| Titel: | Die Dampfmaschinen der Pariser Weltausstellung. | 
| Autor: | Fr. Freytag | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 21 | 
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                        Die Dampfmaschinen der Pariser
                           								Weltausstellung.
                        Von Fr. Freytag,
                           								Chemnitz.
                        (Fortsetzung von S. 725 Bd. 315.)
                        Die Dampfmaschinen der Pariser Weltausstellung.
                        
                     
                        
                           Eine der ansehnlichsten Dampfmaschinen der elektrischen Kraftstation der
                              									Ausstellung lieferte die Société anonyme de construction H.
                                 										Bollinckx in Brüssel – eine Firma, welche, wie hinlänglich bekannt, der
                              									Durchbildung und Ausführung der zu Dampfmaschinen gehörigen Einzelteile besondere
                              									Sorgfalt zuwendet. Die in Paris ausgestellte liegende Kondensationsverbundmaschine
                              										(Fig. 1 bis 4) entwickelt mit 80
                              									minutlichen Umdrehungen 1000 PS; sie ist mit einem Generator der Société anonyme „Electricité et Hydraulique“ in
                              									Charleroi (Belgien) und Jeumont (Frankreich) direkt gekuppelt.
                           Die Hauptabmessungen der Maschine sind folgende:
                           
                              
                                 Durchmesser
                                 des Hochdruckcylinders
                                 760
                                 mm
                                 
                              
                                 „
                                   „  Niederdruckcylinders
                                 1150
                                 „
                                 
                              
                                 Gemeinsamer Kolbenhub
                                 1500
                                 „
                                 
                              
                                 Mittlere Kolbengeschwindigkeit
                                 4
                                 m/Sek.
                                 
                              
                                 Durchmesser der Luftpumpe
                                 1000
                                 mm
                                 
                              
                                 Kolbenhub
                                 275
                                 „
                                 
                              
                                 Durchmesser 
                                 der Kolbenstangen
                                 135
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                   „  Kurbelwelle in der Mitte
                                 500
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                   „           „        „  den Lagern
                                 380
                                 „
                                 
                              
                                 Entfernung von Mitte zu Mitte Cylinder
                                 4800
                                 „
                                 
                              
                                 Inhalt des Zwischenbehälters
                                 2
                                 cbm
                                 
                              
                           Die Maschine arbeitet mit einer auslösenden Hahnsteuerung, deren vier Drehschieber so
                              									untergebracht sind, dass die schädlichen Räume nur etwa 2 % des Cylindervolumens
                              									betragen. Infolgedessen, wie ferner in Anbetracht der vorzüglichen Wirkung des
                              									Dampfmantels, von dem noch weiter unten die Rede sein wird, arbeitet die Maschine
                              									äusserst ökonomisch. Eine ähnliche Maschine, die seitens des belgischen
                              									Dampfkesselüberwachungsvereins bezüglichen Versuchen unterzogen wurde, verbrauchte
                              									für 1 PSi/Std. im Mittel 5,630 kg gesättigten Dampf
                              									von 7,5 at Betriebsspannung bezw. unter Berücksichtigung der auf dem Wege vom Kessel
                              									nach der Maschine infolge von Kondensation eintretenden Dampfverluste 0,565 kg
                              
                              									Kohlen.
                           Dass zufolge des zur Verwendung kommenden vorzüglichen Materials zusammen mit der
                              									sorgfältigen Herstellung der Einzelteile die Dampf Verbrauchsziffern selbst nach
                              									längerer Betriebsdauer der Maschine nahezu dieselben bleiben, zeigen die
                              									nachstehenden Ergebnisse zweier Vergleichsversuche, die am 4. Juli 1890 und am 20.
                              									Mai 1899 an derselben Maschine von dem bereits
                              									genannten Dampfkesselüberwachungsverein angestellt wurden:
                           
                              
                                 Nummer des Versuches
                                 I
                                 II
                                 
                              
                                 Indizierte Leistung
                                 58,03
                                 PSi
                                 55,44
                                 PSi
                                 
                              
                                 Admissionsspannung des Arbeits-   dampfes
                                 5,12
                                 at
                                 5,23
                                 at
                                 
