| Titel: | Die Brutto- und Nettoverdampfung. | 
| Autor: | A. Dosch | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 182 | 
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                        Die Brutto- und Nettoverdampfung.
                        Von A. Dosch,
                           								Köln.
                        Die Brutto- und Nettoverdampfung.
                        
                     
                        
                           Wird in einem Dampfkessel ein bestimmtes Wasserquantum verdampft, so musste
                              									hierzu ein bestimmtes – je nach dem Heizwerte desselben grösseres oder kleineres –
                              									Brennmaterial quantum aufgewendet werden. Wird das verdampfte Wasser – bezogen auf
                              
                              									eine bestimmte Einheit – mit Wq bezeichnet, das verbrauchte
                              									Brennmaterialquantum mit B, beides in Kilogramm
                              									ausgedrückt, so stellt der Ausdruck
                           
                              z_b=\frac{W_q}{B}
                              
                           diejenige Anzahl Kilogramm Wasser dar, welche von 1 kg
                              									Brennmaterial in Dampf übergeführt wurden, und man bezeichnet diese Zahl zb als
                              
                              									Verdampfungsziffer oder als Bruttoverdampfung des Materials.
                           Nun enthält aber jedes Brennmaterial gewisse, un verbrennbare Rückstände, welche bei
                              									der Erzeugung des Dampfes keine Mitwirkung hatten, sondern statt förderlich nur
                              
                              									hinderlich waren, und die Verdampfung ist nur durch die wirklich verbrannten
                              									Bestandteile des Materials hervorgerufen worden. Es ist daher, jedoch nur in
                              									gewisser Hinsicht, gerechtfertigt, wenn in den Verdampfungstabellen auch diese
                              									Verdampfung, welche sich nur auf das Verbrennliche in den Kohlen bezieht, mit
                              									aufgeführt wird. Dieselbe, welche man als Nettoverdampfung bezeichnet, wird sich
                              									durch den Ausdruck
                           
                              z_n=\frac{W_q}{B-\frac{A\,\cdot\,B}{100}}=\frac{W_q}{B\,\left(1-\frac{A}{100}\right)}
                              
                           darstellen, wenn mit A das
                              									Unverbrennliche der Kohle – ausgedrückt in Prozent, bezogen auf die ursprüngliche
                              									Kohle – bezeichnet wird, wobei A, wenn die Beziehung in
                              
                              									aller Strenge gelten soll, bei dem Verdampfungsversuch auf dem Rost selbst bestimmt
                              									sein muss.
                           Die Differenz dieser beiden Verdampfungen zn
                              
                              									– zb wird nun
                              
                              									um so grösser, je mehr unverbrennbare Rückstände das Material – zunächst von
                              									derselben Bruttoverdampfung – enthalten wird, wie die Gleichung für zn, welcher
                              									Wert mit zunehmendem Aschengehalt steigt, erkennen lässt. Wird diese Differenz mit
                              
                              										Δ bezeichnet, so ist dieselbe
                           
                              \Delta=z_n-z_b=\frac{W_q}{B\,\left(1-\frac{A}{100}\right)}-\frac{W_q}{B}.
                              
                           Wq durch Bzb ersetzt,
                              									gibt
                           
                              \Delta=z_b\,\frac{A}{100-A}.
                              
                           Dieselbe würde also mit zunehmender Verdampfungsziffer (brutto), bei demselben
                              									Schlackengehalt, steigen, denn der Ausdruck \frac{A}{100-A}  würde bei konstantem
                              									Aschengehalt ebenfalls konstant bleiben und mithin würde die Netto Verdampfung bei
                              									gleichem Aschengehalte direkt proportional der Bruttoverdampfung sein.
                           Vorstehende Gleichung für Δ würde natürlich
                              									zunächst nur dann gelten, wenn dieser Prozentsatz Δ an
                              
