasverbrauch erzielt und beträgt der
                              									letztere je nach der Grösse der Maschinen für 1  und Stunde bei voller
                              									Kraftleistung etwa 500 bis 750 l. Die Regulierung geschieht mittels eines Pendels,
                              									bei grösseren Motoren und solchen für den Betrieb von Lichtmaschinen (Dynamo)
                              									erfolgt dieselbe durch einen Präzisionsregulator. Die letzteren Motoren erhalten
                              									ausserdem ein zweites schweres Schwungrad. Eine grosse Probierstation, in welcher
                              									ständig Motoren jeder Grösse und für jedes Betriebsmittel eingerichtet und einer
                              									sorgfältigen Probe unterzogen werden, bietet die besten Garantien für die
                              									Herstellung von nur guten Maschinen. Von den stationären Motoren veranschaulicht
                              										Fig. 70 einen Petroleummotor liegender
                              									Konstruktion, Fig. 71 einen Gasmotor liegender
                              									Konstruktion, Fig. 72 zeigt die Anordnung eines
                              									kompletten Benzinmotors mit Vergaser und Fig. 73 die
                              									eines Acetylenmotors. Die allgemeine Konstruktion in ihren Hauptteilen ist bei allen
                              									diesen Variationen gleich, insbesondere ist der ausziehbare Arbeitscylinder bei
                              									allen stationären Motoren angewandt. Die Regulierung, Zündvorrichtungen u.s.w. sind
                              									jedoch verschieden und stets der Eigenart des Brennmaterials angepasst.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 314, S. 146
                              Fig. 70.Petroleummotor von Hille.
                              
                           Eine besondere Abteilung bilden die für den Bau von Automobilmotoren und
                              									Automobilwagen speziell eingerichteten Werkstätten. Die Motoren, in der Konstruktion
                              									von den Motoren für
                              									stationären Betrieb vollständig verschieden, dienen als Betriebsmotoren für
                              									Fahrzeuge: Personenwagen, Lastwagen und Transportwagen, sowie auch zur Bewegung von
                              									Booten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 314, S. 147
                              Fig. 71.Gasmotor von Hille.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 314, S. 147
                              Fig. 72.Benzinmotor mit Vergaser von Hille.
                              
                           Eine eigene Type von Motoren besitzt die Fabrik in dem zur Bewegung von Dreirädern
                              									eigens konstruierten Motor (D. p. J. 1899 311 * 140), welcher wie alle Dreiradmotoren ohne
                              									Wasserkühlung arbeitet und mit Benzin gespeist wird. Die Kühlung wird erreicht durch
                              									hohe an dem Cylinder umlaufende ringförmige Rippen. Die Fabrikation vorbenannten
                              									Motors ist von der Firma Moritz Hille als erste in
                              									Deutschland aufgenommen worden und sind bis zur Zeit schon über 1000 solcher Motoren
                              									in Betrieb. Die Fabrik baut die Motoren als Spezialität in Drei- und Vierräder ein,
                              									welche als sichere Fortbewegungsmittel für private, geschäftliche, sowie sportliche
                              									Zwecke sich schnell und grossen Eingang verschafft haben. Dieser Motor wird für
                              									diesen Zweck als etwa 1¼  gebaut; will man damit grössere Lasten ziehen, so
                              									wird die Geschwindigkeit des Rades durch kleinere Uebersetzung reduziert. Das
                              									Motordreirad ist als solches wie jedes andere Dreirad ohne Motor fahrbar, das
                              									Antreiben des Motors geschieht mittels Tretkurbel und Antriebskette. Die zu
                              									erreichende Maximalgeschwindigkeit beträgt 40 km per Stunde. D. p. J. 1899 311 140 Fig. 62 zeigt die
                              									Anordnung eines solchen Motordreirades, während D. p.
                                 										J. 1899 311 141 Fig. 64 ein solches Rad mit
                              									einem Anhängewagen für zwei Personen veranschaulicht. Seitens der Firma sind bei den
                              									stattgehabten Distanzwettfahrten in Berlin und Liverpool erster Preis und silberne
                              									Medaille gewonnen worden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 314, S. 147
                              Fig. 73.Acetylenmotor von Hille.
                              
