| Titel: | Die Internationale Motorwagenausstellung zu Berlin 1899. | 
| Fundstelle: | Band 314, Jahrgang 1899, S. 180 | 
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                        Die Internationale Motorwagenausstellung zu
                           								Berlin 1899.
                        (Schluss des Berichtes S. 161 d. Bd.)
                        Die Internationale Motorwagenausstellung zu Berlin
                           								1899.
                        
                     
                        
                           Hugo Mayer in Berlin hatte einen Motorwagen nach
                              									eigenem System, einen Bellvalette-Motorwagen und ein Dreirad mit Anhängewagen
                              									ausgestellt. Der kleine Benzinmotorwagen, den Hugo
                                 										Mayer auf ganz eigene Art gebaut hat, besitzt zwei Motoren mit Umschaltung;
                              									ein grosser Vorteil bei diesem Wagen ist, dass entweder jeder Motor einzeln in
                              									Anspruch genommen wird, oder beide zusammen benutzt werden. Das Gefährt ist
                              									ausgezeichnet gefedert und bietet Platz für 3 Personen (inkl. Diener). Die Steuerung
                              									ist bequem und sicher.
                           Der ganze Mechanismus ist vollständig auf der Vorderachse untergebracht, so dass die
                              									Hinterachse nur den Wagen selbst zu tragen hat. Hieraus resultiert ein ruhiges und
                              									auch sehr angenehmes stossfreies Fahren. Die Lenkung geschieht vom Sitz aus mittels
                              									eines langen Hebelrohrs.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 314, S. 180
                              Fig. 102.Elektrischer „Vulkan“-Wagen der
                                 										Vulkan-Automobilgesellschaft.
                              
                           Das ausgestellte Dreirad repräsentierte das gewöhnliche de
                                 										Dion und Bouton-System, während das Anhängefahrzeug durch elegante
                              									Ausstattung auffiel.
                           Auch der „Vulkan“, Automobilgesellschaft m. b. H.
                              									in Berlin, war gut vertreten. Die Gesellschaft setzt vor allem elektrische Sport-,
                              									Luxus- und Geschäftswagen in Betrieb, ausserdem aber auch verschiedenartige
                              									Motorwagen für 2 bis 20 Personen, Motoromnibusse, Motorgeschäfts- und Lastwagen,
                              									sowie Motordreiräder mit Anhänge- oder Vorspannwagen.
                           Fig. 102 veranschaulicht einen elektrisch betriebenen
                              									Luxuswagen der „Vulkan-Automobilgesellschaft“.
                              									Derselbe ist im vornehmen Stil gebaut; die Akkumulatoren, sowie der Mechanismus sind
                              									geschickt untergebracht worden, so dass dem Wagen ein leichtes, gefälliges Aeussere
                              									gewahrt wurde. Die Steuerung ist vom Sitz aus in leichter Weise zu bewerkstelligen.
                              									Der Wagen bietet Raum für 4 Personen.
                           Ungemein zierlich ist der „Vulkan“-Sportwagen,
                              									der ebenfalls ohne Riemen und ohne Ketten hergestellt wird. Der Wagen besitzt drei
                              									verschiedene Uebersetzungen, sowie eine Vorrichtung für die Rückwärtsfahrt; die
                              									Zündung erfolgt auf elektrischem Wege. Die Lenkung erfolgt bequem vom Sitze aus
                              									mittels eines Hebelrohrs; die Bremsung ist ebenfalls eine sichere und bequeme.
                              									Der Wagen ist seiner Bestimmung gemäss leicht, aber doch solide gebaut und bietet
                              									Raum für 2 Personen und eventuell ein Kind. Die übrigen Wagentypen der „Vulkan-Automobilgesellschaft“ sind den bereits
                              									besprochenen Fahrzeugen ähnlich.
                           Die Nähmaschinen- und Fahrräderfabrik von Adam Opel in
                              									Rüsselheim hat ebenfalls den Bau von Motorfahrzeugen in Angriff genommen und einen
                              									patentierten Motorwagen (System Lutzmann, s. D. p. J. 1898 310 93 Fig. 5)
                              									bereits auf der Ausstellung vorgeführt. Das Gefährt bietet für 4 Personen Platz. Die
                              									Räder sind massiv und mit Vollgummireifen ausgerüstet. Die Federung ist eine ebenso
                              									praktische als auch gediegene, die Bremsung und Steuerung sind praktisch und
                              									zuverlässig. Der Antrieb erfolgt mittels Kettenübertragung auf die Hinterräder. Der
                              									Mechanismus ist von dem hinteren Teile des Wagens aus leicht zugänglich und daher
                              									bequem von allen Seiten zu erreichen.
