| Titel: | Ueber Gasglühlichtversuche der französischen Leuchtturmbehörden. | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 189 | 
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                        Ueber Gasglühlichtversuche der französischen
                           								Leuchtturmbehörden.
                        Ueber Gasglühlichtversuche der französischen
                           								Leuchtturmbehörden.
                        
                     
                        
                           Von Seite der technischen Abteilung der französischen Leuchtturmbehörden, dem
                              										Dépôt des Phares, wurden bereits seit dem Jahre
                              									1893 mit den verschiedensten Beleuchtungsstoffen, welche Eignung besitzen,
                              									Gasglühlicht zu erzeugen, mannigfache und sehr eingehende Versuche durchgeführt,
                              									deren Endergebnisse natürlich massgebend geworden sind für alle späterhin auf dem in
                              									Rede stehenden Gebiete in Frankreich geschaffenen Neuerungen. Ein besonders
                              									treibender Anlass, das Gasglühlicht dem Seewesen dienstbar zu machen, lag in dem
                              									lebhaft fühlbaren Bedürfnis, namentlich die Leuchtstärken jener Strandfeuer
                              									thunlichst zu verstärken, welche in zweiter oder dritter Linie stehend nicht genug
                              									bedeutend sind, um die Schwierigkeiten und hohen Kosten elektrischer
                              										BetriebsanlagenNach dem von der
                                    											französischen Regierung im Jahre 1882 aufgestellten und von der Kammer,
                                    											sowie dem Senate genehmigten Programme der Strandsicherungen an den
                                    											französischen Küsten war hinsichtlich 46 Leuchttürme die Einführung des
                                    											elektrischen Betriebes in Aussicht genommen, von denen bisher infolge
                                    											verschiedener Schwierigkeiten, namentlich aber der beträchtlichen Bau- und
                                    											Betriebskosten wegen bloss 15 thatsächlich im Sinne der Regierungsvorlage
                                    											eingerichtet worden sind.Anm. d. Red. zu rechtfertigen, oder die aus
                              									anderen Gründen die Verwendung elektrischen Lichtes nicht gestatten.
                           Was fürs erste die Glühkörper anbelangt, welche bei
                              									diesen Versuchen zur vergleichsweisen Erprobung gelangten, so hatte man diesfalls
                              									sowohl Auer'sche Strümpfe, wie sie im Handel vorkommen,
                              									als auch die bekannten, von Graf Delamarre verbesserten
                              										Clamond'schen Korbgeflechte aus Kalk- oder
                              									Magnesiaerde benutzt, und hierbei die ersteren entschieden weit zweckdienlicher und
                              									vorteilhafter befunden, als die letzteren. Es blieb nur zu bedauern, dass bisher
                              									keine Auer-Strümpfe von grösseren Abmessungen zur Verfügung standen, als das
                              									gangbare Muster Nr. 2; in Kürze dürfte jedoch diesem Uebelstande abgeholfen werden,
                              									insofern seitens der Französischen Auer-Gesellschaft
                              									über Anregung der französischen Seebehörden die Herstellung und Anlieferung von
                              									Strümpfen mit 30 mm bis 45 mm Durchmesser für ehestens in Aussicht gestellt worden
                              									ist. Als Leuchtstoff wurden sowohl reines wie gemengtes
                              									Acetylengas, gewöhnliches Steinkohlengas, Oelgas, Pintsch'sches Fettgas aus schottischem Torf, bituminösen Schiefer und
                              									Petroleumrückständen, sowie Petroleumdämpfe u.s.w. unter verschiedenem Drucke
                              									durchgeprobt. Von diesen Leuchtstoffen hat das Acetylengas ganz befriedigende
                              									Resultate ergeben und sich, namentlich was die geringen Raumerfordernisse für die
                              									Erzeugungsstellen betrifft, als unübertroffen erwiesen; nichtsdestoweniger liegen
                              									noch einige aus Sicherheitsgründen, sowie aus wirtschaftlichen Gründen zu erhebende Bedenken
                              									dagegen vor, weshalb vorläufig die Versuche damit noch weiter fortgesetzt werden.
                              									Das Kohlengas zeigt sich mit einem schweren Nachteil behaftet, indem es den Druck,
                              									welcher erforderlich wäre, um die Maximalleistung der Glühlampen zu erzielen, nur
                              									mit Schwierigkeiten oder vielmehr gar nicht erreichen lässt, weil es schon bei
                              									niedrigem Drucke störende Verdichtungen erleidet. Im übrigen stellt sich der Preis
                              									desselben für Leuchttürme, welche nicht direkt mit einer Leuchtgasfabrik verbunden
                              									sind, bei Lieferung gleicher Lichtstärken so ziemlich dem Preise des Pintsch'schen Gases gleich, welch letzteres jedoch den
                              									Vorzug besitzt, einen Druck von 10 bis 12 at ohne schädliche Kondensation zu
                              									ertragen, wodurch es eben auch ermöglicht wird, dasselbe in verhältnismässig kleinen
                              