                              
                                 Dampfverbrauch für 1 PSi/Std., ein-   schliesslich Kondenswasser
                                 7,85
                                 kg
                                 7,98
                                 kg
                                 
                              
                           Die eigenartige Bauart der bei diesen Maschinen zur Verwendung kommenden Cylinder
                              									zeigt Fig. 5. Sie bestehen, abgesehen von den
                              									Deckeln, aus zwei Teilen: dem mit dem vorderen Schiebergehäuse aus einem Stück
                              									gegossenen Innencylinder und dem Aussencylinder mit hinterem Schiebergehäuse. Die
                              									Verbindung ist an der Vorderseite mittels Flanschenverschraubung hergestellt,
                              									währendan der Hinterseite der Innencylinder nur mit einem sorgfältig
                              									cylindrisch abgedrehten Ende in die entsprechende Bohrung des Mantels eingesteckt
                              									ist. Durch diese Verbindung soll etwaigen Ausdehnungen des Cylinders und seines
                              									Mantels Rechnung getragen und jede schädliche Spannung vermieden werden. Am äusseren
                              									Umfange ist der Innencylinder, um die Wärmeaufnahme zu erhöhen, mit einer grossen
                              									Anzahl umlaufender Riffelungen von dreieckigem Querschnitte versehen. Der Dampf
                              									stösst, um vor seinem Eintritt in den Cylinder möglichst entwässert zu werden, beim
                              									Verlassen des Dampfrohres rechtwinklig gegen den Cylinder, an welchem er scharf nach
                              									rechts oder links abgelenkt wird, um nach den Einlassschiebern zu gelangen; das
                              									mitgerissene Wasser fliesst samt dem im Mantel entstandenen Kondenswasser durch in
                              									den unteren Teil des letzteren eingeschraubte Röhrchen einem selbstthätigen Ableiter
                              									zu, über dessen Bauart und Wirkungsweise weitere Angaben folgen. Als Stützen des
                              									Cylinders dienen die Ausblasestutzen, welche auf jeder Seite des ersteren durch
                              
                              
                              									breite Fussplatten (Fig.
                                 										4) mit dem Fundament verbunden sind, und unter demselben in ein
                              									wagerechtes Abdampfrohr münden. Der Dampfkolben ist ungewöhnlich lang, hohl gegossen
                              									und mit drei Spannringen aus Phosphorbronze versehen. Die Kolbenstange ist zur
                              									Aufnahme des Kolbens etwas cylindrisch abgesetzt, in den letzteren hydraulisch
                              									eingezogen und vernietet. Die Ein- und Auslassschieber sind verschieden gestaltet.
                              									Erstere sind mit auswechselbaren Schleifstücken aus Metall versehen. Die Enden der
                              									Schieberstangen sind in Deckeln gelagert und werden von diesen durch Spiralfedern
                              									ferngehalten; vorn sind die Schieberstangen in den ausgebüchsten Deckeln, die zu den
                              									Einlassschiebern gehörigen Stangen ausserdem nochmals im entsprechend verlängerten
                              									Deckel direkt gelagert. Sämtliche Deckel sind dampfdicht eingeschliffen und mit
                              									Stiftschrauben befestigt. Das in Hohlräumen der Deckel angesammelte Oel wird durch
                              									Röhrchen abgeführt.
                           Den bereits erwähnten Kondenswasserableiter zeigt Fig.
                                 										6. Er besteht aus einem gusseisernen Gehäuse mit Schwimmer I, der mittels Hebels J
                              									das aus Rotguss gefertigte, leicht auswechselbare Ventil K bethätigt. Sobald Kondenswasser durch X in
                              									den Ableiter gelangt, steigt der Schwimmer und das hierdurch geöffnete Ventil K lässt das Wasser austreten. Beim Fallen des
                              									Wasserspiegels im Gehäuse wird das Ventil durch den sinkenden Schwimmer
                              									geschlossen.
                           Die Wirkungsweise des Apparates lässt sich durch ein Schauglas EGF beobachten. Mittels des Handgriffs M und Hebels L kann das
                              									Ventil K von aussen geöffnet werden.
                           Zur Entfernung von Luft, welche beim Ingangsetzen der Maschine in den Ableiter tritt,
                              
