| Titel: | Hydraulischer Dampfmaschinenregulator. | 
| Autor: | O. Schaefer. | 
| Fundstelle: | Band 314, Jahrgang 1899, S. 158 | 
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                        Hydraulischer
                           								Dampfmaschinenregulator.
                        Hydraulischer Dampfmaschinenregulator.
                        
                     
                        
                           Um eine Wassersäule mit der Geschwindigkeit w durch
                              									eine Röhre zu bewegen, ist eine Druckhöhe c\,\frac{w^2}{2\,g} erforderlich. Die Speisepumpe
                              									eines Dampfkessels sei mit der Maschine fest verbunden; sie hat stets den Gegendruck
                              									des Kessels zu überwinden, vermehrt um einen Druck z,
                              									den sie auf das Wasser ausübt, damit dieses sich mit der bestimmten Geschwindigkeit
                              									durch die Rohrleitung dem Kessel zu bewegt. Dieser Druck z ist gleich c\,\frac{w^2}{2\,g}. Läuft nun die Dampfmaschine schneller, so läuft
                              									auch die Pumpe schneller und w wächst auf w1, damit steigt aber z auf z_1=c\,\frac{{w_1}^2}{2\,g}. Der Druck verändert sich also proportional mit dem Quadrate der
                              									Tourenzahl der Maschine. Diese Druckänderung kann man nun für die Regulierung der
                              									Maschine nutzbar machen und zwar in folgender Weise.
                           In Fig. 1 tritt der Frischdampf bei a ein und geht von b aus
                              									weiter zum Cylinder. Der Kolben c drosselt je nach
                              									seiner Stellung den Dampf mehr oder weniger ab. Bei g
                              									tritt das von der Speisepumpe gelieferte Wasser ein, bei f tritt es in die Röhre, welche es zum Dampfkessel leitet. Ueber c herrscht der Kesseldruck, unter e der Kesseldruck plus dem Druck z. Dieser Drucküberschuss wird aufgehoben durch das
                              									Gewicht der Kolben mit Stange und durch den Zug der beiden Spiralfedern; es
                              									herrscht also Gleichgewicht. Nun läuft die Maschine schneller; dadurch wächst, wie
                              									wir sahen, z auf z1, die Kolben steigen,
                              										c drosselt den Dampf mehr ab und die Maschine wird
                              									auf ihre normale Tourenzahl gebracht. Der Kesseldruck sei 10 at, z = 1 at, die Kolbenfläche 100 qcm, dann würde bei
                              									einer Tourenschwankung von ½% der Drucküberschuss nach oben 22 kg betragen. Diese 22
                              									kg haben lediglich die Reibung zu überwinden, welche gering gehalten werden kann,
                              									weil die Kolben nicht sehr dicht zu schliessen brauchen. Bei d ist eine Oeffnung, welche zu einem Wasserabscheider führt, wie er so wie
                              									so in die Dampfleitung eingeschaltet wird, mithin herrscht über und unter c derselbe Druck. Der Kolben c braucht also nicht stramm zu passen; den Dampfweg von a nach b sperrt er in
                              									gehobener Stellung darum genau so gut ab. Wenn der Kolben e nicht genau passt, so läuft etwas von dem Speisewasser an ihm vorbei
                              									durch d in den Wasserabscheider, was zwar nicht
                              									erwünscht, aber auch nicht schlimm ist. Es ist übrigens zu bemerken, dass der Druck
                              									unter e nach unserer Annahme nur etwa 1 at höher ist
                              									als über e. Der Kolben h
                              									braucht ganz und gar nicht dicht zu halten: er hat nämlich folgenden Zweck. Das
                              									Wasser tritt durch g, den Hüben der Pumpe entsprechend,
                              									stossweise ein, und würde ein fortwährendes Zucken verursachen. Nun tritt der Stoss
                              									des Wassers gleichzeitig unter e und auf h, bewirkt mithin keine Bewegung. Erst wenn der Druck dauernd
                              									steigt, setzt er sich durch die Oeffnungen i auch unter
                              									den Kolben h fort und der Regulator steigt. Statt die
                              									Oeffnungen i anzubringen, könnte man den Kolben h, der übrigens ähnlich wie eine Oelbremse wirkt,
                              									schlottern lassen mit so viel Spielraum, dass das Wasser sicher aber nicht zu
                              									schnell an ihm vorbeigeht.
                           
                              
                              Textabbildung, Bd. 314, S. 159
                              Fig. 1.
                              
                           Will man aber nicht durch Drosselung des Einströmungsdampfes, sondern durch
                              									Veränderung der Expansion regulieren, so kann man die in Fig. 2 angegebene Konstruktion verwenden. Der mit Wasser gefüllte Raum
                              									über dem Kolben k steht durch c und eine Röhre mit dem Dampfkessel in Verbindung. Wie oben tritt
                              									Speisewasser durch a ein und geht durch b zum Kessel. Auch hier wird bei einer
                              									Geschwindigkeitsänderung der Druck sich ändern und der Kolben k sich verschieben. Das Ende der Stange von k ist als stumpfe Spitze ausgebildet und liegt in einer
                              									kegelförmigen Ausdrehung des Querhauptes, welches die Zapfen z und die Federn f trägt. An den Zapfen
                              									greift eine Stange an, die nun in beliebiger Weise auf die Expansion verstellend
                              									einwirkt. Die nur in dem kleinen Seitenschnitt angedeuteten Federn f sind mit ihren unteren Enden am Cylinder befestigt.
                              									Der störende Einfluss der Stopfbüchsenreibung ist durch folgendes Mittel beseitigt:
                              									Der Kolben k trägt auf der Unterseite Schaufeln s, deren Stellung der Grundriss erkennen lässt. Das bei
                              										a eintretende Wasser trifft die Schaufeln und
                              									versetzt den Kolben wie eine Turbine in Rotation, wodurch, wie bekannt, die einer
                              									Auf- und Abbewegung entgegenwirkende Reibung so gut wie ganz ausgeschaltet ist. Wenn
                              									der Kolben k nicht sehr dicht schliesst, so schadet das
                              									nichts, das an ihm vorbeigegangene Wasser tritt alsdann durch c in den Kessel. Auf Anbringung eines zweiten als
                              									Bremse wirkenden Kolbens kann hier verzichtet werden, weil erst das ganze über k, in c und der Röhre (von
                              										c
                              									zum Kessel) befindliche Wasser bewegt werden muss, ehe der Kolben sich hebt
                              									oder senkt.
                           
                              
                              Textabbildung, Bd. 314, S. 159
                              Fig. 2.
                              
                           Der Regulator lässt sich von geradezu beliebiger Empfindlichkeit bauen; den Hub kann
                              									man nehmen wie man will; die Verstellungskraft lässt sich sehr hoch steigern. Bei
                              									einer Kolbenfläche von etwa 100 qcm, 11 cm Durchmesser, verstellt der Regulator, wie
                              									wir sahen, bereits mit 22 kg Kraft. Ob aber hierdurch die Unbequemlichkeit, eine
                              									Speisepumpe immer laufen lassen zu müssen, aufgewogen wird, ob sich nicht noch
                              									andere Mängel und Fehler herausstellen, das kann wohl nur die Erfahrung lehren.
                              									Vielleicht erweist sich der Gedanke als fruchtbar und wir bekommen statt der
                              									hundertfach variierten Zentrifugalregulatoren einen brauchbaren hydraulischen
                              									Regulator zu sehen.
                           
                              
                                 O. Schaefer.