| Titel: | Die Schlachthofanlage St. Gallen. | 
| Autor: | Alois Schwarz | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 175 | 
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                        Die Schlachthofanlage St. Gallen.
                        Die Schlachthofanlage St. Gallen.
                        
                     
                        
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 175
                              
                           Diese im Jahre 1894 von der Aktiengesellschaft der
                                 										Maschinenfabriken Escher, Wyss und Co. in Zürich eingerichtete Kühlanlage
                              									kam zu Anfang des Jahres 1895 in Betrieb und arbeitet seitdem ohne die geringste
                              									Betriebsstörung zur Zufriedenheit der Aufsichtsbehörde, speziell was die
                              									ökonomischen und produktiven Verhältnisse der Maschinen und Apparate anbetrifft. Die
                              									Disposition der Anlage ist aus dem beigegebenen Plane ersichtlich.
                           Die Kältemaschine, dimensioniert für eine Leistung entsprechend 60000 neg. Kal. bei –
                              									2 bis – 5° im Salzbade gemessen, dient zur Kühlung einer im Souterrain der
                              									Grrossviehschlachthalle gelegenen Fleischkühlhalle von etwa 370 qm Bodenfläche,
                              									welche auf einer Durchschnittstemperatur von +2° C. zu halten ist.
                           Für den Betrieb der gesamten Anlage ist eine horizontale, normal 55 PSe leistende Eincylinderdampfmaschine A mit Doppelschiebersteuerung und mit vom Regulator
                              									beeinflusster, variabler Expansion aufgestellt. Der Auspuffdampf der Maschine
                              									arbeitet, mit Umschaltung ins Freie versehen, durch einen Speisewasservorwärmer B. Die Kraftabgabe erfolgt durch ein Riemenschwungrad
                              									auf die im Souterrain des Maschinenraumes befindliche Haupttransmission C, durch welche verschiedene Vorgelege zum Betrieb der
                              									diversen Pumpen, des Exhaustors, der Rührwerke und Fleischhackmaschinen angetrieben
                              									werden. – Der ebenfalls von der Haupttransmission erfolgende Kompressorantrieb ist
                              									mit einer Ausrückkuppelung versehen, wodurch ein sofortiges Ausserbetriebsetzen des
                              									Kompressors ermöglicht ist.
                           Der Kompressor selbst ist eine horizontale, doppeltwirkende Maschine Nr. IVa, derart
                              
                              									eingerichtet, dass bei Vergrösserung der Anlage durch Anhängen eines zweiten
                              									Cylinders ein Doppelkompressor entsteht, wodurch die bisherige Leistungsfähigkeit
                              									bis auf 120000 neg. Kal. gebracht, also verdoppelt werden kann. Ausser Dampfmaschine
                              
                              									und Kompressor befinden sich im Maschinenraume noch die Kohlensäureregulier- und
                              									Einziehvorrichtung D und E.
                           Anstossend an den Maschinenraum befindet sich der Apparatenraum, welcher zur Aufnahme
                              									des Refrigerators, Kondensators und der Luftkühlapparate bestimmt ist.
                           Der Tauchkondensator F und der Refrigerator G, in cylindrischer Form ausgeführt, enthalten die
                              									notwendigen Rohrspiralen, sowie je ein zentral eingebautes Rührwerk; auch sind die
                              									Blechgehäuse derart gross bemessen, um die bei der
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 176
                              
                           Vergrösserung der Maschine in Frage kommenden Rohrspiralen aufnehmen zu
                              
                              									können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 177
                              
                           Als Speisepumpe für den Kondensator dient eine im Souterrain
                              									des Apparatenraumes aufgestellte, auslösbar eingerichtete Rotationspumpe H, welcher die Aufgabe zufällt, das für die
                              									Kältemaschine erforderliche Kühlwasser aus dem nebenliegenden, gemauerten Reservoir
                              									nach dem Hochwasserbehälter J hochzupumpen, von wo es
                              									frei nach dem Kondensator abfliesst, um denselben im Gegenstrome zur kondensierenden
                              									Kohlensäure zu passieren. – Neben der eben besprochenen Kühlwasserpumpe befindet
                              									sich die ebenfalls ausrückbar eingerichtete Chlorcalciumpumpe K: deren Zweck
                              									darin besteht, die durch die Saugleitung vom Refrigeratorerhaltene
                              									Chlorcalciumlösung durch verzweigte: Druckleitungen in den oberen Teil der beiden
                              									Luftkühlapparate LL zu fördern.
                           Die beiden als sogen. Regenkühler ausgebildeten Luftkühler, in welchen die
                              									Chlorcalciumlösung frei abwärts fliessend von Kaskade zu Kaskade feine
                              									Wasserschleier bildet, werden von der Luft in entgegengesetzter Richtung von unten
                              									nach oben durchströmt, und hat dieses Luftkühlsystem, da es eine direkte Berührung
                              									der Luft mit der kalten Salzlösung im Betriebe, was Kühlung, Trocknung und Reinigung
                              									der Luft anbelangt, vorzügliche Resultate ergeben.
                           Die unten austretenden, erwärmten Chlorcalciumlösungen fliessen, da die Luftkühler
                              									entsprechend hoch stehen, behufs Wiederabkühlung frei in den Refrigerator
                              									zurück.
                           Die Bewegung der Luft von der Kühlhalle nach dem Luftkühlapparat, durch diesen und
                              									wieder zurück nach der Halle, wird durch einen Exhaustor von 800 mm
                              									Flügeldurchmesser besorgt. Derselbe ist, um je nach Kältebedarf verschiedene
                              
                              
                              									Luftmengen zu erzielen, mit Stufenscheibenantrieb und auslösbarem Vorgelege
                              									versehen. Um der Lufterneuerung ebenfalls Rechnung zu tragen, sind die
                              									Frischluftleitungen mit den Hauptleitungen derart in Verbindung gebracht, dass von
                              									dem Exhaustor nach Bedarf frische Aussenluft angesaugt und in Zirkulation gegeben
                              									werden kann.
                           Zum Schlusse sei noch erwähnt, dass der Betriebsdampf für die Dampfmaschine, sowie
                              									Heizung diverser Brühkessel im Schlachthof von zwei je 48 qm haltenden, mit
                              									Ueberdruck arbeitenden Cornwall-Dampfkesseln erzeugt wird, wovon der eine als
                              									Reservekessel dient. An Speisevorrichtungen bestehen eine Dampfspeisepumpe und ein
                              									Injektor. Ausserdem ist noch ein Apparat zur Reinigung des Kesselspeisewassers
                              
                              									aufgestellt.
                           Prof. Alois Schwarz.