                              									Asche und Schlacke durch Verdampfungsversuch auf dem Roste selbst bestimmt wäre und
                              									dieser Wert dürfte nicht mit dem, etwa durch Analyse festgestellten Prozentgehalt an
                              									Unverbrennlichem verwechselt werden, denn es werden stets, wenn auch unter Umständen
                              									nur geringe Mengen an brennbarer Substanz mit als Asche und Schlacke abgewogen
                              									werden, ganz abgesehen davon, dass jedes in der Praxis zur Verwendung gelangende
                              									Brennmaterial mehr oder weniger hygroskopisches Wasser enthält, wodurch natürlich
                              									die Verdampfungsziffern nicht unwesentlich beeinflusst werden können.
                           Wenn man die Grosse des bei einem Versuch festgestellten Schlackengehaltes kennt und
                              									ausserdem noch eine der beiden Verdampfungsziffern, so würde man von der bekannten
                              									auf die noch unbekannte Zahl schliessen können, denn aus der Beziehung Δ = zn
                              									– zb erhält
                              									man
                           
                              z_n=z_b+z_b\,\frac{A}{100-A}=z_b\,\left(1+\frac{A}{100-A}\right)
                              
                           bezw.
                           
                              z_b=\frac{z_n}{1+\frac{A}{100-A}}=z_n\,\left(\frac{100-A}{100}\right).
                              
                           Die aus dem kalorimetrisch ermittelten Heizwerte eines
                              									Materials bestimmten Brutto- und Nettoverdampfungen, die, wie bereits aus vorstehend
                              
                              									Dargelegtem hervorgeht, nie genau die bei einem Verdampfungs versuche festgestellte
                              									Differenz aufweisen können, werden um so mehr differieren, je grösser der
                              									Wassergehalt des lufttrockenen Brennmaterials sein wird; es wird daher die
                              
                              									kalorimetrische Bestimmung des Heizwertes der wasser-
                              									und aschefreien Substanz und mithin der Netto
                              									Verdampfung nur unter gewissen Voraussetzungen von Wert sein können, in der Regel
                              									jedoch nicht.
                           Es können nun in der Praxis drei in ihren Endfolgerungen voneinander abweichende
                              									Arten von Verdampfungsversuchen zur Ausführung gelangen und zwar:
                           1. Zur Bestimmung des Wirkungsgrades eines Dampfkessels bezw. zur Feststellung, ob
                              									die von dem Kessellieferanten geleistete Garantie erfüllt ist.
                           2. Um den Unterschied zwischen zwei verschiedenen Feuerungskonstruktionen
                              									festzustellen.
                           3. Um den Unterschied im Brennwert und in der Oekonomie zweier Brennstoffe zu
                              									ermitteln.
                           
                        
                           1. Fall.
                           Was die Bestimmung des Wirkungsgrades eines Kessels bezw. die Feststellung einer für
                              									denselben geleisteten Garantie betrifft, so würde es natürlich in erster Linie von
                              									der Fassung dieser Garantie abhängen, in welcher Weise der vorzunehmende
                              									Verdampfungsversuch auszuführen sei.
                           Es ist nun nicht immer, man kann sogar sagen selten, der Fall, dass ein
                              									Gesamtwirkungsgrad des Kessels oder ein entsprechender Wert, welcher auf diesen
                              									Wirkungsgrad mit Sicherheit schliessen lässt – was doch jedenfalls das einzig
                              									Richtige ist –, garantiert wird, sondern in der Garantie liest man sehr oft von
                              									einer bestimmten Netto-verdampfung und zwar – wie dies
                              