                              									Behältern leicht zu verführen. Pur die Erzeugung dieses Gases sind gleichfalls nur
                              									Räumlichkeiten von bescheidener Ausdehnung erforderlich und die Bedienung der
                              									betreffenden Einrichtungen ist so einfach, dass sie ohne Bedenken den gewöhnlichen
                              									Leuchtturmwärtern anvertraut werden darf. Die Kosten eines solchen Gaswerkes
                              									belaufen sich auf ungefähr 2000 Frs. und der Erzeugungspreis für 1 cbm Gas
                              									überschreitet durchschnittlich nicht 1 Frs. An den französischen Küsten wird
                              									überdies zur Zeit das Pintsch'sche Gas auch für die
                              									beleuchteten Bojen verwendet, so dass nicht selten gleich der Bedarf für beide
                              									Zwecke von einem und demselben Gaswerke gedeckt werden kann, was natürlich
                              									wirtschaftlich sehr vorteilhaft ist. Dieses Gas besitzt endlich auch noch eine
                              									nennenswert höhere Leuchtkraft als das Steinkohlengas und vereinigt somit alle
                              									Eigenschaften in sich, welche es für die Erzeugung von Glühlicht im Seedienste wohl
                              									geeignet und vorzüglich verwendbar machen.
                           Pur sehr bemerkenswert dürfen die Versuchsergebnisse gelten, welche in Hinsicht des
                              									günstigsten Gasdruckes gewonnen worden sind. Es hatte sich nämlich gleich anfänglich
                              
                              									herausgestellt, dass das Gasglühlicht bei dem geringen Drucke, unter welchem für
                              									gewöhnlich die Anlagen für Strassenbeleuchtung betrieben werden, gegenüber den
                              									Doppelbrennern, wie sie bei den französischen Leuchttürmen im Gebrauche standen oder
                              									noch stehen, kaum irgend einen nennenswerten Vorteil erzielen lässt, und dass sich
                              									somit diese Art von Glühlichtbeleuchtung eben nur ganz ausnahmsweise zur Einführung
                              									empfiehlt, im Palle nämlich das Gas von einem bestehenden Werke unmittelbar und zu
                              									ganz besonders billigen Preisen bezogen werden kann. Dasselbe gilt nicht etwa bloss
                              									betreffs des gewöhnlichen Kohlengases, sondern ebensowohl für jene Gasarten, welche
                              									eine grössere Leuchtkraft liefern als das erstgenannte, denn ein wirklicher Gewinn
                              									lässt sich in allen Fällen nur durch erhöhten Druck erzielen, indem unter dieser
                              									Voraussetzung zum Glühkörper in derselben Zeiteinheit beträchtlichere
                              									Leuchtstoffmengen zugeführt werden können, welche hier eine beschleunigte,
                              									reichlichere Verbrennung, also auch eine Zunahme der Temperatur und als letzte Folge
                              									die Erhöhung der inneren Leuchtstärke des Glühkörpers bewirken. Nach den gemachten
                              