                           Die Firma G. Kliemt in Berlin brachte einen elektrisch
                              									betriebenen Geschäftswagen, welcher für die Berliner Firma N. Israel hergestellt wurde, um den Pakettransport nach den Vororten der
                              									Reichshauptstadt zu vermitteln. Bei diesem Elektromobil ist der gesamte Mechanismus,
                              									sowie die Elektromotoren vorn an der Vorderradachse angebracht. Der Fahrschalter
                              									funktioniert in derselben Weise wie der auf S. 165 dieses Bandes besprochene von der
                              										Aktiengesellschaft von Siemens und Halske. Die
                              									Steuerung erfolgt mittels eines Handrades und wirkt höchst zuverlässig auf die
                              									Vorderräder, dagegen wirkt eine starke Bremse auf die Hinterräder. Der Wagen ist
                              									elektrisch beleuchtet und erfüllt seit längerer Zeit die ihm gestellten Aufgaben in
                              									zufriedenstellender Weise. Die Räder dieses Elektromobils sind des schweren Gewichts
                              									des Fahrzeuges wegen mit Eisenreifen belegt.
                           Die Elektrotechnische Fabrik und Bauanstalt von Hladik,
                                 										Grunewaldt und Comp. in Berlin hatte einen elektroautomobilen Wagen für
                              									Luxus- und Geschäftszwecke ausgestellt. Aehnlich wie bei der Henschell'schen Taxameterdroschke (siehe Fig. 41 S. 122 dieses Bandes)
                              									sind die Akkumulatoren in einem besonderen Kasten unterhalb der Droschke
                              									untergebracht und können in wenigen Minuten befestigt resp. entfernt werden, um
                              									gegen einen neuen Kasten mit ganz frischer Batterie ausgewechselt zu werden. Dieser
                              									Umstand ist natürlich von grosser Wichtigkeit. Der Antrieb auf die Hinterräder
                              									erfolgt mittels Ketten. Die Lenkung wird durch ein Handrad bewerkstelligt, welches
                              									den Zahnkranz des Drehschemels am Vorderrade bethätigt. Die Bremsung des
                              									Elektromobils ist, wie auch verlangt werden muss, eine durchaus zuverlässige und
                              									erfolgt sowohl auf mechanischem, wie auch elektrischem Wege. Der Wagenkasten selbst
                              									bietet Platz für 6 Personen.
                           Die Akkumulatorenwerke Zinnemann und Go. in Berlin
                              									hatten eine transportable neuartige Akkumulatorenbatterie (Fig. 103) zur Auslage gebracht. Dieselbe besteht aus sechs Zellen und hat
                              									eine Kapazität von ungefähr 50 Ampère-Stunden. Im übrigen genügt sie den höchsten
                              									Anforderungen.
                           
                           Ausserdem brachte die Gesellschaft eine praktisch eingerichtete Normalzelle für
                              									Traktionszwecke; die Kapazität beträgt ungefähr 56 Ampère-Stunden bei 18 Ampère
                              									Entladestrom resp. 78 Ampère-Stunden bei 8 Ampère Entladestrom. Hierzu hatte die
                              									Firma mehrere Platten von verschiedenen Grössen für transportable Akkumulatoren
                              									ausgestellt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 314, S. 181
                              Fig. 103.Transportable Akkumulatorenbatterie von Zinnemann und Co.
                              
                           Ferner führten die Akkumulatorenwerke von Zinnemann und
                                 										Co. eine höchst interessante und neue Sicherheitslampe mit festem
                              									Elektrolyt, sowie Isoliermasse zum Verdichten transportabler Zellen und verschiedene
                              									Isolierbänder vor.