                           Die Motoren für Fahrzeuge erhalten Wasserkühlung, haben elektrische bezw.
                              									Glührohrzündung und können dienen als Motoren an leichten Personenwagen 1- bis
                              									3sitzig, sowie auch an gleichen schwereren 4 bis 6 Personen (Fig. 74), ferner für schwere Lastwagen zum Transport
                              									bis 5000 kg und als Schiffsmaschinen. Auch baut die Fabrik Rennfahrzeuge mit
                              									entsprechend stark ausgestattetem Motor.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 314, S. 147
                              Fig. 74.Personenwagen für 4 bis 6 Personen von Hille.
                              
                           Die „Centaur“-Automobilgesellschaft m. b. H.,
                              									Berlin-Charlottenburg, hatte einen Kutschierwagen ausgestellt, der durch seine
                              									elegante Form und Ausstattung allgemein auffiel. Durch glückliche Verwendung der
                              									beliebten „Duc“-Form für den Wagenkasten ist es bei diesem eleganten Gefährt
                              									möglich geworden, den über den Hinterrädern des Wagens angebrachten Motor mistamt
                              									dem Kraftübertragungsgetriebe völlig zu maskieren.
                           Gegenüber den beiden Hauptsitzen ist noch ein kleiner Kinder- oder Notsitz
                              									angebracht. Der Wagen ruht mittels zweier Längsfedern und einer vorderen Querfeder
                              									auf dem nach Art der Stahlrohre hergestellten Unterbau.
                           Der eincylindrige Benzinmotor entwickelt 3  und wird elektrisch entzündet.
                              									Sehr sinnreich, aber trotzdem einfach ist der Steuerungsapparat des Wagens. Eine
                              									Vorwärtsbewegung eines vertikal liegenden Hebels setzt den Wagen sofort in Gang und
                              									beschleunigt diesen Gang, je weiter sie ausgeführt wird. Die Rückwärtsbewegung
                              									desselben Hebels vermittelt die Rückwärtsfahrt. Eine Lenkstange, gleich derjenigen
                              									des gewöhnlichen Fahrrades, ist recht handlich für den Führer angebracht. Eine
                              									Fussbremse schaltet den Motor aus und bewirkt bei stärkerem Druck das sofortige
                              									Halten des Wagens. Zur Rechten des Wagenlenkers ist überdies noch ein Hebel
                              									angebracht, durch den im äussersten Falle eine Notbremse in Thätigkeit gesetzt
                              									werden kann. Zwei kleine Zeiger sind für die Einstellung des richtigen Gasgemisches
                              									und die Zufuhr der benötigten Gasmenge zum Cylinder vorhanden. Es sind nur wenige
                              									und bequem auszuführende Handgriffe, mittels derer der „Centaur“-Wagen
                              									regiert werden kann, und erscheint dieses System als ein ausserordentlich
                              									praktisches, das sich auch recht bewährt hat.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 314, S. 147
                              Fig. 75.Herrenphaethon (zweisitzig) von Scheele.
                              
                           Die leichten Luxuswagen „Selbstfahrer“ (Fig. 75
                              									und 76) und „Mylord“ (Fig. 77) von H. Scheele, Köln, haben einen
                              									Motor (gebaut von der Firma Ernst Heinrich Geist, Köln
                              									a. Rh.), welcher 3 bis 4  leistet, jedoch bei schlechten Wegen und
                              									grossen Steigungen von 10 bis 12% schon bei 7 und 8% überlastet wurde, ohne die
                              									geringsten nachteiligen Folgen in irgend einer Weise zu zeigen. Das Gewicht des
                              
                              									kompletten Motors beträgt 80 kg.
                           Am Motorwagen „Mylord“ (Fig. 77) treibt der auf
                              									der Hinterachse befestigte Motor mittels eines Kammrades ein Differentialgetriebe,
                              									auf dessen Welle zwei kleine Stirnräder sitzen, die in die an den Wagenrädern
                              									angebrachten Innenverzahnungen eingreifen. Die Aussenseiten der Innenverzahnungen
                              									dienen gleichzeitig als Auflage für die stark wirkenden mittels eines Hebels zu
                              									bethätigenden Bandbremsen. Das Hintergestell ist mit der Vorderachse durch
                              									Stahlrohrbäume verbunden, jedoch ist dem Vorderwägen durch ein doppeltes Gelenk, in
                              									welchem die Stahlrohrverbindung bewirkt ist, völlig freie Bewegung gesichert.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 314, S. 148
                              Fig. 76.Herrenphaethon (viersitzig) von Scheele.
                              
