| Titel: | Neue Schaltungen für Eisenbahnüberwegläutewerke. | 
| Autor: | L. Kohlfürst | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 139 | 
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                        Neue Schaltungen für
                           								Eisenbahnüberwegläutewerke.
                        Von L. Kohlfürst.
                        Neue Schaltungen für Eisenbahnüberwegläutewerke.
                        
                     
                        
                           In jenen Ländern, wo der Abgang der Züge von allen Stationen mittels der
                              
                              
                              									durchlaufenden Läutesignale angezeigt wird, lag den Eisenbahnen, seitdem sie mit der
                              									letztgedachten Signaleinrichtung ausgerüstet sind, ein Bedürfnis nach weiteren,
                              									besonderen Zugsannäherungssignalen für Bahnüberwege nicht mehr vor. Ein solches
                              									Bedürfnis stellte sich jedoch ein, als Nebenbahnen entstanden, für welche von der
                              									Einrichtung zum Abläuten der Züge, gleichwie von einer ständigen Bewachung der
                              									Ueberwege durch Bahnwärter abgesehen war, und als man sich bemüssigt sah, auf einer
                              									grossen Zahl derartiger eingeleisiger Nebenlinien die ursprünglich äusserst geringen
                              									Fahrgeschwindigkeiten zu erhöhen. Aus letzterem Umstände ergab sich die
                              
                              									Notwendigkeit, für stark benutzte Ueberwege auf den in Rede stehenden Strecken eine
                              									der ältesten Signalformen, nämlich das Zugannäherungssignal wieder aufzunehmen, und den neuen Verhältnissen
                              									angemessen anzuordnen in der Weise, dass das den Bahnüberweg benutzende Publikum
                              
                              									durch jeden Zug von seinem bevorstehenden Eintreffen rechtzeitig und selbstthätig
                              									benachrichtigt wird, ohne erst der Vermittelung eines Bahnwärters zu bedürfen. Für
                              									diesen Zweck war es das Naheliegendste und Natürlichste, als Signalvorrichtung
                              									elektrisch betriebene Läutewerke anzuwenden, weil eben Glockengeläute bei
                              									entsprechend kräftiger Ausführung der Läutevorrichtung nicht nur genügend weit
                              									wahrnehmbar, sondern auch der Bevölkerung im allgemeinen als Warnungszeichen bereits
                              									bekannt ist.
                           Einschlägige Einrichtungen sind im Verlaufe der letzten Jahre an dieser Stelle
                              									bereits wiederholt besprochen worden (vgl. D. p. J.
                              									1893 290 * 86. 1894 294 * 184
                              									1895 295 * 256. 298 * 110.
                              									1896 299 * 132. 302 * 136.
                              									1897 305 * 135. 306 * 117.
                              									1898 309 * 171. 310 * 154),
                              									und darunter aucheine zum selbstthätigen Anlassen und Abstellen von
                              									Ueberwegläutewerken bestimmte Schaltvorrichtung von Langbein (1896 299 * 135), die sich durch
                              									geradezu überraschende Einfachheit auszeichnete. Trotzdem hatte diese Anordnung für
                              									die Praxis die unliebsame Schattenseite, dass allenfalls eintretende Drahtbrüche in
                              									den elektrischen Leitungen, sowie jedes Versagen des Schaltwerkes oder auch
                              
                              									stossweises, mehrmaliges Verbinden des Batterieweges in den auf der Strecke
                              									ausgelegten und von den Zügen thatig zu machenden Stromschliessen ein heilloses
                              									Durcheinander in der Thätigkeit der Signalvorrichtung mit sich bringt. Diesem
                              									Uebelstande sucht eine von F. Blacizek herrührende, in
                              										Fig. 1 schematisch
                              									ersichtlich gemachte, verbesserte Anordnung abzuhelfen.
                           Das betreffende Schaltwerk besteht gleich wie das Langbein'sche aus einem Steigrädchen z (Fig. 1), das in bekannter
                              									Weise durch einen Gelenkhaken h um je eine Zahnbreite
                              									weitergerückt wird, so oft der Elektromagnet m seinen
                              									Anker a anzieht. Auf der Steigradachse x stecken drei voneinander getrennte, mit verschiedenen
                              									Randeinschnitten versehene, und in ganz bestimmten Lagen festgestellte
                              									Kontaktscheiben r1, r2 und r3, welche den
                              									Hauptunterschied gegenüber der Ursprungskonstruktion bilden, die eben nur eine
                              									einzige Kontaktscheibe aufweist. Die Naben der Scheiben r1, r2 und r3 sind von der gemeinsamen Drehachse x durch Isolierhülsen geschieden und dienen den
                              									Schleiffedern f1, f2 und f3 als Auflager. Gegen
                              									den Rand jeder der drei Scheiben drückt sich eine Kontaktfeder c1c2c3, die
                              