                              									Erfahrungen erscheint es zu einer möglichst wirksamen Verbrennung erforderlich,
                              									beiläufig das 8fache Volumen an Gas dem Strumpfe zuzuführen, als es bei
                              									gewöhnlichem, niedrigem Drucke geschieht; bei Mengen, welche nennenswert über dieses
                              									Mass hinausgehen, tritt jedoch in der Regel bereits eine Zerstörung des Glühkörpers
                              									ein. Es hat sich ferner ergeben, dass der stündliche Verbrauch an Leuchtstoff für
                              									die Einheit der Lichtstärke in demselben Verhältnisse abnimmt, als die Pressung des
                              									Gases zunimmt, bis letztere 0,1 kg pro Quadratcentimeter erreicht hat. Bei weiterer
                              									Steigerung der Kompression erhöht sich wohl auch im gleichen Masse die Leuchtkraft,
                              									allein der stündliche Verbrauch an Gas pro Carcel weist dann keine weitere
                              									Herabminderung mehr auf. Was hierbei die Grenzen nach aufwärts anbelangt, welche
                              									nicht überschritten werden sollen, um nicht die Haltbarkeit des Glühkörpers zu
                              									gefährden, so ist dieselbe mit einem Drucke bemessen worden, der jenem einer
                              									Wassersäule von 1,60 m gleicht. Uebrigens lassen späterhin in der Praxis gewonnene
                              									Erfahrungen erhoffen, dass man den bezeichneten Gasdruck bei den neueren Strümpfen
                              									der Französischen Auer-Gesellschaft bis auf 2,00 m
                              									wirderhöhen können. Alle vorstehenden Ziffern sind, was neuerlich hervorgehoben
                              									werden muss, lediglich für die an den französischen Leuchttürmen im Gebrauche
                              									stehenden Brenner und die im Handel geführten Auer-Strümpfe Nr. 2 gewonnen worden
                              									und sie würden sich möglicherweise für andere Brenner und andere Glühkörper
                              									wesentlich ändern.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 190
                              Fig. 1.Gasglühlichtbrenner für die französischen Leuchttürme.
                              
