| Titel: | Bericht über verschiedene Bauausführungen der Pariser Weltausstellung. | 
| Fundstelle: | Band 315, Jahrgang 1900, S. 117 | 
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                        Bericht über verschiedene Bauausführungen der Pariser Weltausstellung.
                        (Fortsetzung von S. 101 d. Bd.)
                        Bericht über verschiedene Bauausführungen der Pariser Weltausstellung.
                        
                     
                        
                           II. Der Haupteingang am Concordiaplatz.
                           Als es sich darum handelte, für einen monumentalen Haupteingang der diesjährigen Pariser Weltausstellung einen geeigneten
                              Aufstellungspunkt auszumitteln, hatten sich die massgebenden Stimmen bald dahin geeinigt, dass in dieser Richtung lediglich
                              der Concordiaplatz in Aussicht genommen werden könne. In der That hat man diesem eigenartigen, ebenso interessanten als imposanten
                              Bauwerke seinen Platz am Ausgange des Quai de la Conférence angewiesen, also an einer Stelle, die, bezogen auf die Lage des territorialen Ausstellungsgebietes, dem Inneren der Stadt
                              zunächst liegt, zugleich aber auch eines der bedeutendsten und geräumigsten Verkehrszentren bildet, wo zahlreiche Stadtbahnstrecken,
                              Omnibusrouten und Dampfschifflinien ihre Endstationen oder Haltepunkte haben und ein ganzes Spinnennetz von breiten Strassen
                              auch den Fuhrwerken und Fussgängern leichten Zugang gewährt. Es war zuförderst die Aufgabe des in Hede stehenden Monumentaleinganges,
                              einen Masseneintritt des Publikums zu ermöglichen, dergestalt, dass Stauungen und Stockungen im Strome der Besucher, wie sie
                              beispielsweise an den Thoren der Ausstellung von 1889 in einzelnen Stunden besonders lebhaften Andranges leider wiederholt
                              zu beklagen waren, diesmal unbedingt nicht vorkommen können. Nebst der Erfüllung dieses praktischen Zweckes soll aber die
                              Eintrittspforte am Concordiaplatze zugleich als vorgeschobenes Wahrzeichen der Grösse und des Reichtums der „Säkularausstellung“ dienen und demgemäss nicht nur seinen Abmessungen, sondern auch seiner künstlerischen Durchführung nach ganz Aussergewöhnliches darbieten. Das Projekt des zur Ausführung gelangten, derzeit in Vollendung begriffenen, monumentalen Hauptthores der Ausstellung
                              stammt vom Architekten Binet, der in Gemeinschaft mit Deglane auch im Wettbewerbe für das „Grand Palais des Champ Élysées“ einen Entwurf eingebracht hat, dem der zweite Preis zuerkannt worden ist. Das Gesamtbild des Eingangsthores (Fig. 15) umfasst in seinen äussersten Ausdehnungen die Breite von 52 und eine Höhe von 43 m; die Hauptfigur des Grundrisses (Fig. 16) bildet ein gleichseitiges Dreieck mit stumpf abgeschnittenen Ecken. Die durch die Abschnitte entstehenden sechs Punkte sind
                              durch Strebepfeiler unterstützt und mittels dreier halbkreisförmiger Bogen A von je 20 m Spannweite verbunden. Der eine dieser Bogen liegt in der Fassade gegen den Concordiaplatz und bildet den eigentlichen
                              allgemeinen Eingang; nach Passierung dieses Bogens und der Halle gelangen dann die Eingetretenen durch die Bogen rechts und links zu
                              den fächerartig angelegten Einzeleingängen i (Fig. 16), wo die Billetkontrolle stattfindet und erst der endgültige Uebertritt in das Ausstellungsgebiet gewonnen wird. Auf den
                              drei Hauptbogen A erhebt sich ein Kuppelbau, der in den beiden vorderen Ecken zwischen den Tragsäulen nach abwärts als einspringende, von Wänden
                              abgeschlossene Nischen n ausgebildet ist, während die rückwärtige, in die Mittelachse des Grundrisses fallende Ecke durch einen halbkreisförmigen
                              Bogen von
                              									3,65 m Radius überspanntwird und auf diese Weise, wie Fig. 15 ersehen lässt, einen dritten Austritt in das Ausstellungsterritorium frei lässt. Dieses mit dem Namen „Entrée des Souverains“ belegte, schmälere Mittelthor wird ausschliesslich für die Benutzung durch hohe offizielle Persönlichkeiten vorbehalten sein
                              und erhält ein kunstvolles, mit prächtigen Emailmalereien ausgestattetes Échevius-Gitter als Abschluss. In der Front des allgemeinen
                              Haupteinganges ist der Thorbogen noch durch mehrere andere überbaut und zu einem rahmenartigen Portikus verbunden, der in
                              seinem Scheitel mit einer schmalen Attika abgekrönt wird. An den Strebepfeilern dieses Thorbogens sind zur Rechten und Linken
                              noch reichgegliederte Ausweitungen w (Fig. 16) angeschlossen, an deren Enden sich zwei Minarets m erheben.