                              
                              									allerdings bei jeder anderen Garantie auch zu geschehen hat – mit der Beschränkung,
                              									dass die zu verwendende Kohle einen bestimmten Heizwert aufweisen muss, und dass der
                              									Kessel über eine entsprechende Normalleistung nicht angestrengt werden darf.
                           Um zu prüfen, ob eine derartige, auf eine der beiden Verdampfungsziffern basierende
                              									Garantie zulässig ist, sei zunächst darauf aufmerksam gemacht, dass in der Fassung
                              									der Garantie ein bestimmter Heizwert des Materials vorgesehen ist, so dass also,
                              									wenn beispielsweise die Kohle einen grossen Feuchtigkeitsgrad besitzt, dies sich in
                              									dem kalorisch bestimmten Heizwert zeigen muss, indem derselbe einen niedrigeren Wert
                              									annimmt; in gleicher Weise wird sich der Gehalt des Materials an Schlacke geltend
                              									machen.
                           Diese Einflüsse, welche sich bei der Bestimmung des Heizwertes der Brennstoffe
                              									Geltung verschaffen, werden nun, da natürlich der Heizwert des Materials, wie es zur
                              									Verheizung gelangt, im Kalorimeter bestimmt werden mussD.h. es muss Rücksicht genommen werden auf den
                                    											ursprünglichen Feuchtigkeitsgehalt der Kohle., in erster Linie
                              									auf die Brutto Verdampfung zurückwirken, d.h. an der Bruttoverdampfung muss man in
                              									erster Linie erkennen können, ob das Heizmaterial in entsprechend günstiger Weise
                              									ausgenutzt wird. Es wird ja selbstverständlich der Gehalt des Materials an Wasser
                              									und Unverbrennlichem auch auf die Nettoverdampfung einen gewissen Einfluss ausüben,
                              									es ist aber durchaus nicht ohne weiteres gesagt, dass dies in derselben Weise
                              									geschieht; wie dies bei der Brutto Verdampfung der Fall ist.
                           Wie nämlich aus einer Betrachtung des Wertes für die Differenz der
                              									Verdampfungsziffern hervorgeht, wird dieser Wert mit steigendem Aschengehalt, bei
                              									derselben Bruttoverdampfung, grösser, denn derselbe drückte sich aus durch die
                              									Gleichung
                           
                              \Delta=z_b\,\frac{A}{100-A},
                              
                           wobei Δ wiederum, wenn diese
                              									Beziehung genau gelten soll, auf dem Roste bestimmt sein muss.
                           Damit ist aber schon gesagt, dass die Nettoverdampfung niemals einen sicheren Wert
                              									zur Beurteilung des Wirkungsgrades und eines Verdampfungsversuches abgeben kann,
                              									bezw. dass eine auf diese Verdampfung basierende Garantie für die Praxis nicht
                              									massgebend sein kannUnd doch ist diese
                                    											Art der Garantie noch sehr verbreitet; dem Verfasser sind sogar
                                    											Verdampfungsversuche zu Händen gekommen, in welchen die Bruttoverdampfung
                                    											überhaupt nicht angeführt war.. Es hiesse damit bei einem
                              									Verdampfungsversuch äussersten Wert auf die Bestimmung des Unverbrennlichen in der
                              									Kohle legen. Jedoch abgesehen davon, dass diese Bestimmung bei grosser Sorgfalt mit
                              									äusserster Genauigkeit durchgeführt werden könnte, braucht es doch bei weitem noch
                              									nicht der Fall zu sein, dass an zwei verschiedenen Kesselsystemen, bei gleicher
                              									Beanspruchung der Heizfläche und bei Verheizung derselben Kohle, gleicher Aschen-
                              									und Schlackengehalt entstehen müsste, denn es können sich hierfür die
                              									verschiedensten Rücksichten und Umstände Geltung verschaffen.
                           In erster Linie übt der Heizer bezw. die Bedienungsart desselben einen wesentlichen
                              									Einfluss auf die Grosse dieses Aschen- und Schlackengehaltes, denn es können
                              									dadurch, dass er zu viel im Feuer schürt, noch unverbrannte oder noch nicht
                              									vollständig ausgebrannte Brennmaterialteile durch die Fugen des Rostes fallen,
                              									welche dann als Asche mit gewogen werden, oder es wird durch das viele Schüren
                              									hervorgebracht, dass derartige Brennstoffteile von der Schlacke eingehüllt und mit
                              									dieser entfernt werden. Wenn andererseits das Feuer nicht entsprechend dem Aschen-
                              									und Schlackengehalt oder der sonstigen Beschaffenheit des Materials oft genug
                              									gereinigt wird, kann die Schlacke die Rostfugen nahezu verdeckenund den Zutritt
                              									zum Brennmaterial verhindern, welcher Uebelstand vor allem bei etwas schwer
                              