                              									ersichtlichermässen so lange, als sie einen Fleischteil der Scheibe berührt, eine
                              									leitende Verbindung durch die letztere zur betreffenden Feder f1f2f3 herstellt, wogegen
                              									dieser Stromweg unterbrochen ist, wenn sie in einer Zahnlücke der Scheibe – die allenfalls
                              									auch durch einen isolierenden Stoff ausgefüllt sein kann – sich befindet. Was die
                              									Grosse der Fleischteile, das sind die Zähne der Kontaktscheiben, anbelangt, so
                              									stimmt dieselbe bei r1
                              									genau mit je zwei Zahnsegmenten des Steigrades z, bei r2 und r3 hingegen mit nur je einem solchen Segmente überein, während umgekehrt die Breite der
                              									Zahnlücken in r1 nur
                              									jener eines Steigradzahnes und in r1 und r3 aber der Breite von
                              										zwei Steigradzähnen entspricht. Vermöge dieses
                              									Verhältnisses beträgt die Anzahl der Kontaktscheibenzähne für alle Fälle ein Drittel
                              									der gesamten Zahnzahl des Steigrädchens z, welch
                              									letztere also stets durch drei teilbar sein muss, während sie im übrigen ganz
                              									beliebig und lediglich nach Massgabe der Zweckdienlichkeit gewählt werden kann. Das
                              									geschilderte Schaltwerk steht, wie es in Fig. 1 durch gestrichelte
                              									Linien dargestellt erscheint, durch Leitungsdrähte mit der Batterie b und dem beim Ueberweg auf einem Ständer angebrachten
                              									Läutewerke w in Verbindung, ferner ebenso durch die
                              									Leitungen l1, l2 und l3 mit den drei
                              									Stromschliessern s1,
                              										s2 und s3, von denen s1 und s3 etwa 800 bis 1000 m
                              									vor, bezw. hinter dem Ueberwege ins Eisenbahngeleis gg
                              
                              									eingelegt sind, während s2 zunächst des Ueberweges selbst seinen Platz erhält. Dass man hierbei nur
                              									eines jener Läutewerke verwenden wird, die sich durch besonders kräftige, scharfe
                              									Klangwirkungen auszeichnen, dass man allenfalls auf jeder der beiden Seiten des
                              									Ueberweges ein solches Läutewerk anbringen wird, dass man ferner für s1, s2 und s3 ganz nach Ermessen
                              									Schienen-durchbiegekontakte, Radtaster, isolierte Schienen, kurz jede beliebige Form
                              									eines zweckmässig konstruierten einfachen Stromschliessers verwenden kann, ist
                              									selbstverständlich, jedoch für das System an sich völlig belanglos.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 140
                              Blacizek's Schaltwerk.Fig. 1 in der Normallage. Fig. 2 nach den ersten,
                                 										Fig. 3 nach der zweiten Stromschliessung
                              
                           Denkt man sich, dass auf der Bahnstrecke gg sich – etwa
                              									von links gegen rechts – ein Zug dem Ueberweg nähert, so bewirkt das erste Räderpaar
                              									der Lokomotive die leitende Verbindung von s1, zur Erde, wodurch die Batterie b über i2, m, e, s1, l1, i, f1, r1, c1, i3, i1 und l in Schluss
                              									gelangt. Demzufolge dreht der von m angezogene Anker
                              										a mit dem Haken h das
                              									Steigrad der Schalt Vorrichtung um eine Zahnbreite weiter, welche Bewegung natürlich
                              									alle drei auf der Schaltwerksachse x festsitzenden
                              									Kontaktscheiben mitmachen, so dass sich die in Fig. 1 dargestellte
                              									reguläre Ruhelage in jene umwandelt, welche Fig. 2 ersehen lässt. Es
                              									wurde durch diesen Stellungswechsel der zwischen c1 und f1 bestandene Stromweg unterbrochen und dafür eine
                              									leitende Verbindung von c2 zu f2 sowie
                              									von c3 zu f3 neu hergestellt,
                              									d.h. der Schaltwerkelektromagnet m ist wieder stromlos
                              