                           Bei den „Selbstfahrern“ (Fig. 75 und 76) ruht der Motor auf einem Stahlrohrgestell und
                              									treibt durch mehrere lose auf der Welle laufender Getriebe ein auf der im Kugellager
                              									ruhenden Hinterachse befindliches Differentialgetriebe und gleichzeitig hiermit die
                              									beiden Hinterräder, wodurch beim Drehen des Wagens eines der Räder, falls notwendig,
                              									stehen bleiben kann.
                           Die Lenkung erfolgt in der bei den meisten Motorwagen üblichen Weise; die Achse steht
                              									fest und nur die Endstummel werden mittels eines Hebels bewegt.
                           Bei dem schweren Luxuswagen (Fig. 78), sowie bei einem
                              									Omnibus für 6 bis 10 Personen kommen zwei Motoren zur Anwendung, von denen jeder ein
                              									Hinterrad für sich antreibt; infolgedessen fällt das Differentialgetriebe gänzlich
                              									fort.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 314, S. 148
                              Fig. 77.Mylord für 2 bis 4 Personen von Scheele.
                              
                           Die Geschäftswagen (Fig. 79) haben 6 bis 7
                              									-Motoren, welche ebenfalls das auf Vorgelegewelle befindliche
                              									Differentialgetriebe antreiben, nur geht hierbei von den beiden Endrädern je eine
                              									Kette nach den Hinterrädern des Wagens. Der Motor ist hier an dem auf Federn
                              									ruhenden Kasten angebracht, um gegen die Stösse der auf Eisenreifen laufenden Räder
                              									geschützt zu sein. Diese Wagen sind für eine Tragkraft von 1250 kg eingerichtet und
                              									legen mit einer Ladung 45 bis 60 km zurück, während sich die Laufstrecke der
                              									Luxuswagen je nachdem auf 75 bis 90 km beziffert.
                           Die Batterien der Scheele'schen Motorwagen sind von den
                              										Kölner Akkumulatorenwerken Gotthelf Hagen in Kalk
                              									geliefert und besitzen bei 500 bis 570 kg Gesamtgewicht eine Kapazität von 125
                              									und 140 Ampère-Stunden bei 5stündiger Entladung.
                           Durch Schaltung der Batterien hintereinander und in 244 Serien erhalten die
                              									Luxuswagen drei Geschwindigkeiten von 5, 10 und 20 km und die Geschäftswagen von 3,
                              									7 und 15 km pro Stunde.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 314, S. 148
                              Fig. 78.Coupé (zweisitzig) von Scheele.
                              
                           Die ebenfalls wie die Motoren von der Kölner Firma Ernst
                                 										Heinrich Geist gelieferten Kontroller gestatten ausser diesen drei
                              									Geschwindigkeiten noch eine Kurzschlussbremsstellung und zwei Stellungen für
                              									Rückwärtsfahrt durch eine einfache Hebelbewegung.
                           Um bei den, wie bereits erwähnt, auf Eisenreifen laufenden Geschäftswagen die
                              									Batterie gegen die unvermeidlichen Stösse zu sichern, ruhen dieselben in einem
                              									nochmals gefederten Kasten, so dass an einem seit Monaten in Betrieb gewesenen
                              									Motorwagen die Batterie noch vollständig unversehrt war.
                           Die Konstruktion ist bei Lastwagen im Prinzip dieselbe wie bei den Geschäftswagen. Es
                              									dürfte interessieren, zu erfahren, dass ein Scheele'scher Lastwagen für 5000 kg Tragkraft seit längerer Zeit zur vollsten
                              									Zufriedenheit funktioniert. Der Wagen transportiert Kohlen und Rohmaterialien von
                              									der Bahn nach der Fabrik, und umgekehrt die fertigen Fabrikate zur Bahn, so dass er
                              									immer stark belastet unterwegs ist. Der Lastwagen ist mit zwei Stück 6 bis 7
                              									-Motoren ausgerüstet und muss bei einer Geschwindigkeit von 5 bis 6 km pro
                              									Stunde mit einer Ladung 5 bis 6 Stunden fahren.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 314, S. 148
                              Fig. 79.Geschäfts- und Reklamewagen von Scheele.
                              