                           Was die Ausführungsweise anbelangt, so besteht das Bauwerk im wesentlichen aus einem eisernen Fachwerkgerippe, das teils auf
                              oder in solidem Trassmauerwerk fundiert ist, teilweise in den untersten Teilen aber auch mit Bruchsteinen im Kalkmörtel ummauert
                              wurde. Die weitere Fertigstellung geschah nur mittels Holzverschalungen und darüber befestigte Stuckabdeckungen oder aufgesetztes
                              Zierwerk aus anderem Material. Von vorhinein war ja die Tendenz massgebend gewesen, den Bau so leicht als möglich herzustellen
                              und derart auszugestalten, dass Licht und Luft auf allen Seiten ungehemmtesten Zutritt finden, und dass die Ausstellungsbesucher
                              beim Benutzen des Einganges gar nicht den Eindruck haben sollten, in ein geschlossenes Gebäude zu treten.
                           Eine Hauptschwierigkeit in der konstruktiven Lösung des Eisengerippes lag in der Herstellung einer genau halbkugelförmigen
                              Kuppel auf den drei grossen Rundbogen A oder vielmehr in der Ausführung der drei Kalottenzwickel bis zur Scheitelhöhe der ebengenannten drei Hauptbogen. Letztere
                              bestehen aus Fach werk, das aus gitterartig verbundenen Winkelblechen hergestellt ist; ihre Widerlager, d.h. die sechs Strebepfeiler,
                              sind aus rechteckigem, stärkerem Fachwerk hergestellt. Der Achsenabstand zweier Pfeiler desselben Bogens beträgt
                              									20,16 m; derjenige der beiden Pfeiler zweier aneinander stossender Bogen 7,20 m. Die drei Hauptbogen sind, wie es
                              Fig. 16 bis 18 ersehen lassen, paarweise durch eine Reihe von doppelt gekrümmten Fachwerksbogen verbunden, die den Kern des Pendentifs bilden.
                              Die Scheitelhöhe der fünften dieser Zwischenbogen B erreicht diejenige der Hauptbogen A und es konnte nun mittels der zwischen den Bogen A und B in die Zwickeln eingelegten sechs Bogen C ein zwölfeckiges Kranzwiderlager gewonnen werden, auf dem sich der weitere Ausbau der Kuppel durch sechs Gespärre oder vielmehr
                              durch zwölf Halbgespärre d
                              										(Fig.
                                 									16), die im Scheitel der Kalotte durch einen Kranz k zusammengehalten werden, in gewöhnlicher Weise durchführen liess. Der letzterwähnte Kranz im Mittelpunkte der Kuppel hat
                              einen Durchmesser von 3 m und wurde offen gelassen. Das Eisengerippe der Hauptfassade, von der die Fig. 19 einen horizontalen, am Gewölbsanlauf durchgelegten Querschnitt wiedergibt, besteht zuförderst aus dem zur Kuppel gehörigen Hauptbogen
                              
                              										A (Mg. 15, 16 und 19), dann aus einem weiter vorgeschobenen Bogen D von 10,12 m Halbmesser und einem dritten noch grösseren vorgeschobenen Bogen E, der einen inneren Radius von 12,24 m besitzt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 315, S. 118
                              Ausstellungseingang am Concordiaplatz.Fig. 15. Ansicht und VertikalschnittFig. 16. Grundriss.