                              									geworden, hingegen die Batterie b über i2, f3, r3, c3, w, i1 und l in Schluss gelangt, weshalb das Läutewerk von dem
                              									Augenblicke an, wo der Zug bei s1, eintraf, seine warnende Thätigkeit aufnahm und
                              
                              									dieselbe fortsetzt, bis die Lokomotive, am Ueberweg angekommen, s2 an Erde legt. Der
                              									aus letzterem Anlasse entstehende Stromschluss über i2, m, e,
                                 										s2, l2, f2, r2, c2, i3, i1, und l bewirkt eine
                              									neuerliche Vorrückung des Steigrädchens z um einen
                              									Zahn, wodurch die Kontaktscheiben die in Fig. 3 gekennzeichnete
                              									Lage erhalten. Weil hierbei der Stromweg c2f2 unterbrochen wurde, stellte das Läutewerk seine
                              									Thätigkeit ein. Der Zug erreicht endlichs3 und somit erfolgt die dritte Weiterrückung des
                              									Schaltwerkes um eine Zahnbreite, weil beim Befahren von s3 ein Stromschluss über i2, m, e, s3, l3, i, f1
                              									r1, c1, i3, i1 und l stattfindet. Das Schaltwerk hat auf diese Weise seine
                              									Ursprungslage (Fig. 1)
                              									zurückgewonnen und steht wieder für jeden nächsten Zug zur Auslösung bereit, mag
                              									dieser aus derselben Richtung eintreffen, wie der frühere, oder aus
                              									entgegengesetzter, denn das Verhalten der Einrichtung bleibt, wie man sich durch die
                              									Verfolgung der betreffenden Phasen an der Hand der Zeichnung leicht überzeugen kann,
                              									genau dasselbe, ob nun s1 oder ob s3
                              									als erster Stromschliesser an die Reihe gelangt.
                           Gleichwie die meisten ähnlichen Anordnungen gestattet auch die vorgeschilderte Blacizek'sche gewisse Erleichterungen in der
                              									Unterhaltung und Ueberwachung zu erzielen, wenn einzelne Teile der Einrichtung nicht
                              									beim Ueberweg, sondern in der nächsten Station aufgestellt werden, wobei allerdings
                              									die jeweiligen örtlichen Verhältnisse für die Wahl der Abänderung besonders
                              									massgebend sind. So wird es beispielsweise bei einer Ueberwegsignalanlage, die
                              									vermöge ihrer Entfernung von der Station die Aufwendung einer dreidrähtigen Leitung
                              									vom Ueberweg bis zur Station nicht als zu kostspielig erscheinen lässt, sehr
                              									zweckmässig sein, die Batterie und auch das Schaltwerk im Dienstzimmer des
                              									Stationsbeamten unterzubringen und beides der Aufsicht des letzteren zu überweisen,
                              									der sich auf diesem Wege nicht nur über das Verhalten der Signalvorrichtung, sondern
                              									auch hinsichtlich der Zugsfahrten fortwährend am Laufenden zu halten vermag. Wie
                              									sich in einem solchen Falle das Stromlaufschema gestaltet, lässt sich aus Fig. 1 unschwer ableiten.
                              									Sind auf einer längeren Strecke mehrere mit Läutesignalen zu versehende Bahnüberwege
                              									vorhanden, dann erscheint es vielleicht zweckmässiger, die in Fig. 4 ersichtlich gemachte Anordnung zu wählen, bei
                              									welcher zwar das Schaltwerk bei den Ueberwegen aufgestellt bleibt, dafür aber die
                              									Betriebsbatterie b, und zwar ohne Rücksicht auf die
                              									Zahl der Ueberwege, nur eine einzige, gemeinsame, in
                              									der nächsten Station untergebracht wird. Im Dienstzimmer dieser Station kann dann
                              									allenfalls zur Durchführung der Kontrolle noch ein als Linien- und Batterieprüfer
                              									geeignetes Galvanoskop p und ein von sämtlichen
                              									Ueberwegläutewerken in Thätigkeit gesetzter Mitläutewecker w1 eingeschaltet sein. Die Art des
                              									Zusammenwirkens der einzelnen Teile einer im Sinne der Fig.
                                 										4 durchgeführten Anlage lässt diese Zeichnung ohne weiteres feststellen,
                              									und ebenso ergibt dieselbe auf den ersten Blick, dass diese ganze Einrichtung
                              									einfach und wirtschaftlich ist.
                           Wäre nun des Näheren zu prüfen, inwieweit die Blacizek'sche Anordnung der Langbein'schen
                              									überlegen gelten darf und das gestellte Programm erfüllt, so zeigt sich – wenn man
                              									sich zu diesem Behufe etwa wieder der Fig. 1 als Unterlage
                              									bedient –, dass in der That hinsichtlich jener beiden Stromschliesser s1s2 oder s3s2, welche bei einer
                              									Zugsfahrt zuerst zur Benutzung gelangen, eine etwaige
                              									stossweise, mehrmalige Bethätigung keinerlei störende Folgen nach sich zu ziehen
                              									vermag, weil doch in dem Augenblicke, in welchem der betreffende Stromschliesser
                              									seine Wirkung ausgeübt hat, die Vorbedingungen für eine nochmalige solche Wirkung
                              									nicht mehr vorhanden sind, indem sich die Lage des Schaltwerkes in der weiter oben
                              									ausführlich geschilderten Art und Weise umwandelt. Diese Sicherung ist jedoch für
                              									den vom Zuge zuletzt zu befahrenden, dritten Stromschliesser nicht mehr vorhanden,
                              									sondern hier würde, wenn in demselben wiederholte Bethätigungen während der Fahrt
                              									desselben Zuges vorkämen, der zweite Schluss eine neuerliche Einschaltung des
                              									Ueberwegläutewerkes verursachen, wogegen allerdings die etwaigen weiteren Schlüsse
                              									im Streckenkontakte keine Wirkung mehr ausüben könnten, während bei der
                              									Ursprungsanordnung jeder einzelne überflüssige Tasterschluss immer wieder eine Seh
                              									alterum Stellung bewirkte. Bei der neuen Anordnung erfolgt also lediglich die
                              									besagte, zweite Auslösung des Läutewerks, welches in
                              									einem solchen Falle so lange fortarbeitet, bis das Schaltwerk entweder mit der Hand
                              									wieder richtig gestellt wird, oder bis irgend ein nächster Zug den
                              									Streckenstromschliesser s2 überfährt, wodurch die Signalvorrichtung gleichfalls ihre rechtmässige
                              									Lage zurückerhält. Soll in dieser Hinsicht vollständige Abhilfe geschaffen werden,
                              