                           Die Fahrzeugfabrik Eisenach, Aktiengesellschaft zu
                              									Eisenach i. Th., war auf der Ausstellung durch zehn verschiedene Fahrzeuge
                              									vertreten.
                           Die Bemühungen der Gesellschaft, in der Formengebung etwas ganz Besonderes zu
                              									schaffen, und dem an von Pferden gezogenen gewöhnlichen Wagen gewöhnten Auge den
                              									Anblick eines pferdelosen Wagens angenehm und vertraut zu machen, haben gute Erfolge
                              									gezeitigt. So wurde einem gewöhnlich ausgeführten „Wartburg“-Wagen (Fig. 81) auf dem diesjährigen „Concours
                                 										hippique“ zu Berlin schon wegen seiner äusseren Ausstattung der erste Preis in
                              									Form der grossen goldenen Medaille zuerkannt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 314, S. 149
                              Fig. 80.Zweisitziger Wartburg-Wagen der Fahrzeugfabrik Eisenach.
                              
                           Die Konstruktion der maschinellen Einrichtungen des „Wartburg“-Wagens ist
                              									einfach und sinnreich, während die Betriebssicherheit nichts zu wünschen übrig
                              									lässt; sie erklärt sich in erster Linie durch die feine Justierung des Motors,
                              									ferner durch die exakte und genaue Ausführung der Wagen, deren Motoren mit einer
                              									eigenartigen Rippenkühlung versehen sind. Jeder einzelne Teil des
                              									„Wartburg“-Wagens stellt ein Musterstück von Präzisionsarbeit dar; die
                              									Motoren sind reichlich stark, um alle vorkommenden Steigungen auf offenen
                              									Heerstrassen ohne weiteres zu Nehmen. Das Fahren ist leicht und angenehm, da man für
                              									nichts weiter als das Betriebsmaterial (Benzin) zu sorgen hat. Irgend welche
                              									Verbrennungs- oder Explosionsgefahren sind völlig ausgeschlossen, da die Zündung in
                              									einem luftdicht abgeschlossenen Raume mittels einer soliden Akkumulatorenbatterie
                              									erfolgt. Auch die leichte Lenkbarkeit der Wagen ist hervorzuheben; dieselben folgen
                              									dem leisesten Drucke willig, so dass speziell die leichten zweisitzigen
                              										„Wartburg“-Wagen sich für die Damen gut eignen.
                           Der Motorwagen
                              									„Wartburg“ für zwei Personen (Fig. 80) Unterscheidet sich von allen anderen durch
                              									sein gefälliges Aeussere, seine Bequemlichkeit und das Wegfallen aller
                              									Erschütterungen. Der Motor arbeitet vollständig geräusch- und geruchlos. Bei der
                              									Uebertragung auf die Laufräder Werden keine Riemen benutzt. Auch die Wasserkühlung
                              									ist gänzlich vermieden worden.
                           Das Gestell ist aus nahtlosen Stahlrohren hergestellt. Die gute Federung macht das
                              									Fahren angenehm. Die Räder haben 700 mm Durchmesser und tragen Pneumatiks.
                           Der Wagenkasten selbst bietet bequem Platz für zwei erwachsene Personen und ein Kind.
                              									Vorn befindet sich ein Kasten zur Mitnahme von Benzin, Schmieröl und von
                              									Werkzeugen.
                           Der Motor ist ein im Viertakt arbeitender Zwillingsbenzinmotor mit elektrischer
                              									Zündung. Derselbe hat zwei Cylinder mit Rippenkühlung. Die Cylinder sind auf einem
                              									Aluminiumgehäuse befestigt, welches mit Oel gefüllt wird, Wodurch eine gleichmässige
                              									Oelung aller Teile gesichert ist. Die Leistung des Motors beträgt etwa 3 .
                              									Die Welle des Motors befindet sich in der Längsrichtung des Jagens und findet die
                              									Uebertragung auf die Laufräder durch Zahnräder statt. Der Mechanismus ist in allen
                              									teilen leicht zugänglich und bequem nachzusehen.
                           Mit dem „Wartburg“-Motorwagen kann man mit jeder gewöhnlichen Geschwindigkeit
                              									von der eines Fussgängers bis zu der maximalen Schnelligkeit von 50 km pro Stunde
                              