                              									dient ein auf den Deckel desselben geschraubtes Ventil H. Dasselbe enthält einen durch Wärme leicht ausdehnbaren Körper O, der die beim Ingangsetzen der Maschine in den
                              									Ableiter tretende Luft durch A und D austreten lässt. Sobald jedoch Dampf oder heisses Kondenswasser
                              									in den Ableiter gelangt, schliesst der Körper C zufolge
                              									seiner durch die Erwärmung hervorgerufenen Volumenvergrösserung die Bohrung A. Behufs Regelung des Luftventils H bezw. des Körpers G
                              									lässtsich derselbe nach Entfernung des Deckels O
                              									mittels einer Schraube B entsprechend einstellen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 22
                              Kondensationsmaschine der Société anonyme de construction H. Bollinckx mit
                                 										einem Generator der Société anonyme „Electricité et Hydraulique“.
                              
                           Den äusseren Steuerungsmechanismus der Maschine lassen Fig. 3 und 4 erkennen.
                           
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 23
                              Kondensationsverbundmaschine der Société anonyme de construction H. Bollinckx
                                 										mit einem Generator der Société anonyme „Electricité et
                                    										Hydraulique“.
                              
                           Auf den Deckelnaben der Einlassschieberspindeln frei bewegliche Schwingen g sind durch Stangen und Zwischenhebel mit einem
                              									Exzenter der Kurbelwelle verbunden. Jede Schwinge trägt einen Winkelhebel bd, ferner einen gekrümmten Hollenhebel c, der mittels der in Fig. 3 ersichtlichen
                              									Hebelverbindung vom Regulator eingestellt wird. Der als Klinke mit armierter
                              									Stahlplatte ausgebildete Arm b (aktiver Mitnehmer) des
                              									Winkelhebels bd erfasst bei seiner Drehbewegung den auf
                              									der Schieberspindel aufgekeilten, mit gehärteter Druckplatte versehenen Hebel a (passiver Mitnehmer) und nimmt denselben bezw. den
                              									betreffenden Einlassschieber so lange mit, bis der Arm d des genannten Winkelhebels mit der vom Regulator eingestellten Rolle des
                              									Hebels c zusammentrifft. Alsdann erfolgt die Auslösung
                              									und der Hebel a gelangt unter Mitwirkung eines
                              									Luftbuffers in seine Schlussstellung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 23
                              Fig. 5.Cylinder zur Kondensationsmaschine von Bollinckx.
                              
                           Letzterer besteht, wie Fig. 7 in grösserem Massstabe
                              									zeigt, aus zwei in einem Stück gegossenen Kolben A und
                              										B von ungleichem Durchmesser, die sich in
                              									entsprechenden Bohrungen C und D des zugehörigen Gehäuses bewegen.
                           Bei der Aufwärtsbewegung entsteht unter dem Kolben B
                              									eine Luftleere, wodurch, nach erfolgter Auslösung der Steuerung, eine schnelle
                              									Abwärtsbewegung beider Kolben herbeigeführt wird. Damit hierbei keine Stösse
                              									auftreten, verdichtet der Kolben A die unter ihm
                              									befindliche Luft, so dass diese gewissermassen ein Polster bildet. Da aber auch
                              									etwas Luft unter den Kolben B tritt, ist am Boden des
                              									kleinen Cylinders ein mit aufgenieteter Kupferscheibe armiertes Ventil F angeordnet, welches unter Wirkung einer mittels
                              									Schraube stellbaren Feder steht und, indem es sich bei der Abwärtsbewegung der
                              									Kolben öffnet, alle Luft austreten lässt.
                           Bei der Aufwärtsbewegung der Kolben legt sich dieses Ventil dicht gegen die untere
                              									abgeschrägte Fläche des kleinen Cylinders und verhütet jegliches Eindringen von Luft
                              									in diesen.
                           Der Lufthahn R dient dazu, die
                              