                              									brennbarem Material zum Ausdruck kommen wird.
                           Ausser durch den Heizer kann nun durch die Konstruktion des Kessels selbst, auf die
                              
                              									Grosse des Gehaltes an Verbrennungsrückständen ein Einfluss ausgeübt werden. Es
                              									können z.B. bei Bemessung der Zugquerschnitte FehlerNicht selten werden derartige Fehler bei Anlage
                                    
                                    
                                    
                                    											von Ueberhitzern gemacht, bei welchen die Gase meist gezwungen werden, in
                                    											vielen Windungen durch enge Rohrbündel hindurchzugehen.
                              									unterlaufen, welche bewirken, dass die Zugstärke geringer ausfällt, als sie für
                              									normale Verhältnisse sein sollte. Die Folge davon wäre, dass die Kohle schlechter
                              									durchbrennt, da die Luft nicht an alle Teile des Brennmaterials gelangen kann, es
                              									würde mehr Schlacke entstehen, als für normale, richtig gewählte Verhältnisse
                              									entstehen dürfte.
                           Ganz ähnlich würde der Fall liegen, wenn der Kessel bezw. dessen Züge mit Flugasche
                              									teilweise angefüllt wären. Durch die angesammelte Flugasche wird es – allerdings je
                              									nach Anordnung und Lage der Züge mehr oder weniger – nicht ausbleiben, dass die
                              									Zugstärke verringert wird, infolgedessen bei normaler Beanstrengung des Kessels und
                              									Rostes genau wie im vorstehenden Falle die Kohle schlechter durchbrennt, als bei
                              
                              
                              									normalem Zug. Dies würde schon bei gasreichem Brennmaterial der Fall sein und noch
                              									mehr würde dies zur Geltung kommen bei Verwendung eines Materials von magerer
                              									Beschaffenheit.
                           Für die richtige Ausnutzung eines Materials auf dem Roste kann natürlich nicht allein
                              									in Betracht kommen, dass überhaupt genug Luft zugeführt wird – denn dies kann unter
                              
                              									Umständen noch ganz gut der Fall sein, ohne dass deshalb eine rationelle Verbrennung
                              									stattfindet –, sondern vielmehr, dass die Luft noch mit einem gewissen Druck an das
                              									Brennmaterial trifft, welcher eben hervorrufen soll, dass jedes einzelne
                              									Brennmaterialteilchen in innige Berührung mit der entsprechenden Luftmenge kommt. Es
                              									kann sogar der Fall eintreten, dass der Kohlensäuregehalt der Abgase in einer Grosse
                              									ermittelt wird, welche auf eine rationelle Ausnutzung der Kohle schliessen lässt,
                              									ohne dass dies, aus vorerwähntem Grunde, wirklich der Fall ist. Einen wesentlichen
                              									Einfluss auf diese Ausnutzung wird vor allem auch der Anstrengungsgrad des Kessels
                              									ausüben und wird dieser Unterschied in der entstehenden Menge von Rückständen mit
                              									zunehmender Anstrengung im Verhältnis grösser werden.
                           Obwohl nun die Brutto Verdampfung, welche in dem Bruttogewicht der Kohle bezahlt
                              									wird, infolge schlechterer Ausnutzung des Materials gegen normale Verhältnisse
                              									zurückgegangen sein wird, so kann doch infolge des jetzt grösseren Aschen- und
                              									Schlackengehaltes die Nettoverdampfung so ausgefallen sein, wie sie unter richtig
                              									gewählten Verhältnissen eingetreten wäre, so dass also aus der Nettoverdampfung
                              
                              									allein gar kein Schaden, bezw. kein schlechterer Wirkungsgrad nachzuweisen wäre,
                              									obwohl ein normal und richtig konstruierter oder in Ordnung befindlicher Kessel
                              