                           Die Firma Siecke und Schultz in Berlin hatte eine ebenso
                              									reichhaltige als interessante Kollektion von Zubehörteilen zum Motorwagenbau zur
                              									allgemeinen Kenntnisnahme zusammengestellt. Eine Spezialität dieser Firma sind die
                              									nahtlosen Stahlrohre, die bekanntlich einen überaus wichtigen Bestandteil der
                              									Motorfahrzeuge bilden. Dieselben sind durchweg deutsches Fabrikat und fanden sich in
                              									verschiedenster Ausführung: im Ziehen abgesetzt, Rohr in Kantenform, achtkantig,
                              									rund u.s.w., von ¾ bis 60 mm lichter Weite. Unter der Fülle und Mannigfaltigkeit des
                              									Gebotenen fiel eine umfangreiche Kollektion von Stahltreibketten in den
                              									verschiedensten Systemen, Grössen und Breiten auf, einige von bedeutenden
                              									Dimensionen, dazu gehören dann wieder die passenden Kettenräder, die in Stahl- und
                              									Bronzeguss ebenfalls vorhanden waren.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 314, S. 181
                              Fig. 104.Ablasshahn von Schubert und Comp.
                              
                           Die Berliner Massstabfabrik von Oskar Schubert und Comp.
                              									in Berlin führte einen Ablasshahn mit Flansche, Holzoder Gasgewinde, zum Ablassen
                              									aller Flüssigkeiten vor. Dieser Ablasshahn (Fig. 104)
                              									ist auch für den Motorwagen eine recht angenehme Verbesserung.
                           Der Ablasshahn besitzt vorn einen Verschlussschieber, der durch einen sauberen
                              									glatten Schliff derartig auf den Hahn auf geschliffen ist, dass derselbe gegen alle
                              									Flüssigkeiten dicht hält. Den Kükenhahnen haftet der Uebelstand an, dass durch das
                              									Abtropfen der Flüssigkeiten, das auch immer ein lästiges Warten bedingt, Verluste
                              									entstehen. Bei diesem Hahn ist das vollständig ausgeschlossen, da der
                              									Verschlussschieber die Flüssigkeit sofort dicht abschneidet.
                           Vermöge der grossen Oeffnung des Hahnes kommt die abzulassende Masse sofort schnell
                              									in Fluss. Die Firma liefert diese Hähne in Oeffnungen von 20 bis 215 mm für hölzerne
                              									und eiserne Behälter mit Flansch oder Gewinde in jeder gewünschten Form und Grösse.
                              									Unter anderen haben die Hähne auch schon verschiedentlich für Acetylenapparate
                              									Verwendung gefunden, um das verbrauchte Karbid abzulassen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 314, S. 181
                              Fig. 105.Elektromotor mit Riemenspannvorrichtung von Möhrlin.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 314, S. 181
                              Fig. 106.Elektromotor mit Reibradvorgelege von Möhrlin.
                              
                           E. Möhrlin in Stuttgart hatte verschiedene Arten von
                              									Kapselgleichstrom-Elektromotoren (Type N. G.) ausgestellt. Unsere Fig. 105 veranschaulicht einen Elektromotor mit
                              									Riemenspannvorrichtung, Fig. 106 einen Elektromotor
                              									mit Reibradvorgelege, und Fig. 107 einen Motor
                              									speziell für elektrisch betriebene Fahrzeuge.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 314, S. 181
                              Fig. 107.Motor für elektrisch betriebene Fahrzeuge von Möhrlin.
                              
                           Besonderes Interesse für die Automobilindustrie dürfte die kleinste Type der
                              									ausgestellten Elektromotoren besitzen, ein ¾ , in Verbindung mit nur einem
                              									Reibradvorgelege, eine Konstruktion, die bisher nur wenig bekannt und angewendet
                              									wurde. Das Prinzip dieser Konstruktion ist für elektrisch zu betreibende Fahrzeuge
                              									deshalb von Wert, da hierdurch die Anwendung des Zweimotorensystems entbehrlich
                              									wird. Der Motor wird dann auf jeder Seite in einfachster Weise nur mit je einem
                              									Trieb ausgerüstet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 314, S. 181
                              Fig. 108.Taschenvoltmeter des Elektrotechnischen Institut Frankfurt,
                                 										Gesellschaft m. b. H.
                              
                           Die beiden anderen Motoren von 3 und 1½  wollen nicht als Spezialkonstruktion
                              									aufgefasst sein, sondern sollen nur beweisen, dass sich geschlossene Motorensysteme
                              									für alle möglichen Antriebsarten bewähren.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 314, S. 181
                              Fig. 109.Kombinirtes Volt-Ampèremeter des Elektrotechnischen Institut
                                 										Frankfurt, Ges. m. b. H.