                              									fahren.
                           Zur Inbetriebsetzung erfolgt mittels eines Handrades das Andrehen des Motors vom
                              									Sitze aus in bequemer Weise. Durch Einrücken eines Hebels setzt sich der Wagen in
                              									Bewegung.
                           Das Anhalten geschieht durch Unterbrechung des elektrischen Kontakts. Mehrere
                              									zugänglich angeordnete Bremsen dienen dazu, den Wagen augenblicklich zum Stillstand
                              									zu bringen.
                           Der Motorwagen wird mittels einer Lenkstange, auf welcher sich auch der elektrische
                              									Kontakt befindet, nach Art der Fahrräder und in demselben Sinne gesteuert.
                           Die Dimensionen des Wagens sind folgende: die äusserste Länge des Wagens beträgt 2,30
                              									m, die äusserste Breite 1,20 m und die Höhe 1,30 m; das Gewicht stellt sich auf 260
                              									kg.
                           Der Motor wird durch gewöhnliches, überall käufliches Benzin von 0,68 bis 0,70 spez.
                              									Gew. betrieben, welches den Motor nicht allzu stark erhitzt, sehr regelmässig
                              									vergast, keinerlei Rückstände hinterlässt, lange aushält, und dessen
                              									Verbrennungsprodukte geräuschlos entweichen. Der Benzinbehälter reicht für eine
                              									Strecke von ungefähr 150 km reichlich aus; auf Wunsch wird noch ein
                              									Reservebenzinbehälter angebracht.
                           Die Oelung der Motorteile erfolgt automatisch durch die zwei Glasöler. Oele von
                              									niedrigem Siedepunkt, leicht verbrennliche Oele, harz- oder säurehaltige Oele können
                              									für den Motor sehr schädlich sein und den Cylinder in kurzer Zeit gänzlich
                              									verderben. Am besten zur Oelung ist ein speziell für den Motor hergestelltes
                              									Schmiermaterial, welches von der Fabrik zum billigen Preise geliefert wird. Die
                              									Oelung der Kugellager der Vorderräder, sowie der Hauptantriebsachse erfolgt durch
                              									gutes säurefreies Klauenöl (wie bei den Fahrrädern). Letzteres Oel ist überall
                              									erhältlich.
                           Der für vier Personen eingerichtete Motorwagen „Wartburg“ (Fig. 81) weist im allgemeinen dieselbe Anordnung des
                              									Mechanismus auf, wie bei dem eben besprochenen kleineren Motorwagen. Die Federung
                              									des Wagens ist eine gute und die Ausstattung des Wagenkastens eine sehr elegante.
                              									Der Mechanismus ist im Gegensatz zu dem kleineren Wagen hinten in einem
                              									geschlossenen Kasten untergebracht.
                           Das Motordreirad der Fahrzeugfabrik Eisenach beruht in
                              									seinen wesentlichsten Teilen auf dem üblichen System, das wir bei Cudell u.s.w. kennen gelernt haben. Der Mechanismus ist
                              									geschickt angebracht und kann in handlicher Weise bethätigt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 314, S. 149
                              Fig. 81.Viersitziger Wartburg-Wagen der Fahrzeugfabrik Eisenach.
                              
                           Besondere Sorgfalt legt die Firma auf die Fabrikation zuverlässiger und
                              									leistungsfähiger Lastmotorwagen (Fig. 82). Dieselben
                              									haben eine Ladefläche von 6 qm und eine Tragfähigkeit von 150 Zentnern. Der Wagen
                              									besitzt drei Geschwindigkeiten und zwar über 5, 10 und 15 km nach vorwärts und eine
                              									Fahrgeschwindigkeit bei der Rückwärtsfahrt von 4 km. Der Normalmotor des Wagens
                              									besitzt 12  und Glührohrzündung. Er kann mit Leichtigkeit alle auf Heerstrassen
                              									vorkommenden Steigungen bis zu 12% nehmen. Diese Leistungsfähigkeit hat es
                              									ermöglicht, dass der vollbelastete Wagen mehrfache Fahrten über den Thüringer Wald
                              									anstandslos zurücklegen konnte.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 314, S. 150
                              Fig. 82.Wartburglastwagen der Fahrzeugfabrik Eisenach.
                              