                              									dann dürfen für die beiden Stromschliesser s1 und s3 (Fig. 1) natürlich nur
                              									solche Vorrichtungen zur Verwendung gelangen, welche für alle Fälle nach der ersten
                              									Bethätigung bei jeder Zugsfahrt den Stromschluss so lange ununterbrochen aufrecht
                              									halten, bis selbst der längste, langsam fahrende Zug über die Stromschlussstelle
                              									hinweggelangt ist. Wie bekannt, gibt es ja solche Anordnungen, die für ziemlich
                              									verlässlich gelten; als das Einfachste und Billigste dürften übrigens wohl isolierte
                              									Stücke des Schienenstranges anzusehen sein, die eine hinreichende Länge besitzen, um
                              									stets mindestens zwei Rädern der Eisenbahnfahrzeuge gleichzeitig Raum zu
                              									gewähren.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 141
                              Fig. 4.Blacizek's Schaltung für Ueverwegläutewerke bei Anwendung einer
                                 										gemeinsamen Batterie.
                              
                           Was die Begleiterscheinungen anderweitiger Störungen betrifft, welche durch
                              
                              									vorübergehende Gebrechen der Leitungen oder der Streckenstromschliesser eintreten
                              									können, so ergibt sich, dass beispielsweise durch Drahtbrüche in den Leitungen l1 und l3 (Fig. 1) oder durch
                              									Versagen der Stromschliesser s1 oder s3 bei der Annäherung
                              									der Züge an den Bahnüberweg die reguläre Signalgebung ausbleibt, dagegen aber eine
                              									Auslösung des Läutewerkes ohne weitere Abstellung erfolgt, bis der betreffende Zug
                              									den dritten Stromschliesser thätig macht. Tritt einer der soeben betrachteten Fehler
                              