                              									Abwärtsgeschwindigkeit der Kolben zu regeln.
                           Was die Genauigkeit der Ausführung anbelangt, so sind sämtliche Teile mit Benutzung
                              									von Kalibermassstäben gefertigt. Kurbelzapfen, Kurbeln, Hebel, wie auch das
                              									Schwungrad sind auf die betreffenden Wellen hydraulisch aufgezogen.
                              									Befestigungskeile sind nirgends verwendet. Alle Gelenkbolzen werden auf 2 bis 3 mm
                              									Tiefe gehärtet, nachdem auf genaues Mass abgeschliffen. Kurbel- und Kreuzkopfzapfen
                              									sind in Bronzeschalen gelagert, alle anderen Zapfen von Hartgussbüchsen umgeben. Die
                              									Kurbelwelle ruht in Schalen aus Weissmetall.
                           Besondere Sorgfalt ist auf die selbstthätige Schmierung der bewegten Teile verwendet.
                              									Diesen wird das nötige Schmiermaterial durch eine kleine Zentrifugalpumpe unter
                              									Druck zugeführt. Nach Benutzung wird das Oel filtriert und von neuem verwendet.
                           Die Cylinder werden durch Mollerup-Apparate geschmiert.
                           Der zur Maschine gehörige Generator ist mitsamt der Erregermaschine in Fig. 8 dargestellt. Es ist ein Dreiphasengenerator,
                              									der bei einer Leistung von 800 Kilo-Watt mit 50 Perioden in der Sekunde Strom von
                              									250 Ampère für 2000 bis 2200 Volt liefert. Das auf der Kurbelwelle sitzende,
                              
                              									gleichzeitig als Schwungrad dienende Magnetrad hat einen Durchmesser von 6,00 m bei
                              									320 mm Breite und ist aus zwei Teilen zusammengesetzt; es wiegt 20200 kg,
                              									entsprechend einem Ungleichförmigkeitsgrad der Dampfmaschine von etwa 1/200. Die
                              									Gesamthöhe des Generators beträgt 7,265 m. Auf den Kranz des Schwungrades sind 64
                              									aus Stahl gefertigte Magnetpole ovaler Form von je 200 qcm Querschnitt
                              									aufgesetzt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 23
                              Fig. 6.Kondenswasserableiter.
                              
                           Die Armatur besteht aus blankem Kupferband von 104 mm Breite und 0,8 mm Stärke, deren 50
                              									übereinander befindliche Lagen durch Isolierschichten getrennt sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 24
                              Fig. 7.Luftbuffer zur Kondensationsmaschine von Bollinckx.
                              
                           Zur Magnetisierung des Magnetfeldes dient eine Gleichstrommaschine von 16 Kilo-Watt,
                              									deren Induktor direkt auf der Kurbelwelle der Maschine seitlich vom Schwungrad
                              									befestigt ist. Der erzeugte Strom hat im Maximum 150 Ampère bei 100 bis 110
                              									Volt.
                           Die Spannungsänderung beträgt bei einer durch nicht induktive Widerstände
                              									hervorgerufenen Belastungsänderung von 800 Kilo-Watt ungefähr 5 %.
                           Das Gesamtgewicht des Generators beträgt 42000 kg, das der zugehörigen
                              									Erregermaschine etwa 1500 kg.
                           Bei der von Robey und Co., Limited, in Lincoln
                              									ausgestellten liegenden Verbundmaschine (Fig. 9 bis 11) von normal 550 PSi
                              									wird die Einströmung des Dampfes mittels einer auslösenden Ventilsteuerung, Patent
                              										Richardson-Rowland, die Ausströmung dagegen mittels
                              									zwangläufig bewegter Gitterschieber geregelt.
                           Die Hauptabmessungen der mit Kondensation arbeitenden Maschine sind folgende:
                           
                              
                                 Durchmesser des Hoch-   druckcylinders
                                 408
                                 mm
                                 
                              
                                 Durchmesser des Nie-   derdruckcylinders
                                 901
                                 „
                                 
                              
                                 Gemeinsamer Kolben-   hub
                                 1067
                                 „
                                 