                              
                           Das Elektrotechnische Institut Frankfurt, Gesellschaft
                              									m. b. H. in Frankfurt a. M., Fabrik elektrischer
                              									Messinstrumente, hatte verschiedene interessante Objekte, die für den Motorfahrer
                              									von Wichtigkeit sind, vorgeführt. Darunter ein neuartiges und praktisches
                              									Taschenvoltmeter zum Prüfen von Elementen und Akkumulatoren (Fig. 108); ferner ein kombiniertes, ebenfalls sehr
                              									bequemes Volt-Ampèremeter zum Montieren an Akkumulatorenwagen (Fig. 109), ausserdem Taschen-Ampèremeter, kleine
                              									transportable Volt- und Ampèremeter und Schraubenzieher für Automobilfahrer.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 314, S. 182
                              Fig. 110.System des schlangenförmigen Abkühlers von Loyal.
                              
                           A. Loyal in Paris hatte schrauben- und schlangenförmige
                              									Abkühler mit ovalen und geriffelten Flügeln ausgestellt (Fig. 110). Die Abkühler Loyal (Marke Acalor)
                              									sind von allen grösseren Firmen der Motorwagenbranche Frankreichs und des Auslandes,
                              									namentlich Deutschlands, zur Verwendung gebracht worden.
                           In ihren Abmessungen sind dieselben infolge längerer Versuche festgesetzt worden,
                              									namentlich durch die Erfahrungen des grossen Kennens Paris-Bordeaux hat man
                              									konstatieren können, dass auf 800 km nur ein Verlust von 3 l stattfand. Dies ist von
                              										Renéde Kniff gemessen worden, und bei dem letzten
                              									grossen Automobilrennen, dem sogen. Tour de France, hat sich diese Angabe vollauf
                              									bestätigt.
                           Um einen regelmässigen Gang des Motors zu erzielen, ist es von der grössten
                              									Wichtigkeit, die Motorwagen mit den Abkühlern zu versehen; dadurch wird ferner auch
                              									die rasche Wasserergänzung des Reservoirs vermieden.
                           Die Abkühler Loyal sind aus rotem reinen Kupferrohr
                              									gebaut, und die aus gezogenem Stahl angefertigten Flügel sind auf diese Röhren in
                              									solcher Weise gelötet, dass sie die Hitze sofort entfliessen lassen.
                           Ein Entweichen des Wassers ist völlig ausgeschlossen, da die Serpentins aus einem
                              									einzigen Stücke konstruiert und auf 25 at Druck geprüft sind.
                           Der Abkühler muss zwischen dem Reservoir und der Pumpe eingesetzt werden; das warme
                              									Wasser tritt von oben herein und das abgekühlte Wasser verliert sich nach unten.
                           Je schneller die Fahrgeschwindigkeit ist, desto stärker wird die Abkühlung, da der
                              									Abkühler immer so placiert wird, dass seine Flügel parallel der Achse des Wagens
                              									funktionieren, so dass nichts den Durchgang der Luft hindert.
                           Von 8  an ist es vorzuziehen, die Modelle a 18 mm Durchmesser innerhalb zu
                              									gebrauchen. Der Wasserverlust kann ungefähr zwischen ½ bis 1 l pro Stunde variieren.
                              									Die schraubenförmigen Modelle sollen soviel als möglich unterhalb des Reservoirs
                              									placiert werden; diese Modelle werden in 16 cm, 20 cm und 22 cm äusserer Durchmesser
                              									gebaut.
                           Diese Abkühler können übrigens als Dampfkondensatoren für Dampf automobilen u.s.w.
                              									benutzt werden.
                           Unter den ausländischen Firmen, die sich an der Motorwagenausstellung beteiligten,
                              									ist zunächst „Etablissement Pieper, Société anonyme,
                                 										Vertreter H. Pieper in Berlin, welche einen
                                 										eleganten Motorwagen ausgestellt hatten.
                           Bei Konstruktion des Pieper-Doppelmotorwagens war es
                              									zunächst die Aufgabe, in demselben alle Vorteile eines wirklich praktischen
                              									Motorwagens zu vereinigen, und alle zweifelhaften, überflüssigen oder im
                              									praktischen Gebrauche als unzuverlässig erwiesenen Faktoren wegzulassen.