                           Eine zweite wichtige Aufgabe lag in der Peststellung der praktischen Bedingungen für
                              									die Zufuhr von Luft, welche zur günstigen Verbrennung des unter hohem Drucke
                              									befindlichen Gases geboten erscheint. In dieser Beziehung hat man das erstrebte Ziel
                              									mit sehr einfachen Mitteln in einer nahezu vollkommenen Weise zu erreichen vermocht,
                              									nämlich lediglich mit Hilfe der in Fig. 1 ersichtlich
                              									gemachten Anordnung des Brenners. Derselbe besteht aus dem vertikalen Rohre T von bestimmter Länge, das als obersten Abschluss den
                              									Bunsen-Brenner B trägt. Auf dem letzteren steckt der
                              									Auer-Strumpf C, der von einer an der Röhre T verstellbar angebrachten Drahtschlinge D festgehalten wird. Unten an der Röhre T tritt bei E das
                              									komprimierte Gas in den Brenner, wobei es gezwungen ist, über den in T eingesetzten Ejektor t
                              									zu streichen; hierdurch wird in bekannter Weise atmosphärische Luft in das Rohr T gesaugt, die sich mit dem Leuchtgas vermischt. Das
                              									Gemenge, welches demzufolge in den Bunsen-Brenner B
                              									gelangt, ist bei richtiger Wahl der Abmessungen des Ejektors und der Rohrlänge
                              									zwischen E und B so innig
                              									und gleichmässig, dass alle anderweitigen Mittel zur Förderung der Gasmischung, wie
                              									sie früher vielfach empfohlen und für unentbehrlich gehalten wurden, vollständig
                              									erspart bleiben können. Die Menge des innerhalb einer Zeiteinheit der Flamme
                              									zugeführten Leuchtstoffes hängt erklärlichermassen von dem Gasdrucke und der Weite
                              									des Ejektors ab, während der Zufluss der atmosphärischen Luft durch die Grosse der
                              									mit dem Innenkegel des Ejektors in Verbindung stehenden freien Einströmungsöffnungen
                              									an dem unteren Ende der Röhre T bestimmt ist. Letztere,
                              									welche durch das Vor- oder Zurückdrehen eines Kupferscheibchens vergrössert oder
                              									verkleinert werden können, müssen natürlich so einreguliert werden, dass die
                              									Verbrennung in der Flamme die möglichst vollkommenste wird, was sich aus der
                              									Flammenform und dem Verhalten des Glühkörpers unschwer erkennen lässt. Diese
                              									Erscheinungen, welche sich allerdings leichter durch den Augenschein als durch
                              									Beschreibungen feststellen lassen, erweisen sich in der Praxis so charakteristisch
                              									und auffällig, dass die Leuchtturmwärter sie in kürzester Zeit genau kennen, und
                              									sehr bald es erlernen, die etwa erforderlich werdende Regulierung der Luftzufuhr an
                              									den Brennern dem jeweiligen Bedürfnisse gemäss durchzuführen.
                           Schon im Jahre 1894 hatte man in Frankreich damit begonnen, in einzelnen Leuchttürmen
                              									Gasglühlicht unter hohem Druck mittels der vorgeschilderten Brenner zur Anwendung zu
                              									bringen, und zwar wurden die ersten solchen Anlagen in dem Leuchtturm des Hafens Saint-Nazaire und in jenem von Royan eingerichtet. Die hier erzielten Ergebnisse waren gleich von Anfang
                              									an die befriedigendsten; es sind keinerlei Betriebsstörungen oder Unfälle
                              									vorgekommen und die durchschnittliche Dauer der Strümpfe stellt sich auf 800
                              									Brennstunden. Diese Strümpfe, welche, wie Fig. 1
                              									zeigt, ohne Schutzcylinder frei in der Flamme stehen, bleiben, ohne dass man sie
                              									berührt, bis zu ihrem Bruche am Platze; nur in den grösseren Lichtanlagen werden sie
                              									während des Tages durch eigene Glasstürze überdeckt, damit sie einerseits bei den
                              									Reinigungs- und Instandhaltungsarbeiten nicht gefährdet werden können, und
                              									andererseits, um sie vor Verstaubung zu schützen. Die zwei obengenannten ältesten,
                              									sowie eine Reihe jüngerer ähnlicher Anlagen von bescheidener Ausdehnung sind mit der
                              									neuen Beleuchtungseinrichtung im Strandturm von Chassiron an der Nordspitze der Insel Oléron
                              									zum Abschlusse gelangt. Die in diesem Leuchtturme benutzte optische Anordnung ist aber
                              									eine solche erster Ordnung und wird durch
                              									Sechsfachbrenner beleuchtet. Zur Beschaffung des Leuchtstoffes hat man in den
                              									Untergeschossen des Turmes ein eigenes Pintsch-Gaswerk errichtet, welches alle 14
                              									Tage den erforderlichen Vorrat erzeugt und lediglich von den Leuchtturmwärtern
                              									geleitet und betrieben wird; auch diese grosse Anlage lässt, was die
                              									Regelmässigkeit, die Sicherheit und Einfachheit des Beleuchtungsdienstes anbelangt,
                              									nichts zu wünschen übrig. Es darf nebstdem nicht unerwähnt bleiben, dass im
                              									Leuchtturm von Chassiron gleichwie bei den älteren,
                              									kleineren Anlagen für eine Notbeleuchtung durch Petroleumbrenner derart vorgesorgt
                              									ist, dass die letztere stets in Bereitschaft steht und in wenigen Minuten in Dienst
                              									gesetzt werden kann, wenn die Gasglühlichtbeleuchtung versagen sollte, dass aber
                              									alle Jahre her noch niemals und nirgends ein solcher Fall eingetreten ist. Mit
                              									Rücksicht auf diese vortrefflichen Erfahrungen würden die Leuchtturmeinrichtungen
                              									nach dem Muster von Chassiron in Frankreich sich wohl
                              									rasch und allgemein weiterverbreitet haben, wenn es nicht inzwischen dem Dépôt des Phares gelungen wäre, in Verfolgung der
                              									Glühlichtversuche neue Feststellungen zu machen, die gegenüber den früheren Erfolgen
                              									wieder einen wichtigen Fortschritt bedeuten.
                           Bekanntlich haben sich in den letzten Jahren zahlreiche Erfinder damit beschäftigt,
                              									Glühlicht auch mittels tropfbar flüssiger Leuchtstoffe, wie Spiritus,
                              									Petroleumäther, Benzin u.s.w., zu stände zu bringen, allein die Leuchtkraft, welche
                              									von solchen Lampen geleistet werden kann, bleibt in der Regel hinter jener, welche
                              									Oel- oder Fettgas erzeugt, weit zurück. Da übrigens die vorgedachten tropfbar
                              									flüssigen Brennstoffe für Glühlampen ausnahmslos sehr flüchtig sind, so haftet ihnen
                              