                              									weniger Kohlen verbrauchen und dementsprechend auch weniger Geld im Betriebe kosten
                              									würde, als der untersuchte. Die Verhältnisse können sich sogar derartig stellen,
                              									dass die Nettoverdampfung grösser wird, als in einem normalen Falle und mithin durch
                              									Vergleich der Nettoverdampfungen unter Umständen eine Mehrleistung nachgewiesen
                              									wäre, obwohl in Wirklichkeit mehr Kohlen zur Erzeugung einer gewissen Dampfmenge
                              									gebraucht worden sind, als in einem Falle, in welchem normale Verhältnisse
                              									herrschen.
                           Gegenüber der Nettoverdampfung bietet die Bruttoverdampfung einen direkten Massstab
                              									für die Ausnutzung der Wärme im Kessel, auch dann noch bis zu einem gewissen Grade,
                              									wenn der Heizwert des fraglichen Brennstoffes (Kohle) nicht genau bekannt ist,
                              									sondern wenn man nur den Schlacken- und Aschengehalt desselben kenntNatürlich muss man die Kohlensorte und deren
                                    											Zusammensetzung ungefähr kennen., wobei jedoch wiederum
                              									vorausgesetzt ist, dass die Kohle nicht zu feucht ist. Im Kalorimeter jedoch wird
                              									der Heizwert der Kohle so bestimmt, wie dieselbe thatsächlich zur Verwendung
                              									gelangt, so dass also bei dieser Bestimmung sowohl
                              									dem Wasser als auch dem Aschengehalt Rechnung getragen ist.
                           Die Bruttoverdampfung gibt zwar ebenfalls den Wirkungsgrad des Kessels nicht direkt
                              									an, aber man ist durch dieselbe leicht in der Lage – vorausgesetzt, dass der
                              
                              									Heizwert Hw der
                              									Kohle bekannt ist –, denselben zu bestimmen, denn es ist
                           
                              \eta=\frac{z_b\,\cdot\,736}{H_w}=\frac{W_q}{B}\,\cdot\,\frac{736}{H_w},
                              
                                 
                                 Wobei selbstverständlich vorausgesetzt ist, dass das verdampfte Wasser auf
                                    											736 Kalorien Erzeugungswärme reduziert war und ferner, dass nur trockener
                                    											Dampf erzeugt wurde bezw. dass auch die Nässe des Dampfes mit berücksichtigt
                                    											ist.
                                 
                              
                           wenn mit η der Wirkungsgrad
                              									bezeichnet wird, und dieser Wert ist vollständig unabhängig von der Bestimmung des
                              									Unverbrennlichen bei einem Versuch.
                           Würde dagegen der Wirkungsgrad η durch die
                              									Nettoverdampfung bestimmt werden sollen, so würde die Genauigkeit dieser Bestimmung
                              									wiederum von der Genauigkeit der Bestimmung der Asche und Schlacke abhängen, denn es
                              									würde sein
                           
                              \eta=z_b\,\cdot\,\frac{736}{H_w}=z_n\,\left(\frac{100-A}{100}\right)\,\cdot\,\frac{736}{H_w}.
                              
                                 
                                 Wobei selbstverständlich vorausgesetzt ist, dass das verdampfte Wasser auf
                                    											736 Kalorien Erzeugungswärme reduziert war und ferner, dass nur trockener
                                    											Dampf erzeugt wurde bezw. dass auch die Nässe des Dampfes mit berücksichtigt
                                    											ist.
                                 
