| Titel: | Die Dampfmaschinen der Pariser Weltausstellung. | 
| Autor: | Fr. Freytag | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 74 | 
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                        Die Dampfmaschinen der Pariser
                           								Weltausstellung.
                        Von Fr. Freytag,
                           								Chemnitz.
                        (Fortsetzung von S. 57 d. Bd.)
                        Die Dampfmaschinen der Pariser Weltausstellung.
                        
                     
                        
                           Die vom Werke Augsburg der Vereinigten Maschinenfabrik
                                 										Augsburg und Maschinenbaugesellschaft Nürnberg, A.-G., ausgestellte
                              									liegende Dreifach-Expansionsmaschine mit zwei Niederdruckcylindern ist mit einem
                              									Wechselstrom-Drehstromgenerator der Firma Helios,
                                 
                                 										Elektrizitäts-Aktiengesellschaft in Köln-Ehrenfeld direkt gekuppelt.
                           Die Hauptabmessungen der Dampfmaschine sind folgende:
                           
                              
                                 Durchmesser des Hochdruckcylinders
                                 700
                                 mm
                                 
                              
                                        „                 „   Mitteldruckcylinders
                                 1150
                                 „
                                 
                              
                                        „         jedes Niederdruckcylinders
                                 1100
                                 „
                                 
                              
                                 Gemeinsamer Kolbenhub
                                 1600
                                 „
                                 
                              
                                 Minutliche Umdrehungszahl
                                 72
                                 
                                 
                              
                                 Admissionsüberdruck
                                 12
                                   at
                                 
                              
                                 Füllung im Hochdruckcylinder etwa
                                 25
                                   %
                                 
                              
                                 Normalleistung
                                 1600
                                   PSe
                                 
                              
                                 Höchstleistung
                                 2000
                                 „
                                 
                              
                           An die als Bajonettbalken ausgebildeten, mit dem zugehörigen Kurbellager aus einem
                              									Stück gegossenen Geradführungen – im Gewichte von je 16000 kg – schliessen sich, wie
                              										Fig. 35 bis 38 erkennen lassen, die
                              									beiden Niederdruckcylinder unmittelbar an; dieselben sind andererseits durch je ein
                              									geräumiges Zwischenstück mit dem Hochdruck- bezw. Mitteldruckcylinder verbunden.
                           Durch Anordnung von zwei Niederdruckcylindern an Stelle eines einzigen werden in
                              									erster Linie relativ hohe Kolbengeschwindigkeiten und Tourenzahlen zulässig, was
                              									insbesondere für elektrische Betriebe sehr erwünscht ist. Als weitere Vorteile,
                              									welche sich hieraus ergeben, sind das günstigere Verhältnis zwischen dem Durchmesser
                              									und der Länge dieser Cylinder und damit zusammenhängend kleinere schädliche Räume
                              									und grössere Dampfökonomie, ferner gleichmässigere Verteilung des Dampfdruckes und
                              									zweckmässige Verteilung der Kondensation auf beide Maschinenseiten, deren jede eine
                              