                              									stets mehr oder minder die Explosionsgefahr an und zugleich ist ihr Preis für alle
                              									Fälle höher, als jener des für den Dienst der Leuchttürme benutzten, gewöhnlichen
                              									Brennpetroleums. Für die interessierten Seebehörden wäre also von vornherein sowohl
                              									aus Sicherheitsgründen wie aus Sparsamkeitsrücksichten kein Anlass vorgelegen, die
                              									Petroleum- oder Spiritusglühlampen in das Bereich ihrer Versuche mit einzubeziehen,
                              									wenn man nicht doch Wert darauf gelegt hätte, zu erproben, ob sich nicht etwa mit
                              									dem gewöhnlichen Brennpetroleum der Leuchttürme vorteilhaft Glühlicht erzeugen
                              									lasse. In der That haben die bezüglichen Bemühungen, welche zur Verwendung von
                              									komprimierten Petroleumdämpfen führten, ganz befriedigende und namentlich in
                              									wirtschaftlicher Beziehung günstige Erfolge ergeben. Die Petroleumglühlichtbrenner,
                              									welche auf Grund der Versuche des Dépôt des Phares für
                              									die französischen Leuchtturmanlagen angenommen wurden, haben allerdings manche
                              									Eigentümlichkeiten, sind jedoch in Wesenheit nach demselben Grundsatze angeordnet,
                              									wie die meisten einschlägigen, im Handel vorkommenden Lampengattungen, insofern auch
                              									bei ihnen das flüssige Leuchtmaterial auf dem Wege zum Brenner erst einer Erhitzung
                              									durch die Glühflamme unterworfen ist. Es gelangt auf diese Weise nur dampfförmiges
                              									Petroleum in den Bunsen-Brenner, nachdem es sich mit der zur vollständigen
                              									Verbrennung erforderlichen Luftmenge vermischt hat. Letzteres geschieht auch bei
                              									diesen Petroleumglühlichtbrennern mit Hilfe desselben ejektorartigen Rohreinsatzes,
                              									welcher bei den in Fig. 1 dargestellten
                              									Gasglühlichtbrennern angewendet ist.
                           Was die Verdampfungsvorrichtung anbelangt, so hat man es für geboten erkannt,
                              									derselben eine möglichst grosse Ausdehnung oder, wenn man sich so ausdrücken darf,
                              									eine thunlichst grosse Heizfläche zu geben. Zu diesem Zwecke erhält für gewisse
                              									Anwendungsfälle das – in der Zeichnung einseitig abgehobene – Zuführungsrohr R1R2 (Fig. 2) die Form eines Hufeisens, dessen beide
                              									Schenkel rechts und links in gleichen Abständen vom Bunsen-Brenner B ihren Platz haben, während ihr Verbindungsbogen den
                              									Glühstrumpf oberhalb seines Scheitels überbrückt. Derartige Anordnungen lassen sich
                              									ersichtlichermassen ohne irgend einer schädlichen Einbusse an der Lichtwirkung
                              									überall dort zur Verwendung bringen, wo nur ein
                              									Richtfeuer zu geben und sonach nur ein Linsensatz
                              									vorhanden ist. Ebenso kann man U-förmige Verdampfer ganz
                              									gut bei Anlagen benutzen, die nach zwei oder nach vierSeiten Blitzlicht abzugeben haben, wenn die
                              									Rohre R1R2 (Fig. 2) diagonal, d.h. so gestellt werden, dass ihre
                              
                              									Hauptrichtung mit jener der Winkelsparren des Linsengestelles zusammenfällt. Diese
                              									Unschädlichmachung der Röhrenschatten ist eine dauernde, weil sich ja bei den
                              									gedachten Blickfeueranlagen die Glühlichtbrenner mit der optischen Einrichtung
                              