                              									erst zur Zeit ein, wo sich ein Zug bereits wieder vom Ueberweg entfernt, so erhält
                              
                              									zwar jeder zweitnächste Zug (d. i. der 3., 5., 7....), welcher aus derselben
                              
                              									Richtung eintrifft wie der erste, sein regelrechtes Annäherungssignal, während alle
                              									anderweitigen Züge sich nicht signalisieren und überhaupt keine Läutewerksauslösung
                              									zu stände bringen. Diese oder ähnliche Anständesind eben mehr oder minder mit
                              									allen jenen Systemen von Ueberwegläutewerkanlagen verbunden, welche mit
                              									gewöhnlichen, bei jeder Fahrtrichtung der passierenden Züge in derselben Weise
                              									ansprechenden Streckenstromschliessern das Auslangen finden wollen, und der
                              
                              
                              									Misslichkeit einer zweiten, ungehörigen Auslösung beim Befahren des dritten
                              									Stromschliessers durch die Zwischenlegung eines Schaltwerkes zu begegnen trachten.
                              
                              									Dieses Uebel verliert jedoch, wenn es, wie im vorliegenden Falle, möglich ist, das
                              									Schaltwerk oder doch mindestens eine die Ueberwachung der Signalthätigkeit
                              									ermöglichende Vorrichtung in der nächsten Station aufzustellen, für die Praxis auf
                              									Nebenbahnen sehr an Bedenklichkeit, da sich ja jede Unregelmässigkeit deutlich
                              									ersichtlich macht und dafür sofortige Abhilfe eingeleitet werden kann.
                           Für jene Ueberwegläutewerke, bei denen man der Möglichkeit einer zweiten, unstatthaften Auslösung auf die Weise aus dem Wege
                              									geht, dass man Streckenkontakte anwendet, welche nur einseitig ansprechen, d.h. welche lediglich durch die sich dem Ueberweg
                              									annähernden Züge zur Wirksamkeit gebracht werden können, brauchen die
                              									Schaltvorrichtungen natürlich weit weniger peinlich angeordnet zu sein, als bei der
                              									früher besprochenen Gattung, da sich die Aufgabe des Umschalters bloss auf das
                              									Anlassen und auf das Abstellen des Läutewerks beschränkt. Eine von J. Saček angegebene, überaus einfache Einrichtung der
                              									zweitgedachten Art lässt Fig. 5 ersehen. Es ist
                              									hierbei vorausgesetzt, dass die hintereinander geschalteten Streckenkontakte s1 und u1 bezw. s2 und u2 derart eingerichtet
                              									seien, dass die nach aussen liegenden Taster s1 und s2 als Stromschliesser, die dem Bahnüberweg näher
                              									liegenden Taster u1 und
                              										u2 hingegen als
                              									Stromunterbrecher wirken. Demgemäss wird jeder sich dem Ueberweg nähernder Zug
                              									zuvörderst in den Leitungen l1 oder l2
                              									einen Stromweg herstellen, der freilich kurz darauf wieder eine Unterbrechung
                              									erfährt, sobald der Zug die zweite Kontaktstelle u1 bezw. u2 erreicht. Fährt späterhin der Zug über den
                              									Bahnüberweg hinaus, so gelangt er zuerst an u1 oder u2, unterbricht hier den Erdanschluss und kommt dann
                              									erst zu s1 bezw. s2, wo die Bethätigung
                              									diesmal aber wirkungslos bleibt, weil zur Zeit in u1 bezw. u2 noch die Unterbrechung vorhanden ist. Für diese
                              									Zwecke entwarf Saček Vorrichtungen (vgl. Elektrotechnische Zeitschrift, 1900 S. 932) nach Art
                              									der bekannten Siemens und Halske'schen
                              									Quecksilberkontakte, und zwar sind die Stromschliesser nur gewöhnliche
                              									Schienendurchbiegekontakte, bei welchen durch die darüber wegfahrenden
                              									Eisenbahnfahrzeuge bezw. vermöge der hierbei erfolgenden Schieneneinbiegung aus dem
                              									flachen Hauptgefasse Quecksilber in ein Nebenrohr emporgetrieben wird, so dass im letzteren
                              									ein Stromweg entsteht. Bei den Unterbrechern sind jedoch drei kommunizierende
                              									Gefässe vorhanden; auf den elastischen Deckel des ersten davon wirkt die
                              									Schieneneinbiegung, so dass das Quecksilber zum Teile ins zweite Gefäss verdrängt
                              									wird und hier die Luft zusammenpresst. Letztere drückt dann in dem einen Arm des
                              									dritten, doppelschenkligen Gefässes eine Quecksilbersäule so weit nach abwärts, dass
                              									der daselbst bei normalem Quecksilberstande vorhandene Stromweg zur Erde aufhört.
                              									Aus dem zweiten Gefässe kann das dahin verdrängte Quecksilber nur durch ein dünnes
                              