                              									Luftpumpe mit Kondensator erhält, anzuführen. Für die Niederdruckcylinder fallen
                              									überdies Kolben- und Steuerungsorgane im Verhältnis zur Maschinenleistung klein aus,
                              									wodurch besseres Dichthalten gewährleistet ist.
                           Maschinen gleicher Bauart werden seit dem Jahre 1894 vom Werke Augsburg gebaut, und
                              									es sind bis jetzt 13 derselben mit einer Gesamtleistung von 15120 bis 18910 PSe geliefert worden.
                           Die Schalen der Kurbellager sind vierteilig und nachstellbar eingerichtet. Zur
                              									Schmierung der Kurbellager ist auf deren Deckel je ein Oeltopf mit Filtereinrichtung
                              									und einstellbarer, sichtbarer Tropfschmiervorrichtung angeordnet. Das von den Lagern
                              									abfliessende Oel wird durch je eine von der Steuerwelle angetriebene Oelpumpe wieder
                              									in den Topf zurückgefördert.
                           Die Kurbelwelle, im Gewichte von 10000 kg, ist aus Krupp'schem. Tiegelgussstahl gefertigt und ihrer ganzen Länge nach durchbohrt.
                              									Die mit Gegengewichten versehenen schweisseisernen Kurbeln sind warm aufgezogen;
                              									jede derselben wiegt mit zugehörigem Zapfen 3750 kg.
                           Kurbel- und Kreuzkopfzapfen, sowie die meisten kleineren Zapfen sind aus Flusseisen
                              									und an ihren Laufflächen glashart hergestellt.
                           Die Schmierung der Kurbelzapfen und der Luftpumpenantriebszapfen erfolgt
                              									getrennt mittels Zentralschmiervorrichtungen, wodurch das Nachfüllen der mit
                              									sichtbarer Tropf Vorrichtung versehenen Oelgefässe während des Ganges ermöglicht
                              									ist. Die Einrichtung für Schmierung des Kreuzkopfzapfens ist ebenfalls so getroffen,
                              									dass die Oelgefässe während des Betriebes nachgefüllt werden können. Die aus bestem
                              									Stahl gefertigten Treibstangen sind ebenso wie die Kurbelwelle ihrer ganzen Länge
                              									nach durchbohrt, um die von den Massenbeschleunigungskräften herrührenden
                              
                              									Biegungsbeanspruchungen thunlichst zu vermindern. Das von den Kurbeln und
                              									Treibstangen abspritzende Oel wird durch Oelfänge aus oxydiertem Stahlblech
                              									aufgefangen, in gusseisernen, im Fundamente eingebetteten Oelschiffen gesammelt, und
                              									von hier durch Rohre in einen im Fundamente aufgestellten Sammeltopf geleitet. Das
                              
                              									aus vier Teilen vom Werke Augsburg hergestellte, gleichzeitig als Schwungrad
                              									dienende Magnetrad mit 12 Doppelarmen hat einen äusseren Kranzdurchmesser von 7490
                              									mm.
                           Mit Rücksicht auf die bedeutenden Zentrifugal- und magnetischen Kräfte, welche bei
                              									der hohen Umfangsgeschwindigkeit des Rades und der Höchstleistung der Maschine zur
                              									Wirkung kommen, sind die beiden Seiten des Rades mit Blechschilden armiert.
                              									Dieselben sind so aufgezogen, dass sie sich behufs Entlastung der Arme von
                              									vornherein in gespanntem Zustande befinden. Eine Seite des Radkranzes ist mit einem
                              									Zahnkranz versehen, in welchem sowohl ein Dampf- als auch ein Handschaltwerk in
                              									Eingriff gebracht werden kann.
                           Die Cylinder, sowie auch der zwischen Hochdruck- und Mitteldruckcylinder liegende
                              									erste Aufnehmer sind mit Dampfmantel versehen. Hochdruck- und Niederdruckcylinder
                              									werden durch Arbeitsdampf, der Mitteldruckcylinder, sowie der erste Aufnehmer durch
                              									Frischdampf geheizt. Das in den Mänteln sich bildende Kondenswasser wird durch
                              									selbstthätige Wasserabscheider abgeführt. Sämtliche Cylinderdeckel sind ebenfalls
                              									gemantelt.
                           Jeder Cylinder besitzt Sicherheitsventile und Ablasshähne; letztere sind miteinander
                              									gekuppelt und können durch einen Griff geöffnet bezw. geschlossen werden.
                           Das Schmiermaterial wird direkt in die Cylinder gefördert und zwar bei dem Hochdruck-
                              									und Mitteldruckcylinder durch eigene Oelpumpen.
                           Die Dampfkolben sind als gusseiserne Hohlkörper hergestellt und mit eingesprengten
                              									Dichtungsringen aus Gusseisen versehen.
                           Die Abdichtung der Kolbenstangen geschieht mittels Metallpackungen, von denen
                              									diejenigen des Hochdruck- und Mitteldruckcylinders durch eigene Oelpumpen geschmiert
                              									werden. Um ein Schiefziehen der Stopfbüchsen zu verhindern, sind die
                              