                              									gemeinsam drehen und sonach die ersteren gegenüber der letzteren ihre ursprüngliche
                              									Lage stetig unverändert beibehalten. Für Leuchttürme mit Blickfeuer nach drei Richtungen oder für solche, wo noch altartige
                              									Einrichtungen vorhanden sind, bei denen sich bloss die Scheinwerfer drehen, die
                              									Lampen jedoch fix bleiben, wird es nötig, wenigstens den einen U-Arm des Verdampfers wegzubringen, damit keine störenden Schatten
                              									auftreten können. Für diese Fälle lässt sich die in Fig.
                                 										3 ersichtliche Anordnung benutzen, welche auch noch den Vorteil besitzt,
                              									dass die nunmehr parallel nebeneinander liegenden Rohrstücke R1 und R2 durch ein gemeinsames, gefässartig ausgestaltetes
                              									Verbindungsstück M, welches gleichsam den Bogen des U der in Fig. 2
                              									dargestellten Brennerform vertritt, für die Reinigung sehr leicht zugängig gemacht
                              									sind. Um den Schatten der Röhren R1 und R2 jeden störenden Einflusses zu entkleiden, werden
                              									die Lampen in Leuchttürmen, welche nach drei Richtungen Blickfeuer werfen, einfach
                              									der vierten, dunklen Richtung zugewendet, in Leuchttürmen mit unbeweglicher
                              									Lampeneinrichtung hingegen der senkrechten Mittelachse der Anlage zugekehrt. Bei
                              									beiden Brennerformen geschieht die Einleitung der Petroleumverdampfung – das
                              									Anzünden der Lampe – durch direkte Erwärmung der Röhren R1R2 mit Hilfe einer tragbaren Spiritusflamme.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 191
                              Fig. 2.Petroleumglühlichtbrenner mit U-förmigen Verdampfer
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 191
                              Fig. 3.Petroleumglühlichtbrenner mit bogenförmigen Verdampfer
                              
                           Die nämlichen, weiter oben dargelegten Erwägungen, welche beim Gasglühlicht zu
                              									Gunsten des Druckes sprechen, machen sich auch hinsichtlich des Petroleumglühlichtes
                              
                              
                              