                           Die Vorderachse ist auf Zapfen montiert, wodurch die Stösse auf unebenen Wegen
                              									erheblich abgeschwächt werden; sie trägt den Petroleummotor.
                           Die Hinterradachse ist in direkter Verbindung mit den Kugelachsen der beiden
                              									Laufräder und trägt die Motorwelle. Zwei starke Stahlrohre verbinden die
                              									Vorderradachse mit der Hinterradachse; zur weiteren Verstärkung des Rahmenbaues sind
                              									vier Verbindungsstäbe aus Stahl angebracht und diese tragen das grosse Triebrad.
                              									Letzteres wird durch ein kleines, konisches Zahnrad getrieben.
                           Um das Auseinandernehmen des elektrischen Motors zu erleichtern und, um die Welle
                              									vorkommendenfalls regulieren zu können, ist eine bewegliche Verkuppelung
                              									vorhanden.
                           Das Auswechseln der Schnelligkeit wird durch den elektrischen Motor bewirkt, welcher
                              									mit dem Petroleummotor durch eine Welle verbunden ist. Um eine schnelle Veränderung
                              									des Doppelmotorwagens in einen elektrischen Automobilwagen vornehmen zu können, ist
                              									eine eigenartige Kuppelung angebracht. Der Doppelmotorwagen arbeitet ohne jegliche
                              									Ketten und Riemen, und es wird daher ein wesentlicher Vorteil durch Ersparnis sowohl
                              									an Geld wie an Kraft und durch Vermeidung des Geräusches erzielt. Der vorn
                              									angebrachte Petroleummotor ist mittels einer Welle mit dem elektrischen Motor
                              									verbunden, welcher den Strom von einer sehr leichten und äusserst wirksamen
                              									Akkumulatorenbatterie erhält.
                           Dieser elektrische Motor ist mit einer Geschwindigkeitsänderungsvorrichtung
                              									verbunden, und überträgt mittels eines konischen Zahnrades die Bewegung auf die
                              									Hinterachse. Die Kraft des Petroleummotors ist so berechnet, dass die
                              									Akkumulatorenbatterie sich allmählich auf flachen Wegen, selbst bei schnellstem
                              									Gange des Wagens, ladet. Bei Bergfahrten vergrössert sich der Ladestrom bedeutend
                              									und der Motor arbeitet als Bremse.
                           In dem Falle, dass durch irgend eine Beschädigung der Petroleummotor ausser
                              									Thätigkeit gesetzt würde, und man Gefahr liefe, irgendwo sitzen bleiben zu müssen,
                              									genügt es, den Petroleummotor von dem elektrischen Motor abzukuppeln.
                           Der Wagen funktioniert alsdann als einfacher elektrisch betriebener Wagen, und ist im
                              									stände, ungefähr 40 km auf ebenen Wegen zurückzulegen.
                           Der 3  Benzinmotor ist vertikal angeordnet, mit einem Cylinder ausgerüstet,
                              									arbeitet im Vierteltakt und hat elektrische Zündung.
                           Er ist einfach, leicht und haltbar, alle Teile sind zugänglich und leicht
                              									auseinandernehmbar.
                           Die Oelung geschieht automatisch. Dank einer neuen Erfindung hinterlassen die
                              									Karburatoren und die Zündung weder Rauch noch Geruch.
                           Die Abkühlung des Cylinders erfolgt durch Kühlrippen, während die Abkühlung des
                              									Bodens und der Ventilgehäuse durch fliessendes Wasser bewirkt wird.
                           Das Wasser zum Abkühlen befindet sich in einem Behälter oberhalb des Motors und wird
                              									durch einen Radiator abgekühlt, so dass die Verdunstung des Wassers wesentlich
                              									vermindert wird.
                           Der elektrische Motor befindet sich in einem luftdicht verschlossenen Behälter.
                           Der Motor kann bis 2½  entwickeln und es können bei starken Steigungen die
                              									beiden Motoren vereinigt die Kraft von 5 bis 6  leisten.
                           Die Akkumulatorenbatterie hat ein Gewicht von 125 kg und setzt sich aus 40 Elementen
                              									zusammen, die sich in Ebonitkästen mit Doppeldeckeln befinden, wodurch das
                              									Herauslaufen von Säure verhindert wird.
                           Das Triebwerk der Geschwindigkeitsänderung befindet sich in einem mit Oelbad
                              									versehenen Kasten und dreht sich ohne Geräusch. Der belastete Wagen macht auf ebenen
                              									Wegen im Durchschnitt 25 bis 30 km pro Stunde und 12 km bei Steigungen bis zu 12%.