                              									Schraubenmuttern gezahnt und unter sich mit einem gemeinschaftlichen Zahnkranz in
                              									Eingriff gebracht.
                           Die Bedienung des Hauptabsperrventils der Maschine erfolgt mittels einer in der
                              									Steuerwelle gelagerten, mit Griffrad versehenen Spindel, welche mittels konischer
                              									Räder mit der Schraubenspindel des Ventils in Eingriff gebracht ist. Der
                              									Arbeitsdampf durchströmt den Mantel des Hochdruckcylinders, bevor er durch das
                              									Absperrventil in den Cylinder selbst gelangt, tritt nach vollbrachter Arbeit in diesem in den
                              									ersten Aufnehmer, danach in den Mitteldruckcylinder und aus diesem in den zweiten
                              									Aufnehmer, von wo er sich nach den beiden Niederdruckcylindern verzweigt und gelangt
                              									schliesslich in die Kondensatoren.
                           Die Steuerung der vier Cylinder erfolgt durch je vier entlastete Doppelsitzventile.
                              									Behufs Aenderung der Füllung sind die Einlasssteuerungen als auslösende
                              									Klinkensteuerungen ausgeführt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 74
                              Fig. 35.
                              
                           Wie die Abbildung Fig.
                                 										37 erkennen lässt, werden die auslösenden Klinken der zum Hochdruck- und
                              									Mitteldruckcylinder gehörigen Steuerung durch vom Regulator bezw. von Hand
                              									eingestellte Gestängeverbindungen bethätigt, die ihre Bewegungen von kleinen
                              									Exzentern der mittels Kegelräder von der Kurbelwelle betriebenen Steuerwelle
                              									ableiten, während das Anheben der Ventile durch je einen mit einer Rolle versehenen
                              									Winkelhebel erfolgt, der durch eine unrunde Scheibe bethätigt wird. Mit dieser
                              									Steuerung (D. R. P. Nr. 96389) können vollkommener Ausgleich der Füllungen auf
                              									beiden Cylinderseiten, genügende Auftreffflächen der Klinken bei kleinen Füllungen
                              									und damit präzises Abschnappen, sowie kleine Auftreffgeschwindigkeiten und für die
                              									verschiedenen Füllungen möglichst gleiche Ventilhube erreicht werden. Letzterer
                              
                              									Umstand fällt besonders ins Gewicht, weil hierdurch mit dem einfachen Luftpuffer
                              									genügend ruhiger Gang der Ventile ermöglicht wird und komplizierte
                              									Pufferkonstruktionen überflüssig sind. Ein etwa eintretendes Rückwärtswuchten des
                              									Schwungrades beim Abstellen oder Angehen der Maschine kann der Steuerapparat ohne
                              									Schaden ertragen, da der aktive Mitnehmer niemals eine Sperrstellung einnehmen kann.
                              									Die Steuerung eignet sich insbesondere für Maschinen mit hohen Tourenzahlen und soll
                              									sich im Betriebe vorzüglich bewährt haben.
                           Bei der Ausstellungsmaschine ändert der Regulator nur die Füllungen des
                              
                              									Hochdruckcylinders, doch kann auch die Steuerung des Mitteldruckcylinders mit dem
                              									Regulator gekuppelt werden. Falls in aussergewöhnlichen Fällen die
                              									Niederdruckcylinder allein arbeiten sollen, lassen sich deren Steuerorgane behufs
                              									Erzielung veränderlicher Füllungen ebenfalls mit dem Regulator in Verbindung
                              									bringen.
                           Ausser mit den Niederdruckcylindern kann auch mit der Hochdruckseite als
                              									Tandemmaschine allein gearbeitet werden.
                           Die Niederdruckcylinder besitzen die vom 
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 75
                              Fig. 36.Liegende Dreifach-Expansionsmaschine von der Vereinigten
                                 										Maschinenfabrik Augsburg und Maschinenbaugesellschaft Nürnberg A.-G.
                              
                           
                           Werke Augsburg seit mehreren Jahren mit Erfolg ausgeführte auslösende
                              									Ventilsteuerung eigenen Systems (vgl. Fig. 38). Beide
                              									Steuerungen sind miteinander gekuppelt und kann die Füllung während des Ganges von
                              									Hand verstellt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 76
                              Liegende Dreifach-Expansionsmaschine von der Vereinigten Maschinenfabrik
                                 										Augsburg und Maschinenbaugesellschaft Nürnberg A.-G.
                              