                              									geltend, doch spielt hier der Druck, unter welchem der flüchtige Leuchtstoff sich
                              									befindet, eine noch wichtigere Rolle, insofern er einerseits die Glühlichttemperatur
                              									steigert, sonach andererseits die Hitze der Petroleumdämpfe erhöht und umgekehrt.
                              									Man erhält auf diesem Wege überhitzte, sehr trockene Petroleumdämpfe, die für die
                              									betriebssichere Reinhaltung der Brenner sehr günstig wirken. Einrichtungen unter
                              									angemessen hohem Drucke erfordern ungleich weniger Pflege und Aufsicht, als solche
                              									mit geringem Drucke, bei denen namentlich häufige Rohrverstopfungen vorkommen, die
                              									gleich beim Anzünden sehr lästig auftreten und viel Mühe verursachen können. Weitere
                              									wertvolle Rückwirkungen des hohen Druckes sind die Hintanhaltung von Schwankungen in
                              									den Lichtstärken und die Verhinderung des Ausspritzens flüssigen Petroleums in den
                              									Glühstrumpf. Um aber alle diese Vorteile zu erzielen, soll gemäss den
                              									Versuchsergebnissen mindestens ein Druck von 2 kg pro Quadratcentimeter vorhanden
                              									sein, und ist es günstig, denselben über diese untere Grenze hinaus noch zu steigern.
                              									Diese Erhöhung kann ohne jegliche Einbusse an den Vorteilen etwa bis zum Doppelten
                              									getrieben werden, in welchem Falle sich der stündliche Petroleumverbrauch in den
                              									geschilderten Brennern auf 4 g pro Carcel Lichtstärke herausstellt. Im praktischen
                              									Leuchtturmbetriebe kann sich allerdings der Leuchtstoffverbrauch, namentlich infolge
                              									gewisser Lässigkeiten der Wärter, etwas ungünstiger ergeben und im Durchschnitte auf
                              									etwa 5 g steigern, allein selbst diese Verbrauchsziffer ist noch immer wesentlich
                              									günstiger als jene, welche die im Handel vorkommenden Petroleumglühlampen
                              									aufweisen.
                           Da das Petroleum, wie alle Kohlenwasserstoffverbindungen, den Nachteil besitzt, bei
                              									seiner Verdampfung Teerrückstände zu erzeugen, die sich an die Innenwände der
                              									Verdampfer absetzen, und die für den geregelten Betrieb von Leuchttürmen eine recht
                              									störende Misslichkeit bilden können, so sind zuvörderst die betreffenden Röhren in
                              									den Brennern (Fig. 2 und 3) derart angeordnet worden, dass es möglich ist, sie leicht abzunehmen
                              									und ihr Inneres mittels einer biegsamen, auf Metalldraht angebrachten Rosshaarbürste
                              									vollkommen zu reinigen. Obwohl es nun keineswegs unbedingt nötig erscheint, die
                              									Verdampferröhren alle Tage in vorgedachter Weise auszuputzen, so empfiehlt es sich
                              									nichtsdestoweniger – schon der Ordnung und regelmässigen Dienstführung halber – für
                              									alle Fälle die alltägliche Durchführung dieser
                              									Instandhaltungsarbeit strenge vorzuschreiben, damit von vorhinein jeder
                              									nennenswerten Ansammlung von Rückständen vorgebeugt werde. Um es zu verhindern, dass
                              									Teilchen der festen Abscheidungen in den Ejektor oder in den Bunsen-Brenner geraten,
                              									wo sie eine betriebsstörende Verstopfung herbeiführen würden, hat man es ferner für
                              									zweckdienlich befunden, vor diesen Teilen in den Rohrkuppelungen einen
                              									kapselförmigen Raum auszusparen und hier ein Sieb einzulegen, welches also der
                              									Leuchtstoff auf seinem Wege passieren muss. Diese zwei Siebe oder Filter, welche aus
                              
                              									fünffach zusammengefaltetem feinstem Drahtgewebe bestehen, werden alle Tage,
                              									morgens, gelegentlich der Reinigung der Verdampferrohre gegen frische ausgewechselt.
                              									Wenn diese Verrichtungen pünktlich und ordentlich erfolgen, so ist hierdurch das
                              									gute Arbeiten der Brenner für die Nacht verbürgt und die Wärter haben im Verlaufe
                              									der Beleuchtungszeit keine weitere Mühe mehr aufzuwenden. Wie man sieht, sind die
                              									Anforderungen an Pflege bei Petroleumglühlicht allerdings grösser als bei
                              									Gasglühlicht, aber doch wieder viel kleiner als bei der gewöhnlichen
                              									Petroleumbeleuchtung; auch wird sich ein gewissenhafter, anstelliger Wärter, wie die
                              									Erfahrung lehrte, gar bald so gut in den Dienst einarbeiten, dass er ihn ebenso
                              									leicht als rasch zu verrichten vermag. Für jeden der in Fig. 2 und 3 dargestellten Brenner ist ein
                              									Petroleumvorratsbehälter Q (Fig. 4) erforderlich, welcher mindestens 4 1 Fassungsraum besitzen muss,
                              									und durch ein Speiserohr P1 mit ersterem in Verbindung steht. Ein zweiter zugehöriger Teil ist ein
                              									für mindestens 12 kg Druck geprüfter Behälter A, der
                              									denselben Querschnitt hat wie Q, und in welchem sich
                              									während des Betriebes Pressluft befindet, die den Druck auf die Oberfläche des
                              									Petroleums in Q überträgt. Das Füllen des Behälters A – und zwar für gewöhnlich bis zu einem Drucke von
                              									beiläufig 6 kg – hat jeden Abend vor dem Anbrennen zu geschehen und wird mit Hilfe
                              									einer kleinen, doppelstiefeligen Luftpumpe sehr rasch bewerkstelligt. In die
                              