                              
                           Auch diese Bogen bestehen in den Hauptkonturen aus Winkeleisen, die durch ein einfaches Netzwerk von Streben, Stützen und
                              Bändernversteift sind; alle drei Bogen stehen ausserdem auch untereinander durch ein System von Streben und Ankern s (Fig. 19) in fester Verbindung. Durch die Abstufungen, welche die drei hintereinander stehenden, ungleich grossen Bogen gegenseitig
                              bilden, und durch den Umstand, dass der äussere Rand des Frontbogens seinen Anlauf höher hat, als der innere, infolgedessen
                              ersterer exzentrisch liegt und sonach ein Giebelfeld von beträchtlichen Abmessungen entstehen lässt, sind eine Reihe besonderer
                              Vorteile für die kräftige Gliederung des Portals geschaffen; dieselben boten zur Verzierung der Fassade reichliche, wertvolle
                              Gelegenheit, die, wie Fig. 15 deutlich zeigt, thatsächlich in überlegter, glänzender Weise ausgenutzt worden ist. Beiläufig 8 m vor dem Frontbogen erheben
                              sich rechts und links die mit ersterem durch die bereits erwähnten Brüstungen mit bogenförmigem Grundriss verbundenen Minarets,
                              deren Eisengerippe aus einem pyramidenförmig ansteigenden Fachwerk quadratischen Querschnittes besteht; ihre Höhe beträgt,
                              von der Gleiche des Grundmauerwerkes an gerechnet bis zu den Knäufen, in welchen elektrische Scheinwerfer aufgestellt sein
                              werden, 43,20 m und ihre Breite an der Basis 2,05 m. In den Flanken des Frontbogens sind endlich auch noch rechts und links
                              je eine breite Bylone G (Fig. 15, 16 u. 19) errichtet, die auf einem stuckverkleideten Sockel einen mastartigen Bogenlampenkandelaber von 20,55 m Höhe trägt. Aehnliche
                              Kandelaber sind noch ihrer sechs symmetrisch um den Thorbau herum aufgestellt; ihre Schäfte haben quadratischen Querschnitt
                              und zu unterst 0,80 m und zu oberst 0,30 in Breite. Die Abmessungen und Materialstärken für diese Eisenkonstruktionen, deren
                              Detailentwurf gleichwie ihre Ausführung der technischen Bauunternehmung Gebrüder Ducros übertragen war, sind natürlich derart berechnet worden, dass sie einerseits dem Winddrucke, andererseits dem Eigengewichte,
                              mehr dem Gewichte der Holzverschalung, der Stuckverkleidung und des sonstigen Zierwerks mit durchaus genügender Sicherheit
                              standzuhalten vermögen. Ganz besonders haben die Wirkungen des Windes strengere Berücksichtigung finden müssen als sonst,
                              da ja das Bauwerk nicht nur eine aussergewöhnlich grosse, vielfach gebrochene Oberfläche aufweist, sondern auch von allen
                              Seiten offen ist und auf einem vollständig ungeschützten, freien Platze steht.