                           Der Wagen selbst ist ganz aus Stahl hergestellt. Die Hauptträger werden aus
                              									nahtlosen, nach dem Verfahren des Ingenieurs Ehrhardt,
                              									des Direktors der Fahrzeugfabrik Eisenach, eigens
                              									gefertigten Bohre hergestellt, die gleichzeitig als Wasserbehälter für die Kühlung
                              									des Motors dienen. Aus denselben vorzüglichen Rohren sind übrigens die Speichen und
                              									Felgen der Räder.
                           Bei der Uebertragung der Triebkraft von dem Motor auf den Wagen selbst hat man
                              									gänzlich von der Verwendung von Riemen oder Ketten abgesehen, sie erfolgt vielmehr
                              									lediglich durch Zahnradgetriebe.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 314, S. 150
                              Fig. 83.Automobilelektromotor der Allgemeinen
                                 										Elektrizitätsgesellschaft.
                              
                           Die Lenkung des Wagens ist vom Sitz aus leicht und sicher zu bethätigen; auch die
                              									Steuerung ist eine durchaus zuverlässige und sicher wirkende.
                           Die Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft hatte durch die
                              									Firma Kühlstein-Wagenbau, Berlin-Charlottenburg, einen
                              									Automobilelektromotor (Fig. 83) zur Ausstellung
                              									gebracht. – Dieser Elektromotor leistet bei 1000 Umdrehungen in der Minute 2½
                              									 und hat ein Gewicht von 110 kg. Derselbe war eingebaut in der von der Firma
                              										Kühlstein-Wagenbau ausgestellten elektrischen
                              									Automobile (vgl. D. p. J. 1899 314 60 und 61) und wurde der erforderliche Strom durch eine auf diesem
                              									Motorwagen befindliche Akkumulatorenbatterie geliefert.
                           Der Elektromotor selbst trägt einen Rohhautantrieb, welcher in ein Zahnrad, das auf
                              									der einen Achse des Wagens sitzt, eingreift.
                           Dieser Motor ist nun einerseits auf der erwähnten Wagenachse, andererseits mittels
                              									einer entsprechend starken Feder am Fahrzeug selbst aufgehängt.
                           Das Zahnradgetriebe, sowie auch der Motor sind in einem vollständig geschlossenen
                              									Gehäuse eingebaut, so dass dieselben gegen Staub und Schmutz gut geschützt sind,
                              									während gleichzeitig die Einrichtung dieser Gehäuse derartig getroffen ist, dass
                              									auch die inneren Teile, als Kommutator und Bürsten, sowie die Lager leicht und
                              									bequem zugänglich sind.
                           Die Pfälzische Nähmaschinen- und Fahrräderfabrik vormals
                                 										Gebrüder Kapser zu Kaiserslautern hat sich ebenfalls der Fabrikation von
                              									Automobilen zugewendet und ihre ausgestellten Erzeugnisse haben gezeigt, dass die
                              									Firma auch auf diesem Gebiete vor der Konkurrenz nicht zurückzustehen braucht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 314, S. 150
                              Fig. 84.Kayser-Motor.
                              
                           Der „Original Kayser-Motor“ (Fig. 84) ist auf
                              									Grund langjähriger
                              									Erfahrungen und eingehender Versuche stark und zweckmässig gebaut. Er entwickelt 1¾
                              									bis 2  und ist derart konstruiert, dass er ohne Schwierigkeit auseinander
                              									genommen werden kann. Der „Kayser-Motor“ ist ein Benzinmotor mit elektrischer
                              									Zündung und arbeitet im Viertakt; er weist zahlreiche Neuerungen auf, doch würde es
                              									zu weit führen, alle genau zu durchsprechen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 314, S. 151
                              Fig. 85.Kayser-Motordreirad.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 314, S. 151
                              Fig. 86.Kayser-Vorspannwagen.
                              