                              
                                 Minutliche Umdre-   hungszahl
                                 90
                                 
                                 
                              
                                 Durchmesser der Kol-   benstangen
                                 95
                                 mm
                                 
                              
                                 Durchmesser der Kur-   belwelle in der Mitte
                                 457
                                 „
                                 
                              
                                 Durchmesser der Kur-   belwelle in den La-  
                                    											gern
                                 305
                                 „
                                 
                              
                           
                              
                                 Länge der Kurbelwellenlager
                                 609
                                 mm
                                 
                              
                                 Durchmesser des Schwungrades
                                 3962
                                 „
                                 
                              
                                 Breite des Schwungrades
                                 609
                                 „
                                 
                              
                           Der Dampfverbrauch der Maschine soll für 1 PSi/Std.
                              									etwa 6 kg betragen.
                           Auf der Kurbelwelle der in allen Teilen kräftig gehaltenen Maschine sitzt ausser dem
                              									Schwungrad der Induktor eines mehrpoligen Generators der Firma E. Scott and Mountain in Newcastle-on-Tyne; derselbe
                              									arbeitet mit 250 Volt und leistet 350 Kilo-Watt. Die Hauptlager der Maschine und das
                              									Gehäuse des Generators sind auf einer gemeinsamen Sohlplatte befestigt.
                           Zur Steuerung der Doppelsitzventile A trägt jede
                              
                              									Exzenterstange C in ihrem oberen gegabelten Ende C eine Klinke L, welche je
                              
                              									nach der Regulatorstellung längere oder kürzere Zeit mit dem Ventilhebel B in Berührung bleibt. Beim Emporgehen der
                              									Regulatorkugeln wird der Hebel E mitgenommen und
                              									hierbei findet eine derartige Drehung des Zapfens oder Stützpunktes R des Hebels B statt, dass
                              									die Klinke L ausser Berührung mit letzterem kommt und
                              									das Ventil unter Mitwirkung eines Luftbuffers D auf
                              
                              									seinen Sitz zurückfällt. Je nachdem der Regulator steigt oder fällt, findet demnach
                              									ein früheres oder späteres Abschneiden der Dampfzufuhr in den Cylinder statt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 24
                              Fig. 8.Generator der Société anonyme „Electricité et
                                    										Hydraulique“.
                              
                           Die Regelung kann durch einen gewöhnlichen Kugelregulator oder, wie im vorliegenden
                              									Falle, durch einen elektrischen Regulator, Bauart Richardson, bewirkt werden, dessen jeweilige Stellung sich mit der Ladung
                              									des Generators ändert. Dieser Regulator gestattet Spannungsänderungen von nur etwa 3
                              									%. Er besteht aus einem Paar Elektromagneten mit Eisenkernen, welche mit den
                              									Gegengewichten des Regulators derart ausgewichtet sind, dass die
                              									Klemmschraubenspannung des Generators, welche die Geschwindigkeit des Motors
                              									beeinflusst, konstant bleibt. Ueberschreitet diese Spannung eine festgesetzte
                              									Grenze, so werden die Eisenkerne von den Elektromagneten angezogen und damit auch
                              									das Stellzeug des Regulators nach aufwärts bewegt. Die umgekehrte Wirkung findet
                              									statt, wenn sich die Spannung vermindert. Sollte dieselbe infolge etwaiger Störungen
                              									im Stromkreis plötzlich auf Null herabsinken, so schliesst der Regulator die weitere
                              									Dampfzuführung nach der Maschine sofort ab.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 25
                              Verbundmaschine von Robey und Co., Limited.
                              
                           Die Empfindlichkeit einer derartigen Regelungsvorrichtung folgt aus der direkten
                              									Einwirkung derselben mit Hilfeweniger Organe und der geringen Trägheit, welche
                              									dieselben den vom Regulator ausgehenden Kraftäusserungen entgegensetzen; die durch
                              									die Gegengewichte auf das äussere Ende des Hebels E
                              									ausgeübten Kräfte werden durch die Massenwirkungen der am anderen Hebelende
                              									angreifenden Teile ausgeglichen. Es genügt sonach ein einfacher Regulator mit
                              									kleinen Abmessungen zur Regelung der Maschine.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 25
                              Fig. 11.Verbundmaschine von Robey und Co., Limited.
                              