                           Die Montage des gesamten Eisengerippes, das ein Gewicht von ungefähr 200 t besitzt, ist von seinen vorgenannten Konstrukteuren
                              mit einer beispiellosen Raschheit und den einfachsten Hilfsmitteln durchgeführt worden. Dieselben hatten dabei von der Benutzung
                              von Baugerüsten Abstand genommen, weil derartige Vorkehrungen in Anbetracht der bedeutenden Ausdehnung des Objektes mit allzu
                              grossen Kosten verknüpft gewesen wären. So montierte man die beiden Minarets lediglich mit Hilfe eines zweiarmigen Kranes,
                              dessen 11 m langer Wagebalken aus ⋃-Eisen und einem leichten Sprengwerke bestand und sich in seiner Längenmitte um eine wagerechte Achse drehen liess, die mit
                              ihrer Lagerung immer an dem jeweilig fertigen Teil des Pyramidenfachwerkes mittels Klemmbacken und Schraubenbügeln festgemacht wurde. Auf dem zum Tragen bestimmten Arm des Kranes war ein Flaschenzug angebracht,
                              mit dem man unter Beihilfe einer am Erdboden aufgestellten Winde die Konstruktionsteile hochzog; sodann wurde der Wagebalken
                              so weit gekippt, bis die Last senkrecht über ihre Verwendungsstelle zu hängen kam, worauf man den Maschenzug wieder so weit
                              nachliess, bis das Werkstück an seinen Platz gelangte. In dieser Weise ist die Aufstellung des Eisengerippes bis zur Höhe
                              von 42 m anstandslos durchgeführt worden; die Vernietung der Teile untereinander geschah unter Anwendung von Schwebegerüsten.
                           Ebenso ist die Kuppel ohne eigentliches Baugerüst montiert worden; ein in Fig. 20 schematisch dargestelltes Gerüst, das innerhalb des in Fig. 16 durch den gestrichelten Kreis gekennzeichneten zentralen Raumes aus Holzfachwerk errichtet war, diente lediglich als Betriebsboden
                              und trug eine karussellartig angeordnete Hebevorrichtung, mit deren Hilfe alle Konstruktionsteile an Ort und Stelle gebracht
                              worden sind, die ausserhalb des vorerwähnten Kreises zu versetzen waren. Man hatte für diese Vorrichtung genau im Mittelpunkte
                              der Kuppel und des in Rede stehenden Gerüstes einen Fichtenmast M
                              										(Fig. 20) aufgestellt, dessen Wipfel etwa 19 m hoch über den Erdboden in das Niveau des Betriebsbodens BB emporragte und eine Rolle B trug, die sich auch um ihre senkrechte Achse drehen liess. Der mit zwei Rädern P1 auf dem einen geschlossenen Kreis bildenden Schienenstrang s1s1 laufende Bock DD, von dem die Hebevorrichtung getragen wurde, bestand aus zwei 25 m hohen, sich gegeneinander neigenden und durch Querriegel
                              versteiften Holzsäulen und das Hebezeug selber war aus einem in seiner Längsmitte an D befestigten, mit einem Sprengwerke n1n2 versteiften, 12 m langen Tragbalken T und einem mit dem zweibeinigen Bocke D fest verbundenen Gerüstfeld G hergestellt, welch letzteres gleichfalls aus Holzfach werk bestand und mit zwei knapp aneinander befindlichen Rädern P2 auf dem eine Kreislinie bildenden Schienenstrang
                              										s2s2 sich bewegen konnte. Das ganze Hebezeug liess sich also in einem Kreise verrücken, dessen Mittelpunkt der Mast M bildete, wozu allerdings mit Rücksicht auf die in Fig. 20 gewählte Darstellung zu bemerken bleibt, dass der in dieser Zeichnung ersichtlich gemachte oberste Gerüstteil Q, der über den Betriebsboden BB emporragt, erst später behufs Montage der Kalottengespärre aufgestellt wurde, nachdem die äusseren Teile bereits fertig montiert
                              waren und das hierdurch überflüssig gewordene bewegliche Hebezeug DTG beseitigt war. Auf dem nach aussen liegenden Arm des Tragbalkens T liess sich der an einem Fahrstuhl aufgehängte Flaschenzug Z an jedem beliebigen Punkte feststellen; von demselben ging das Drahtseil S über eine Leitrolle R1 und die Hauptrolle
                              										R zur Winde W. Der Balken T bestand aus zwei ⌶-Eisen von 220 mm Breite und 110 mm Höhe, und einem flach dazwischen liegenden -Eisen von 220 mm Breite und 65 mm Höhe, welche drei Lamellen übereinander durch Bolzen zusammengeklemmt waren; für das zur
                              Versteifung dienende Sprengwerk n1n2 hatte man lediglich vier Bänder aus Flacheisen in Verwendung gebracht. Mit diesem Hebezeug wurden die sechs Tragsäulen, dann
                              die drei grossen Kuppelbogen, sowie die drei Pendentifs montiert, worunter es unteilbare Konstruktionsteile gab, die bis 5
                              t Gewicht besassen. Was die Errichtung des Frontbogens anbelangt, so wurden zuförderst die beiden Widerlagspfeiler desselben,
                              von denen jeder 7 t wiegt, gleichfalls mittels des obengeschilderten Hebezeuges (Fig. 20) aufgestellt; zur Montage des Bogenkranzes, der ein Gewicht von 57 t besitzt, musste jedoch eine eigene, übrigens sehr einfache
                              Hebevorrichtung improvisiert werden. Dieselbe bestand aus einem eisernen Bocke, der auf dem obersten Gerüstabsatz Q des Betriebsgerüstes (Fig.