                           Das Kayser-Motordreirad (Fig. 85) selbst zeigte in
                              									allen Teilen die sorgfältigste und sauberste Arbeit. Der Rahmen ist aus nahtlosen
                              									Stahlrohren gefertigt und den Anforderungen entsprechend versteift. Die Firma
                              									liefert denselben sowohl mit einfacher Achse als auch mit Brücke. Da der Schwerpunkt
                              									nahe dem Boden gelegt ist, und ausserdem die Spurweite 90 cm beträgt, ist ein
                              									etwaiges Umfallen des Motordreirades ganz ausgeschlossen. Die Gabel besteht aus vier
                              									Röhren, die oben in drei Stahlplatten aufgenommen sind und unten in einem massiven
                              									Schmiedestück endigen. Das Gabelrohr ist sehr kräftig gebaut und ausserdem extra
                              									verstärkt. Die Kugellager sind mit Ringen versehen, die ein Herausfallen der Kugeln
                              									beim Montieren und Demontieren ausschliessen.
                           Die Spannung der besonders kräftigen Böhler-Blockkette geschieht durch exzentrische
                              									Bewegung des Kugellagers.
                           Zur Geräuschlosmachung des Betriebes trägt ein eigenartiger Schalldämpfer am Auspuff
                              									bei.
                           Die Auslösung des Antriebs erfolgt auf einfachste Weise, indem allein durch die
                              									Bewegung des Rades sich die Antriebsvorrichtung selbstthätig ausschaltet, so dass
                              									die Füsse während der Fahrt ruhig stehen. Falls es notwendig sein sollte, dem Motor
                              									aus irgend welchen Gründen durch Fortbewegungen nachzuhelfen, so kann dies jederzeit
                              									geschehen. Als Bremse wendet die Firma bei ihren Motordreirädern nicht nur die
                              									Hinterradbandbremse, sondern der Bequemlichkeit halber noch die Vorderradbremse an,
                              									welche beide ermöglichen, das Rad augenblicklich zum Stillstand zu bringen.
                           Die Zündung erfolgt durch den elektrischen Funken, dessen Stromquelle in einer
                              									elektrischen Batterie aufgespeichert ist. Die Induktoren sind derart angebracht,
                              									dass bei eintretender nasser Witterung die Zündung keine Störung erleidet.
                           Das Motordreirad legt bei günstigen Wegeverhältnissen etwa 35 bis 40 km in der Stunde
                              									zurück und nimmt beträchtliche, durch Unterstützung mit den Pedalen sogar ganz
                              									bedeutende Steigungen. Die kleinste Fahrgeschwindigkeit beträgt pro Stunde etwa 10
                              									km, kann jedoch nach und nach bis zur Höchstgeschwindigkeit gesteigert werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 314, S. 151
                              Fig. 87.Kayser-Anhängewagen.
                              
                           Das Gewicht des kompletten Motordreirades beträgt 90 kg, die Betriebskosten belaufen
                              									sich pro Kilometer auf etwa 1 Pf. Die Räder besitzen einen Durchmesser von 70 cm,
                              									während die Pneumatiks im allgemeinen in einer Breite von 65 mm angewendet werden,
                              									bei Strassenrennmaschinen dagegen solche von 85 mm Breite.
                           
                           Der Kayser-Vorspannwagen (Fig. 86) weicht in der
                              									Form von den meisten vorgeführten Fahrzeugen dieser Art wesentlich ab. Er ist aus
                              									Stahlrohren angefertigt. Innerhalb weniger Minuten ist dieser Vorspannwagen mit dem
                              									Dreirad zu verbinden und ebenso schnell wieder zu demontieren.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 314, S. 152
                              Fig. 88.Kayser-Luxusanhängewagen.
                              
                           Auch der Kayser-Anhängewagen (Fig. 87) weist schöne
                              									Formen auf.
                           Dem anspruchsvollsten Geschmack dürfte zweifellos der Kayser – Luxusanhängewagen
                              										(Fig. 88) Rechnung tragen.
                           Der Gepäckanhängewagen (Fig. 89) dieser Fabrik
                              									zeichnet sich durch praktische Raumausnutzung und leichten Gang vorteilhaft aus; der
                              									stabil gebaute Kasten ist 66 cm lang, 55 cm breit und 53 cm hoch (äussere Masse) und
                              									eignet sich besonders als Reklamemittel.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 314, S. 152
                              Fig. 89.Gepäckanhängewagen.
                              
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)