                              									Anhöhen über 12% nimmt der Wagen noch leicht, nur mit einer etwas geringeren
                              									Geschwindigkeit.
                           Die Bremsen lassen sich mittels der Pedale in Bewegung setzen; die erste wirkt auf
                              									die Motorachse, die zweite und stärkere wirkt als Sicherheitsbremse auf die Naben
                              									der Räder, letztere bewirkt ein fast augenblickliches Stillstehen des
                              									Motorwagens.
                           Die Rückfahrtbewegung wird mittels des Rheostaten bewirkt, wodurch der Zutritt der
                              									Gase geschlossen wird. In diesem Falle arbeitet der elektrische Motor allein.
                           Die Benzinbehälter enthalten einen Vorrat, um ungefähr 250 km fahren zu können.
                           Das Gesamtgewicht des betriebsfertigen Motorwagens beträgt etwa 550 kg.
                           Die Fabrique Nationale d'Armes de Guerre in Herstal bei
                              									Lüttich liess durch ihren Generalvertreter Max Müller
                              									in Berlin einen hocheleganten und bequemen Motorwagen für 2 bis 3 Personen (Fig. 111) vorführen.
                           Ein durch Petroleumessenz getriebener, vollständig im Gleichgewicht stehender,
                              									erschütterungsloser 3  Motor setzt diesen Motorwagen in Bewegung, und wurde
                              									der Herstellung dieses so wesentlichen Teiles des Fahrzeuges in allen seinen Details
                              									die weitgehendste Aufmerksamkeit geschenkt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 314, S. 183
                              Fig. 111.Motorwagen von der Fabrique Nationale d'Armes de Guerre.
                              
                           Das Gewicht des vollständig ausgerüsteten Wagens beträgt etwa 250 kg und lassen
                              									sämtliche Teile des Fahrzeuges sich mit der grössten Leichtigkeit montieren und
                              									demontieren.
                           Die Uebertragung auf die Hinterräder erfolgt mittels Riemen mit innerer
                              									Drehungsvorrichtung und kann eine Fahrgeschwindigkeit bis zu 40 km pro Stunde
                              									erreicht werden.
                           Das unter dem Sitze angebrachte Petroleumreservoir nimmt 25 l Petroleumessenz auf und
                              									ist die ganze Ausrüstung des Gefährtes auf Dauertouren berechnet. Auf Wunsch des
                              									Käufers kann noch ein leicht abnehmbarer Dienersitz an diesen Wagen oder auch ein
                              									Sommerdach angebracht werden.
                           Der Wagen vermag bis 45 km in der Stunde zu fahren, sowie alle Steigungen bis zu 18%
                              									zu nehmen.
                           Automobil „Union“ in Paris hatte verschiedene
                              									Wagen und Coupés, einen „Mors“-Jagdwagen, sowie von der Carrosserie Rothschild-Fils in Paris einen 6 
                              									Benzinmotorwagen ausgestellt. Letzterer Motorwagen ist mit elektrischer Zündung und
                              									einer Vorrichtung, wodurch sich der Akkumulator selbstthätig wieder laden kann,
                              									versehen. Der Wagen kann in einer Stunde bis zu 52 km bei voller Belastung
                              									zurücklegen; das Gewicht des kompletten Automobils beläuft sich auf etwa 650 bis 700
                              									kg.
                           Die Société Industrielle et Commerciale de Fabricants
                              									de Cycle (Direktor E.
                                 										Pernoo) in Paris hatte ein eigenartiges Motorzweirad „Pernoo“ zur Schau gestellt.
                           Dasselbe vermag eine Fahrgeschwindigkeit von über 40 km zu entwickeln und hat in
                              									verschiedenen Motorrennen auf leichte Weise gesiegt.
                           Phébus-Aster in Paris hatte durch ihre Vertreter Kraus und Co. in Berlin ihre hervorragenden Erzeugnisse
                              									vorführen lassen. Der Aster-Motor vermag eine Kraft von
                              									2¼  zu liefern und zeichnet sich durch einfache und gediegene Konstruktion
                              									vorteilhaft aus. Bei den Wettfahrten, welche während der Ausstellungsdauer
                              									veranstaltet wurden, schnitten die mit diesem Motor ausgerüsteten Fahrzeuge recht
                              									gut ab.