                           Um bei eintretenden Unglücksfällen ein sofortiges Stillstehen der Dampfmaschine
                              									herbeiführen zu können, lässt sich der nach rückwärts verlängerte Hebel E durch eine Schnur von beliebigen Stellen der
                              									Fabrikanlage aus heben und damit wieder der Ventilhebel B ausser Berührung mit der Klinke L
                              
                              									bringen, so dass kein Dampf mehr in den Cylinder eintreten kann.
                           Die Ausströmung des Dampfes regeln im unteren Teile des Cylinders liegende
                              									Gitterschieber G, welche je von einem besonderen
                              									kleinen Exzenter H ihre Bewegung erhalten, und nach
                              									Entfernung des Deckels J und Lösen zweier Muttern von
                              
                              									ihren zugehörigen Stangen abgleiten, demnach leicht zugänglich sind.
                           Die Firma Galloways, Limited, in Manchester brachte eine
                              									stehende Verbundmaschine mit Kondensation von 600 PS zur Ausstellung, deren
                              									zugehörige, gleichwie das Schwungrad zwischen den Cylindern liegende Dynamo von Mather and Platt Strom von 1400 Ampère für 220 bis 250
                              									Volt liefert.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 26
                              Verbundmaschine von Galloways, Limited.
                              
                           Die in Fig. 12 bis 14 ersichtliche Maschine
                              									läuft mit 105 minutlichen Umdrehungen. Sie hat einen Hochdruckcylinder von 457 mm
                              									und einen Niederdruckcylinder von 864 mm Durchmesser; der gemeinsame Kolbenhub
                              									beträgt 914 mm. Die Cylinder sind auf geschlossenen Maschinenständern mit
                              
                              									eingegossenen Rundführungen für die Kreuzköpfe, diese selbst auf einer gemeinsamen
                              									Grundplatte befestigt. Zur Dampfverteilung beider Cylinder dienen je vier
                              									Corliss-Schieber mit getrennten Kammern für Ein- und Ausströmung des Dampfes.
                              									Dieselben werden von gusseisernen Exzentern zweier aus weichem Stahl gefertigter
                              									Steuerwellen bethätigt, die durch Schleppkurbelantriebe von den Kurbelzapfen aus in
                              									Umdrehungen versetzt werden. Die Bewegung der zum Hochdruckcylinder gehörigen
                              									Einströmschieber erfolgt unter Mitwirkung eines Kugelregulators, der mit einer
                              									Vorrichtung zur Aenderung der Tourenzahl der Maschine von Hand – auch während des
                              									Ganges derselben – versehen ist. Der Regulator wirkt ausserdem auf ein in die
                              									Dampfleitung eingeschaltetes Drosselventil. Die von besonderen Exzentern gesteuerten
                              									Ausströmschieber führen einfache Schwingbewegungen aus. Behufs leichter
                              									Zugänglichkeit sind die Steuerungsteile auf den Aussenseiten der Cylinder
                              									angeordnet. Die geschlossenen Maschinenständer verhüten das Umherspritzen von Oel,
                              									Dampf und Wasser, was anderenfalls für die Dynamo nachteilige Folgen haben könnte.
                              									Eine erhöhte Plattform ermöglicht insbesondere das bequeme Erreichen der zur
                              									Dynamomaschine gehörigen Einzelteile.
                           Auf den Enden der Steuerwellen befestigte Exzenter dienen zum Betreiben kleiner
                              									Oelpumpen, welche das Schmiermaterial aus einem unterhalb der Maschine liegenden
                              									Behälter mittels Rohrleitungen den einzelnen Bedarfsstellen zuführen.
                           Behufs Ueberhitzung des aus dem Hochdruck- in den Niederdruckcylinder tretenden
                              									Dampfes ist der zwischenliegende Behälter mit neun Ueberhitzerrohren von 44,5 mm
                              									lichter Weite und 9840 mm Länge versehen.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)