                              
                           Da die chemische Zusammensetzung des asche- und wasserfreien Brennstoffes einen sehr untergeordneten
                              									Einfluss – falls nicht der Sauerstoffgehalt einen sehr unterschiedlichen Wert
                              									aufweist – auf den Heizwert der Kohle, wie sie zur Verbrennung gelangt, ausübt, so
                              									müsste die Nettoverdampfung für. Kohlen von gleichem Feuchtigkeitsgehalt sogar ungefähr dieselbe Grosse aufweisen, ganz gleichgültig,
                              									welchen Aschengehalt die Kohle aufweist, selbstverständlich gleiche Ausnutzung auf
                              									dem Roste und gleichen Wirkungsgrad des Kessels vorausgesetzt.
                           Als Beispiel mögen zwei, betreffs Grosse des Gehaltes an Unverbrennlichem ziemlich
                              									verschiedene Kohlensorten von nachstehender Zusammensetzung dienenDie Werte dieser Tabelle sind der
                                    											Zusammenstellung von H. Bunte, Zeitschrift des
                                       												Vereines deutscher Ingenieure, 1900 S. 670,
                                    
                                    									entnommen..
                           
                              
                                 
                                 C
                                 H
                                 O + N
                                 S
                                 W
                                 A
                                 Kalorim.Heizwertder
                                    											ur-sprüngl.Kohle
                                 Kalorim.Heizwertder
                                    											asche-freienSubstanz
                                 
                              
                                 I
                                 69,49
                                 4,23
                                 6,37
                                 0,85
                                 2,07
                                 16,99
                                 6633
                                 8191
                                 
                              
                                 II
                                 80,72
                                 4,80
                                 8,66
                                 1,56
                                 0,98
                                 3,28
                                 7637
                                 7983
                                 
                              
                           Die Bruttoverdampfungen würden sich bei einem Wirkungsgrad von 0,7 ergeben zu
                           
                              \mbox{I. }\frac{6633\,\cdot\,0,7}{637}=7,289;\ \mbox{II. }\frac{7637\,\cdot\,0,7}{637}=8,392.
                              
                           Tabelle 1.
                           Zusammenstellung verschiedener Heizwerte und der entsprechenden
                              									Brutto- und Nettoverdampfungen.
                           
                              
                                 Av. H.
                                 Cv. H.
                                 A + Cv. H.
                                 Hv. H.
                                 O + Nv. H.
                                 S.v. H.
                                 TheoretischerHeizwertW.-E.*)
                                 Bruttover-dampfung fürη = 1,0 
                                 Nettoverdampfungz_n=z_b\,\left(1+\frac{A+W}{100-[A+W]}\right)
                                 DifferenzΔ
                                 Wv. H.
                                 
                              
                                   0
                                 87
                                 87
                                 4,5
                                 5,2
                                 1,8
                                 8191
                                 12,86
                                 13,11
                                 0,25
                                 2,0
                                 
                              
                                   2
                                 85
                                 87
                                 4,5
                                 5,2
                                 1,3
                                 8029
                                       12,6
                                 13,11
                                 0,51
                                 2,0
                                 
                              
                                   4
                                 83
                                 87
                                 4,5
                                 5,2
                                 1,3
                                 7867
                                 12,35
                                 13,14
                                 0,79
                                 2,0
                                 
                              
                                   6
                                 81
                                 87
                                 4,5
                                 5,2
                                 1,3
                                 7705
                                 12,09
                                 13,14
                                 1,05
                                 2,0
                                 
                              
                                   8
                                 79
                                 87
                                 4,5
                                 5,2
                                 1,3
                                 7543
                                 11,83
                                 13,14
                                 1,31
                                 2,0
                                 
                              
                                 10
                                 77
                                 87
                                 4,5
                                 5,2
                                 1,3
                                 7381
                                 11,58
                                 13,15
                                 1,57
                                 2,0
                                 
                              
                                 12
                                 75
                                 87
                                 4,5
                                 5,2
                                 1,3
                                 7219
                                 11,33
                                 13,17
                                 1,84
                                 2,0
                                 
                              
                                 14
                                 73
                                 87
                                 4,5
                                 5,2
                                 1,3
                                 7057
                                 11,08
                                 13,19
                                 2,11
                                 2,0
                                 
                              
                                 16
                                 71
                                 87
                                 4,5
                                 5,2
                                 1,3
                                 6895
                                 10,82
                                 13,20
                                 2,38
                                 2,0
                                 