                              									Röhrchen seinen Rückweg nehmen und es braucht hierzu mehr Zeit, als jede Radachse
                              
                              									des Zuges braucht, um nach dem Ueberfahren von u1 oder u2 weiter über s1 bezw. s2 hinwegzugelangen. Der Stromschluss in s1 oder s2 fällt also in eine
                              									Zeit, wo in u1 bezw.
                              										u2 der normale
                              									Stromweg noch nicht zu stande gekommen ist, und bleibt wirkungslos. Was den beim
                              									Ueberweg angebrachten Streckenkontakt u3
                              									(Fig. 5) anbelangt, so
                              									ist für denselben gleichfalls eine der zuletzt geschilderten Vorrichtungen in
                              									Aussicht genommen, allein da es sich an dieser Stelle ja nicht um eine bestimmte
                              									Dauer der Wirkung handelt, wie bei u1 und u2 kann auch jeder sonst geeignete, für
                              									Stromunterbrechung eingerichtete Radtaster in Verwendung genommen werden. Die
                              									weitere Einrichtung am Bahnüberweg besteht lediglich aus einem Läutewerk w oder mehreren solchen, ferner aus dem Schaltrelais
                              										r und den beiden Batterien b1 und b2.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 142
                              Fig. 5.Saček's Schaltung für Ueberwege (Ruhelage).
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 142
                              Fig. 6.Saček's Ueberwegläutewerksschaltung bei Anwendung gemeinsamer
                                 										Batterien.
                              
                           Verfolgt man beispielsweise die Fahrt eines von rechts gegen links verkehrenden
                              									Zuges, so sieht man, dass derselbe beim Ueberfahren des Stromschliessers s2 die Batterie b1 über i1, l3, i, s2, u2, e2, e3, i2 und r thätig macht; das Relais zieht infolgedessen seinen
                              									Anker an und bringt einerseits das Federnpaar n und m, andererseits das Federnpaar p und q in gegenseitige Berührung. Auf diese
                              									Weisewird fortan die Relaisspule von einem Dauerstrom durchflössen, der von i1 über m, n, u3, i2 und r seinen Weg findet und den Relaisanker bis auf
                              									weiteres verhindert, wieder abzureissen. Zugleich setzt die Batterie b2 das Läutewerk w in Thätigkeit, nachdem ihr Schliessungskreis zwischen
                              										p und q nicht mehr
                              									unterbrochen ist. An dieser Wirkung des Stromschliessers s2 vermag die unmittelbar hinterher
                              									erfolgende Bethätigung von u2 nichts mehr zu ändern, wohl aber besorgt der Zug beim Vorbeifahren am
                              									Bahnüberweg durch die in u3 erzeugende Unterbrechung das Abstellen des Läutewerkes, denn in dem
                              									Momente, wo in u3 der
                              									Stromweg für b1
                              									aufhört, reisst der Relaisanker ab und es hören damit auch wieder die Stromwege mn und pq auf. Dieser
                              									zurückerworbene, normale Zustand des Relais und des Läutewerkes erfährt auch durch
                              									die Weiterfahrt des Zuges keine Störung mehr, weil letzterer beim Befahren von u1 in der früher
                              
                              
                              
                              
                              
                              
                              