                           Die Auslassventile der Cylinder werden durch unrunde Scheiben gesteuert, von denen
                              									diejenigen der Niederdruckcylinder, um die Kompression – je nachdem mit Auspuff oder
                              									Kondensation gearbeitet wird – entsprechend einstellen zu können, verstellbar
                              									eingerichtet sind.
                           Der Federregulator eigenen Systems ist an dem Verbindungsstück zwischen Hochdruck-
                              									und Niederdruckcylinder montiert und wird von der Steuerwelle aus durch
                              									Schraubenräder angetrieben. Die dem Werke Augsburg patentierte
                              									Tourenverstellvorrichtung (D. R. P. Nr. 87645) mit Laufgewicht gestattet eine
                              
                              									Veränderung der Tourenzahl während des Ganges. Insbesondere ist diese Vorrichtung
                              									für Verstellung der Tourenzahl mittels Elektromotor vom Schaltbrett aus
                              									geeignet.
                           Die Verbindung des Regulators mit den Steuerorganen des Hochdruckcylinders lässt sich
                              									durch einen eingeschalteten Handhebel jederzeit lösen bezw. kann bei etwaigen
                              									Unfällen mittels dieses Hebels die Steuerung des Hochdruckcylinders sofort
                              									ausgeschaltet und damit der weitere Dampf zutritt plötzlich abgeschnitten werden.
                              									Die beiden Kondensatorluftpumpen sind unter Flur angeordnet und werden mittels
                              									Lenker vom Kurbelzapfen aus angetrieben. Die Rohrleitungen sind so gelegt, dass
                              									unter Umständen mit nur einer Luftpumpe gearbeitet werden kann.
                           Ausser den erforderlichen Messinstrumenten, wie Manometer, Vakuummeter, Tachometer,
                              									Umlaufzähler, ist die Maschine mit den nötigen Schutzvorrichtungen versehen. Zur
                              									bequemen Bedienung der Steuerungen sind an den Dampfcylindern Antritte, sowie
                              									Geländer und Treppen vorgesehen.
                           Der zum Betreiben der Maschine nötige Dampf wurde einer Batterie von fünf Kesseln der
                              									Firmen Petry-Dereux in Düren, Petzold und Cie. in Berlin, Simonis und Lanz
                              									in Frankfurt a. M., H. Paucksch in Landsberg a. W. und
                              										Ewald Berninghaus in Duisburg entnommen. Versuche
                              									an einer für die Hannoversche Baumwollspinnerei und
                                 										Weberei in Linden vor Hannover ausgeführten Maschine gleichen Systems haben
                              									bei einer Anfangsspannung des Dampfes von 11 at Ueberdruck und mässiger Ueberhitzung
                              									desselben einen Dampf verbrauch von 5,08 kg für 1 PSi/Std. ergeben.
                           Der von der Firma „Helios“ Elektrizitäts-A.-G. in
                              									Köln-Ehrenfeld gelieferte Generator ist seinen Abmessungen nach die grösste Maschine
                              									nicht nur in der Ausstellung, sondern überhaupt die grösste bis jetzt in Europa
                              									gebaute Dynamomaschine. Sie bildet das jüngste Glied einer Reihe ähnlich
                              									konstruierter Maschinen der elektrischen Zentralen zu Köln, Amsterdam und St.
                              									Petersburg, die insbesondere deshalb bemerkenswert sind, weil sie entweder
                              									Wechselstrom oder Drehstrom oder gleichzeitig Wechselstrom und Drehstrom liefern
                              									können.
                           Das auf der Kurbelwelle der Dampfmaschine befestigte Magnetrad hat 8,1 m, der
                              									dasselbe umgebende Ring, welcher auf seiner Innenseite die Drahtspulen trägt, 9,5 m