                              
                                 18
                                 69
                                 87
                                 4,5
                                 5,2
                                 1,3
                                 6733
                                 10,59
                                 13,21
                                 2,62
                                 2,0
                                 
                              
                                 20
                                 67
                                 87
                                 4,5
                                 5,2
                                 1,3
                                 6571
                                 10,31
                                 13,21
                                 2,90
                                 2,0
                                 
                              
                                 22
                                 65
                                 87
                                 4,5
                                 5,2
                                 1,3
                                 6409
                                 10,31
                                 13,22
                                 3,16
                                 2,0
                                 
                              
                                 25
                                 62
                                 87
                                 4,5
                                 5,2
                                 1,3
                                 6166
                                   9,68
                                 13,26
                                 3,58
                                 2,0
                                 
                              
                           *) Nach der Verbandsformel: 81\,C+290\,\left(H-\frac{0}{8}\right)+25\,S-6\,W.
                           Hierbei muss allerdings noch auf einen Umstand aufmerksam gemacht werden,
                              									welcher einen gewissen Einfluss auf die Bruttoverdampfung ausübt, der sich im
                              									Kalorimeter nicht zeigen kann. Derselbe besteht darin, dass beim Abschlacken, wenn
                              									das Unverbrennliche vom Roste entfernt wird, ein gewisser Prozentsatz an Wärme
                              									zugleich mit der Schlacke entfernt wird, da die Schlacke meist noch glühend aus dem
                              									Feuer gezogen werden muss. Dieser Umstand wird aber um so grösseren Einfluss
                              									erreichen, je grösser der Schlackengehalt der Kohle sein wird, so dass jene Kohle
                              									mit grösserem Aschengehalt eine etwas kleinere Verdampfung aufweist, als ihr nach
                              
                              									dem Heizwert und dem Wirkungsgrad des Kessels an sich zukommen würde.
                           Die Netto Verdampfungen würden für vorstehendes Beispiel, unter Zugrundelegung des
                              									kalorimetrischen Heizwertes der wasser- und aschefreien Substanz, folgende Grossen
                              									erhalten:
                           
                              \mbox{I. }\frac{8191\,\cdot\,0,7}{637}=9,00;\ \mbox{II. }\frac{7983\,\cdot\,0,7}{637}=8,77.
                              
                           Der Unterschied in den vorstehenden Zahlen (9,00 gegenüber 8,77) erklärt sich
                              									hinlänglich durch den verschiedenen Sauerstoffgehalt der beiden Kohlensorten.
                           Wie eine Vergleichung der beiden Werte zeigt, ist die Nettoverdampfung für die Kohle
                              									mit grösserem Aschen–, also kleinerem Kohlenstoffgehalt sogar etwas grösser
                              									ausgefallen, als diejenige der anderen, während die Bruttoverdampfungen einen
                              									Unterschied von etwa 10% im entgegengesetzten Sinne, bezogen auf den wirklichen
                              									Heizwert der beiden Kohlensorten, aufweisen. Man müsste also, wenn nach den
                              									Nettoverdampfungen geurteilt würde, die erstere Kohle für eine ganz vortreffliche
                              									und den Wirkungsgrad, gegenüber dem zweiten Fall, für einen ganz vorzüglichen
                              									halten.
                           Würde der kalorimetrische Heizwert der aschefreien Substanz nicht bekannt sein und
                              									wollte man die Nettoverdampfung aus der Zusammensetzung des Materials ermitteln, so
                              									müsste der Wassergehalt, wenn das Resultat mit den oben berechneten Werten annähernd
                              									übereinstimmen soll, mit berücksichtigt werden, und zwar hätte derselbe als Asche zu
                              									gelten. Man würde also erhalten:
                           
                              \mbox{I. }z_n=z_b\,\left(1+\frac{A+W}{100-[A+W]}\right)
                              
                           
                              =7,289\,\cdot\,\left(1+\frac{16,99+2,07}{100-[16,99+2,07]}\right)=9,00.
                              
                           
                              \mbox{II. }z_n=8,392\,\cdot\,\left(1+\frac{3,28+0,98}{100-[3,28+0,98]}\right)=8,76.
                              