                              									geschilderten Art den Anschluss zur Erde e1 aufhebt, so dass also s1 völlig wirkungslos bleibt. Wie man
                              									sieht, kann in vorliegendem Falle irgend ein Drahtbruch in den Leitungen l1 oder l2 oder das Versagen
                              									der Streckenkontakte s1, s2 und u3 stets nur zweierlei
                              									Erscheinungen hervorrufen, nämlich es unterbleibt entweder die Auslösung oder die Abstellung des Läutewerkes. Eine weitere Komplikation in den
                              									Störungserscheinungen, wie etwa bei der vorhin betrachteten Blacizek'schen Einrichtung, bleibt lediglich auf den Fall beschränkt, dass
                              									einer der Unterbrecher u1 oder u2
                              									hinsichtlich der sich vom Ueberweg entfernenden Zügen seine Schuldigkeit nicht
                              									thut.
                           Eine ähnliche Schaltung, wie die geschilderte Saček'sche, ist übrigens auch schon auf englischen Bahnen im Gebrauch
                              									gestanden oder noch in Verwendung, nämlich für Rüchmelder auf Bahnhöfen, mit der Bestimmung, durch Geläute anzuzeigen,
                              									dass ein Zug auf ein bestimmtes Geleise eingefahren ist, und bei diesem Läuten so lange zu
                              									verharren, bis der Zug das Geleise wieder verlassen hat. Dass die Anordnung aber
                              									gerade für Ueberwegläutewerkseinrichtungen mit einseitig ansprechenden
                              									Streckenkontakten – etwa unter Verwendung der erprobten Hattemer-schen Taster (vgl. D. p. J. 1894 294 * 184) – vorzüglich geeignet erscheint, zeigt gleich
                              									der erste Blick auf das einfache Stromlaufschema.
                           Mit Rücksicht auf die urwüchsige, einfache Einrichtung des Schaltrelais, das sich
                              									ganz leicht und wohlgeschützt in den Läutewerkskasten einbauen lässt, liegt ein
                              									Bedürfnis, dasselbe in die Station zu verlegen, wohl kaum vor, immerhin wird es
                              									jedoch wünschenswert bleiben, die Batterien in die Station zu versetzen und dort ein
                              									Kontrollwerk aufzustellen, mit dessen Hilfe das Arbeiten der Ueberwegläutewerke
                              									genau verfolgt werden kann. Dies gilt natürlich ganz im besonderen, wenn auf einer
                              
                              									Strecke mehrere mit Annäherungssignalen versehene Bahnüberwege vorhanden sind, in
                              									welchem Falle dann die Anlage zweckmässig im Sinne der Fig.
                                 										6 ausgeführt wird. Für die Batterieanschlüsse sind zwei durchlaufende
                              									Leitungen L1 und L2 erforderlich; das
                              
                              									Zusammenwirken der Teile ist an der Hand der Zeichnung leicht zu verfolgen: Führe
                              									z.B. ein Zug gegen die Station, so schliesst er beim Passieren von s1 den Strom der
                              									Batterie b1 über x, L2, x2, r2,i2, i1, l1, s1, u1, e1, e, i und k; demzufolge
                              									verbindet das Relais die Stromwege n2m2 und p2q2. Ein Abreissen des Relaisankers kann nun nicht
                              									mehr erfolgen, weil b1
                              									über x, L2, x2, r2, i2, n2, m2, u3, i3, e3, e, i und k dauernd
                              									geschlossen ist; zugleich läutet w2 infolge des von b2 über y, L1, y2, p2, q2, w2, i3, e3, e, i, w verlaufenden
                              									Stromes. Dieser Zustand währt so lange, bis der Zug beim Bahnüberweg II über u3 fahrend den herrschenden Relaisstrom unterbricht,
                              									wodurch auch die Kontakte m2n2 und p2q2 wieder aufhören. Die
                              									Befahrung des Stromschliessers s2 wird aus den schon früher wiederholt in Betracht
                              									gezogenen Gründen durch die vorausgehende Bethätigung des Unterbrechers u2 wirkungslos. In
                              
                              									gleicher Weise vollziehen sich die Vorgänge auch wieder beim nächsten Ueberweg I und übereinstimmend – nur in verkehrter Reihenfolge –
                              									werden sie sich abwickeln, wenn ein Zug aus entgegengesetzter Richtung die Strecke
                              									durchfährt. So oder so wird dabei jedes an den Ueberwegen erfolgende Läutesignal in
                              									der Station, wo es der Wecker w mitspielt, kontrolliert
                              									werden können. Das in Fig. 6 mit k bezeichnete Instrument, welches nebst dem
                              									Mitläutewecker w im Stationszimmer Platz zu finden
                              									hätte, ist als ein stehendes Galvanoskop gedacht, welches geeignet und mit den
                              									nötigen Anschlüssen versehen sein soll, um bequem als Linien- und Batterieprüfer zu
                              									dienen.