                              									Durchmesser. Der Generator liefert bei 72 Umdrehungen in der Minute und 50 Perioden
                              									entweder 2000 Kilovoltampère einphasigen Wechselstrom oder 3000 Kilovoltampère
                              									Drehstrom, ist aber auch im stande, gleichzeitig 1500 Kilovoltampère Wechselstrom
                              									und 1200 Kilovoltampère Drehstrom an seinen Klemmen abzugeben. Dies wurde dadurch
                              									erreicht, dass man eine fast ganz normal ausgebildete Drehstrommaschine für 3000
                              									Kilovoltampère Leistung mit einer Hauptphase für 2000 Kilo Voltampère Wechselstrom
                              									und einer Hilfsphase für 1500 Kilovoltampère versah, die nach der bekannten, von Scott angegebenen Schaltung von der Mitte der
                              									Hauptphase abgezweigt ist.
                           An Stelle der bisher üblichen Pol-, später Zackenwickelung wurden die induzierten
                              									Drähte in Nuten gelegt. Infolge dieser Neuerung zeichnet sich die Maschine durch
                              									geringe Selbstinduktion der einzelnen Spulen und durch kleinen Spannungsabfall bei
                              									höherer Belastung und grossem Kurzschlussstrom älteren Maschinen gegenüber
                              									vorteilhaft aus. Daneben gestattet die Nutenwickelung die Anbringung von
                              									Ventilationskanälen, welche, wie in Fig. 39
                              									ersichtlich, in einfachster Weise durch Trennung des Ankereisens in drei achsial
                              									hintereinander liegende Schichten mit Hilfe von Abstandstücken aus unmagnetischem
                              									Material gebildet wurden. Diese so erzeugten Luftschichten stehen direkt mit dem
                              									nach aussen offenen Hohlraum des Gussgehäuses in Verbindung, so dass wie bei den
                              									kleineren Maschinen so auch bei dieser grossen Maschine eine ergiebige
                              									Selbstventilation erreicht ist. Die Temperatur überschreitet infolgedessen niemals
                              									35°.
                           Ein besonderer Vorteil der Nutenwickelung liegt auch darin, dass die Stossflächen,
                              									welche früher zwischen je zwei Spulen notwendig waren, vermieden sind. Es treten bei
                              									der neuen Maschine nur sechs Stösse auf, welche aber magnetisch in der denkbar
                              									besten Weise durch Verzapfung der einzelnen Blechpakete überbrückt werden. Auf jeden
                              									der 84 Pole des Magneten kommen acht Nuten; die mittleren beiden dieser Nuten sind
                              									den beiden mittleren des nächsten Poles zugeordnet, während die drei äusseren rechts
                              									und links von diesen eine Spule aufnehmen. Es entsteht so ein System von einer
                              									fortlaufenden einphasigen und einer etwas schwächeren um 90° gegen diese
                              									verschobenen Wickelung. Beide Wickelungen sind, wie bereits bemerkt, nach der Scott'schen Schaltung miteinander verbunden, so
                              									dassdie Maschine zur Abgabe von einphasigem Wechselstrom und von Drehstrom
                              									geeignet wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 77
                              Fig. 39.Magnetring mit Nutenwickelung der Firma „Helios“
                                 										Elektrizitäts-A.-G.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 77
                              Fig. 40.Erregermaschine von „Helios“ Elektrizitäts-A.-G. gekuppelt
                                 										mit einer Zweifach-Expansionsdampfmaschine mit Kondensation der Firma
                                 										Schichau.
                              