                           Diese unter Zuhilfenahme der Analyse bestimmten Nettoverdampfungen würden natürlich
                              									nur für geringen Feuchtigkeitsgehalt mit den durch Verdampfungsversuch bestimmten
                              									Netto Verdampfungen annähernd übereinstimmen können.
                           Aus Vorstehendem dürfte bereits zur Genüge zu ersehen sein, dass der Gehalt an
                              									Unverbrennlichem bezw. an Kohlenstoff, wenn die übrige Zusammensetzung nicht zu sehr wechselt,
                              									wesentlich nur auf die Bruttoverdampfung Einfluss ausübt, indem dieselbe mit
                              
                              									steigendem oder fallendem Kohlenstoffgehalt ebenfalls, wenn auch nicht genau
                              
                              									proportional, steigt oder fällt, während die Nettoverdampfung sehr wenig von der
                              									Grosse dieses Gehaltes berührt wird, sondern einen nahezu konstanten Wert
                              									aufweist.
                           Nachstehende Zusammenstellung, die jedoch keinen Anspruch auf grosse Genauigkeit
                              									erhebt, sondern nur zum Beweise des vorher Aufgeführten dienen soll, möge dies für
                              									die verschiedensten Werte von A und C darstellen.
                           Die in vorstehender Tabelle berechneten Heizwerte, Brutto- und Nettoverdampfungen
                              									sind in beistehender Fig. 1 nochmals in etwas
                              
                              									übersichtlicherer Weise zusammengestellt, derart, dass auf den für den verschiedenen
                              									Aschen- bezw. Kohlenstoffgehalt errichteten Senkrechten die entsprechenden
                              									Heizwerte, Brutto- und Netto Verdampfungen aufgetragen sind. Wie ein Blick auf die
                              									Figur zeigt, ist der Heizwert und mithin die Brutto Verdampfung bei kleinstem
                              									Aschengehalt, also grösstem Kohlenstoffgehalt, ebenfalls am grössten und fällt mit
                              									abnehmendem Kohlenstoff- bezw. zunehmendem Aschengehalt, wie die Kurven HH1 und BB1 zeigen, während die
                              									Linie für die Nettoverdampfung, welch letztere auf den Heizwert der brennbaren
                              									Substanz bezogen ist, der Grundlinie GG1 nahezu parallel verläuft, Linie NN1. In Wirklichkeit
                              									würden die praktischen Werte für zn wohl noch etwas über dieser Linie liegen,
                              									etwa wie durch den Linienzug NN2 dargestellt ist, hervorgerufen durch
                              									unverbrannte Brennmaterialteile, welche sich der Asche und Schlacke beimischen, und
                              									welcher Umstand nie ganz zu vermeiden sein wird. Bemerkt sei übrigens noch, dass,
                              									wenn die Netto Verdampfung ohne Rücksicht auf den Wassergehalt bestimmt wird, der
                              									Wert für dieselbe bei dem Aschengehalt O dieselbe
                              									Grosse aufweisenmüsste, wie die Bruttoverdampfung, d.h. also dass für diesen
                              									Fall Punkt N mit B
                              									zusammenfallen müsste.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 184
                              Fig. 1.
                              
                           Im übrigen war hier angenommen, dass der Wassergehalt nur einen verhältnismässig
                              									geringen Wert (etwa 2%) aufweise, wie dies für gewöhnliche, nicht angefeuchtete
                              									Kesselkohle (Steinkohle) in der Regel zutreffend sein wird. Je mehr dieser
                              									Wassergehalt zunimmt, desto mehr werden die hier bestimmten, auf das Verbrennliche
                              									der Kohle bezogenen Nettoverdampfungen von den wirklichen, bei einem
                              									Verdampfungsversuch festgestellten abweichen, wie sich dies für Braunkohlen, deren
                              									Wassergehalt durchweg sehr hoch ist, einstellen wird; doch wird im übrigen auch für
                              									diese das hier Gesagte gelten.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)