                              									Rohrleitung P2, durch
                              
                              									welche die Pressluft von A nach Q gelangt, ist ein Manometer eingeschaltet, dann ein
                              									kleiner Fournier'scher Lufthahn, mit dessen Hilfe sich
                              									die Spannung in A bezw. Q
                              									selbstthätig reguliert, und endlich ein Absperrventil W
                              									mit Schraubenverschluss. Die Anbringung dieser Einrichtung unterliegt im allgemeinen
                              									keiner Schwierigkeit, weil man sich hierin eben fast immer einfachdurch die
                              									passende Anordnung der Rohrleitungen P1 und P2 helfen kann. Es erübrigt schliesslich nur noch
                              									beizufügen, dass in Frankreich bei allen bisherigen praktischen Anlagen mit
                              									Petroleumglühlicht auch noch Dochtlampen als Notbehelf vorgesehen sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 192
                              Fig. 4.Petroleumglühlichtbrenner nebst zugehörigem Leuchtstoff- und
                                 										Pressluftbehälter
                              
                           Die erste solche Anwendung kam Ende des Jahres 1898 zu stände, nachdem sich das Dépôt des Phares vorher zwei volle Jahre hindurch mit
                              									den betreffenden Vorversuchen beschäftigt hatte. Es handelte sich um den Leuchtturm
                              									vierter Ordnung auf der Insel Penfret (Finistère),
                              
                              									welcher mit zwei Scheinwerfern und Blickfeuer eingerichtet ist. Die Pressluft- und
                              
                              									Petroleumbehälter (A und Q
                              									in Fig. 4) sind hier an dem Quecksilberschwimmer
                              									angebracht worden und drehen sich also mit denselben mit. Anfangs 1899 erfolgte die
                              									Umgestaltung der Leuchtanlagen des frei in der See stehenden Leuchtturmes dritter
                              									Ordnung bei Four (Finistère) für Petroleumglühlicht und
                              									bald darauf jene des gleichfalls frei stehenden Leuchtturmes zweiter Ordnung bei Roches-Douvres; in beiden Fällen konnten die
                              									Glühlichtbrenner einfach an die Stelle der alten Dochtbrenner gesetzt werden, doch
                              									ist die Anordnung derart, dass die neuen Brenner immer wieder durch die alten rasch
                              									ersetzt werden können, wenn sich dies als notwendig herausstellen würde. Im gleichen
                              									Jahre kamen dann die Leuchttürme von Grave (Gironde),
                              									von Trezien (Finistère) und von Saint-Mathieu (Finistère) an die Reihe, in welchen bloss einseitige
                              									Richtfeuer zu geben sind, und daher die Pressluft- und Petroleumbehälter stabil
                              									untergebracht und besonders umfänglich und druckfest ausgeführt werden konnten.
                              									Anfangs verflossenen Jahres wurde sodann der Leuchtturm vierter Ordnung von Kermorvan (Finistère), sowie der Leuchtturm von Grands-Charpentiers (Loire-Inférieure), welche beide
                              									für Fünfminutenfeuer eingerichtet sind, mit Petroleumglühlicht versehen. Hier hat
                              									man, um den örtlichen Bedürfnissen Rechnung zu tragen, zum erstenmal die in Fig. 3 ersichtlich gemachte Verdampferform in Gebrauch
                              									genommen, wogegen in allen früheren Fällen mit den U-förmigen Verdampferröhren nach Fig. 2 das
                              									Auslangen gefunden worden war. Alle diese hier angeführten oder seither entstandenen
                              									einschlägigen Anlagen haben sich in jeder Beziehung vortrefflich bewährt, und
                              									während sich die laufenden Betriebskosten der umgestalteten Leuchttürme gar nicht
                              									oder doch nur ganz geringfügig erhöht haben, ist ihre Leistungsfähigkeit ganz
                              									wesentlich gestiegen. Die französischen Seebehörden haben denn auch auf Grund der so
                              									sehr befriedigenden Ergebnisse die Verfügung getroffen, dass mit der Auswechselung
                              									der Dochtlampen gegen Petroleumglühlampen in regem Masse fortzusetzen sei. Ausserdem
                              									soll aber auch bei Errichtung neuer Leuchttürme, soweit die örtliche Eignung hierzu
                              									vorhanden ist, künftighin ausschliesslich Petroleumglühlicht zur Verwendung
                              									kommen.