                                 										20) derart angebracht wurde, dass sein Scheitel 30 m über den Erdboden zu liegen kam. Ferner wurden unmittelbar vor dem Kranzbogen
                              in der Mittelachse desselben gleichfalls ein Bock aus zwei Mastbäumen hergestellt, die durch Streben versichert und untereinander
                              durch Querhölzer und Windschliessen versteift waren. Ueber diese beiden Böcke, nämlich den ebengeschilderten vor dem Kranze
                              und den früher angeführten im Mittelpunkte der Kuppel, legte maneinen wagerechten eisernen Tragbalken, auf dem der zum Heben erforderliche, an einem Fahrstuhl hängende Flaschenzug seinen
                              Platz erhielt. In der Aufstellung der Winde war dabei keine Aenderung nötig, weil die Leitrolle R (Fig. 20) ihre Lage in der senkrechten Mittelachse der Rotunde beibehalten konnte und nur um das Mass des Gerüstes Q und des darauf angebrachten Bockes höher gelegt wurde.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 315, S. 119
                              Fig. 17. Aufriss der Pendentifkonstruktion I von aussen, II von innen.Fig. 18. Grundriss der Pendentifkonstruktion.
                              
                           Nach Beseitigung der Hebevorrichtung des Frontbogens hatte man späterhin, nachdem das Portalgerippe, sowie die Kuppel bis
                              zum Kalottenkranze fertig montiert war, den obersten Abschluss des Frontbogens und sein Krönungsgerippe mit Hilfe eines gewöhnlichen,
                              fixen Kranes in der Anordnung eines gewöhnlichen Dreifusses, der, an Ort und Stelle gebracht, auf den bereits fertig genieteten
                              Teil des Gerippes der Kuppel aufgestellt wurde.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 315, S. 120
                              Fig. 19.Horizontaler Querschnitt des linksseitigen Thorrahmens am Gewölbsanlauf.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 315, S. 120
                              Fig. 20.Schematische Darstellung des Montagegerüstes.