                           Die Höhe der Spannung war von der Ausstellungsleitung auf 2000 Volt bei 50 Perioden
                              									festgesetzt worden. Mit Rücksicht auf die spätere Verwendung wurde jedoch die
                              									Ankerwickelung in Haupt- und Hilfsphase so angeordnet,
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 78
                              Fig. 41. Verbunddampfmaschine mit Kondensation von Gebr. Stork und
                                 										Co.Fig. 45. Aufnehmer von W. Schmidt, ausgeführt von Gebr. Stork und
                                 										Co.
                              a Nach
                                 										dem Niederdruckcylinder. a1 Vom Hochdruckcylinder. b Dampfeinlass vom Ueberhitzer. c
                                 										Dampfablass nach der Maschine. d Kondenstopf.
                              
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 79
                              Fig. 42.Verbunddampfmaschine mit Kondensation von Gebr. Stork und
                                 										Co.
                              
                           
                           dass sie je nach Schaltung in einem Kreis, bezw. in zwei
                              									oder drei parallelen Kreisen 6000, 3000 und 2000 Volt mit je 10 % Erhöhung zu
                              									erreichen gestattete. Die Magnetpole wurden aus Gussstahl hergestellt und haben
                              
                              									einen runden Querschnitt; sie werden von einem gusseisernen Körper getragen, der den
                              									inneren Teil des Schwungrades bildet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 80
                              Verbunddampfmaschine mit Kondensation von Gebr. Stork und Co.
                              
                           Das Magnetrad hat ein Gewicht von 80000 kg und erfüllt seine Aufgabe als Schwungrad
                              									für die Antriebsmaschine so vorzüglich, dass ein Ungleichförmigkeitsgrad von 1 : 350
                              									erreicht wird.
                           Die Wickelung der Pole besteht aus je einer Lage Kupferband, welches mit Hilfe
                              									einer besonderen Vorrichtung in Spulenform gebracht wurde. Die Isolierung der
                              									Windungen ist nach der Wickelung vorgenommen. Die Gefahr eines Durchschlagens ist
                              									die denkbar kleinste, da die Wickelung so dimensioniert wurde, dass auf jeden Pol
                              									nur ungefähr 1 Volt Spannungsdifferenz kommt. Die Maschine arbeitet also mit 84 bis
                              									100 Volt Erregerstromspannung. Dieser Strom wird nicht wie sonst durch eine direkt
                              									mit der Hauptwelle der Maschine gekuppelte Gleichstromdynamo erzeugt, sondern einer
                              
                              									besonderen 40 Kilo-Watt-Dampfdynamo entnommen. Die Erregermaschine musste diese hohe
                              									Leistung bekommen, weil sie gleichzeitig auch zur Speisung einiger
                              									Gleichstrommotoren und Lampen dient. Sie hat sechs Pole und ist, wie Fig. 40 zeigt, mit einer stehenden
                              									Zweifach-Expansionsdampfmaschine mit Kondensation der Firma Schichau in Elbing direkt gekuppelt, die 240 Umdrehungen in der Minute
                              									ausführt.
                           Die Maschinenfabrik Gebrüder Stork und Co. in Hengelo
                              									(Holland) stellte eine zum Betreiben mit überhitztem Dampf von 10 at Ueberdruck und
                              									350° C. eingerichtete liegende Verbunddampfmaschine mit Kondensation von 500 bis 600
                              										PSi aus; dieselbe ist, wie Fig. 41 bis 44 erkennen lassen, mit
                              									einer Dynamo der Elektrischen Industrie in Slikkerveer
                              									(Holland) von 350 Kilo-Watt für eine Spannung von 500 Volt direkt gekuppelt. Bei
                              									dieser Leistung soll der Nutzeffekt der Maschine mit zugehöriger Dynamo etwa 86 %
                              									betragen.
                           Die Hauptabmessungen der Dampfmaschine sind folgende:
                           
                              
                                 Durchmesser des Hochdruckcylinders
                                 530
                                 mm
                                 
                              
                                         „            „   Niederdruckcylinders
                                 875
                                 „
                                 
                              
                                 Gemeinsamer Kolbenhub
                                 1000
                                 „
                                 
                              
                                 Minutliche Umdrehungszahl
                                 115
                                 
                                 
                              