                           Die Patentmotorwagenfabrik „Rapid“ zu Zürich
                              									hatte einen zweisitzigen Motorwagen ausgestellt, der im Gegensatz zu dem soeben
                              									besprochenen Phebus-Aster-Wagen zwei Räder vorn und ein
                              									Rad hinten hatte. Der Betrieb ist bei diesem Wagen ein sicherer und billiger, die
                              									Steuerung und Bremsung eine zuverlässige. Der Motorwagen ist stabil und doch
                              									zierlich gebaut, bequem ausgepolstert, mit Halbverdeck ausgerüstet und bietet Platz
                              									für 2 Personen. Die Schweizerische Motorwagenfabrik
                                 										Aktiengesellschaft Wetzikon (Schweiz) brachte einige recht ansprechende
                              									Modelle. Der dreisitzige Motorwagen „System Abees“ ist ein Fahrzeug, das allen Ansprüchen gerecht werden sollte.
                              									Es besitzt einen Balancemotor von 6  und weist sorgfältige Ausführung und
                              									solide, kräftige Bauart auf. Vibrationen, Geräusch und Geruch werden vermieden und
                              									grosse Geschwindigkeiten erzielt. Die Aenderung der Geschwindigkeit erfolgt auf
                              									praktische Weise ohne Stoss und ohne vorheriges Ausrücken des Motors. Die Wagen
                              									überwinden alle vorkommenden Steigungen bis 15% und darüber. Die Führung, Steuerung
                              									und Bremsung ist eine leichte, einfache und zuverlässige. Dieser Wagen wird auf
                              									Wunsch mit zwei gegenüberliegenden Sitzen (vis-à-vis) für 4 Personen geliefert.
                           Der kleine Wetzikon-Wagen für 2 Personen ist ein
                              									leichtes, elegantes Fahrzeug, welches die entsprechende Konstruktion, wie bei den
                              									grossen Wagen aufweist; er bietet Platz für 2 Personen und ist ebenso, wie der
                              									grössere Wagen, mit Vollgummireifen ausgerüstet.
                           Reichlich beschickt wurde auch die Motorwagenausstellung von der „Motorfahrzeug- und Motorenfabrik Berlin,
                                    											Aktiengesellschaft Marienfelde“. Die Firma führte neben
                              									Benzinmotorfahrzeugen für Privat- und Geschäftszwecke, sowie für Lastverkehr
                              									hauptsächlich elektrisch betriebene Fahrzeuge für Personenverkehr vor.
                           Während die Motorfahrzeuge mit Benzin-, Dampfbetrieb u.s.w. gleichsam den
                              									bürgerlichgewerblichen starken und kräftigen Typus derjenigen Beförderungsmittel
                              									repräsentieren, die gebaut werden, um wiederholten und starken Stössen widerstehen
                              									zu können, um schwere Lasten zu transportieren, lange Strecken auf Landsträssen mit
                              									mehr oder minder gutem Pflaster zurückzulegen, haben die elektrisch betriebenen
                              									Fahrzeuge die vornehmere Aufgabe zu erfüllen, in verkehrsreichen Strassen grösserer
                              									Städte geräusch- und geruchlos zu verkehren, angenehmer, bequemer und schneller, als
                              									es das beste Pferdegespann im Luxuswagen zu leisten im stände wäre.
                           Wir wollen unsere Besprechung nicht schliessen, ohne nochmals den grossen Erfolg
                              									hervorzuheben, den die Internationale Motorwagenausstellung erzielt hat. Nicht
                              									weniger als 100000 Personen besuchten während der 25 Tage die Ausstellungshalle, und
                              									wenn das Wetter während der ganzen Zeit nicht so sehr schlecht gewesen wäre, wäre
                              									diese Zahl zweifellos eine grössere geworden.
                           Aber auch unsere heimische Automobilindustrie hat sich auf der Ausstellung im
                              									glänzendsten Licht gezeigt, und wohl stark genug, auch gegen die stärkste
                              									internationale Konkurrenz in die Schranken zu treten. Hoffen wir, dass sie auf diese
                              									Weise weiter blühen und gedeihen möge, und die Erfahrungen, die sie auf der
                              									Ausstellung zu sammeln reichlich Gelegenheit hatte, zum Wohle des Automobilismus
                              									verwerten wird.