                              
                           Wie bereits früher einmal angedeutet worden ist, bildet die Grundrisseinteilung, welche man für die eigentlichen Eingänge
                              an der Innenseite des Kuppelbaues gewählt hatte, eine der interessantesten und scharfsinnigsten Lösungen, die der Entwurf
                              des Bauwerkes aufweist und die eben erst das Kunstwerk seinem realen Zweck gerecht werden lässt. So gross verhältnismässig
                              der zur Verfügung stehende Raum auch ist, wäre er doch nicht genügend gewesen mit den gewählten Kreisausschnitten iii . . . (Fig. 16) auszulangen, wenn man die Gangwände einfach hätte radial anordnen und die Kontrolle an die Eingänge verlegen wollen. Sollten
                              hierbei die fächerartig aneinander gereihten Durchgänge Abmessungen erhalten, die gemäss der im Jahre 1889 bei der Pariser
                              Ausstellung gemachten Erhebungen und Erfahrungen erforderlich sind, um 1000 Personen in der Stunde ungestörten Zutritt zu
                              gewähren, so wäre es in der That schwer gewesen, viel mehr als 20 Eingänge unterzubringen, d.h. einen Einlass von 20000 Besuchern
                              stündlich zu ermöglichen, während diesmal nahezu ein doppelt so grosser Andrang in Rechnung zu ziehen kam. Die normale Hauptursache
                              für die Verzögerung im Zuströmen der Besucher liegt lediglich in der notwendigen Billetkontrolle, und in Erwägung dieses Umstandes
                              hat der Konstrukteur Binet jedem Eingange zwei Kontrollstellen zugeteilt, so dass hierdurch die Wahrscheinlichkeit von Stauungen a priori ums Doppelte
                              herabgemindert wird. Dadurch, dass diese Kontrollstellen für je zwei nachbarliche Gänge hintereinander angebracht sind, liess
                              sich ferner die Zahl der Passagen auf je 18 zu jeder Seite, zusammen also auf 36 vermehren. Diese äusserst günstige Ausnutzung
                              des Raumes stellt es ausser Frage, dass die sämtlichen Eintrittsgänge im stände sind, in der Stunde einer Menge von 4000 Besuchern
                              anstandslosen Durchgang zu gewähren. Im wesentlichen bestehen diese 36 Eingänge ihrer baulichen Ausführung nach aus Holz oder
                              aus Holz und Eisen,und nur die 5 m langen und 1,15 m breiten Buden der Billeteure sind aus Mauerwerk hergestellt. Sowohl die inneren als äusseren
                              Abgrenzungen der Eingänge werden durch Friese von 1,30 m Höhe umsäumt, die aus Stuck gebildet und mit Gesimsen und Füllungen,
                              sowie mit farbigen Gläsern verziert sind; auch trägt er eine Anzahl von Flaggenmasten, an denen Fahnen in den Farben aller
                              auf der Ausstellung vertretenen Länder gehisst sein werden.
                           Auch das Eisengerüst des Monumentalthores ist unter dem verschiedensten, originellsten Zierwerk vollständig verborgen und
                              der hier aufgewendete seltene Reichtum an Schmuck darf wohl als einzig in seiner Art bezeichnet werden. Der Schöpfer dieses
                              Bauwerkes, der sich seinerzeit durch seine zahlreichen aus Spanien, Aegypten und Italien mitgebrachten Aquarelle einen Namen
                              gemacht hat, war offenbar bestrebt, eine Reminiscenz der von ihm besuchten und so eingehend studierten, sonnigen Länder zu
                              schaffen, wobei er aber die Töne und Linien seines Entwurfes so weit harmonisch und ausgeglichen zu wählen trachtete, dass
                              sie vom nord- und westländischen Beschauer, der bescheidenere Farben und Formen gewöhnt ist, nicht zu grell empfunden werden.
                              Der Eindruck der üppig, aber fein gegliederten, einem Spitzengewebe ähnlichen Stuckverkleidung, die das Eisengerippe und die
                              Holzverschalung maskiert, wird noch vielfach durch Einsätze aus farbigem oder irisierendem Glase erhöht. Eine zahllose Menge
                              solcher farbiger Gläser, gleich Edelsteinen eines Goldschmuckes von Rahmen oder Rosetten umgeben, werden elektrisches Licht
                              ausstrahlen, und wieder andere werden dieses Licht reflektieren. Ueberhaupt wird bei Dunkelheit das ganze mächtige Bauwerk
                              durch elektrische Scheinwerfer so beleuchtet sein, dass selbst die kleinsten künstlerischen Einzelheiten zur Geltung kommen.
                              Sämtliche Umrisslinien der Fassaden und der Innenkuppel werden durch Vergoldung markiert sein; im übrigen sind die herrschenden
                              Farben auf der Aussenseite das Kobaltblau und im Inneren das Gold. Was das Blau betrifft, so erfährt es durch die verteilten
                              andersfarbigen Glaseinsätze angenehme Abwechselung; im allgemeinen wird diese Färbelung aber von dem Sockel des Bauwerkes
                              aus bis zu den höchsten Abkrönungen verlaufend immer lichter gehalten. Ebenso schwächt sich an den Schäften der beiden Minarets
                              vom Sockel aus gegen die Spitze der kobaltblaue Grundton stetig ab; zwischendrein sind die Pyramidenflächen von Goldstreifen
                              (zebraartig) überquert und namentlich sind die obersten Knäufe zunächst den Scheinwerfern breit vergoldet. Im Inneren der
                              Kuppel werden die Gesimse der Bogen, die kassettierten Wölbungen und die beiden Nischen n (Fig.