                           Wie bei allen Heissdampfmaschinen, welche nach den Patenten von W. Schmidt in Wilhelmshöhe bei Kassel gebaut sind,
                              									haben die Cylinder keine Dampfmäntel. Der Hochdruckcylinder ist derart aufgestellt,
                              									dass er sich unter der Einwirkung des überhitzten Dampfes frei ausdehnen kann. Er
                              									hat nur eine Stopfbüchse, die federnde gusseiserne Ringe und zwei Asbestringe
                              									enthält. Nach den bisherigen Erfahrungen sollen derartig abgedichtete Kolbenstangen
                              									nicht mehr angegriffen werden als diejenigen einer Maschine ohne Ueberhitzung.
                           Die Kolben beider Cylinder sind einfache Hohlkörper aus Gusseisen; der
                              									Hochdruckkolben hat Federn, System Ramsbottom, der
                              									Niederdruckkolben solche nach Mather und Platt. Die
                              									Fundamentrahmen haben Rundführungen und angegossene Kurbellager, deren gusseiserne
                              									mit Weissmetall gefütterte Schalen von oben und seitlich nachstellbar sind. Die mit
                              									aufgeschrumpften Kurbeln versehene Welle ist aus Siemens-Martin-Stahl hergestellt.
                              									Die aus dem gleichen Material geschmiedeten Treibstangen sind seitlich ausgefräst.
                              									Zur Dampfverteilung beider Cylinder dienen Doppelsitzventile, von denen die
                              									Einlassventile des Hochdruckcylinders durch stellbare, unter Einwirkung eines
                              									Flachreglers, Bauart Dörfel-Pröll, stehende Exzenter
                              									gesteuert, die Auslassventile durch feste Exzenter angetrieben werden.
                           Bei dem Niederdruckcylinder ist für je ein Einlass- und Auslassventil ein
                              									gemeinsames Exzenter angeordnet. Durch entsprechende Einstellung dieser Exzenter
                              									kann die Füllung innerhalb gewisser Grenzen geändert werden.
                           Der nach Angaben von Wilhelm Schmidt in Wilhelmshöhe
                              									hergestellte Aufnehmer (Fig.
                                 										45, S. 78) wird mittels einer grossen Anzahl ⊂-förmig gebogener Röhren durch stagnierenden Kesseldampf geheizt, wenn die
                              									Füllung des Hochdruckcylinders klein ist, oder durch zirkulierenden Heissdampf, wenn
                              									die Füllung gross ist. Infolgedessen wird je nach der Arbeitsleistung der Maschine
                              									wenig oder mehr Warme an den Niederdruckcylinder abgegeben und dem Hochdruckcylinder
                              									entzogen. Ein durch eine Feder belastetes Wechselventil zwingt den nach dem
                              									Hochdruckcylinder strömenden Dampf seinen Weg direkt nach dem Cylinder zu nehmen,
                              									oder ganz oder teilweise durch die ⊂-förmigen Röhren. Die
                              
                              
                              									hinter dem Niederdruckcylinder im Fundament aufgestellte einfach wirken de Luftpumpe
                              									stehender Anordnung wird von der verlängerten Kolbenstange des genannten Cylinders
                              									angetrieben.
                           Ueber Versuche, welche von den Professoren Ravenek und
                              										Gründet der polytechnischen Hochschule in Delft an
                              
                              									einer der vorbesprochenen ungefähr gleichen Maschine der Spinnerei in Enschedé
                              									(Holland) am 10. und 11. April 1900 angestellt wurden, geben Gebr. Stork und Co. folgendes an.
                           Die Cylinder der Versuchsmaschine haben dieselben Abmessungen wie diejenigen der
                              									Pariser Ausstellungsmaschine; die minutliche Umdrehungszahl beträgt jedoch nur 85
                              									und es wurden mit dieser bei einer Manometerspannung des in den Hochdruckcylinder
                              									tretenden Arbeitsdampfes von 9,0 bezw. 9,2 at und einer Temperatur von 344 bezw.
                              									341° C., sowie einem Vakuum von 66 bezw. 65,5 cm Quecksilbersäule nach den
                              									Diagrammen im Mittel 410,11 bezw. 398,24 PSi
                              									entwickelt.
                           Der Dampf verbrauch stellte sich hierbei auf 4,38 bezw. 4,625 kg, der Kohlenverbrauch
                              									auf 0,55 bezw. 0,56 kg für 1 PSi/Std.
                           Die Verdampfungsziffer des Lancashire-Kessels von 90 qm Heizfläche und 3,24 qm
                              									Rostfläche beträgt hiernach 7,986 bezw. 8,276.
                           Der Ueberhitzer hat 100 qm, der Ekonomiser ebenfalls 100 qm und der mit Heissdampf
                              									gespeiste Aufnehmer 10 qm Heizfläche.
                           Von der in der Kohle (Heizwert 7800 Kal.) aufgespeicherten Wärme wurden während der
                              									je 4½ Stunden andauernden Versuche im Kessel 77,7 bezw. 80,6 %, in der Dampfmaschine
                              									19 bezw. 18 %, insgesamt demnach 14,8 bezw. 14,6 % nutzbar gemacht.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)