                                 										16) neben dem Hauptbogen, sowie die Krone, welche sich über den Ausschnitt der Kalotte erhebt, vollständig vergoldet. In den
                              ebenerwähnten Nischen werden zwei
                              									6 m hohe Statuen, nämlich von Joudet modellierte, allegorische Darstellungen der Elektrizität Aufstellung finden. Einen ähnlichen plastischen Schmuck erhält das
                              Giebelfeld der Frontfassade, wo über der Attika des vordersten Bogens eine 7 in hohe weibliche Figur, „die ihre Gäste begrüssende Stadt Paris“ darstellend, den Abschluss bilden wird. Interessant und vom künstlerischen Standpunkte aus vielleicht auch einigermassen
                              gewagt, darf es gelten, dass dieses vom Bildhauer Moreau-Vauthier ausgeführte Werk mit den alten Traditionen vollständig bricht. Der Künstler stellt nämlich die allegorische Figur der Weltstadt
                              nicht als Heroine im hergebrachten Peplum dar, sondern als Dame der Jetztzeit im modernsten Haar- und Kleiderschmucke.
                           Die ausgeschweiften Flügel, welche sich zu beiden Seiten der Vorderfront bis an die Minarets vorschieben, sind aus Kalksteinmauerwerk
                              hergestellt und 7 m hoch; auch sie erhalten eine Ausstattung von aussergewöhnlichem Reize und hohem Interesse. In den
                              									9,50 m langen Friesen dieser Flügel werden, 4 m über dem Boden, 2 m hohe Reliefs
                              									(vgl. Fig.
                                 										15) aus goldgelbem Sandstein eingesetzt, welche von Guillot entworfen worden sind, während ihre Ausführung
                              										Emil Müller übernommen hat. Diese Reliefs werden realistische Ausstellungsscenen darstellen, nämlich Arbeitergestalten, die die verschiedensten
                              Erzeugnisse der Industrie und Kunst an Ort und Stelle schaffen oder in Betrieb nehmen; ihr Wert wird auf 250000 Fr. geschätzt.
                              Unter den Friesen gliedern sich noch eine Reihe Füllungen an, die ebenfalls mit aus goldgelbem Sandstein gehauenen Reliefs, Tiergruppen darstellend, ausgefüllt werden.
                           Alles das Geschilderte zusammengefasst, darf von vorhinein die Zweckmässigkeit und das Imponierende des Ausstellungshaupteinganges
                              am Concordiaplatze ganz ausser Frage gestellt erscheinen, was jedoch die rein künstlerische Beurteilung des Baues anbelangt,
                              so werden die Meinungen in dieser Richtung möglicherweise auseinander gehen. In der Zeichnung ist die architektonische Durchführung
                              allerdings ausserordentlich ansprechend, ja geradezu bewunderungswürdig, hierdurch erscheint jedoch in Anbetracht derganz eigenartigen Ausgestaltung des Bauwerkes eine gleichwertige Wirkung für die Wirklichkeit noch keineswegs gesichert. Wenn
                              man den modernen Figurenschmuck, die überreiche, krause Ornamentik, die Anwendung von Gold, Farben und Glas u.s.w. in Ueberlegung
                              zieht, drängt sich unwillkürlich der Gedanke an das französische Sprüchwort auf, dass es vom Erhabenen zum Lächerlichen oft
                              nur eines Schrittes bedarf. Wenn es dem Architekten Binet geglückt ist, die richtige Grenze zu treffen, dann hat er in der That einen ebenso originellen als schönen, rühmenswerten
                              Monumentalbau geschaffen.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)